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Autor Thema: Die ewige Suche nach dem Kick

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Die ewige Suche nach dem Kick
OP: 12.12.2021 13:16:08
Hallo zusammen,

mein Name ist Tobi, ich bin Ende dreißig, verheiratet und habe eine kleine Tochter.

Ich hatte die Tage ein wenig Kontakt mit Jacky und Medea im Chat. Das war ganz gut und daraufhin habe ich mich jetzt hier angemeldet.

Der Titel beschreibt gefühlt mein ganzen Leben. Ich bin seit 20 Jahren spielsüchtig. Krankhaft spielsüchtig.
Meine Karriere hat klassisch angefangen mit 2DM und 100 Multispielen. Als sportbegeisterter Mensch kann ich dann schnell zu Sportwetten.
5er auf ne 3er Kombi und ja auch da kamen die vereinzelte Gewinne dazu.
Es war einfach was anderes, ein Spiel anzuschauen und mit zu Fiebern. Ein Kick.
Relativ schnell habe ich die Kontrolle verloren. Sofort mussten die Gewinne wieder reingeholt werden.
Durch die ständigen Besuche im Wettbüro, kannte man sich und war auch schon befreundet mit den Inhaber. So dass ich auch schon aufschreiben konnte und telefonische Wetten abschließen konnte.
Und wenn dein Schein eigentlich kaputt war, hättest du 5min vor Spielende nur noch eine Chance: Die Nachspielzeit!
Und ich setzte doch wirklich mein halbes Ausbildungsgehalt auf 4min Nachspielzeit in einem Spiel. 3min wären eigentlich realistischer gewesen, aber mit der Quote auf 4min könnte ich mein ganzes verlorenes Geld (an diesem Tag) wieder rein holen. Tolle Chance dachte ich.
Naja waren dann 3 min und das Geld weg.

Als ich dann irgendwann die Deckel im Wettbüro nicht mehr auflösen konnte, entdecke ich die online Sportwetten. War super, denn ich konnte auf Pump einzahlen und alles wieder rein holen. Hat natürlich nicht geklappt und ich war am Ende und beichtete dann alles meiner damaligen Freundin. Sie war jung 18 oder 19 und ja machte einen Fehler. Sie gab mir Geld. Sie trifft auf bis heute keine Schuld. Das war alles nur ich. Ich wollte aufhören. Aber dieser Kick.
Ich hatte einen Neustart mit einem neuen Kredit. Aber dieser Kick. In den folgenden Jahren hatte ich nie aufgehört. Und nach drei weiteren Beichten und einem weiteren Kredit war dann Schluss mit der Beziehung.

Kurz danach habe ich meine jetzige Frau kennengelernt. Und ich sagte mir, die Beziehung mache ich nicht kaputt. Hatte dann auch gute Spielpausen. Doch es fehlte der Kick. Ich kam dann über die Wettseiten zum online Casino. Wow. Black Jack, was für ein Kick. Ein Dauerkick im Sekundentakt.

Und über die ganzen Jahre immer wieder das gleiche Thema. Wenn man dann irgendwann auf den Ausgang einen Spiels in der 3. pakistanische Volleyball Damenliga tippt, sollte man meinen, dass die ganze niemals einen Sinn macht.
Macht doch mehr Sinn an Automaten online zu zocken. Es ist einfach die Hölle. ;(

Mittlerweile ist es so, dass ich solche Kick Casino/Wettphasen habe die immer so 2-4 Tage gehen. 24h. Ich zocke bei der ersten Kippe morgens, auf der Fahrt zur Arbeit, bei der Arbeit, auf der Fahrt zurück, im Auto vor der Wohnung, auf dem Klo, hinter dem Rücken meiner Frau beim Fernsehen, bis ich Nachts vor Erschöpfung einschlafe oder besoffen umkippe.
Das geht dann solange bis ich wieder Panikattacken habe, meine Keditkarte am Limit ist und ich mir schwöre es nie wieder zu machen. Das geht dann wieder ein paar Wochen und dann geht es wieder los.

