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Autor Thema: AlexandraX Tagebuch

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Re: AlexandraX Tagebuch
#60: 08.05.2023 22:32:30
Hallo Alexandra,

öfters kamen Angehörige mit ähnlichen Sorgen um ihr Kind und sich selbst hierher.
Ihnen wurde ziemlich das Gleiche geschrieben von "uns" wie Dir ja auch.
Ich bin mir zwar nicht ganz sicher ob es hier vergleichbares gab...
Dein Tagebuch ist das Erste welches einen Weg in solch einer genaueren Situation beschreibt.
Zwischen den Zeilen, für Mütter und Väter von Suchterkrankten Kindern auch spür- und nachvollziehbar in den Emotionen.
Auch ich selbst kann sehr viel damit anfangen was mich etwas beruhigt in meinen eigenen Vatersorgen.
Darum auch immer mein Dank für jeden Beitrag hier.

Liebe Grüße     


 
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« Letzte Änderung: 08.05.2023 23:08:18 von Jacky1 »
 
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Re: AlexandraX Tagebuch
#61: 11.05.2023 08:24:23
Es tut unglaublich gut, einen Platz für die eigene Verzweiflung, die bodenlose Hilflosigkeit zu haben. Es kostet Überwindung, das öffentlich zu tun, man macht sich zusätzlich angreifbar. Aber die Erleichterung durch das Aufschreiben innerer Zerrissenheit hilft etwas, irgendwie Tag für Tag ein kleines Stück weiter zu kommen. Und es tröstet, dass es auch noch anderen zeigt, Du bist nicht allein damit. Danke Jacky1!!
Ich arbeite weiter an meiner Stabilisierung und daran, meinen Sohn zu akzeptieren, mit all seinem Chaos. Immer wieder ertappe ich mich dabei, sein Chaos sortieren zu wollen  und es dann zu lassen. Ich bin so froh, einen Weg gefunden zu haben. Er sorgt für Abstand und unsere Autonomie.
Ich erobere mir mein Leben, immer weniger Energie soll für Sorgen, Traurigkeit verloren gehen. Ich habe zu sehr gewollt, daß mein Sohn gesund wird und die schönen Seiten des Lebens genießen kann. Jetzt lasse ich los, ihn aber nicht fallen.
Liebe ist nicht verhandelbar
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Re: AlexandraX Tagebuch
#62: 25.05.2023 08:42:46
Ich brauche viel Zeit, um mich zu erholen von der fiesen Erkältung. Es lag alles auf Eis und proportional zur fortschreitenden Zeit, die die Erkältung dauerte, sank meine Stimmung, Geduld, Hoffnung, Zuversicht. Und das, nachdem ich mir soviel vorgenommen hatte nach dem Klinikaufenthalt. Ich hatte Angst, das Erlernte zu vergessen und so grabe ich nun in meinen Erinnerungen und Aufzeichnungen. Ganz langsam beruhige ich mich.
Und beginne mit der Entrümpelung leidenschaftslos und mit der Idee über kurz oder lang günstigeren Wohnraum zu suchen.
Während sich alle an der Inflation bereichern und viele Arbeitnehmer höhere Gehälter fordern und tw bekommen, gehen Rentner leer aus. Sie werden noch verhöhnt mit dem Hinweis auf üppige 4% Rentenerhöhung (Erwerbsminderung) und dass sie in der Vergangenheit statistisch ein großes Plus hatten. Ach ja? Ich versuche nun länger an Lebensmitteln zu sparen und habe diesen Monat dafür nur 100€ ausgegeben. Ich habe hart gearbeitet und allein ein krankes Kind aufgezogen. Dank des Studiums und Teilzeitbeschäftigung, liegt die Rente über der Grundrente. Es reicht trotzdem nicht.
Der Betreuer meines Sohnes antwortet nicht auf meine Mails. Ich versuchte eine Kündigung eines Vertrages meines Sohnes durch Ausgleich des Zahlungsrückstands zu verhindern. Das war Aufgabe des Betreuers. Und nun bekomme ich mein Geld nicht mehr zurück. Das ist in der jetzigen finanziellen Situation bitter.
Die Nichterreichbarkeit macht meinen Sohn nervös und hat zu gesundheitlichen Problemen geführt. Wieso können wir nicht einfach mal Glück haben?
Sohni ist noch in der Reha, die deutlich an Glanz verloren hat. Das was so hoch gelobt wurde vom Therapeuten der ambulanten Suchthilfe erweist sich als Mogelpackung. Unschön, frustrierend. Aber das muss mein Sohn aushalten. Ich bin meist auf Abstand und das ist gut so.
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Re: AlexandraX Tagebuch
#63: 26.05.2023 00:29:33
Hallo Alexandra,

sehr wohl bewusst dass sich noch mehr hinter deinen Beiträgen verbirgt.
Traurig zu sein ist kein Pathos, es ist oft das Ergebnis der Umstände.
Dann aber ist es auch greifbar, wie in einem Film und du stehst hinter der Kamera und filmst dich selbst.
Unabwendbare Fakten in der eigenen biografischen Doku.   

Was auch alles, die wärmende Sonne, blühender Flieder oder das Lachen deines Kindes...
tausende Dinge und Momente, egal wie es dir emotional geht sie sind immer da.
Alles fällt und steigt mit deinen Emotionen.
Versuche der Kehrseite der Medaille nicht zu sehr diese Genugtuung zu geben.

