Es kommt darauf an, wieviel Kraft ich gerade überhaupt zur Verfügung habe. Und das ist leider sehr sehr wenig zur Zeit, dh seit 14 Tagen wieder. Deshalb habe ich diese Woche mit Notfallkontakten telefoniert. Denn inzwischen bekomme ich selbst Angst vor der riesengroßen Resignation, die gerade da ist. Da kann ich mir nichts schönreden. Aber ich versuche, das auszuhalten und es mir zu Hause sehr gemütlich zu machen. Abwarten ist wirklich nicht meine Stärke.
Was sind eigentlich meine Stärken? Zähigkeit (gerade angeknackst), Ideenreichtum, Begeisterungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen. Den Blick in eine andere Richtung zu lenken, kann ich noch lernen. Momentan ist mir aber alles zuviel.
Ich kenne es, wenn eine körperliche Erkrankung auftritt, knickt meine Psyche ein- entweder vor oder nach der Erkrankung. Das macht Gesundwerden doppelt schwierig.
Sohni ist noch in der Reha und kann tw gut für sich sorgen. Nun versuche ich wieder als Mutter zu agieren. Seine Kündigung kann als Stopp gesehen werden- erstmal gesünder werden und dann eine neue Arbeit suchen. Ermutigen, beruhigen, Prioritäten setzen lernen. Das trifft die fehlende Struktur. Handlungsanleitung kann ich dafür geben, falls er es wünscht. Da gibt es viel Übungsfelder bei ihm.
Er sagt, momentan sei kein Spieldruck da. Im Gegenteil, es nervt ihn so, daß es immer nur ums Geld geht. Und er will sich davon nicht bestimmen lassen, worin sein Vergnügen liegt. Er sieht nun, welche Beziehungen er verspielt hat durch das Lügen. Einen Arbeitsplatz hatte er deswegen auch verloren. Welche Konsquenzen er für sich daraus zieht? Erstmal macht er Sport als Freizeitbeschäftigung, hat wieder Kontakt mit Anderen. Das aber sehr wechselhaft, je nach seiner Stimmung. Und die stürzt öfter ab. Er fühlt sich dann nicht gesehen und abgelehnt. Das sind Erfahrungen der Vergangenheit; die Gewaltspirale in der Schule lief viel zu lange. Ob er das Thema überhaupt mal ausgepackt hat bei Therapeuten? Ich denke nein- der Schmerz ist zu groß.
Ob und wie er sich Kontakte zurück holen möchte, hat er nicht erzählt. Vielleicht ist er noch gar nicht soweit.
Ich bin froh, daß es ihm tw besser geht.
Es ist schon sehr anstrengend, dauerhaft sein Leben ohne Familie, Partner zu regeln. Das hat mich sehr viel Kraft gekostet. Wer eine Familie hat, die zusammen hält, einen zuverlässigen Partner und gesunde Kinder, kann sich wirklich glücklich schätzen. Wenn es nicht so ist, bedeutet es überall alleine zu kämpfen. Da liegt Verausgabung nahe bzw entsteht zwangsläufig. Das geht so lange, bis man zusammen bricht. Und nun habe ich den Salat... und warte auf bessere Tage und Zeiten. Ich finde, jetzt bin ich mal dran (und Sohni auch), wir haben überhaupt nichts gegen unglaublich viel Glück. Unsere Türen stehen dafür offen