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Autor Thema: Ich bin verantwortlich

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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#105: 13.12.2020 17:40:52
Klingt spaßig. Das Problem sind da immer die Fugen, da ich das nicht regelmäßig mache, muß ich immer erstmal an einer Stelle üben, wo man es nicht so sieht.
Die Fliesen im Bad hab ich kürzlich erst bei einem Bekannten rausgestemmt. Sowas powert schön aus. Das Bad war recht klein, und sie sind erstmal raus, und haben mich machen lassen. So ist das ideal.

Zitat
Die Beziehung zu mir selbst ist eine Beziehung voller Missverständnisse
Oh ja...!
Als ob die sonstigen Mißverständnisse nicht schon ausreichen würden...
Sollte aber ja eigentlich nicht so sein - das meinte ich.
Naja, so ist das manchmal, ein Drama in vier Akten. Da wäre es dann tatsächlich schön, mal so einen Knall im Kopf zu haben - absolute Leere.
Dann wäre mal eine kurze Weile Ruhe vor diesen 'Banalitäten'.

Duscht man da anschließend zu Hause dann warm? Das würde ja alles wieder relativieren.
Oder doch lieber kalt duschen?

Schönen Abend euch.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#106: 15.12.2020 22:04:31
Moin Tal,

wenn ich hinterher friere bin ich zu lange drin geblieben, warm duschen mache ich nicht. Ich Dusche nur noch kalt. Der Körper gleicht das selber aus und macht bei mir das inzwischen sehr gut. Ich kann auch nach dem Bad bei Frost nass noch spazieren gehen.

Es ist wie wie mit so vielen Dingen soviel anders als ich es mir vorgestellt habe. Das zeigt mir sehr schön wieviel in meinem Leben als noch möglich ist, ich nur eine festgefahrene Vorstellung habe die es für mich unmöglich machen.

Taro
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#107: 17.12.2020 23:50:43
Ja, das klingt so simpel... stimmt wahrscheinlich auch... Manches braucht einfach Mut zur Veränderung und eine offene Herangehensweise - von Ersterem habe ich aber nicht sehr viel, und das Zweite scheitert gerne mal an meinem 'Tunnelblick'. Und ich weiß, daß es eben auch Dinge gibt, die 'unmöglich' für mich sind, egal, wie sehr ich es auch möchte. Andersrum ist es natürlich eine sehr positive Erfahrung, wenn etwas dann doch irgendwie machbar ist. Das kommt nur nicht sehr häufig vor, und braucht seine Zeit.
'Festgefahren' ist da also nicht nur die Vorstellung - auch die Erfahrungswerte bestätigen das.

Corona scheint vielen Menschen sehr zu schaffen zu machen. Auch meiner besseren Hälfte, wie ich gestern gemerkt habe.
Man kann mir ja so einiges an den Kopf werfen... doch es sind dann immer eher die kleinen Dinge, die mich wirklich verunsichern.

Mir einerseits zu sagen, ich soll mir nicht immer alles gefallenlassen, dann aber vorauszusetzen, daß ich genau das tue, wenn man selber schlecht gelaunt ist, ist irgendwie... unfair und falsch. Oder nicht?
Da kommt dann eben manchmal das Gefühl auf, daß es so nicht richtig sein kann, und ich frage mich, ob meine Gedanken dazu nicht etwas ungerecht sind. Denn woher soll derjenige wissen, daß ich das nicht gut finde, wenn ich es ihm nicht sage?
Aber... man kann doch nicht alles an mir auslassen, nur weil ich nichts dazu sage - oder übertreibe ich da?
Ich bin mir ja nichtmal sicher, ob meinem Gegenüber dies überhaupt bewußt ist.
Wahrscheinlich eher nicht.
Dann bin ich noch sehr lange damit beschäftigt, darüber nachzugrübeln, was da mal wieder schiefgelaufen ist, und ob ich mich nur 'anstelle', wenn mich dieser Widerspruch stört. Zu einem Ergebnis komme ich dabei dennoch eher selten.
Das ist auch sehr festgefahren.
Ändern kann ich es trotzdem nicht.

