Liebe Essenerin,
leider weiß ich, wie es sich anfühlt!
Der Schock sitzt tief, wenn so etwas ans Tageslicht kommt!!
Man hat das Gefühl, es reißt einem den Boden unter den Füßen weg!!
Ist ja nicht so, als würden einem die Gaskrise und die Inflation nicht schon genug zusetzen.....
Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass man das alles trotzdem wieder für sich sortieren kann. Das ist ja keine Garantie dafür, dass er seine Suchtbewältigung tatsächlich angeht und bewältigt. Aber DU kannst für dich alles sortieren. Deine Ängste, Enttäuschungen und Finanzen.
Im ersten Schritt wäre ich ihm mal wohlgesonnen und wäre offen für die Gespräche, würde ihm aber vorsorglich mal nichts glauben.
Geh davon aus, dass er die nächsten Tage/Wochen alles verzocken wird, was er findet. Nachdem du deine Mädchen sattkriegen willst, verstaue ein bisschen Bargeld (sofern noch verfügbar) irgendwo, wo er es nicht vermutet. Klingt jetzt sehr trivial, würde ich aber trotzdem machen.
Wenn er offen dafür ist, dass du die komplette Kontenführung übernimmst, dann mach das. Inklusive Passwort ändern und (erstmal!) täglich Konto kontrollieren.
Du wirst ja relativ schnell merken, ob ermit dir zusammenarbeitet oder ob er agressiv wird, wenn du Fragen stellst.
Meinem Mann habe ich damals auch ziemlich deutlich klargemacht, dass "einen Gewinn mit heimbringen" genauso ein schlimmes Vergehen wäre wie "Geld verzocken". Dauert ja leider ziemlich lang, bis dieser blöde Gedanke verschwindet, man müsse das verlorene Geld wieder reinspielen: "Das schlimmste was passieren könnte, wäre, wenn du nochmal was gewinnst. Das steigert die Sucht doch gleich noch mehr!!!"
Sofern ihr nur ein gemeinsames Konto besitzt, würde ich die Konten trennen. Und (insbesondere wenn er mehr verdient als du) würde ich mit ihm vereinbaren, welcher Anteil von seinem Einkommen immer direkt von seinem Konto zu Dir weiterfließen soll. Am besten gleich in der Höhe, wie der Kindesunterhalt wäre. Schließlich ist das der Teil, der für die Versorgung der Kinder zur Verfügung stehen soll. Mit und ohne Trennung.
Von all diesen nüchternen finanziellen Themen abgesehen, dürft ihr euch ja emotional so nah sein wie ihr wollt!! Nur aufpassen, dass man im Liebesrausch nicht wieder leichtgläubig wird.

Und dass Du bereit bist, mit ihm gemeinsam eine Therapie zu machen, ist doch schonmal eine gute Basis!!! Du bist bereit, ihm (vieles) zu verzeihen und außerdem auch deinen Teil in der Zukunft beizutragen. Trotzdem kann es sein, dass er noch gar nicht so weit ist.
So war das zumindest bei uns. Ich war mir am Anfang echt so sicher, dass sich in Paartherapie alles auflösen lässt. Je mehr wir beide uns (jeder auf seine Art) mit der Sucht beschäftigt haben, desto mehr ist mir klargeworden, dass unser Beziehungsthema für ihn eigentlich erst der letzte Baustein sein kann. Also ist er schön selbst (alleine) zur Suchttherapie, in Psychotherapie UND in die Selbsthilfegruppe gegangen. Paartherapie ist weiterhin hinten angestellt. Und ich weiß gar nicht, ob und wann ich darauf noch Lust habe.
Du mußt noch nicht jetzt wissen, ob ihr es miteinander schafft. Richte alles so ein, dass es auch ohne ihn gehen würde. Das gibt ein Gefühl von Sicherheit!!
Wenn man dann trotzdem zusammenbleibt: Auch gut.

Bin sicher, Du wirst von Tag zu Tag klarer sehen!!!
Ich drück Dich.
JJ