Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Ich bin hier ... NEU => Thema gestartet von: Carru am 23.12.2022 13:07:55

Titel: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 23.12.2022 13:07:55
Hallo,

ich bin 36Jahre alt und aktuell wieder an einem absoluten Tiefpunkt in meinem Leben angekommen.
Mit 19Jahren hatte ich erste Berührungspunkte mit der Spielsucht - konkret Sportwetten und in leichten zügen Automaten. Im Laufe der Jahre hat sich das in eine Dimension hin entwickelt, das am Ende eine Privatinsolvenz, stationäre Therapie, sämtlicher Abbruch sozialer Kontakte, inkl. völliger Vertrauensverlust der Familie, Freundin und mir nahestehenden Personen zur Folge hatte. Der stationäre Aufenthalt war 2016. Bis vor ca. 2Jahren war ich spielfrei.
Sehr schnell ging es wieder in Dimensionen, wie vor einigen Jahren. Am Montag kam alles raus, da mein Arbeitgeber mich beim Diebstahl erwischt, Folge war fristlose Kündigung, inkl. Offenbarung was los ist. Meine Partnerin/Ex-Partnerin (ich weiß nicht, wie es weiter geht) ist aktuell mit unserem kleinem Sohn bei Ihren Eltern. Ich selbst konnte zum Glück bei meinen Eltern. Ich habe mit dem lang andauernden Diebstahl inkl. verkaufen der Ware ein große Straftat begangen.
Ich sehe bei mir nicht nur eine Spielsucht, sondern auch eine Konsumsucht, die meiner Meinung nach mit der Spielsucht zusammen hängt. Ich versuche durch Konsum mein schlechtes Gefühl vom spielen zu kompensieren.

Wie es zum Spielen wieder kam, kann ich mir aktuell noch selbst nicht erklären, genauso wenig den genauen Startpunkt.

Aktuell weiß ich nicht, wie es weiter geht.

Erste Schritte habe ich zum Glück getan:
Selbstanzeige Polizei
Aufsuchen Hausarzt inkl Antrag Therapie
Arbeitslos gemeldet und beantragt
Suchtberatungsstelle kontaktiert

Der größte Schmerz ist die Gewissheit zu haben, meinen Sohn und meine Partnerin/Expartnerin nicht bei mir zu haben.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 23.12.2022 19:43:14
Hallo Carru und herzlich Willkommen,

...und nun alles wieder von vorne...oder ?

Es nimmt Dir doch auch eine Last, alles kam auf den Tisch.
Nun gilt es dafür gerade zu stehen, eine gute Sozialprognose zu erschaffen und sie dann auch bewältigen.
Die Wunden bei Deiner Partnerin sind natürlich nun sehr groß, es wird ihr auch nicht gut gehen. 

Du musst Dich besinnen, sehen und spüren wo es mit dieser Sucht hinging/ geht.
Hast gute Schritte aufgeführt und schreibst ja nun auch hier.
So geht es nun weiter Carru!
Hast es doch nicht nur "geschrieben".

Vieles liegt im Argen und es scheint ein Scherbenhaufen zu sein oder ein zerbrochenes Puzzle.
Was ja eh nie richtig zusammengesetzt wurde. 
Kopf hoch, lerne wieder damit umzugehen, mit deiner Sucht, dem Konsum und vor allem mit Dir selbst.
Zu spüren nun dass es kein Spaß ist, das ganze Spiel war nie ein Spaß.

Das kann schon wieder gut werden, da mache ich mir keine Sorgen.
Lasse es zu, Du bist machtlos gegen Dein Suchtverhalten.
Aber niemals alles wieder zu ändern!
Hey und ich weiß das, selber ja ein pathologischer Spieler.

Schön dass Du hier bist, an Deiner Seite.

Liebe Grüße   
     
 


Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 23.12.2022 21:37:43
Hi Jacky1,

die Frage stellt sich nicht bzw. ist alternativlos, so schwer der Weg sein wird, ich werde ihn gehen, wenn es sein muss alleine, das bin ich mir schuldig.
Die Last nimmt es, erträglich macht es es nicht wirklich aktuell, ich hangle mich von Stunde zu Stunde.
Ihr geht es sehr schlecht und braucht Zeit.

Ja das stimmt, nicht nur geschrieben...Meine Partnerin/Expartnerin hat es gestern Abend treffend gesagt. Du musst Stufe für Stufe gehen und nicht das ganze Stockwerk auf einmal und das ist wahr, aber sehr schwer.

Tatsächlich hast du Recht, wenn du sagst, dass das Puzzle nie richtig zusammen gesetzt wurde. Habe ich so noch nie gesehen.

Danke jetzt schon für eure Worte und Unterstützung.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 24.12.2022 00:29:00
Hallo Carru,

erkennbar in welchem Loch des Lebens Du dich gerade befindest.
Doch dort warst Du ja nicht erst seit gestern, sondern schon um einiges länger.
Diese Paukenschläge rüttelten dich nun halt wach und nun....Willkommen im Land der Realitäten.
Und Arbeitgeber, Familie, Partnerin und Sohn warteten schon immer dort.

Es fehlt noch etwas an positiven Antrieb bei Dir, dieser ist nun aber gefragt.

Der größte Schmerz ist die Gewissheit zu haben, meinen Sohn und meine Partnerin/Expartnerin nicht bei mir zu haben.

Und genau daraus könnte eine neue Motivation entstehen, lieber Carru mache Dinge wieder gut!
Du weißt wie es geht, arbeite diese Schritte ab....diese können doch gar nicht schwerer sein.
Teile Dich mit, verheimliche nichts um Deine Sucht in irgendeiner Weise zu schützen.
Durchatmen.......

Nicht mehr aufgeben, packe diese Gelegenheit nun am Schopf....für ein suchtfreies Leben.

Was auch immer nun in Dir vorgehen mag.....

Frohe Weihnachten  für einen neuen Start zurück ins Leben.     

Liebe Grüße
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: medea888 am 24.12.2022 08:43:46
Hallo carru,

ich finde mich in deiner Geschichte einwenig wieder, auch ich war 10 Jahre spielfrei... Und bin dann wieder ganz tief reingefallen... Rauszufinden warum das so war hat lange gedauert... In Grunde hatte ich nur eine lange Spiel Pause gemacht... Aber nicht wirklich in mich als Sichtmensch geschaut... Den mit hatte ich erst jetzt.
Ich wünsche dir auch diesen Mut. Denn eines kann ich dir sagen leicht ist es nicht wirklich ehrlich zu sich zu sein, aufzuarbeiten...zu lernen.. aber der Weg lohnt sich...
Los!!!
Und frohe Festtage dennoch
LG Medea
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 24.12.2022 10:09:16
Danke Jacky1 und Medea888 für eure Worte.

@Jacky1

Die Realität ist hart, aber was habe ich auch erwartet, im Lügen und vor allem auch selbst anlügen sind wir nun mal Meister unseres Fach, das brauche ich hier keinem erzählen.
Ich konnte mich gestern einer Freundin anvertrauen, die die letzten 2-3 Jahre eine Art Ersatzmama für mich war. Warum erst gestern? Weil einfach die Scharm/Stolz - sucht es euch aus - zu groß war, weil auch ihr bekannt ist, dass ich schon einmal diesem Loch gefangen war.
Aber was soll ich sagen, es tat gut, weil sie zugehört hat ohne zu urteilen, was ihr gutes Recht gewesen wäre.
Wie definierst du es, das der positive Antrieb fehlt? Für mich stellt sich die Frage des Antriebes nicht, da es aktuell außer Frage steht, das ich mich Tag für Tag in die Realität zurück kämpfe, auch wenn die nächsten Tage alleine sicherlich weh tun werden, vielleicht brauche ich diese aber auch um noch mehr zu verstehen und klarer zu werden.

Ich versuche alles was in meiner Macht steht, wieder gut zu machen. Ich gebe dir Recht, Familie und Sohn kann ein Antrieb sein. Hier möchte ich aber sehr wachsam sein, den ich sehe auch sehr große Gefahr daran zu scheitern/ zu zerbrechen. Den nicht ausschließlich alles liegt in meiner Hand.
Ich wünsche dir eine erholsame Zeit und frohe Weihnachten.

@medea888

Mir geht es genauso, ich habe schon Punkte entdeckt, die du beschreibst. Zum Beispiel habe ich mich sicherlich zu wenig mit mir als Suchtmensch auseinander gesetzt bzw. bin nicht tief genug in die Ursache gegangen. Das wird Zeit und Kraft kosten.
Danke, ein wenig Mut habe ich, da alles offen ist und die wichtigsten Personen in meinem Leben wissen was los ist.

Heute wird sicherlich ein sehr schwerer Tag, da ich alleine sein werde bzw. ein stückweit auch sein möchte. Angst das ich spiele, habe ich keine, zu sehr bin ich in der Realität, zusätzlich habe ich Onlinebanking und Bargeld vorerst abgegeben.
Ich werde heute laufen gehen, den Sport war schon immer ein Ventil für mich, im konkreten der Triathlon. Ich habe mir vorgenommen für die nächsten Tage mit Yoga und meditieren anzufangen.

Ich werde das schaffen, der fünfte Tag spielfrei hat begonnen und ich werde es bleiben.

Ich wünsche euch allen erholsame Tage und schönes Fest. Danke das es euch gibt.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Taro am 24.12.2022 17:18:49
Moin Carru,

Dein Sohn hat einen spielfreien Papa verdient. Der Weg geht Schritt für Schritt. Gehst Du ohne Umweg in die richtige Richtung, wirst Du alles und noch mehr zurück bekommen.

Taro
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 24.12.2022 17:36:49
Hi Taro,

ja das hat er, damit hast du vollkommen Recht. Stufe für Stufe.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 25.12.2022 12:45:19
Fünf Tage spielfrei und der sechste hat begonnen. Kein einfacher Start, ich war in unserer gemeinsamen Wohnung habe wieder einige Dinge geholt. Es fühlt sich falsch, aber notwendig an. Ich muss meiner Partnerin Freiraum schaffen. Ich versuche jeglichen Kontakt von meiner Seite aus zu vermeiden um ihr ebenfalls Freiraum zu schaffen.
Ich habe mir fest vorgenommen, ab Morgen wieder langsam aktiv Sport zu machen. Als Triathlet ist/war Sport immer auch ein Ventil gewesen, auch wenn es sicherlich parallel als Ventil für meine Konsumsucht genutzt wurde. Allerdings bin ich überzeugt, dass wenn ich es schaffe spielfrei zu bleiben, ich damit auch automatisch die Konsumsucht im Griff habe kann - ich sage bewusst haben kann- , da ich nicht das Bedürfnis habe, ich muss mir etwas Gutes tun, um das schlechte Gefühl vom spielen danach auszugleichen. Die Konsumsucht wird in der anstehenden Therapie sicherlich ebenfalls ein für mich wichtiges Thema werden. Ich möchte es schaffen, zufrieden zu sein, mit dem was ich habe.
Mir ist bewusst das jeder konsumiert und auch konsumieren muss, ich denke aber ihr wisst was ich meine.
Hier Tagebuch zu schreiben, gibt mir auch ein Stück Struktur zurück, die ich brauche, um positiv in die Zukunft zu schauen.

Ich wünsche euch alle einen schönen ersten Weihnachtsfeiertag!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 26.12.2022 11:19:35
Sechs Tage spielfrei, der siebte hat begonnen.
Keine einfache Nacht, ich habe mir gestern zu viele Gedanken über die Zukunft gemacht, dies erdrückt mich fast und lässt mich kaum atmen. Ich muss hier einen Weg finden, das Ganze dosierter zu betrachten, da mir klar ist, dass ich mich mit der Zukunft auseinandersetzen muss.
Spieldruck ist nicht präsent, zu sehr bin ich in der Realität.
In ca.2h Stunden kommt mein kleiner und meine Partnerin/Expartnerin, ich hoffe ich kann damit besser umgehen, wie noch am Mittwoch als der Kleine da war. Ich versuche nach meinen Kräften für beide da zu sein, für den Kleinen als Papa und für meine Partnerin/Expartnerin in erster Linie um Ihre Zukunft sicher zu stellen. Auch hier habe ich großen finanziellen Schaden angerichtet.

Am 04.01. steht endlich das Gespräch bei der Suchtberatungsstelle an, eine gefühlte Ewigkeit bis dahin, da ich weiß, dass bis dahin auch der Antrag für die Rentenversicherung für die Therapie nicht rausgeht. Ich hoffe einfach, ich darf sehr schnell mit professioneller Hilfe an mir arbeiten.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 26.12.2022 12:50:33
Moin Carru,

auch von mir ein herzlich willkommen.

Du schreibst sehr ruhig und besonnen. Deine Erfahrung mit dem Umgang der Sucht, mit der Beschäftigung der Sucht ist für mich lesbar.
Die Frage ist ja nun die sich für mich stellt, ist es tatsächlich angekommen bei DIr oder schreibst Du das alles so, weil Du weißt was die "Außenwelt! hören will ?
Hier ist das meiner Meinung nach das Kernproblem. ich selbst habe 30 Jahre gespielt. Aus der eignen Gedankenwelt, Kreislauf herauszukommen war für mich die schwierigste Aufgabe. Das wo ich mir selbst was vor mache zu sehen, zu erkennen.

Gedanken wie Konsumsucht wird mit der Spielsucht erklärt, sind Alibis für Darstellungen von erkennen, verstehen  Mich hat sowas früher beruhigt, aber um damit aufzuhören brachte es nichts. Dass das zusammen hängt liegt doch auf der Hand. Aber nicht so wie Du es für Dich oder uns erklären willst.

Ich würde mir Dinge anschauen wie : "Eine gute Freundin ist wie eine Ersatzmama"   Du bist 36 Jahre, ein erwachsener Mann, wieso  hast Du eine Freundin die Du als Ersatzmama empfindest. Wieso siehst Du sie nicht als Freundin ? Was steckt dahinter  ? Ist es mangelndes Selbstwertgefühl. Hat Deine Partnerin auch das Gefühl ein zweites KInd zu haben ? Weißt Du worauf ich hinaus will.? Meine erste Verlobte 1999 hatte sowas mal geäußert, was ich irgendwann 2018 verstanden habe.Das ist schon ein großes Thema sich das anzuschauen ( Innere Kind, Selbstwertgefühl, Fremdbild, Eigenbild ) Manchmal sind das riesige Brustlöser.


Der größte Schmerz ist die Gewissheit zu haben, meinen Sohn und meine Partnerin/Expartnerin nicht bei mir zu haben.

Wo war der Schmerz als Du Deine Firma beklaut hast, als Du alles Geld, Deine Zeit verspielt hast ?   Das ist jetzt hart und ist auch hart, dennoch klingt hier viel zu viel Selbstmitleid durch. Meinst Du nicht der Schmerz ist für Dein Kind und Deine Partnerin größer ?  Sie rutschen da in was hinein, wo sie nun so gar nix für können. Drehe den Gedankenspieß um, jetzt erst recht, Scheiße gebaut, stehe dazu, trage die Verantwortung. Was da jetzt passiert hast Du nicht mehr in eigner Hand, aber wie es in Deinem Leben weitergeht, bestimmst Du jetzt. Der Rest wird sich dann zeigen. Lies auch ruhig mal bei den Angehörigen hier im Forum, das hat mir sehr geholfen , um auch mal deren Blickwinkel zu sehen.

Ich kenne Deine  Gedanken nur zur gut, es ist auch ein Stück weit suchttypisch, denn die will ja ausgeübt werden.



Am 04.01. steht endlich das Gespräch bei der Suchtberatungsstelle an, eine gefühlte Ewigkeit bis dahin, da ich weiß, dass bis dahin auch der Antrag für die Rentenversicherung für die Therapie nicht rausgeht. Ich hoffe einfach, ich darf sehr schnell mit professioneller Hilfe an mir arbeiten.


Du hast ja bereits an einer stationären Therapie "teilgenommen". Was ist denn jetzt für Dich anders ? Ich will damit sagen, überdenke Deine Erwartungshaltung, mache es anders oder etwas anders als das letzte Mal. Unterm Strich hast Du alle, viele Möglcihkeiten aufgezeigt bekommen. Du weißt wie es geht, sage und schreibe es nicht nur, mache es. Warte nicht auf Therapeuten, etc. Gehe Deine Themen schon mal selbst vorab an. Das wird Dir in der Therapie helfen. Laufe nicht weg, gebe die Verantwortung nicht an irgendwelche Menschen oder Wetten/Spiele ab, nehme sie selbst in die Hand. Es steckt in DIr!


Ich hoffe Du hast gleich trotzdem noch ein paar schöne Stunden mit Deinem Kind und Deiner Partnerin.

Ich drücke Dir/ Euch die Daumen.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 26.12.2022 16:50:56
Hi Andre,

zu allererst Danke für deine ehrlichen Worte.

Ich kann für mich behaupten, dass ich aktuell in Realität lebe und diese ist hart, einzig und allein Verursacht durch mich. Es geht in letzter Linie für mich darum MEIN Leben selbst in die Hand zu nehmen, dafür brauch ich keine Bekundungen an die Außenwelt, ich weiß aber was du meinst.
Ich hatte es eben auch mit meiner Partner/Expartnerin drüber, eine der elementaren Fragen für mich ist, wer bin und was will ich überhaupt - nicht jetzt auf dem Weg raus aus der Spielsucht rein in die Realität. Ich hoffe du kannst mir folgen.

Das Konsumsucht und Spielsucht einhergehen, habe ich gemerkt. Mich beunruhigt viel mehr die Tatsache, dass sie durch mein spielen so verstärkt Auftritt und auch da holt mich die Frage ein, wer bin und was will ich. Brauch ich das um zufrieden zu sein?! Hört sich sehr philosophisch und neu mal klug an, ist aber mein purer Ernst.

Vielleicht habe ich mich mit Ersatzmama mich falsch ausgedrückt bzw. zu wenig ausformuliert. Es handelt sich dabei um eine Freundin die knapp 15-20 Jahre älter ist mit der ich eine engere Bindung habe als zu meiner eigenen Mutter, hört sich hart an, ist aber so. Mangelndes Selbstwertgefühl ist sicherlich einer von vielen Punkten. Das wir spielsüchtigen teilweise wie zweite Kinder sind wissen wir alle.
Auch hier die Frage - bezogen auf dein Beispiel mit dem Fremd- und Eigenbild - wer bin ich und was will ich, was macht mich zufrieden?!

Du hast völlig Recht, dass größte Leid liegt sicherlich bei meinem Sohn und meiner Partnerin. Das Selbstmitleid lässt einen hin und wieder schlafen. Ich möchte mein Leben selbst in die Hand nehmen und nicht tatenlos zu sehen, wie mein zweites Ich mich ins Grab bringt.

Ich habe ganz andere Ansatzpunkte und kann aus Überzeugung sagen, dass ich wohl mein Leben lang in Therapie gehen werde um innere Zufriedenheit zu bekommen und auf Recht zu erhalten. Die Sicht ist klarer und die Realität ist da. Den Vorwurf muss ich mir sicherlich selbst machen, dass ich es damals auf die leichte Schulter genommen habe.

Die 2h taten sehr gut, ich habe viel mit dem kleinen gespielt und konnte die Zeit genießen und Kraft tanken. Mit ihr konnte ich auch sehr gut reden nebenher. Ich konnte einiges aus meiner Sicht reflektieren und bekam Feedback. Sie hat auch ihre Ängste und Sorgen geäußert die alle samt berechtigt sind. Es braucht einfach Zeit. Ich muss durch mein anpacken und die Schritte die ich gehe zeigen, wohin die Reise für mich geht, alles andere habe ich nicht in der Hand. Nur Ehrlichkeit und Offenheit hilft mir weiter.

Einen schönen Abend wünsche ich euch!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 26.12.2022 18:42:31
Carru,

einfach mal sacken lassen.
Du brauchst dich nicht für jeden einzelnen Punkt zu "rechtfertigen".
Damit "reitest" du dich genau genommen nur "tiefer" rein.

Du erzählst, andere reflektieren was sie daraus lesen / interpretieren.
Du kannst dabei nicht ändern oder zurechtrücken, wie andere dich verstehen.

Das ist schwer, einfach mal etwas stehenzulassen.
Gerade am Anfang einer Abstinenz.

Niemand zweifelt an deinem "Willen", doch alle wissen was es bedeutet abstinent zu werden.
Da sind "Worte" in aller Regel nur "Worte". Dir läuft die Zeit nicht davon.
Es ist die Zeit der "Taten". Und diese brauchen naturgemäß Zeit.

Frau / Kinder / Familie / Freunde ... alles renkt sich über die Jahre (!!!) ein.
Nichts ist hier in Stunden oder Tagen "erledigt".
Wir alle sind gern in Selbstmitleid zerflossen. Haben der Welt unser Elend geklagt.
Das Elend eines jeden einzelnen war dabei meist das größte der Welt :-)
Jeder war der Schlimmste und hatte die schlechtesten Chancen.

Das was war kannst du kaum ändern, Jetzt und morgen kannst du frei gestalten.
Daran wirst du zukünftig gemessen werden. Irgendwann überwiegen die "neuen" Taten die alten Schandtaten.
Platz für "Worte" ist da nicht. Das würde auch unseren Liebsten nicht gerecht.

