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Autor Thema: Ich bin neu hier

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H
Ich bin neu hier
OP: 28.05.2022 00:56:55
Hallo, ich bin 28 Jahre alt und ich bin neu hier.
Meine Situation:

Mein spielsüchtiger Ehemann und ich haben einen sieben Monate alten Sohn. Wir haben vor vier Jahren geheiratet und er war der Mann meiner Träume. Vor 2 Jahren sind wir zusammengezogen und da fing es an. Aus dem nichts Schulden, für die er immer „gute“ Ausreden hatte. Ich war so dumm und habe anfangs vieles geglaubt. Nach ca. 5 Monaten (nachdem zusammenziehen) habe ich sein Handy kontrolliert und gesehen dass er innerhalb eines Jahres ca. 20.000€ durch online Fußball Wetten verzockt hat. Meine Welt ist zusammengebrochen und ich wollte es nicht glauben. Daraufhin habe ich ihn angesprochen und natürlich hat er anfangs alles abgestritten. Irgendwann nach unzähligen Gesprächen hat er mir versprochen aufzuhören und dass er die Schulden abbezahlt. Die Summe ist nun auf 30.000€ gestiegen (so wie ich weiß). In den letzten Jahren hat er keinen einzigen Cent abbezahlen können. Er hat sich von sehr vielen Familienangehörigen Geld geliehen (ihnen hat er erzählt, dass er das Geld für Möbel etc. ausleiht).

Seit unser Sohn da ist, ist alles nur noch schlimmer geworden. Er ist sogar an das Erspartes unseres Sohnes rangegangen (fürs Spielen). Das hat mich am meisten verletzt. Er erzählte mir dass sein Kollege ihm nach Geld fragte, weil seine Schwester im Ausland schwer krank sei und er nun Geld für ihre Therapie braucht. Er erzählte dass er sein GANZES Gehalt und das ersparte unseres Sohnes dem Kollegen gegeben hätte. Ich stand ohne Essen, trinken und auch ohne Babynahrung da.

Nach vielen Gesprächen habe ich ihm wieder verziehen.

Er hat mein Vertrauen dermaßen kaputtgemacht dass ich ihm nicht mehr glauben kann, wenn er sagt, er geht Brötchen holen.

Irgendwann bin ich an einem Punkt gelangt wo ich nicht mehr weiter wusste und habe Hilfe bei seiner Familie gesucht. Diese schienen anfangs so, dass sie mich verstehen und helfen wollen.

Vor 10 Tagen hat er die Hälfte seines Gehaltes verzockt. Er sagt, seine Firma hat Verluste und deswegen nur die Hälfte und warum ich ihm nicht glaube. Ich habe das Gefühl nicht mehr zu können und habe ihn, als er ankam und mir das erzählte aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen und gesagt dass ich mich scheiden will. Er ist einfach gegangen. Mit der Scheidung und Trennung habe ich ihn sehr oft bedroht aber es nie ernst gemeint. Diesmal weiß ich nicht mehr weiter. Solange waren wir noch nie getrennt. In den letzten Tagen habe ich gehofft, dass er sich meldet und für seine kleine Familie kämpft und was verändert. Ich wollte ihm die Augen öffnen und zeigen dass er uns verliert. Seitdem hat er sich nicht gemeldet, nur wenn er den kleinen am Wochenende sehen wollte.

Ich bin enttäuscht, traurig und wütend. Wir sind insgesamt 5 Jahre zusammen und er schmeißt die Ehe und unsere Beziehung  einfach so weg. Er gibt mir die Schuld. Er sagt ich gebe ihm Stress die Schulden abzubezahlen (was nicht stimmt), ich habe in letzter Zeit immer versucht ihn zu ermutigen, dass wir das schaffen und dann ein neues Leben schuldenfrei genießen können. Er tut jetzt auf eingeschnappt, weil ich ihn rausgeschmissen habe.

Ich bin enttäuscht, weil er weiß dass ich sehr viel seinetwegen durchmachen musste. Leider hatte ich seinetwegen keine schöne Schwangerschaft genießen können. In der Schwangerschaft stand ich ganz oft ohne essen da.

Ich weiß nicht warum es schlimmer seit der Geburt unseres Kindes wurde. Davor war er paar Monate spielfrei und ich habe mir selbst immer gesagt „siehst du, er kann es auch seinlassen“ eine Therapie sieht er nicht als notwendig, weil er der Meinung ist, wenn er es nicht mehr will dann hört er einfach auf. Natürlich ist das sinnlos.