Meine Kollegin hat sich heute eine Heizdecke mitgebracht, und die um den Bauch gewickelt. So eine mit rosa Plüsch und Stecker, wie es sie früher in diesen Teleshopping-Sendungen gab. Ich war etwas verwirrt. So friert sie auf jeden Fall nicht, aber warum stellt sie nicht einfach die Heizung höher? Nee, die hätte sie von ihrer Mutter ausgeliehen gegen die Rückenschmerzen vom vielen Rumsitzen. Keine schlechte Idee. Sah trotzdem witzig aus.
Dann kam jemand rein, um etwas abzuholen, und fragte, ob er im Aufenthaltsraum eines Seniorenheims gelandet sei. Hatten den beide gar nicht kommen sehen, denn sie saß da mit Heizdecke und las ein Buch, und ich war dabei, die Schaukeleigenschaften meines Schreibtischstuhls zu testen.
Oh hallo. Klar. Wir haben noch Platz frei, zu dritt könnten wir auch ein Puzzle anfangen.
Nein, er hätte noch einen Termin zum Kaffeeklatsch.
Ja, bei uns ist echt nichts los momentan. Außerdem ist es kurz vor Weihnachten, und viele Abteilungen haben jetzt schon verlängerte Betriebsferien. Das ist schon manchmal etwas langatmig. Ich habe ja nichts gegen etwas Nichtstun hier und da, aber nicht, wenn ich dafür jeden Tag ins Büro muß - denn das ist nicht wirklich 'entspannend'.
Ajo, Luxusprobleme.

Ich hoffe, es geht euch allen gut. :)
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#108: 17.12.2020 23:55:24
Gegen Ende meiner Spielzeit hatte ich einige Zwänge, Ticks und Depressionen. Ich hatte keine Ahnung wie das Leben funktioniert. Ich hatte wahnsinnig etwas zu ändern, könnte ja die falsche Entscheidung sein. Da stand ich nun wie ein Narr und wußte tief in mir, ich muss all das anpacken und die Not wenden.
Kurz, ich musste raus aus der Bequemzone, ich musste lernen, ein schlechter Entschluss ist viel besser als keine Entscheidung. Wenn ein Entschluss falsch ist, weiss ich es beim nächsten Mal besser. Wenn ich mich nicht traue etwas zu entscheiden, lerne ich nichts und komme nicht weiter. Wenn ich einen Entschluss umsetze muss ich zwangsweise raus aus meiner Bequemzone. Hört sich so einfach an und doch tat ich mich unendlich schwer damit.

Der Weg raus aus der Spielsucht ist immer mit einem raus aus der Bequemzone und mit Bewegung verbunden. Gerade wenn mein Gehirnkino wieder einen Horrorfilm mit Überlänge aufführt war für mich ein Spaziergang im Wald und das bewusste Wahrnehmen von anderen Dingen als die, die in meinem Kopf kreisten, ein Aha Effekt. Ich habe mich früher oft als Opfer gefühlt, das mache ich heute nicht mehr, ich stelle mich den Dingen die da kommen.
Gerade meine drei pubertierenden Söhne lehren mich Demut. Es kommen Dinge auf mich zu, die hätte ich mir niemals träumen lassen. Für mich ist es ein tolles Gefühl das ich die Dinge heute tragen kann. Zumal ich ja letztlich als Vater auch direkt Verantwortlich für das Resultat meiner Erziehung bin. Ich liebe meine Kinder bedingungslos, toll das ich weiß dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind.

Das Leben das ich für meinen "Aufwand" bekommen habe ist der Wahnsinn. Für mich noch immer unfassbar. Nun habe ich viel in diesem Forum vom Eisbaden geschrieben. Hier Ist für mich all das was aus die Sucht rausführt auf die Spitze getrieben.
Egal was jeder für sich findet wichtig ist "Tun"

Taro
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Re: Ich bin verantwortlich
#109: 18.12.2020 09:05:48
Moin,




Man kann mir ja so einiges an den Kopf werfen... doch es sind dann immer eher die kleinen Dinge, die mich wirklich verunsichern.