Mein Tipp: jeden Tag so gut wie möglich "erledigen". Eins nach dem anderen.
Erfolg wünsche ich dir !
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 27.12.2022 11:16:43
Sieben Tage spielfrei, der achte hat begonnen.

Ich versuche sowas wie einen Alltag aufzubauen. Normal aufstehen, prüfen was heute ansteht und Stück für Stück abarbeiten.
Heute Morgen war ich schon nur das wirklich nötigste für den Kühlschrank einkaufen, sowie zwei Retourenpakete abgeben.
Es ist schon Wahnsinn, wo überall einem potenzielle Rückfälle lauern. Z.b. im DHL-Shpo, da gibt es bei uns diese Rubbellose zum abreißen, ist mir vorher nie aufgefallen, steht sehr auffällig an der Kasse, habe ich mir aber nie drüber Gedanken gemacht bzw. beachtet. Werde zukünftig diesen DHL-Shop meiden. Zusätzlich habe ich für mich beschlossen, sämtliche Dinge, die mit einer Sucht aufschlagen könnten, zu meiden. Ab sofort gehört Alkohol auch dazu, da ich aber sehr sehr wenig auf Grund meines Sports sowieso immer nur getrunken, wird mir dies vermutlich/hoffentlich nicht all zu schwer fallen.
Heute ist auch der erste Tag, an dem ich wieder Sport machen werde. Ich werde laufen gehen, ohne Druck, ohne Ziel, ohne Herzfrequenzsensoren. Einfach laufen.

Wünsche euch allen einen schönen und vor allem spielfreien Tag.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 27.12.2022 14:25:40
Ich habe es geschafft, ich war draußen und war laufen :) Es tat sehr gut.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 28.12.2022 09:38:30
Acht tage spielfrei, der neunte hat begonnen.

Ich habe einigermaßen Ok geschlafen, habe ich doch wieder einige Dinge gestern erledigen können, die ich mir vorgenommen hatte, unter anderem das ausmisten von Dingen, die ich nicht brauche. Heute ist mein kleiner bei meiner Mama, da werde ich im Laufe des Mittags dazu gehen um Zeit mit ihm zu verbringen, den Morgen überlasse ich bewusst den beiden. Meine Mama hat weiterhin ein Recht darauf, alleine Zeit mit ihm zu verbringen, zumal es ihr sicherlich gut tun wird. Ich sehe und merke wie schlecht es meinen Eltern aktuell geht.
Heute Abend bin ich bei Freunden - meiner Ersatzmama - zum Essen, davor nehme ich mir vor wieder Sport zu machen.
Auch der morgige Tag wird spannend, ich habe mich gestern Abend einem Freund offenbart, zwar bisher nur über WhatsApp, er hat mich aber daraufhin zu sich eingeladen. Mir ist es wichtig, so Dinge persönlich zu erzählen. Ich hoffe er kann einigermaßen damit umgehen, ich werde ihm alle Zeit dieser Welt geben, die er braucht. Mehr kann ich nicht tun.

Ich empfinde aktuell keinen Suchtdruck und kann ganz langsam akzeptieren, dass die Dinge die in der Zukunft kommen, die ich nur bedingt beeinflussen kann, ich nur durch angehen und Taten bewältigen kann. Jeden Tag entdecke Dinge an und in mir, die ich angehen muss, um meine innere Zufriedenheit zu bekommen.

Für manch einen mag mein tägliches Geschreibe nervig rüber kommen, mir hilft es aktuell ungemein und ist Teil meiner Struktur im momentanen Alltag.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 28.12.2022 10:05:49
Für manch einen mag mein tägliches Geschreibe nervig rüber kommen, mir hilft es aktuell ungemein und ist Teil meiner Struktur im momentanen Alltag.

Ich lege mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass niemand hier deine Beiträge als "nervig" empfindet.
Eher völlig im Gegenteil ist es das Herz unserer Gruppe :-)
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 30.12.2022 12:43:00
10 Tage spielfrei, der 11. hat begonnen.

Gestern habe ich mal bewusst einen Tag Pause beim schreiben eingelegt.
Wie ging es mir die vergangenen zwei Tage? Es gab viele aufs, aber auch abs. Ich war jeweils an den Abenden bei einem Freund, dem ich mich vollständig anvertraut habe. Gut tat vor allem der gestrige Abend, selten hatte ich ein so gutes und offenes Gespräch, es hat mir sehr viel positive Kraft für die kommenden Tage gegeben. Warum, weil derjenige mich nimmt wie ich bin, nicht urteilt oder Ratschläge gibt, sondern einfach zuhört und hilft den Blick nach vorne zu richten. Er sieht das gute im Menschen und hat das Herz definitiv am richtigen Fleck, dafür bin sehr sehr dankbar, ich hätte gerne was davon. Das habe ich ihm auch so rückgemeldet.
Er hat mich auch bekräftigt Morgen einen Silvesterlauf zu machen. Wir hatten uns dafür schon vor Monaten angemeldet, bezahlt ist er sowieso und Geld zurück bei nicht antreten gibt es auch nicht. Was habe ich also zu verlieren? Es kann nur gut tun. Ich freu mich darauf.

Meine Partnerin/Ex-Partnerin war gestern das erste mal bei einem Psychologen, was ihr gut getan hat. Ihr fällt es aktuell noch sehr schwer über das geschehene mit anderen zu reden. Wir können sehr offen und gut darüber reden. Ich hoffe die Besuche helfen ihr. Am Mittwoch war auch mein Kleiner da, der sich immer unwahrscheinlich freut, wenn wir uns sehen, das tut sehr gut.

Ansonsten hat sich mein Cousin bei meinen Eltern angekündigt, der wohl einige Nächte oder zumindest über Silvester hier bleibt. Ich hoffe nur, dass nicht erwartet wird, dass ich Silvester mit ihnen verbringe, da aktuell noch nicht weiß, ob ich das möchte, zumal für mich Silvester auch keine große Bedeutung hat und auch noch nie hatte.

Ich wünsche euch einen spielfreien Tag!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 31.12.2022 20:43:18
11Tage spielfrei, der 12. ist fast vorüber.

Habe heute mit einem sehr guten Freund - der meine vollständige Geschichte weiß - den bereits erwähnten Silvesterlauf gemacht. Dank ihm hatten wir eine Menge Spaß. Körperlich habe ich mir damit leider keinen Gefallen getan. Obwohl ich bis vor zwei Wochen - bevor alles rauskam - richtig fit war, musste ich heute feststellen, das die letzten zwei Wochen nicht nur psychisch Spuren hinterlässt. Das die Auswirkungen auch körperlich dermaßen arg sein können, war mir so nicht bewusst bzw. hätte ich auch niemals erwartet. Ich werde im Training die nächsten Tagen und Wochen echt aufpassen müssen.
Es war ab Schritt eins ein Kampf, aber ich habe es durchgezogen. Bei km7 habe ich einen jungen Kerl eingesammelt, der aussteigen wollte, weil er wohl Schmerzen in der Schulter hatte. Ich habe Tempo rausgenommen und gesagt ich lauf das mit ihm locker zu Ende, aussteigen ist aber keine Option und er hat es tatsächlich geschafft. Allein dafür hat sich der Lauf gelohnt. Es tat sehr gut und lässt alles andere in den Hintergrund stellen, egal wie hart der Lauf war.

Dementsprechend platt bin ich und ob Silvester erlebe weiß ich nicht, zu müde bin ich. Da ich sowieso alleine bin, kann gut sein, dass ich vor 24Uhr im Bett liege :D
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein frohes, spielfreies neues Jahr!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 01.01.2023 11:04:52
12 Tage spielfrei, der 13. hat begonnen.

Heute nur ein kleiner Bericht.
Ich habe gestern ein Buch von Vater bekommen, "Narben der Seele - Trauma erkennen, überwinden und liebevoll heilen". Was soll ich sagen, ich habe bisher lediglich 30 Seiten gelesen - ich habe in den vergangenen 20Jahren genau ein Buch gelesen - es löst in mir etwas los, was mir ein stückweit noch mehr Einblick in das ich gibt und warum ich bin wie ich bin. Da gibt es weitere Baustellen die ich angehen muss. Dieses Buch kann ich nur weiter empfehlen, egal ob es sich um ein Trauma in Form eines einschneidenden Erlebnisses handelt, z.b. Tod, Unfall, Gewalt oder es viele kleine Traumata waren, die sich über Jahre aneinander gekettet haben und nicht greifbar sind.
Meinem Vater fällt es sehr schwer über das vorgefallene zu sprechen, ich glaube das Buch ist seine Art zu helfen und zu unterstützen.
Danke Papa!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 02.01.2023 17:40:47
13 Tage spielfrei, der 14. neigt sich ganz langsam dem Ende zu.

Kein einfacher Tag, heute Vormittag habe ich wieder eine Nachricht von einem Familienmitglied meiner Partnerin/ Exporteurin bekommen.
Es fällt mir so schwer damit umzugehen, weil ich weiß, das derjenige mit allem Recht hat. Auf die Nachricht werde ich nicht reagieren, weil sie nicht zielführend sein wird. Beide Seiten wissen, was ich angerichtet habe, ich möchte nicht missverstanden werden, was in Nachrichten immer schnell passieren kann. Zumal ich meine Ex-Partnerin auch damit schützen möchte, bei der ersten Nachricht der Familie, habe ich sie an meine Ex-Parterin weitergegeben, ein großer Fehler im Nachhinein.
Ich möchte einfach keinen Druck und Angriffsfläche auf meine Ex-Partnerin durch solche Aktionen weitergeben. Sie hat aktuell genug Sorgen und Ängste.
Ansonsten bin ich sehr viel - vor allem durch das Buch - mit mir selbst beschäftigt und versuche mir die richtigen Fragen zu stellen. Der ausgiebige Spaziergang mir meinem Papa tat auch sehr gut, wir konnten viel reden.

Am Mittwoch steht endlich mein Termin bei der Suchtberatungsstelle an, ich bin froh, dass es dann weitergeht und dort los geht.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 03.01.2023 00:11:22
Hallo Carru,

auf Deinem Weg möchte ich Dir noch mitgeben.
Sie werden eventuell lange klagen, vorwerfen... 
Eine psychische Erkrankung und unsere ist ganz klar definiert, darin findet sich auch das Verbergen und Lügen wieder.
Sie sollten es schon auch akzeptieren und es sind alles auch keine Ausreden von uns, wenn wir es versuchen zu erklären.
Wer denkt wir sind dadurch schlechtere Menschen, Verbrecher oder sonstiges....ihr Problem, dann gibt es eh kein zurück.
Spielsucht ist kein Fehler!
Es ist ein großer Makel der uns anlastet, keine Entschuldigung aber auch kein Schuldspruch.

Wir müssen/mussten uns nun einmal erst wieder finden.
Daran arbeiten und ja...auch alles mögliche an Vorwürfen dazu einstecken.
Dies gehört auch zu einem Prozess in ein spielfreies Leben.

Vielleicht mag es hier der ein oder andere etwas anders sehen, ab dem Tag an dem wir alles dafür tun oder getan haben es zu ändern.
Brauchen / brauchten auch wir eine Unterstützung, gerade von der eigenen Famili oder Freunde..
Denen man sicherlich viel schlechtes angetan hat, aber wer einem hilfesuchenden eine Hilfe verweigert.....
sollte sich auch hinterfragen, was es ihm eigentlich Wert ist!   
Dazu gehört definitiv:
Wunden auch heilen zu lassen und dem "Täter" auch diese Zeit zu geben.

Kopf hoch Carru, perfekt dass Du hier so intensiv berichtest.

Liebe Grüße
   
 
 
 
 
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 03.01.2023 11:10:12
Hi Jacky1,

vielen Dank für deine Worte, sie tun sehr gut. Das hilft mir dabei, mich selbst nicht zu verlieren.
Das Forum ist eine große seelische Unterstützung, da alleine schon das nieder schreiben ungemein hilft, gewisse Dinge zu verarbeiten oder arbeiten zu lassen.
Jeder Mensch, dem ich Unrecht getan habe, kann sich die Zeit nehmen die er brauch, dass die bei jedem anders ist und jeder anders damit umgeht ist mir bewusst und kenne ich bereits aus meiner ersten Spielphase.
Wie du sagst, wer verurteilt, so hart aus auch ist, hilft uns nicht weiter und deshalb sollte man sich von solchen Menschen auch distanzieren. Was sicherlich auch kein einfacher Prozess ist.

Danke!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 03.01.2023 13:57:11
Wie du sagst, wer verurteilt, so hart aus auch ist, hilft uns nicht weiter und deshalb sollte man sich von solchen Menschen auch distanzieren.

Ich sehe das deutlich anders.

Jeder der mich wg. meines Verhaltens verurteilte, tat dies zu recht und zumeist auch aus triftigen Gründen.
Ich hatte vom ersten Tag an größtes Verständnis dafür und es tat mir leid, dass ich dafür verantwortlich war.
Nicht jeder war von meinen euphorischen Wiedergutmachungs-Plänen begeistert.
Einige äußerten sich dahingehend, dass sie mich lieber nie wieder sehen möchten.
Natürlich stimmte micht das traurig, aber ich hatte es doch selbst verbockt.

Nur weil ich mich endlich mit meiner Spielsucht beschäftigte, heilte das noch keine einzige Wunde bei anderen.

Mir hat die Erfahrung, dass mich andere für mein Verhalten sehr wohl verurteilen und auch gar keine tieferen Hintergründe wissen wollten, sehr geholfen, meine Sichtweise wieder zu "normalisieren".

Wenn man jemanden in den Arsch tritt und sich dann irgendwann mal dafür entschuldigt,
dann ist das zwar eine nette Geste, aber weh getan hatte der Arschtritt trotzdem.
Und es gibt zum Glück ( für mich ) Menschen, die sich nur einmal treten lassen.
Da passieren Dinge die mit Reue oder ein paar lockeren Sprüche nicht wiedergutzumachen sind.

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 03.01.2023 14:50:03
Hi Fred,

da bin völlig bei dir, ich sage ja nicht, dass das verurteilen zu Unrecht geschieht, im Gegenteil.
Von genau den von dir erwähnten rede ich auch, Personen die sich nicht dazu äußern oder wie du schreibst, die dich nicht mehr sehen wollen oder Aussagen treffen über Tatsachen die sie nicht wissen oder sich nicht damit beschäftigt haben. Trotzdem muss ich mich zum Eigenschutz davon ein stückweit distanzieren und jedem Zeit geben, was die Zeit dann bringt kann ich nämlich nur bedingt beeinflussen.

Durch meine Taten, zeige ich mir, dass ich bereit bin den Weg Stück für Stück zurück in die Realität zu gehen. Was andere davon halten bzw. was sie für einen Blickwinkel auf die Taten haben, kann ich nicht beeinflussen.
Ich bin um jeden dankbar, der für mich da ist, egal in welcher Form. Egal ob mir zuhört, mir ein Dach über dem Kopf gibt oder oder oder.
Das sollte keineswegs egoistisch wirken oder ein schlüpfen in die Opferrolle sein - wo wir im Übrigen sehr gut darin sind.


Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Taro am 03.01.2023 16:11:52
Die 12 Schritte von GA helfen mir Dinge von einer anderen Warte zu betrachten.

8. Schritt:
Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig, ihn beo allen widergutzumachen.

9. Schritt:
Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut - wo immer es möglich war -  es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.

Wichtig, es handelt sich um den 8 und 9 Schritt, zuerst sollte man sich mit den ersten 8 befassen.

- Es handelt sich um eine Bringschuld

- Wichtig ist nur das sich andere nicht verletzt fühlen, mein Empfinden steht hier nicht im Vordergrund.

- Das Verhalten der anderen ist irrelevant.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 03.01.2023 16:19:25
Moin Carru,
... die dich nicht mehr sehen wollen oder Aussagen treffen über Tatsachen die sie nicht wissen oder sich nicht damit beschäftigt haben. Trotzdem muss ich mich zum Eigenschutz davon ein stückweit distanzieren und jedem Zeit geben, was die Zeit dann bringt kann ich nämlich nur bedingt beeinflussen.


Durch meine Taten, zeige ich mir, dass ich bereit bin den Weg Stück für Stück zurück in die Realität zu gehen. Was andere davon halten bzw. was sie für einen Blickwinkel auf die Taten haben, kann ich nicht beeinflussen.


wie ich Dir schon mal schrieb, Du schreibst, wirkst so ruhig, besonnen, wird alles wieder.  Du lässt Taten folgen....  Das kann ich  nicht beurteilen.

Ein Stolperstein bei mir war auch, meine Erwartungshaltung an andere, bzw. an meine Ex Partnerin. Ich tat ja was SHG, Therapie und trotzdem war der Bruch da.
Aus heutiger Sicht habe ich 2 riesige Denkfehler gemacht.
1. Ich tue ja was, warum ist sie immer noch so blöd ?
2. Das Spiel selbst über alles gestellt.

Ich habe erst mal genau da weiter gemacht, wo ich aufgehört habe, nur das ich meine Genesung mit einbaute in meiner Schauspielerei. Mich in sofern selbst belog, dass ich zwar was "tat" nach außen hin, aber nicht nach innen. Ich habe nie Menschen sehr nah an mich rangelassen, um eben meine Welt zu schützen, außer meine Partnerin. Ich habe also erfüllt, was meiner Meinung nach mein Umfeld erwartete, gleichzeitig eine Erwartung an mein Umfeld gehabt. Ich verstands nicht, dass war quasi der Närboden fürs Spiel.

Das alles sind Denkprozesse die sich nicht von heute auf morgen änderten. Das dauerte. Gerade das Umfeld ist doch dann eher skeptisch.

Ich hatte zuviele Nebenschauplätze im Kopf. Ich verkaufte mich nach außen hin, als ob ich mich tatsächlich geändert habe, tatsächlich vom Spiel los kam,  ich mir wieder selbst vertraute, usw. So weit war ich noch lange nicht. Auf mein Umfeld zu schauen, war aber wesentlich bequemer. Aber mal im Ernst, warum erwarte ich das sich Menschen mit meiner Krankheit beschäftigen, die ich belogen, hintergangen habe ? Weil ich Verständnis haben will, deren Verständnis bringt mir aber nix, hinsichtlch meiner Krankheit, ausser ein ruhigeres Gewissen. Ich war ganz einfach in der Bringschuld, ohne Gegenleistung zu erwarten, auch wenn ich sehr gerne einen Vertrauensvorschuß gehabt hätte.
Keiner von Ihnen wusste wie es aus geht., einschliesslich ich selbst nicht. Alles Dinge, um die ich mir später dann nochmal Gedanken gemacht habe, als ich soweit war und es  gelebt habe.

Wie ist denn die Sache mit Deinem Arbeitgeber ausgegangen, habt Ihr eine Einigung getroffen ?  Konntest Du Arbeitslosengeld oder wie auch immer das jetzt heisst beantragen ? Hat er Dir vielleicht geholfen, auch wenn er sich nicht mit unserer Krankheit auskennt ?

Schritt für Schritt und bleib bei Dir

Lieben Gruß

André

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 03.01.2023 19:12:19
Hi Andre,

ruhig und besonnen vielleicht deshalb, weil ich sehr viel Zeit zum nachdenken aktuell habe, in mir sieht es so nicht aus. Ich sehe lediglich meine Denkweise und meine ersten Minischritte.
Das kann im Prinzip keiner beurteilen, wir sind ja bekanntlich die besten Lügner, ich weiß es für mich.
Eine Erwartungshaltung an andere habe ich nicht, ich bin derjenige der etwas tun muss! Ich gebe keinem Schuld für irgendein Verhalten, im Gegenteil, meine Expartnerin ist zu gut zu mir, was ich ihr auch rückgemeldet habe. Aktuell sehe ich mich in der Bringschuld, wie sich alles andere entwickelt - Expartnerin, Job, Freundschaften - zeigt die Zeit. Falsche Hoffnungen, schaden mir auf Dauer und machen mich kaputt.

Wie meinst du das Spiel über alles gestellt? Das Spielen ist für mich eine Flucht, zumindest ist das eine Erkenntnis für mich, die ich in der Therapie ansprechen werde. Das ich aktuell spiele steht nicht zur Debatte, ich habe keine Gedanken oder Bedürfnisse in diese Richtung.

Das ich so weiter mache, wo ich aufgehört habe, kann ich ganz klar verneinen. Ich mach das für mich, für sonst niemanden, nicht für die Familie, nicht die Expartnerin, nicht das Forum. Den Fehler habe ich bereits beim ersten mal gemacht und mir selbst falsche Hoffnungen gemacht.

Zum Arbeitgeber - Ex-Chef - habe ich keinen Kontakt, die fristlose Kündigung steht, Stand jetzt bedeutet das drei Monate Sperre beim Arbeitsamt, am Donnerstag habe ich meinen ersten Termin dort. Arbeitslosengeld ist aber beantragt, ja. Die Strafanzeige steht, die Polizei hat sich bisher allerdings noch nicht gemeldet, trotz meiner Selbstanzeige.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 05.01.2023 16:29:44
16 Tage spielfrei, der 17. ist am laufen.