Ich bin sehr verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Das allerschlimmste ist dass er mir die Schuld gibt und seine ganze Familie mir nun den Rücken gekehrt haben und der Meinung sind dass ich nicht ganz die Wahrheit sage (ich denke, er hat denen versucht „Mist“ über mich zu erzählen. Das macht mich traurig. Ich meine ich stand in den letzten Jahren immer hinter ihn und hatte Hoffnung. Er tut jetzt so als wäre die Trennung nicht so schlimm und heute habe ich gesehen dass er sogar den Ehering abgenommen hat. Vielleicht klingt das kindisch für den ein oder anderen aber das hat mich zutiefst verletzt. Er dreht es alles so um als würde er sich trennen. Das spielt aber auch keine Rolle, denn ich weiß warum und weshalb ich an den Punkt gelangt bin, ihn aus der Wohnung zu schmeißen.

Ich weiß nicht ob das eine „Phase“ des Spielens ist, dass er sich jetzt so benimmt. Aber dass er nicht mal Reue zeigt oder etwas für mich tut und um mich kämpft macht mich am meisten kaputt.

Ich denke so langsam, weiß ich dass ich „aufgeben“ muss, weil ich weiß dass er sich anscheinend nicht ändern möchte.

Ich weiß selber nicht, was ich hier von euch erwarte aber ich denke einfach zu wissen, dass es Menschen gibt, die ähnliches durchgemacht haben ist etwas einfacher mit der Situation umzugehen. Ich weiß auch nicht ob ich innerlich hoffe, dass hier ein:e ehemalige:r Spielsüchtige:er sagt „Hey, online Spielwetten oder bei tipico zu wetten ist nicht so schlimm, wie Casino Spiele, da kommt man wieder raus“. Vielleicht ist dieser Gedanke sehr verzweifelt. Aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Beim letzten Mal sagte er mir, dass ich „kurz davor“ einfach aufgebe. Obwohl wir beiden wissen dass es nicht kurz davor ist. Denn seine Sucht und die Schulden sind nur noch schlimmer geworden.

Ich bedanke mich fürs lesen und evtl. für Antworten.
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Re: Ich bin neu hier
#1: 28.05.2022 08:23:23
Moin Herz,

herzlich willkommen ( müßte normalerweise schreiben : schade das Du hier sein musst ) bei uns im Forum.
Ich selbst habe über 30 Jahre gespielt.
Es gibt kein schlimmer oder einfacher raus aus der Sucht, ob nun Online Game, Online Wetten etc. vielleicht Unterschiede im Verlauf, in der Handhabung der Sucht, unterm Strich ist das Geld aber weg und das mit dem aufhören geht nicht ohne was zu tun.
In Deinem Beitrag steckt soviel Leid, aber auch Erkenntnis. Ich denke Du suchst hier auf der einen Seite Hoffnung, aber auch Bestätigung das Du richtig handelst, beides irgendwie. Das ist auch völlig normal. Du scheinst Dich mit unserer Krankheit mehr auseinander gesetzt zu haben, als Dein ( ? ) .
Ich denke auch, dass er jetzt mit Dir spielt und versucht Dich zu manipulieren (Ehering) er macht alles , damit Du reagierst, damit Du  ein schlechtes Gewissen bekommst und bla, bla, bla. Mit dem Ziel das Du bleibst, bzw er bleibt. Das ist natürlich langfristig Quatsch, denn seine Sucht verschlimmert sich anscheinend. Also warum sollte es anders werden, wenn  Du auf seine Spielchen eingehst. Der Versuch Dich in seiner Familie zu isolieren, ist schon grotesk. Immerhin ist  Euer Kind auch deren Enkel, Neffe. Nicht mal davor macht er halt. Sie werden ja merken, was an seinen Aussagen dran ist oder nicht.In dem er wahrscheinlich kein Geld zurückzahlt, nächsten Monat vielleicht nur 1/4 Gehalt bekommt, also wenn er anfängt dass verstärkt mit denen zu machen, was er jetzt mit Dir gemacht hat. Macht Dir darüber also keine Gedanken.
Du hast eine Entscheidung getroffen, stehe da jetzt zu. ( Unterbinde den Gedankenkreislauf, wenn er dies und jenes macht, dann aber , denn er sagt nur, macht aber nicht) Bleib erstmal stark.
Klar belastet ihn das emotional zusätzlich, da muss er aber durch. Solange er nicht erkennt, was er da betreibt und ins tun kommt , wird sich nix ändern. Es ist auch schlimm, wenn ihr jetzt nix zu essen habt oder ? Unterbinde das und schütze Dich und Euer Kind.
Er muss die Einsicht bekommen. Was die Zukunft für Euch bringt, wird sich zeigen. Du hast aber leider keinen Einfluss auf seine Krankheit.Du lebst jetzt und kannst nicht auf irgendwelche Luftschlösser bauen. Wenn er ins tun kommt, wirst es merken.

