Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Tagebuch => Thema gestartet von: AlexandraX am 07.12.2022 10:55:08

Titel: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 07.12.2022 10:55:08
Ich bin nie ein Verfechter von Tagebüchern gewesen, aber vielleicht hilft es doch?
Heute ist ein richtig schlimmer Tag: Gedanken rissen mich wieder aus dem Schlaf und die Traurigkeit füllte mich aus. Das Chaos meines Sohnes ist sichtbar in seiner Wohnung. Ich bin wegen Nikolaus rein und mich überfiel gleich die ganze geöffnete (immerhin das schon mal) Post verteilt über seinen großen Küchentisch. Schon war ich alarmiert, ob alle fälligen Zahlungen oder andere wichtige DInge herum liegen? Ich ließ es liegen, hin und her gerissen zwischen Verstand und Gefühl: es ist übergriffig, etwas an mich zu reißen, es tut mir nicht gut und ihm auch nicht. Er muss irgendwie lernen, seine Dinge organisiert zu bekommen. Es ist das große Chaos im Kopf beim ihm, einfachste Dinge nicht zu realisieren geschweige zu organisieren. Das liegt auch am ADS, im Sommer war er absolut desorientiert und in depressiver Verfassung. Hat auf mein wiederholtes Drängen einen Arzt gefunden (den er nicht mag) und mit Medikinet begonnen. Es räumt auf im Kopf, aber sehr wechselhaft. Mal sagt er, es ist zuwenig, mal zuviel und dann ist er überdreht. Er geht aber nicht zum Arzt. Am Wochenende erzählte er mir, die doppelte Dosis des Medikaments genommen zu haben :o, da ging es ihm noch schlechter (kein Wunder). Hintergrund ist die Niedergeschlagenheit wegen erneuten Spielens, diesmal über sein Handy, er ist ja gesperrt. Wie sowas funktionieren kann, weiß ich nicht. Die Rechnungen sind so hoch, daß er wieder die Miete nicht zahlen kann. Also schlug ich ihm vor, wenn ich das Vermögens seines Vaters übertragen bekomme (um die Rechnungen zu bezahlen und das Erbe zu sichern), zahle ich die Miete. Nun zweifle ich an den Möglichkeiten. Ein Notar sei nicht zuständig (Telefonat mit Kanzlei), das Betreuungsgericht noch nicht aktiv. Dh die Akte liegt gerade auf dem Tisch des Richters, Donnerstag kann ich dort nachfragen. Aber wie lange dauert es dann wieder, bis wirklich ein Betreuer da ist? Ich will ja zu meinem Wort stehen.
Mir kommen heute andauernd die Tränen, ich bin völlig erschöpft, habe fachliche Unterstützung für mich. Das reicht aber nicht mehr, in einer Klinik bin ich angemeldet. In eine Angehörigengruppe Spielsüchtiger gehe ich nächste Woche. Ich komme mir vor, als würde ich nur noch seit unglaublich vielen Jahren das Kamel durchs Nadelöhr schieben müssen. Ich will es nicht und muss es doch. Es gibt keine weiteren Angehörigen, die sich kümmern...
Mein Leben findet schon lange nicht mehr statt. Ich habe keinen Partner, bin zu blöd, mir den "richtigen" zu suchen, habe Angst vor einem neuen Griff ins Klo und vor allem bin ich viel zu erschöpft dafür. Alleine der Gedanke, ich solle ihm die Socken waschen, macht mich fertig.
Es gibt wenige Dinge, zu denen ich momentan überhaupt in der Lage wäre, diese für mich zu tun.... Insofern ist es vielleichzt hilfreich, hier zu schreiben...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 08.12.2022 10:15:54
In Gedanken bin ich beim Organisieren beim Aufwachen, wie das Vermögen vor dem Verspielen gesichert werden kann. Und ich ermahne mich, wieder zu meinen Vorhaben zurück zu kehren, zu den Dingen die mir gut tun. Zwei Ideen dafür habe ich gestern bekommen und das probiere ich heute noch aus, bin auf die Wirkung gespannt.
Eine To-Do-Liste Vermögen und Haus hat die Gedanken entzerrt. Die Betreuung ist wegen einer Rückfrage an den Gutachter immer noch nicht abgeschlossen (seit Juli!), es ist unerträglich. Es sind Tränen geflossen, obwohl ich nie weine. Aber die Richterin meldet sich telefonisch bei mir. Mal sehen, ob das etwas bringt...
Ich halte mich an den Dingen, die nur für mich sind, fest. Ich habe mich immer wieder selbst hintan gestellt, ein Problem der Biographie. Daran arbeite ich für mich, damit es mir allmählich besser geht.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 08.12.2022 20:37:13
Hallo AlexandraX,

es tut gut ein Tagebuch zu führen, Deine Gedanken, Ziele und auch schon geschehenes niederzuschreiben.
Deine Geschichte in Echtzeit und die ist wahrlich für Dich.
Manche Dinge kannst Du nicht ändern, andere hingegen ja schon.
Dein Weg sollte in eine gewisse Gelassenheit führen, wo sich beides auch leichter voneinander differenzieren lässt.
Menschen die uns am Herzen liegen werden immer einen Einfluss haben, wir sind nun einmal daran gebunden.
Dennoch findet ein eigenes Leben immer einen Weg, so viele Dinge die Dir gefallen würden.
Finde sie...finde sie wieder AlexandraX.
Und es ist ja zu lesen, Du bist schon dabei.
Die Abhängigkeit eines Angehörigen ist meist kaum minder, als des Süchtigen.
Die Waage der Hoffnung wird nur gehalten durch den Verursacher, ein Gewicht das schnell viel zu viel wird und Deine Seite erdrückt. 
Eine SHG für Angehörige zu besuchen allemal ein guter Schritt, Du bist nicht alleine damit.
Nicht hier und schon gar nicht in einer SHG.

Liebe Grüße 
       
 
 
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 09.12.2022 17:33:29
Die Richterin hat sich nicht gemeldet und ich gebe mir Mühe, mich darüber nicht zu ärgern. Bestenfalls hat sie erstmal Kontakt mit der Gutachterin aufgenommen. Daran kann ich nichts ändern.
Stattdessen war ich heute allein in der Sauna, morgens wo es schön leer ist. Es war eine Kopfentscheidung und tatsächlich konnte ich dort abschalten. Na bitte...
Mein Sohn hatte sich mit vielen Terminen völlig übernommen und kam total erschöpft hier an. Das ist eine wichtige Erfahrung. Dann schätzt er ggf künftig sein Energielevel realistischer ein. Und ich habe ihn nicht getröstet, ermutigt.
Jacky1 Dein Weg sollte in eine gewisse Gelassenheit führen, wo sich beides auch leichter voneinander differenzieren lässt.  Oh ja, wie Recht Du hast. Das ist für mich eine Lebensaufgabe und bedarf täglicher Übung. ;) Momentan hilft mir das Hinfühlen, was sagen meine Gedanken, was meine Seele, was mein Körper in einer Situation? Es ist wirklich erstaunlich, wie weit diese 3 auseinander liegen können.

Ich bin da in eine ungewollte Dauer- Beschützerrolle reingewachsen im Laufe seines Lebens. Und nun möchte ich mir das Schritt für Schritt wieder abgewöhnen. Ohne ihn im Stich zu lassen, sondern eher in der Rolle: Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehört, mir täglich Gutes zu tun, mich nicht (mehr) zu vergessen.
Das schlechte Gewissen an mich zu denken, kann mir mal gestohlen bleiben.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Taro am 09.12.2022 23:12:44
Moin Alexandra,.

Herzlich Willkommen auch von mir. Schön das Du anfängst Dich um Dich zu kümmern. Spilsucht, Depressionen und ADS treten oft zusammen auf. Wichtig ist klar Prioritäten zu setzen, Ich bin klar Spieler. Meine Depression und ADHS müssen da hinten anstehen. Das bedeutet, ich machd alley um Spielfrei zu werden, dann kommen erst andere Krankheiten. Medikamente bei ADS können auch das spielen auslösen. Das kann letzlich nur Dein Sohn beurteilen.
Die Sicherung des Erbes kann man auch ohne Betreuer ereichen, wenn er es will.

Ich wünsch Dir viel Zeit für Dich.
Taro
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 10.12.2022 11:27:37
Da ich selbst krank bin, ist das Energielevel schnell verbraucht bzw im Tiefschlaf. Ich hasse das, aber es ist nicht zu ändern. Ich habe die Chance, jetzt mein Leben zu ändern. Nur, was will ich eigentlich? Verloren auf dem Lebensweg oder viel mehr, ich bin selten dazu gekommen, mir etwas zu überlegen.
Sport war immer schon wichtig, der liegt brach, ok, dann ist es so.
Der Freundeskreis ist stetig angewachsen, darüber freue ich mich sehr. Gottseidank sind alle zugewandt, wertschätzend, respektvoll; Schmarotzer, Nörgler, Menschen die mir nicht gut taten und Profitgeier habe ich schon lange aussortiert. Es wird mir immer mehr bewusst, welch Geschenk diese Freunde sind. Sie  haben alle, egal wie es ihnen ging, zu mir gehalten auch in den dunkelsten Zeiten. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar und sie wissen es auch. Es ist so wichtig, auch Positives zu vermitteln. Sie haben mir das Leben gerettet. Ja, es war so dramatisch.
Weihnachten ist immer eine schreckliche Zeit: die Sehnsucht nach Familie, die ich nie hatte, ploppt auf und ich lenke mich ab, so gut es geht. Dafür habe ich heute Stollen gebacken, etwas, das mir nicht wirklich liegt, iiih das Gematsche.... Aber ausprobieren ist die Devise. Erfahrungen sammeln, und seien sie noch so profan. Mal sehen, was mir heute noch einfällt, um bei mir zu bleiben und nicht in Grübeleien bzgl meines Sohnes zu verfallen. Ich muss ihn machen lassen und hoffe inständig, daß nicht im nächsten Monat wieder dasselbe Problem, weil noch kein Betreuer da ist, der ausstehenden Fixkosten auf mich zuschwappt. ::)
Spilsucht, Depressionen und ADS treten oft zusammen auf. Wichtig ist klar Prioritäten zu setzen, Ich bin klar Spieler. Meine Depression und ADHS müssen da hinten anstehen. Das bedeutet, ich machd alley um Spielfrei zu werden, dann kommen erst andere Krankheiten. Medikamente bei ADS können auch das spielen auslösen. Das kann letzlich nur Dein Sohn beurteilen.
Die Sicherung des Erbes kann man auch ohne Betreuer ereichen, wenn er es will.

Ich wünsch Dir viel Zeit für Dich.
Taro
Moin Taro,
bei ihm ist es umgekehrt: die Depression als Schulkind hat evtl weiter gewühlt, ADS wurde sehr spät diagnostiziert (älteres Schulkind) und nicht behandelt. Seine Erfahrungen sind nicht die Besten, deshalb lehnte er es ab. Mit der Konsequenz des ewigen Chaos' im Kopf und sich Anfeindungen vom Hals zu halten. Überall wurde kritisiert, gemobbt und hat später selbst gemobbt. Das Spielen begann letztes Jahr, wobei ich nicht weiß, wie lang vorher die "Grauzone" lief...
Nun mit dem Medikament ist er überhaupt erst in der Lage, immer öfter klare Gedanken zu fassen. Er war unglaublich konfus. Leider lehnt er wieder ein Arztgespräch ab, um die Medikation zu besprechen. Insofern kann ich nur feststellen, mein Sohn kann nichts realistisch beurteilen und muss aus schmerzhaften Erfahrungen selber lernen. Ob er überhaupt etwas daraus lernt, wage ich zu bezweifeln. Das hat in der Vergangenheit jedenfalls nicht geklappt. Und da sehe ich meine Schuld: das ständige Hinzuspringen und Situationen retten meinerseits, haben ihn wahrscheinlich immer passiver werden lassen....
Ganzt toll finde ich Dein Bemühen, spielfrei zu werden. Wie schafft man das überhaupt? Womit hat es bei Dir angefangen, magst Du dazu etwas sagen?
Liebe Grüße AlexandraX

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Taro am 10.12.2022 21:35:12
Moin Alexandra,

vieleicht set Ihr beide schon auf einem ganz guten Weg. Für mich der Schlüssel in die Spielfreiheit, ganz sicher die Selbsthilfegruppe.
In meinem Thread https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?topic=592.0  habe ich im Startbeitrag genau über Dein Thema geschrieben. Sicher interessant die Antworten.