Das macht mich nicht nur seelisch kaputt, mittlerweile bin ich auch körperlich am Ende.

Diese ganze Schuld versuche ich dann in Alkohol zu ertränken. Das ist kein lebenswertes Leben.

Ich habe immer alles gehabt. Mir ist immer alles zugeflogen. Geld Beziehung, Jobs und Autos. Aber es reicht mir nie.

Immer wieder kämpfe ich mich aus einem Teil der Schulden und mir geht es dann wieder gut. Doch dann schaltet mein Hirn aus und ich denke wirklich beim 100x mach ich alles andersrum. Diesmal nehme ich den Gewinn und höre auf. Das ist an Naivität nicht mehr zu übertreffen. Es ist auch sehr erschreckend wenn man die Liste der Anbieter sieht, in denen man gesperrt ist. Aber nach 25 taucht doch wieder einer auf, wo man sich registrieren kann ;(

Mittlerweile geht es fast nicht mehr ums Geld. Nicht weil ich sowieso keines mehr habe, weil ich einfach diesen Kick brauche. Ich habe mir auch schon andere Bereiche gesucht, aber das ist nicht das Gleiche. Das ist wie wenn man nem Alkoholiker ein verdünntes saures Radler geben würde. Doch der zieht mich auch immer tiefer in die Schulden und alle Gedanken drehen sich dann doch wieder um das Geld. ;(

Durch die vielen Geschichten hier im Forum und die Schicksale, aber auch die Wendungen welche es bei vielen von Euch gab, habe ich mich entschlossen am Montag bei der Caritas anzurufen und einen Termin zu machen. Ich hab mich zwei Jahrzehnte selber belogen. Ich schaffe es nicht alleine. Ich brauche Hilfe, denn ich will endlich mein Leben genießen. Ich will ein toller Papa sein. Ich möchte der Held für meine kleine Tochter sein.

Ich will endlich ein lebenswertes Leben und nicht in ein paar Jahren tot sein.

Vielen Dank für die Möglichkeit ein Teil meiner Geschichte hier niederschreiben zu dürfen. Schon das alleine gibt mit ein wenig Kraft und Hoffung.

Tobi
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#1: 12.12.2021 14:12:13
Hallo Tobi und herzlich Willkommen auch hier,

gerade eben habe ich an anderer Stelle darüber geschrieben, wie manche es einfach nicht wirklich wollen oder besser gesagt,
es ihnen einfach nicht gelingt diesen furchtbaren Kreislauf der Sucht zu durchbrechen.
So kam mir Dein erster Beitrag hier gerade Recht.  :)

Denn weißt du was ?
Ich glaube an Dich!
Du hast es so wunderbar beschrieben, diesen Kreislauf Deines bisherigen Lebens.
Im Grunde warst Du doch schon tot in Deinen Gedanken, es fehlte lediglich noch eine amtliche Bestätigung.
Es lässt sich so unendlich viel Potential zu erkennen in Deinem Beitrag, obwohl er das Negative nur bestätigt.
Und eben daraus entsteht nun Deine Motivation, genau so ist es auch richtig. 
Es ist nicht wichtig ob ich nun an Dich glaube, doch Du wirst es schnell merken, wieder an Dich selbst zu glauben.
Wenn Du weiterhin an diesem interessanten Punkt festhaltest und Dein Verhalten spiegelst.
Du hast bei Gott ein besseres Leben verdient und Deine Familie eine ehrliche Umgebung.
Nichts ist wertvoller als Eure Gemeinschaft!

Nun gebe ich Dir eine Quote, sie ist nicht nur vierfach sondern 10 000 : 1.
Du spielst einfach weiter bis du alleine bist, dann wäre eine amtliche Bestätigung nur noch Formsache.
Oder Du erarbeitest Dir eure Freiheit für den Rest Deines Lebens, jeden Tag.
Und mit Deinem Suchtverhalten wird nun begonnen.

Also Kopf hoch lieber Tobi, schön dass Du da bist.
Und wie wir gemeinsam Seite an Seite etwas beenden was uns fast alles raubte.