Das meine Gedanken erstmal dazu.

Lieben Gruß

André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Re: Ich bin neu hier
#2: 28.05.2022 09:55:31
Moin Herz22,

schwere Kost am Morgen. Und ehrlich, schade dass du hier sein musst.

Ich bin Fred und habe leider mehr als eine Frau genauso ruiniert zurückgelassen, wie du dich vermutlich grad fühlst.

Wir "Spieler" versuchen in aller Regel unserem Partner ein schlechtes Gewissen bzw. Schuldgefühle einzureden.
Alles muss getan werden um die Sucht zu verheimlichen, zu verniedlichen weiter ausführen zu können.
So die Jahrzehntelange Erfahrung sagt mir, dass du deinem "Kerl" im Moment so einfach gar nichts glauben darfst.
Und damit meine ich wirklich NICHTS. Zumindest alles was irgendwie im entferntesten Sinne mit der Suchtkrankheit zusammenhängt.

Die meisten von uns haben hunderte male, einige vielleicht sogar tausende male versprochen, nie wieder zu spielen.
Nicht mal zu anderen, oft sogar zu uns selbst. In dem Moment glaubten wir es vielleicht sogar selbst ... aber es hielt immer nur ein paar Minuten :-)

Dein "Partner" spielt im Moment sowieso keine Rolle. DU bist weder für ihn verantwortlich, noch kannst du ihm helfen.
Selbst wenn du es wolltest würde es absolut nichts nützen. Er muss schon selbst abstinent werden wollen. Aus eigenem Willen und eigener Überzeugung.

Irgendwie den Faden verloren: Also ich gehe mal davon aus, dass alles, aber auch wirklich alles was er dir jemals in Bezug auf Geld / Spielen erzählt hat, ganz simpel erfunden ist. Nur um das Wort "gelogen" zu vermeiden.

Wieder den Fader verloren .. zu deinem "Spieler" wollte ich gar nichts mehr sagen :-)

Also erst Mal:
Du hast keine Schuld
Egal was jemand dir glauben machen will oder was du dir selbst an Schuldgefühlen aufbürdest.

Du musst dich jetzt vorrangig um dich kümmern, damit es dir gut geht.
Und dir muss es gut gehen, damit es deinem Sohn gutgehen kann!

Du musst dein Leben organisieren und es in ruhige Bahnen bringen.
Deinem Partner hattest du vermutlich schon soooo viele Chancen gegeben, die er nicht genutzt hat.
Konnte er auch nicht. Er musste sie nicht nutzen, da es immer ein Zurück oder weiter gab.

Spielsucht ist nichts was man "abstellen" oder "lassen" kann. Und nichts was in 3 Monaten "weg" sind.
Uns begleitet sie ein Leben lang. Es ist tägliche Arbeit sich damit auseinander zu setzen.
Genesungsprozesse dauern Jahren, sofern sie überhaupt möglich sind.

Das soll dir jetzt keine Angst machen, sondern eher beruhigen.
Nichts entscheidet sich heute, morgen oder in 3 Monaten.
Das wäre völliger Nonsens sowas zu glauben.
"Wir" neigen dazu in solchen Situationen andere unter Druck zu setzen, den anderen zu verletzten, eine sofortige Lösung herbeizwingen zu wollen.
Nichts davon ist real, gut, ratsam oder hilfreich.

Mach dich frei davon, dass du mit seiner Spielsucht irgendetwas zu tun hast, außer dass du sie bisher notgedrungen und mangels Wissens unterstützt hast.

Am Tiefpunkt angekommen kann es aber nur noch bergauf gehen.
Kümmere dich um dich und um deinen Sohn. Das ist das Wichtigste!