Taro
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 12.12.2022 18:05:02
Wieder wurde ich unruhig als ich nichts vom Sohn hörte und ich habe mich dagegen entschieden, mir seinen Kontostand anzuschauen. Ich will es nicht wissen. Wie soll ich sonst loslassen? Meine Katastrophengedanken (Wohnung verlieren, Arbeit verlieren und das ganze weitere Drama) muss ich fast gewaltsam zum Schweigen bringen. Das liegt mir überhaupt nicht. OK, meine Angst ist nicht seine und ich darf sie ihm nicht überstülpen. Das habe ich verstanden; nun muss das "nur" noch ins Gefühl integriert werden. Schwerstarbeit.
Schlafstörungen, es geschieht soviel Schlimmes im Freundeskreis, haben mich nachts geweckt, mehrere Stunden schlaflos. Ätzend.
Danke Taro für Deine Antwort. Ich habe Folgendes von Fred für mich Bedeutsames gefunden:
"Besondere Lebensumstände machten mir mein Verhalten und die notwendigen Konsequenzen deutlich."
Was muss mein Sohn noch erleben, damit er Konsequenzen ergreift? Ich brauche Geduld....  ::)habe ich nicht, will ich aber :D
Heute rief das Fachamt der Betreuung an, Altfälle sollen bis Ende Dezember abgeschlossen sein. Ich war so perplex, daß ich nicht nachgefragt habe, ob er dazu zählt. Ich musste weinen, das am Telefon zu unterdrücken hat mich abgelenkt von der Frage... Jedenfalls bin ich etwas beruhigt, es scheint ein Ende zu nehmen mit der Warterei und Armutsgedanken.
Erst wenn der Betreuer im Boot ist, kann ich ins Krankenhaus. Ich erfahre diese Woche, ob und wann das der Fall sein wird. Beim Antrag auf Betreuung im Sommer habe ich schon gespürt, daß ich nicht die Kraft für alles hatte. Aber wie es so ist, inmitten des Chaos wachse ich erstaunlicher Weise über mich hinaus und funktioniere. Seitdem gab es zwei Nervenzusammenbrüche, meine Freunde haben das mit mir ausgehalten. Das ist unschlagbar toll. Ich bin so dankbar, aufgefangen zu werden, ein Teil der Gemeinschaft zu sein...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 15.12.2022 10:37:33
Ich brauchte viel Ruhe die letzten Tage und habe mich nicht wirklich zu etwas aufraffen können. Das ist ok, ein Fortschritt, da der innere Antreiber die Klapppe hält.
Die Richterin hat noch gar kein Gutachten erhalten, diese ewige Warterei auf ein Vorankommen ist zermürbend.  Die Gutachterin war vor ca 6 Wochen im Gespräch mit Sohni. Und er hat der Richterin gesagt, erhabe alles im Griff. Das habe ich verneint, und die aktuelle Situation beschrieben. Sie versucht nochmal, ihn zu erreichen.
Ich habe nicht auf sein Konto geguckt, ich will es nicht wissen. Eigentlich schon, aber ich gewöhne es mir langsam ab, ihn auf alles Mögliche hinzuweisen bzw Rechnungen zu bezahlen. Er lernt aus Erfahrungen früher oder später und kann so sein Selbstwertgefühl aufmöbeln, hoffentlich. Die Betreuung macht er für mich, ja genau, daran erkennt man schon die Verdrängung, daß er ein Problem hat, dem er sich stellen muss. Dass so eine Betreuung Angst auslöst, kann ich mir gut vorstellen. Sie gilt, wenn eingerichtet, erst ein 1/2 Jahr, dann schaut der Richter weiter. Es wäre eine große Hilfe, die Finanzen zu klären und die Erbschaft zu sichern. In einem Jahr wurden ca 40.000€ verspielt. Und die meisten Rechnungen außer acht gelassen inkl Inkasso... Ich wäre damit auch entlastet, steige weiter aus aus meiner Rolle. Als einzige sich kümmernde Verwandte ist mein bisheriges Verhalten das eines CO- Abhängigen. Aus dieser Rolle kann ich erst vollkommen aussteigen, wenn jemand anders die Finanzen regelt. Momentan stelle ich mich darauf ein, daß die Januarrechnungen (Miete etc) nicht mehr gezahlt werden von mir. Obwohl es zuletzt nicht mehr mein Geld war, wiegt mir die Verantwortung dafür zu schwer- und hält das Problem am Laufen.
Dieser Abstand zu meinem Sohn tut mir nicht gut. Ich habe immer das Gefühl, ihn im Stich gelassen zu haben. Faktisch stimmt es nicht. Es ist ein altes Gefühl von mir, weil ich niemals unterstützt wurde vom Elternhaus. Meine Anstrengungen, im Leben zurecht zu kommen, haben mich oft an meine Grenzen gebracht. Es war schlicht niemand da, dem ich gewagt hätte, Fragen zu stellen. Also habe ich mich allein und einsam durchgeschlagen.
Das Gefühl ihn hängen zu lassen, ersetze ich langsam mit: er hat die Chance erwachsen zu werden.
Genug davon.
Heute gibt es nich einige schöne Dinge, die auf mich zukommen und das versüßt den Tag. Meine Vorhaben werde ich außerdem weiter verfolgen, und ich registriere, wie schön es ist, dafür Energie zu haben.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 17.12.2022 09:23:48
Gestern ging der Tag anstrengend los. Mein Gasversorger hat einfach eine hohe Summe abgebucht, wogegen ich schon vor 14 Tagen widersprochen hatte. Null Reaktion auf Emails und Foto Zählerstand. Ich dachte, mit einem Telefonat ließe sich das klären. Der 4. Mitarbeiter, dem ich dieselbe Geschichte erzählen musste (nach 1,5 Stunden Telefoniererei), brachte mich dann zum weinen. Das hat mich verstört, nahe am Wasser gebaut, ich? Ja, so ist es. Wenn ich mein Tagebuch nachlese, kommt es öfter vor in letzter Zeit. Die Reserven sind verbraucht.
Mir wurde dann angeboten, die Abbuchung zurück zu buchen, ein neuer Abschlag folgt ab Januar und die alte Rechnung wird korrigiert. Seit Beginn des Krieges bin ich geizig mit heizen, tagsüber in einem Raum 16°, andere Räume unbeheizt. Entsprechend gering ist der Verbrauch. Das zeigt sich im Zählerstand, der nicht beachtet wurde. Nun wird sich hoffentlich zeigen, daß alles korrekt abläuft.
Das erste Mal in der Angehörigengruppe Suchtkranker hat viel Staub aufgewirbelt, tat aber gut. Phasen in denen sich Angehörige von Suchtkranken befinden, wurden erläutert. Und natürlich das Befinden der Teilnehmer. Mir gefiel, daß wenige Angehörige da und Gespräche intensiv waren. Schwierig ist nach wie vor, daß ich mich nur allein um Sohni kümmern kann. Und das ohne Reserven... Schwierig ist auch, in welcher Form ich helfen kann. Eine Idee der Anderen Teilnehmer hört sich gut an, vielleicht bekomme ich das hin?
Gottseidank habe ich heute und morgen etwas Schönes für mich vor.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 21.12.2022 21:26:56
Nachdem ich mich ausschließlich um mich gekümmert habe, sind die Nerven etwas besser. Aber immer noch ist es ganz dünnes Eis. Jeden Tag bekomme ich den Spiegel vorgehalten: meine Krankheiten schlagen doppelt zu, wenn ich nicht akribisch auf mich aufpasse.
Und ich möchte nie wieder so krank sein, wie ich war. Es ist ein Balanceakt, das richtige Maß an Selbstfürsorge und Dasein für Sohni hin zu bekommen.
Ist schon klar, die Phasen, die Angehörige durchlaufen, haben es in sich. Weg vom Beschützen, parallel vertrauen zu lernen, weg vom Kontrollieren (was praktisch automatisiert war, es hat gedauert, das zu sehen) und die Abwehr, die bis auf einen Moment, nicht vorhanden ist.
Ich will keine Vorwürfe machen, es ist destruktiv und nützt niemandem.
Mit etwas Abstand konnte ich mich an die Hilfe, die ein Beistand ohne Beschönigung ist, etwas herantasten. Ich muss sehr überlegen, in welcher Form die Hilfe sein muss, um die Sucht nicht unbewusst am Laufen zu halten. Gestern habe ich nach Tagen endlich das richtige Angebot gemacht. Und die Antwort kam prompt. Ok.
Ich habe selbst viele Jahre gelitten, weil niemand für mich da war. Und deshalb kenne ich die Verzweiflung, die Sprachlosigkeit, die Angst, unterzugehen. Eine Krise nicht mehr meistern zu können, weil die Kraft aufgebraucht ist. Deshalb und nur deshalb habe ich zu sehr beschützt, gegängelt. Das verstehen viele nicht gleich. Kann man auch nicht erwarten. Aber ich erwarte Geduld, aufrichtiges Interesse, oder dies gar nicht. Das muss jeder selbst entscheiden. Es steht niemandem zu, zu bewerten. Selbst wenn ich 1000 Meilen in den Schuhen eines anderen gegangen bin, weiß ich doch nichts von ihm.
Und nun strecke ich meine Hände nach Sohni aus, nur als Angebot. Und ich lasse ihn machen, ohne ihn fallen zu lassen.
Anfang des Jahres spürte Sohnis Vater, dass etwas nicht stimmt und ich bin sicher, er hätte einen Weg gefunden, einfühlsam und liebevoll und ernsthaft. Und nun, zu Weihnachten erleben Sohni und ich die riesige Lücke, die er hinterlassen hat. In dem ganzen Drama ist die Trauer zu kurz gekommen, hatte viel zu wenig Platz. Es bricht mir das Herz, dass Sohni so früh seinen Vater verlor. Diese Verbindung war von Anfang an sehr eng mit Freiheitsdrang auf beiden Seiten. Ich kann nur zusehen und da sein, auffangen so gut es geht. Meine Trauer ist auch noch nicht durchgedrungen. Dafür war keine Zeit, als soviel erledigt werden musste. Das was wir durchgemacht haben, ist existentiell, in jeder Hinsicht. Junge Menschen sollen das nicht erleben müssen. Ein frommer Wunsch...
Einer muss stark sein. Und eigentlich will ich das nicht mehr müssen.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: MiLu am 21.12.2022 22:50:12
Hey Alexandra,
Ich mag deine Art, Dinge zu reflektieren, sehr gerne! Du bist Herr deiner Sinne, auch wenn das Einem manchmal so Vieles abverlangt! Eine Persönlichkeit, die viel erleben durfte! Ich schreibe dies bewusst, denn erleben müssen, können Viele  ;) Etwas daraus zu machen, können leider nur wenige... weiter so! Und dein Sohn- ja, er muss auch einen Weg gehen.... aber du bist da, Mama! Egal, was er nun macht- mehr kannst du nicht machen! Jeder trägt irgendwann und irgendwie sein Leben!
ABER: DU bist da! Alles Weitere muss er tun....
LG MiLu
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 27.12.2022 20:00:54
Liebe MiLu herzlichen Dank für Deinen Zuspruch!
Weihnachten war nicht so wie befürchtet. Gottseidank. Wir verbrachten den Heiligen Abend woanders als sonst. Damit die Trauer nicht lähmt. Das war gut so. Denn mein Sohn teilte seine Trauer mit einem Gleichaltrigen, das war schön zu sehen. Und dadurch entstand eine unverhoffte Nähe, die tröstet.
Und das schönste und einzige Geschenk war die Nachricht eines Betreuers. Ich bin so erleichtert, zum Teil wenigstens.
Es krachte auch kurz zuvor zwischen Sohn und mir: das verlorene Vertrauen lässt sich eben nicht anstellen, sondern muss erarbeitet werden. Das habe ich pragmatisch geäußert. Warum soll ich hinterm  Berg halten mit meinen Gefühlen, sie soll der Spielsüchtige gern wissen. Das gehört auch zur Übernahme der Verantwortung. Genauso wie ich meine Verantwortung ernst nehme: die Angst bei mir zu lassen, keine Kontrolle auszuüben, kein Beschützenwollen und keine Wut durch Abwehr der Tragödie. Jeder muss eben einen Eiertanz machen. So ist es eben.
Das wichtigste ist mir immer, dass wir eine Verbindung haben, sie pflegen, egal was ist.
Es geht mir gut, endlich mal.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 30.12.2022 16:25:18
Heute ist ein weiterer schwerer Tag. Ich sehe, dass das Konto leer ist, wieder gespielt. Drei Tage nach Gehalt. Und die Fixkosten können nicht bezahlt werden. Ich tue es nicht. Das Muttetherz ruft "hilf", der Verstand sagt "Nein, nicht so". Worin besteht meine Aufgabe, außer loslassen und Angst in Schach halten?
Angst vor Beschaffungskriminalität, vor Verlust der Wohnung, der Arbeit, der Existenz, Angst überall.
Gerade habe ich wieder vom Suizid eines Spielers erfahren. Das ist entsetzlich.
Wie/ womit kann ich eine Hand reichen ohne in die Co- Rolle zu rutschen, die das Spielen am Laufen hält? Oder ist das bereits falsch, jede Handreichung ist bereits eine Co- Handlung??
Zusehen zu müssen ist furchtbar, erfordert unmenschliche Kräfte.
Ich fühle mich so hilflos.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: JJ am 30.12.2022 17:02:32
Hallo Alexandra,

also meiner Meinung hast Du gerade einfach due Aufgabe, auf dich selbst aufzupassen. Es geht dir selbst nicht gut. Und du solltest darauf achten, dass es dich nicht selbst komplett in den Sumpf zieht und dir die Luft zum atmen nimmt.
Mache alles was dir gut geht: lies ein Buch, koch dir etwas gutes, mach einen Spaziergang, triff dich mit einer Freundin. Alles was Deiner Seele gut tut ist gerade richtig!!!
Wenn Du auf Dich aufpasst tust du auch für ihn etwas gutes.
Und mehr kannst du im Moment denke ich einfach nicht für ihn tun.
Und wenn es so ist, dass er sein ganzes Erbe verzocken muß, dann ist es so.
Vielleicht muß er so lange im freien Fall sein, bis er hart unten aufprallt. Von Mama gefangen werden reicht nicht. Und wenn das so ist, dann ist es so.
Wenn er aufwacht, wird er sich Hilfe holen. Und Du wirst merken, wann er so weit ist.

Kümmere Dich um Dich, Alexandra!!! Kümmere Dich um Dich!!!

JJ
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 30.12.2022 18:22:57
Hallo Alexandra,

also meiner Meinung hast Du gerade einfach due Aufgabe, auf dich selbst aufzupassen. Es geht dir selbst nicht gut. Und du solltest darauf achten, dass es dich nicht selbst komplett in den Sumpf zieht und dir die Luft zum atmen nimmt.
Mache alles was dir gut geht: lies ein Buch, koch dir etwas gutes, mach einen Spaziergang, triff dich mit einer Freundin. Alles was Deiner Seele gut tut ist gerade richtig!!!
Wenn Du auf Dich aufpasst tust du auch für ihn etwas gutes.
Und mehr kannst du im Moment denke ich einfach nicht für ihn tun.
Und wenn es so ist, dass er sein ganzes Erbe verzocken muß, dann ist es so.
Vielleicht muß er so lange im freien Fall sein, bis er hart unten aufprallt. Von Mama gefangen werden reicht nicht. Und wenn das so ist, dann ist es so.
Wenn er aufwacht, wird er sich Hilfe holen. Und Du wirst merken, wann er so weit ist.

Kümmere Dich um Dich, Alexandra!!! Kümmere Dich um Dich!!!

JJ

Ja, Du hast so recht. Herzlichen Dank JJ.
Er hat begonnen mit einer Therapie und ich befürchte, er lügt sich in die eigene Tasche. Ich muss ihn machen lassen. Es ist nur so schmerzhaft zuzusehen. Ich bin die einzig Eingeweihte. Das lastet auch auf mir.
Es gibt viel, das ich für mich tue, muss es "nur" konsequenter angehen. Dh mich nicht davon abbringen lassen... Es tut so gut, das hier aufzuschreiben, loszuwerden.
Mit Glück kann ich bald ein paar Wochen raus aus dem Hamsterrad.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 30.12.2022 18:58:05
Hallo Alexandra,

Ratschläge sind immer aus unserer Erfahrung, natürlich auch über andere die so etwas durchlebten und uns berichteten.
Keiner hier steckt in dem Kopf Deines Sohnes, wir sind alle verschieden in den jeweiligen Emotionen.
So ist es aber dann auch mit Dir selbst.

Mein jüngerer Sohn, ich habe die Kontovollmacht, sein Arbeitgeber ist mein Freund, sein Vermieter bin ich selbst,
seine ganze  Korrespondenz mit Behörden usw wickle ich eh ab, Gebühren usw...verwalte ich über sein Konto.
Er kann dies alles nicht alleine, Drogen Spielen, Alkohol.....von allem etwas.

Ich sagte ihm, mache dies doch nicht...lasse es bitte sein.
Er flüsterte mir ins Ohr, ja mache ich gerne...ich liebe Dich doch.
Ich sagte ihm, du wolltest  es doch sein lassen.
Er flüsterte erneut, werde ich nun auch tun...ich liebe Dich doch.

