Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass es bei ihm keine "Vorfälle" gibt. Er ist kein "im Affekt-"-Spieler, der auf dem Weg von der Arbeit nach Hause spontan eine Vollbremsung an der Spielhalle macht, wie ein Irrer das komplette Geld verzockt, danach noch neben den Automaten kotzt und danach jämmerlich weint.
So 2-3 Kilometer vor meinem Haus gibt es eine Abzweigung. Dort musste ich abfahren, wenn ich in meine "Stammspielhalle" wollte.
Nicht nur einmal fuhr ich gegen meinen festen Willen, mit Tränen in den Augen dort ab und zur "Halle".
Spontan oder geplant, zocken machte immer "Spaß" ... am meisten "Spaß" machte es mir, wenn ich Zeit oder Geld hatte, was ich nicht rechtfertigen musste.
Wie ein König fühlte ich mich, wenn ich beides gleichzeitig hatte.
Auch wenn ich es beim "Augenlicht meiner Kinder" geschworen hatte,
habe ich in meinem Leben eines nie getan: Einen "Vorfall" sofort bereichtet.
Ich habe nur "gepetzt", wenn die Spatzen es sowieso schon von den Dächern zwitscherten.
Das mit dem "Vorfall" ist so eine Sache.
Wenn jemand "einmalig" durch eine besondere Konstellation "rückfällig" wird, dies sofort bearbeitet und die entsprechenden Maßnahmen einleitet, mag man von einem "Vorfall" sprechen. 2 oder 3 "Vorfälle" gehören schon nicht mehr dazu.
Dieses Wortspiel wird gern verwendet, weil es sich so schön "harmlos" anhört.
Genauso nennen einige ihre "Suchttherapie" gern "Reha" - klingt so gesund.
Dabei heißt Reha ja, den ursprünglichen Zustand wiederherstellen., Also wieder zum Suchtkranken werden ? Nee lieber nicht.
Spielt sowieso keine Rolle. Gezockt ist gezockt.
Ich kenne ( kannte ) so manchen, der von ersten Tag an damit kokketierte, dass "Rückfälle" zur Sucht gehören.
Das ist wohl auch die offzielle Meinung. Ich für mich persönlich habe keinen Rück- oder Vorfall jemals auch nur angedacht.
In meinem Sprachschatz existiert es nicht. Für mich, für meine Abstinenz.
Manchmal kommt meine Frau auf dieses Thema und wahrheitsgemäß antworte ich ihr,
dass es jederzeit Rückfälle geben kann.
Irgendwie ist sie dann immer enttäuscht und beängstigt.
Habe es ihr oft erklärt, dass es nach besten Wissen und Gewissen bei mir nicht vorgesehen ist,
es aber nunmal die Realität in der Suchttherapie ist.
Ich habe auch in den ersten Tagen meiner "Abstinenz" im Forum laut herumposaunt, dass ich nie wieder spielen werde.
Sagt natürlich jeder, oder denkt es zumindest. Die meisten lachten wohl innerlich.
Ich auch, denn irgendwie wusste ich ab der ersten Minute, dass es "diesmal" ganz anders ist.
Er ist der "strategische Spieler", sein Leben immer schön "im Griff", immer zusehen, dass das Konto nie ganz leer ist, alle Vorkehrungen treffen dass es die Partnerin nicht merkt, alles gut durchdacht und langfristig geplant. Hochintelligent. Und perfide.
Ich dachte das auch oft und wünschte mir, einfach dumm zu sein. Dann wäre einiges leichter. Dachte ich.
Diese kontrollierte Verhalten ist allerdings eine ausgepägte Folge unserer Krankheit.
Nichts gutes, nichts intelligents, nichts brauchbares.
Es ist ein Spiel mit der "Macht". Macht über den Automaten, das Spiel, das Wissen und sonstwas.
Und nicht zu letzt "Macht" über Menschen.
Zur Abstinenzentscheidung gehört ja die "Kontrolle abzugeben". Die Kontrolle über unser Spielverhalten.
Das ist nicht so einfach wie es klingt und erfordert vom Betroffenen eine Wesensänderung.
Kleine Brötchen backen könnte hier das Schlagwort sein. Ganz kleine. Bei mir waren es sogar winzigste.
Es muss getan werden was getan werden muss.