Mir einerseits zu sagen, ich soll mir nicht immer alles gefallenlassen, dann aber vorauszusetzen, daß ich genau das tue, wenn man selber schlecht gelaunt ist, ist irgendwie... unfair und falsch. Oder nicht?
Da kommt dann eben manchmal das Gefühl auf, daß es so nicht richtig sein kann, und ich frage mich, ob meine Gedanken dazu nicht etwas ungerecht sind. Denn woher soll derjenige wissen, daß ich das nicht gut finde, wenn ich es ihm nicht sage?
Aber... man kann doch nicht alles an mir auslassen, nur weil ich nichts dazu sage - oder übertreibe ich da?
Ich bin mir ja nichtmal sicher, ob meinem Gegenüber dies überhaupt bewußt ist.
Wahrscheinlich eher nicht.
Dann bin ich noch sehr lange damit beschäftigt, darüber nachzugrübeln, was da mal wieder schiefgelaufen ist, und ob ich mich nur 'anstelle', wenn mich dieser Widerspruch stört. Zu einem Ergebnis komme ich dabei dennoch eher selten.
Das ist auch sehr festgefahren.
Ändern kann ich es trotzdem nicht.



Da kann ich ein Lied von singen. Dieses Abgrenzen fällt mir ebenfalls so schwer. Sind das meine Emotionen oder vom gegenüber? Wann muss ich was sagen, wann nicht ? Wann muss ich Grenzen setzten wann ist es erlaubt oder sinnvoller über Aussagen hinweg zu sehen ?  Warum nehme ich manche Aussagen als persönlich usw ? Wer ist das gerade der sich Unwohl fühlt? Bin ich es der Erwachsene? oder ich das Kind ? Fürchterlich. Ganze viele Dinge laufen bei mir automatisch im Kopf ab. Es ist mein Spielerhirn, dass alles tut um nicht aufzufallen, " dazuzugehören" Also fange ich an meine Automatismen im Kopf  zu ändern, bzw genau diese Dinge zu hinterfragen. Einher achte ich drauf, für mich klar zu werden, was mich selber ausmacht. Ich stärke mein Selbstwertgefühl, in dem ich mir kleine erreichbare Ziele setzte. Ich versuche mich selber nicht mehr zu enttäuschen. Und ich spiele nicht mehr, ich richte mich nicht mehr selber zugrunde. Oben habe ich geschrieben: wann muss ich? Und je mehr ich mich um mich kümmere, achtsam bin und auch innerlich authentisch bin, stelle ich fest: Ich muss gar nichts.  ;)  Es gelingt mir noch nicht ständig, aber ich merke das ich nicht mehr  alle  Emotionen von meiner Umgebung als meine nehme. Ich bin ja noch ein Küken, was die Spielfreiheit betrifft. Und ja es fällt mir sehr schwer, die Dinge zu ändern , bin auch sehr ungeduldig bei sowas. Auch das kann ich einschätzen, und nehme mir die Zeit., die ich eben brauche um von innen heraus bei mir zu sein. Letzten Endes habe ich ca 44 Jahre in eine Richtung gedacht, gefühlt usw. Und diese Denkweise hat mich ja in die Sucht geführt. Also es ist alles besser, als in diesem vernebelten Hirn zu Leben. Und ja: Komfortzone was ist das zur Zeit ? Die zu verlassen, auf welcher Art auch immer, brachte und bringt mich persönlich weiter, und wenn es nur das Kochen ist, oder ein bewußter Anruf beim Kumpel, oder ein bewußtes Verzichten auf Bier trinken... Alles egal, aber in der Lage sein, selber zu entscheiden, endlich die Verantwortung zu übernehmen, das stärkt mich, mein SWG und das macht mich im Kopf freier und das lässt mich hoffen, mich irgendwann abgrenzen zu können, mit allen Konsequenzen selber zeigen zu können.

P.S. Ich hab es immer noch nicht raus, mit der Zitatfunktion.

Schönes Wochenende

André

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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Re: Ich bin verantwortlich
#110: 18.12.2020 12:47:40
P.S. Ich hab es immer noch nicht raus, mit der Zitatfunktion.

