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Medeas Tagebuch

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medea888:
Hallo,

ich habe ein paar Wochen nicht geschrieben auch weil ich wirklich viel arbeite momentan. Aber morgen sind es 9 Monate da dachte ist mal wieder an der Zeit..
Die Dunkelheit ist zum Glück nicht stärker geworden, dennoch ist mein Himmel etwas öfters bewölkt als noch vor der Therapie. Ich weiß, dass muss auch so sein und es ist Ok. Und wirklich traurig bin ich seltener, ich schlafe allerdings sehr wenig und bin dadurch oft erschöpft.....Mal sehen wie das so weitergeht.
In der Therapie geht es noch nicht um die Spielsucht, es geht eher um Bewusstsein und Unterbewustsein und darum, dass ich lerne wieder Herr meiner Grenzen zu werden, mich nicht von anderen unter Druck setzen zu lassen und vor allem mich mehr um mich zu kümmern, als immer um die Sorgen anderer. Ich soll hierfür das Bild eines Grundstücks nehmen und mich immer fragen, ob ich gerade noch auf meinem Rasen mähe oder meine Hecke pflege oder wieder die von anderen. Das Schwiergste fand ich jedoch zu sagen, dass ich DAS überhaupt ändern will, ich empfinde meine Art Menschen zu helfen, als eine sehr positive Eigenschaft,die mich ausmacht, und davon etwas loszulassen, fällt mir schwer, klar ich muss ja nicht damit aufhören ich soll es nur reduzieren ein paar % nur...
Puh, sich zu ändern, wirklich zu ändern und wenn es nur ein paar % sind, hätte nicht gedacht, dass mir schon die Entscheidung, das überhaupt zu wollen, so schwer fallen würde.
Und da frage ich mich natürlich auch, habe ich denn wirklich was geändert, seitdem ich nicht mehr spiele? Oder spiele ich einfach nur nicht mehr, bis ich es vergesse nicht mehr nicht zu spielen?
Es ist schwer bei sich selbst zu sehen, ob man sich verändert, weil dass ja nicht von einem auf den anderen Tag passiert.
Ich bin mir meiner bewusster geworden, ja, ich versuche mich selbst wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen - jedoch merke ich auch, dass mein Grundstück verdammt klein ist und ich ganz schnell wieder an anderen Hecken rumschneide, vielleicht auch nur, um nicht zu sehen, wie hoch meine eigene Hecke schon geworden ist. Man merkt, ich bin verwirrt. Und auch das gehört vermutlich zum ändern dazu, sich selbst mal offen zu hinterfragen. Ehrlichkeit also erstmal in reinster Form zu mir selbst zu sein - daran muss ich unbedingt was tun, das merke ich deutlich.
Ansonsten geht es mir gut, ich denke nicht ans spielen, außer wenn ich mich dafür entscheide, darüber nachzudenken.
Ich habe manchmal so komische Flashbacks, die kann ich schwer erklären, die kommen ganz plötzlich und dann fällt mir irgendein Spiel ein, welches ich gezockt habe, aber das ist so schnell wieder weg, das ich danach noch nicht mal mehr weiß ,woran genau ich gedacht habe und das ist auch sehr selten.
Die Tatsache, dass ich keinerlei finanzielle Probleme mehr haben, hat mein Leben soviel leichter gemacht, auch wenn ich dem Geld soweit ich kann aus dem Weg gehe und es möglichst wohin packe, wo ich es nicht sehe. Also da hat sich noch nicht viel getan... aber das braucht vermutlich noch Zeit
So Tagebuch das war´s für Heute.
Allen eine schöne Zeit
Eure Medea

medea888:
Hallo Tagebuch,

gestern waren es 10 Monate, offen gestanden dachte ich es sei heute, hab das Datum verwechselt.
Wenn ich mein Tagebuch lesen, dann bin ich ganz selbst überrascht, was ich in der Ganzen Zeit doch an Gedanken und Momenten hatte.
Wieviel ich mir doch Zeit genommen habe für mich selbst.
In der Therapie sollte ich für das letzte Mal 10 Dinge aufschreiben, die mit dem Satz anfangen: Ich kümmere mich um mich selbst wenn...

Am Anfang fiel es mir schwer was zu finden, weil mir alles so oberflächig vorkam, wie zum Beispiel mit meinen alten Freunden telefonieren, aber die Ärztin fragte dann über was ich mit denen denn so spreche, und da fiel mir auf, dass ich mit allen immer ganz tiefgründige Gespräche führe über das Leben also keinen Smalltalk.... und da wusste ich, doch ich kümmere mich da, um mich selbst.

Einer der Punkt auf der Liste war auch: Ich kümmere mich um mich selbst wenn ich im Forum schreibe. Und das empfinde ich wirklich als Geschenk, einfach hier reinzuschreiben, was mir durch den Kopf kommt und es fließen zu lassen ohne lange zu überlegen.... das empfinde ich als etwas wirklich Gutes in meinem Leben, ebenso wie hier im Chat immer wieder alte Bekannte zu treffen und über den Sinn und Unsinn des Lebens zu schnacken...