Es gibt einiges zu berichten.
Gestern war endlich mein Termin bei der Suchtberatungsstelle, wir konnten meinen Antrag auf die Kombitherapie fertig machen und besprechen wie die ambulante Therapie im Anschluss aussehen könnte. Seit eben habe ich auch das ok, wo ich meine ambulante Therapie mache. Auf Grund der Kürze und der vielen Themen, konnten wir nur vieles anschneiden, da der Antrag für Therapie doch prio hatte. Es tat gut endlich was tun zu können.
Gestern Abend habe ich auch Post von der Polizei erhalten, dass ich als Beschuldigter nächste Woche geladen bin. Beim Schreiben musste ich schlucken, wusste aber schließlich auf Grund der Selbstanzeige, das definitiv was kommt und auch das gehört zu meinem Weg.

Heute Morgen hatte ich dann meinen Termin auf dem Arbeitsamt, dieser war eher ernüchternd, lag aber auch an mir. Man hat mir mitgeteilt, das sie mich aktuell abmelden müssen, auf Grund meiner Krankmeldung - was ja völlig logisch ist - und deshalb habe ich aktuell keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Die Dame war wirklich sehr nett und hat mir geraten schnellstmöglich bei der Krankenkasse Krankengeld zu beantragen. Gesagt getan, auch hier Ernüchterung, auf Grund der Tatsache, dass ich zum Zeitpunkt der ersten Krankschreibung keinen Arbeitgeber mehr hatte, habe ich ebenfalls keinen Anspruch auf Krankengeld und was nun?! Die Dame vom Arbeitsamt hat mir angeboten, sollte das mit dem Krankengeld nicht klappen, dass ich wieder kommen kann und wir schauen wie wir es machen. Wahrscheinlich muss ich einen Tag ohne Krankmeldung haben, damit der Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht, näheres weiß ich hoffentlich Montag.

Heute Vormittag habe ich dann noch persönliche Dinge aus unserer Wohnung geholt. Ich denke das tut uns beiden gut, damit wir uns beide auf uns konzentrieren können aktuell. Meine Expartnerin ist mittlerweile auch bei einer Therapeutin, was ihr offensichtlich gut tut. Ich würde es mir jedenfalls sehr für sie und den Kleinen wünschen. Der Zwerg war gestern Mittag auch 3h bei mir, beim gehen dann die erste Situation, wo man ganz merkt, das selbst ein dreijähriger merkt, dass etwas nicht stimmt. Er meinte nur, "Papa du  bleibst nicht alleine hier, du musst mitkommen", tat natürlich sehr weh und er tut mir sehr Leid, weil er der letzte ist, der was dafür kann. Ich bin aktuell meiner Exparterin unendlich dankbar, wie wir gemeinsam mit der Situation vor allem gegenüber dem Kleinen umgehen.

Wünsche euch allen einen schönen Abend!


Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 06.01.2023 00:16:19
Hallo Carru,

...........

Mein Tipp: jeden Tag so gut wie möglich "erledigen". Eins nach dem anderen.

...das kann etwas ganz großes werden mit Dir und Deinem Leben.
Jeder Schritt fest auch über Scherben, auch spannend wie es immer weiter geht.

Grüß Dich   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 07.01.2023 12:03:12
18 Tage spielfrei, der 19. hat begonnen.

Wahnsinn wie die Zeit fliegt, irgendwie beängstigend und unheimlich.
Von gestern gibt es im Prinzip nicht viel zu berichten, ich war zwei Stunden mit meinem Vater, Rad und Hund unterwegs. Es tat gut draußen zu sein und hin und wieder darüber zu sprechen. Ich merke einfach, wie wichtig es ist für meinen Vater ist, auch mal über andere Dinge zu sprechen.

Nach wie vor habe ich sehr große Angst um meine Exparterin, dass sie an der Angst und dem Druck der Zukunft zu zerbrechen droht. Es sind für sie scheinbar unüberwindbare Mauern, ich hoffe sie kann mit ihrer Psychotherapeutin darüber reden und daran arbeiten. Unser Kleiner brauch sie und damit ich auch.
Nächsten Donnerstag, hab ich einen Termin bei meiner potenziellen ambulanten Therapiestelle nach der stationären Therapie, heißt mein Antrag an die Rentenversicherung kann am Montag definitiv raus, was mich zuversichtlich stimmt. Ich denke der Termin ist vor meiner Ladung bei der Polizei gar kein schlechter Zeitpunkt.
Ansonsten hat sich eine sehr gute Freundin angeboten, mit mir einmal die Woche einkaufen zu gehen, nicht weil ich es nicht schaffe oder kann, sondern damit ich es einfach nicht alleine machen muss.

Habt ein schönes Wochenende.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 10.01.2023 11:13:46
Drei Wochen spielfrei.

Diese Woche stand/steht einiges an, weitere wichtige Schritte.
Gestern wurde mein Rehaantrag an die Rentenversicherung geschickt, das Arbeitsamt hat meine Meldung auf den 14. umgeschrieben, allerdings darf ich an diesem Tag nicht krank geschrieben sein.
Heute treffe ich mich mit einer Freundin zum einkaufen und heute Abend mit meinem Trainer, dann wissen auch die für mich wichtigsten Personen im Verein alle Bescheid, für mich auch wichtig.

Donnerstag wie bereits erwähnt dann vormittags den Termin für für die ambulante Therapie und Mittags Vorladung bei der Polizei.

Ansonsten wars das, immerhin etwas Struktur im Alltag.

Insgesamt geht es mir sonst ok, ich sehe das sich etwas tut und es sich nicht mehr ganz untätig anfühlt. Auch Aussenstehende - Familie/Freunde - sehen das sich was tut.
Treffen mit dem Kleinen und der Expartnerin - wie gestern - tun gut, aber auch gleichzeitig natürlich weh, weil man spürt, dass es so wie vorher nie wieder werden wird, normal sagt man es gehören zwei dazu, in unseren Fällen oftmals definitiv nicht.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 10.01.2023 11:23:37
Drei Wochen spielfrei.

Super, dass du so konsequent daran arbeitest und alles in die Wege leitest.
Jeder Tag zählt, denn mit jedem Tag wird der Abstand größer.
Natürlich wird das noch ein langer und vermutlich auch steiniger Weg.
Aber den wichtigsten Schritt hast du bereits unternommen. Den ERSTEN !

Jetzt geht es immer weiter
GUT GEMACHT
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 13.01.2023 12:02:39
24 Tage spielfrei, der 25. ist in vollem Gange.

Gestern war ein aufregender und gleichzeitig wichtiger Tag für mich.
Vormittags war ich bei meiner zukünftigen Anlaufstelle für die ambulante Therapie die nahtlos beginnt, wenn ich die stationäre Therapie verlassen habe. Auf den ersten Blick und Eindruck ein Glücksfall, ich habe mich bei der betreuenden Person sofort verstanden und aufgehoben gefüllt, dass ist tatsächlich das erste Mal der Fall, seit ich 2016 mit der stationären Therapie fertig war. Allein diese Tatsache gibt mir Mut und stimmt mich positiv, auch für die Zeit nach der stationären Therapie. Man ist mir auf Augenhöhe begegnet und gleichzeitig vermittelte das gegenüber einen sehr kompetenten Eindruck. Ich kann mich öffnen, ein Glücksfall.
Der Termin war zum absolut richtigem Zeitpunkt, hatte ich Mittags meinen Termin bei der Polizei bzg. meiner Aussage.
Da gibt es im Prinzip nicht viel zu erzählen, es wurde über rund 2h meine Aussage aufgenommen. Jetzt liegt die Angelegenheit bei der Staatsanwaltschaft alles zu beurteilen, ich war komplett offen und ehrlich, mehr kann ich für den Moment in dieser Angelegenheit nicht tun.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 15.01.2023 13:25:37
26 Tage spielfrei, der 27. ist da.

Heute kein einfacher Tag für mich, da meine Expartnerin heute Geburtstag hat. Leider, obwohl sie nichts dafür kann, für sie vermutlich noch schwerer wie für mich. Das tut mir Leid, so etwas hat keiner verdient.
Morgen darf ich meinen kleinen wieder vom Kindergarten abholen und bin für 1-2h Stunden zum spielen bei den beiden. Für diese Zeit bin ich sehr dankbar. Am Samstag ist auch geplant, dass er das erste mal bei mir übernachtet, bin gespannt wie es klappt :) ich freu mich aber drauf, wird schon schief gehen :D
Ansonsten gehts mir soweit ok, mit den erwähnten auf und abs.
Ab Morgen möchte ich wieder einem Trainingsplan bzgl. Sport nachgehen, mal sehen wie das klappt. Immerhin auch wieder Stück Struktur zurück.

Ich wünsch euch allen einen spielfreien und schönen Rest Sonntag!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 17.01.2023 20:56:30
28Tage - heute seit vier Wochen, 29. ist schon fast rum.

Heute war ich das erste Mal in einer reinen Spielerselbsthilfegruppe, was sehr gut tat, auch wenn ich 50km für Hin- und Rückweg in Kauf nehmen muss.
Eine kleine aber feine Gruppe, mit allen Facetten des Spielens, Onlinespielsucht, patholoigsches spielen, aber auch Mediensucht. Ich konnte mich gut öffnen und wurde sehr nett und gut aufgenommen. Ein weiterer fester Punkt in meiner Alltagsstruktur.
Danke dafür!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 17.01.2023 23:09:28
Hallo Carru,

Du kennst das ganze ja schon etwas, wie es ist auch dran zu bleiben.
Mega dass Du eine gute Gruppe gefunden hast.
Ich gehe seltener in meine Gruppe, dies ist aus vielerlei Gründen sehr schade.
Sollte mich da wieder einmal sammeln und mich auch wieder einmal bewegen.

Vier Wochen spielfrei und schon so viel bewegt....wir dürfen sogar quasi Live hier teilhaben.
Danke dafür.

Grüß Dich
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 18.01.2023 10:18:02
Hallo Jacky1,

Danke für deine Worte.
Ja, leider kenne ich es tatsächlich schon - leider, weil ich nicht daraus gelernt habe. Genau so eine Gruppe kann mir auch über die ambulante Therapie hinaus helfen und meine Achtsamkeit auf Recht erhalten.

Geh einfach hin, Zeit findet man dafür und dir wird es danach nicht schlechter gehen ;)

Ich versuche das schreiben auch beizubehalten, selbst wenn es mal nicht viel zu berichten gibt, wie heute. Heute ist tatsächlich ein Tag, wo es keinen fixen Tagespunkt gibt, außer eventuell heute Abend Training, das hängt allerdings davon ab, wie sich das Wetter weiter entwickelt, aktuell ist es nämlich weiß draußen und Lauftraining zu gefährlich.

Euch allen einen positiven und spielfreien Tag!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 18.01.2023 11:09:16
Moin Carru,

sei nicht so ungnädig zu Dir. Es klingt immer ein bisschen Schwermut, Wehmut, Selbstmitleid, Bedauern oder so was ähnliches bei Dir mit. Völlig normal. Du setzt DIch doch mit Dir auseinander, da kommt dann sowas automatisch alles hoch. Hättest Du es damals schon ändern können, hättetst es doch auch getan.

Es ist alles ein Prozeß, manche Erkenntnis dauert, manche finden diese nie für sich selbst.


Ja, leider kenne ich es tatsächlich schon - leider, weil ich nicht daraus gelernt habe.


Auf gar keinen Fall ist das so. Du hast doch sehr viel mitgenommen, nur nicht umgesetzt, verstanden. Guck DIch selbst an, was hast Du vor 4 Wochen alles angefangen zu ändern? Hast Du da nicht bereits aus Deinem Wissen gehandelt ? Du konntest  was anwenden, Du wusstest was zu tun ist, ergo hast Du sehr wohl was gelernt. Klar, werfen wir uns vor, wieso jetzt erst und nicht damals schon.
Das erlernte in der stationären Therapie hast Du halt während Deiner aktiven Zeit verarbeitet und bist nun so weit. Los zu lassen.

Ich habe Herbst 2017 stationäre, dann Nachsorge, dann SHG, noch viele etliche andere Dinge getan, während ich spielte. Bis im März 2020 alles passte.Ich mich meiner selbst stellen konnte, ohne Druck. Ich bin früher 10 km laufen gegangen, dann Fussball, hätte auch in ne Chilli Schote beissen können, es war alles egal, das Spiel  ging weiter, der Druck war nach Beendigung irgendwelcher Ablenkung sofort wieder da.  Aber ich habe in der Zeit nie aufgehört an mir zu arbeiten. Ich musste es tun, weil jegliche physische Ablenkung, eben nur Ablenkung war, aber keine Lösung aus meiner Sucht. Das spielte sich alles im Kopf ab.

50 km Hin und Rückfahrt, da würden wir hier glatt überlegen das Fahrrad zum nehmen. ;) ;) 


Also Carru bleib dran. Je länger Du nicht spielst, um so eher wirst Du alles verstehen, besser ausgedrückt Dich begreifen, verstehen. Du wirst Deine Lügen sehen, erkennen. Das hilft ungemein.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 18.01.2023 12:11:46
Hi Andre12,
ja du hast Recht, vielleicht man es nicht sehen, dass man bereits was getan hat, weil es in den eigenen Augen zu wenig ist, was es aber eigentlich nicht ist...
Selbstmitleid mag es sein, weil ich nicht verstehe, dass ich meinem Umfeld und mir - sowohl psychisch als auch körperlich - das Ganze noch einmal angetan habe. Nicht falsch verstehen, ich sehe mich nicht in der Opferrolle, ganz im  Gegenteil, ich finde es erschreckend.
Eine Ablenkung möchte ich gar nicht, ich glaube eine gesunde Präsenz meiner Krankheit im Alltag brauche ich für mich, um achtsam zu sein. Es gilt eine gesunde Dosis zu finden. Ohne sehe ich eine zu große Gefahr wieder leichtfertig mit der Krankheit umzugehen, was bei mir eine riesige Gefahr war und ist.
Über das Rad habe ich für die 50km auch schon nachgedacht und ist zumindest im Sommer auf jeden Fall eine Überlegung wert, im Winter ist es mir auf Grund der Dunkelheit und dem Verkehr um diese Uhrzeit schlichtweg zu gefährlich. Ich spreche als Triathlet da aus Erfahrung, verbringe ich doch sehr viele Stunden im Jahr mit dem Rad im Straßenverkehr.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 20.01.2023 11:58:32
31. Tage spielfrei, ein ganzer Monat wie es Fred an anderer Stelle geschrieben hat.
Darauf bin ich stolz, die letzten 31 Tage waren nicht leicht und es genug Gründe gegeben, mich selbst mal wieder anzulügen und zu bemitleiden und spielen zu gehen. Trotzdem habe ich bewusst dagegen entschieden, weil ich achtsam bin.
Achtsamkeit ist für mich ein ganz bedeutendes Wort.
Wiedergabe aus Wikipedia:
Achtsamkeit (englisch mindfulness) bezeichnet einen Zustand von Geistesgegenwart, in dem ein Mensch hellwach die gegenwärtige Verfasstheit seiner direkten Umwelt, seines Körpers und seines Gemüts erfährt, ohne von Gedankenströmen, Erinnerungen, Phantasien oder starken Emotionen abgelenkt zu sein, ohne darüber nachzudenken oder diese Wahrnehmungen zu bewerten.

Achtsamkeit kann demnach als Form der Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit einem besonderen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand verstanden werden, als spezielle Persönlichkeitseigenschaft sowie als Methode zur Verminderung von Leiden (im weitesten Sinne).

Ich komme gerade von einem langen und schönen Spaziergang mit einer Freundin, es tat gut draußen in Gesellschaft zu sein. Es tat gut jemand zu haben, der mir zuhört und dem ich mich auch öffnen kann, ohne gleich Ratschläge und Tipps fürs Leben zu bekommen.
Es tat gut zuzuhören und sich auszutauschen. Wie wertvoll solche Stunden sind, merkt man immer erst dann, wenn man es bewusst wahrnimmt, was in den letzten Jahren immer wieder nicht der Fall war.

Ansonsten ist es eher still, von der Rentenversicherung habe ich noch nichts gehört.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende, zumindest die Sonne scheint ja.
Vor allem aber wünsche ich euch ein spielfreies Wochenende!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 23.01.2023 13:15:07
34 Tage spielfrei, der 35. läuft

Hab heute Morgen endlich die mündliche Zusage für die stationäre Therapie bekommen. Mündlich nur deshalb, weil die Rehaeinrichtung, die ich mit der Suchtberatungsstelle ausgesucht habe, wohl mittlerweile nicht mehr übernommen wird.
Ich werde jetzt bis heute Nachmittag potenzielle Stelle abtelefonieren und mich dann entscheiden. Der nächste Schritt kommt also zeitnah. Es tut gut.

Morgen Abend werde ich wieder in die Selbsthilfegruppe gehen und mich am Anschluss mit einem Freund treffen und was Essen gehen.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 26.01.2023 11:32:22
37 Tage spielfrei, Guten Morgen 38.

War ich Montag beim verfassen des letzten Posts noch positiv, so sehr hat es mich Nachmittags/abends psychisch nach unten gezogen. Ich habe festgestellt das mich das übernachten meines kleinen Zwergs gefühlstechnisch komplett aus der Bahn geworfen hat. Ich hatte mich sehr drauf gefreut und konnte die Zeit mit ihm sehr genießen. Dennoch ging es mir Montag Abends sehr schlecht, ich hatte nur Chaos im Kopf, hab dann meine Laufschuhe angezogen und bin laufen gegangen, mit der Hoffnung es wird besser. Genau das Gegenteil ist eingetreten. Ich kam mir vor wie eine verlorene Seele, alles was mache ich ist falsch bzw. fühlt sich falsch an - speziell auf den Kleinen bezogen, weil ich merke wie ich ihm fehle und er das auch äußert und ich kann nicht für ihn da sein, wie ich es gerne würde. So toll die mündliche Zusage der Rentenversicherung doch auch am Montag war, so ernüchternd war die Tatsache, dass alle drei Rehakliniken nicht machbar sind. Eine wird mittlerweile nicht mehr von den Rentenversicherung übernommen, bei einer Weiteren hat sie keine Belegbetten und bei meinem Favorit wäre ein Start Anfang Juli, undenkbar aktuell für mich so lange zu warten.

Mich hat mein Kopf in einem Ausmaß überfordert, wie ich es die letzten Jahre nicht kannte und ich hatte 2016 beim ersten offen legen Suizidgedanken, damals hatte ich keinen Ausweg gesehen.
Ich habe es aber geschafft es auszusitzen, ich habe keinen Mist gebaut, weder gespielt noch anderen Blödsinn. Es hat mir aber sehr deutlich gezeigt, wie schnell es aktuell gehen kann, das mich auch etwas vermeintlich positives komplett aus der Bahn wirft.

Dienstag und Mittwoch war dann ein sehr großes auf und ab, wobei der Besuch  bei der Selbsthilfegruppe am Dienstag Abend dabei geholfen hat. Ich konnte mich zum Glück aufraffen und mich auf den Weg machen, liegt ja wie bereits erwähnt nicht gerade in der Nähe und sind mit Hin und Rückfahrt mit der Bahn 1h30min.
Anschließend war ich mit einem guten Freund noch etwas Essen auch das tat gut.
Gestern habe ich es geschafft die Geschichte mit den Kliniken anzugehen, ich werde jetzt in eine Reha gehen, die 2 1/2h von zu Hause weg liegt, Start ist zwar erst in 10Wochen, es gibt aber immerhin eine Eilliste, da ich ja direkt verfügbar wäre.
Mal sehen ob es etwas bringt.

Euch eine gute Restwoche.

Ansonsten bin ich stolz, dass ich den Montag überstanden habe.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 26.01.2023 15:22:11
Moin Carru,

mir fällt spontan dazu ein :

"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich war ändert"  Albert Einstein


Es heißt ja nicht umsonst, seine Komfortzone verlassen. Klar ist vieles blöd, letzten Endes bekommst ja jetzt die Quittung ( Dein Sohn ) und das ist scheisse, tut weh und irgendwie bekommst Du durch ihn immer einen Spiegel vors Gesicht gehalten. Ich kann das gut nachvollziehen.

Dennoch ist doch genau das  ein Grund es zu ändern. Drehe es ins positive. Jetzt packst es an. Ist doch super.

Ich finde auch die mehrfache Erwähnung wie weit alles weg ist, was Du in kauf nehmen musst usw. einfach sehr kontraproduktiv. Hey man, Du brauchst Unterstützung, Du bekommst sie, egal was Du dafür tun musst. Du hast ein klares Ziel vor Augen. Sehe es als Erfahrung. Das sind die Konsequenzen die Du tragen musst. Trage sie. Fertig. Weiter geht es. Sehe es als bewusstes Lernen. Schaue genau dahin. Übe das Dein handeln Folgen hat. Lerne das Du zukünftig selbst-bestimmt handelst. Ich habe selbst sehr lange gebraucht, das zu lernen.

Du warst doch bereits bei einer stationären Therapie, warum bist Du so erpicht auf die eine ? War das da schön?  Es ist doch egal, wo sie ist, auch hier hast Du doch nur ein Ziel, oder? Das ist doch nicht bequem um die Ecke nach Hause zu kommen.  In 5 Monate einen Therapieplatz ist doch fast schnell. 6 ist normal, es gibt ja leider viele andere, die da zum ersten Mal hin wollen.  Bei eventuellen zukünftigen Arbeitgebern, falls Du da schon tätig bist, kannst offensiv ansprechen, dass Du im Juli auf "Reha" sein musst. Da reißt Dir keiner einen Kopf ab, wenn Du es "vorher" sagst.

