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Autor Thema: Spielsüchtiger Vater - nichts mehr wie vorher

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M
Hallo,
vor 3 Tagen flog meiner Mutter und mir unser Leben um die Ohren als wir heraus fanden, dass mein Vater meine Mutter um +100.000€ betrogen hat. Das ist ein so hoher Betrag, den wird sie ohne Privatinsolvenz niemals mehr los. Warum flog das ganze jetzt erst auf? Vielleicht waren meine Mutter und ich sehr naiv, haben alle Finanzangelegenheiten immer meinem Vater überlassen. Meine Mutter ist was Bankgeschäfte und Finanzen und seit Onlinebanking auch Technik angeht nie sonderlich bewandert gewesen und war deswegen “froh”, dass mein Vater das übernommen hat. Bis vor diesem Jahr hätten wir auch niemals gedacht, dass es um unsere Finanzen schlecht steht - meine Mutter verdient gut, mein Vater ist allerdings bereits seit 4 Jahren arbeitslos (vermutlich hat es dort auch begonnen so schlimm zu werden) - trotzdem waren wir bisher seit ich lebe (28 Jahre) immer im Urlaub, oft auch mehrmals im Jahr, konnten uns alles was wir brauchten erlauben und meine Eltern haben auch mich finanziell unterstützt indem sie meine Miete und meinen Semesterbeitrag gezahlt haben.
Wie flog es nun auf? Anfang des Jahres behauptete mein Vater, dass es Schwierigkeiten bei der Bank gäbe, dass das Onlinebanking nicht funktioniere & deswegen Dinge nicht abgebucht werden. Er fälschte E-Mails der Bank um mich und vor allem meine Mutter in die Irre zu führen, keiner von uns hinterfragte es. Ich bot auch mehrmals an, dass ich mich mal in das Onlinebanking einloggen könnte, aber dort wurde gemauert oder mein Vater gab mir falsche Zugangsdaten. Ich schlug ebenfalls vor zusammen zur Bank zu gehen, auch dies wurde immer ignoriert oder er sagte: Nee ich geh wohl dann und dann selber. Meine Mutter verzweifelte über die Situation keinen Überblick mehr über Finanzen zu haben, vor abgelehnten Daueraufträgen und Mahnungen zu stehen - schließlich brachte sie eine Kollegin auf den Gedanken, dass hier vermutlich nicht die Bank sondern ihr Mann das Problem ist und eine Spielsucht vorliegen könnte. Nachdem meine Mutter mir diesen Verdacht erzählte, sich dabei aber natürlich auch schlecht fühlte und zweifelte, schlug ich ihr vor mit ihr zur Bank zu gehen - dort wurde beim Versuch Kontoauszüge abzuholen ihre EC-Karte eingezogen. Anschließend sahen wir dann zum ersten Mal das Ausmaß des Ganzen. Mein Vater hatte die Karte meiner Mutter im April als gestohlen gemeldet (was sie ja nicht war, die lag im Automaten  :'() und für sich eine neue bestellt - die hatten wir auch mit & dadurch sahen wir dann den riesigen Schuldenberg. Es wurden auch zahlreiche Kredite bei anderen Banken aufgenommen, hunderte Glücksspielausgaben tummelten sich dazwischen.
Meine Mutter entfernte meinen Vater als Mit-Kontoinhaber und bekommt nun neue Zugangsdaten, allerdings hat er ja jetzt noch Kreditkarten bei diversen Banken, da sind wir gerade dabei alle anzuschreiben - schwierig ohne viele Daten zu kennen.