Du darfst das Wort [/quote] nicht löschen .. ggf. einfach wieder dazuschreiben :)
Alles zwischen [ quote] und [/ quote] wird als Zitat angzeigt. ( ohne Leerschritte sieht es dann so aus)
Zitat
und

Das kannst du munter verwenden wie du lustig bist. An Jeder beliebigen stelle
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#111: 20.12.2020 02:26:12
Hallo André,

bei mir ist es genau andersrum. Es fällt mir schwer, Emotionen zu erfassen und einzuordnen - sowohl eigene, als auch die Anderer. Das gilt auch für Anspielungen und unterschwellige Hinweise. Ich muß sie also nicht nur abgrenzen und auseinanderhalten, sondern ganz oft überhaupt erstmal als solche erkennen. Dann frage ich mich halt eben: "War das jetzt so gemeint, oder habe ich es nur so verstanden? Eine 'gedankenlose' Aussage aus der schlechten Laune heraus, oder ein bewußter Vorwurf? Und warum ist der überhaupt so aufgebracht?" Da 'stehe ich dann auf dem Schlauch', und denke darüber nach, was der Anlaß gewesen sein könnte, daß ich gerade mal wieder sowas abbekommen habe - oder ob das am Ende doch überhaupt gar nichts mit mir zu tun hatte.
Im Grunde genommen läuft das aber wohl auf dasselbe hinaus wie bei dir. "Was passiert hier gerade? Geht es um mich, oder um mein Gegenüber - oder um etwas völlig Anderes?"
Ich muß immer über alles erstmal nachdenken, daher sage ich lieber gar nichts, zumindest wenn es um 'potentiell gefährliche' Konfliktsituationen (die erfahrungsgemäß damit enden, daß man völlig aneinander vorbeiredet) geht. Bei Fremden antworte ich nicht - oder nicke bloß einfach. Im Alltag, bei Leuten, mit denen ich auskommen muß, zum Beispiel auf der Arbeit, weiß ich hingegen, daß eine sofortige Antwort erwartet wird. Das ist dann aber eher 'ungefährlich, und ich rede einfach drauf los, ohne den Gedanken zuende gebracht zu haben, was wohl manchmal etwas zusammenhanglos wirkt. Herrscht aber grad eine Stimmung, die ich nicht einschätzen kann, lasse ich das alles lieber, und sage erstmal gar nichts. Auch das wird allerdings oft falsch ausgelegt. Ich bin schlichtweg überfordert mit Konfliktsituationen, aber meine (Nicht-)Reaktion scheint die Leute manchmal dazu zu bringen, zu glauben, ich wolle sie provozieren. Irgendwann versuche ich dann manchmal doch, mich zu rechtfertigen... was es nur noch schlimmer macht.
Und ja, ich denke auch, daß ich durch die Spielsucht noch mehr als sowieso schon dazu neige, den Fehler bei mir zu suchen. 'Demut' ist also nicht immer unbedingt hilfreich.
Die Vergangenheit hat mich viel gelehrt, aber nicht jeder Schluß, der sich daraus ziehen läßt, öffnet Horizonte, und nicht für jedes Problem gibt es auch eine Lösung.
Doch so oder so... ich habe nur dieses eine Leben, also mache ich das Beste draus.
Und wenn das bedeutet, daß ich auf dem Weg zu mir selbst ein Leben lang lernen muß, dann sei es eben so.
Es ist, wie es ist.

'Authenzität' ist auch so eine Sache. Meine Umwelt nimmt mich schon als 'seltsam' wahr, aber das ist mir egal, denn ich störe ja niemanden. Anderseits habe ich das Nicht-Auffallen quasi perfektioniert. Im Grunde genommen gehe ich da also wohl einen Mittelweg.
Ich bekomme den Nebel im Hirn nicht ganz weg, aber wenigstens erkenne ich so die meisten Umrisse. Wie ich an anderer Stelle schonmal sagte: Dazugehören ist mir nicht so wichtig, Akzeptanz hingegen macht vieles einfacher. Wenn ich das kann, und die Leute, die mir wichtig sind auch, dann bin ich mit mir selbst im Reinen.

Ja, ich muß gar nichts. Aber ich kann. Die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, ist ein sehr wichtiger Aspekt in meinem Leben - wie lange auch immer das dauern mag. Nur würde eben keiner verstehen, daß gut gemeinte Ratschläge bei so banalen Enscheidungen wie "einen Kumpel anrufen" oder "Brauche ich wirklich neue Schuhe?" mir genausowenig weiterhelfen würden, wie ein "Ich mach das eben für dich.". Dies führt dann auch oft zu Diskussionen, die keiner haben will, weil sich jemand anscheinend dadurch beleidigt (oder in seiner Rolle als Ehepartner gekränkt) fühlt, daß ich (mehrmals) sage, ich mache das schon selbst - auf meine Art.
Es ist wirklich absurd, wie das manchmal endet. Schon alleine deshalb diskutiere ich sowas nicht.

