Hallo ihr,
gelesen habe ich Fred's Beitrag schon vor ein paar Tagen. Ich habe aber eine ganze Weile überlegt, ob, und wenn ja, wie, ich diese Fragen beantworte. Denn irgendwie kann ich das gar nicht so wirklich.
Mhh... ja... ich werde definitiv auch gemocht, und sehr wahrscheinlich sogar geliebt, obwohl man es mit mir sicherlich nicht leicht hat. Ende letzten Jahres war da wieder so ein Paradebeispiel...
Ich bin der Elefant im Porzellanladen. In jeder erdenklichen Hinsicht. Das hat nur, entgegen der allgemeinen Auffassung, nicht wirklich viel mit bewußter Ignoranz zu tun.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob es tatsächlich die Gesellschaft ist, die mich 'an den Rand drückt'. Sie tut das ja nicht aus einer bewußten Entscheidung heraus, sondern als Reaktion auf mich und mein Verhalten; und um ehrlich zu sein ist das meist auch genau der Ort, an dem ich mich wohl und sicher fühle... Außen vor. Insofern möchte ich ja gar keinen Platz haben. Das scheine ich auch auszustrahlen. Woher sollen andere also wissen, wenn es plötzlich auch mal für eine Weile anders sein kann, und ich das tatsächlich doch einmal möchte, weil es gerade schwer ist, mich auszuhalten? Für mich sind Nähe und Distanz ein schwieriges Thema - auch in Bezug auf mich selbst. Ich wollte damals einfach nicht mit mir selbst allein sein, die Gesellschaft anderer wollte ich aber genausowenig.
Aber nun ja, was soll ich sagen... in meiner Wirklichkeit ist der Alltag eben voller Porzellan.
Meine Erwartungen an mich selbst sind vergleichsweise niedrig - aber dennoch oft schwer umzusetzen. Ich kämpfe jeden Tag gegen mich selbst - auf eine Art und Weise, von der ich heute zumindest weiß, daß sie sich die meisten Menschen nur sehr schwer vorstellen können, denn Außen und Innen sind da eben extrem widersprüchlich.
Mir meinen (wahrscheinlich eher ungewöhnlichen) Platz zu nehmen kann ich heute aber auch deutlich besser. Das muß ich auch - um meiner selbst Willen brauche ich meine 'Nische' - und Menschen, die sich daran nicht stören. Erstaunlicherweise ist das aber eher selten ein Problem. Die meisten Leute merken das 'intuitiv', sogar besser als ich selbst. Ich merke oft nichtmal, daß die Leute bewußt etwas tun (oder vermeiden), weil sie wissen, daß mir das hilft. Kleinigkeiten zwar, die den Menschen aber offenbar durchaus auffallen. Das ist mir dann im Nachhinein doch manchmal auch ein wenig unangenehm, aber die sagen dann, ich helfe ja auch immer Anderen, also ist das doch normal.
Wenn jemand nicht gewillt ist (oder wenn sie es ignorieren, weil sie ja nunmal das Sagen haben), mir entgegenzukommen, wird es tatsächlich deutlich schwieriger für mich. Man kann mir sagen, was ich machen soll, das Wie ist aber meine Sache. Es gibt aber eben auch Menschen, bei denen das auf Dauer dann doch nicht funktioniert. Für sie gibt es nur einen Weg, nur eine Sichtweise - ihre eigene, und Andere haben sich daran zu halten. Ich hasse Schlamperei und unsinnige Vorgaben, deren Sinn sich mir nicht erschließt (besonders Reinreden von Leuten, die selbst keine Ahnung haben, sich aber für wichtig halten)... außerdem hasse ich Kontrolle jeglicher Art. Da wird es dann immer sehr unangenehm - leider aber hauptsächlich für mich. Denn ich bin nach wie vor nicht in der Lage, offen für das einzustehen, was gut für mich ist.
Ich hatte aber bisher nur einen Vorgesetzten, der das nicht akzeptiert hat, weil er (oder besser gesagt: sie) das eigene Ego über alles gestellt hat. Sie mußte immer präsent sein, und ihre Marker hinterlassen. Die meisten anderen waren eher 'ergebnisorientiert' - und das kann ich. Deshalb konnte ich mir meist immer schon erlauben, mir Freiräume zu nehmen, die Andere nicht hatten. Das wurde mir zwar immer erst bewußt, wenn Andere mich darauf ansprachen, aber da ist im Nachhinein betrachtet definitiv etwas dran.
Denn bekomme ich die nicht, wird es sehr schwer für mich und mein 'inneres Gleichgewicht'.
Gefährlich war ich nie, 'kriminelle Energie' hatte ich aber durchaus auch. Verdient hatten 'die' es allemal, so dachte ich.
Genaugenommen bin ich ja nach wie vor dieselbe Person, es wäre also realistisch betrachtet ganz leicht wieder umkehrbar. Und ja, diese diffusen Emotionen sind nach wie vor dieselben. Ich gehe nur anders damit um, denn sie sind halt nunmal eben da. Und ich kann niemanden dazu bringen, mich zu verstehen. Wie auch? Das tue ich ja selbst nichtmal.
Eine 'Macht' ist allerdings zugegebenermaßen manchmal dann doch immernoch da. Der Druck geht da nur nicht (mehr) von den vermeintlichen Erwartungen Dritter aus, sondern von meinen eigenen Erwartungen an mich selbst.
Stimmt, viele Menschen messen mit zweierlei Maß. Sie regen sich heute bei anderen über etwas auf, was sie (oder eine andere, ihnen offenbar 'wohlgesonnenere' Person) gerade gestern erst selbst getan haben. Sowas spreche ich inzwischen aber auch eher selten aus. Die Diskussion wäre mir da erfahrungsgemäß viel zu anstrengend, es führt eh nicht zu irgendeiner Einsicht, und die Leute fühlen sich vor den Kopf gestoßen (und werden dabei oft noch persönlich).
Außerdem interessiert mich das dann auch nicht wirklich. Ich wundere mich eben nur manchmal, warum man mich als 'ignorant' bezeichnet, sowas aber als 'normal' gilt.
Aber ich muß ja gar nicht alles verstehen.
Gute Nacht allerseits.