Nun nochmal zu meinem Vater, neben der Spielsucht ist er seit Jahren auch depressiv, liegt oft nur noch bis Abends im Bett, geht kaum raus,  war oft auch gesundheitlich angeschlagen, hat sich uns generell schon lange entzogen - wir haben schon bevor jetzt dieses finanzielle Fiasko rauskam, schon versucht ihn zu einer Therapie gegen Depressionen zu bewegen, er blockte alles ab.
Für meine Mutter, die nun eben mit meinem Vater in einer Wohnung lebt, war auch dieser depressive Zustand natürlich schon sehr schwer. Ich bekam es dadurch, dass ich alleine woanders wohne nur selten bei meinen Besuchen mit.
Als wir meinen Vater also nun mit den Erkenntnissen von der Bank konfrontierten reagierte er zunächst völlig emotionslos und sagte dann er würde ja auch überlegen sich das Leben zu nehmen - also ließen wir ihn abholen und in eine psychiatrische Klinik stecken.
Auch in den letzten Tagen kam von ihm wenig Entschuldigungen, er schickte uns Bilder vom Essen und beschwerte sich noch als ich ihm eine Tasche mit Kram vorbeibrachte, dass dort so wenig drin war (es war das was er wollte)  :-X
Ich schreibe auch nur sporadisch mit ihm, die Enttäuschung sitzt gerade sehr tief. Er wird immer mein Vater bleiben und eigentlich habe ich ihn immer sehr geschätzt und hatte auch in meiner Kindheit ein sehr tolles Verhältnis zu ihm (was viele Freundinnen von mir nicht von ihren Vätern behaupten können) - aber auch ich wurde von ihm belogen und betrogen, natürlich hat er mich auch mal um Geld betrogen, so wie alle in unserer Familie - er fälschte auch die Unterschrift meiner Oma um an Geld zu kommen (es ist wirklich extrem kriminell alles).
Meine Mutter redet nicht mehr mit ihm, wird ihn anzeigen und die Scheidung einreichen. Gerne würde sie auch direkt die Schlösser austauschen, allerdings ist das wohl schwierig.
Die letzten Tage haben wir damit verbracht überall aus dem Messi-Zimmer meines Vaters Zettel herauszukramen und diese abzuheften- jetzt herrscht schonmal ein grober Überblick über Kredite, Kontoauszüge, Verträge usw. Alles zu kündigen und natürlich der Gang zum Anwalt und die “Abbezahlung” der Schulden (die wird meine Mutter wohl zu Lebzeiten nicht mehr los).
Des Weiteren ist ein sorgloses Leben wie wir es kannten natürlich auch nicht mehr möglich. Ich verdiene in meinem Studierendenjob nicht schlecht & kann die Miete und andere Lebensunterhaltungskosten davon tragen, allerdings ist es natürlich auch kein fester Job und falls der mal weg ist oder auch falls irgendetwas größeres gezahlt werden muss, wird es schwierig. Für meine Mutter sieht alles natürlich noch schlechter aus - wie oben erwähnt, muss es vermutlich zur Privatinsolvenz kommen & das obwohl sie Vollzeit arbeitet und gut verdient  :( Wohnungsmässig muss sie sich dann vermutlich auch verkleinern und in den Urlaub werden wir wohl auch nicht mehr so einfach können.
Wie es mit meinem Vater weitergeht, wo er landet nachdem er entlassen wird ist auch schwierig. Meine Mutter will ihn ja verständlicherweise nicht aufnehmen und in meiner kleinen Einzimmerwohnung ist es nicht möglich und gerade will ich das auch nicht. Ob seine Mutter ihn nehmen würde, ist auch fraglich. Woher er Geld bekommt ist ebenfalls fraglich. Ob ihm das alles bewusst ist, dass es so sein wird? Ich glaube nicht.  ???