Ich kann nicht mehr machen, es ist nicht möglich, dahinter stecken alle Mühen eines Vaters und in meinem Fall, weit darüber hinaus.
Liebe Alexandra, es gibt hier kein "die Messer sind nun gewetzt, soll er doch schauen wo er bleibt."   
Es ist mein Leben, so wie ich es führe und seines ist mit mir immer verbunden.
Wir kommen beide damit zurecht!

In meinem Leben begegnete ich vielen Menschen mit Depressionen.
In Therapien oder Gesprächen, einige sind selbstverschuldet auch verstorben.
Es war nie der Grund was sie denn vorher so machten, niemals.
Spielen, Saufen, Heroin, Liebesschmerz, Verlust.......es war immer "nur" wie sie emotional nicht damit umgehen konnten.
Sollte Dein Sohn in eine schwierige Hoffnungslosigkeit geraten, sollte er schreien so laut er nur kann.
Dann  kann man ihn auch hören und versuchen ihn aufzufangen, dann bist Du immer da.
Unternehme Dinge mit ihm die Euch beiden Spaß bereiten und Euch stärken.
Es ist Eure Zeit.
Alles andere ist nun einmal in seinem Kopf, er wird immer selbst endscheiden ob es dort im Verborgenen bleibt.
Genau so wie bei Dir auch.
Wir versuchen zu tragen, was der andere nicht alleine tragen kann..wir sind Riesen Alexandra.
Konsequenzen ....haben eine Grenze, dann ist es nun einmal so wie es ist.

Liebe Grüße
   
 
       
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 02.01.2023 20:34:21
Heute ist ein relativ guter Tag.
Morgen kommt ein Anwalt zum Sohn, was mich unheimlich entspannt. Mir ist nicht klar, ob das der Betreuer ist?
Ich bin chronisch krank und da waren die 8 Monate intensive Unterstützung viel zuviel. Aufgeben, ihn vor die Hunde gehen lassen, das kam nicht in die Tüte. Es gibt niemanden mehr in unserer Familie.
Aber jetzt kann ich wieder anders auf meinen Sohn zugehen, ich gebe die Funktionen ab. Und wir können wieder zusammen entspannen, Spaß haben, darauf freue ich mich. Es wird wohl noch dauern, bis es soweit ist. Trotzdem fängt das Jahr gut an.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 04.01.2023 19:29:25
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Nun war der Verfahrenspfleger bei Sohni und er fühlt sich gut aufgefangen, hat ihn gleich in sein Herz geschlossen. Es dauert weitere Wochen für den nächsten Schritt. Es ist unfassbar: da braucht man Hilfe und verhungert monatelang am langen Arm des Verfahrens. 6 Monate zieht sich das Procedere hin. Es ist Dauerstress für ihn und für mich.
Ich bin beruhigter durch seine (anscheinende wirkliche?) Auseinandersetzung mit dem Thema. Misstrauen ist leider da, wird sich auch nicht so schnell beseitigen lassen. Aber ich bin froh, einen Umgang gefunden zu haben, in dem mein Co-Verhalten selten vorkommt. Eine Ausnahme gibt es jetzt in Form eines Lebensmitteleinkaufs, da das Geld aufgebraucht ist. Ich möchte, daß er etwas zu essen hat und die Gefahr der Beschaffungskriminalität senken.
Ich vermute, daß er so lange alles geheim gehalten hat, weil er mir das nicht zumuten wollte und immer wieder annahm, es selbst zu schaffen. Es ist einfach traurig, wenn zwei so krank sind und da allein durch müssen. Schließlich haben wir einen wirklich harten Lebensweg bereits hinter uns und ich wünsche ihm deshalb Ruhe, Glück, Zufriedenheit. Er ist so ein feiner junger Mann und hat es verdient, daß sein Leben einfacher wird.
Machtlosigkeit kennen wir beide zu genüge, und es ist unbeschreiblich anstrengend, sich fortwährend durchs Leben zu kämpfen.
Ich halte mich an Kleinigkeiten fest, die ich konserviere um sie gedanklich wieder hervor zu holen, für die wiederholte Freude. Heute war ich bei Tantchen, habe alte Fotos mit ihr geschaut (wer ist wer?), Obst geschält und normal geklönt, wie auch immer vor ihrem Umzug ins Heim. Und für sie stricke ich die Socke für ihren Sohn, um ihr eine Freude zu bereiten. Es ist schlimm, wenn der Körper nicht mehr mitmacht und so versuche ich, das was noch geht, mit ihr zu machen und auszukosten. Und ich bespreche mit ihr meine Probleme, wenn sie sie wissen möchte und höre auf ihren Rat. Auch das ist unsere Normalität. Ich brauche sie, ohne sie festzuhalten. Wir genießen das Zusammensein; das gibt uns beiden Kraft.

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 04.01.2023 20:36:06
Hallo Alexandra,

ich lese, automatisch läuft parallel eine Analyse im Hintergrund, wie bei jedem ja auch.
Eine dann event. folgende Antwort entsteht meist aus einer Emotionalität.
Die dann natürlich auch jene Richtung faktisch einschlägt.  :)

Es ist kaum möglich sich durchs Leben zu kämpfen um eine Leichtigkeit zu erlangen.
Sorgen, Ängste, Trauer, Misstrauen, Verzweiflung, Unmut.....
Daher war es schön zu lesen von Dir, dass Du Dich auch mit Freude umgeben kannst.
( Gedankliche Konservierung und dann auf Abruf....ist eine naja... komplexe Umschreibung der Abläufe für einen schönen Moment . :) ) 

Leider ist Euer Schicksal mit einem traurigen Verlust verbunden, etwas was wir wohl alle eines Tages erleben müssen.
Die Anstrengungen in alle Richtungen werden dadurch nicht leichter.

Was nun aber zu sehen ist, bist Du mit Deinem Sohn.
Er hat Fehler gemacht...ich sehe keinen der nun  alles für immer verändern würde!
Er geht in eine Therapie, ein Verfahren zur Betreuung ist am laufen.
Nur zwischen Euch beiden... gab es in  der letzten Zeit eigentlich einmal etwas positiveres als Jetzt diese Tage ?`
Weichen sind gestellt...was auch kommen mag..als Mutter wirst Du eh niemals so frei sein, Du weißt es doch selbst.
Dies ist nichts schlechtes, es ist eine Verbundenheit die Dich nicht so quälen sollte.
Daher lasse endlich los....nicht von Deinem Sohn, sondern der erdrückenden Sorgen um etwas, was von Dir eh nicht planbar wäre.

Vertrauen in Dich selbst.

Liebe Grüße     
 
 
 

 



               
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 06.01.2023 14:03:20
Wenn ich einen Schalter hätte, alles abzuschalten - das wäre zu schön.
Distanz finden ist ein täglich neuer Anlauf. Wenn Gedanken mich nachts aufwecken, Gedanken die ich bestimmt nicht haben will, finde ich das saublöd. Ändern kann ich daran nichts. Ich versuche mich zu beruhigen, weder aufzupassen noch seine Probleme zu lösen. Es tut trotzdem sehr weh.
Also gut: Distanz. Und so beschäftige ich mich mit Dingen, die mich ablenken, mir wenigstens kurze Zeit gut tun. Bis dann die nächste Meldung, es geht ihm schlecht, mich erneut alarmiert. Und wieder versuche ich mich zu beruhigen. Ich möchte es einfach auch mal einfach haben verdammt. >:(
Die Panik ist etwas kleiner geworden, ist einer Aufgeschrecktheit gewichen. Das ist ein Anfang. Ich kann nur mein Mitgefühl ausdrücken und fragen was zur Bewältigung gebraucht wird. Und wieder zu meinem Allerlei zurückkehren. Aber das erscheint mir so profan und vernünftig, mental wird das Vorgehen bestätigt, emotional siehts ganz anders aus. Ich weiß inzwischen, was mein falsches Verhalten ist und hüte mich davor, wieder in die Falle zu tappen. Es fühlt sich nicht richtig an, ist aber logisch, konsequent und soll mich ja schützen.
Positive Ereignisse zusammen sind rar gesät. Ich frage manchmal, ob wir bspw etwas unternehmen könnten; aus Kraftlosigkeit, Scham oder so bleibt es nur bei dieser Frage. Dabei wäre das doch richtig: sich trotzdem Auszeiten nehmen, entdecken, was das Leben Schönes zu bieten hat. Ich kann es nur anbieten. Und warten, ob das Angebot angenommen wird.
Dieser erste Schritt für Spieler und Angehörige/ Freunde, sich die absolute Hilflosigkeit einzugestehen, ist wohl das Schwerste überhaupt. Sich zu sagen, ich bin am Ende. Wenn erst dann die Verantwortung übernommen werden kann, und man sich bis dahin immer wieder bemüht, den Kopf über Wasser zu halten... wenn erst dann die reale Auseinandersetzung beginnen kann, frage ich mich, was hilft, den ersten Schritt tatsächlich zu tun? Moralisieren, schimpfen, drängen, vorwerfen, alles ungeeignet. Vertrauen in die eigene Kraft, in nahestehende Menschen, daß alles möglichst wertfrei angesehen werden kann, das klingt für mich richtig. Ich möchte das Gefühl haben, daß ich mit meinen Fehlern immer noch als Mensch gesehen werde und hilfreiche Hände da sind, die mit einem durch tiefste Täler gehen (könnten). Alleine scheint dieser Kraftakt so unmöglich, daß niemand den Mut haben kann, sich allein in die Auseinandersetzung zu trauen, mit allen Tränen, aller Wut, aller Scham und Verzweiflung. Ich habe diese Erfahrung, allein durch die grösste Sch... durchzugehen, öfter machen müssen, daher kenne ich die Kraft der Verdrängung. Diese langsam abzuschälen, Schicht um Schicht, wie bei einer Zwiebel, braucht Vertrauen in andere und sich selbst.
Dieses Tagebuch soll die Bewältigungsschritte zeigen, mal rückwärts, mal vorwärts. Und wird mir vielleicht helfen bei der zunehmenden Ablösung- das ist zumindest die Hoffnung. Wenn das von heute auf morgen ginge, bräuchte ich kein Tagebuch. Jetzt wäre Meditation angebracht, noch etwas Gutes für den Abstand...

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Taro am 06.01.2023 17:27:14
Dieser erste Schritt für Spieler und Angehörige/ Freunde, sich die absolute Hilflosigkeit einzugestehen, ist wohl das Schwerste überhaupt. Sich zu sagen, ich bin am Ende.
Im ersten Schritt gestehe ich mir die Machtlosigkeit ein, Hilflos bin ich nicht. Machtlosigkeit bedingt das ich aufhöre gegen das Spielen zu kämpfen. Die bedingslose Kapitulation dem Spielen gegenüber. Das macht den ersten Schritt sehr einfach, ich muss es nur machen.

Mir hat die Sorge um mein Leben und heute um die Sorge um das Leben meiner Kinder sehr geholfen, meine Sorge in die Sorge von Gottes Händen zu überlassen. Ich gebe meine Sorge also einfach ab. Dabei gebe ich aber nur Dinge ab, die ich nicht ändern kann. Auch wenn man nicht gläubig ist, funktioniert das auch, wenn man es einfach ausprobiert.

Taro
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 06.01.2023 22:07:48
Im ersten Schritt gestehe ich mir die Machtlosigkeit ein, Hilflos bin ich nicht. Machtlosigkeit bedingt das ich aufhöre gegen das Spielen zu kämpfen. Die bedingslose Kapitulation dem Spielen gegenüber. Das macht den ersten Schritt sehr einfach, ich muss es nur machen.

Taro
Ist der Suchtdruck nicht immer da, drängt sich nicht allem auf?
Wenn ich das auf mich beziehe: ich brauche mich nur dafür entscheiden, mir keine Sorgen mehr zu machen und mir die Machtlosigkeit eingestehen? Und dadurch bin ich wieder handlungsfähig, also nicht mehr hilflos? Ich habe keine Erfahrung damit und kann mir nicht vorstellen, so umzuswitchen...
Was sind die Zwischenschritte, die Brücke zur Umkehr? Hattest Du welche?
Danke Taro
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: MiLu am 06.01.2023 22:40:49
Liebe Alexandra, ich lese Dich sehr gerne! Du setzt Dich gut mit all den Teilen im System auseinander. Es gibt viele Lösungen und doch eben nicht nur die Eine... das macht es so verdammt schwierig! Du setzt Dich nun immer mehr mit Dir auseinander-sehr gut: denn das ist der Weg zu all den Lösungen. Welche es letztlich sein wird, bestimmt die Zeit und Dein Weitergehen . Vertraue Dir und den Händen, die Dich halten möchten. Es werden noch einige Tiefschläge folgen, doch Du kannst daran wachsen, wenn auch mit vielen Tränen. Gib das, was Du geben willst, doch gib nicht mehr als Du geben kannst. Er entscheidet so wie Du nun auch....

Liebe Grüße und das Beste

MiLu

 
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Taro am 06.01.2023 23:56:40
Moin Alexandra,

ich bin mir sehr sicher, das jeder Süchtige der trocken wird diesen ersten Schritt geht und somit vor der Sucht kapituliert. Und das gilt auch für Menschen die diesen Schritt nicht kennen. Ich habe immer eine etwas platte Erklärung für das was ich meine.

Stelle Dir vor, Du hast ein Anwesen und eine schwerr bewaffnette Armee greift Dich und Deinen Sohn an. Ihr habt beide ein Luftgewehr um euch zu verteidigen. Solange Ihr kämpft und zurückschiesst seit Ihr der Armee hilflos ausgeliefert. Erst wenn jeder von euch aufhört zu kämpfen und euch ergebt wird etwas neues kommen. Ihr hört auf zu kämpfen.

So ist es dem spielen gegenüber. Du fragst, ob der Suchtdruck sich nicht allem aufdrängt. Doch, gerade am Anfang ist der Suchtdruck oft anwesend. Aber ich habe ja aufgegeben, also gehe ich nicht spielen. Ich würde gerne fliegen können, kann ich aber nicht, es wäre mein Tod wenn ich mich von einer Klippe stürze, Ich bin eben kein Vogel, daher lasse ich es.
Ich w0rde auch gern spielen können, kann ich aber nicht, weil ich Spieler bin. Da ich nicht mehr kämpfe lasse ich das Spielen.

Das der Glaube an einen liebenden Gott nicht sehr beliebt ist weiss ich. Es vereinfacht es für mich aber sehr. Ich bin zutiefst davon überzeugt, das mein Gott nicht möchte das ich spiele.

