Hallo allerseits,
ja, die Diskrepanz zwischen Außen und Innen... manchmal wünschte ich, es gäbe einen Weg, sie zu überwinden, oder überhaupt nur zeigen zu können, daß sie da ist. Ich weiß aber nicht, wie... und stattdessen inszeniere ich weiter, damit man nicht sieht, was keiner sehen soll, bin quasi in dieser Rolle drin - schon immer gewesen. Vielleicht habe ich mich vorher schon 'selbst verloren' - wer weiß das schon? Denn ich hatte auch davor schon nichts anderes getan, es war in meiner aktiven Zeit letztlich nur noch ein weiterer Faktor dazugekommen, den es zu 'verbergen' galt. Noch mehr Unsicherheit, noch mehr Verwirrung, noch mehr Windmühlen... aber zumindest hatte ich da schonmal Übung drin. Es ist aber bei Weitem nicht mehr so schlimm wie noch zu meiner Spielerzeit, denn ich habe mir im Laufe der Zeit immer mehr erlaubt, einfach ich zu sein. Zumindest zu Hause, und teilweise sogar auf der Arbeit. So ist es nunmal. Das hatte nicht viel mit 'Mut' zu tun, sondern eher damit, daß ich einfach nicht mehr wollte. Das hat durchaus seine Vorteile. Ein Rest der Scharade ist aber immernoch da. Heute ist es mir zwar ziemlich egal, was andere von mir denken, es gibt aber eben nach wie vor Dinge, die kann ich einfach nicht. Sowas verstecke ich nach wie vor. Selbst heute weiß ich deshalb manchmal nicht, was ich eigentlich darstellen will - und wie. Ich tue es aber trotzdem, eben weil ich es schon immer getan habe. So nach dem Motto: Alles, nur nicht die Wahrheit! Das Ergebnis ist dann eine schlechte Komödie... meine groteske Version von 'Normal'. Warum mache ich das?
Weil meine kläglichen Erklärungsversuche schon immer alles nur noch schwerer gemacht haben, da ich auch oft selber nicht weiß, wie ich erklären soll, was ich selber nicht verstehe... und ich eben zwangsweise erklären müßte, wenn ich nicht so täte, als wäre alles kein Problem.
Kämpfe in meinem Kopf, die ich nicht gewinnen kann... als ob ich von sowas nicht echt genug hätte. Nur leider muß ich den Ein oder Anderen tatsächlich weiterkämpfen, denn da gibt es eben nunmal keine Alternative. Gebe ich auf, gewinnt das Chaos. Das möchte niemand, am Allerwenigsten ich selbst.
Man fragte mich kürzlich im Chat, ob ich glücklich sei. Das ist wirklich nicht einfach zu beantworten. 'Nie' ist im Hier und Jetzt eine unhaltbare Aussage, bei 'Glück' ist es andersrum, es gilt für den jeweiligen Moment, und nicht darüber hinaus. Trotzdem haben sie etwas gemeinsam, denn es sind beides sind sehr monströse Worte, die genutzt werden, etwas sehr deutlich, fast schon 'überspitzt', hervorzuheben. Eben wegen ihrer Eigenschaft, nicht mehr steigerbar zu sein.
Doch mit Superlativen ist es wie mit Versprechen - man sollte wohlüberlegt damit umgehen, denn niemand weiß, was morgen sein wird, ob etwas ewig dauert oder endlich ist... oder ob es eben nicht doch noch 'besser' (oder schlechter) geht.
Ich bin zufrieden... an jedem Tag, an dem ich mit dem Wissen ins Bett gehe, daß alles geschafft ist, was ich mir vorgenommen habe, und nichts Unvorhersehbares passiert ist (beides klappt bei Weitem nicht immer). Und wenn ich sicher bin, daß heute durch mich niemand verletzt wurde (und ja, auch andersrum), und ich keinem zur Last gefallen bin. Dann war es ein guter Tag. Eventuell auch mal etwas anstrengend, aber schön. Wenn abends nichts in meinem Kopf rumspukt, kann ich gut einschlafen.
Dann spüre ich Zufriedenheit, weil in meiner Welt alles ohne Quietschen läuft.
Aber bin ich dann glücklich?
Was ist das überhaupt?
Ehepartner, Kinder, Job und Eigenheim?
Oder ein Haufen Geld, und nur machen, was einem gerade paßt?
Keine Sorgen, keine Nöte?