Das war jetzt alles sehr lang. Ich musste mir es mal von der Seele schreiben, mir geht es selber auch sehr schlecht. Ich schlafe und esse kaum, zittere und fühl mich kotzübel. Diese ganzen Veränderungen und der “Verlust” eines geliebten Menschens wiegen sehr schwer.

Falls ihr nachdem ihr diesen Roman gelesen habt, Tipps für uns habt - für egal was - lasst es uns wissen!
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Hallo Maerchen95 und herzlich Willkommen im Forum,

sehr gerne kann ich dir erst heute Abend schreiben.
Darum erst einmal schön dass du hier geschrieben hast, ich weiß nicht inwieweit es zufriedenstellende Lösungen gäbe.
Aber ganz sicher, es gibt Wege dorthin.

Liebe Grüße   
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Hallo Maerchen95,

deinen Vater anzuzeigen und euch  einen genaueren Überblick des Schadens zu verschaffen sind gute Schritte.
Es stehen ja Betrug ( Unterschrift - Dokumentenfälschung ) nachweislich im Raum, da müsste dann geklärt werden inwieweit
auch die Banken selbst einer Sorgfaltspflicht, insbesondere bei Vertragsabschlüssen nachkam.   
Auch wäre ein event. kulantes Entgegenkommen der Banken  denkbar, dies alles wird sich entwickeln und der Anwalt
die Möglichkeiten schon abwägen.   

Bei einer nun anstehenden Scheidung könnte event. dann auch von einem schwereren Härtegrad ausgegangen werden.
Würde einiges Beschleunigen, Kosten ersparen und schneller zu einem Abschluss führen.

Ein enormer Vertrauensbruch deines Vaters, mit einem fatalen Ergebnis für euch alle.
Er ist nun an einem tiefen Punkt angekommen und wohl ziemlich am Ende seines Leidensdrucks.
Seine psychische Erkrankung mit all den schlimmen Folgen wird hoffentlich zu einem Erkennen/Umdenken bei ihm führen.
Das Leben birgt oft viele Überraschungen, schwere Tage scheinen dann unendlich zu sein.   

Nun zu dir Maerchen,
du kannst kaum weglaufen von der emotionalen Bindung zu deinem Vater.
Sein Kreislauf führte ihn immer tiefer ins Verderben und nun bist du darin direkt involviert.
Nun zählt es aber auch unbedingt, an dich und deine Mutter zu denken.
Dein Vater wird lernen müssen wieder Verantwortung tragen zu können, aufgeben wäre keine gute Option.
Wir wissen es nicht wie es bei ihm weitergehen wird.
Darüber hinaus, auch wenn diese Enttäuschung eh bleibt, zählt für euch wieder eine Grundordnung zu erschaffen.
Parallel mit dem Abarbeiten eurer zukünftig finanziellen Aufgaben, wird sich auch wieder eine alltägliche Zufriedenheit einstellen.

Für den heutigen Moment gilt es durchzuatmen, es ist sehr verständlich wie es dir nun geht.
Manchmal schäme ich mich auch für andere pathologische Spieler, bin ja selbst einer.
Aber grundsätzlich tun sie mir sehr leid, wobei dies sich auch in Grenzen hält, je nach betriebener krimineller Energie an seiner eigenen Familie.
Leider blieb euch dies nicht erspart, es bleibt aber weiter deine Familie.
Ändert die Dinge die ihr nun auch ändern könnt, ihr seit ja dabei.
Verliere dadurch nicht das Vertrauen in Menschen die immer zu dir stehen werden. 
Leicht wird es nicht ...für keinen.
   
Aber es wird wieder besser werden, ganz sicher liebe Maerchen, Kopf hoch.
Bilde mit deiner Mutter eine Gemeinsamkeit, die euch beide immer weiter stärken wird.
Grabt euch nicht damit ein und es gäbe keine Vorwürfe, ihr wurdet leider hintergangen.
Seine Spielsucht mag die Begründung sein, mehr aber auch nicht!
Dies wertet ihn keinesfalls ab, doch ändern kannst du nur Dinge auf die du wirklich Zugriff hast 
 
   

Liebe Grüße     
     
   
     
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« Letzte Änderung: 05.11.2023 23:19:52 von Jacky1 »
 
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A
Moin,

richtig ist natürlich ihm sein Suchtmittel, also Euer Geld  zu entziehen.
Ich denke, Du fragst da zwar nicht direkt nach, dennoch ist es wahrscheinlich für Dich/Euch nicht vollziehbar, was er getan hat.