Das bewußte Wahrnehmen von Dingen, wie Taro oben schon sagte, ist etwas, was ich viel und häufig mache - schon seit meiner Kindheit. Zu meiner Spielerzeit ging das eher in eine destruktive Richtung, und mein Kopf kam da nur selten zur Ruhe. Heute geht das wieder. Ich kann mich wieder stundenlang komplett in etwas verlieren. Das 'erdet' mich in gewisser Art und Weise, von daher ist das schon etwas Positives - unabhängig davon, was Andere davon halten. Es gibt so viele schöne und faszinierende Dinge, an denen Andere einfach vorbeilaufen, ohne sie zu bemerken.

Ich bin mir nichtmal sicher, ob ich weiß, wie das Leben funktioniert. Ich weiß aber zumindest, wie es das nicht tut.
Also ja, wenn es nicht anders geht, muß ich meine Komfortzone verlassen, und einen Weg finden, der für mich 'machbar' ist. Denn auch da weiß ich, was passiert, wenn ich es nicht tue. Wenigstens das habe ich aus meiner Spielerzeit gelernt.

Ich wünsche einen schönen Sonntag.
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Re: Ich bin verantwortlich
#112: 20.12.2020 11:45:30
Hallo,

meine geistige Welt war immer eine einsame Insel, um mit all den Emotionen ungestört am Strand zu verweilen.
Und wenn es einmal jemand schaffte auch dahin zu gelangen , wollte er erst nie mehr gehen um dann nach einiger Zeit so schnell wie möglich zu fliehen.
Treueschwüre und Versprechen unter "Palmen", fast wie in einer diesen einschlägigen TV Sendungen.  :)

Ihr kennt dies sicherlich, doch bin ich dabei ja nicht gerade unbeteiligt.
Hin und wieder machte ich diese "Insel" einfach zu einem "Freizeitpark", da konnte dann jeder darauf trampeln.
Bäume roden, den Strand verschmutzen oder einfach nur die Sonne genießen.
Dann aber war ich es, der gerne fliehen wollte, es aber natürlich nicht konnte...wie denn auch ?

Kognitives Verhalten kann schon seltsame Auswüchse haben.
Meine Spielsucht und das daraus erlebte, hat sicherlich viel dazu beigetragen.
Wie ein Verstärker, der alles "Seltsame" in mir immer wieder verdoppelte.

Da ist keine Emotion einfach nur eine Emotion, manche Dinge ziehen sich über Jahre und andere versiegen in wenigen Sekunden.
Diese ewige Suche nach sich selbst macht doch keinen Sinn, wenn man sich orientiert nach irgendwelchen Maßstäben.
Einzusehen einzigartig zu sein und dies auch einfach zu akzeptieren, sollte niemals isolieren.
Einzigartig in einem positiven Sein und dies dann zu erleben, teilen, dabei zu merken dass jeder ja Einzigartig ist.
Macht jene einsame Insel zu einer großen Stadt, zu einer großen Stadt auf einer einsamen Insel.

Alles ist dort zu finden, so versuche ich Willkür, Neid und was weiß ich alles aus dem Weg zu gehen.
Werde mich hüten mich mit Menschen zu teilen, die davon nicht ablassen können.
Unabhängig davon, dass ich früher ja auch einer von ihnen war.
Aber ich konnte es ja , es zu lassen!

So bleibe ich dennoch ein "Freak"  :), wie Ihr sehen könnt nehme ich dies sehr gelassen.
Irgendwo denke ich dabei, ich habe mich gefunden.
Auf jener einsamen Insel war dies einfach nicht möglich, nur in dieser großen Stadt war ich zu finden.
Da wohnen so viele gute Seelen, sie tun mir einfach gut.