Und klar sei stolz auf Dich. Ich weiß nicht was für ein gedanklicher Kraftakt das für Dich war. Aber schaue Dir auch das an, mache Dir klar, wie dünn das Seil ist. Schöner ist doch, wenn Du das alles irgendwann ohne Verdrängung, Druck, inneren Kampf oder sonstiges hinbekommst. Dazu musst Du Dich, Deine Gefühle verstehen und akzeptieren.

Das mit dem Laufen kenne ich, dann saß ich völlig ausgepumpt aufm Sofa, der Kopf platzte förmlich, so überhaupt nicht geklappt, sofort im Gedankenkreislauf wieder drinnen. Heute ist das überhaupt nicht mehr der Fall. Ist schon komisch, fast unglaublich. Aber es geht. Das schaffst Du auch, Carru.
Schreib hier immer weiter, auch das hilft beim sortieren.

Lieben Gruß

André



Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Taro am 26.01.2023 17:53:23
Für den Weg in die Spielbank war mir kein Weg zu weit, warum sollte es der zu meiner Genessung sein. Nach den Treffen Essen gehen oder andere schöne Dinge ist eine tolle Idee. So wird so ein langer Tag inkl. Anfahrt Urlaub für die Seele.
Titel: Re: Vorstellung abends
Beitrag von: Andre12 am 26.01.2023 19:35:59
Moin Carru,

heute nachmittag hatte ich nicht mehr Zeit, deswegen noch ein Beitrag, der bitte nur als mein Eindruck und als Hinweis zu verstehen ist.

Ich persönlich empfinde es so, dass Du zu wenig agierst, ein ausharren der Dinge die da kommen. Dein Gemütszustand ist immer irgendwie von außen abzuleiten, kommt aber nicht aus Dir selbst, sondern als Reaktion  auf Geschehnisse.
Es klappt nicht so wie Du dachtest,....  raffst Dich auf eine Klinik zu suchen, raffst Dich auf zur SHG zu gehen, Hey Carru, Du machst das für Dich. Ich würde mir dann Dein Selbstwertgefühl anschauen und schauen wie Du das ändern kannst. Verstehst Du wie ich meine ?  Das Du DIr das selbst wert bist.Du bist erwachsen, Du brauchst keinen mehr der Dich an die Hand nimmt. Du entscheidest selbst, durch Deine Taten, wie es DIr geht. Denke daran.
Wenn es Dich freut eine kleinen Brotteller mit verschieden Wurstsorten abends vorm Fernseher zu essen, weil Du jetzt erst merkt wie schön das war, als Deine Ex es gemacht hat. Steh auf schmiere DIr die Brote selbst,, so als vielleicht blödes Beispiel, aber da kannst Du sonst was einsetzen, wenn es Dir gut tut, mache es.

Im Grunde genommen wußtest Du genau, wie der Hase läuft bei der Beantragung der Therapie usw. Was Du erfüllen musst, wie Du vorab schon alles klären könntest, so schätze ich Dich jedenfalls ein.

Ich fragte Dich, als Du hier zum ersten Mal  berichtet hast, denk dran die Reha ist nicht das Allheilmittel, weißt Du ja, schieb nicht die Verantwortung ab (Rehabesuch, an die Ärzte usw). Du  wolltest DIch auf jeden Fall darauf vorbereiten und es anders  machen, nutzen. Denn das erste Mal hat Dich ja wohin geführt ?  Ich lese hier immer nur, weit weg, die gewünschte ist es nicht, noch so lange hin, usw. Ich frage Dich mal, wie hast Du Dich denn jetzt darauf vorbereitet ? Was hast Du z.B. anders gemacht als vor der ersten Maßnahme ?? Es müsste Dir doch unter den Nägeln brennen alle Deine Fragen, alles was Du reflektierst,darauf antworten für Dich zu finden. Was kommt aus der Richtung ? Kann ja aber auch sein, dass Du sowas mit Deiner Therapeutin besprichst. Ich weiß aber, wenn ich für mich neue Erkenntnisse gefunden habe, möchte ich sie teilen. Ich weiß es nicht, wie es bei Dir ist.Jeder Mensch ist ja auch anders.

Komme aus den Quark, es ist spürbar, dass Du es kannst und es in Dir steckt. Stehst DIr aber  etwas selbst im Weg. Ich weiß, dass ist mit das Schwerste da was dran zu ändern, dennoch ein wichtiger Punkt., nehme das alles nicht als gegeben hin. Nutze die Zeit sinnvoll bis zur Therapie, was meinst was Du dann alles mitnehmen kannst, wenn Du dann bereit bist.

Keine Kritik, nur mein Eindruck.Vielleicht hilft Dir mein Eindruck, wenn nicht,  dass gar nicht auf Dich passt, dann nehme es einfach nur zur Kenntnis.

 Nochmal lIeben Gruss

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 26.01.2023 20:59:46
Hi Andre12,

danke für die Zeit du dir nimmst und auch für die beiden Nachrichten, ich weiß das zu schätzen.

Mit einigen Dingen hast du sicherlich Recht und danke für die Hinweise, dass ich sicherlich noch agiler sein könnte ist wahr. Mir fällt es oft schwer die Prioritäten richtig zu setzen, anstatt einfach zu starten und zu machen. Dennoch kann ich für mich sagen, dass ich sehr viele Dinge auch schon angegangen bin, ohne fremde Hilfe und Hinweis.
Mein Selbstwertgefühl - wie vermutlich bei vielen anderen pathologischen Spielern - ist im Keller, daran arbeite ich, ist aber ein Neues Gefühl für mich mir dahingehend was "Gutes" zu tun.
Ich möchte das erst wieder frisch lernen, zu viel Zwang war vorhanden im Alltag, diese Zwänge bei Seite zu legen ist nicht einfach, da sie jahrelang zur Routine gehörten.

Der Reha Besuch ist lediglich die Starthilfe, das weiß ich. Die ambulante Therapie sowie ein Therapieplatz für Tiefenpsychologie im Anschluss ist die eigentliche Arbeit, um beides habe ich mich bereits gekümmert und steht auch schon.
Ich habe mich viel bewusster und ehrlicher mit mir selbst auseinander gesetzt und konnte einige tiefliegende Baustellen entdecken, die mir nie so bewusst waren. Einige Dinge kamen auch erst ans Licht, als ich mit engen Freunden darüber gesprochen habe, was mir persönlich wirklich sehr geholfen hat.
Tatsächlich teile ich das in erster Linie mit meiner Therapeutin, da auch einige Punkte dabei sind, wo ich davon überzeugt bin, das ausstehende damit nichts anfangen können, weil zu viel Hintergrundwissen fehlt.

Ich dank dir für deinen ehrlichen Eindruck!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 26.01.2023 22:46:32

Ich habe mich viel bewusster und ehrlicher mit mir selbst auseinander gesetzt und konnte einige tiefliegende Baustellen entdecken, die mir nie so bewusst waren. Einige Dinge kamen auch erst ans Licht, als ich mit engen Freunden darüber gesprochen habe, was mir persönlich wirklich sehr geholfen hat.
Tatsächlich teile ich das in erster Linie mit meiner Therapeutin, da auch einige Punkte dabei sind, wo ich davon überzeugt bin, das ausstehende damit nichts anfangen können, weil zu viel Hintergrundwissen fehlt.

Ich dank dir für deinen ehrlichen Eindruck!

Ok, danke für André abends, wer in Gottes Namen das auch so erstellt hat (Fred).
Carru,nenne mich bloß André oder wie Jacky Andrè   :D

Ich habe mir schon gedacht, dass Du so antwortest, gab ich DIr doch die Steilvorlage dazu. Ich denke Du unterschätzt uns, auch ohne Hintergrundwissen Deiner Person sind wir hier in einem Spielerforum, wenn ich drei  zusammen rechne sind das alleine schon mind. 90 Jahre  Suchterfahrung + raus aus der Sucht nochmal mind 15 Jahre, ohne das viel erklärt werden muss, denke ich wir verstehen schon  worum es geht. Genau das ist doch das sinnvolle , an so einem Forum. Nutze es doch.
Eine Therapeutin  vor der Gruppe sagte mal zu mir : Was meinen SIe, SIe sind doch der, der spielt. 

Jeder wie er mag. Danke fürs teilen Deiner  jetztigen und nächsten Schritte.



André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 26.01.2023 23:02:33
André :) sorry dafür.

Unterschätzen ist vielleicht der falsche Ausdruck, weil ich schätzen den Austausch mit euch hier sehr.
Aber du hast natürlich Recht, wenn es jemand weiß und die Denkweise von uns kennt, seit es ihr hier und wird oftmals vor allem von uns "Neuen" nicht genutzt.

Ich werde versuchen es mehr zu nutzen und mehr zu berichten.

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 27.01.2023 07:39:52
... so sehr hat es mich Nachmittags/abends psychisch nach unten gezogen. Ich habe festgestellt das mich das übernachten meines kleinen Zwergs gefühlstechnisch komplett aus der Bahn geworfen hat ...

Ja warum denn nur wirft dich das aus der Bahn ?
Ich hätte da so überhaupt gar keine Idee ... nicht einmal ansatzweise ...

Oder ?

Die "ich spiele nicht mehr" Euphorie schüttet eine Menge Hormone aus, die dabei helfen, sich durchaus gut zu fühlen.

Und jetzt hast du deinen Sohn bei dir und dir wird so richtig bewusst,
wie "kaputt" dein aktuelles Leben doch ist.
Alle Träume von einem harmonischen Familienleben sind ruiniert. ( vorerst )

Ich geb dir mal nen Tip:
Augen zu und durch

Die Scheiße die du gemacht hast, hast du gemacht.
Darüber zu Jammern bremst dich nur aus.
Stehe dazu vor allem vor dir selbst.

Gehe die nötigen Wege auch wenn sie steinig sind.
Hör auf dich zu beklagen, dass die Wege steinig sind !

Als "Zocker" konnten wie unendliches Leid ertragen ... warum sollen wir jetzt als Nichtspieler plötzlich zu Mimosen werden ?

Mein Motto war es:
Rückgängig kann ich sowieso nichts machen
Aber ich kann es abs sofort JEDEN Tag anders machen
Wer auf "meinem Weg" nicht dabei sein will, dem bin ich nicht böse
Es zählen nur Taten und Fakten

Auf meinem Weg zum Nichtspieler blieb viel verbrannte Erde liegen
Aber auch bei den "Geschädigten" heilt die Zeit Wunden.
Vertrauen wuchs nur gaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam wieder ... bei manchen kommt es nie so recht wieder.
Aber
mit Taten und Fakten findet auch ein Umdenken statt

So gut jetzt, hadere nicht mit der Vergangenheit die du eh nicht mehr ändern kannst,
sondern gestalte JETZT das "morgen"
Und erwarte bitte nicht, dass irgendwas wieder so wie früher wird oder dass alles in paar Monaten "vorbei" ist.

Dein Leben beginnt NEU
Ab jetzt

Was und wer dazugehört wird erst die Zukunft zeigen.
Präsentiere dich als liebenswerter, vertrauenswürdiger Mensch und du wirst auch so wahrgenommen.

So langt, nicht sabbeln, nicht jammern: MACHEN
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 27.01.2023 07:41:32
Ok, danke für André abends, wer in Gottes Namen das auch so erstellt hat (Fred).
Habe ich was falsch gemacht ?
Du kannst deinen Namen aber auch jederzeit selbst anpassen
Wie wäre es mit "Gabi" ? ? ?  ;D ;D ;D
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 27.01.2023 08:18:33
 :D :D :D

War auf Vorstellung abends bezogen. ( RE: Vorstellung abends )  , also quatsch nix falsch gemacht.

Gabi, ich schmeiß mich weg.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 27.01.2023 22:35:07
Gabi, ich schmeiß mich weg.

Und wenn schon dann Gabì, bei einem i fällt das ` aber kaum auf.   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 30.01.2023 23:51:39
Morgen sehe ich wieder meinen Kleinen, ich freu mich drauf. Ich werde zu ihm fahren und mit ihm bei Mama zu Hause spielen, das wird uns beiden gut tun, vor allem er freut sich unglaublich darauf, zumindest lt. seiner Mama :)
Im Anschluss geht es wieder in die Selbsthilfegruppe, auch darauf freue ich mich.
Normalerweise sollte die nächsten ein bis zwei Tage auch die schriftliche Genehmigung der Rentenversicherung da sein, sobald die da ist, nehme ich mit der Rehaklinik Kontakt auf und lass mich auf die Eilliste setzen, da ich ja jederzeit verfügbar wäre.
Die letzten Tage stimmen mich für die Zukunft positiv.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 01.02.2023 12:29:35
43 Tage spielfrei, der 44. läuft

Wie erwartet war Besuch beim Kleinen und abends in der Selbsthilfegrupppe positiv. Speziell für die Selbsthilfegruppe bin ich dankbar, da ich doch einiges für mich mit nach Hause nehmen kann und sicherlich der Gruppe auch was zurück geben kann.

Eben hat ich einen Termin bei meiner Hausbank, Termine die früher für mich ein Grauen waren. Heute nicht, im Gegenteil, wieder etwas geschafft, meine Bankberaterin weiß Bescheid und konnte ich mir zu einem oder anderen Auskunft geben, was mir zukünftig helfen kann. Auch habe ich erfahren, dass mein Konto aus der Zeit der P-Insolvenz wohl immer noch ein P-Konto ist, was mir so nicht bewusst war. Ich werde mit meiner Beraterin in Kontakt bleiben. Speziell auch bzg. meiner Schufa. Da warte ich aktuell noch auf einen Rückruf der Schuldnerberatung wie ich da den richtigen Weg gehe und meine Einträge zeitnah löschen zu lassen, sollte ich da bis Morgen nichts hören, werde ich nochmal anrufen.

Ich habe auch noch immer nichts vom Arbeitsamt gehört, da werde ich heute Mittag ebenfalls nachhaken, um nicht unnötig Zeit zu verlieren.
Heute Abend gehts ins Lauftraining darauf freue ich mich.

Euch allen einen schönen Tag noch!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 01.02.2023 18:53:47
Hallo Carru,

schon beeindruckend ...alles.
Damals als Du auch Hilfe angenommen hast und einen Weg in die Spielfreiheit eingeschlagen, war es auch so intensiv ?
Oder besser gefragt, siehst Du einen Unterschied zu früher ?

Und ganz ganz selten, war ein Tagebuch so Konsequent in den Einträgen.
Ich lese sie jeden Tag, sehr gerne.

Grüß Dich   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 01.02.2023 20:56:55
Hallo Jacky1,

Danke für dein Nachricht.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, nein.
Ich sehe einen großen Unterschied darin, dass ich sehr offensiv mit der Situation umgehe, wie erwähnt, selbst meine Bankberaterin weiß was Sache ist. 2016 undenkbar.
Ich handle nicht nach dem Denken anderer, sondern mache mein Ding und handle danach.
Ich schiebe Dinge, auch wenn sie unangenehm sind, nicht vor mir her. Ich setze mich mit meiner Zukunft auseinander, heißt was muss ich konkret ändern bzw. anders machen, um nicht in alte Muster zu verfallen, vor allem über Zeit nach der stationären Therapie hinaus. Ich lerne aktuell NEIN zu sagen. Was ich ehrlicherweise noch nie konnte. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Mein größter Fehler 2016 war zu denken, es wird schon und mich auf "Taten" auszuruhen. Schließlich war ich ja stationär in Behandlung, ich bin in die Privatinsolvenz, ich war ja in der Nachsorge etc. verstehst du was ich meine?
Ich bin sehr dankbar für euren Austausch!


Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 01.02.2023 21:27:07
Moin Carru,


Mein größter Fehler 2016 war zu denken, es wird schon und mich auf "Taten" auszuruhen. Schließlich war ich ja stationär in Behandlung, ich bin in die Privatinsolvenz, ich war ja in der Nachsorge etc. verstehst du was ich meine?
Ich bin sehr dankbar für euren Austausch!

Ja und das zu sehen ist ein riesen großer Unterschied. Genau in die Kerbe haue ich  immer allzu gerne rein, weil genau das habe ich  jahrelang betrieben: Verantwortung an die sogenannten Fachleute abgetreten, gleichzeitig die Fassade : ich mache ja was " aufrecht erhalten.  Quasi win, win Situation, aber nur für meine Spielsucht.

Ich bin echt gespannt, was Du so alles mit nehmen wirst, aus Deiner stationären Therapie.
Ich finde auch eine Veränderung, vom ersten Beitrag hier zu Deinen letzten Beiträgen ist klar zu erkenne. Du nimmst Dinge an,  schaust ob es für Dich passt, reflektierst Dich  und wendest es an.

Ich finde das kann Dir dann auch mal gesagt werden. Jetzt geht es ans verinnerlichen, den Weg weiter gehen. ( Kann ja nicht nur loben, es ist ja der Anfang, aber ein Anfang)

Also super, Carru.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 01.02.2023 21:39:56
Hallo André  ;D

hast du gut formuliert, würde ich eins zu eins unterschreiben. Schön die Verantwortung abgeben, weil ich was getan habe...ohne Worte.

Darauf bin ich selbst gespannt, ich bin offen und gespannt. Mein Werkzeugkasten ist offen und möchte gefüllt werden.
Danke, solche Worte tun natürlich gut und bestärken mich, dass der Weg bzw. die Richtung die richtige ist. Weitergehen muss ich ihn allerdings auch, weiter handeln und Taten folgen lassen.
So ähnlich sehe ich das auch, jetzt und die Zeit in der stationären Therapie ist "nur" der Startschuss, die eigentliche Arbeit kommt im Anschluss. Immerhin ist die stationäre Therapie auch nur eine "Bubble" und man ist doch sehr geschützt, was aber auch für einen Start notwendig ist, meiner Meinung nach.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: medea888 am 04.02.2023 08:21:55
Moin Carru,

Ich habe den Absprung auch erst in der zweiten Runde geschafft .... Vermutlich,weil ich beim ersten Mal nicht bereit war wirklich ehrlich hinzuschauen... Ich finde es klingt sehr gut bei Dir und ich hoffe du bleibst so mutig , denn es lohnt sich auch Mal ins Dunkle zu schauen denn danach wird es alles heller und klarer
LG Medea
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 04.02.2023 19:06:45
46 Tage spielfrei, der 47. neigt sich dem Ende entgegen.

@medea888, vielen lieben Dank für deine Worte.

Heute schreibe ich völlig erschöpft von der Couch, körperlich erschöpft, da ich das erste Mal seit langer Zeit wieder knapp 20km laufen war und ich jeden Muskel spüre :D Meine Fresse habe ich Muskelkater... ;D

Gestern kam die schriftliche Bestätigung der Rentenversicherung, ich meine ich habe es hier auch geschrieben, dass ich ja auch persönlich mit der Rentenversicherung telefoniert habe bzg. Rehaklinik, trotzdem hat es die Rentenversicherung geschafft, die falsche Rehaklinik auf das Schreiben zu schreiben. Ganz kurz habe ich mich wirklich geärgert, weil ich mehrmals mit ihnen telefoniert hatte und es klar war wohin es gehen soll. Ärger schnell abgeschaltet, auch dort arbeiten nur Menschen. Vielleicht ist es ja auch ein Zeichen, schließlich stand die Rehaklinik die jetzt auf dem Formular steht auch zur Auswahl, vielleicht ein Zeichen das ich sehen sollte :)
Ich schlafe jetzt nochmal ne Nacht drüber und entscheide mich am Montag, ob ich es nicht einfach lasse.

Ansonsten gehts es mir soweit ok, es arbeitet weiterhin fleißig in mir, vermeintlich an den richtigen Stellen :) Es fühlt sich gut an, immer mehr selber für sich zu entscheiden und handeln. Dinge entscheiden dir mir gut tun.

Habt ein schönes Restwochenende und bleibt heute spieltfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 08.02.2023 11:30:56
50 Tage spielfrei und ich bin stolz drauf.

Bin heute sehr happy, hab eben die Rückmeldung der Suchtberatungsstelle bekommen, dass ich meine stationäre Therapie am 04.04. starten darf. Das Schreiben mit der falschen Reha war doch ein Zeichen, den die falsche Rehaeinrichtung wurde eigentlich nur aussortiert, weil es vor zwei Wochen am Telefon noch hieß, eine Aufnahme wäre erst Ende Juni Anfang Juli möglich. Genau dort werde ich am 04.04. nun doch starten. Was so ein Anruf der Suchtberatungsstelle doch bewirken kann :)

Ich finde es trotzdem beeindruckend, wie es seit knapp zwei Wochen in mir trotzdem schon arbeitet und ein Prozess stattfindet. Ein Prozess nein sagen zu lernen und mich bei Entscheidungen zu fragen, möchte ich das und wenn ja, tut es mir gut?!
Für mich sind das zwei Schlüsselfragen, die sehr viel mit meiner Sucht zu tun haben und auch sehr viel meine Sucht gesteuert haben.
Ich bin gespannt wohin die Reise geht und freue mich aktuell darauf.