Taro
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 07.01.2023 08:39:59
Danke MiLu und Taro
In Gefühlen und dem Umgang damit bin oft irritiert. Meine Traumatisierung hat dazu geführt und macht es so schwer, das richtige im richtigen Moment zu tun. Dazu kommt noch das Maß an Unterstützung, fern von Gluckendasein und fern von Alleinlassen, irgendwo dazwischen bewegt sich die Aufmerksamkeit für meinen Sohn.
Ich habe nie Unterstützung im Elternhaus erfahren, es gibt keine Erfahrungen auf die ich zurückgreifen kann. Daher kenne ich die Verzweiflung, die abgrundtiefe Einsamkeit, das möchte ich meinem Sohn nicht antun. Rücken stärken, Mut machen, da sein auf Nachfrage, das fühlt sich richtig an. Soweit bin ich einverstanden.
Und nun das Gegenüber: vertrauen und sich anvertrauen ohne kritisiert und bevormundet zu werden. Die Würde behalten, unabhängiger werden ohne sich zu verlieren und sich selbst immer weiter kennen zu lernen. Die Erfahrungen mit anderen sind oft nicht förderlich gewesen, so dass er sich in sich einigelte. Und langsam blinzelt er da heraus. Seine fachliche Unterstützung tut ihm gut und mein Versuch, ihn sanft und beharrlich zu konfrontieren. Keinen Gesichtsverlust erleiden lassen... Das geht mit wirklich halsstarrigem Willen, und daran habe ich gestern festgehalten. Das Experiment, loslassen der Sorgen, mir meine Machtlosigkeit eingestehen, möchte ich wiederholen. Zumindest wurde ich nicht von den Sorgen geweckt. Alles übt sich durch stetige Wiederholung, seufz.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 10.01.2023 22:21:03
Es ist schwierig, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass ich die Sorgen loslassen, machtlos kapitulieren muss. Es fühlt sich künstlich an, verhindert aber nicht die Angst, dass mein Sohn weiter abrutscht. Gestern nahm ich erschreckt zur Kenntnis, dass die Sucht bis an mein Lebensende andauern kann. Noch ein Grund mehr, mich an mir selbst festzuhalten. Und gleichzeitig von Fürsorge, Kontrolle und Anschuldigungen die Finger zu lassen. Ich übe.
Und bin da für ihn, begleite ihn, wenn er es wünscht. Noch ist weder Kraft noch Zeit mal einen Ausflug zu machen. Vielleicht mag er Sonntag mal losgehen.
Zurück zu mir: ein Klinikaufenthalt rückt in greifbare Nähe. Einerseits muss es sein, dringend. Andererseits fällt es mir sehr schwer, nicht mehr stützend zur Verfügung zu stehen. Das ist "nur" meine Angst, ich weiß es ja. Das beruhigt mein Herz noch nicht. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass mein Sohn mehr kann und schafft, als ich mir vorstellen kann. Wir sind beide äußerst zäh, unfreiwillig. Und so blöd es klingt, man wächst mit seinen Aufgaben. Das klingt zynisch, ist aber nicht so gemeint. Resilienz, die Kraft neue Wege zu finden, sich auf seine eigene Stärke zu besinnen, das können wir. Hoffen wir mal....
Was mich betrifft helfen Kleinigkeiten zur Ablenkung.
Ich bin so müde mit dem Ganzen, vielleicht schaffe ich es, Freitag einen Entspannungstag einzuhalten. Das wäre so schön. Und morgen gibt es 2 schöne Ereignisse für mich. Yes!
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 13.01.2023 21:38:37
Im Umgang mit bisher völlig Fremdem wich die Unruhe und Unsicherheit einem inneren Frieden. Nicht alles glauben was berichtet wird, kritisches Denken, sich und alles anzweifeln - so finde ich meinen Weg. Und sei er noch so lang.
Ich fühle mich beruhigt, ein wirklich guter Austausch mit Gleichgesinnten tut so gut. Es spielt überhaupt keine Rolle was andere sagen, für richtig halten. Es gibt Varianten, frage 10 Leute und Du bekommst 20 Meinungen. Was für mich zählt? Alle Gefühle haben ihre Berechtigung. Ich darf mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Ich darf hinschauen und auf meine Intuition hören. Und sie als Ratgeber nutzen; ich muss mich nicht rechtfertigen.
Ein verzweifelter junger Mann hat begonnen, seine Introvertiertheit abzugelegen. Die Hand reichen, stützen, Halt geben - Kontakt halten, ermutigen- das ist wichtig.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 13.01.2023 22:18:54
Hallo AlexandraX,

es würden mir hunderte Dinge einfallen in kurzer Zeit, die etwas anderes spiegeln hinter Deinem Beitrag.
Hinterfragend inwieweit ja auch eine Resignation einfach einmal so gespiegelt wird und dann daraus eine motivierende  Zielsetzung entsteht.
Auch gäbe es zumindest  in "unseren" Kreisen nur eine Meinung im Umgang mit pathologischen Spielern.
Nämlich nur in eine Richtung...in die Spielfreiheit oder ..kein oder!!!

Nicht so wichtig und auch schön dass ich mich gerade nicht darüber verzerren muss.


....mein jüngerer Sohn war gerade bei mir, ich kam auch gerade zurück nachdem ich ihn heimgefahren habe.
Dann habe ich ja auch Deinen Beitrag gelesen.


... Die Hand reichen, stützen, Halt geben - Kontakt halten, ermutigen- das ist wichtig.
Es ist mir nicht möglich dagegen zu sprechen, es ist mein Wesen.
Und gerade für jemanden den ich über alles Liebe.
Ich muss mich bedanken, es hat mich wirklich beruhigt, jedes Wort von Dir.

Liebe Grüße

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 17.01.2023 21:28:45
Nachdem sich mein Herz beruhigt hat, geht es mir besser. Ich nerve nicht mehr, bohre nicht, lasse ihn machen, lehne die Dauersorgen ab. Es sind seine Erfahrungen, und ich freue mich nur, dass er selbst Handlungsbedarf sieht und sich um sich kümmert. Natürlich wechselt das Befinden und der Spieldruck ist immer da. Er klingt ambivalent und das zeigt mir, dass eine Auseinandersetzung begonnen hat. Damit bin ich zufrieden. Und er möchte nie wieder das schlimmste letzte Jahr erleben- woran er sich sein Leben lang erinnern wird. Seine Worte. Das Vertrauen in mich rührt mich und macht mich glücklich. Weil er sich langsam öffnet und es ihm gut tut. Und weil es mir das Loslassen erlaubt und erleichtert.
 Einmal war er suizidal, seitdem habe ich Angst, wenn ich nicht weiß, wie es ihm geht. Inzwischen schaut er mutiger aus seinem Schneckenhaus, wo er in vermeintlicher Sicherheit ist.
Zugleich sage ich ihm, wie es mir geht (wenn er fragt) und erbitte für mich etwas. Das ist neu. Ich lerne auch zu vertrauen, etwas, das mit meiner Biografie zu tun hat und nicht mit ihm.
Es wird Zeit, zur Ruhe zu kommen und Abstand zu finden, meine Energie ist zZt sehr begrenzt. Das macht mich traurig, fällt mir doch nichts ein, das meine Energie schneller auffüllt, als sie verbraucht wird. Alles was bisher half, reicht nicht mehr aus. Es tröstet mich aber, dass dieser Zustand vorübergehend ist.
Halt geben, wissen und fühlen, es gibt Menschen, die möchten dass es einem gut geht. Das ist Liebe. Und sie ist ein Geschenk.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 19.01.2023 13:01:22
Schlaf habe ich nachgeholt, Gottseidank. Und allmählich komme ich zu den Dingen, die mir wichtig sind. Eine große Entrümpelung von Dias und Fotos hat mich in die Vergangenheit katapultiert. Das war klar, aber heute hatte ich die Kraft dafür. Ich hatte das schon gefühlt seit Jahren vor, aber jetzt endlich konnte ich es tun. Das entlastet mich sehr und schafft Platz für eine entspannteres Jetzt und eine Zukunft, die mir gehört.
Ich möchte sovieles loslassen, Dinge die viel Energie rauben und seit langem ihre Haltbarkeit überschritten haben. Letztes Jahr war an so etwas überhaupt nicht zu denken, die Jahre davor ging es mir einfach zu schlecht dafür. Deshalb freue ich mich nun umso mehr, das in Angriff genommen zu haben. Es sind nicht nur die unguten Erinnerungen, die wach gerufen wurden. Auch die fehlende Entscheidungsfähigkeit hat mich bisher gehindert: was bleibt/ was geht? Eins ist klar: wenn es mir schlecht geht, brauche ich es gar nicht erst versuchen- und mich nicht darüber zu ärgern.
Ich bin erleichtert und kümmere mich um mich. Das ist noch so fremd- und verschafft mir kein schlechtes Gewissen.  :D
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 24.01.2023 09:04:45
Ein Wochenende Hilfe für meinen Sohn, der die Kraft hatte, wieder in Vaters Haus zu gehen und weiter zu machen. Also mieteten wir einen Sprinter, herrlich so ein Spaß, dieses Auto zu fahren. Das gefällt mir richtig gut.
Diese Woche nochmal das Gleiche und dann müssten wirklich alle Sachen weg sein. Es waren insgesamt 3 Wagen Ladungen (wenn nicht sogar mehr) eines 7,5t LKW.
Und dann möchte ich nicht mehr ins Haus. Handwerker, Fotograf, Makler, ich nicht mehr. Es ist auch meine schmerzende Vergangenheit, die abgeschlossen werden möchte.
Gestern habe ich versucht, den Antrag für Wohngeld zu stellen. Dabei fiel auf, dass ich keine Bescheide der Rentenanpassung bekam, wie wohl kein Rentner? In das Formular mussten die Beiträge Sozialversicherung eingetragen werden. Also habe ich jeden Betrag extra ausgerechnet und zu den bisherigen Summen addiert. Die letzten Belege schicke ich mit. Und vorsichtshalber erfrage ich die neuen Belege bei den Rentenversicherungen heute telefonisch. Sie kommen bestimmt, wenn ich in der Klinik bin. Das nervt mich jetzt schon.
Der Januar ist unglaublich kostspielig. 2/3 der Rente geht für die Warmmiete weg. Dazu die Versicherungen, Steuern, 200€ für Lebensmittel müssen reichen für Januar. Der Monat ist für Viele ein Minusmonat. Ich käme nie auf die Idee, meinen Sohn um Hilfe zu bitten. Wenn es sein muss, vielleicht eine Freundin.
Aber bald ist der Monat geschafft. Es ist schlimm, wenn am Ende des Geldes noch soviel Monat übrig ist. Die Erfahrung macht nur Sinn, um mich wieder in meinen Sohn einzufühlen und feinfühlig mit seinem Geldmangel umzugehen. Die Moralkeule tut ihm nicht gut. Also einen wirklich kleinen Einkauf habe ich ihm angeboten, nicht mein Geld . Dann ist mit dem erneuten Mietwagen, Gebühren Recyclinghof fast alles Geld seines Vaters wieder verbraucht.
Gestern habe ich mit meiner Psychologin gestritten. Verstand und Gefühl lassen sich nicht zusammen bringen. Die "Beiden" müssen sich verständigen, fragt sich bloß wie, wenn ich gar nicht spüre, dass ich mich unter Druck setze, erst im Nachhinein merke ich es. Auch das wird Thema für die Zukunft.
Heute bin ich in der Wohnung von Freunden für Handwerker. Diese Freunde sind furchtbar erschöpft, wie gerade fast alle meine Freunde. Jedenfalls tut es mir gut, Freunden unter die Arme zu greifen.
Außerdem bin ich vorsichtig dabei, einen Mann näher kennenzulernen. Das Schönste daran ist, daß ich einigermaßen entspannt daran gehe und vorpreschen vermeide. Mal sehen, wie es weiter geht.
Wo lernt man sich kennen? Internet. Aha, da treiben sich unglaublich viele Vollpfosten herum. Finde die Stecknadel im Heuhaufen. 40 Jahre jünger bis 20 Jahre älter, Statur, Bundesland, Absichten von ein bisschen Spaß bis Abräumer (LoveScammer), seltsame Nicknames, schw... gesteuert, IQ unter der Raumtemperatur  :o
Gottseidank gibt es für jeden Topf einen Deckel. Und ich muss mich nicht verschlimmbessern. Wäsche waschen, Bier holen, Essen kochen, nein danke. Das ist keine Frage. Ich möchte weder ein zweites Kind noch einen Faulipauli.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 25.01.2023 20:56:55
Heute hat sich der Betreuer gemeldet, die Richtern hat die Dringlichkeit gesehen. Und das Erstgespräch findet mit mir statt.
Die Diagnose der Gutachterin hat mich allerdings umgehauen. Demnach muss viel passieren, damit ein zufriedenes, selbstbewusstes, selbständiges Leben möglich wird. Ich bleibe äußerlich ruhig, aber im Inneren...
Und es ist gut und richtig, immer wieder auf seine Intuition zu hören. Wie oft hatte ich dass Gefühl, das ist nicht richtig, es passt einfach nicht, wenn "Rezepte" für den "richtigen" Umgang mit meinem Sohn verteilt werden. Wenn das Leben so einfach wäre. Etiketten aufkleben, Etikettierung kann krank machen, auf jeden Fall werden sie einem Menschen nicht gerecht.
Ich muss mich erstmal beruhigen, fassen, dass Hilfe da ist. Noch bin ich alarmiert, das kenne ich schon. Aufpassen aus der Ferne. Typisch Löwenmutter.
Krallen einfahren, und, ja was wollte ich noch gleich?
Ausruhen, abgeben, Spaß suchen und finden, vielleicht mal Bowling? Und endlich zum Stall, einen langen Spaziergang im Wald machen, in die Sauna verschwinden, laut singen, das Tenorhorn bemühen, ins Kino, und tanzen, oh da sprudeln ja doch schöne Dinge...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 27.01.2023 05:21:02
Und wieder wecken mich tausend Gedanken auf, ein unruhiger Geist, der sich überflüssiger Weise breit macht im Schlaf. Manchmal habe ich das Gefühl, ich sollte nie von der Palme runterkommen, als ob das Schicksal mir nichts gönnt. Wenn es mir Knüppel zwischen die Beine wirft. Probleme lösen, die sich fortwährend auftürmen, noch bevor ansatzweise Lösungen gefunden wurden.
Woran halte ich mich fest? Was tun, wenn das Leben die Kräfte übersteigt?
Wenn ich endlich den Klinikplatz habe, komme ich dann zur Ruhe? Oder doch nicht, weil sovieles geklärt werden muss?
Wer klärt meinen Sohn auf mit der Diagnose? Wie reagiert er darauf und wer gibt ihm Halt? Es ist jetzt völlig klar, warum er die Dinge nicht umsetzen kann, meint eine Freundin mit viel Berufserfahrung bzgl seiner Diagnose. Und ich habe es nie verstanden, weshalb er sich alles so schwer macht, was alles dazu zählt, lässt sich hier nicht sagen. Das ginge zu weit. Das äußere Chaos repräsentiert das Innenleben und selbst ein gesunder, erfahrener Mann kommt angesichts der vielen komplizierten Aufgaben und der Trauer an seine Grenzen. Grundsteuer abgeben, Steuererklärungen des Verstorbenen der vergangenen Jahre anfertigen lassen, verschiedene Gewerke beauftragen für die Reparaturen im geerbten Haus, Müll entsorgen, Friedhofs Angelegenheiten, Bank- und Versicherungsfragen klären, und die Spielsucht inkl - Therapie, Beschaffungskriminalität/ Rechtsanwalt, neue Arbeitsstelle, Arztbehandlungen, Wahnsinn. Das geht seit einem Jahr so, Überforderung auf der Überholspur. Und dann kluge Sprüche, vor die Füße geknallt von Menschen, die urteilen ohne zu wissen. Gottseidank gibt es einen stabilen Freundeskreis, der all das Drama mitträgt und für uns da ist. Wenn mein Sohn das zuließe, die Erfahrung muss er selber machen.
Die Erschöpfung reicht für zwei Leben, ich habe fertig...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 28.01.2023 08:50:30
Ich wiederhole mich.... Das gehört zum Prozess der Bewältigung denke ich...
Ich habe es gehofft und nicht daran geglaubt. Die letzten fürchterlichen Tage setzen sich heute nicht fort. Es geht mir besser, die klebrige Schwärze in mir hat sich davon gemacht. Irgendwoher kommt etwas Regenerationsfähigkeit.
Und doch möchte ich mehr vom Leben. Ich habe es so satt, Katastrophen abzuwenden, zu kämpfen und darob dauernd erschöpft zu sein. Du meine Güte, wie einfach es manche Menschen haben und andere gucken doof aus der Wäsche. Bekannte posten andauernd, welches Land, welche Speisen im Restaurant sie gerade haben, 4 Urlaube im Jahr, alles weichgespült. Ich gönne es ihnen- aber es zeigt mir, wie groß die Sehnsucht nach Entspannung, Lebensfreude ist. Finanzielle Engpässe erlauben mir bis Juni nichts dergleichen, kein Restaurantbesuch, an Urlaub ist überhaupt nicht zu denken, geschweige dringend notwendige Reparaturen. Selbst für einen selbst durchgeführten Umzug, um die Miete zu reduzieren, reicht das Geld nicht.
Also versuche ich, das was ich habe, bewusst wertzuschätzen, heize nicht, das ungedämmte Haus wird erst warm, wenn alle Thermostate auf 3 stehen. Das kann ich mir nicht leisten. Gasunternehmen haben rechtzeitig dafür gesorgt, ihre Verwaltungskosten anzuheben und sich die Pauschale eingesteckt. Davon blieben 43€ übrig, 1/3 meines Gasabschlags. Also gibt es Schmalhans' Küche, ich weiß nicht, wo ich das noch einsparen kann. Das macht mich nervös. Sehr nervös.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahre ich nicht, die ganzen ungehobelten, rücksichtslosen Leute da, regen mich auf. Und dann kann ich mich nicht mehr zurückhalten und bitte um Ruhe und sich zu benehmen, leiser zu telefonieren, ach was, alles mögliche. In meiner Großstadt ist es wahnsinnig anstrengend geworden.
Fürs Radfahren ist es noch zu kalt, das kleine bisschen Freiheit und Flexibilität fehlt mir gerade, auch der Stressabbau wäre jetzt gut. Immerhin könnte ich heute Brombeeren ausgraben, wenn der Boden nicht gefroren ist. Der Garten sieht schlimm aus. Da komme ich auch raus, kann mich austoben.
Nun muss mein Kopf noch zur Ruhe kommen, die tausend unnötigen Gedanken lassen die Anspannung nur sinnlos steigen. Morgen versuche ich, das Gutachten zu bekommen, die letzten Dinge aus dem Haus zu holen und den Sperrmüll zusammen zu legen mit Sohni. Fotos machen, vom Haus verabschieden und nur noch am Mittwoch den restlichen Sperrmüll zum Recyclinghof zu bringen. Danach muss mein Sohn alles alleine erledigen, ich ziehe mich zurück.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 29.01.2023 19:49:32
War wohl nix, mit Sohni etwas zu machen. Der Ärger darüber hat sich gelegt, und ich erkenne, dass ich mich mehr über mich selbst ärgere. Ich wurde zigmal versetzt und jedesmal bin ich wieder überrascht, tststssss irgendwie hat das auch seine Komik.
Kaum habe ich das erkannt, bin ich entspannt.
Diese Wechselbäder Auf und Ab, heute geht's mir gut, gestern und vorgestern waren übel, sind ultra anstrengend. Und nun dieses Gefühl, "war was?" So, das halte ich jetzt mal fest  ;D
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 01.02.2023 19:27:17
Heute war der Tag X, an dem wir beim Betreuer waren. Er staunte, was alles übernommen werden muss. Ich kritisierte das ultra lange Verfahren, das jetzt fast kontraproduktiv anmutet. Das wird weiter geleitet an das Gericht.
Mein Sohn reagierte schockiert auf die Tragweite der Betreuung. Mental ist die Entscheidung absolut richtig. Aber emotional hat sie eine große Tragweite. Ich blieb bei ihm, ihn zu stützen, bis es ihm etwas besser ging. Und wir sprachen sogar darüber, wie intensiv sein Tunnelblick war, und alles ausgeblendet wurde. Das letzte Jahr war durchgehend katastrophal, völlig klar, dass man nicht alles an sich ranlassen kann. Insofern ist es eine gesunde Reaktion, Vieles auszublenden.
Es ist ja soviel in die Wege geleitet: Spielsperre, Therapie, Schuldenabtragung, Reha Antrag wird gestellt. Das alles in so kurzer Zeit ist echt viel. Riesige Schritte, um wieder "in die Spur zu kommen" - oder vielleicht das erste Mal überhaupt.
Ich bin stolz auf meinen Sohn, trotz allem sich durch zu beissen, durch alle existentiellen Probleme. Nicht aufgegeben zu haben und sich immer wieder zu stellen. Das ist für einen jungen Mann eine enorme Anstrengung und verdient großen Respekt.
Ich war erschüttert und lud ihn zum Essen ein. Er hatte wieder nichts gegessen. Und ich wollte etwas Schönes mit ihm machen, etwas das viel zu kurz kommt. Danke für die Hinweise hier!
Und dann schlug ich ihm einen Erholungstag vor, weil er frei hat und gerade dann etwas Entspannung wichtig ist.
Ich fühle mich wie ein unfreiwilliger Kapitän. Keine Ahnung von Navigation, nur Intuition. Die Verantwortung wiegt schwer, etwas das ich kurzzeitig kann, aber nicht mehr möchte im Hyperfokus. Schließlich vergesse ich mich immer wieder selbst. Daran arbeite ich, mich zurück besinnen. Was möchte ich eigentlich? Daher habe ich meine Vorhaben heute abgesagt und mich auf die Couch verkrümelt, faulenzen. Das war gut. Ich spüre, dass meine Kräfte arg begrenzt sind.
Mal sehen, wie die Nacht wird. Der Kopf ist leer, der Körper alarmiert und die Seele erschöpft. Pause...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: JJ am 01.02.2023 21:29:45
Mensch Alexandra, dann seid ihr jetzt echt ein Stück weiter!!! Das ist so schön zu lesen.
Mir gefällt es auch so gut, wie du beschreibst wie stolz Du auf Deinen Sohn jetzt bist. Es ist so viel wert, dass Du auch das Gute an ihm siehst. Kritik wird er durch den ganzen Mist jetzt schon genug gehört haben. Und wenn du ihn spüren lasst, dass er auch was geschafft hat, dann gibt ihm das bestimmt Kraft.