Versuche klarzukommen mit dem Gedanken, dass man dich an allen Ecken und Kanten belogen und betrogen hat.
Das fällt meist am schwersten, sollte im Wissen um die Krankheit aber eigentlich am einfachsten sein.
Ist es aber nicht. Für den Betroffenen allemal nicht.

Versuche nicht zu hinterfragen / zu klären / aufzudecken etc.
Das sind Diskussionen, die zu nichts führen und nur an dir "knabbern"
Schraube die Erwartungen runter, dann sind die Enttäuschungen nicht so groß.
Und nicht mehr an "Worte" glauben ... einfach Taten einfordern.

Nun hol tief Luft und gehe die Dinge an, die da kommen. Es herrscht keine Eile.

Du kannst hier übringes alles schreiben was dir auf dem Herzen liegt.
Wir verstehen selbst die unglaublichsten Geschichten.
Gruß aus dem Norden
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Re: Ich bin neu hier
#3: 29.05.2022 01:14:16
Hallo Herz22 gut dass Du da bist.



.... weil er der Meinung ist, wenn er es nicht mehr will dann hört er einfach auf.

Ich dachte dies auch immer während meiner aktiven Spielzeit.
Mir wurde erst danach bewusst wie nah und gleichzeitig fern ich davon entfernt war.
Ich wollte nicht mehr das Leben meiner Familie und meines verspielen, darum habe ich aufgehört damit.
Diese Erkenntnis kam sehr spät bei mir, warum auch immer es so gewesen war.
Doch Wollen alleine ist ein Scheißdreck, wenn man davon ausgeht es würde ja reichen. 

Dein Partner ist Lichtjahre davon entfernt, nicht nur etwas dagegen zu tun sondern es auch für sich zu akzeptieren.
Du kannst nicht mehr auf ihn zählen, es könnte sich eines  Tages vielleicht ändern...wenn dann ja eh zu spät für Dich.
Es vergeht bis dahin enorm an Lebenszeit von Dir und eures Sohnes. 
Lebenszeit voller Sorgen, Lügen und Vorwürfen und nur genährt von einer erbärmlichen Chance einer Hoffnung.

Er ist zu wertvoll sein Leben so zu verbringen und Ihr es teilen zu müssen.
Er kann seine Verantwortung nicht tragen, doch Du musst es nun tun.
Für Deine Zukunft und die eures Sohnes.

Das ist alles unfassbar schwer, gerade in Deinen beschriebenen Erinnerungen.
Lasse es nicht mehr zu dass diese sich weiter sammeln und Deine Lebensqualität dabei parallel schwindet.
Blicke nach vorne in eine Zukunft ohne diese Last und gewinne täglich an neuer Motivation.
Und glaube nicht dass die Spielsucht für alles verantwortlich ist, was so geschehen ist.
Sie ist unbändig und enorm stark....aber der Träger auch schon selbst verantwortlich für sein Handeln!!!!!
Es soweit kommen zu lassen und aufzugeben für Euch da zu sein.


...an Deiner Seite

Liebe Grüße       
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« Letzte Änderung: 29.05.2022 10:24:20 von Jacky1 »
 
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Taro

Re: Ich bin neu hier
#4: 29.05.2022 09:25:43
Moi  Herz22,

den Worten meiner Vorredner ist nicht viel hinzuzufügen, Du hast völlig richtig gehandelt. Es is wahrscheinlich das er seiner Familie eine andere Geschichte erzählt hat, er versucht sein "Spielen zu retten". Spielsucht ist eine schwere Krankheit und doch ist er für sein Handeln voll verantwortlich. Meine schwangere Frau hungern zu lassen, oder meinem Kind Geld zu entwenden, für mich nicht vorstellbar. Und das obwohl ich für meine sucht Straftaten verübt habe.

Du musst jetzt für Dich und Dein Kind sorgen. Hol Dir Hilfe bei der Suchtberatung. Wenn er keinen Unterhalt zahlt zeige das umgehend an. Ich persönlich würde versuchen einem pitsch nassen Spieler auch das Besuchsrecht für das Kind zu entziehen. Ob das möglich ist weiss ich nicht.

