Hallo Alexandra,
sorry, aber ich frage mich die ganze Zeit, was ein 'Suchtbericht' überhaupt ist, und auch, wieso du ihn bekommst, wenn es seiner ist?
Das verwirrt mich.
Deinen Link habe ich gelesen, und ich stimme Jacky da zu. Der Inhalt ist größtenteils sicher zutreffend, aber eben auch sehr akademisch-trocken und pauschalisierend. Es läßt sich eben nicht immer alles in für die Lehre praktisch analysier- und einordbare Schubladen stecken. Damit meine ich nichtmal unbedingt die (schon etwas fachbuchmäßig, aber weitestgehend durchaus passend) beschriebenen Symptome, sondern eher den Versuch, die 'Entstehung' zu 'erklären'. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, daß mein Vater absolut gar keinen Anteil an meiner Sucht hat oder hatte.
Daran ist letztlich nur Einer 'Schuld' - ich selbst.
Ich denke, nicht zu spielen sollte selbstverständlich sein. Darum ist es auch nicht nötig, da irgendwas 'wertzuschätzen'.
Von daher... ja. Ich stimme dem, was du schreibst, fast vollumfänglich zu. Es gibt nichts, was mein Verhalten entschuldigt, aber ich kann versuchen, es zu 'erklären'. Nicht mit Satzbausteinen oder Statistiken, sondern daran, wie es in mir aussah - oder manchmal immernoch aussieht. Andersrum hilft es mir auch, von Angehörigen zu lesen, um zu verstehen, warum meine bessere Hälfte das so lange mitgemacht hat, und was ich vermeiden sollte.
Bei Beidem braucht es immer jemanden, der zuhört, oder besser gesagt, der in der Lage ist, seine Gefühle für den Moment rauszuhalten, um eine sachliche Betrachtung möglich zu machen. Genauso, wie ich manchmal (auch hier) meine ersten Gedanken und möglichen Kommentare außen vorlassen muß, wenn ich antworte.
Denn jeder tickt anders - und genau das ist doch das Entscheidende hier.
Gemeinsam eine Lösung zu finden, wird schwierig, denn es ist ja immer nur eine Person hier. Der Idealfall wäre, wenn das jeweilige 'Gegenstück' ebenfalls hier wäre - was aber ja nie der Fall ist. Von daher ist das die zweitbeste Lösung, nämlich sich mit Menschen auszutauschen, die selbst in der Situation sind oder waren.
Würden wir anfangen, zu werten, wäre hier wohl niemand anwesend, der sich in der Position befände, den 'ersten Stein zu werfen'. Zumindest ich weiß das genau, da kannst du dir sicher sein. Und die Anderen auch, denke ich.
Von daher... ihr habt es ja schon gesagt - es geht nicht um Schuld oder Unschuld, sondern darum, den jeweiligen Blickwinkel zu verstehen, und / oder einen anderen Umgang oder eine andere Betrachtungsweise zu sehen. Keine Anleitung, nur eine Hilfestellung. Und auch ganz sicher keine 'Verurteilung'.
Auch Frust ist erlaubt, oder gar Jammern. Oder Wut und Enttäuschung. Darum sind wir ja hier. Weil es nur wenige Orte gibt, an denen das möglich ist. Nur bedeutet die Tatsache, daß die Menschen etwas nachvollziehen können, eben auch, daß der Ein oder Andere sich dazu äußert, um auf Zusammenhänge oder Denkfehler hinzuweisen.
Was meinst du, was ich hier schon auf die virtuelle Nuß bekommen habe?
Bestenfalls nehme ich etwas davon mit, wenn nicht heute, dann vielleicht später. Und schlimmstenfalls eben nicht.
Eine Krankheit ist kein Freifahrtschein, und hat Auswirkungen.
Das hören Spieler bestimmt nicht gerne- und es ist eine weitere Realität. Wer stabil genug ist, muss sich dem auch stellen. Das ist nicht einfach, aber fällt mit unter die Krankheitsbewältigung.
Soweit, so richtig. Gut gesagt. Einfach aufhören, und die Welt ist wieder in Ordnung, funktioniert nicht.
Aber die Erkenntnis, daß Angehörige leiden, kommt nicht erst mit der Abstinenz. Mir war das vorher schon bewußt, auch wenn ich es ignoriert und schöngeredet habe. Will heißen: sie hatte keinerlei Einfluß darauf, ob ich weiterspielte oder nicht.
"Alles für den Spieler, nichts für die Angehörigen" ist doch genau das, was es aufzulösen gilt. Für Angehörige gilt das unabhängig davon, ob der Spieler nun noch spielt oder nicht. Denn sie haben nunmal keinen Einfluß darauf, oder zumindest nur einen sehr geringen.
Ich konnte nur für mich aufhören, für niemanden sonst hätte ich das dauerhaft geschafft.
Und somit kann mich auch niemand dazu bringen, außer ich selbst.
Beides würde nur in einem Kampf enden, den man nicht gewinnen kann. Und das nicht nur für mich.
Du brauchst dich nicht als Versagerin fühlen, weil es nichts gibt, das du hättest 'bessermachen' können.
Sorry, daß ich hier in dein Tagebuch geschrieben habe, eigentlich tut man sowas ja nicht.
Aber das wollte ich mal loswerden. Zur Not kann es auch gelöscht werden.