Liebe Grüße 
 
 

 


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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#2: 12.12.2021 16:19:05
Liebe Jacky, dass du an mich glaubst ist gerade ein überwältigendes Gefühl für mich. Und du hast schon recht, ich müsste es nur noch bestätigen lassen. Jeder würde mir, ohne zu zögern, seine Unterschrift geben: "Nicht mehr zu retten, bestätigt, Fall abgeschlossen und ab zu den Akten."
Und ich sehe die Leute auf meiner Beerdigung über mich reden.
"War klar, dass des passiert."
"Nimmt euch das als Beispiel, so will keiner enden"
"Die arme Famile"

Aber das soll nicht mein Schicksal sein! Ich will noch so viel erleben.
Ich mache morgen einen Termin und ich verspreche Euch, ich melde mich sofort danach. Denn du und Ihr alle habt es verdient, dass eure Zeit für mich, nicht umsonst war.
Auch wenn dieses vielleicht der falsche Ansatz ist, aber es hilft mir so den zweiten großen Schritt zu machen.

Tobi
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#3: 12.12.2021 16:38:56
Hallo Tobi, auch von mir ein herzliches Willkommen, wow toll wie man merkt, dass der Kick gerade nicht vom spielen kommt, sondern von der Aussicht auf ein spielfreies, ausgefülltes Leben.
Und ich freue mich , dass du den Mut gefunden hast hier so offen zu schreiben und Deine Geschichte auch weiter mit uns zu teilen. Als ich vor 2 Jahren endlich auch den Mut dazu hatten, hat das nach wenigen Tagen schon ganz viel neue positive Energie freigesetzt. Diese wünsche ich Dir auch. Denn der Weg den Du jetzt gehen willst ist ein super spannender Weg zu Dir selbst.
Ich freu mich wirklich total
Einen wunderbaren dritten Advent.
LG Medea
ps. viel im Forum zu lesen ist total wichtig, ich mache das heute noch in alten Beiträgen denn ich finde mich doch immer auf Neue wieder
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Aristoteles
 
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#4: 13.12.2021 08:17:56
Moin Tobi,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, super, dass du dich mitteilst!  8)

Deine Geschichte hat tatsächlich eineige parallelen mit der Meinen. Gott, was ich schon Geld auf Nachspielzeiten oder Tore in der Nachspielzeit gesetzt habe - zumeist in irgenwelchen mir unbekannten Ligen in Abu Dhabi oder sonstwo, unklar ob dieses Spiel überhaupt jemals stattgefunden hat, bzw bereits aus war zum Zeitpunkt, als ich gesetzt habe.... ;)
Nunja, ist eigentlich auch egal, ich setze heute keine Geld mehr auf Sportwetten oder sonstige sonstigen Quatsch.
Du bist hier, weil du etwas verändern möchtest - ich kann deinen Willen dies zu tun ganz klar zwischen deinen Zeilen rauslesen - hervorragend! Und du hast es auch begiffen, alleine wird es nicht zum Erfolg führen, du benötigst Hilfe. Ein erster Anruf bei der Caritas wäre ein Anfang, ein komplettes "Geständnis" gegenüber deiner Familie ein weiterer Schritt und ein wöchentlicher Besuch in einer Selbsthilfegruppe könnte deinen Weg abrunden. Ich habe damals meine gesamten Finanzen abgegeben, zum einen der Gefahr zu widerstehen, wieder etwas zu setzen, zum anderen, um ein weng Abstand von Geld, Schulden etc zu bekommen, um mich ganz nüchtern auf mich und meine Genesung zu konzentrieren. Natürlich müssen die Finanzen, bzw Schulden geregelt sein, aber danach geht es darum, dich selbst zu finden, den Held für deine Tochter, den gibt es nämlich, er steckt in dir selbst, ich weiß es....
Pack es an Tobi, wir begleiten dich gerne auf diesem tollen, aber auch steinigen Weg....

aT
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#5: 13.12.2021 16:50:23
Hi! Vielen vielen Dank für die netten und aufbauenden Worte.