Den Weg der vor Dir liegt musst Du alleine gehen, wir hier können Dich jedoch bestärken und von unseren Erfahrungen berichten.
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Re: Ich bin neu hier
#5: 29.05.2022 14:12:34
- Hallo, ich bin euch allen für eure Antworten unglaublich dankbar. Ich habe das erste Mal das Gefühl, jemand versteht mich und das führt zu Tränen. Diesen jahrelangen Leid alleine mit sich zu tragen ist unfassbar anstrengend und erst recht, wenn seine Familie der Meinung sind, dass ich lüge und deren Sohn so etwas niemals tun würde. Vor einigen Tagen hat mich auch seine Mutter angerufen (seine Familie wohnt Kilometer weit weg von uns) und sie hat mir an den Kopf geworfen, dass es ganz schlimm ist was ICH gemacht habe. Das ich meinem Mann sagte, er soll die Wohnung verlassen. Mir wird jetzt von denen gesagt, wie ich mich fühlen würde, wenn er sich etwas antut. Ich weiß nicht ob sie mir ein schlechtes Gewissen machen wollen aber diese zusätzliche Angst macht mich kaputt. Ich hoffe natürlich, dass es niemals soweit kommen würde, denn eigentlich kenne ich Ihn ja und denke nicht, dass er in der Lage wäre so etwas schlimmes zu tun. Ich lege mich jede Nacht schlafen mit voller Angst ob er sich was antut. Aber ich kann ihn doch nicht nur wegen dieser Angst bei mir behalten. Ich meine wenn er Suizidgefährdet wäre, würde ich natürlich Hilfe oder sonst was holen. Ach ich weiß nicht.
- Wie Andre schon gesagt hat, ich suche hier auf der einen Seite Hoffnung aber auch Bestätigung für mein inneres. Mich hat tagelang der Gedanke gefressen „Was ist wenn er sich bald ändert und ich habe einfach aufgegeben?“ vielleicht ist dieser Gedanke verzweifelt. Aber ich habe so viel Liebe und Geduld in diese Ehe gesteckt und es fällt mir so unglaublich schwer endlich loszulassen. Er war anfangs so ein guter Ehepartner und dass eine Sucht einen Menschen dermaßen verändern kann, ist schwer zu akzeptieren. Auf der anderen Seite habe ich mir auch erhofft, dass hier ein:e ehemalige:r Spieler:in sagen wird, dass man es gemeinsam als Paar überwältigen kann aber wie es aussieht, wird das wohl nicht der Fall sein. 
- Zu Fred: (leider weiß ich hier nicht wie ich auf eure einzelnen Sätze antworten kann deswegen mach ich das mal so)
- „Deinem Partner hattest du vermutlich schon soooo viele Chancen gegeben, die er nicht genutzt hat.Konnte er auch nicht. Er musste sie nicht nutzen, da es immer ein Zurück oder weiter gab.“ Ja, da hast du wirklich recht. Warum sollte er auch diese nutzen, wenn er wusste ich bleibe sowieso.
- „Spielsucht ist nichts was man "abstellen" oder "lassen" kann. Und nichts was in 3 Monaten "weg" sind.“ Irgendwie beruhigt mich das. Denn er ist immer der Meinung, er kann heute auf morgen einfach aufhören. So hat er mir das immer eingeredet und irgendwann habe ich es geglaubt. Denn ich war mal Raucherin und er war der Meinung, dass man das vergleichen kann. Ich habe ein auf den anderen Tag einfach aufgehört, weil ich nicht mehr wollte. Und er sagte immer, dass kann er mit dem Spielen auch. Natürlich ist das Quatsch. Aber ich habe das Gefühl er hat mich dermaßen manipuliert, dass ich fast jeden Mist geglaubt habe.

- zu Jacky: „Ich wollte nicht mehr das Leben meiner Familie und meines verspielen, darum habe ich aufgehört damit. Diese Erkenntnis kam sehr spät bei mir, warum auch immer es so gewesen war.“ Darf ich fragen was genau passiert ist, dass du  so gedacht hast? Entschuldige bitte, wenn diese Frage zu persönlich ist und wenn du nicht darauf antworten magst, dann ist das selbstverständlich okay.
- Zu Taro: ich weiß nicht ob das okay wäre ihm seinen Besuchsrecht zu entziehen. Wir wohnen jetzt seit zwei Wochen nicht mehr zusammen und er holt den kleinen am Wochenende für paar Stunden ab und ich weiß auch dass er gerne mit seinem Sohn Zeit verbringt. Ich denke dass der kleine trotzdem seinen Papa erstmal irgendwo braucht.

- ich bin unglaublich froh, dass es diese Seite zum austauschen gibt und bedanke mich nochmal herzlich für eure Antworten.