Es macht die Sache jetzt nicht besser und verteidigen will ich ihn auch nicht. Es ist  für die Angehörigen oft eine persönliche Beleidigung, nicht nur das Geld unterschlagen wurde, sondern auch dieser Vertrauensmissbrauch, all die Aussagen vom Süchtigen werden jetzt als Lügen entlarvt und das tut weh.
Dann kommt die scheinbare Gleichgültigkeit, dass  Wegwischen der Probleme.
Er ist voller Scham, auch wenn er keine Reue zeigt.  Wenn er  alles zugeben würde, dazu stehen würde, müsste er sich die Sucht eingestehen. Nun habt Ihr ihn auffliegen lassen, so seit Ihr schneller als er. Verstehst wie ich meine?, er wird jetzt mit diesen ganzen Dingen konfrontiert, weil er gezwungen wird, also stammelt er rum. Es ist eine Krankheit, die eben nicht zu sehen ist, wie wohl eher bei einer Drogensucht oder Alkoholsucht. Wenn jdm. Geld wegen Drogen klaut, ist das Verständnis eher da, als bei einer Spielsucht. Die ist erstmal nicht zu sehen, wie Ihr schmerzlich erfahren musstest.
Das nur so als Erklärung, damit Ihr es etwas besser einstufen könnt, was Dein Vater alles getan hat, um seine Sucht zu befriedigen, ohne Rücksicht auf alles.

Du schreibst auch vom Verlust eines geliebten Menschen, das zeigt eben auch Eure Enttäuschung.
In wie weit Ihr ihn unterstützen wollt, könnt wird erst die Zukunft zeigen, denn auch Ihr werdet nun gezwungen Lasten für seine Scheisse zu tragen. Das alles müsst Ihr auch erstmal verarbeiten.

Das was ihr jetzt in die Wege leitet, ist das erstmal was Ihr tun könnt. Die Enttäuschung, Verletzungen und diesen Vertrauensverlust kann Euch keiner abnehmen. Ihr wisst jetzt um die Problematik,
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft.

Lieben Gruß

André
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Moin Maerchen95,

auch ein herzliches Willkommen von mir, schön, dass du hier bist.
Es tut gut, sich mal in einigen Zeilen Text den Frust und die Sorgen von der Seele zu schreiben.
Dein Vater ist spielsüchtig, soviel ist klar. Auch klar sollte dir sein, dass dies eine Krankheit ist, welche nicht heilbar ist.
Zitat
Als wir meinen Vater also nun mit den Erkenntnissen von der Bank konfrontierten reagierte er zunächst völlig emotionslos und sagte dann er würde ja auch überlegen sich das Leben zu nehmen - also ließen wir ihn abholen und in eine psychiatrische Klinik stecken
Auch in den letzten Tagen kam von ihm wenig Entschuldigungen, er schickte uns Bilder vom Essen und beschwerte sich noch als ich ihm eine Tasche mit Kram vorbeibrachte, dass dort so wenig drin war
Glaube mir, er reut sich heftig für seine Taten, aber die ausweglose Situation, in der er sich nun schon befindet, macht es noch leichter seine Emotionen zu begraben und bei der nächsten Möglichkeit Spielen zu gehen. Nur dort kann er seine Situation momentan meistern, es ist ein einfacher Weg abzutauchen und die Sorgen zu vergessen und ab und zu auch ein Fünkchen Glücksgefühl zu empfinden. Im normalen Leben ist dies für ihn momentan schwer möglich. Aber solange er nicht gewillt ist, wieder ins Leben einzutauchen, bleibt nur der Automat und irgendwann ggf der Suizid. Trüber Aussichen, ich weiß, aber meine Erfahrungen spiegeln leider kein besseres Bild.
Dass deine Mutter sich scheiden lassen lassen will ist verständlich und nachvollziebar, wenngleich vielleicht sogar unumgänglich.
Ganz gleich was passiert, er bleibt dein Vater und ist krank. Die Krankheit kann zum stillstand gebracht werden, dafür ist jedoch professionelle Hilfe nötig und die Einsicht deines Vaters, dass er mit den Spielen brechen möchte und ganz wichtig - dann auch Hilfe annehmen möchte, sonst wird es nix werden.
So schwer es auch sein mag Maerchen, es ist dein Vater und bleibt es auch - suche das Gespräch mit ihm, rede über die Situation und halte ihm einen Spiegel vor, sodass er sich wieder erkennen kann. Überrede ihn zu nichts, zeige ihm jedoch klar deine Granzen auf - dass ein Kontakt nur noch sinnvoll ist, wenn er sich bewegt!
Finanziell kann ich wenig sagen, aber wenn ich deine Mutter wäre würde ich mir schleunigst einen Anwalt holen und die Möglichkeiten evaluieren.
Grüße,
aT
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Hallo Maerchen95,