Es ist wirklich nicht leicht gerade. Es ist kein schönes Gefühl. Ich habe jetzt fünf Beratungstellen angerufen.
Zwei haben heute zu. Die andere sagt, ich bin hier falsch, ich solle bei einer anderen anrufen. Die andere sagt, ich soll morgen nochmal anrufen.
Und bei einer habe ich jetzt auf das Band gesprochen, was wirklich echt nicht leicht war. Mein Stimme hat gezittert. Aber ich weiß selber, ich bin jahrelang den "leichten" Weg oder besser gesagt gar keinen Weg gegangen.

Ich hatte zwanzig Jahre lang Zeit und jetzt kann ich nicht erwarten, dass ich mit em Finger schnippe und alle rennen.
Doch es fühlt sich gerade wie ne große Enttäuschung an. Nachdem ich gestern noch so euphorisch war und mich wirklich gefreut habe,
fühlt es sich gerade wie ein Rückschlag oder Rückfall an.

Ich hoffe so sehr, dass ich noch heute einen Rückruf bekomme. Bitte drückt mir die Daumen.

Liebe Grüße
Tobi
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#6: 13.12.2021 18:56:56
Ich habe einen Termin! Ich habe einen Rückruf bekommen ich bin überglücklich gerade.
Am Donnerstag Abend habe ich einen Termin bei der diakonischen Suchthilfe.
Das ist gerade ein Gefühl der Hoffnung, wie ich sie in meinem ganzen Leben nocht nicht gespürt habe. Und schon schon wieder muss ich heulen.
Aber ich heule vor Glück, Hoffnung und Zuversicht in ein neues Leben.

Ich weiß aber auch das dies nur ein kleiner Schritt ist und dass noch ganz viel vor mir liegt.

Über das Thema Geständnis und meine Beziehnung werde ich in den nächsten Tagen schreiben. Auch auf die Problemmatik mit den Finanzquellen werde ich eingehen.

Vielen vielen Dank an Euch alle!!!
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#7: 14.12.2021 00:19:04
Hallo Tobi,

das ist ein sehr guter Schritt und immer weiter daran festhalten.
Stelle Dir vor, so könntest Du Dich jeden Tag fühlen, für den Rest Deines Lebens.
Es ist ein wunderbares Gefühl nicht mehr am Tropf einer Sucht zu hängen.
Ich weiß dies nur zu gut und genau deshalb werde ich auch nie loslassen, an Ankern die mir einen Halt geben.

Einmal gespannt wie Dein erster Termin dort für Dich werden wird.
Es geht ja um so einiges und eine gezielte therapeutische Vorgehendweise wäre wohl sinnvoll.
So ist es ja nicht nur die Spielsucht bei Dir.
Und erhalte Deine momentane Motivation , sie kann so vieles tragen.
Unbedingt möchte ich Dir noch die Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe nahe legen.
Hoffe dass bei Deinem Termin Dir event. Anlaufstellen angeboten werden.
Ansonsten sind Kontakte dazu auch unter folgendem Link zu finden:

https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?board=33.0 

Und einem kleinen Weihnachtswunder stände nichts mehr im Wege.  :)
Du solltest aber unbedingt alles versuchen und alles nutzen was Dir helfen könnte.
Es wäre doch auch so sehr wichtig, für Euch alle.

Liebe Grüße



 
 
 
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#8: 14.12.2021 08:17:21
Moin Tobi,

ich freu mich, dass du so engagierst ran gehst und muss leider eine kleine Warunung dazu schreiben damit du nicht zu sehr enttäuscht wirst, eine Therapie kann oft mit Wartezeit verbunden sein.  ich hab auf meine mehrere Monate gewartet dennoch !!!, als ich wusste , ich will was unternehmen, begann auch meine eigene innere Therapie schon zu starten, jeden Tag war und bin ich hier und schreibe regelmäßig Tagebuch, das hat mich gut begleitet, zudem habe ich mein Leben auch selbst vorgenommen und Dinge geändert, die mich belastet haben oder die ich vernachlässigt habe.
Die Weihnachtszeit ist dafür eine gute Zeit, denn man ist ohnehin ruhender und kann sich die Muße geben zu reflektieren. Bei Dir zudem mit Familie mit Kindern immer eine schöne Zeit. Genieße Sie in vollen Zügen und berichte weiter hier, ich würde mich sehr darüber freuen.
Also Tschaka du gehst gerade einen richtig tollen Pfad der hoffentlich auf einen Weg in die Spielfreiheit führt und somit dann zu einer gefestigten Straße des Lebens, hui das war jetzt sehr poetisch entschuldige ;)
LG Medea
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Aristoteles
 

Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#9: 14.12.2021 10:37:06
In der Anfangszeit des "Nichtspielens" fühlt man sich oft sehr euphorisch.
Diese Tage zu überstehen ist meist "leicht". Der Wille und die eigene Gefühlslage helfen da mit.
Jeder Schritt der überhaupt getan wird, ist "Gold wert", weil die meisten von uns davor praktisch gar nichts "gemacht" haben.

Die Zeit nach dieser Euphorie gilt es zu planen, darum zu wissen, sich "Gegenmaßnahmen" anvertrauen.
Ein Sicherheitsnetz spannen. Sich die Frage stellen, "was ist wenn ich wieder spielen WILL ?"

Das könnte passieren. Wenn man dann gut vorbereitet ist und davon nicht überrascht wird, ist man schon einen Schritt weiter und kann dem leichter widerstehen.

Jeder kleine Schritt in die richtige RIchtung entfernt dich weiter vom Spielen. Und je größer die Distanz, desto mehr hat man wieder zu verlieren.
Irgendwann kippt es vom "spielen wollen" ins "das Erreichte nicht mehr hergeben wollen"

Vorwärts denken ist ein guter Anfang
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#10: 14.12.2021 11:59:46
Hi zusammen,

ich habe mich gerade auf meinem letzten "noch aktiven" Account eingeloggt, denn ich wollte diesen noch sperren lassen. Sehe ich doch auf meinem Kontostand 200.-. War vermutlich ne Rückzahlung aus einer Wette, die dann doch noch unentschieden ausgegangen ist. Also klick ich mal die Live-Wetten durch und sehe ein Basketballspiel der 1. koreanischen Liga. Es ist im ersten Viertel und der Aussenseiter führt und hat dennoch eine Quote von 5,1. D.h. ich denke das Geld habe ich ja eigentlich schon verloren und abgehakt. So könnte ich einen Taui zurückgewinnen und einfach so weiter machen wie die letzen Tag. Als wäre nichts gewesen...

Und dann denke ich mir, was ist dann? Das ist doch nur eine Verlängerung der Sucht. Und auch wenn ich erst vier Tage spielfrei bin, mag ich nicht wieder bei 0 anfangen. Es würde ja doch nicht aufhören. Ich hätte auch da wieder ein schlechtes Gefühl und den Drang den Verlust trotzdem wieder reinholen zu wollen.

Wahscheinlich hätte ich mich dann hier zurückgezogen und mein Leben (innerlich) für beendet erklärt. Denn ich sehe diesen Versuch, mit dem Termin am Donnerstag und auch mit EUCH, als meine letze Chance.

Ich habe den Betrag ausgezahlt und nicht gesetzt.

Ich freue mich jetzt auch nicht unbedingt über das Geld. Ich freu mich, dass ich durchgehalten habe. :)

Aber ich weiß auch, dass ich nicht meine ganze Hoffnung in diesen Termin setzen darf. Es ist ein erster und kleiner Schritt.
Das ist auch oft in anderen Bereichen meines Lebens ein Problem, dass ich mich so auf was fokussiere und wenn es dann nicht den gewünschten Erfolg bringt, dann Fall ich wieder um so tiefer.

Ja, ich habe immer wieder spielfreie Wochen zwischen meine Exzessen gehabt. Es lief ja auch immer wieder gut. Und dafür muss ich einen Weg finden.
Denn diesmal soll es eben nicht nach zwei, drei oder sechs Wochen vorbei sein. Ich werde Euch noch weitere Einblicke geben, wie die ganzen Rückfälle hauptsächlich zu Stande gekommen sind.