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Re: Ich bin neu hier
#6: 29.05.2022 15:11:10
Hallo Herz22,

Du bist nicht alleine damit, auch wenn von uns nun aus der Ferne....überall wirst Du Verständnis und helfende Hände finden.
Aber auch Gegenteiliges, so umgebe Dich nur mit Menschen die Dir auch gut tun.
 

- zu Jacky: „Ich wollte nicht mehr das Leben meiner Familie und meines verspielen, darum habe ich aufgehört damit. Diese Erkenntnis kam sehr spät bei mir, warum auch immer es so gewesen war.“ Darf ich fragen was genau passiert ist, dass du  so gedacht hast? Entschuldige bitte, wenn diese Frage zu persönlich ist und wenn du nicht darauf antworten magst, dann ist das selbstverständlich okay.

Du kannst fast  :) alles fragen.
Die Frage aller Fragen: " Warum hast Du aufgehört zu spielen und wie hast Du es geschafft ?".
Stell Dir vor Du bist immer durstig  und weißt wenn Du nun Wasser trinkst, wird es Dir und allen schaden.
Klingt utopisch, doch genau so verhält es sich für einen Spielsüchtigen.
Er lebt in einer Blase und schaltet sich ab von realen Dingen.
Er schützt sein Verhalten und sein Suchtbegehren, lügt und betrügt ..vor allem vor sich selbst.
Es ist eine psychische Erkrankung und ist auch klar definiert.
Doch wenn ich vergleiche zu den chemischen Abläufen dabei in meinem Hirn und den dabei entstehenden Emotionen.
Im Vergleich zu Liebe, kann ich kaum Unterschiede feststellen ..aber Liebe ist ja keine Krankheit.
Und auch nachweislich nicht das stärkste Gefühl.
...Angst!

Nach so vielen Jahren meiner aktiven Sucht und keiner meiner Lieben musste hungern und ich habe auch niemanden bestohlen.
Und das ist eine Lüge!
Ich bestahl alle um ihr Vertrauen und sie hungerten nach meinem wahren ich.
Ich kotzte mich an.. jeden gottverdammten Tag und machte einfach weiter damit immer weiter.
Ich war blind geworden, taub und stumm, es war mir doch egal noch am Leben zu sein.
Ein träumendes Gewinnerarschloch ? Nein...Nur ein flüchtiger Feigling der es einfach zugelassen hat.
Ich war schuldig, nicht krank zu sein...sondern es anscheinend gerne gewesen zu sein.
Gerne im Schlund der Hölle und wollte nur spielen und nicht süchtig sein.

Ich habe mich dabei nie selbst gesehen was ich tat und erst als ich von anderen Spielsüchtigen gehört habe, erzählten jene ja auch meine Geschichte.
Ich sah mich endlich einmal da wo ich immer gewesen war...im Dreck!
Ich gab sozusagen sofort auf und glaubte mir kein Wort mehr, ich erkannte endlich, machtlos zu sein gegen mein Suchtverhalten.
Und niemand auf Erden hätte so jemanden an seiner Seite verdient...ich schämte mich unglaublich.
War ich zu schwach...meine Liebe zu anderen oder zu mir ungenügend ?
Und endlich einmal schreibe ich es hier im Forum...Ja!.
So werde ich niemals etwas davon vergessen und wenn ich heute mit meiner Familie durch den Wald laufe.
Wir lachen und ich nicht mehr an ein Glücksspiel denke...weiß ich wohin ich immer mußte.
Nicht wollen..ich  musste meinen Frieden finden , sonst wäre ich viel lieber tot.

Alleine hätte ich es nicht geschafft, gar nichts schafft man alleine.
Doch der rettende Impuls..nur ein Sklave einer psychischen Erkrankung zu sein und alle gehen mit unter.
Alles was schon geschehen war in dieser ganzen Summe....ich war einfach dann soweit.
Ich hörte auf damit und gab alles zu...vor jedem den es etwas angeht.
Ich war frei....dies wollte ich auch unbedingt..es klickte einfach.
Es ist in mir gewachsen und entstand nicht von heute auf morgen.

Erst in der seelischen Gosse meines Lebens und es ging nicht tiefer....fand ich die Rettung.
Und heute ist es mir egal welches Gefühl das stärkste ist...ich entscheide es einfach selbst!
Und kann als Durstiger nun Wasser trinken ohne jemanden zu schaden.   :)

Liebes Herz, Kopf hoch manchmal sterben Träume und dies ist auch gut so.
Dann ist wieder Platz für neue.