Sei auch auf Dich selbst stolz, Alexandra!!! Ich bewundere Dich. Wie Du die Fassung wahrst, obwohl du selber so erschöpft bist. Und wie du ihn führst während du gleichzeitig immer auch auf dich selbst schaust und dir kleine Kraftquellen suchst.

Geh weiter so den Weg mit ihm. In schönen kleinen Schritten. Ich glaube, ihr geht in die richtige Richtung!!! 🙏

JJ
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 07.02.2023 22:21:04
Verdrängen kann hilfreich sein. Die Annahme, 4 Wochen ohne Spielen würde nun alles gut sein lassen, zeigt es mir. Ich hielt gegen, erinnere an furchtbare Folgen. Nicht schön, aber wichtig. Zumal es wieder hieß, ich mag Dich nicht belasten, aber, da ist noch eine Rechnung... Ist schon klar. Ich meinte trocken, diese Mahngebühren können ihn nicht wirklich stören. Nein, ich kümmere mich nicht darum.
Und ja, es war ja klar, dass weitere Hürden auftauchen. Diesmal vom Gericht, das einen Termin um 6 Wochen verschoben hat. Klasse. Wir haben ja soooo viel Zeit. Ich schrieb das (verschobenen Termin) dem Betreuer, weiß nicht, welche Konsequenzen das beinhaltet. Und das habe ich für meine Nerven gebraucht. Ich habe fertig. Ich möchte nicht mehr zuständig sein und will den Wahnsinn nicht weiter verantworten. Und ich kann auch nicht mehr.
Ich brauche Abstand, Zeit für mich und bin äußerst erleichtert, dass mein Sohn vereinzelt Freunde aufsucht, sollte es ihm schlecht gehen. Das war in den letzten Monaten überhaupt nicht machbar. Er war völlig verwirrt, verstand einfachste Sätze nicht. Das habe ich ihm gesagt, um bei der Verdrängung nicht mitzumachen- auch, weil das seine Diagnose "bedienen" würde. Ich halte gar nichts davon, Menschen in Watte zu packen. Das Leben ist kein Ponyhof.
Vielleicht sage ich ihm, dass er auf einem guten Weg ist. Der Arztbericht für seine stationäre Behandlung ist angefordert, sein Therapeut in der Suchtberatung schreibt dann seinen Bericht.
Und ich will einfach mal Ruhe, Leichtigkeit und Lebensfreude. Und ernsthaft: das ist mir jetzt am wichtigsten. Ich spüre die Erschöpfung so sehr...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 12.02.2023 21:47:12
Heute gab es eine Art stillen Beistand. Ruhig, konzentriert und aufmerksam sprachen wir miteinander. Ich spürte seine innere Ambivalenz, seine Argumente gegen und für das Spielen. Ja, auch das. Es beunruhigt mich nicht, wie gesagt, der Kontakt ist am wichtigsten. Wenn man sich anvertrauen kann, sich aus dem Schneckenhaus wagt, das entlastet.
Und ich hüte mich, zu werten. Wer bin ich, mir das anzumaßen.

Die Betreuung ist angelaufen, gut. Es braucht noch Zeit, dass sie aktiv genutzt wird. Noch ist der Widerstand da. Das verstehe ich auch.
Und ich muss, obwohl es mir sehr schwer fällt, aufhören, vermitteln zu wollen. Ich muss zusehen, unter welchen Umständen, vielleicht tagelang nichts zu essen, der Betreuer angefragt wird.
Und das aus der Ferne...
Loslassen, ommm, Ohgottogott, ommmmm.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 15.02.2023 20:21:56
Morgen bin ich in einer Klinik, mal sehen, welche Möglichkeiten es gibt, Abstand zu finden. Es ist so bitter nötig. Und doch ist mir einerseits unwohl dabei. Andererseits tut es uns auch gut. Die starken Gefühlsschwankungen beim Sohn irritieren mich. Wenn ich ihn niedergeschlagen, traurig verlassen habe, mache ich mir Gedanken, wie es ihm geht.  :o Frage ich nach, ist er wie ausgewechselt.  :\ Ich habe das Gefühl, wenn ich mich beruhigt habe, weil es ihm gut geht, dann geht es ihm wieder schlechter. Dann erschrecke ich mich  ??? und versuche ihn aufzubauen. Das muss aufhören! Dieses Wechselbad zermürbt nicht nur mich...
Aber er will sich auch anmelden für eine Behandlung, wenn er alle Papiere zusammen hat. Und das war gerade wieder nicht der Fall. Nein, ich suche sie nicht. Nein, ich erinnere ihn nicht. Sag mir bitte mal jemand, wie mit einem zusätzlich kranken Süchtigen umgehen sollte, darf, ohne etwas vorweg zu nehmen, besser zu wissen etc. Das ist so verdammt schwierig.
Also gut: loslassen, Angst verkleinern, vertrauen auf unsere Stärke und die Fachleute. Ich fürchte, ihnen auf die Nerven zu gehen. Wenn einfach einfach wär, wär das Leben halb so schwer. Also gebe ich das dicke Paket morgen ab. Und ich werde Dich volldröhnen liebes Tagebuch, Du musst ja zuhören...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: JJ am 15.02.2023 20:39:40
Ja, Alexandra. Das Tagebuch hört zu!!!
 ;)  ;)  ;)
Immer gerne!!
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 17.02.2023 07:33:01
Eine richtig fiese, nie endende Nacht hat meinen Schlaf (welchen Schlaf?) zerrupft. Mein Rücken meckert, manche Wirbel haben sich verhakt. Aua.
Ich fühle mich miserabel, das darf sein, aber ekelhaft ist es doch...
Soviel Ruhe, die ich brauche, gibt's nirgends. Aber ich muss hier gar nichts, prima!
Gestern habe ich mich in Tränen aufgelöst, die Trauer um den Exfreund, ist noch ganz weit weg. Er hatte gestern seinen Geburtstag und sein Tod ist  1/2 Jahr her. Genau so lange haben wir gebraucht, das Nötigste für Sohni in die Wege zu leiten. Seine Unterkunft ist gesichert, seine Behandlung gestartet, sein Vermögen gesichert. Mehr geht jetzt nicht. Ich bin zufrieden.
So, jetzt erstmal Frühstück...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Fred am 18.02.2023 07:59:52
Moin AlexandraX,

ich bin ganz ehrlich, ich kann deinen Beiträgen nicht folgen.
Mir bleiben nur Wortfetzen wie Vermögen/Erbe/Betreuung etc, die ein eher irritierendes Bild ergeben.

Dein Sohn ist spielkrank, das habe ich verstanden. Den Rest aber nicht.
Da du als "Dritte" eine ofizielle Betreuung angefordert hast, muss ja noch mehr dahinter stecken.

Würdest du einmal in "einfachen" Worten beschreiben,
worunter du und worunter dein Sohn leidet.

Wenn nicht auch ok.

Gruß aus dem Norden
Fred
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 18.02.2023 13:01:49
Hallo Fred,
Ich habe Dir eine pN geschrieben.
LG Alexandra
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 19.02.2023 14:14:55
Schlafen, mit Glück, essen, wieder ausruhen, Ruhe, nochmal Ruhe. Atmen und.... Ruhe. So ist es gerade. Die Erschöpfung zwingt mich in den 100jährigen Schlaf. Ich wehre mich, denn wer sollte mich wachküssen...? Bitte bleiben wir realistisch...😁
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: JJ am 19.02.2023 14:28:46
Hallo Alexandra,

wird Deine Reha/Kur bald starten? Du hattest doch erzählt, dass das jetzt auch ansteht, hm?
Klingt sehr so, als ob Du es brauchen könntest. Deine Kräfte sind erschöpft....

