Ich habe Mal den letzten kompletten Abend, an dem ich verloren habe Revue passieren lassen. Und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum konnte ich nicht aufhören. Warum immer nochmal verdoppeln und nochmal. Obwohl ich zu Beginn sogar 70 Euro im Plus war. (Eigentlich war das Essen mit der Familie damit gesichert, auschecken, glücklich sein und schlafen, fertig)
Nur aber um am Ende mit 2000 Euro im Minus da zu stehen, mit runtergelassen Hosen.
Warum...?
Und, was wäre, wenn ich vielleicht nicht 2000 Euro an dem Abend verloren, sondern gewonnen hätte? Oder 4000, oder sogar 8000 Euro?
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Ich weiß es jetzt. Ich hätte am nächsten Tag wieder gespielt. Und dann wieder und dann wieder, ich hätte vielleicht sogar etwas von dem Gewinn schnell auf mein Konto überwiesen, damit ich das nicht auch verspiele. Aber spätestens, wenn ich wieder eine Pechsträhne hätte, wäre der Gewinn wieder auf meinem Spielkonto gelandet und wenn der auch weg wäre, hätte ich wieder mein Erspartes angekratzt...
Warum also das ganze?
Es hört sich jetzt irgendwie paradox an, aber ich glaube, weil ich verlieren will beim Spielen...ich will einfach gar nicht gewinnen.
Tief in mir will ich gar nicht beim Wetten gewinnen, nur damit ich mir am Ende sagen kann, ich habs doch gewusst.
Und weil ich so ein großes Ego und noch größeren (falschen) Stolz habe, der keine Niederlagen akzeptieren kann, spielte ich weiter.
Mein oberflächiges Ego und mein sehr tief (unbewusst?) Sitzender Verliererzwang sind eine hochexplosive Mischung beim Wetten....der Alkohol, dem ich keine schuld geben kann, nimmt mir dann den Rest meiner Hemmungen (sprich: die restliche Schutzmechanismen werden außer Kraft gesetzt) und das Übel nimmt seinen Lauf.
Das alte Muster also, zu verlieren, welches ich sehr gut kenne, darin fühle ich mich anscheinend beim Spielen sehr wohl. Und viel Geld in kurzer Zeit zu gewinnen, ist ungewohnt und damit kann ich nicht umgehen.
Also muss es schnell wieder verwettet werden.
Kann das sein? Obwohl ich ein sehr optimistischer und sehr positiver Mensch bin, habe ich tief in mir einen Drang, den ich jetzt sehe, der mich gerne verlieren lässt...weil ich mich darin, so dumm es sich anfühlt irgendwie wohl fühle.
Komischerweise ist es aber bei der Arbeit ganz anders. Auch beim Sport bin ich eher ein Gewinner-Typ.
Wie ist es in meinem Privatleben? Ich bin mit meiner Frau über 20 Jahre zusammen,...aber wir streiten sehr oft. Da ist das Gefühl glaube ich ähnlich wie beim Spielen...bei meinen Kindern hingegen ist es wie die Sonne, die am Himmel aufgeht, vor allem bei meiner Tochter...sie ist meine Sonne, mein Herz, wie auch meine beiden älteren Jungs....mein Gott, was schreibe ich da, so als sei ich komplett betrunken, aber seit dem letzten Spielen trinke ich nichts mehr und werde es auch nicht mehr...
Ich glaube, ich taste mich langsam der Ursache meines Spielens ohne Grenzen Stück für Stück heran...nur ist das gut oder schlecht? Eine Erkenntnis wirft zwei neue Fragen auf...
Ich glaube das reicht für heute, jetzt gehe ich erst Mal schlafen...
Vielleicht geht es einem von euch ja ähnlich und kann das aberwitzige Zeug, was ich gerade gefasselt habe und selber nicht so ganz verstehe, wenigstens ein bisschen nachvollziehen. Dann würde ich mir nicht ganz so dumm vorkommen.
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