Hey ihr lieben Menschen,
Ich habe ja kürzlich zum Glück zu euch gefunden, auch bereits schon ein Thema eröffnet, in dem ich meine Geschichte erzählt habe und schon sehr hilfreiche ermutigende Antworten von euch erhalten. Ich fühle mich hier wirklich gut aufgehoben, daher möchte ich mich nun auch einmal vorstellen.
Ich bin Ellie, 28 Jahre jung, aus dem schönen Rheinland-Pfalz und befinde mich seit fast einem Jahr in einer Beziehung. Mein Partner ist spielsüchtig und erleidet aktuell Rückfälle, daher gehöre ich zu den Angehörigen.
Da ich mich in den letzten Monaten sehr mit dieser Erkrankung befasst habe, möchte ich noch etwas Motivation/ein paar meiner Gedanken da lassen.
An alle Angehörigen:
Ich weiß momentan sehr genau wie es euch ergeht, welche Gedanken euch plagen und wie sehr es euch einnimmt. Es ist kaum mit etwas zu vergleichen, ein Wechselbad aus Trauer, Ratlosigkeit, Enttäuschung, Misstrauen aber auch aus Hoffnung, Optimismus und Verständnis. Mal raubt es einem die Luft, man hat einen Kloß im Hals und einen Stein im Magen, im anderen Moment fühlt man ein Gefühl von Stärke und Zuversicht. Man hängt emotional extrem mit drin, möchte aber gleichzeitig auch Abstand, sich selbst schützen und sein eigenes Leben in Ordnung bringen/anpacken. Mal gelingt es gut, ein anderes Mal wiederum nicht. Man weiß nicht was man glauben kann. All das ist unglaublich anstrengend und nervenraubend. Die Gedanken kreisen ständig, man möchte den Angehörigen unterstützen und überlegt ob es das wert ist oder ob man den vermeintlich einfacheren Weg geht und sich zurück zieht/die Beziehung beendet. Ich denke am wichtigsten ist es zu erkennen, dass man keine Schuld hat und auch nicht heilen kann, man kann lediglich unterstützen und Grenzen sowie Konsequenzen ziehen. Eine Phase in der ich mich selbst noch befinde, es benötigt Zeit und Kraft. Ich möchte damit sagen, ihr seid nicht alleine, verzweifelt nicht, es gibt Menschen welche euch verstehen und es lohnt sich den Mut zu fassen darüber zu sprechen. Lasst es raus, es ist eine große Last die damit von euren Schultern fällt.
Für mich war die Erkrankung völliges Neuland, daher habe ich irgendwann ein Vergleich gesucht (auch wenn es natürlich mit nichts zu vergleichen ist) aber mir hat es geholfen zu verstehen, vielleicht hilft es noch jemandem:
Stellt euch vor ihr erkrankt an einer starken Grippe, dafür dass ihr sie euch eingefangen habt und welches Ausmaß sie annimmt könnt ihr nichts. Erst wenn ihr nichts dagegen tut, sie verschleppt und evtl. eine schlimmere Folgeerkrankung entsteht, könnt ihr etwas dafür. Denn dann hättet ihr was dagegen unternehmen können. Wenn ihr aber was für eure Genesung unternehmt, es aber zunächst nicht wirkt, evtl. Sogar weitere Symptome hinzukommen, werdet ihr wütend, traurig und wisst manchmal auch keinen Ausweg. Auch wenn ihr euch diese Grippe jedes Jahr erneut einfangt, trifft euch zunächst keine Schuld, aber wenn ihr sie nicht abwehren möchtet, nicht den Willen fasst gesund zu werden, dann ist es euer eigenes Resultat. Auch hier gilt, man kann dann einen Angehörigen zwar zum Arzt „schleifen“ aber ob er dann die verschriebenen Grippe-Medikamente einnimmt und euch davon erzählt, liegt nicht in eurer Macht.
Nun noch an alle „Spieler“:
Ja, es ist unglaublich schwer, anstrengend und nervig, aber je länger man es vor sich her schiebt, umso schlimmer wird es. Niemand möchte euch etwas Böses, im Gegenteil, die meisten und vor allem eure Angehörigen möchten euer Bestes, aber sie können nicht mehr machen als euch zu ermutigen, motivieren und unterstützen. Den Rest müsst ihr selbst tun und vor allem wollen. Dass man von heute auf morgen kein Wunder erwarten kann, ist wohl auch jedem bewusst, aber wichtig ist etwas dagegen zu unternehmen. Jeder kleinste Schritt, selbst nur die Einsicht zählt. Packt es an, traut euch mutig zu sein, ihr müsst euch vor niemandem für eine Erkrankung schämen. Öffnet euch und verschließt euch nicht noch mehr. Mal abgesehen von euren Beziehungen und davon wie ihr zu euren Angehörigen seid, geht es darum, wie ihr zu euch selbst seid. Es geht um euer Leben, euren Job und eure Gesundheit. Diese Suchtgedanken seid nicht ihr selbst und andere können euch zwar die Hand reichen, aber retten müsst ihr euch selbst. Beweist es euch, dass ihr es schaffen könnt und dass ihr stärker als diese Gedanken seid, ich und mit Sicherheit viele weitere Menschen glauben fest an euch, tut das bitte auch selbst!
Ihr seid tolle und wertvolle Menschen!