Pass gut auf dich auf!!

JJ
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 19.02.2023 15:51:22
Hallo Alexandra,
 
dieses Tagebuch zeigt ja immer Deinen Blick auf die Dinge.
Die Sorgen um Deinen Sohn und selbst erlebtes , Verluste ...nagen natürlich enorm an Deinem Befinden.
Alles ist/war sehr Kraftaufwendig und auch eine psychische Belastbarkeit hat Grenzen.
Doch was wäre hinter diesen Grenzen?
Ich selbst war dort schon sehr oft dahinter und wunderte mich nur, wie schnell es wieder neue Grenzen gab.
Natürlich mit jeweiligen Maßnahmen dagegen und Hilfe, jene nicht auch noch überschreiten zu müssen.

Du schreibst oft "endlich doch wieder Ruhe zu finden".
Einiges in Deinem Leben ist ja nun etwas entlastet, anderes wird sicherlich noch lange da sein.
Weil sie halt nicht mehr rückgängig zu machen wären, es ist nun einmal so wie es ist... heute.
Wie soll ich es nun erklären was ich Dir gerne mitteilen möchte, kann ja nicht mein Empfinden einfach so auf Dich übertragen.
Du bist hier und es ist Dein Raum indem Du Dich befindest, schreibst über Dich und wie es Dir geht.
Einmal hast Du berichtet dass dein Sohn ein sehr guter und lieber Sohn ist, unglaublich positiv ist das doch.
Ihr habt einiges erreicht und so viel gutes war schon immer da.

Negative Dinge werden niemanden jemals zur Ruhe bringen, dieser Kalenderspruch ( positiv in die Zukunft blicken),
ist natürlich leicht daher gesagt, nach einer schweren Vergangenheit.
Doch sehe ich hier viel gutes in Deinen Zeilen.
Ein guter Schlaf würde Dir auch nicht die erhoffte Ruhe bringen, event. aber ,alles was Dich entkräftet so zu nehmen und zu respektieren,
als Dein Leben. Viele Sachen dabei scheinen erdrückend  und vieles so belebend.
"Wir" sollten damit zurecht kommen, jeder.
Darauf hin müsstest Du Dich konzentrieren, ja mit erholender gut tuender Hilfe .
Mit Dir im Mittelpunkt, wie in diesem Tagebuch ja auch!
Das Ganze um Dich herum, kannst Du eh "nur" begrenzt beeinflussen und vieles einfach nur mittragen/ertragen.
Es geht nur mit dem Lauf der Geschehnisse, sie anzunehmen ..ob nun Angst , Trauer oder Freude.
Letzteres beherbergt auch Ruhe, Freude an den schönen Dingen.
Es werden andere sorgend ängstliche Tage kommen, dunkle und auch sonnige.
Dein Sohn ist doch das hellste wärmende Licht dabei, er wird seinen weiteren Weg finden.
Dein Weg sollte ab nun unbeschwerter sein, weil Du es doch selbst weißt.
Das Leben findet immer einen Weg und Du auch!
Etwas abschalten, einatmen, ausatmen und erfahren ..hey, es ist nur Sauerstoff.
Alles andere alles in Deinem Herzen.

Liebe Grüße     
   
   
 
 
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 19.02.2023 17:15:53
Jetzt bin ich in der Klinik, atme aus und bin dankbar, mir hier alles Belastende, Verstörende anzuschauen. Und einen Weg aus dem stets auflauerndem Aufschrecken zu finden.
Bei manchen Menschen schlägt das Schicksal immer wieder hart zu. Öfter und in kurzer Zeit, so dass man sich kaum seiner Kräfte vergewissern kann und noch bevor diese zurück gekehrt sind.
Mein Sohn fragte manchmal, wozu er dieses Karma habe? Er hat in seinem Leben soviel mitgemacht, dass es für 3 Leben reicht, das stelle ich für mich fest. .
Trotzdem und gerade deshalb halten wir uns an kleinen positiven Dingen und liebevollen Menschen fest, deren Anzahl sich zumindest immer weiter erhöht hat. Das tut so gut! Ich bin selbstsicher genug, andere Menschen nicht in mein Leben zu lassen. Und mein Sohn macht jetzt die Erfahrung, dass es noch unbekannte, aber wohlmeinende Menschen in seinem Leben gibt. Das hat er schon ganz anders erlebt. Aber es ist so wichtig, weiter gute Erfahrungen zu sammeln, sich anvertrauen zu können. Er ist ein feiner Kerl, weiß das auch mit einer bewundernswerten Lässigkeit. Die dauernde Rückenstärkung durch seinen Vater und mich, hat ihm die Kraft gegeben, weniger auf das zu hören, was andere über ihn meinten. Dennoch haben die Kränkungen durch seine körperlichen Defizite in Kindheit und Jugend ihn oft verzweifeln lassen und Narben hinterlassen. Trotzdem hat er manchmal eine verblüffende Entspanntheit an sich;von mir hat er das nicht...
Also, die guten Dinge sieht man nur, wenn man genau hinschaut. Und bereits hier gibt es soviel Gutes. Ich bin unglaublich erleichtert, hier zu sein.
Es ist erstaunlich, wie sehr die Tagesform schwanken kann, wenn Erschöpfung der ständige Begleiter ist. Nach einem guten Schlaf, Essen das für einen bereitet wird, und Menschen, denen es wichtig ist, dass es mir relativ gut geht, fühle ich mich wie eine Prinzessin. Bisher habe ich immer aktiv sein müssen, ganz gegen meine Sehnsucht, die Seele baumeln zu lassen.
Ich lasse los und bin gespannt, wie sich das wohl anfühlen mag, wenn ich das längere Zeit hinbekomme? Auf alle Fälle ist das total ungewohnt...

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 19.02.2023 17:28:29

Ein guter Schlaf würde Dir auch nicht die erhoffte Ruhe bringen, event. aber ,alles was Dich entkräftet so zu nehmen und zu respektieren,
als Dein Leben. Viele Sachen dabei scheinen erdrückend  und vieles so belebend.
"Wir" sollten damit zurecht kommen, jeder.
Darauf hin müsstest Du Dich konzentrieren, ja mit erholender gut tuender Hilfe .
Mit Dir im Mittelpunkt, wie in diesem Tagebuch ja auch!
Das Ganze um Dich herum, kannst Du eh "nur" begrenzt beeinflussen und vieles einfach nur mittragen/ertragen.
Es geht nur mit dem Lauf der Geschehnisse, sie anzunehmen ..ob nun Angst , Trauer oder Freude.
   
   
   
 
 

Genau das ist meine Absicht. Mit dem Respektieren der Entkräftung stehe ich auf dem Kriegsfuß. Und das Annehmen der Ängste wird noch ein Riesending. Danke, dass Du mich darauf gebracht hast.
"ich fange mal an" , sagte der Maulwurf, als er die bunt blühende Wiese sah...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 19.02.2023 17:58:07
Hallo Alexandra,

"ich fange mal an" , sagte der Maulwurf, als er die bunt blühende Wiese sah...

Hervorragend!
Genieße  Deine Erholung, sie ist nur für Dich.
Auf, auf... schnell die Leiter wieder hoch.

Liebe Grüße
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 20.02.2023 18:52:08
Jetzt muss ich mich wieder beruhigen. Mein verzweifelter Sohn brauchte eine Schulter in seiner aufgebrachten Stimmung. Er sieht die Konsequenzen des Spielens als unnötig und überzogen an. Es dauert halt noch, bis er sich das Ausmaß eingestehen kann.
Trotzdem macht es mich als Mutter fertig, ihn so hilflos zu erleben.
Daher habe ich mir hier Hilfe geholt, jetzt geht es mir etwas besser. Mein Lernprozess beginnt ja auch erst. Immerhin konnte ich etwas weinen, das ist neu für mich. Ich bin nicht (mehr) allein.
 
Natürlich braucht das Amt für die Bearbeitung des Wohngeldantrags noch Belege (?). Fast alle habe ich online und erstmal eine Test - Mail geschrieben, ob sie dort ankommt, erst sicher gehen, bevor ich etwas verschicke. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen. Ich habe 32 Kopien mit abgegeben... Vielleicht hole ich mir morgen Hilfe vom Soziadienst.


Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 25.02.2023 17:29:29
Ich bin angekommen: endlich Abstand zu meinem Sohn. Und wenn es nur einen Tag andauert, ich bin zufrieden.
Und nun? Was wollte ich gleich? Außer einem langen Spaziergang und einem guten Buch fällt mir nichts weiter ein. Auch das genügt, ach wie schön....
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 04.03.2023 16:43:57
Der Abstand wurde schnell wieder hergestellt, weil ich hier lerne, mich wieder zu beruhigen und sogar nicht sofort gesprungen bin. Das fühlte sich erst fremd an, aber mit meiner bewussten Erlaubnis klappte das ganz gut.
Und die aktiven Tage mit u. a. Tischtennis lassen keinen Raum für Grübeleien. Ein toller Link mit dem Inhalt Selbstfürsorge hilft, mir manches bewußt zu machen. Wer lächelt bewusst sein Spiegelbild an, fragt sich wie es einem gerade geht und was einem jetzt gut täte? Hmmm, man kann alles lernen; davon bin ich überzeugt. Manchmal fehlt nur eine Idee.
Durch meine Prägung habe ich da ein Defizit und springe im Funktionsmodus herbei. Nö, das muss aufhören.
Mein Sohn gewöhnt sich zähneknirschend an den Betreuer und die Einschränkungen. Das Problem der Spielsucht ist noch nicht angekommen. Er könnte das System der Onlinewetten knacken. Alles klar.
Oh was bin ich froh, dass sein Vermögen nun in Sicherheit ist und ich nicht mehr aufpassen muss. Herrlich. Seine Wohnung und andere finanzielle Verpflichtungen sind gesichert. Welch Entlastung.
And back to Alexandra...  ;D
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 09.04.2023 17:32:14
In 4 Wochen ist viel passiert, Auf und Ab in allen Stimmungen, die vorstellbar sind. Inzwischen ist der Abstand zum Sohn regelhaft geworden und das tut uns beiden sehr gut.
Ich reflektiere, was das Zeug hält, übe verschiedene Methoden der Selbstberuhigung, wunderbar... Und das Nächste wird meine Zukunft sein: wo soll die Reise hingehen? Umzug, wohin, was möchte ich? Reisen, Sport, was kann ich mir leisten? Immerhin bekomme ich jetzt etwas Wohngeld, bei der Teuerungsrate überall ist das auch dringend nötig.
Mein Sohn wartet auf seine Aufnahme in der Suchtklinik, eine Zusage hat er und langsam gewöhnt er sich an den Betreuer.
In der Klinik bin ich seit 7 Wochen, es werden 10 oder mehr. Und ich bin so froh, zu Kräften zu kommen. Aber das ist leider noch brüchig... Wer gesund ist, sollte sich dessen bewusst sein, es ist ein unermessliches Geschenk.
Drei Freundinnen sind schwer krank und ich bete, dass es ihnen bald zumindest etwas besser geht. Sie haben es geschafft, sich mit ihrer Krankheit zu arrangieren. Daran muss ich bei mir noch arbeiten, obwohl mir dafür manchmal die Energie nicht reicht. Ich will zuviel.... Und reibe mich auf. Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung, jaja. Kalendersprüche können auch Nerven...
Hab Geduld mit Dir Alexandra  :-*
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 18.04.2023 20:27:51
Das emotionale Auf und Ab geht weiter. Ich bin sehr schnell irritierbar, dünnhäutig und verzweifelt. Ein Stück Ton in der Kunsttherapie erdet mich prompt. Meine Hände kommen zur Ruhe, der Geist geht dabei spazieren...
Schlaflosigkeit ist allerdings ätzend und sorgt weiter für schmale Nerven. Selbsterkenntnis hilft hier nicht. Meditation wäre schön, vielleicht schaffe ich es morgen?
Und womit beruhige ich mich in Bezug auf Sohni? Das sollte ich in Erfahrung bringen. Ein Stück Ton soll ich immer dabei haben? Hä?  ;D
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 01.05.2023 18:18:03
Ich bin wieder zu Hause und habe jede Menge Handwerkszeug, um besser durch die Tage zu kommen. Meine Depression ist nicht heilbar,ok. So ist das. Das "Schimpfwort" radikale Akzeptanz soll mich daran erinnern, Dinge zu akzeptieren. Das wird ein längeres Unterfangen...
Sohni fährt zur Reha, und das mit letzter Kraft. Ich bin in Gedanken bei ihm, unterstütze ihn und gebe nur Hilfestellung bei Dingen, die zu tun sind. Offenbar habe ich beides miteinander vermischt in der Vergangenheit, was meinen unterschwelligen Groll ihm gegenüber hervorrief. Er braucht Handlungsanleitungen, wenn er sie möchte (!), und das ist ein gewaltiger Unterschied zu unserer Beziehung. Alle Menschen machen Fehler, nur wenn man sie sich ansieht, lässt sich etwas verbessern.
Willkommen zu Hause Alexandra
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 06.05.2023 17:48:46
Kaum waren meine Koffer ausgepackt, wurde ich krank. Also abwarten und Tee trinken, ganz gegen meine Vorfreude, Dinge für mich zu tun. Zugleich knickte die Stimmung ein, meine Ärztin wundert sich, dass mein Medikament in der Klinik halbiert wurde. Nun gibt's wieder die alte Dosis und endlich konkrete Hilfe gegen die Schlafstörungen. Ein Versuch, den Schlafrhythmus zu resetten, die letzte Nacht damit war kaum anders als alle anderen.
Im Garten komme ich gut voran, Hobbies warten, bis ich sie gesund wieder aufnehmen kann. Kontakte gehen nur telefonisch, um niemanden anzustecken.
Es gibt viel zu tun und ich lasse mir Zeit. Das alles in Ordnung zu bringen, dürfte Monate dauern. Wichtig ist, die Dinge nacheinander anstatt parallel zu erledigen. Denn das habe ich immer gemacht und bin natürlich kaum voran gekommen. Nicht nur, dass Ergebnisse ausbleiben, es schadet der Motivation.
Eine Mail an den Betreuer soll ihm das Handeln meines Sohnes erklären. Die Beiden kommen nicht gut klar zusammen. Vielleicht hilft.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 07.05.2023 10:33:26
Die letzte Nacht war ein guter Schlaf drin. Wie wohltuend. Und nun möchte ich eigentlich jemanden besuchen, was aber nicht geht wegen der Erkältung. Mit 4 Freundinnen habe ich die letzten Tage telefoniert. Ich bin nicht gemacht fürs Alleinsein. Telefonate sind ein Kompromiss. Mir fehlen die wohltuenden Dinge, die wegen der Erkältung noch nicht möglich sind. Es ist so, ärgere Dich nicht. Es ist so. Mein Mantra ::)
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 08.05.2023 20:53:59
Wieder besser geschlafen (YES ;D) und das zweite Buch in kurzer Zeit ausgelesen. Es ist so schön, wieder lesen zu können, dazu Lust zu haben und sich an des meiste Gelesene zu erinnern. Das Buch "Kinder unserer Zeit" ist einfach geschrieben und zeigt die äußerst schwierigen Lebensverhältnisse im kalten Krieg. EIn gut verpacktes Sachbuch, würde ich sagen.
Viele alte Bücher (noch von Tantchen Haushaltsauflösung) warten darauf, an die Reihe zu kommen. "Die Traumstadt" war auch klasse. Jetzt versuche ich die Kolonien der Liebe, wohl ein Klassiker. Wenn man viel lesen musste, dann die Lust daran verloren hat und sie wieder neu entdeckt, ist das toll.
Ich war lange im Garten, der verwildert ist nach Winterruhe und 10 Wochen Ruhe vor mir. 25m² habe ich nach wie vor den Tieren überlassen. Da sind bestimmt Bodenbrüter bei... die Igel wohnen ja schon ewig dort.
Es geht mir gut, trotz Erkältung, oder doch Corona? Morgen lasse ich mal einen Arzt draufschauen...
Mein Sohn hat mir schon manche Nachrichten geschickt, es scheint ihm gut zu gehen. So genau weiß man das nie, er hat ein Pokerface. Aber das ist seine Sache.
Ich lasse die FInger von der halb verwahrlosten Wohnung meines Sohnes, das ist seine Sache. Wenn er will, kann ich ihn anleiten (!), wie er was regeln, reparieren kann.
In meiner Wohnung gibt es so viel zu tun, da versuche ich mir einen Wohnungstag einzurichten- entrümpeln, verkaufen, renovieren. Das dürfte viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber das macht nichts, Hauptsache, ein Anfang wird gemacht.


Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 08.05.2023 22:32:30
Hallo Alexandra,

öfters kamen Angehörige mit ähnlichen Sorgen um ihr Kind und sich selbst hierher.
Ihnen wurde ziemlich das Gleiche geschrieben von "uns" wie Dir ja auch.
Ich bin mir zwar nicht ganz sicher ob es hier vergleichbares gab...
Dein Tagebuch ist das Erste welches einen Weg in solch einer genaueren Situation beschreibt.
Zwischen den Zeilen, für Mütter und Väter von Suchterkrankten Kindern auch spür- und nachvollziehbar in den Emotionen.
Auch ich selbst kann sehr viel damit anfangen was mich etwas beruhigt in meinen eigenen Vatersorgen.
Darum auch immer mein Dank für jeden Beitrag hier.

Liebe Grüße     


 
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 11.05.2023 08:24:23
Es tut unglaublich gut, einen Platz für die eigene Verzweiflung, die bodenlose Hilflosigkeit zu haben. Es kostet Überwindung, das öffentlich zu tun, man macht sich zusätzlich angreifbar. Aber die Erleichterung durch das Aufschreiben innerer Zerrissenheit hilft etwas, irgendwie Tag für Tag ein kleines Stück weiter zu kommen. Und es tröstet, dass es auch noch anderen zeigt, Du bist nicht allein damit. Danke Jacky1!!
Ich arbeite weiter an meiner Stabilisierung und daran, meinen Sohn zu akzeptieren, mit all seinem Chaos. Immer wieder ertappe ich mich dabei, sein Chaos sortieren zu wollen  und es dann zu lassen. Ich bin so froh, einen Weg gefunden zu haben. Er sorgt für Abstand und unsere Autonomie.
Ich erobere mir mein Leben, immer weniger Energie soll für Sorgen, Traurigkeit verloren gehen. Ich habe zu sehr gewollt, daß mein Sohn gesund wird und die schönen Seiten des Lebens genießen kann. Jetzt lasse ich los, ihn aber nicht fallen.
Liebe ist nicht verhandelbar
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 25.05.2023 08:42:46
Ich brauche viel Zeit, um mich zu erholen von der fiesen Erkältung. Es lag alles auf Eis und proportional zur fortschreitenden Zeit, die die Erkältung dauerte, sank meine Stimmung, Geduld, Hoffnung, Zuversicht. Und das, nachdem ich mir soviel vorgenommen hatte nach dem Klinikaufenthalt. Ich hatte Angst, das Erlernte zu vergessen und so grabe ich nun in meinen Erinnerungen und Aufzeichnungen. Ganz langsam beruhige ich mich.
Und beginne mit der Entrümpelung leidenschaftslos und mit der Idee über kurz oder lang günstigeren Wohnraum zu suchen.
Während sich alle an der Inflation bereichern und viele Arbeitnehmer höhere Gehälter fordern und tw bekommen, gehen Rentner leer aus. Sie werden noch verhöhnt mit dem Hinweis auf üppige 4% Rentenerhöhung (Erwerbsminderung) und dass sie in der Vergangenheit statistisch ein großes Plus hatten. Ach ja? Ich versuche nun länger an Lebensmitteln zu sparen und habe diesen Monat dafür nur 100€ ausgegeben. Ich habe hart gearbeitet und allein ein krankes Kind aufgezogen. Dank des Studiums und Teilzeitbeschäftigung, liegt die Rente über der Grundrente. Es reicht trotzdem nicht.
Der Betreuer meines Sohnes antwortet nicht auf meine Mails. Ich versuchte eine Kündigung eines Vertrages meines Sohnes durch Ausgleich des Zahlungsrückstands zu verhindern. Das war Aufgabe des Betreuers. Und nun bekomme ich mein Geld nicht mehr zurück. Das ist in der jetzigen finanziellen Situation bitter.
Die Nichterreichbarkeit macht meinen Sohn nervös und hat zu gesundheitlichen Problemen geführt. Wieso können wir nicht einfach mal Glück haben?
Sohni ist noch in der Reha, die deutlich an Glanz verloren hat. Das was so hoch gelobt wurde vom Therapeuten der ambulanten Suchthilfe erweist sich als Mogelpackung. Unschön, frustrierend. Aber das muss mein Sohn aushalten. Ich bin meist auf Abstand und das ist gut so.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 26.05.2023 00:29:33
Hallo Alexandra,

sehr wohl bewusst dass sich noch mehr hinter deinen Beiträgen verbirgt.
Traurig zu sein ist kein Pathos, es ist oft das Ergebnis der Umstände.
Dann aber ist es auch greifbar, wie in einem Film und du stehst hinter der Kamera und filmst dich selbst.
Unabwendbare Fakten in der eigenen biografischen Doku.   

Was auch alles, die wärmende Sonne, blühender Flieder oder das Lachen deines Kindes...
tausende Dinge und Momente, egal wie es dir emotional geht sie sind immer da.
Alles fällt und steigt mit deinen Emotionen.
Versuche der Kehrseite der Medaille nicht zu sehr diese Genugtuung zu geben.

Die Sorgen sind da zweifellos auch Unmut und manchmal Resignation.
Hey..was solls, heute wird ein guter Tag.
Kopf hoch, Kamera aus und den Kuchen genießen...das gibt Kraft.
Gute Aussichten weil...eventuell keine andere Wahl ?
Würde ein Leben benotet werden...sagen wir einmal mit einer 3- ..ohje.
Nein, dies würde bedeuten das fast die Hälfte davon wirklich gut ist.
Gute Erholung ..in allem für dich 

Liebe Grüße       
   
       
 

 
       
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 31.05.2023 18:23:54
Es kommt darauf an, wieviel Kraft ich gerade überhaupt zur Verfügung habe. Und das ist leider sehr sehr wenig zur Zeit, dh seit 14 Tagen wieder. Deshalb habe ich diese Woche mit Notfallkontakten telefoniert. Denn inzwischen bekomme ich selbst Angst vor der riesengroßen Resignation, die gerade da ist. Da kann ich mir nichts schönreden. Aber ich versuche, das auszuhalten und es mir zu Hause sehr gemütlich zu machen. Abwarten ist wirklich nicht meine Stärke.
Was sind eigentlich meine Stärken? Zähigkeit (gerade angeknackst), Ideenreichtum, Begeisterungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen. Den Blick in eine andere Richtung zu lenken, kann ich noch lernen. Momentan ist mir aber alles zuviel.
Ich kenne es, wenn eine körperliche Erkrankung auftritt, knickt meine Psyche ein- entweder vor oder nach der Erkrankung. Das macht Gesundwerden doppelt schwierig.
Sohni ist noch in der Reha und kann tw gut für sich sorgen. Nun versuche ich wieder als Mutter zu agieren. Seine Kündigung kann als Stopp gesehen werden- erstmal gesünder werden und dann eine neue Arbeit suchen. Ermutigen, beruhigen, Prioritäten setzen lernen. Das trifft die fehlende Struktur. Handlungsanleitung kann ich dafür geben, falls er es wünscht. Da gibt es viel Übungsfelder bei ihm.
Er sagt, momentan sei kein Spieldruck da. Im Gegenteil, es nervt ihn so, daß es immer nur ums Geld geht. Und er will sich davon nicht bestimmen lassen, worin sein Vergnügen liegt. Er sieht nun, welche Beziehungen er verspielt hat durch das Lügen. Einen Arbeitsplatz hatte er deswegen auch verloren. Welche Konsquenzen er für sich daraus zieht? Erstmal macht er Sport als Freizeitbeschäftigung, hat wieder Kontakt mit Anderen. Das aber sehr wechselhaft, je nach seiner Stimmung. Und die stürzt öfter ab. Er fühlt sich dann nicht gesehen und abgelehnt. Das sind Erfahrungen der Vergangenheit; die Gewaltspirale in der Schule lief viel zu lange. Ob er das Thema überhaupt mal ausgepackt hat bei Therapeuten? Ich denke nein- der Schmerz ist zu groß.
Ob und wie er sich Kontakte zurück holen möchte, hat er nicht erzählt. Vielleicht ist er noch gar nicht soweit.
Ich bin froh, daß es ihm tw besser geht.
Es ist schon sehr anstrengend, dauerhaft sein Leben ohne Familie, Partner zu regeln. Das hat mich sehr viel Kraft gekostet. Wer eine Familie hat, die zusammen hält, einen zuverlässigen Partner und gesunde Kinder, kann sich wirklich glücklich schätzen. Wenn es nicht so ist, bedeutet es überall alleine zu kämpfen. Da liegt Verausgabung nahe bzw entsteht zwangsläufig. Das geht so lange, bis man zusammen bricht. Und nun habe ich den Salat... und warte auf bessere Tage und Zeiten. Ich finde, jetzt bin ich mal dran (und Sohni auch), wir haben überhaupt nichts gegen unglaublich viel Glück. Unsere Türen stehen dafür offen
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 07.06.2023 13:09:56
Es geht bergauf und ich kann wieder etwas für mich tun. Diese kleinen Freuden kommen goldrichtig. Sogar Sohni erinnert mich, mehr für mich zu machen. Er ist gerade über Gebühr belastet und mit seiner Beschaffungskriminalität konfrontiert. Ich ermutige ihn, damit offen umzugehen auch beim Anwalt und Gericht. Hauptsächlich damit er an Würde und Selbstachtung gewinnt.
Ich stehe ihm bei und habe mich selbst im Blick. Dieser kräftezehrende Dauerzustand erlaubt nur, jeden Tag einzeln zu sehen. Ein Blick zurück oder nach vor erschlägt einen mit dem ganzen Ausmaß. Niemand weiß, wieviel und welche Unterstützung nötig ist, bis mein Sohn wirklich autark handelt und sich selbst nicht mehr schadet.
Vor 1/2 Jahr war ich am Ende und nun setze ich alles daran, mich abzugrenzen und zugleich Sohni den Rücken zu stärken. Es ist ein Spagat. Und ich übe jeden Tag, es mir irgendwie trotzdem gut gehen zu lassen. Das kann ich nur, indem Vergangenheit und Zukunft ausgeblendet werden. Das liegt mir überhaupt nicht und ich tröste mich mit dem Gedanken, dass (fast) alles erlernbar ist. Das Lebensmotto hat mich oft getragen. Gerade wenn man nicht weiß, wie es weiter gehen soll.
Im Resümee muß ich aber feststellen, daß ich es auch gern mal leichter hätte...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 10.06.2023 21:59:12
Die Energie kehrt zurück, wunderbar. Ich habe sogar soviel davon, dass ich meine Reisewünsche ins Auge fasse. Das tut soooo gut, sich mit positiven Gedanken und Gefühlen zu befassen. Also recherchiere ich ein wenig, träume, möbele eine eingerostete Fremdsprache auf. Ob beides von Dauer ist, wird sich zeigen. Ich lasse mir Zeit.
Und ich mache weiter mit mutmachen, zuhören, nachfragen, Interesse zeigen bei meinem Sohn. Er stellt fest, wieviel Geld da ist, wo er nicht mehr spielt. Die Rückkehr in die Realität, sich mit ihr arrangieren, so deute ich es. Natürlich ist das eine Momentaufnahme. Wenn ich überlege, dass so ein Satz noch nie über seine Lippen kam, bin ich überrascht (und spüre vorsichtige Freude). Dieses Wechselbad von abgrundtiefer Verzweiflung, die Kraft (mich und ihn) immer wieder aufzurichten, aufkeimende Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet und Misstrauen, wann die fragile Stimmung wieder kippt, war ein endloser Marathon. Hoffentlich.
Ich nehme jetzt erstmal den positiven Zustand in den leeren Speicher und freue mich einfach.
 