du hast ja nun Antworten bekommen, vielleicht war auch etwas brauchbares für dich dabei.
Es sind halt nun Veränderungen nötig, wie auch immer diese aussehen.
Konsequenzen daraus gilt es nun zu tragen, für jeden von euch.
Es soll sich doch verändern und sich wieder zum Guten wenden, natürlich kein leichter Weg.
Negativen Kausalitätsketten ihren Antrieb zu nehmen und wieder Motivation zu erfahren.
Jeder der dir bis jetzt geantwortet hat ist ein pathologischer Spieler und seit langen Abstinent.
Angehörige wie du und deine Mutter trifft keine Schuld und ja richtig, wie auch in deinem Titel hier zu lesen...
nichts ist mehr wie vorher, schlechter muss es ja deshalb nicht werden.
Nun musstet ihr erfahren was doch schon lange geschieht.

Es geht nun wieder die Leiter rauf, ich wüsste auch keine andere Option.
Falls du noch Fragen hast, immer zu.

Liebe Grüße   
             
 
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M
Vielen Dank für eure Worte und Erfahrungsberichte.
Mein Vater hat sich tatsächlich gestern selber angezeigt - das vereinfacht uns und auch ihm weitere Schritte.
Es sind nun auch alle Dokumente die er überall in der Wohnung verstreut aufbewahrt hat geordnet.
Die nächsten schwierigen Schritte kommen noch auf uns zu wenn er aus der Klinik entlassen wird. Er hat meiner Mutter die Schlüssel gegeben und ich hoffe, dass er sich bewusst ist, dass er nicht mehr nachhause kann. Meine Oma hat Kontakte zu einer Obdachlosenunterkunft und ich hoffe, dass er dort unterkommen kann, da es mir trotz allem auch leid tun würde wenn er komplett auf der Straße landet.
Ich werde den Kontakt zu ihm auch nicht völlig abbrechen, aber mehr als ihn mal wo immer er in Zukunft ist zu besuchen, werde ich auch nicht schaffen und tun können.
Der Gedanke, dass er Suizid begehen könnte kam mir auch schon, aber wie man das verhindern soll, weiß ich nicht. In der Klinik kann er ja nicht auf ewig bleiben.
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A
Moin,

gestern, nachdem Lesen Deines Beitrages, habe ich ganz schön geschluckt, hätte  fast aus einem Impuls heraus geantwortet, über Deine/Eure Härte. Ich empfand ein aufsteigendes Ungerechtigkeitsgefühl  ggü. Deinem Vater, einem Spieler, der ich ja eben auch selbst bin.

Heute, nach dem ich das mal sacken lassen habe, drüber nachgedacht, ist Eure Konsequenz genau das, was ich, wir im Grunde genommen den Angehörigen auch raten. Je nach Fall. Ich kenne ja auch nicht alle Ereignisse, Einzelheiten, sondern nur das grobe Endergebnis aus Deinem ersten Beitrag.
Das es in so einem Härtefall enden könnte ( Obdachlosigkeit) liegt ja auch eben daran, dass Dein Vater jahrelang alles schleifen lassen hat. Normalerweise sorgen wir Spieler schon  dafür das wir Geld verdienen, also arbeiten gehen, aber er hat sich auch bei der Beschaffung des Suchtmittel auf Euch und Staat verlassen.