Liebe Grüße Ihr Stadtbewohner  :)















 




   
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#113: 22.12.2020 02:00:10
Guten Abend,

ja, die Spielsucht hat nur all das weiter verstärkt, was ich eigentlich vergessen wollte. Letztlich hat sie aber nur dazu beigetragen, mich noch mehr 'abzuhängen', als es sowieso schon der Fall war. Das aufholen zu wollen ist utopisch.
Das 'Seltsame' in mir wird bleiben. Aber je besser es mir geht, desto weniger kollidiert es mit meinem Alltag. Das verbessert dann die Lebensqualität. Also keine Kämpfe. Nie wieder.

Ich denke, es gibt einen Unterschied zwischen 'Alleinsein' und 'Isolation'. Bei mir ist es defintiv so.
Isolation ist das, was ich als aktiver Spieler hatte. Keiner versteht mich, keiner will etwas mit mir zu tun haben. Ihr könnt mich alle mal. Ich verhielt mich dementsprechend. Gleichzeitig war ich der sorglose Vogel, der um keinen Preis wollte, daß jemand einen Blick hinter die Fassade werfen konnte. Ein Teufelskreis. Das ist negativ, destruktiv und lebensfeindlich.
Alleinsein hingegen ist eine bewußte Entscheidung. Ich treffe sie von mir aus, ohne Zwang oder Einflüsse von Innen und Außen - und zur Not auch gegen den allgemeinen Konsens. Sie fühlt sich daher nicht falsch und ungewollt an - ganz im Gegenteil. Ich kann da sehr gut mit leben, in gewisser Weise genieße ich es sogar.
Im Idealfall wähle ich also das Alleinsein, ohne mich dabei völlig zu isolieren. Dies ist dann eben leider ein schmaler Grat, denn das hängt ja von vielen Faktoren ab - nicht zuletzt auch von Anderen, und ihren Reaktionen.

Meine einsame Insel ist also etwas, was immer schon existierte - und das ich auch nicht aufgeben will, denn ohne sie geht es einfach nicht. Ich mag die Ruhe dort am Strand. Aber Ausflüge in die Stadt haben nichts Verstörendes mehr. Sie sind zwar immernoch manchmal recht aufreibend, aber können interessant und aufschlußreich sein, wenn ich mich dazu bringen kann. Nur hinziehen könnte ich dort niemals, ich bin jedes Mal froh, wieder nach Hause zu meinem Meeresrauschen zu kommen. Es ist inzwischen auch okay, wenn mich mal jemand auf der Insel besucht, auch wenn sich das immernoch befremdlich anfühlt - solange ich weiß, daß er wieder geht.

Menschen, die alles dafür tun, den Stempel 'speziell, ungewöhnlich und rebellisch' zu bekommen, sind erfahrungsgemäß sehr anstrengend. Niemand ist so 'gewöhnlich' wie jemand, der ständig überall betonen muß, daß er es nicht ist. Das muß dann schon ein ziemlich langweiliges Leben sein.
Es gibt aber noch viele Andere. Denn ja, 'normal' oder 'gewöhnlich' sind die wenigsten Menschen. Jeder hat seine Eigenarten. Es gibt nur eben halt Solche und Solche... und auch die Sorten, denen ich aus dem Weg gehen möchte, weil ich das sonst nur schwer aushalte - obwohl ich selbst sehr wahrscheinlich einmal dazugehört habe. Ich bin zwar nach wie vor nicht der 'gute Mensch', der ich gerne wäre, aber das heißt noch lange nicht, daß ich das Verhalten Anderer nicht für mich falsch finden darf.

Die Schwierigkeit, von mir selbst zu berichten, hatte ich anfangs auch. Auch heute noch weiß ich manchmal nicht, wie ich etwas ausdrücken soll - oder ob ich es nicht lieber ganz lassen sollte. Interessiert ja im Grunde auch keinen. Ich habe aber gemerkt, daß geschriebene Worte es unendlich viel einfacher machen, die Gedanken im Kopf irgendwie zu benennen. Schreiben dauert länger als Sprechen, ich habe mehr Zeit, Sätze zu formulieren. Außerdem ist es nicht 'live' - ich kann nicht ins Stottern geraten... und zur Not auch länger nachdenken, vor- und zurückspringen, oder einen Absatz wieder löschen. Beiträge Anderer kann ich auch später nochmal lesen, bevor ich antworte. Kurz gesagt: es gibt kein vorgegebenes Tempo.
All das macht es leichter... aber in natura geht das nicht.
Selbst in Chaträumen komme ich manchmal nicht mit, von Auge-zu-Auge-Konversation mal ganz zu schweigen.
Viele Leute halten mich genau aus diesem Grund oft für 'schwer von Begriff'. Prinzipiell ist mir das egal, auch wenn es so nicht ganz zutrifft. Es hängt bei mir eben nur alles erstmal eine Weile in der Warteschleife.