Diese Woche stehen noch zwei unangenehme Termine an, die ich aber mittlerweile mit mehr Kraft und Optimismus angehen kann.
Morgen habe ich einen Termin bei der Schuldnerberatung um das Thema Schufa Löschung anzugehen, was mir hoffentlich bei der Wohnungssuche eine große Hilfe sein wird, wenn diese sauber ist.
Am Freitag habe ich dann einen Termin beim Anwalt, um mich beraten zu lassen, wie es mit der Strafanzeige weitergeht und was da die nächsten richtigen Schritte von meiner Seite aus sind.

Gestern Abend war ich wieder in der SGH, was wie immer sehr gut getan hat. Ich kann dort jedes Mal für mich Dinge mitnehmen, manchmal mehr, manchmal weniger. Gestern zum Beispiel, wie wichtig eigene Regeln sein können. Genauso denke ich, dass ich für die Gruppe eine Bereicherung bin. Es ist mein großes Ziel, über die stationäre und ambulante Therapie hinaus, die Gruppe regelmäßig zu besuchen.

Habt nun alle noch einen schönen spielfreien Tag.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 09.02.2023 20:35:12
Hallo Carru,

als ich aufgehört habe zu spielen...
Ich hatte keinen Druck von außen und es war im Grunde nur eine Sache mit mir selbst.
Halbherzig ging ich es an und eigentlich war ein Forum wie dieses der einzig stetige Halt.
Getrödelt bis ich überhaupt erst einmal in eine SHG ging.
Gekämpft und mich gezwungen abgelenkt usw.
Aber ich wollte unbedingt spielfrei werden und merkte erst spät, dafür auch einiges zu tun.
Bin schon Risiken dabei eingegangen und verließ mich zu sehr auf meine eingebildete Standfestigkeit.
Musste erst selbst erleben wie heilsam eine SHG sein kann, wie endlich Lasten dann keine wehr waren.

So unangenehm sehe ich Deine Termine gar nicht.
Beide stehen dafür um in eine gute Richtung zu kommen, mit einer sinnvollen machbaren Strategie.
Eine positive Sozialprognose ist ja kaum übersehbar.
Auch wenn es etwas schwerer werden könnte und sich wohl nicht von alleine auflöst.
Bleibe dabei immer in der Spur, konzentriert und achtsam.

Grüß Dich     
   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 09.02.2023 21:07:54
Hi Jacky1,

ich verstehe dich und auch was du meinst. Ich bekomme das hin, das bin ich meinem Leben schuldig. Ich weiß, auch das habe ich sicherlich beim ersten Mal gesagt, trotzdem kann ich dieses Mal sagen, es findet bewusst bereits jetzt ein Prozess in mir statt - der mich Übrigen ganz schön platt und müde macht - da sehe ich einen großen Unterschied zum ersten Mal, da kannte ich dieses Gefühl und diesen Prozess nicht.

Unangenehm ist vielleicht tatsächlich die falsche Wortwahl. Es sind notwendige Termine und Schritte um im Leben den nächsten Schritt zu gehen. Früher war diese Termin negativ und unangenehm behaftet.
Alleine wird es sich auf keinen Fall lösen und die Konsequenzen werde ich Jahre tragen müssen, gehört aber zu meinem Weg und zu meiner Geschichte dazu.
Ich versuche achtsam zu sein und meiner inneren Zufriedenheit immer näher zu kommen - Stufe für Stufe.

Morgen habe ich wieder ein paar Stunden meinen Kleinen, ein guter Start ins Wochenende wie ich finde :)
Habt noch einen schönen Abend!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 13.02.2023 09:38:12
55. Tage spielfrei

Ein tolles Wochenende liegt hinter mir, mein Bruder war mit seiner Freundin aus Berlin bei meinen Eltern zu Besuch und damit auch bei mir :) Wir haben am Freitag Abend lange und intensiv über viele Dinge besprochen. Wie es mir geht, wie es weiter geht und aber natürlich über Dinge wie es dazu wieder kam etc. Es war ein sehr offenes Gespräch auf Augenhöhe, wofür ich sehr dankbar bin, was  beiden auch zurück gemeldet habe.
Im Gegenzug merke ich immer mehr, wie schwierig eigentlich das Verhältnis zu meinem Papa ist. Wir haben in vielen Sichtweisen und auch Denkmustern unterschiedliche Ansätze - nicht speziell auf die Sucht bezogen, aber auch da - was das zusammen wohnen immer schwieriger macht. Ein gesunder Abstand ist glaube ich nach der stationären Reha für uns beide sehr wichtig.

Gestern bin ich bei einem 20km Rennen an den Start gegangen. In erster Linie wollte ich es durchziehen, da mein Körper noch immer nicht ganz fit ist. Durchgezogen habe ich es und darauf bin ich stolz :) Eine Zeit oder Platzierung war zweitrangig. Der Muskelkater heute lässt grüßen.

Ansonsten ist die kommende Woche Stand jetzt relativ ruhig, es stehen keine größeren Termine an. Heute hole ich meinen kleinen vom Kindergarten ab und werde zu ihm bisschen gehen um mit ihm Zeit zu verbringen, er hat gestern Abend noch angerufen und es sich gewünscht :) Anschließend steht Schwimmtraining an.

Bis dahin euch allen einen positiven Start in die Woche und einen spielfreien Tag!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 16.02.2023 21:27:15
58 Tage spielfrei und ich bin stolz drauf

Viel zu berichten gibt es eigentlich gar nicht, dennoch möchte ich hier regelmäßig meine Gedanken nieder schreiben.

Ich hatte ja in vergangenen Berichte schon mehrmals erwähnt, dass es in mir arbeitet und ich eine Veränderung merke, heute habe ich
auch konkretes Beispiel dafür und bin stolz drauf.
Ich war heute Mittag im Fitnessstudio trainieren und war gerade fertig, als ein erweiterter Bekannter in die Umkleidung kam und mich gefragt hat, wie es mir den aktuell so geht - habe ihn mehrere Jahre nicht gesehen. Ich habe ehrlich geantwortet - dass es privat keine einfache Zeit ist, dass ich seit Dezember getrennt bin und wir dennoch alles für unseren Sohn geben. Daraus hat sich eine tolles Gespräch entwickelt, was immerhin 15min. ging. Früher hätte ich sicherlich auf seine Frage mit "mir gehts super und dir?" geantwortet, eben diese typische Alltagsfloskel.
Es ist keine Schwäche, zu sagen wie es einem aktuell geht, wie der gegenüber damit umgeht, ist ihm überlassen - wenn er mich fragt,  muss er mit so einer Antwort rechnen. Meiner Meinung nach machen das viel zu wenige. Genau solche Situationen lassen mich wachsen und sicherlich ist hier zum Beispiel auch die SHG eine Hilfe, wo doch im "vertrauten" Kreis erzählt wird, wie die Woche war.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass dieser Prozess in mir stattfindet und ich es auch zulassen kann, es zeigt mir, der Weg scheint der Richtige zu sein.

Der Abstand zu meinem Dad tut mir aktuell gut  - ich erhoffe mir dadurch nichts, was ich sowieso nicht bekomme.

Heute war mein Kleiner wieder ein paar Stunden bei mir, ich habe es mal wieder sehr genossen, vor allem wie er sich auch immer freut, wenn ich ihn im Kindergarten abhole - diese kleine leuchtenden Augen sagen alles. Wir waren auf dem Spielplatz und haben die Zeit sehr genossen.
Seine Mama hat ihn dann später abgeholt und wir haben noch ein bisschen gequatscht was uns auch beiden wieder gut getan hat.

Nun sitzt ich kaputt vom Schwimmtraining auf der Couch und grinse, ein schöner Tag geht langsam zu Ende.

Habt noch einen schönen Abend!
Danke!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 20.02.2023 21:19:08
62 Tage spielfrei  ;D

Die Tage werden weniger Richtung Start der stationären Therapie, der nächste wichtige Schritt für mich. Ich bin optimistisch, dass ich meinen Notfallkoffer mit Dingen füllen kann, die ich auch anwenden kann. Wobei mir parallel klar ist, das die ambulante und vor allem auch die Tiefenpsychologische Therapie im Anschluss, für mich noch viel wichtiger und damit auch sicherlich anstrengender sein wird. Es werden Themen hoch kommen und bearbeitet werden, mit denen ich mich bisher noch nicht auseinander setzen konnte, weil sie mir nicht bewusst waren oder ich noch keine Kraft dazu hatte. Mein Papa wird da eine zentrale Rolle als Thema sein.
Dennoch, ich freue mich auf all das, den es sind Schritte in das reale Leben für mich. Ein reales Leben wo mich meine Sucht begleiten wird, was sie auch darf, den sie gehört zu mir! Es liegt an mir, wie ich mit meinem Leben, Mir und damit auch mit meiner Spielsucht umgehe.

Die letzten Tage ging es mir gut, ich bin viel an der frischen Luft, auch heute war ich bei herrlichsten Wetter 3h auf dem Rad unterwegs. Draußen zu sein tut mir gut. Den Kopf lüften und sich körperlich zu betätigen, Kraft für die nächsten Schritte zu sammeln.

Am Wochenende wird mein kleiner ein zweites Mal bei mir übernachten, ich freue mich drauf, trotzdem habe ich im Hinterkopf, wie es mir damals bei der ersten Übernachtung danach ging. Mir gehts jedoch jetzt besser und ich versuche meine Aufgabe als Papa gut zu machen. Das wird klappen, ich freue mich auf ihn! Er gibt mir Kraft und Hoffnung.

Habt alle noch einen schönen Abend und bleibt heute spielfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 24.02.2023 18:34:39
66 Tage spielfrei  :)

Heute mal vom Herd aus verfasst  :P
Ich konnte die letzten Tage wieder einiges abarbeiten von meiner To-Do-Liste. Gestern war ich auf unserem Amtsgericht und habe einen Beratungshilfeschein beantragt, wo ich hoffe, dass dieser zeitnah ausgestellt wird. Anschließend war ich bei der Suchtberatungsstelle um die letzten Formulare bzg. Übergangsgeld etc. durchzugehen und wegzuschicken.
Auch wurde die ambulante Therapie im Anschluss abgestimmt, alles zusammen wichtige Schritte für meinen Kopf.
Da ich ein Kopfmensch bin, umso wichtiger, dass diese To-Do´s abgehakt sind. Schlaflose Nächte hatte ich in der Vergangenheit oft genug und wie wichtig Schlaf ist, merke ich auch jetzt erst.

Die SHG hatte am Dienstag wieder aha Erlebnisse für mich bereit. Stichwort Energie die uns unsere Sucht in allen Bereichen des Lebens raubt und wie wir fahrlässig damit umgehen. Einfach nur traurig und schockierend, wenn einem das bewusst wird.
Umso wichtiger, wie man jetzt mit seiner noch vorhandenen Energie umgeht und haushält.

Heute Vormittag war ich wieder mit einer Freundin spazieren und reden. Was soll ich sagen, solche Zeit und Menschen sind unglaublich wertvoll für mich geworden. Man kann sich gegenseitig so viel geben und helfen, ich bin für solche Stunden mittlerweile unglaublich dankbar in meinem Leben und möchte weder Mensch noch Zeit mit ihm missen. Wenn wir ehrlich sind, kann uns so viel gegeben werden, wir müssen nur dafür etwas tun und es annehmen.

Ausblick aufs Wochenende. Am Sonntag schläft mein kleiner bei mir, wir freuen uns beide sehr drauf. Bin gespannt wie es Montag morgens wird, wenn es daran geht, in den Kindergarten zu gehen  ;D Ich werde Sonntags mit ihm auf jeden Fall was draußen unternehmen, wahrscheinlich gehen wir in einen Streichelzoo, damit kann man bei ihm immer punkten  ;)
Ansonsten ist Morgen außer Training ein eher entspannter Tag, Haushalt steht, mehr nicht.

In diesem Sinne einen schönen Freitag Abend und einen spielfreien Abend wünsche ich euch.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 28.02.2023 10:18:17
70 Tage spielfrei

Schon ist das Wochenende rum und mein kleiner Übernachtungsgast ist wieder zu Hause. Sonntag auf Montag hat mein Kleiner bei mir übernachtet und er hat es so super gemacht, auch Montag morgens, als es Richtung Kindergarten ging. Morgens für den Kindergarten fertig machen ist auch bei der Mama nicht immer ganz easy, weil er sehr gern zu Hause ist und vor allem morgens auch gerne spielt. Aber ohne motzen und murren hat er super mit gemacht und ich konnte ihn pünktlich im Kindergarten abgeben  :D
Ich bin immer wieder erstaunt, wie tapfer das Kerlchen mit der Situation - getrennt sein von Mama und Papa - umgeht. Er macht es uns beiden echt leicht bisher und dafür bin ich sehr dankbar. Das darf gerne so bleiben :)

Ansonsten geht es mir vom Kopf her ganz ok, ich merke wie ich langsam wieder mehr den Kontakt zu anderen suche, weil er mir dosiert gut tut, wobei ich mir die Kontakte mit Bedacht aussuche. Es wissen auch speziell im Verein immer mehr, dass ich im April in Therapie gehe, irgendwann spricht sich sowas auch rum, da muss ich gar nicht mit jedem drüber reden. Was auch aktuell für mich ok ist. Spätestens wenn ich nicht mehr regelmäßig im Training bin, weil ich in Therapie bin, werden die Fragen kommen.

Der Abstand zu meinem Dad tut mir gut und auch vom Kopf her merke ich wie der Druck nachlässt, immer für alles Rechenschaft ablegen zu wollen. Der Abstand ist nicht immer leicht natürlich, da wir aktuell im selben Haushalt wohnen.

Mein Training und Sportprogramm ziehe ich durch und körperlich fühle ich mich so fit wie schon lange nicht mehr. Sport und hierbei speziell der Ausdauersport tut meinem Kopf extrem gut, auch weil ich viel an der frischen Luft bin.

Heute Abend geht es wieder in die SHG, ich bin gespannt was heute für spannende Themen aufploppen.

Euch alles gute und bleibt heute spielfrei.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 28.02.2023 10:48:41
Moin Carru,

Stelle gerade Deinen 4 -Tage -Berichtsmodus fest.  ;)

Das hört sich gut an bei Dir.
Ja ist schon oft erstaunlich wie schnell sich die Kleinen auf die neuen Lebenssituationen einstellen können, wahrscheinlich weil sie noch nicht so "verdorben" und eingefahren sind wie wir Erwachsene. Da sind sie offener und aufgeschlossener als wir, da sie auch in der Lernphase sind. Dennoch dürfen wir das nie unterschätzen, was in den kleinen Köpfen vorgeht, ich kenne das von meiner Tochter. Denn auch sie bekommen mit wie es vielleicht woanders läuft.

Ich hatte  nur wenige in meinem Umfeld über meine Therapie eingeweiht. Es kam zu den tollsten Spekulationen...  Ich ging zur Kur, war mein O-Ton, immer ziemlich schroff und abweisend, so dass keiner wagte genauer nachzufragen.  Man war es mir peinlich. Ich bin in Grund und Boden versunken, innerlich, äußerlich natürlich nicht.  Erst Jahre später, habe ich ein paar mehr eingeweiht, die dann doch noch mal nachgefragt hatten und ich eben nicht mehr spielen muss. Wäre ich noch nass, hätte ich wohl weiterhin rumgedruckst.  Ansonsten war das  aber nie wieder Thema, es sei denn ich spreche es selbst an. Sorry, meine Ex fragt mich ab und zu nochmal, wie es um meine Zockerei steht. Jetzt fällt mir so auf, dass ich auch einige meiner engsten Freunde bis heute nicht drüber eingeweiht habe. Ich habe kaum jdm damit reingezogen, ( wegen Suchtmittel und so), daher glaube ich, habe ich mich wohl nicht näher bei Ihnen erklärt.  ( Scham natürlich auch)



Bin gespannt was Du so aus der Therapie mitnimmst. Es ist ja bald soweit.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 28.02.2023 11:22:15
Hi André12 ;D

absolut, ich war echt erstaunt, vor allem am Anfang wie er damit umgegangen ist. Ohne Stimmungsschwankungen oder großem Theater, wobei es hier auch sicherlich viel ausmacht, dass ich nach wie vor mit meiner Expartnerin sehr gut reden kann und es absolut außer Frage steht, das wir gemeinsam als Mama und Papa für ihn da sind, nur eben als Familie leider nicht mehr.
Die Kleinen bekommen auch viel mehr mit, als wir denken. Mein Kleiner weiß auch sehr wohl, dass es dem Papa nicht gut geht und er auch krank ist und bald für eine Zeit mal weg muss, dass es ihm bald wieder besser geht. Finde das ganz wichtig, auch dem Kleinem nicht heile Welt vorzuspielen, weil die Welt ist nicht immer heile. Natürlich alles dosiert ohne ihn zu überfordern.

So unterschiedlich sind wir Menschen, peinlich ist es mir nicht, es gehört nun mal zu meinem Leben dazu... Ich habe für mich festgestellt, dass es mir besser geht, wenn ich damit offensiv umgehe und es den Personen in meinem nahen Umfeld erzähle. Was Menschen außerhalb erzählen, ist mir relativ egal, weil sie mir nicht wichtig sind. Geredet wird sowieso immer, das hält man nicht auf. Für mich ist es nämlich auch eine Last, Menschen gern zu haben, aber gleichzeitig zu wissen, dass diese Person gar nicht weiß, wie es mir wirklich geht. Verstehst du was ich meine? Für mich macht es den Umgang einfacher. Klar wird es Menschen geben, die damit nicht umgehen können oder vielleicht sogar auf Abstand gehen, das kann ich aber nur bedingt beeinflussen - durch mein handeln in der Zukunft. Wenn mir solche Menschen auf Dauer nicht gut tun, muss ich das akzeptieren und eine gesunde Distanz aufbauen. Ich muss meinen Weg gehen und mir muss es damit gut gehen.

Ich habe aber auch volles Verständnis dafür, wie du damit umgehst/umgegangen bist, da muss jeder seinen eigenen Weg finden und dein Weg scheint für dich ja auch der richtige zu sein, den du bist weiterhin spielfrei  :D
Nicht jeder Weg muss nachvollziehbar sein, wichtig ist, dass man seinen Weg geht und achtsam mit sich selbst ist.

Das der Rhythmus mittlerweile etwas länger ist, ist einfach dem geschuldet, dass man am Anfang noch voller Tatendrang ist und quasi von null auf hundert beschleunigen will, was nie gut ist. Es gibt nun mal nicht jeden Tag Neuigkeiten zu erzählen  :P
Auch das musste ich lernen und muss teilweise über meine ersten Beiträge schmunzeln, aber man lernt schließlich dazu.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 28.02.2023 11:53:37
Moin Carru,

danke für Dein Verständnis  ;D

Tatsächlich ist es ja so, dass ich damals als ich da war, pitschenass war. Ich bin direkt auf dem Weg zur Therapie noch mal in der Halle angehalten.

Du hingegen bist doch meilenweit weiter als ich es damals war. Ich selbst habe ja dann noch 3 Jahre nach der Therapie gebraucht, bis ich denn spielfrei war. Diese Scham und das Verschweigen war einfach dem geschuldet, dass ich nass war. Eine Öffnung anderen ggü implizierte in meiner Weltauffassung eine automatische Änderung der Situation., die ja noch nicht statt fand, die Sucht war gegen meine Werte, also war  es mir peinlich, da ich sie ja noch ausübte.

Heute ist es nicht mehr so. Da kann ich frei und offen drüber sprechen, sollte Dir ja auch aufgefallen sein  ;) . Die Spielsucht ist ein Teil von mir. Die mit denen ich regelmäßig im privaten zu tun habe, die wissen das auch.

Wie war das denn bei Dir, vor Deiner ersten Therapie ? War Dir das echt nicht peinlich ?

Entscheidend für mich war jetzt nicht, wem ich von meiner Sucht  erzähle, das zähle ich jetzt überhaupt nicht zu meinem Weg in die Spielfreiheit, das sind ja alles Dinge die von außen  kommen, da ich auf eine Reaktion warten würde, sondern dass ich selbst erstmal mit mir im Reinen war.  Dann erst konnte ich ja auch alles nach außen geben, weil ich dazu stand und zu mir. Da spielte auch Vertrauen eine große Rolle, das hatte ich damals ebenfalls nicht, nicht in mich selbst, dadurch schon gar nicht in andere, so im Nachhinein betrachtet. Es war schon sehr einsam damals.


Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 28.02.2023 12:43:56
Ok, krass.
Ich neige oft zu krass schwarz oder weiß, daher stellt sich für mich nur die Frage Therapie mit allem Konsequenzen oder so weiter machen und mich zu Tode spielen. Ja, ich sage bewusst zu Tode spielen, 2016 hatte ich Suizidgedanken. Es gab zwei Auswege, entweder Therapie mit allen Konsequenzen oder Suizid. Ich habe mich zum Glück für ersteres entschieden.