Es ist dann auch vielleicht an der Zeit ihn mal zu erden. Den " Arsch " hoch bekommen muss er nun.
In wie weit Du/Ihr ihn dann unterstützen könnt, wird die Zeit zeigen. Dennoch ist eine derzeitige Abgrenzung für Dich wohl nicht verkehrt.
Eine langfristige Hilfe kann dies eben auch sein. Vielleicht wird ihm so mehr geholfen, als wenn er sich wieder in ein warmes Nest setzen kann und nix ändern muß.

Ich selbst kann mich in einen ernsthaften Suzidgedanken nicht rein versetzen, dafür ticke ich anders. Ich denke immer wenn jdm unter Depressionen leidet, dann anschließend als Lösung zocken geht oder andere Süchte frönt, nicht arbeiten geht, also sich ständig selbst erniedrigt, kann man doch gar nicht aus den Depressionen kommen. Wenn es mir psychisch schlecht geht und ich betrinke mich als Lösung, geht es mir nächsten Tag noch schlechter oder ich trinke wieder ? Das kann ja nicht funktionieren. Das sind Dinge die muss er selbst für sich auflösen. Das kann kein Angehöriger für ihn  machen, schon gar nicht in dem der Angehörige sich selbst mit runter reißen lässt, was dann ja automatisch passiert.
Alles wird mit Wiederholungen des Verhaltens nicht besser, nur schlimmer. Die Depression verblasst, wird nur noch zur Begründung genommen. So stufe ich das ein. Ich kenne mich aber auch nicht mit Depressionen aus, nur das die oft in gleichen Atemzügen wie Sucht erwähnt werden. Was überhaupt zuerst da war, ist mir eh oft nicht schlüssig.

Ich hoffe Dein Vater bekommt die für Ihn richtige Unterstützung und findet seinen Weg aus diesen ganzen Sumpf.  Das ist verdammt schwer.


Lieben Gruß

André
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« Letzte Änderung: 09.11.2023 13:11:13 von Andre12 »
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D
Der Gedanke, dass er Suizid begehen könnte kam mir auch schon, aber wie man das verhindern soll, weiß ich nicht.

Grüß Dich Märchen, steht die 95 für Dein Geburtsjahr ?

Davon abgesehen, ihr geht eine verständliche harte Gangart - bleibt dabei !!!

Zum Suizid, NIEMAND außer der Person selbst kann das verhindern. es ist eine Entscheidung die die Person SELBST trifft und wie auch immer man selber damit umgeht, es liegt in niemandems Verantwortung !!!! außer der Person selbst. Ich habe Versuche erlebt, eigene und bei anderen, ich habe auch vollzogene Suizide erlebt, versuche DU von den Gedanken WAS WÄRE WENN Abstand zu bekommen es liegt nicht in deiner Hand...

Die Depression verblasst, wird nur noch zur Begründung genommen. So stufe ich das ein.

Das ist deine Meinung und wie ich gelernt habe ist keine Meinung falschdennoch würde ich gerne meine "kundtun" (mir fällt grad echt nichts besseres ein)

Eine Depression verblasst nicht einfach, eine Depression begleitet Dich -wie ebend auch die Sucht- Dein ganzes Leben lang.

Mal abgesehen von dem Suchtdruck den ich nach dem Rückfall vor, keine Ahnung, 5 wochen 6 wochen ? , mittlerweile erkenne das er überhaupt da ist und ich den Auslöser gefunden habe bin ich zur Zeit ziemlich depressiv unterwegs.
Es ist sehr schwer zu unterscheiden, keine lust, schlechte Laune, ekliges kaltes November Wetter, arbeit läuft nicht wie ich es gerne hätte, - ALLES normale Dinge des Lebens könnte und würde man nun sagen - dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied...