Liebe Grüße

 
 

 
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« Letzte Änderung: 29.05.2022 15:48:14 von Jacky1 »
 
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Re: Ich bin neu hier
#7: 30.05.2022 09:08:06
Hallo Herz,

ein herzliches Willkommen hier bei uns im Forum auch von mir.

Es ist nunmal so, dass ein spielkranker Mensch mit der Zeit mehr und mehr Zeit mit seiner Sucht verbringt. Dies richtet sich nicht gegen dich oder die Familie, sondern dient ihm als Schutz vor der Realität. Beim Spielen verschwinden die gewaltigen Probleme wie von selbst, leider treten sie danach mehr und mehr in Vordergrund, sodass erneutes, häufigeres und längeres Spielen die Folge sind.
Leider kannst du nichts tun, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Was du tun kannst ist, Entscheidungen, die dich um dich und deinen Nachwuchs betreffen, zu treffen. Hier kannst du die Richtung vorgeben und dies tust du auch schon mit bravur.
Eine Trennung zum jetzigen Zeitpunkt scheint unvermeidlich, doch er wird früher oder später wieder bei dir vor der Türe stehen, auf diesen Augenblick musst du vorbereitet sein...
Du bist eine starke Frau!
Grüße,
aT
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Re: Ich bin neu hier
#8: 30.05.2022 15:03:27
Herz22,

Schwiegermütter / Schwiegereltern reagieren da oft sehr ähnlich.
Meist wollen sie es gar nicht wahrhaben. Müssten sich dann womöglich selbst die Schuld für die "Verfehlungen" ihres Sohnes geben.
Müssten sich eingestehen, selbst jahrelang darauf reingefallen zu sein.

Selbst meine eigenen Eltern haben das wegdiskutiert, wenn ich ihnen von meiner Sucht erzählen wollte.
Ich konnte das nicht ändern und es ist so wie es ist.

Schöner wäre es natürlich von den Großeltern deines Sohnes mehr Unterstützung zu erhalten.
Aber vielleicht ändert sich das noch. In einer ruhigen Minute solltest du mal anfangen zu erzählen was bei euch zuhause so los ist.
Auch wenn sie dir nicht glauben, bleibt oft doch ein Funke hängen und es beginnt ein "drüber nachdenken".
Die Väter sind da meist offener zu akzeptieren dass die Söhne doch nicht so die Wunderkinder sind.

Schwierig wird es für dich sein, ruhig und sachlich zu bleiben, wenn seine Eltern dich dann ggf. sogar als Lügnerin darstellen.
Kann passieren, ist leider schon oft vorgekommen. Immer die gleichen Gründe. Sie wollen es nicht wahrhaben.

Wichtig ist dein Glaube und Vertrauen, dass du alles richtig machst.
Und du machst alles richtig. Das sind sich hier ganz viele absolut sicher.
Nicht weil wir mal irgendwas in den Raum schießen, sondern weil wir alle hier aus Erfahrung sprechen.
Meist jahrzehntelang ...

Zum Thema Suizid habe ich ein ganz klares Statement:
Wer sein Leben beenden will macht dies, weil er es will und keine andere Lösung für sich sieht.
Ein "Dritter" trägt da nie irgendeine Verantwortung in irgendeiner Form.
Als Druckmittel eingesetzt gehört da schon eine gehörige Portion "Frechheit" dazu.
Wirklich Suizid-gefährdete Menschen sprechen nicht darüber. Meist mit keinem einzigen Wort. Meist nicht mal mit einer Verhaltentsänderung.
Ignorieren und nicht weiter drüber diskutieren.
Keinesfalls damit erpressen lassen. Das wäre das Schlimmste überhaupt. Und an der Situation so gar nichts ändern.

Aber da das Ganze nun von deiner Schwiegermutter kam, ist das einfach nur eine Erpressung der allerfiesesten Art.
Ich glaube du benötigst in RIchtung Schwiegerfamilie ein dickeres Fell.

Und wenn du mal nicht weiter weißt stell dich vor den Spiege und sage:
Ich mache alles richtig ! Ich lasse mich nicht kaputt machen. Ich muss für meinen Sohn da sein.

Kopf hoch .. alles großer Mist .. aber es wird wieder so viel besser. Versprochen !
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