Hallo ihr,
als ich MiLu's Beitrag las, war das erste, was ich dachte "Nein, das habe ich doch gar nicht so gemeint!".
Da macht sich bei mir dann eine gewisse Resignation breit "Ich habe doch nie geschrieben, andere wären Schuld. Das sind sie nicht, die können doch gar nichts dafür, das weiß ich doch auch. Ich tu doch schon, was ich kann, und versuche, immer zuerst bei mir zu gucken."
Also dachte ich mir, ich lasse es lieber.
Aber jeder Mensch nimmt das Gesagte (oder Nicht-Gesagte) anders auf. Das Gefühl, vermeintlich 'mißverstanden' zu werden - meist kommt es ja erst mit dem 'Mißverständnis' an sich. Nicht genau zu wissen, was ich eigentlich 'habe', weil ich gar nicht weiß, was der andere glaubt, das los sei. Wo eigentlich nie ein Problem war, ist plötzlich eins - ich weiß nur nicht, welches.
So ist es bei mir zu Hause manchmal. Ich halte dann den Mund, in der Hoffnung, daß es bald vorbeigeht. An der Stelle endet es dort für mich, da ich nicht will, daß es in eine sinnlose Diskussion ausartet.
Vorerst (also gestern) war das hier auch so, ich dachte mir, was soll's... laß es so stehen, ist einfacher.
Hier ist es natürlich nicht so extrem, ich bin einfach nur verwirrt... aber die erste Reaktion ist dieselbe... ich bin irritiert ("Wir kommt derjenige denn auf sowas?"), und dann etwas frustriert, weil ich mich 'unverstanden' fühle, und weil meine Kommunikationsskills nicht ausreichend sind, um zu vermitteln, warum. Wenn ich mich mißverstanden fühle, hat es hat hier aber eben den Vorteil, daß ich es zur Not auch erstmal sackenlassen kann.
Und da sind wir dann ja genau an dem Punkt, den MiLu angesprochen hat... ich muß bei mir selber gucken, um 'verstehen' zu lernen. Und es ist mir ja selbst nicht möglich, von 'außen' zu gucken. Da drehe ich mich dann im Kreis - weil mir die richtige Perspektive fehlt.
- Ich bin irgendwo einfach stehengeblieben, während alle anderen sich stets weiterentwickelt haben.
- Ich verbaue mir nach wie vor selbst die Möglichkeit, dazuzulernen, weil ich mich nicht traue, mich darauf einzulassen - in dem Punkt hat sich also nicht viel geändert.
- Ich muß mich zuallererst selber aushalten können, wissen, was ich überhaupt möchte - und dies auch einfordern, um überhaupt irgendwie von Nutzen zu sein.
Natürlich habt ihr recht, alle drei.
Bei mir ist das, was ich bisher erreicht habe, genug, um im Hier und Jetzt nicht mehr Spielen zu 'müssen'. Dafür bin ich unendlich dankbar. Es ist mehr, als mir zusteht.
Aber ist es schon das, was trockene Alkoholiker eine 'zufriedene Abstinenz' nennen? Eigentlich war ich mir immer sehr sicher, diese Frage mit Ja beantworten zu können. Nur ganz selten regt sich was da oben, und fragt "Ist das alles? Oder kannst du da vielleicht doch noch mehr tun?"
Aber nur ganz kurz. Dann ist wieder Ruhe.
Also nein, nicht die Anderen waren / sind 'irre', sondern ich. Ich habe wohl immer schon in zwei Welten gelebt, sauber voneinander getrennt, darauf habe ich geachtet. Falsche Freunde, und Richtige. Ich weiß noch, wie eine Mitschülerin in der achten oder neunten Klasse zu mir sagte, ich solle doch mal ein Buch schreiben, weil ich ja bestimmt schon viel 'erlebt' hätte. Ich dachte nur, worüber jetzt genau? Wir können ja tauschen, wenn du magst. Ich gehe nachher zu dir nach Hause, und du zu mir.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob es die Angst vor Verletzungen ist, denn eigentlich war ich schon als Kind so, von daher wäre das keine wirkliche Erklärung. Das Problem war halt eben nur, daß ich nirgendwo wirklich 'reinpaßte', und das immer deutlich spürte, auch wenn mir keiner einen wirklichen Anlaß dazu gab. Sich regelmäßig die Birne vollzuknallen, war mir dann später tatsächlich auf Dauer zu stumpf, bzw. waren es eher die Leute, die das taten. Sowas gab nur Ärger. Es fiel auf, sie fielen auf, und das wollte ich nicht. Außerdem hatte ich zugegebenermaßen Respekt davor, 'abzurutschen', und der Kontrollverlust machte mir ironischerweise tatsächlich manchmal Angst. Ganz ohne ging es bei mir aber offenbar auch nicht, und 'glücklicherweise' waren meine späteren Saufkumpane da dann zumindest deutlich diskreter. Denn ohne die vorherige Bremswirkung, konnte ich Ruhe gar nicht erst empfinden, und dann genoß ich sie eine Weile, bis ich erneut Beschleunigen mußte, um wieder bewußt Runterbremsen zu können (In meinem Kopf war immer schon viel los, das 'Ruhe' zu nennen paßt also nicht so ganz... eher eine Auszeit mit mir selbst und meinen Gedanken). Ich schlug also auch da schon über die Stränge, allerdings bei Weitem nicht so oft.
Das wurde schlimmer während meiner Spielerzeit, die Ruhephasen wurde unerträglich, die Abstände kürzer. Es ging soweit, daß ich nicht mehr mit mir alleinsein konnte, nicht mehr normal 'abschalten' konnte - etwas, was immer schon essentiell wichtig für mich war.
Ohne dieses regelmäßige 'Runterfahren' baut sich eine innere Spannung auf, das ist schwer zu beschreiben. Ich kam gegen diese Spannung auf 'normalem' Weg nicht mehr gegenan.
Das geht heute zum Glück wieder, und diese Auszeiten sind wichtig für mich und mein 'Gleichgewicht', auch wenn nie viel dabei rumkommt.
Aber ich schweife wohl mal wieder ab. Im Grunde genommen ist das ja auch alles völlig egal. Fakt ist eben, daß ich irgendwo falsch abgebogen bin, und deshalb etwas schiefläuft. Emotionen verstehen, aushalten, einordnen... sowohl die eigenen, als auch die Anderer... ja, das mag ich nicht, und Empathie mir selbst gegenüber ist wirklich sehr schwer.
Von daher habt ihr wahrscheinlich recht.
Nur hilft da aber leider nichts gegen.
Danke für euer Feedback, auch wenn das gar nicht meine Intention war.
Wünsche eine gute Nacht und eine angenehme Woche.