Nein. Das kann es nicht sein. Je nach persönlicher Vorstellung gehört etwas davon möglicherweise dazu, das ist aber noch nicht alles.
Eltern wünschen sich vielleicht machmal etwas mehr Zeit für sich; Alleinstehende sehnen sich trotz all der Möglichkeiten eventuell doch ab und an nach einem ruhigen Leben mit Partner. Man kann nicht alles haben.
Mhhh, also... Unglücklichsein kenne ich. Aber Glück? Wo unterscheidet sich das von einem zufriedenen Grundzustand, der meiner Meinung nach fundamental wichtig, und damit für mich oberste Priorität, ist?
Klar... ich darf mich auch mal nur für mich freuen, und sogar sowas wie Erleichterung (und vielleicht sogar ein wenig Stolz) empfinden, wenn ich doch einmal geschafft habe, was ich nicht für möglich hielt - auch wenn es noch so banal ist. Früher konnte ich das nicht, denn das ist ja schon irgendwie lächerlich. Heute erlaube ich es mir aber, auch mal mit mir zufrieden zu sein, auch wenn ich immernoch manchmal denke, das sei übertrieben, und eigentlich nicht der Rede wert.
Oder statt Spott und Unverständnis eine freundliche Antwort zu bekommen... geduldig und bemüht, meinem oft verzögerten Verständnis gerecht zu werden... das ist zwar in dem Moment etwas unangenehm, im Nachhinein aber ein schönes Gefühl. Ernstgenommen zu werden eben, und sogar etwas Wertschätzung zu erhalten. Auch das darf sein. Und ich darf mich gut dabei fühlen.
Ich habe damals den allerletzten Rest von dem verspielt, wovon ich auch vorher schon kaum etwas hatte - Selbstvertrauen. Diesen 'Kredit' zahle ich also heute noch ab. Ich muß es mir aufbauen, jeden Tag ein wenig, und auf das Bißchen, was ich habe, immer sehr gut achtgeben.
Für mich wäre Glück genau das - ein selbstverantwortliches Leben frei von irgendwelchen Zwängen und Erwartungen. Ich kann mich 'verstellen', weil es eben der gewohnte Weg ist, aber es gibt ja auch Menschen, bei denen ich das gar nicht müßte. Das weiß ich innerlich auch. Ich muß wohl noch lernen, daß es gar nichts Schlimmes ist, ich zu sein, und das eben auch das 'Falsche' dazugehört. Das einzusehen ist der schwere Teil - und irgendwie möchte ich das auch gar nicht, auch wenn es vieles eventuell einfacher machen könnte.
Könnte. Konjunktiv.
Tja... so sehr ich es mir auch manchmal wünsche; offen zu meinen 'Defiziten' zu stehen ist mir einfach nicht möglich. Jedenfalls nicht zu allen. Das bedeutet allerdings nicht, daß ich mir ihrer nicht bewußt wäre. Auch wenn, oder gerade weil, ich gelernt habe, sie zu akzeptieren, kann ich damit leben. Sie sind da, ja, ganz deutlich - aber sie sind meine Sache.
Denn letztlich lebe ich damit, und kein Anderer.
Ich stehe meinem 'Glück' zwar selbst im Weg, aber ich achte damit auch mein persönliches Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Die Dinge würden sonst möglicherweise sehr kompliziert und unüberschaubar werden.
Trotzdem bin ich nicht unglücklich. Ganz im Gegenteil. Ich bin zufrieden, wie es ist. Das ist mehr, als ich je für möglich hielt. Der Preis für Offenheit wäre mir aber einfach zu hoch. Und damit meine ich gar nicht mal nur meine Vergangenheit, sondern vielmehr all die 'Baustellen', die ich nach wie vor habe. Vielleicht kann ich das eines Tages... mir zu sagen "Scheiß drauf!"... momentan habe ich aber zuviel Angst davor.
Also ja, ich bin nunmal ich. Was ich getan habe, und auch was ich heute tue, geht von mir aus, und nichts und niemand kann etwas dafür. Das kann ich nicht ändern, aber ich kann es besser machen. Und das versuche ich auch. Jeden Tag auf's Neue.
Ich bin unendlich froh, meine heimliche Suchtausübung nicht mehr verstecken zu müssen. Das war sehr anstrengend. So kann ich zumindest versuchen, mich etwas um mich selbst zu kümmern, auch wenn das nicht immer leicht ist.
Ich wünsche jedenfalls allen ein schönes Wochenende.