Die Sorgen sind da zweifellos auch Unmut und manchmal Resignation.
Hey..was solls, heute wird ein guter Tag.
Kopf hoch, Kamera aus und den Kuchen genießen...das gibt Kraft.
Gute Aussichten weil...eventuell keine andere Wahl ?
Würde ein Leben benotet werden...sagen wir einmal mit einer 3- ..ohje.
Nein, dies würde bedeuten das fast die Hälfte davon wirklich gut ist.
Gute Erholung ..in allem für dich 

Liebe Grüße       
   
       
 

 
       
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Re: AlexandraX Tagebuch
#64: 31.05.2023 18:23:54
Es kommt darauf an, wieviel Kraft ich gerade überhaupt zur Verfügung habe. Und das ist leider sehr sehr wenig zur Zeit, dh seit 14 Tagen wieder. Deshalb habe ich diese Woche mit Notfallkontakten telefoniert. Denn inzwischen bekomme ich selbst Angst vor der riesengroßen Resignation, die gerade da ist. Da kann ich mir nichts schönreden. Aber ich versuche, das auszuhalten und es mir zu Hause sehr gemütlich zu machen. Abwarten ist wirklich nicht meine Stärke.
Was sind eigentlich meine Stärken? Zähigkeit (gerade angeknackst), Ideenreichtum, Begeisterungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen. Den Blick in eine andere Richtung zu lenken, kann ich noch lernen. Momentan ist mir aber alles zuviel.
Ich kenne es, wenn eine körperliche Erkrankung auftritt, knickt meine Psyche ein- entweder vor oder nach der Erkrankung. Das macht Gesundwerden doppelt schwierig.
Sohni ist noch in der Reha und kann tw gut für sich sorgen. Nun versuche ich wieder als Mutter zu agieren. Seine Kündigung kann als Stopp gesehen werden- erstmal gesünder werden und dann eine neue Arbeit suchen. Ermutigen, beruhigen, Prioritäten setzen lernen. Das trifft die fehlende Struktur. Handlungsanleitung kann ich dafür geben, falls er es wünscht. Da gibt es viel Übungsfelder bei ihm.
Er sagt, momentan sei kein Spieldruck da. Im Gegenteil, es nervt ihn so, daß es immer nur ums Geld geht. Und er will sich davon nicht bestimmen lassen, worin sein Vergnügen liegt. Er sieht nun, welche Beziehungen er verspielt hat durch das Lügen. Einen Arbeitsplatz hatte er deswegen auch verloren. Welche Konsquenzen er für sich daraus zieht? Erstmal macht er Sport als Freizeitbeschäftigung, hat wieder Kontakt mit Anderen. Das aber sehr wechselhaft, je nach seiner Stimmung. Und die stürzt öfter ab. Er fühlt sich dann nicht gesehen und abgelehnt. Das sind Erfahrungen der Vergangenheit; die Gewaltspirale in der Schule lief viel zu lange. Ob er das Thema überhaupt mal ausgepackt hat bei Therapeuten? Ich denke nein- der Schmerz ist zu groß.
Ob und wie er sich Kontakte zurück holen möchte, hat er nicht erzählt. Vielleicht ist er noch gar nicht soweit.
Ich bin froh, daß es ihm tw besser geht.
Es ist schon sehr anstrengend, dauerhaft sein Leben ohne Familie, Partner zu regeln. Das hat mich sehr viel Kraft gekostet. Wer eine Familie hat, die zusammen hält, einen zuverlässigen Partner und gesunde Kinder, kann sich wirklich glücklich schätzen. Wenn es nicht so ist, bedeutet es überall alleine zu kämpfen. Da liegt Verausgabung nahe bzw entsteht zwangsläufig. Das geht so lange, bis man zusammen bricht. Und nun habe ich den Salat... und warte auf bessere Tage und Zeiten. Ich finde, jetzt bin ich mal dran (und Sohni auch), wir haben überhaupt nichts gegen unglaublich viel Glück. Unsere Türen stehen dafür offen
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Re: AlexandraX Tagebuch
#65: Gestern um 13:09:56
Es geht bergauf und ich kann wieder etwas für mich tun. Diese kleinen Freuden kommen goldrichtig. Sogar Sohni erinnert mich, mehr für mich zu machen. Er ist gerade über Gebühr belastet und mit seiner Beschaffungskriminalität konfrontiert. Ich ermutige ihn, damit offen umzugehen auch beim Anwalt und Gericht. Hauptsächlich damit er an Würde und Selbstachtung gewinnt.
Ich stehe ihm bei und habe mich selbst im Blick. Dieser kräftezehrende Dauerzustand erlaubt nur, jeden Tag einzeln zu sehen. Ein Blick zurück oder nach vor erschlägt einen mit dem ganzen Ausmaß. Niemand weiß, wieviel und welche Unterstützung nötig ist, bis mein Sohn wirklich autark handelt und sich selbst nicht mehr schadet.
Vor 1/2 Jahr war ich am Ende und nun setze ich alles daran, mich abzugrenzen und zugleich Sohni den Rücken zu stärken. Es ist ein Spagat. Und ich übe jeden Tag, es mir irgendwie trotzdem gut gehen zu lassen. Das kann ich nur, indem Vergangenheit und Zukunft ausgeblendet werden. Das liegt mir überhaupt nicht und ich tröste mich mit dem Gedanken, dass (fast) alles erlernbar ist. Das Lebensmotto hat mich oft getragen. Gerade wenn man nicht weiß, wie es weiter gehen soll.
Im Resümee muß ich aber feststellen, daß ich es auch gern mal leichter hätte...
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