Es ist schön, einfach mal sagen zu können, was da oben so rumschwirrt, ohne sich dabei selbst zensieren zu müssen. Der Versuch, das Chaos zu ordnen. Dabei ist es nichtmal wichtig, ob es überhaupt jemand liest.
Wobei es natürlich immer auch hilft, zu erkennen, daß man nicht der Einzige ist, bei dem eben nicht immer alles 'glattläuft'. Das bunte Treiben einer fernen Stadt eben. Jeder schlägt sich irgendwie durch.

Schlaft gut und danke für's Zuhören.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#114: 22.12.2020 23:31:05
Was für ein schönes Bild, eine einsame Insel mit der Entwicklung zur Stadt.
Halte Dich von Menschen die noch spielen fern, steht im GA Programm. Halte Dich von Menschen die lästern, missgünstig und neidisch sind kann ich auch unterschreiben, auch wenn ich all diese Eigenschaften selber zur genüge gelebt habe.
Wenn ich nicht auf einen Podest stehe, will mich auch keiner runterschubsen, das ist tatsächlich eines der ersten Dingen die mir in der SHG bewußt geworden sind. Dort ist es normal, das sich keiner auf das Podest stellt.
Ich glaube das einer der Gründe dafür ist, das das gesprochene Wort eben flüchtig ist, schon morgen kann ich sagen, "was interessiert mich mein Geschwätz von gestern". Bei einem mündlichen Bericht ist es eben so, wie es aus mir heraussprudelt, da ist keine Perfektion. Es wird dann aber auch von niemanden zerpflückt um mir zu Zeigen was für ein toller Hecht er sei. Das ist tatsächlich etwas, was nur in diesem Forum nicht so ausgeprägt ist.
Bei mir ist im Moment ziemlich viel in Bewegung vieles ist so "bescheiden" das ich kaum glauben kann, wie gelassen ich das bisher hinnehme. Das ist aber tatsächlich eine Sache die ich gut gelernt habe, die Anforderungen die das Leben an mich stellt eben so hinzunehmen wie Sie kommen. Jedenfalls dann wenn ich es nicht ändern kann. Auch diese Zeiten gehören zum Leben dazu, heute muss ich mich nicht mehr als Opfer fühlen. Egal was passiert, es ist nie gegen mich, es ist eben wie es ist.

Taro

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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#115: 29.12.2020 00:06:27
Hallo Taro,

der Nachteil des geschriebenen Wortes ist eben, daß es 'permanent' ist - auch noch lange danach. Der Ist-Zustand zum jeweiligen Zeitpunkt ist damit auch später noch erkennbar - das ist nicht immer unbedingt angenehm, und es hält mich ehrlicherweise auch manchmal sogar davon ab, etwas zu schreiben. Es hat aber dennoch einen klaren Vorteil, der dies dann 'relativiert', und weniger 'schlimm' macht (und mich dann oftmals eben doch schreiben läßt): Anonymität. Es fällt leichter, Worte zu finden, wenn niemand dabei zugegen ist. Das ist deutlich weniger unangenehm, dadurch ist die Hemmschwelle auch sehr viel kleiner. Es sieht mich ja keiner... und es weiß niemand, wer ich bin.
Denn bei mir ist die Diskrepanz zwischen schriftlicher und verbaler Ausdrucksfähigkeit und Sprache wirklich extrem hoch. Ich bin mir doch sehr sicher, daß niemand der Leute hier die Verbindung vermuten würde, wenn ich vor ihm säße. In einem solchen Moment wäre es mir aus vielerlei Gründen erstmal gar nicht möglich, mich allgemein verständlich auszudrücken.
Podeste mochte ich daher noch nie, man steht nur im Mittelpunkt und fällt auf - das galt es immer schon, zu vermeiden.
Laß Andere die Hechte sein, dann habe ich meine Ruhe.