Bzg. meiner ersten Reha, peinlich ist vielleicht der falsche Ausdruck. Ich würde es eher Scham nennen, da ja das eh nicht vorhandene Selbstwertgefühl am Anfang gefühlt in den "Minus"-Bereich geht, zumindest es hat es sich so angefühlt. Der Vorteil, wenn man es so nennen darf, ist jetzt zu wissen, das mir auch damals der Schritt nach vorne - also der offensive Umgang - gut getan hat. Was ich 2016 ja nicht wusste und entsprechend langsamer diesen Weg gegangen bin. Ich hatte einfach 2016 noch Baustellen in mir, die ich nicht gesehen habe oder nicht sehen wollte, ich weiß es nicht. Mit der aktuell klaren Sicht, kann ich mir aber in 2016 eigentlich keinen großen Vorwurf machen, ich habe damals hart an mir gearbeitet und es ehrlich versucht. Die tiefen Baustellen - ich werde nach der stationären auch tiefenpsychologisch in Behandlung gehen - kannte ich schlichtweg zu diesem Zeitpunkt nicht und habe sie erst jetzt beim Jahreswechsel durch lesen eines Buches wahrgenommen und hoffe die richtigen Punkte getroffen zu haben.

Für mich gehört es zum Weg dazu, wer von meinen engen Mitmenschen davon weiß. Ich empfinde es auch als Selbstschutz. Andere haben ein genaueres Auge auf mich und erkennen Veränderungen meist schneller wie ich selbst. Es fühlt sich für mich einfach besser an.

Ich bin auch unglaublich dankbar dafür, dass ich mittlerweile eine handvoll Personen habe, wo ich genau weiß, wie wichtig ich Ihnen bin und mich das auch spüren lassen. Noch wichtiger, ich lasse es auch zu, dass die diejenigen sich um mich kümmern und Zeit mit mir verbringen wollen, trotz meines Rucksacks.

Liebe Grüße
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 04.03.2023 11:09:05
74 Tage spielfrei - die Zeit fliegt

Guten Morgen Welt,

kleine Wasserstandsmeldung von mir.
Bin ziemlich angeschlagen seit Donnerstag Abend mit Halsweh und Kopfschmerzen, teilweise so arg, dass ich nachts nicht schlafen kann, gestern war es 4Uhr und heute Nacht 2.30Uhr.
Allerdings bin ich auch froh, dass es nur das ist und nicht Magen-Darm, was hier aktuell ganz schön rumgeht.

Am Donnerstag habe ich den Beratungshilfeschein vom Amtsgericht zugestellt bekommen, hierzu habe ich direkt Montag einen Termin bei meinem Anwalt, da kann es auch hier weiter gehen und zumindest das, ist vorerst geklärt.

Mittwoch hatte ich einen sehr schönen Abend bei Freunden, der dann länger wie gedacht ging, glaub es wurde 2Uhr  ;D Wir haben viel über meine Sucht gesprochen, ich habe es als sehr ehrliches Gespräch empfunden, aber in einem völlig lockerem Rahmen, nichts muss, alles kann. Es tat sehr gut, zwei wichtigen Menschen versuchen zu erklären, wie es ihm Suchtmensch aussieht und wie es aktuell in mir aussieht. Sie sind auch beide sehr gut mit meiner Expartnerin befreundet und fühlen ehrlich mit beiden mit. Das ist toll zu wissen. Ich kann das mittlerweile sehr schätzen und mir ist es auch ein Bedürfnis es denjenigen dann auch mitzuteilen.

Ansonsten habe ich noch am Wochenende bevor es zur stationären Therapie geht noch einen Besuch bei meinem Bruder geplant, darauf freue ich mich sehr und ist denke ich auch ein guter Start für die kommenden Wochen.

Das Verlangen oder der Wunsch nach spielen ist aktuell nicht vorhanden, ich bin auf dem richtigen Weg!

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und bleibt heute spielfrei.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 09.03.2023 18:05:35
79 Tage spielfrei

Soweit bin ich gesundheitlich wieder auf dem Dampfer und auch wieder in meinem Training, dafür hat es meine Eltern erwischt, beide positiv und meine Mama hat es Aufgrund ihrer Autoimmunkrankheit richtig flach gelegt, wie beim ersten Mal schon.

Sonst gibt es sehr wenig diesmal zu berichten. Ich war wie immer am Dienstag in der SGH, ich kann es einfach nur jedem empfehlen, der einen ersten Schritt gehen möchte. Lasst euch darauf ein und versucht es. Die SGH kann einem ganz viel geben, im Gegenzug profitieren auch andere von dir. Für mich ist sie aktuell nicht weg zu denken.

Sonst steht die Tage soweit nichts Weiteres an.

Mir geht es den Umständen entsprechend, ich mach mein Ding und gehe meinen Weg weiter, den er lohnt sich!

Bleibt spielfrei und einen schönen Abend euch allen!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 09.03.2023 19:03:34
Hallo Carru,

gut das es Dir besser geht und hoffe auch deinen Eltern geht es bald wieder besser.
Dies ist das Wichtigste.

Sonst flutscht Du ja hier nur so durch.  :)
Es braucht seine Zeit und Du nutzt sie ja auch.
Schön dem hier im Tagebuch folgen zu dürfen.

Grüß Dich   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 11.03.2023 15:19:03
Hallo Harald,

Danke der Nachfrage, Mama liegt noch immer ziemlich. Bei Papa geht es langsam aufwärts.
Dir noch ein schönes Wochenende.

Grüße
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 15.03.2023 10:54:35
85 Tage spielfrei

Aktuell geht es in meinem direkten Umfeld ziemlich drunter und drüber, speziell um meine Expartnerin mache ich mir aktuell Sorgen.
Gab es doch einiges an Hiobsbotschaften die letzten 7-10Tage.
Vergangene Woche hat man ihren Cousin tot in einem Hotel aufgefunden, vor zwei Tagen kam die offizielle Trennung Ihrer Schwester mit ihrem Ehemann dazu - dazu gehören zwei Kinder etc. etc. einfach sehr sehr viel aktuell für sie und ich merke wie schlecht es ihr aktuell geht. Ich versuche für sie und für meinen Kleinen da zu sein - als Papa.

Bei mir kam zusätzlich noch der Tod von meinem Bruder seiner Freundin von vor drei Tagen dazu - aktuell befinde ich mich wie in einer Schockstarre. Sind es doch sehr viele negative Ereignisse seit Dezember - seit ich hier bin und alles rauskam.
Ich versuche noch achtsamer zu sein, da ich vor wenigen Wochen schon längst in meine alte Welt geflüchtet wäre, ich verspüre aktuell kein Fluchtdruck, halte es aber aktuell für mich als gefährlich. Deshalb versuche ich parallel auch weiter meinem Sport nach zu gehen, was Ablenkung schafft.
Mir ist klar, dass das alles Ereignisse sind, die zum Leben dazu gehören, ich kenne es allerdings nicht so geballt, in so kurzer Zeit. Man fragt sich, es muss doch jetzt mal genug sein, man ist schließlich auch genug mit sich selbst beschäftigt, worauf eigentlich der Fokus liegen sollte. Umso wichtiger, dass die Reha in weniger als drei Wochen losgeht.

Bis dahin, bleibt heute spielfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 15.03.2023 13:45:35
Moin Carru,

da passiert ja viel schreckliches bei Dir. Das tut mir leid. Wenn´s kommt dann immer knüppeldick ist ja so eine blöder, doch manchmal treffender Spruch, der keinem was nützt, auch kein Trost spendet.



Ich versuche noch achtsamer zu sein, da ich vor wenigen Wochen schon längst in meine alte Welt geflüchtet wäre, ich verspüre aktuell kein Fluchtdruck, halte es aber aktuell für mich als gefährlich.

Genau, jetzt gilt es achtsam zu bleiben. Wie genau sieht das denn bei Dir aus ? 



Man fragt sich, es muss doch jetzt mal genug sein, man ist schließlich auch genug mit sich selbst beschäftigt, worauf eigentlich der Fokus liegen sollte. Umso wichtiger, dass die Reha in weniger als drei Wochen losgeht.


Hier fällst Du in die "man" Form, sonst schreibst Du in der Ichform. Frage Dich das ruhig selbst, vielleicht gehört bei Dir zur Achtsamkeit eben auch jetzt dazu Deinem Umfeld zu sagen:  stopp, ich habe selbst zu viele eigene Belastungen, dass ich  nicht so für Euch da sein kann, wie ich es  gerne möchte. Oder ähnlich. Vielleicht wirst Du auch gar nicht so stark damit konfrontiert, ich weiß es nicht. Schaue Dir das trotzdem mal genauer an, damit es Dir nicht langfristig vor die Füße fällst.

Sei mir nicht bös, wenn ich das jetzt anspreche, Du sagst Du hast keinen Fluchtdruck, doch machst  Du immer wieder den Verweis auf die Reha. Also die Flucht in die Reha. Du bist glaube ich so froh, wenn Du mal aus Deinem Umfeld/Alltag raus bist. Gute Themen für die Reha. Ich bin fast neidisch auf Dich, Du wirst ja mit fast 106 Tagen spielfrei in die Reha gehen. Bei mir waren das 30 min.   

Hast Du Dir schon Gedanken gemacht, was nach der Reha passiert ? Job, Wohnung etc. ? Besser ausgedrückt, hast Du Dir schon Ziele gesetzt für Dich ? Dinge die Dir Halt geben ?  Jenseits der Spielsucht.  Ich weiß das sind Punkte, die Du Dir nach der Reha beantworten wolltest, weil Du ja nicht weiß wann Du da raus kommst. Die Definierung meiner Ziele haben mir geholfen, allein schon in der Hinsicht, was will ich denn überhaupt ? Wenn ich nicht weiß wo ich hin will, kann ich auch nie ankommen, selbst wenn ich den Weg als Ziel nehmen will. Alles andere wäre für mich ein "treiben" lassen. Jeder wie er mag.

Ich hoffe Du verstehst worauf ich hinaus will.

85 Tage spielfrei das ist doch super. 2 x Geldeingang  ohne Spiel, wie geil ist das denn ?

Lieben Gruß & Du machst das gut.

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 15.03.2023 23:42:05
Hi André,

meine Achtsamkeit sieht so aus, dass ich bewusst meinen Mitmenschen sage, wie es mir in den entsprechenden Situationen damit geht. Es ist unglaublich schwer, in solchen Momenten zu funktionieren, weil man es ja auch gerne für andere macht. Vorausgesetzt es geht mir damit gut!

Jetzt habe ich deinen einen Absatz auch schon unbewusst damit geantwortet :) Ich äußere es, wie es mir geht. Was mir nicht einfach fällt, da ich es bis vor kurzem noch nie gemacht habe.

Du hast Recht, aber Fluchtdruck war ausschließlich aus das spielen bezogen. Aber klar, aktuell flüchte ich in die Reha vor allem hier ein stückweit, ich brauche Zeit und Raum für mich. Dennoch kann ich solche Ereignisse nicht verhindern oder ausblenden. Sie würden mich in der Reha genauso treffen.
Ja, schon verrückt mit rund 100 Tagen spielfrei in die Reha zu gehen, es macht mich stolz.

Ziele sind vorhanden, oberste Priorität hat innere Zufriedenheit, damit meine ich vor allem im Job, da gilt es für mich einen Mittelweg - einen Job - zu finden. Einen Job der mir Freude bereitet, der mir aber auch Platz zu atmen gibt. Ich brauche das dringend - ich habe in den letzten zwei Jahren knapp 55-60h pro Woche im Schnitt gearbeitet, das werde ich definitiv nicht mehr machen, für kein Geld der Welt. Auch der Job hat mich an diesen Punkt gebracht, wo ich heute stehe.

Zweites für mich wichtiges Ziel ist eine eigene Wohnung zu finden um Selbstständigkeit zu lernen. Sowohl Job als auch Wohnung werden für mich Eckpfeiler im neuen Leben sein, auf die ich aufbauen möchte und ich weiß, ich kann das schaffen, auch wenn es am Anfang vielleicht Rückschläge oder Absagen geben wird.
Ein Treiben lassen kommt nicht in Frage, das führt bei mir zu Unzufriedenheit und somit zu einem der größten Trigger.
Ich möchte aktiv am Leben teilnehmen und für meinen Sohn da sein, er gibt mir sehr viel Kraft und Mut. Ich möchte trotz allen Schwierigkeiten ein guter Papa sein.

2mal Geldeingang leider nicht, da ich noch immer beim Arbeitsamt gesperrt bin, Zugang zu Geld habe ich trotzdem, da ich einiges verkauft habe, um meinen Verpflichtungen - z.b. Unterhalt für den Kleinen zu bezahlen - nachzukommen.
Dieses Geld wird aber natürlich von einer sehr guten Freundin verwaltet.

Auch der gesunde und richtige Umgang mit Geld ist ein Ziel. Ich möchte selbstständig meine Verpflichtungen und damit mein Leben bezahlen, das gehört für mich zu meinem Prozess dazu, ich will das schaffen und werde es auch schaffen.

Im Übrigen schläft der Kleine von Samstag bis Montag bei mir, also auch das erste mal länger. Ich hole ihn Samstag früh ab und übergebe ihn Montag Abend meiner Expartnerin.
Heute habe ich auch das erste mal den Kleinen der Ex-Schwiegermama übergeben, was gut geklappt hat. Ich bin froh, dass wir offensichtlich - trotz allem was vorgefallen ist - einen guten Umgang finden. Ich würde es mir für den Kleinen und meine Expartnerin zumindest wünschen.

Liebe Grüße
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 16.03.2023 09:12:33
Moin Carru,

das ist ja schön mit Deinem Kleinen, es ist auch ein Vertrauensbeweis Deiner Ex,  auch Deiner Ex-Schwiegereltern Dir ggü.

Einen Punkt zur Therapie spreche ich nochmal an, auch wenn ich es schon mal  in ähnlicher Form gemacht habe.

Als ich in meine stationäre Therapie kam,  waren ein paar 2 Wochen, andere 4 Wochen etc. da. Hier waren also schon Unterschiede der einzelnen Patienten hinsichtlich der Sucht zu sehen. Alle hatten wir aber eines gemeinsam, wir waren nass als wir dort ankamen. Du wirst in den Gruppengesprächen denen also einiges voraus haben, ich selbst falle  immer sehr gerne in den Beratungs- Rhythmus, aufzeigen der Knackpunkte oder wie auch immer, es ist dann ja einfacher hinzuschauen, als bei mir selbst.
Ich würde mir daher schon im Vorfeld Deine Themen  zurechtlegen, auch hast Du ja bereits eine gemacht, d.h. Du kennst  ziemlich genau den Ablauf. Ich weiß es ist schwierig, das was ich nicht sehe, wie soll ich das ansprechen.  Aber Du weißt ja, was Du da willst.

Viel Spaß mit Deinem Kleinen.

Lieben Gruß

André

 
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 16.03.2023 11:06:19
Moin André,

ja, für den Vertrauensbeweis bin ich auch sehr dankbar und zahle das Vertrauen in diesem Fall auch zurück.

Ich versteh vollkommen was du meinst und sehe da sehr wohl eine Gefahr des Beratens und zu wenig nach einem selbst schauen.
Danke nochmal für den Hinweis, ich werde mir bewusst Themen auch aufschreiben, die ich angehen werde. Diese kenne ich ja auch, trotzdem ist natürlich die Gefahr sehr groß, das ein stückweit außen vor zu lassen und in dein genanntes Beratungsrhytmus zu verfallen.
Großes Thema ist z.b. Kindheit in Verbindung mit Anerkennung, Liebe etc., da steckt sehr tief in mir was drin, was ich 2016 in der Reha so nicht erkannt habe und auch kein Therapeut, weil es für mich nicht Thema war. Ich hatte es schlichtweg nicht auf dem Schirm. Um speziell auch dieses Thema anzugehen, hat es vielleicht auch ein stückweit wieder so kommen müssen, um auch damit aufräumen zu können.

Liebe Grüße,

Carru
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 20.03.2023 10:46:20
90  Tage spielfrei - -15Tage bis zum Start der stationären Therapie

Ein sehr schönes aber auch anstrengendes Wochenende liegt hinter mir. Um genauer zu sein endet es erst heute Abend :) Mein kleiner war durchgängig von Samstag früh bis jetzt bei mir, heute Morgen habe ich ihn in den Kindergarten gebracht, wo ich ihn später auch wieder abhole, heute Abend übernimmt in dann seine Mama wieder. Die ist heute auf der Beisetzung von ihrem Cousin.
Da die drei Stunden weg ist und sie noch nicht weiß, wie der Ablauf ist, werde ich ihn vielleicht auch wieder ins Bett bringen - allerdings bei den zwei zu Hause und warte dann auf die Mama, bis sie da ist.
Schon verrückt, wie ein kleiner Mensch einen doch einnehmen kann :D Trotz Schwimbad- und Zoobesuch. Es tat aber unglaublich gut, uns beiden.

Am Samstag Abend - als er eingeschlafen war, habe ich mich auch hingesetzt und mal alles niedergeschrieben, was ich gerne in der Reha angehen und aufarbeiten möchte. Wie André bereits gesagt, mit einem Plan dorthin zu gehen, erleichtert vieles.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 27.03.2023 09:30:58
97 Tage spielfrei und für meine Verhältnisse lange hier nichts nieder geschrieben - Schande über mich  ;D

Mir geht es soweit gut und eine volle, anstrengende Woche liegt hinter mir. Samstag früh bis Montag Abend - Montags war tagsüber Kindergarten - war mein kleiner Zwerg bei mir. Eine tolle und intensive Zeit, da mir bewusst ist, das ich Morgen in einer Woche meine Therapie beginne und dann sowas vorerst nicht mehr möglich ist, leider.
Montag Abend habe ich ihn dann der Mama übergeben, wo wir in gemeinsam ins Bett gebracht machen. Danach habe ich noch knapp 2h mit meiner Ex-Partnerin gesprochen, wir hatten scheinbar beide den Bedarf auf Austausch. Absolutes Gefühlschaos - wir wissen beide, dass das nicht mehr funktioniert und doch sind noch viele Gefühle da. Durch den Kontakt ist das manchmal echt nicht einfach.
Ich habe auch angesprochen, das meine größte Angst ist, mit Anlauf in eine Sackgasse zu rennen, weil ich es auf Dauer nicht schaffe das alles zu trennen. Ihr geht es ähnlich, aber wir sind uns einig, dass es uns aktuell beiden so gut geht wie es ist. Heißt das Papa sein und mein Gefühl ihr gegenüber.
Wir sind nach wie vor jeweils dem anderen sein Seelsorger und reden offen wie mit niemand anderem darüber. Ich fühl mich einfach am meisten von ihr verstanden, was es alles nicht leichter macht.
Ich muss in diesem Fall sehr sehr achtsam sein und auf mich aufpassen.

Gestern bin ich spontan zu einem Freund nach Freiburg gefahren und bin dort den Halbmarathon mit ihm gelaufen, es hat so gut getan. Eine tolle und wertvolle Zeit mit großartigen Menschen. Solche Dinge hatten früher keinen Platz in meinem Leben, das hat sich definitiv geändert. Es fühlt sich richtig gut an.

Ansonsten ist Endspurt für den Therapiebeginn angesagt. Ich bin gespannt und freu mich drauf!
Ziele und Vorhaben sind definiert, geschrieben und werden angegangen.
Ich werde weiter berichten.

Bis dahin, bleibt heute spielfrei und habt einen guten Wochenstart!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 30.03.2023 14:47:31
100 Tage spielfrei - ein großartiges Gefühl, was mich mit Stolz erfüllt, weil es mir damit gut geht.

Endspurt Richtung Reha, alles liegt bereit und ist gerichtet. Das wichtigste, ICH bin bereit.
Dienstag geht es los.

Am Wochenende übernachtet nochmal der Kleine bei mir, bevor wir uns vermutlich 2-3Wochen nicht sehen - da ich noch nicht genau weiß, wie und wann Besuche vorgesehen sind. Ist mir prinzipiell auch nicht wichtig, wenn es den Kleinen nicht geben würde :)

Bis dahin, bleibt heute spielfrei und einen schönen Donnerstag noch.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: JJ am 30.03.2023 21:37:51
Glückwunsch Carru, zu Deinen 100 spielfreien Tagen!!
Du kannst stolz auf dich sein!!!

JJ
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 30.03.2023 21:46:39
Hallo Carru,

100 Tage spielfrei ,echt  klasse und Glückwunsch dazu. 
Bist in einer SHG, warst bei der Schuldenberatung, teilst dich regelmäßig im Forum mit, kommst deinen Zahlungsverpflichtungen nach,
bist deiner Familie sehr nahe, Anwaltlich vertreten in der Ermittlungssache und nun steht die Therapie an.
Planst deine Selbständigkeit mit einer eigenen Wohnung und machst dir Gedanken über deine berufliche Zukunft.

Wie ein ein Drehbuch für einen Disney Film.  :)
Eine arschglatte Oberfläche, die etwas mangelte offene Selbstkritik kann ich ja nicht bemängeln.
Wird dann sicherlich auch in der Therapie erarbeitet werden.

Du gehst einen guten Weg, dies ist sicher.
Wenn Du auch für dich selbst damit im Reinen bist.
Dies ist auch keine Kritik von mir, bei weitem nicht.
Deine ganze Motivation ist ja auch sehr spürbar und Du hast echt einiges bewegt, andere schaffen dies in etlichen Jahren nicht.
Auch dies ist kein Vorwurf an jene, mir ist schon bewusst was so alles blockieren könnte.

Was ich meine:
Alle Weichen sind gestellt und der Zug kommt auch immer mehr in fahrt.
Als Lokführer alle Hebel im Blick und sicher bis zum nächsten Bahnhof.
Dann aber zieht er seine Mütze aus und geht zu Fuß nach Hause.
Zehrt von seiner Fahrt und muss nun mit allem so klar kommen, in seinen Gedanken.
Bis zur nächsten "Fahrt".