Morgens wenn mein Wecker klingelt komme ich nicht hoch, und ich meine wirklich ich komme nicht hoch, zum GLÜCK muss ich morgens auf Toilette und wenn das nicht wäre würde ich 100% liegen bleiben.... Ich kenne auch das extreme Loch der schweren Depressionen, ich hab im Bett gelegen und in Flaschen gepinkelt die neben dem Bett standen daher kann ich unterscheiden ob ich einfach kein Bock habe oder meine Depries wieder zuschlagen, völlig Gegensätzlich dazu konnte ich PROBLEMLOS duschen gehen, mich fertig zu machen und zocken zu gehen, für den Moment sind die Depries "weg"

Es verhällt sich -so denke ich HEUTE- wie mit der Sucht, es dauert ewig bis das mal besser wird, in der Regel beginnt bei mir zu dieser Jahreszeit diese Phase Anfang Oktober und zieht sich bis Februar, märz in etwa... JETZT nach über 10 Jahren hatte ich 4 bis 5 Wochen länger Ruhe und ich hab gekämpft um es zu verhindern aber dafür braucht man ebend auch ein funktionierendes Umfeld, der positive Aufbau den ich mir über Jahre mit Therapien und dank meiner Frau aufgebaut habe kann SOFORT mit einem Fingerschnipps weg sein.....
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A
Liebe Maerchen 95,
Ich kann mir gut vorstellen, in welches emotionale Chaos ihr gestürzt seid. Schrecklich.
Zum Geschehen fällt mir einiges ein. Mein Sohn (spielsüchtig) erzählte, daß es möglich ist, sich manche Kredite per Anwalt zurück zu holen. Das könnte, wenn es klappt, die Finanzen Deiner Mutter entlasten, ich wünsche es Euch. Schau mal unter sittenwidrige Kreditverträge. Das BGB hat dazu interessante Ausführungen.
Mir hat der Besuch einer Beratungsstelle für Spielsüchtige geholfen, dort gibt es (vielleicht auch bei Dir) einige Gruppentermine für Angehörige. Dort gibt es Raum für das eigene Entsetzen, die Verzweiflung und viele Ideen, wie man sich selbst schützt, Abstand hält und wieder aufbaut.
Mit einer Betreuung über die Vermögenssorge wurde der finanzielle Ruin meines Sohnes gestoppt. Dazu war ein psychiatrisches Gutachten erforderlich, das psychiatrische Krankheiten aufzeigt. Das wiederum führte dazu, daß vorgelegene Beschaffungskriminalität milder beurteilt wurde. Ich bin zwiespältig, ob das wirklich gut ist?
Eine stationäre Suchtbehandlung ist möglich, dort wurde auch ein Mann angetroffen, der >40 Jahre spielt, und seine Familie weiß nichts davon. Er wollte sich nach der Heimkehr outen.
Nach der stationären Behandlung (initiiert von der Suchtberatungsstelle) läuft die ambulante Behandlung weiter. Ich kann nur hoffen, daß mein Sohn stabil bleibt.
Durch die ambulante Suchtberatungsstelle besteht Kontakt zur Schuldnerberatung. Für Deinen Vater gibt es also auch Möglichkeiten. Und da Depressionen häufig sind bei Spielsucht, und Dein Vater vielleicht sein Leben nicht mehr allein aufbauen kann, gibt es Hilfe von der ambulanten Sozialpsychiatrie (ASP), auch beim betreuten Wohnen.
Ich bin 1,5 Jahre nach der Vollkatastrophe wieder zu meinem Leben zurück gekehrt. Manchmal beschleicht mich noch Angst, ob es wieder von vorne losgeht. Daß es jederzeit passieren kann, ist mir bewusst. Und wenn es so sein sollte, kann ich es nicht verhindern.
Das Vertrauen wächst aber langsam wieder, das ist ein Anfang.
Liebe Grüße Alexandra


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