Meine innere Unruhe habe ich immer noch, aber ich nehme sie mehr an. Ich arbeite weniger, nehme mir mehr Zeit für Dinge, die ich mag, für Freunde gutes Essen, Sport und seit einer Woche meinem Spanisch online Kurs :)

Ich denke immer noch jeden Tag an die Sucht, und vor allem an die Person, die ich während ich die Sucht ausgeübt habe war.
In meiner Therapie sollte ich meinen inneneren Kritiker finden und mit ihm sprechen, gefunden habe ich ihn, sprechen will er noch nciht mit mir.
Genauso geht es mir mit meiner Suchtpersönlichkeit, ich kann Sie sehen und beobachten aber ich kann noch nicht mit ihr wirklich sprechen... ok das muss jetzt keiner verstehen. Dennoch weiß ich irgendwann kann ich mit ihr sprechen und Sie besser verstehen und ihr helfen. Denn ich glaube ich lerne mich besser, um mich zu kümmern.
Eure Medea, die jetzt in den Wald geht um das bunte Blätttertreiben zu beobachten.
Genießt den Tag, denn diesen heute gibt es nur einmal

medea888:
November ist noch nie mein Monat gewesen, die Dunkelheit der Regen und der Monat vor Weihnachten, was ich auch nicht sonderlich mag.

Zudem ist Anfang des Monats der Todestag meines Vaters gewesen, lange her, aber vermutlich der Moment, der mit mein Leben am stärksten verändert hat. In der Therapie haben wir gerade das Thema Biografie von mir und meiner Familie, also auch passend... morgen hätte mein Vater Geburtstag und in einer Woche vor 2 Jahren hat sich ein sehr guter Freund von mir umgebracht, also im Ganzen ein schwieriger Monat, der mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen bringt und nun mit Corona Light Lockdown, den Sorgen um meine Freunde im Ausland und noch ein  paar persönlichen Problemen, habe ich gerade offen gestanden keine wirkliche Kraft mehr. Dennoch wie singt Kettcar in Landungsbrücken

"Aufstehen, atmen, anziehen und hingehen
Zurückkommen, essen und einsehen zum Schluss
Dass man weitermachen muss"

Jedes Jahr denke ich, dieses Jahr wird der November besser und jedes Jahr verliere ich diese Wette gegen mich selbst. Aber ich werde es auch diesen Monat irgendwie schaffen den Kopf über Wasser zu halten. Denn ich weiß es geht rum.

Ich versuche mich ein wenig selbst davon abzulenken, jogge etwas mehr, schlafe leider weniger und trinke daher viele Energiedrinks. Bin froh, dass mein Beruf mich bei sowas auch immer herzlich in seine Arme nimmt. Gepaart mit ein wenig humorvollen Filmen, Musik und viel Waldspaziergängen geht es einigermaßen.

Vor einem Jahr um die Zeit habe ich noch verdammt viel gespielt, das ist heute keine Option für mich, ganz im Gegenteil, der Stolz darauf, dass es mich nicht zum Spielen zieht ist ein weiterer Motivator.

Irgendwie ein ziemlich komischer Eintrag heute, aber der musste irgendwie raus.

Wünsche allen die hier mitlesen, keinen Novemberrain ;)


Eure Medea


Andre12:
Moin Medea,
ja es ist ein ziemlicher dunkler November. Und das meine ich jetzt nicht in der Seele sondern draussen :), trotzdem belastet sowas immer auch die eigene Gemütslage. Ich kann das gut nachvollziehen, wie Du auch meinen letzten Beitrag entnehmen konntest. Ein anstrengendes Jahr liegt nun fast  hinter uns. Und trotz all der Widrigkeiten, trotz alledem bist Du immer noch spielfrei. Du schreibst Deine Gedanken nieder, lässt sie raus, vergräbst Sie nicht mehr bei einsamen Stunden vorm Bildschirm , lässt Dich von Deinen Erfahrungen, Deinem Erlebten  nicht entmutigen. Du schaust dahin, Du erträgst den Schmerz ohne Flucht. Du stellst Dich Deinem Leben. Das ist toll. Sei super stolz auf Dich.

P.S.   Und hör auf zu Wetten!!!! ;D

André

Jacky1:
Hallo Medea,

30 Tage, 30 Tage Luft holen und einatmen.
Irgendwie gefühlt ist die Luft im November am klarsten.
Die reicht für ein ganzes Leben Medea.
Also noch jede Menge Zeit um wieder frei auszuatmen.

Schicksale können einem diesen ganzen Atem rauben, sie martern und quälen uns.
Wenn wir es zulassen dass sie uns erdrücken, wir dann fliehen vor uns selbst.
Nein, jetzt erst recht!

...schließe mich ausdrücklich Andre`s  Beitrag an.

Grüß Dich





 
 

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