Einen guten Start in deine Therapie Carru und wirklich, schon beeindruckend konsequent.
Ein toller Thread und hoffe doch er geht noch lange weiter.
Und mein Weg in die Spielfreiheit und darüber hinaus, führte durch steiniges Geröll meiner Seele.
Ich hätte mich sehr gefreut, es nur annähernd so wie Du gemeistert zu haben...aber ich hatte keine Wahl.

Liebe Grüße
     
   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 31.03.2023 10:03:19
Danke Jacky1,

für deine wie immer ehrlichen und positiven Worte.

Du hast schon Recht während und vor allem auch nach Therapie kommt nochmal richtig Arbeit auf mich zu, dafür fühle ich mich Stand jetzt bereit. Den diese Dinge anzugehen, steht außer Frage, ohne sie anzugehen, wird ein spielfreies Leben nur schwer für mich zu realisieren sein.

Aktuell bin ich auf dem Weg, immer mehr mit mir ins Reine zu kommen, musste ich leider erst neu lernen, was nicht einfach ist und der Rückfall in alte Muster ist doch zu einfach und passiert auch immer wieder, an dieser Stelle kommt mein Lieblingswort ins Spiel - Achtsamtkeit.

Ein toller Vergleich mit dem Zugführer!

Vielen Dank, ich werde euch weiterhin so gut wie möglich auf dem Laufenden zu halten und die Abstände der Posts nicht all zu groß werden lassen.

Bis dahin, bleibt heute spielfrei und einen schönen Start ins Wochenende wünsch ich euch allen!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 07.04.2023 20:14:57
108 Tage spielfrei - ungewöhnlich lange kein Eintrag gemacht   :P

Ich bin seit Dienstag in meiner stationären Therapie, es gibt also einen einfachen Grund dafür.
Ich wurde hier gut aufgenommen und bin von allem positiv überrascht. In erster Linie von den Therapeuten und den Mit-Patienten, das hatte ich anderes in Erinnerung und war ich auch anders gewohnt.
Durch die Osterfeiertage hatten wir aber bisher auch nur Donnerstag volles Therapieprogramm. Dienstag und Mittwoch, waren viele Untersuchungen und Erstgespräche, unter anderem bei meinem Bezugstherapeut, bei dem ich mich jetzt schon sehr gut aufgehoben fühle. Ich konnte mich direkt öffnen und er hat einen Zugang zu mir gefunden, was mich sehr erleichtert hat.
Alles in allem ein guter Start und am Dienstag kann es dann richtig los gehen, ich bin positiv gestimmt und freu mich sogar ein stückweit darauf. Die kommenden Tage werden zwar sicherlich lang, da einige auf Heimfahrt über Ostern sind, die Gemeinschaft hier ist aber sehr gut und man findet immer jemand zum reden oder etwas unternehmen, wenn man möchte  ;D
Ich hatte schon einige gute und intensive Gespräche, trotz der kurzen Zeit.

Ich lass von mir hören, bis dahin einen schönen Abend und bleibt heute spielfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 12.04.2023 10:00:23
113 Tage spielfrei - 8.Tag in der stationären Therapie

Mir geht´s gut :)
Ich habe hier sehr viel Glück mit meinem Therapeuten, es passt einfach. Dafür bin ich sehr dankbar, weil er mir jetzt schon in der kurzen Zeit sehr viel helfen konnte und mich auch bestärkt hat in vielem. Er sieht die richtige Richtung und auch die positiven Entscheidungen, die nicht immer ganz einfach sind. Z.b. die Distanz zu den Eltern, speziell zum Vater. Aktuell habe ich hier für mich einen guten Mittelweg gefunden, nach der Therapie ist das natürlich nochmal ein anderes Thema, was ich aber weiter angehen werde.
Ich bin noch entschlossener den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, ich habe die Kraft dafür es schaffen zu können.
Ich gestehe mir auch Fehler ein, wenn ich anschließend daran arbeite und nicht in einen Stillstand verfalle.
Fehler und Schwächen gehören im Leben dazu, wichtig ist, wie man damit umgeht und wie man sie bearbeitet.

Am Ostermontag, war ich für ein paar Stunden bei meinem Zwerg, bzw. nur zum frühstücken und anschließend gemeinsam mit meiner Ex-Partnerin und ihm auf einem großen Spielplatz wo wir eine schöne Zeit hatten. Dennoch habe ich für mich gemerkt, dass die Dreierkonstellation mir nicht gut getan hat, ich versuche dann das zeitnah anzusprechen. Aktuell tut mir der Kontakt zu meiner Ex-Partnerin nicht gut, ich rede hier allerdings von dem Kontakt, in dem es nicht um den Zwerg geht.
Ich brauche hier mehr Abstand. Kein leichtes unterfangen für mich, dies anzusprechen.

Ansonsten ist die Woche voll mit Therapieprogramm und meinem Training, was ich hier super einbauen kann. Es tut gut.
Ich merke auch immer mehr, wie sehr man von den Mitpatienten profitieren kann, wenn man sich öffnet. Ich bin speziell auch für die Gruppentherapie sehr dankbar.

Ich wünsch euch eine gute Woche und bleibt heute spielfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 12.04.2023 15:51:35
Moin Carru,

das ist doch schön, dass es alles so läuft.
Ich habe damals die Gruppe gehasst, wenn ich  dran kam, wenn das Thema nicht von mir kam, ging es. Ich war noch lange nicht soweit mich zu öffnen,
geschweige von mir persönlich zu berichten, immer schön an der Oberfläche geblieben. Na, ja ganz tief an sich ran zu kommen ist auch schwer, ist doch das genau das was ich Jahrzehnte Tod gemacht habe. Das funktioniert nicht einfach auf Knopfdruck. Also schön, dass Du anscheinend diese Zeit besser nutzen kannst.

Das mit der Ex ist natürlich alles sehr schwer und so ein Drahtseilakt, gerade für uns Suchtmenschen sehr schwer auszuhalten. Ich musste damals 100 km fahren um meine Tochter zu sehen, was ich alle 2 Wochen tat. Jeglichen Urlaub habe ich mit Ihr verbracht.
Gerade kurz nach der Trennung war das sehr blöd. Immer wenn meine Ex einen Partner hatte, durfte ich nicht mehr rein oder auf dem Parkplatz getroffen und " Übergabe " gemacht. Dann wenn es Ihr passte konnten wir wieder normal und erwachsen miteinander umgehen. Was sich aber oft von heute auf morgen bei ihr wieder änderte. Eine ganz schlimme und fürchterliche Zeit war das. Ich war auch noch voll im Spiel,  emotional im luftleeren Raum.
Na, ja. Wie auch immer. Es war nicht nur Scheisse für mich, auch für meine Ex und vor allen Dingen für meine Tochter. Das heißt hier sind immer alle Seiten zu betrachten, was aus heutiger Sicht natürlich einfacher ist, als damals. Ich denke wichtig ist es für Dich zu schauen was Du willst und auch Deine Gedanken auszusprechen, zu schauen, warum brauchst Du Abstand ? Was wären die Konsequenzen ? Es soll nicht  ein rumgeiere werden, sonst  kommst Du  so in die Emotionen, Beziehungskram etc, alles Dinge die wir im Spiel regulieren, Nährboden für die Sucht. Genauso wie keine Entscheidung zu treffen. All das lenkt vom Hauptthema ab.

Sage ihr dann genau das wie es ist. Dein Sohn, auch wenn Du alleine bist mit ihm, steht ja für was und ruft auch  Erinnerungen hervor. Also erkläre Ihr genau worum es geht. Ich kann das überhaupt nicht beurteilen was bei Euch oder zwischen Euch los ist, ich denke oder aus meiner Erfahrung ist es wichtig auch hier  los zu lassen, so schwer es ist. Der Hintergrund ist genau der, dass Du erstmal mit Dir dauerhaft klar kommst, weißt wer Du bist, wofür Du stehst und wozu Du bereit bist und wozu eben nicht. So als Anregung : Wie willst Du die Richtige finden, wenn Du nicht weißt wo Du hingehörst ? Wonach willst Du denn überhaupt auswählen, entscheiden ? Jetzt ist alles ein Wunschdenken oder was auch immer.
Ich weiß es ist schwierig, doch nur so geht es, denke ich.
Ich für meinen Teil schrieb es ja neulich schon mal,  als ich 2,5 Jahre trocken war und meine Ex ( nicht die Mutter von meiner Tochter, die danach) wieder mehr wollte, wollte ich nicht. Es passt einfach nicht, auch dieses galt für mich  erst zu erkennen oder besser, überhaupt beurteilen zu können.

Ich hoffe ich bin Dir nicht zu nahe getreten und Du verstehst worum es mir geht. Es ist nur meine Erfahrung.
Mein Beitrag bedarf keiner Antwort Punkt für Punkt, es sind einfach meine Gedanken dazu, auch wenn es sich vielleicht als Aufforderung liest. 

Danke fürs teilen Deiner Gedanken während der Therapie.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 12.04.2023 20:18:34
Hi André,

Danke für deine Nachricht.

Im Prinzip ist es so, dass für uns beide - zumindest bei mir weiß ich es auch zu 100% - klar ist, dass es uns als Familie nicht mehr geben wird, sondern nur als Mama und Papa für den Kleinen da sind und dafür gebe ich alles. Ich hab schlichtweg Angst, dass wenn ich keine gesunden Abstand hinbekomme, irgendwann mein Unterbewusstsein mir vorgaukelt, es wird wieder was und genau das möchte ich nicht. Zum Schutz für mich, aber auch natürlich auch für die beiden. Quasi mit Anlauf in eine Sackgasse rennen.
Mit ständiger Zeit zu dritt, fällt mir das Abstand gewinnen aber unglaublich schwer. Ich möchte keinem etwas vorspielen, schon gar nicht mir selbst, von wegen "es passt schon, macht mir nichts aus". Verstehst du was ich meine?
Es macht die Situation natürlich nicht einfacher, dass ich weiß, dass meine Partnerin im Prinzip auch nur mich hat, der ihr zuhört ohne zu Verurteilen. In ihrer Familie gibt es das Thema quasi nicht oder es wird Druck ausgeübt.
Aber wie du sagst, auch hier muss ich an mir arbeiten und das werde ich. Ich muss schauen, wie es mir damit geht und ob es mir gut tut.

Deshalb antworte ich dir auch gern, weil viele Punkte stimmen und oder ähnlich sind wie bei dir.
Grob genommen sind genau solche Situationen, ich stimme etwas zu um es jemandem Recht zu machen, schaue aber nicht dabei wie es mir geht, meine Haupttrigger die mich runter ziehen.

Arbeit über Arbeit, aber ich schaffe und lerne, dass es auch mir gut gehen darf!

Vielen Dank und einen schönen Abend noch!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 13.04.2023 07:41:38
Moin,

jupp kann ich nachvollziehen.

Am Ende des Tages ist es auch alles nicht so komplziert, wenn Du eben auch zu Dir stehst und konsequent bist.
Weh tun wird es dann, wenn die Konsequenz, aus welchen Gründen auch immer, von einer anderen Seite kommt. Dann nützt eben auch kein "hätte ich bloss" mehr.Vertraue Dir selbst, bleibe in erster Linie bei Dir und vor allen Dingen handel danach.

Was die Zukunft bringt wird sich zeigen, auf jeden Fall wirst Du dann aus freien Stücken entscheiden können, ohne alles als psychische Belastung zu empfinden und gedanklich zu schwimmen. Immer Stück für Stück.

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 03.05.2023 08:15:52
Moin Carru,

Du müsstest jetzt ca 4 Wochen in der Therapie sein. Wie geht es Dir ?  Du hast sonst  so schön zuverlässig berichtet.
Müssen wir uns Sorgen machen ?

Würde mich über eine Wasserstandsmeldung von Dir freuen.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 03.05.2023 11:31:36
Moin André,

witzig das du genau heute schreibst. Habe mich sehr gefreut über deine Nachricht und musste schmunzeln, habe ich doch heute das erste mal seit drei Wochen wieder mein Macbook für drei Stunden.
Du hast Recht, gestern waren 4 Wochen vorbei und die Halbzeit ist geschafft.
Wasserstandsmeldung: ich bin dabei den Freischwimmer zu machen - das Seepferdchen habe ich erfolgreich bestanden :)
Ne Spaß bei Seite, ich arbeite hier viel an mir und meiner Psyche, ich habe sehr viele durchwachsene Tage, einzig und allein deshalb, weil es teilweise sehr stark in mir arbeitet und ich Zeit für mich brauche. Aus der Zeit hier werde ich definitiv gestärkt rausgehen.
Die Bezugstherapeuten hier sind großartig.
Ich kann nur jeden ermutigen, diesen sicherlich nicht einfachen Schritt zu gehen und euch stationär helfen zu lassen. Wenn ihr wollt und es zulasst, wird euch hier geholfen und ja, man ist hier nicht im Urlaub und bekommt ein fünf Sterne Essen. Im Gegenteil, ihr bekommt das gezahlt und die Möglichkeit an euch zu arbeiten, wenn ihr es euch Wert seid. Nutzt diese Chance, es lohnt sich immer!!!

Es hat sich auch einiges getan, Morgen habe ich tatsächlich einen Probetag in einer neuen Firma auf einer neuen Stelle, dass Vorstellungsgespräch dazu war vergangene Woche. Es wurde für mich einiges Klarer hier, wohin ich will, z.b. was Arbeitsstelle und Wohnort angeht. Des weiteren habe ich hier großartige Personen kennen gelernt, die mir auf meinem Weg helfen und begleiten, was auf Gegenseitigkeit beruht. Mir ist bewusst, dass ich hier in einer Bubble bin, wie das draußen im Alltag sein wird, weiß keiner. Ich blicke aber sehr optimistisch in Zukunft und bin davon überzeugt, dass mich 1-2 Personen auch außerhalb der Bubble weiterhin begleiten werden.

Bis dahin, bleibt euch treu und seid achtsam, es wird sich lohnen!

Klar meine Strafsache schwebt nach wie vor über mir, ich habe hier aber gelernt damit umzugehen. Ich kann nun mal nichts rückgängig, sondern nur zeigen, dass ich mir geändert habe und alles dafür gebe, dass das so bleibt. Der Kontakt zum Ex-Chef ist nach wie vor ok, holt mich hier aber immer wieder ein, wo ich dann 2-3h dran zu knabbern habe, aber auch das wird. Den Kopf in den Sand stecken - und damit wieder spielen gehen - ist keine Option, niemals!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 14.05.2023 07:55:29
144 Tage spielfrei - am Dienstag beginnt die siebte Woche meiner stationären Woche.

Ich habe noch die eine so intensive Zeit mit meiner Gefühlswelt erlebt. Ich habe das Gefühl, dass arbeiten in mir hört gar nicht mehr, nimmt sich lediglich immer mal eine Auszeit und auch zu schlafen und sich zu erholen. Mir geht es hier gut und ich bin dankbar dafür, dass ich diese Reise starten durfte und bin mir dankbar gegenüber, dass ich den Weg gehe. Ich merke täglich, wird sich lohnen für mich.
Es gibt auch die eine oder andere Neuigkeit zu vermelden. Ich habe wieder einen Job, wenn ich aus der Therapie komme, womit eine Baustelle geschlossen wäre. Morgen habe ich einen Termin bei meiner Anwältin, da die Akte der Staatsanwaltschaft kam, hier bin ich natürlich sehr angespannt und hoffe, dass das nicht all zu heftig wird.
Die ambulante Therapie im Anschluss ist genehmigt.

Ich fühle mich langsam bereit, die Bubble wieder zu verlassen und mein neues Leben daheim weiter zu gehen.

Euch alles Gute!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 14.05.2023 13:19:39
Hallo Carru,

schön dass Du darüber berichtest.
Klasse dass Du wieder eine Arbeit gefunden hast und momentan so viel für dich mitnehmen kannst.
Die Staatsanwaltschaft möchte wohl niemanden hindern wieder zurück zu finden in eine Normalität.
Lediglich das geltende Recht anwenden und dementsprechend zu handeln.
Je nach event. Strafakte, Sozialprognose und deinem Bemühen um Wiedergutmachung wird auch dieser intensive Weg
dich nach vorne bringen.
Wir alle können unser Leben nicht simulieren, wir durchleben es halt.

Liebe Grüße     
   
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 22.05.2023 10:27:01
153 Tage spielfrei

Morgen beginnt die letzte Woche der stationären Therapie. Eine wichtige und lehrreiche Zeit endet dann. Eine der wichtigsten Erkenntnisse hier, ich muss es mir Wert sein, in Belangen des Lebens. Nur so finde ich eine innere Zufriedenheit, die für meine Abstinenz wichtig ist.
Wie geht es weiter für mich?
Ich werde ab Dienstag nächste Woche erstmal weiterhin wieder in die Selbsthilfegruppe gehen bis die ambulante Therapie startet, bzw. eventuell wird es auch eine tiefenpsychologische.
In knapp dreieinhalb Wochen geht dann auch der neue Job los, worauf ich mich freue und auch bereit fühle, ich hoffe das wird so laufen wie ich es mir vorstelle.
Der Anwaltstermin war etwas ernüchternd, die Angst konnte mir nicht genommen werden, dennoch sind wir optimistisch, die Sozialprognose sowie der Therapiebericht werden dabei hoffentlich helfen, ebenso mein neuer Job. Sobald mein neuer Job läuft und ich auch angekommen bin, geht es mit der Wohnungssuche los. Es stehen also noch einige Highlights hier die nächsten Wochen an.

Das Forum hat mir dabei sehr geholfen, soweit zu kommen.

Noch etwas positives, meine Schufa wurde tatsächlich gelöscht, ich hatte ja bereits an anderer Stelle bereits erwähnt, dass die Schufa bei der Wohnungssuche mir noch ganz schön Bauchweh bereitet. Nach dem veröffentlichen Schreiben der Schufa ging das sehr schnell.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 22.05.2023 10:51:37
Moin Carru,

läuft bei Dir. Ja das mit dem sei es Dir  selbst wert, ist ein wichtiger Aspekt, ich schrieb es hier schön öfters. Da hängt soviel dran, vom Selbstwertgefühl bis Selbstvertrauen. Wenn wir es uns nicht selbst wert sind, wer denn dann ?

Viele Dinge laufen dann irgendwann automatisch, genauso wie es früher automatisch in die Halle ging, kümmere ich mich heute automatisch um meine Belange, die ich früher nicht zugelassen habe oder einfach weggewischt habe. Ab und an setzte ich mir dann auch neue Impulse, da ich auch dazu neige, wenn ich dann alles umgesetzt habe und es auch in mein Alltag integriert ist , schnell  ungnädig werden kann, wenn mir private Ziele fehlen. 

Ich drücke Dir die Daumen für den gerichtlichen Part und hoffe Du kommst da mit einem blauen Auge davon. Denke da  Du dazu stehst, Verantwortung übernimmst wird es auch darauf hinauslaufen.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 28.05.2023 09:11:00
159 Tage spielfrei - ein halbes Jahr Abstinenz ist in Reichweite

Die Koffer sind gepackt und gefüllt mit guten Vorsätzen. Ich freue mich auf die Zeit daheim und fühle mich bereit für ein anderes Leben. Ein Leben in dem ich mir etwas wert bin, in dem ich nach mir schaue.
Schon verrückt wie schnell die acht Wocen verflogen sind, wenn ich überlege wie viele hier klagen, dass die Zeit nicht rum geht, das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ist es nicht eher so, wie man die Zeit dort nutzt? In meinem Fall konnte ich sie sehr gut nutzen, habe sie aber auch definitiv für mich gebraucht. Dank kompetenten Therapeuten und meinen Mitpatienten habe ich hier einen sehr großen Schritt auf mich selbst zu gemacht.

Ich kann es jedem nur an Herz legen, geht diesen Schritt, auch wenn er noch so groß erscheint oder der Berg für euch unüberwindbar wirkt, es zahlt sich für euch aus, seid es euch wert!
Seid es euch wert, am Leben aktiv teilzunehmen und nicht in eurer Scheinwelt zu verweilen, diese Scheinwelt bringt keine glückliche Zukunft für euch.

Ich wünsche euch allen noch einen schönen Restsonntag und Morgen einen schönen und spielfreien Feiertag.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 05.06.2023 16:39:13
167 Tage spielfrei - mittlerweile sechs Tage nach der Therapie daheim und mir geht es gut.

Letzte Woche Dienstag war ich direkt in der Selbsthilfegruppe, was wirklich ein guter Start für zu Hause war. Mittwoch habe ich mich direkt um eine potenzielle Stelle für meine tiefenpsychologische Therapie gekümmert, hierzu habe ich diesen Mittwoch ein Erstgespräch.
Ansonsten komme ich zu Hause ganz gut zu Recht.
Ich bin es mir wert:
- mich um meinen Sohn zu kümmern
- morgens bei Zeit aufzustehen
- mich um meine Finanzen zu kümmern
- selbst für mich einzustehen
- mich zu akzeptieren wie ich bin
- etc.