Meine Therapie hat in der Tag schon stattgefunden. Hier in diesem Forum. Auch wenn ich nicht jeden von Euch direkt zitiere, lese ich Eure Kommentare sehr aufmerksam und sehr gerne. Sie sind so wahnsinnig hilfreich für mich. :)

Mittlerweile bekomme ich den Kick, wenn ich sehe, dass jemand von Euch was zu meinem Post geschrieben hat ;)

Kann ich vielleicht mit in die Liste mit den spielfreien Tagen? Das wäre irgendwie auch noch ne kleine zusätliche Motivation für mich :)

Vielen lieben Dank Euch allen!!

Liebe Grüße
Tobi

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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#11: 14.12.2021 12:20:18
Kann ich vielleicht mit in die Liste mit den spielfreien Tagen? Das wäre irgendwie auch noch ne kleine zusätliche Motivation für mich :)

Sehr gern, wann war denn dein erster spielfreier Tag ?
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#12: 14.12.2021 12:44:58
Moin Tobi,
auch von mir ein herzliches Willkommen.

Du bist ja bereits fleißig am Auseinandersetzen mit Deiner Sucht…. Das ist super. So ganz bei Null wärest also nicht wieder angefangen… 😉

Deine Einschätzung Deine ganze Hoffnung nicht in diesen einem Termin zu setzen, ist genau richtig . Ich tat es damals .. blind ins Gespräch und voller Enttäuschung wieder raus …  na ja stimmt nicht ganz , die Hoffnung mitgenommen , meinen  Leidensweg damit  verlängert, die Verantwortung weiter abgegeben , bis zur stationären Therapie, aber spätestens da war ich erstmal  enttäuscht worden , von meinen eignen Erwartungen ….  Um irgendwann zu erkennen ich selbst muss ins tun kommen.  Es steckt alles in einem selbst. Die Hoffnung ,der Glaube  , das Vertrauen in  und an uns selbst …. Könnte man als Phrase bezeichnen.. doch wenn ich mir selbst dies nicht geben kann … wer dann ? Der Automaten? Ein Wettschein ? Ich denke eher nicht . Dies für mich zu Erkennen und  zu verstehen .. ließen meine Phrasen doch erst authentische Aussagen werden .😉😊

Auch das Du weißt das Du ja mehrere Wochen ohne kannst .. und damit skeptisch umgehst und heute einschätzen kannst, das das nix mit Abstinenz zu tun hatte, kann Dich doch schon positiv stimmen.
Also immer weiter , Schritt für Schritt , raus aus seinem Sumpf., mit einem klaren Ziel vor Augen.

Lieben Gruß
André

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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 

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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#13: 14.12.2021 14:29:37
Sehr gern, wann war denn dein erster spielfreier Tag ?
Mein erster spielfreier Tag war am 11.12.21
Und hoffentlich auch mein letzer erster Tag :)
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Re: Die ewige Suche nach dem Kick
#14: 14.12.2021 14:37:42
Auch das Du weißt das Du ja mehrere Wochen ohne kannst .. und damit skeptisch umgehst und heute einschätzen kannst, das das nix mit Abstinenz zu tun hatte, kann Dich doch schon positiv stimmen.

Hallo Andre, vielen Dank für deine Nachricht. Genau das hab ich immer gedacht. So oft "hatte" ich es geschafft. Aber ich hatte es nie geschaft. Nur weil mal vier Wochen oder sogar ein halbes Jahr dazwischen waren, war ich niemals Abstinent. Ich hab mich niemals so intensiv damit beschäftigt wie jetzt. Ich dachte nur cool, ich hab es geschafft. Aber das hatte ich nicht. Denn dann hätte ich nicht 100x gedacht, ja komm Füffi geht, läuft ja.

Das sehe ich jetzt auch für mich als ganz wichtigen Punkt. Mich täglich damit auseinander zu setzen. Meine Sucht ist ja immer noch da und wird immer da sein.

Davor hab ich auch Angst. Das ich wieder mal denke, ich hätte es geschafft und mir selber einrede, ich könnte diesmal kontrolliert spielen.
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