Hallo Vince,
herzlich Willkommen.
Ja, es ist nicht leicht, aus dem Schatten zu treten, aber man merkt dann doch schnell, daß Schreiben hilft. Auch wenn Reden wahrscheinlich noch besser wäre...
Mein Stiefvater war auch der Meinung, manche Dinge seien reine Platzverschwendung. Irgendwann zog meine Schwester dann freiwillig aus, und kurz darauf wurde ich 18 - seine Überredungskünste waren von da an noch überzeugender. Zwei Wochen später war ich raus.
Meine Mutter konnte (oder wollte) da nicht viel machen, das hatte schon bei meiner (noch minderjährigen) Schwester nicht funktioniert - und Reisende soll man ja bekanntlich sowieso nicht aufhalten.
Da ich in einen anderen Teil der Stadt zog, und damit auch mein damaliges Umfeld hinter mir ließ, hat mir das wohl eine Karriere als Alkoholiker erspart... doch das ging letztlich nur ein paar Monate gut. Beim Alkohol habe ich noch rechtzeitig die Kurve gekriegt - beim Spielen dann nicht mehr. Ich wollte es ja eigentlich auch gar nicht, wofür auch?
Es folgten etwa zehn Jahre Funkstille mit meiner Familie. Später wendeten sich auch meine Freunde ab, die jetzt sowieso schon recht weit weg wohnten, und schließlich zerbrach auch meine Beziehung daran. Ich hatte mehr Chancen, als ich zählen kann, aber genutzt habe ich sie nie. Bis auf eine - die Allerletzte, von der ich mir eigentlich sicher war, daß ich sie nicht mehr bekommen würde, und auch nicht verdient hatte. Das denke ich bis heute. Es ist ein guter Motivator - wenn auch nicht der Wichtigste.
Ich hatte es nie schwer im Leben, trotzdem ist irgendwas bei mir mal gründlich schiefgelaufen, soviel ist sicher. Das Problem war ich also immer schon selbst.
Im Endeffekt kann ich nur die Schäden reparieren, die reparabel sind, und das akzeptieren, was es nicht mehr ist. Beides braucht Zeit, sehr viel Geduld und eine gründliche Umstrukturierung, Innen wie Außen.
Es ist egal, was passiert ist. Denn heute tue ich mein Bestes, es besser zu machen... unabhängig von anderen.
Ich mußte als Allererstes anfangen, auf mich selbst achtzugeben, auch wenn das alles andere als leicht war... und manchmal auch immernoch nicht ist.
Wie sieht es bei dir aus? Was möchtest du anders machen, damit in knapp drei Wochen nicht wieder alles in den Automaten landet?
Denn auch du bist es wert, spielfrei leben zu dürfen.