Ich bin aktuell mit mir zufrieden, was ich zu Hause bisher gemacht habe. Es kann gerne stetig so weiter gehen, dann schaffe ich auch die Steine und Berge die sich noch vor mir auftun werden zu besteigen.
Ich verspüre Dankbarkeit, wieder am Leben teilnehmen zu dürfen.

Bleibt heute spielfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 18.06.2023 11:00:12
180 Tage spielfrei - fast ein halbes Jahr - Wahnsinn

Die Einträge werden etwas weniger, da ich langsam wieder im Alltag ankomme. Ich arbeite wieder, dementsprechend erledigt bin ich aktuell :) Mir geht es aber gut, ich arbeite täglich an meinen Themen, das tut gut.
Ich geh nach wie vor wöchentlich in die Selbsthilfegruppe und werde zum 01.09. oder 01.10. in eine eigene Wohnung wieder ziehen. Für mich ein ganz wichtiger Schritt.
Ich schaffe es im Alltag auch meinem Training nachzugehen, was nicht immer selbstverständlich ist.

Den Zwerg sehe ich nach wie vor sehr viel, allerdings tut es aktuell weh, da ihm die Abschiede seit kurzem sehr schwer fallen und er nicht bei der Mama bleiben möchte. Das bricht mir natürlich das Herz in so dann zu sehen, damit umzugehen muss ich noch lernen. Wobei es auch hier wieder sicherlich andere Zeiten geben wird.
Das Wochenende war wirklich ruhig, ich habe die Zeit für mich gebraucht, die ersten Arbeitstage waren für den Kopf sehr anstregend.

Bleibt spielfrei!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: JJ am 18.06.2023 13:10:41
Hi Carru,

für mich klingt das sehr gesund, wie Du mit Deiner Sucht umgehst!! Außerdem Glückwunsch zu Deiner neuen Wohnung!!!

Was Dein Kind angeht..... Kinder sind einfach die Spiegel von uns selbst. Er wird spüren, dass Du ihn nicht gerne wieder gehen lässt. Wenn Du ihm helfen willst, dann hab kein Mitleid mit ihm, sondern rede immer gut über die Mama und über das, was er als nächstes mit ihr machen wird. "Jetzt holt die Mama dicht gleich ab. Die wird sich jetzt sicher auch schon auf dich freuen!!" Mit solchen Sätzen machst du ihm den Übergang zu ihr einfach leichter. Oder lass ihn ein Bild für Mama malen. Dann freut er sich drauf, ihr das mitzubringen. (Weiß nicht wie alt er ist und ob er das schon kann. Aber Du verstehst, was ich meine).

Ich bin ja selbst Scheidungsmutter. Und für uns ist es zu einer Grundregel geworden, dass über Papa nicht schlecht gesprochen wird. Zumindest mal bei kleinen Kindern ist das extremst wichtig. Und bei älteren geht das dann schon auch mal, in Maßen etwas in Frage zu stellen aber immer in der Ergänzung, dass sich aus Papas Perspektive manches vielleicht anders anfühlt....

Die Kinder sollen beide Elternteile lieben dürfen. Und da brauchen sie dringend unsere Hilfe dabei. Sie spüren einfach, wie wir Eltern dazu stehen.

Wenn man es schafft, seinem Kind da auf die Sprünge zu helfen, dann ist das das wertvollste, das wir ihnen für eine gesunde Zukunft mitgeben können. Möglichst wenig inneren Zwiespalt!!!
(Echt sorry, wenn ich damit nerve.... Aber das ist sooo essentiell!! Und wichtiger, als ihnen eines Tages ein Haus zu vererben)

Viele Grüße, Caru.
Und einen schönen Sonntag.

JJ
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 18.06.2023 14:43:14
Hi JJ,

Danke für deine Nachricht.

Ich habe das wahnsinnige Glück, dass der Umgang und der Kontakt zu seiner Mama sehr gut ist. Sprich es wird dementsprechend auch über die Mama gesprochen. Aber die Idee mit dem Bild finde ich eine tolle Idee, Danke dafür. Der Kleine wird Ende August 4.
Ich würde behaupten, wir reden beide sehr gut über jeweils Mama und Papa.

Die Liebe zu beiden ist sogar gewünscht und geht auch wirklich gerne zu beiden, nur der Abschied ist aktuell das Thema, er wird vermutlich jetzt nochmal mehr registrieren und wahrnehmen, dass der Papa eben nicht mehr mit in sein zu Hause geht.

Wünsche dir ebenfalls einen schönen Sonntag noch!
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 09.07.2023 13:01:32
201 Tage spielfrei - hab ich doch gestern glatt ein kleiner Jubiläum verpasst mit den 200

Ja, drei Wochen nichts gehört.
Dafür gibt es einen einfach Grund, aktuell läuft mein Leben in halbwegs geregelten Bahnen. Ich gehe arbeiten - der Job macht mir bisher sehr Spaß - sehen meinen Kleinen regelmäßig und gehe meinem Sport nach. Ich mach die Dinge die mir gut tun und treffe Entscheidungen, die ich für richtig halte und nicht andere. Der Prozess mit den Entscheidungen fällt mir nach vor nicht einfach und ich falle auch immer wieder in alte Muster zurück, was für mich ok ist, so lange ich es bemerke und es nächste mal versuche besser zu tun.
Ich geh nach wie vor in SHG und in meine Nachsorge, aktuell warte ich noch auf meinen Starttermin für die tiefenpsychologische Therapie.
Alles in allem, ich nehme an meinem Leben teil und gestalte es selbst, drauf bin ich ein wenig stolz, auch wie gut es aktuell klappt.

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 09.07.2023 21:50:31
Hallo Carru,

so kann ich ja nur für mich selbst schreiben.....
Ich habe natürlich deine Beiträge hier alle gelesen, manchmal war ich irgendwie skeptisch dabei.
Dies läge aber in der Natur, aus den Fesseln meines eigenen Suchtlebens.
Wenn einmal etwas kritischer hinterfragt wurde bist du darauf eingegangen, statt zu ignorieren oder abzuwehren.
So ist dies wohl wenn man Hilfe auch annimmt und selbst daraus entscheiden kann.

Du hast von Stolz geschrieben, dagegen wehre ich mich selbst ein wenig.
Aber solch einen eingefahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen, ein Leben zu verändern an dem
sowieso auch andere eng teilhaben und es weiter ausbauen.....da bin ich dann voll bei dir und gemeinsam stolz .
Ansonsten sollten wir path. Spieler halt in so manchem Dingen etwas mehr auf uns achten.

Liebe Grüße       

     
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Fred am 10.07.2023 08:46:12
201 Tage spielfrei - hab ich doch gestern glatt ein kleiner Jubiläum verpasst mit den 200

Schon unglaublich, wie zielstrebig und gradlinig du bist ( sein kannst ).
Dahinter steckt natürlich viel Potenzial auch für andere Dinge in deinem Leben.
Ich hab bisher wenig zu dir geschrieben, weil du sowieso alles "richtig" machst und weißt was zu tun ist.
Danke für dein regelmäßigen Updates.

Sei stolz auf dich und das bisher Geleistete. Auch wenn es für einen Nichtspieler normal ist, nicht zu spielen, ist es für uns Betroffene doch eine Leistung.

Ich freu mich für dich und deine Zukunft !

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 30.07.2023 11:40:10
Guten Morgen zusammen,

zu allererst, Danke für Fred für deine Nachricht noch.
Naja, sowieso alles richtig und weiß was ich zu tun habe?! Dann würde es mir besser gehen.
Ja, meine Spielsucht schlummert in mir und ich schaffe es sie schlafen zu lassen. Dennoch gibt es weiterhin genügend Baustellen in mir anderer Art, die es das Ganze nicht einfacher machen lässt.

Ich habe Tage, da fehlt mir der Sinn für alles, es gibt Tage, da möchte ich für mich alleine sein. Dinge die ich nicht zugelassen habe und mir es auch immer noch schwer fällt zuzulassen, weil ich mich so nicht kenne. Aber ganz offensichtlich brauche ich diese Phasen immer wieder, also alleine für mich zu sein versteht sich.
Mein Kleiner ist ein unglaublicher halt für mich, in Situationen wo ich nur grau und schwarz sehe.

Ja, ich kann und bin auch stolz auf mich, in Guten Phasen und in schlechten Phasen. Ich versuche es mir immer wieder bewusst zu machen.

Schönen Sonntag euch noch.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 17.08.2023 17:16:09
240 Tage spielfrei

Manchmal ist das Leben einfach, manchmal schwer. Zu akzeptieren, das man die Vergangenheit nicht ändern kann, gehört eher zur Zweiten Sorte, wobei das akzeptieren langsam immer besser funktioniert.
Ich komme mittlerweile alleine gut klar und die Abstimmung mit der Mama vom Zwerg klappt nach wie vor gut. Wir geben uns beide wirklich Mühe und das wird aktuell belohnt, da es der Zwerg wirklich sehr gut mit macht, manchmal erschreckend gut.
Sonntag bis gestern hatte ich ihn das erste Mal mehrere Tage am Stück inkl. Übernachtung, da der Kindergarten Ferien hat. Anstrengend, aber schön wars, auch für mich neu. Man lernt eben nie aus.

Ab Oktober - konnte mich mit meinem Ex-Chef einigen - fange ich an meine Schulden zurück zu bezahlen, monatlich. Von der Staatsanwaltschaft habe ich nach wie vor nichts gehört.

Ansonsten geht es mir im Großen und Ganzen gut, ich mach mein Ding und Lebe im hier und jetzt.
Manchmal ist das Ganze noch etwas unwirklich.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Jacky1 am 17.08.2023 21:27:23
Hallo Carru,

ja, Vergangenheit lässt sich nicht ändern aber Vergangenheit kann uns verändern.
Sehr gut dass du Kontakt zu deinem ehemaligen Arbeitgeber hast und anfängst die Gelder zurück zu bezahlen.
Keine Ahnung ob er eventuell vor Gericht als Nebenkläger auftreten wird, als Zeuge wohl sehr wahrscheinlich.
Also wenn es zu einem Gerichtsverfahren kommen sollte, wird schon geschaut wie du dich verhalten hast.
Nämlich bestrebt, zumindest finanziell, den Schaden wieder auszugleichen.
Alles Faktoren welche zu einem Mindestmaß einer event. Verurteilung führen sollten.   

Also was alles noch so Zukünftig kommen wird, lässt sich schon etwas lenken.
Nicht in allen Bereichen sicherlich, doch alles was dir möglich wäre ist doch nun zu erwarten.

240 Tage ....schau mal,  superklasse ist das.

Liebe Grüße 

 
       
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 05.09.2023 11:39:33
Moin Carru,

ich wollte schon ewig antworten.
Es scheint sich ja so langsam zurecht zu laufen bei Dir. Habe auch Geduld mit Dir selbst. Vieles wirst Du als unwirklich empfinden, liegt einfach an Deinen neuen Erkenntnissen und das zeigt Dir doch das Du Dich langsam veränderst und zwar zum Positiven. Es gab doch Zeiten, wo Du nur ein Ziel verfolgt hattest. Konntest es nicht ändern und heute ? Konntest Du Dir das damals vorstellen ? Es geht und von einfach hat niemand jemals gesprochen und das gilt nicht nur für uns Suchtmenschen. Andere kompensieren es anders, leben einfach mit Ihren Dämonen, innerlich sieht es da aber vielleicht nicht besser aus. Unsere Sucht hat uns quasi " gezwungen " dahin zu schauen.

Ich schrieb hier mal einer Suchtkollegin bei unseren Gedankenaustausch zur Anregung in etwa sinngemäß :

Ach, hätte ich doch meine heutige Erfahrung vor 10 Jahren schon, ich hätte nie so viel " verkehrt" gemacht -
Hätte ich nicht meine Fehler gemacht, hätte ich auch nicht meine heutige Erfahrung.

Sei also nicht ungnädig mit Dir, es gibt auch einfach Dinge die waren unausweichlich, weil wir sind wie wir sind.

Ich habe auch viele Dinge angestellt, die ich mir hätte sparen sollen, können, müssen. Unterm Strich habe ich für alles gerade gestanden und Du stellst Dich dem auch.

Lieben Gruß

André

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 01.10.2023 10:23:17
285 Tage spielfrei

Lange nichts geschrieben, obwohl sich doch einiges getan hat.

Seit knapp drei Wochen liegt mir meine Anklageschrift vor, hierzu habe ich mich bereits mit meiner Anwältin abgestimmt und wir sind positiv gestimmt, was den Prozess angeht. Ich kann für mich zum Glück sagen, dass ich bisher alles, was in meiner Macht steht getan habe, was sich positiv auf den Prozess auswirken kann. Diese Tatsache lässt mich nachts schlafen.
Angefangen von der Selbstanzeige und Geständnis, bis hin zur Einigung mit meinem Ex-Chef, ich zahle mittlerweile den Schaden ab.
Ich gehe zur Nachsorge, gehe in eine SHG, gehe arbeiten, komme meinen Pflichten als Papa gegenüber dem Zwerg nach. Ich bezahle Rechnungen und nehme am Leben teil.
Wie das auf einmal alles funktioniert? Ich glaube ein ganz großer Teil macht dabei aus, dass ich ehrlich zu mir selbst bin. Den das hat bei mir weitreichende Auswirkungen auf alles in meinem täglichen Leben.
Ich stelle mir Fragen wie, will ich das wirklich, tut mir das gut, entscheidet das grad jemand anderes für mich etc.etc.

Kurz um, ich versuche so achtsam wie möglich mit mir umzugehen.
Klar, es gibt auch sehr beschissene Tage, das brauche ich hier keinem zu schreiben oder zu erzählen, hier habe ich aber meinen Sport als Ventil, dass wirklich immer hilft, wenn man den Arsch hochbekommt und nicht im Selbstmitleid versinkt.
Speziell das Thema Zwerg und Mama vom Zwerg ist nach wie vor ein schwieriges für mich, die Gewissheit, dass es Familie als solches für mich nicht mehr geben wird. Es gibt oft Momente, wo ich weine deshalb. Für mich ein Zeichen, dass ich da weiter daran arbeiten muss.

Ich versuche wieder etwas regelmäßiger von mir hören zu lassen.

Passt auf euch auf und bleibt HEUTE spielfrei!

Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Andre12 am 06.10.2023 07:09:53
Moin Carru,


285 Tage spielfrei


Speziell das Thema Zwerg und Mama vom Zwerg ist nach wie vor ein schwieriges für mich, die Gewissheit, dass es Familie als solches für mich nicht mehr geben wird. Es gibt oft Momente, wo ich weine deshalb. Für mich ein Zeichen, dass ich da weiter daran arbeiten muss.



Gebe Dir Zeit, gebe Euch Zeit. Ich weiß das ist alles schwierig. Als wir uns damals trennten, vor ca. 14 Jahren  ist Mutter und Tochter ca. 100 km weggezogen. ( In Ihren Heimatort. Das war schon eine schlimme Zeit. Ich hab gelitten , ich hab aber auch noch gezockt. Ich habe meine Tochter dann immer alle 2 Wochen abgeholt und sämtlichen Urlaub mit ihr verbracht. Lange habe ich daran geknabbert. Ich weiß nicht wie oft ich die 100 km mit Tränen im Auge nach Hause gefahren bin, wenn ich sie wieder zur Mama gebracht habe und ich dann alleine auf dem Rückweg war. Es kam immer wieder alles hoch. Dann hatte sie neue Partner,  ist wieder umgezogen, was weiß ich alles noch. Ich selbst war da machtlos. Konnte mir das nur anschauen.

Da sieht es doch bei Euch ganz anders aus. Ich weiß natürlich nichts vom drumherum bei Euch. Vertrauen wird langsam aufgebaut, aber schnell zerstört. Dieses dann wieder aufzubauen, dauert ewig. Ist aber auch verständlich.
Am Wochenende war meine Tochter wieder da, sie erinnert mich immer mehr an Ihre Mutter. Lustigweiser, ist sie immer der Meinung das Mama und Papa auf gar keinen Fall zusammen passen. Ticken wir doch total anders. Sie hat uns beide lieb, sieht aber auch das wir uns gegenseitig nur weh tun würden.
Davon abgesehen, dass ich nach 3 Minuten wahnsinnig wäre,  wenn ich mich mit Ihr absabbeln müsste. Herrje.

Ich will nur darauf hinaus, dass Du einfach weiter machst. Das was Du da alles geschafft hast, ist doch spitze.
Konzentriere Dich da drauf. Akzeptiere es, das Du Vergangenes nicht ändern kannst, nur das hier und jetzt.

Die Mutter meiner Tochter, behauptete immer : André, Du willst nicht mich, sondern nur uns.  Hab ich damals bestritten. Heute würde ich sagen, recht hatte sie. Ich wollte meine Tochter bei mir haben, das ging ja  nur mit der Mutter oder gar nicht.

Zeit und Abstand sind Dinge die sich entwickeln und dauern. Das alles in Verbindung mit Spielfreiheit halfen mir beim Blick auf die Dinge und sie für  mich einzuordnen, zu akzeptieren.

Manchmal wurde ich  auch überrascht, wenn der eingeschlagene Weg, auch von außen wahrgenommen wird. Kontinuität, Authentizität nicht nur herbeigeredet wird, sondern gelebt wird. Das wird oft wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Also Carru, Du darfst auch stolz auf Dich sein, nicht viele Süchtige schaffen es soweit wie Du. Hut ab.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 29.10.2023 11:02:38
313 Tage spielfrei - das erste Jahr spielfrei ist in Reichweite und ein schönes Ziel  :)

Danke Andre für deine Worte und du hast mit sehr sehr vielem Recht.

Ich weiß, ich gebe aktuell alles für meinen Zwerg und das ich ein guter Papa bin, was ich auch speziell von meinen Eltern und der Mama vom Zwerg zurück gemeldet bekomme. Was natürlich gut tut und den Weg so weiter zu gehen bestärkt.

Ebenfalls merke ich erst jetzt, wie schlecht ich doch teilweise mit mir umgegangen bin, was für Entscheidungen getroffen habe oder treffen habe lassen, wo ich vorher schon wusste, der Boomerang kommt zurück und fliegt mir um die Ohren.

Woran ich aktuell weiter arbeiten werde und auch muss ist die Tatsache, das ich immer noch zu viel konsumiere teilweise. Speziell wenn ich Tage habe, wo es mir nicht so gut geht, da erwische ich mich immer wieder, dass ich unnötige Dinge bestelle oder Onlinewarenkörbe erstelle. Geht halt nicht alles auf einmal, dass man alles abstellt, aber auch da bin ich dran und es wurde auch schon besser.

Ansonsten geht es mir ok aktuell, das Wetter setzt mir etwas zu.

Alles Gute euch, bleibt heute spielfrei.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 26.12.2023 14:28:42
1Jahr und 6Tage spielfrei

Leider lange nichts geschrieben. Das wichtigste vorne weg, mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich bin weiterhin spielfrei.
Es war viel los die letzte Monate. Gerichtsverhandlung, Jahresendgeschäft auf der Arbeit, plus natürlich meine eigenen Baustellen.
Da sich das ganze um Weihnachten jährt, psychisch keine einfache Zeit für mich, ich bin aber trotz allem stabil. Hab meine kleinen "Baustellenhelfer" meist parat und weiß sie anzuwenden.

Mein Konsumverhalten habe ich seitdem letzten Eintrag im Griff, ich habe sogar angefangen, wieder Geld bei Seite zu legen und nein ich verwalte dieses Geld nicht selbst :) Ansonsten gibt es gar nicht so viel zu berichten. Ich lebe mein Leben und nehme daran teil, was für mich der größte Gewinn ist.

Ich wünsch euch allen einen schönen zweiten Feiertag und hoffe es vergeht nicht ganz so viel Zeit zum nächsten Eintrag.
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: Carru am 23.04.2024 12:11:55
Hallo zusammen,

hier mal ein Lebenszeichen von mir :) bin auch kurz erschrocken, dass der letzte Eintrag aus Ende Dezember stammt.
Insgesamt geht es mir sehr gut, ich bin nun knapp eineinhalb Jahre spielfrei, worauf ich stolz bin. Ich konnte mein Leben weiter ordnen und führe mittlerweile ein ausgeglichenes und für mich zufriedenstellendes Leben.
Ich geh nach wie vor zur Nachsorge und regelmäßigen Abständen in die Selbsthilfegruppe. Zusätzlich kam seit der Gerichtsverhandlung auch mein Bewährungshelfer dazu, der allerdings sehr nett ist und mir gute Denkanstöße gab.

Natürlich gibt es Tage und auch mal Wochen, die nicht so prickelnd laufen, da hilft mir vor allem darüber reden und raus in die Natur gehen, meinen Sport ausüben. Ich habe es mittlerweile geschafft neue soziale Kontakte aufzubauen, die von meiner Vergangenheit wissen, ohne Einzelheiten auszulassen oder etwas schön zu reden.

Ich hoffe es geht so weiter, ich werde zumindest alles dafür tun.

Beste Grüße,
Carru
Titel: Re: Vorstellung
Beitrag von: medea888 am 24.04.2024 07:42:04
Moin carru,

Schön, dass du dich meldest und das mit guten Nachrichten!!!

Jeder hat mal gute und schlechte Tage, wichtig ist es das Gesamtpaket zu genießen und sich ohne spielen frei zu fühlen.
Alles gute weiterhin und schau wieder vorbei
LG Medea