Ja, bei mir ist im Moment auch viel in Bewegung, aber ich muß es hinnehmen, und das beste daraus machen. Tatsächlich dachte ich gestern erst daran, daß du dazu einmal etwas über Limonade gesagt hast. Da hatte ich dann plötzlich einen riesigen Haufen Zitronen in meinem Kopf... und so einen großen rot-weiß geringelten Strohhalm wie in alten Comics oder Computerspielen. Da mußte ich dann echt lachen. Davon bekommt man bestimmt Bauchweh.
Manchmal ist es eben so, und heute liegen die Dinge anders als damals. Da habe ich dann erfahren müssen, daß mir nichts und niemand helfen kann, wenn ich nicht den Mund aufmache. Heute weiß ich es aber besser. Einfacher macht es das trotzdem nicht, auch wenn ich das gerne behaupten würde.
Aber wer weiß? An den Geschmack von Limonade kann ich mich bestimmt auch gewöhnen. Es gibt sicher Schlimmeres.

Ich kann es nicht ändern, und ein Opfer bin ich auch nicht - das ist absolut richtig.
Also braucht es eben eine Saftpresse und einen Strohhalm. :)

Gute Nacht euch.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#116: 02.01.2021 17:06:35
Ich lese meine Texte nie nochmals durch. Gerade das scheinbare wirre in meinem Kopf oder das von anderen ist für mich so wertvoll. Ich kann in einem Buch etwas lesen das schön geschrieben ist, und denken, genauso würde ich empfinden. Wahr ist das jedoch nicht. In mir ist das wirre unverständliche gebrabbel was nur für mich Sinn ergibt.

Als ich das Buch "die Schachnovelle" las, dachte ich, soetwas kann nur ein Spielsüchtiger schreiben. Erst Jahre später erfuhr ich das der Schriftsteller Stefan Zweig tatsächlich spielsüchtig war. Erkannt habe ich es an den scheinbar wiren Gedanken des Protagonisten die mir nur allzu gut bekannt waren.

Mich mit meinen wirren Gedanken zu zeigen und trotzdem nicht abgelehnt zu werden, gerade das macht die Meetings für mich so wertvoll. In Foren ist das nicht so. Es wird das nicht perfekte Wort so lange zitiert und gewendet bis oft das Gegenteil von dem was ich schrieb daraus gemacht wurde.

Taro
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Re: Ich bin verantwortlich
#117: 02.01.2021 20:17:26
Mich mit meinen wirren Gedanken zu zeigen und trotzdem nicht abgelehnt zu werden, gerade das macht die Meetings für mich so wertvoll. In Foren ist das nicht so. Es wird das nicht perfekte Wort so lange zitiert und gewendet bis oft das Gegenteil von dem was ich schrieb daraus gemacht wurde.

Blindes "Schlucken" des Gesagten nur um des "Schluckens willen" fühlt sich für mich eher wie Gleichgültigkeit an.
Eine gern auch kritische Reflektion meiner Worte ist für mich extrem wichtig und bringt mich weiter.
Wieder einmal zeigt sie hier doch sehr schön die Vielfältigkeit "unserer" Wege.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#118: 02.01.2021 20:24:16
Es geht nicht um schlucken, ich bin im Meeting um Erfahrung Kraft und Hoffnung zu teilen. Keiner der Freunde im Meeting ist mir gleichgültig noch bin ich es Ihnen. Wie kommst Du bloss auf sowas?
Die Menschen die mich im Meeting begleiten kennen mich oft besser als ich mich selbst. Das ich und die anderen sich so öffnen ist nur in einem absolut Angstfreien Raum möglich.
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Re: Ich bin verantwortlich
#119: 02.01.2021 22:21:34
Taro, bitte lies meinen Beitrag nochmal.

Es geht einzig und allein um meine persönlich Meinung und Erfahrungen ( mit GA )
Daher bevorzuge ich ja auch offene Gruppen, wo auch mal diskutiert werden darf.
Das ist mein Weg - deiner ist ein anderer. Bitte akzeptiere diese Vielfalt.
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