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 17.06.2023 17:46:29
Der frühe Vogel kann mich mal. Ich erlaube mir, mir Zeit und mich treiben zu lassen. Das ist ganz schön nach dem durchgetaktetem Leben.
Entspannt bin ich mit dem Rad unterwegs, heute spontan zu einer Freundin. Ich half ihr etwas im Haushalt, es tut gut, mal etwas für sie zu tun. Sie hat fiese Rückenschmerzen.
Meine Energie war mittags aufgebraucht, das kenne ich schon. Heute zieht mich das nicht runter.
Eine Einladung wurde ausgesprochen und die Vorbereitung beginnt erst nächste Woche.
Es tut gut, Kontakte zu pflegen, ich genieße es sehr.
Sohni kommt morgen zur Stippvisite vorbei. Ich habe mich in seiner Wohnung während des Wartens auf die Handwerker beschäftigt. Nach 3 Stunden Warten habe ich die Küche etwas geputzt, nur die Arbeitsplatte, die Kaffeemaschine, den Tisch. Das war zu meinem Vergnügen. Ich bin gespannt, wie Sohni reagiert.
Mir selbst hilft eine Haushaltsapp, erst dachte ich, so ein Blödsinn. Aber nein, sie hilft mir, in die Gänge zu kommen. Es sind kleine Aufgaben jeden Tag.
Heute sollte ich noch französisch lernen. Und lesen über mein Urlaubsziel. Leider bin ich gerade etwas schlapp...
A bientot
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 27.06.2023 08:43:05
Tausend Ideen und immer wieder zu wenig Energie für die Umsetzung und vor allem keine Geduld mit mir selbst bestimmen den Alltag. Ich versuche es mit Spott, manchmal hilft es.
Für die Besucherinnen am Wochenende habe ich mir Lasagne vorgenommen, die ich gut vorbereiten kann. Das Haus ist bis auf Kleinigkeiten akzeptabel. Ich hatte Jahre keine Einladung ausgesprochen, zunächst gesundheitsbedingt und- wegen Sohnis Spielsucht mit all den Katastrophen hatte ich letztes Jahr dort meine Prioritäten.
Ich denke nur mehr sporadisch an Sohni, wie angenehm, nicht mehr von Sorgen angetrieben zu werden. Er setzt sich intensiv mit der Problematik auseinander. Das tut mir so gut. Etwas, das er in der Reha erledigen musste, hat mich aus Interesse recherchieren lassen. Klar habe ich mir gedacht, dass die Spielsucht sehr komplex ist, so manche Zusammenhänge sind überraschend. Ob die Inhalte verifiziert sind weiß ich nicht. http://www.neo-iv.de/Spielsucht.pdf
Ich entspanne mental, fühle mich nicht mehr omnipotent verantwortlich. Das setzt (das bisschen) Energie frei für Hobbies und vor allem für Kontakte, die fielen auch für mich hinten runter. Ich bin ein Familienmensch ohne Familie- da muss Ersatz geschaffen werden.
Gesundheitlich bin ich sehr angeschlagen und versuche, mir trotzdem die Freude an Kleinigkeiten nicht nehmen zu lassen. Für Sonntag ist ein Flohmarkt geplant, jetzt muss ich "nur noch" einen Pavillion finden, den jemand verleiht. Hoffentlich ist hier nicht Land unter, dann kann man den Flohmarkt- Spaß vergessen.
Heute geht's zu Tantchen, die wieder auf die Beine kommt nach Krankheit.
Und danach sortiere ich für den Flohmarkt aus. Eine neue Regentonne bräuchte ich auch noch...
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 27.06.2023 22:47:35
Hallo Alexandra,

ich habe mir unter deinem Link die Studie auch einmal angeschaut.
Sie beschreibt recht gut Abläufe usw. , pauschalisiert aber auch grundlegende Faktoren.
Z.B typische Eigenarten im Verhalten eines Süchtigen.
Die Komplexität empfinde ich eher hinter diesem ganzen Suchtverhalten,
wie sich so etwas entwickeln konnte und einfach oft sehr lange anhält.
Etwas was nicht mehr wichtig für mich scheint und dennoch oft schwer zu beschreiben.
Am Ende stehen dann halt irgendwelche Begründungen, entstanden aus den dann gefundenen Eigenarten.

In den letzten Jahren befasste ich mich auch sehr mit meiner Erkrankung.
Eine Störung in meinem Kopf, die ich selbst steuerte mit immer neuen Triggern.
Immer wieder plante wann und wo ich wieder spielen konnte.
In den ersten Jahren meiner Sucht immer an einen großen Gewinn glaubte, der mich dann irgendwie befreien sollte.
Mit der Zeit wurde dieser Glaube aber Nebensache und es ging sozusagen nur um das Tagesgeschäft beim spielen.
Keine Zukunft in meiner Sucht.
Dies war halt meine Krankheit im Vordergrund, wie sie sich äußerte.
Was auch immer und alles wäre auch absolut egal was in meiner Kindheit oder Jugend und danach alles gewesen war.
Es kam die Zeit einzusehen, so lange den falschen Weg gegangen zu sein wo ich alles eh nur verlor.
Krank zu sein und machtlos beim Spielen!
Niemals ging es darum es zu besiegen, sondern nur mich selbst zu akzeptieren.
Dann konnte ich anfangen loszulassen.       

Wenn Du bei irgendetwas machtlos bist, solltest Du nicht versuchen es dennoch weiter zu betreiben.
Dann kommt eh der Punkt darin gefangen zu sein, in einem verlorenem Traum.

Freunde mögen eine Familie vielleicht nicht ersetzen können, Vertrauen kennt aber auch keine verwandtschaftlichen Barrieren.

Liebe Grüße
     
 

             
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 29.06.2023 14:50:03
Jetzt bin ich an dem Punkt, wo Machtlosigkeit und Wut sich breit machen. Ich bin so naiv, zumindest habe ich immer an das Gute geglaubt und mir etwas vorgemacht. Der Suchtbericht meines Sohnes hat mich schwer erschüttert. Diese massive kriminelle Energie über Jahre, während ich ihm mein 'letztes Hemd' gab für die Ernährung, es widert mich an, so benutzt worden zu sein. Und ich habe mich benutzen lassen.
Ich stelle mich in den Mittelpunkt meiner Bemühungen, nicht mehr meinen Sohn. Das liegt mir zwar nicht, aber es ist die logische Konsequenz. Und dann gehe ich in mich, welche Art der Beziehung ich haben will. Spontan möchte ich meinen Sohn fallen lassen.
Das werde ich nicht tun, weil ich selbst keine Menschenseele an meiner Seite hatte. Es waren extrem harte Zeiten nach den Mordandrohungen und - Versuchen. Das Maß an Unterstützung will genau überlegt sein.
Der immaterielle Schaden ist groß. Die Liebe ist fast erloschen, das Vertrauen zerstört, der Langmut aufgebraucht, selbst die Freundlichkeit ist abgekühlt.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Andre12 am 29.06.2023 16:20:49
Hallo Alexandra,

das kann ich mir gut vorstellen, wenn Dir in Form eines Berichtes nochmal alles vor Augen geführt wird, dass es sehr verletzend ist. Sicherlich kommen Situationen hoch, wo Du nur helfen wolltest und Du jetzt liest, dass Deine dadurch persönlichen Einschränkungen, ihm tatsächlich nix gebracht haben, eher geschadet. Die Wut auf ihn, aber auch auf Dich selbst. Lass es erst sacken, projektziere nicht alles auf ihn oder lasse alles an ihm ab.
Spontan ihn jetzt fallen zu lassen, wäre genau das falsche, da wäre viel eher der Zeitpunkt sinnvoll gewesen, wie Du ja im Suchtbericht lesen kannst. Jetzt kommt er doch von der Therapie und ändert Dinge, sicherlich wird ihm  so nach und nach bewusst werden was er angestellt hat. Du sollest Dir nur überlegen in welcher Form Du ihn noch unterstützt und das kann nicht  Geben  des Suchtmittel  oder ähnlichem sein, wie Du nun weißt und gelesen hast.

Du schreibst auch dass Du ihn nicht fallen lassen wirst, gebe Dir und ihm Zeit. Auch das Vertrauen dauert , Zuneigung sowieso. Es wird die Zeit zeigen, ob er dauerhaft die Kurve bekommt. Bleib ruhig, so schwer es ist, bei aller Enttäuschung. Ihr beiden habt anscheinend schon einiges jenseits der Sucht durchgemacht.

Das mit den Morddrohungen und- versuchen verstehe ich jetzt nicht, aber da sind so viele Dinge in Deinen Beiträgen die nur angerissen sind und nicht nachvollziehbar. Daher halte ich meist meine Klappe. Wollte Dir nur nochmal den Hinweis geben, dass alles was Du für ihn getan hast, war freiwillig, keiner hat Dich gezwungen, auch wenn es als Elternteil anders gesehen wird, kenne ich ebenfalls und das ist sehr schwer.

Es klingt so, dass Du erst so empfindest, als Du den Suchtbericht gelesen hast, dass sollte doch schon viel eher der Fall gewesen sein. Er ist jetzt noch der selbe Mensch, wie der, bevor Du ihn gelesen hast. Also schaue in erster Linie auf Dich, was macht das alles mit Dir selbst. Im Grunde genommen weißt Du das auch alles, schreibst es ja ähnlich, lese trotzdem daraus, das es alles nicht so richtig ankommt und akzeptiert wird.

Lieben Gruß

André

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 29.06.2023 19:11:50
Hallo,

eine Sucht bringt es mit sich, dass je nach der jeweiligen Hemmschwelle Beschaffungskriminalität betrieben wird.
Wobei das Verlangen nach dem Suchtmittel Geld, jene Hemmschwelle sicherlich stark beeinflusst.
Alles verspielt und man weiß nicht weiter, besorgt sich irgendwie wieder Gelder und verspielt diese auch usw......
Oft dann ein Selbstläufer sich Gelder auf anderen ( straffälligen ) Wegen zu besorgen.
Ein Spielsüchtiger ist in erster Linie krank!
Dies wird ihm aber bei einer Strafverfolgung kaum etwas nützen, doch ist es eben meist eine Folge aus der Sucht.
Willkommen im Zombieland und Gefängnisse sind voll, die haben dort alle noch Eltern oder sonstige Verwandte.

Wer anderen in irgendeiner Weise schadet sollte dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Dafür eine angemessene Strafe bekommen und den angerichteten Schaden wieder beheben.
Es zu begreifen warum es so gelaufen ist und wieder auf den richtigen Weg kommen.
Dafür alles zu tun und seine Wertevorstellung drastisch ändern.
Mehr ist das erst einmal nicht......

Wo läge hierbei das Problem ?
Um ein Verständnis aufzubringen und ein Verhalten nachvollziehen zu können.
Dieses Forum ist voll mit Erzählungen was Spieler alles so vollbrachten an Unrecht.
Keinem wurde dabei der Eintritt hier verweigert..einige sagten es nie der eigenen Familie..andere schon.
Weil wir alle immer davon ausgehen, wer so etwas getan hat und sich hier beteiligt ..will es unbedingt ändern oder hat es schon getan!
Davon auszugehen im Suchtbericht deines Sohnes geht es um nichts anderes.

Es sollte dich nicht zu sehr belasten Alexandra, dein Sohn ist ein pathologischer Spieler.
Er wird seinen Weg gehen..diesen ging er doch schon immer.

Wir verzeihen einander und wir geben Ratschläge und Zuversicht.
Keiner sollte enttäuscht sein was ein Spieler alles so getan hat.
Sondern stolz und froh was er jetzt gerade macht.

Liebe Grüße             
   

   
   
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 01.07.2023 09:28:08
Natürlich, es soll wertgeschätzt werden, dass sich ein Spieler seiner Problematik stellt. Ich habe meinen Sohn immer wieder dazu angehalten, nun tut er es oder tut nur so? Ich weiß es nicht.
Angehörige leiden auf ihre Weise, verzweifelt, hilflos, entmutigt, erschöpft. Und ich finde es wichtig, das auch zu sagen. Es geht nicht nur um Spieler, ihr Verhalten zieht Kreise- zunächst im engen Umfeld. Und was das mit mir macht, muss auch gehört werden. Natürlich kann man davor auch die Ohren verschließen. Es geht weder um Vorwürfe noch um Jammern. Es ist wahnsinnig anstrengend, sich zurück zu halten, trotzdem Mut zu machen, während es im Inneren tobt. Engelsgleich sanftmütig zu bleiben, versorgen ohne etwas unnötig aus der Hand zu geben bedeutet, "alles für den Spieler, nichts für die Angehörige". So habe ich es erlebt in extremer Belastung im verrückten letzten Jahr. Ich möchte gar nicht wissen, was ich alles noch nicht weiß.
Zwei Strafverfahren sind noch nicht abgeschlossen, das Strafmaß unbekannt. Ob es Einträge im Führungszeugnis gibt? Welche Folgen hat es für seine Arbeitssuche?
Kann sich mein Sohn abwenden von falschen Freunden, mit denen er gemeinschaftlich betrogen hat? Hört er wirklich auf mit C-Konsum? Geht er hier wieder zum Arzt, nachdem er seine Medikamente eigenmächtig und gesundheitsschädlich absetzte?
Ist er nun klüger geworden?
Das sind nur einige Fragen, die mich beschäftigen. Eine Krankheit ist kein Freifahrtschein, und hat Auswirkungen.
Das hören Spieler bestimmt nicht gerne- und es ist eine weitere Realität. Wer stabil genug ist, muss sich dem auch stellen. Das ist nicht einfach, aber fällt mit unter die Krankheitsbewältigung. Es geht nicht um grenzenlose Schuldgefühle, sondern um erwachsenes Anerkennen, dass Angehörige leiden. Nicht mehr und nicht weniger.
Und ich muss den Suchtbericht noch verarbeiten. Der Schock hat mich aufgeschreckt, nun bin ich traurig - wütend und fühle mich als Versagerin. Das ist eine Momentaufnahme und ändert sich noch....
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: TAL am 02.07.2023 18:16:45
Hallo Alexandra,

sorry, aber ich frage mich die ganze Zeit, was ein 'Suchtbericht' überhaupt ist, und auch, wieso du ihn bekommst, wenn es seiner ist?
Das verwirrt mich.

Deinen Link habe ich gelesen, und ich stimme Jacky da zu. Der Inhalt ist größtenteils sicher zutreffend, aber eben auch sehr akademisch-trocken und pauschalisierend. Es läßt sich eben nicht immer alles in für die Lehre praktisch analysier- und einordbare Schubladen stecken. Damit meine ich nichtmal unbedingt die (schon etwas fachbuchmäßig, aber weitestgehend durchaus passend) beschriebenen Symptome, sondern eher den Versuch, die 'Entstehung' zu 'erklären'. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, daß mein Vater absolut gar keinen Anteil an meiner Sucht hat oder hatte.
Daran ist letztlich nur Einer 'Schuld' - ich selbst.

Ich denke, nicht zu spielen sollte selbstverständlich sein. Darum ist es auch nicht nötig, da irgendwas 'wertzuschätzen'.
Von daher... ja. Ich stimme dem, was du schreibst, fast vollumfänglich zu. Es gibt nichts, was mein Verhalten entschuldigt, aber ich kann versuchen, es zu 'erklären'. Nicht mit Satzbausteinen oder Statistiken, sondern daran, wie es in mir aussah - oder manchmal immernoch aussieht. Andersrum hilft es mir auch, von Angehörigen zu lesen, um zu verstehen, warum meine bessere Hälfte das so lange mitgemacht hat, und was ich vermeiden sollte.
Bei Beidem braucht es immer jemanden, der zuhört, oder besser gesagt, der in der Lage ist, seine Gefühle für den Moment rauszuhalten, um eine sachliche Betrachtung möglich zu machen. Genauso, wie ich manchmal (auch hier) meine ersten Gedanken und möglichen Kommentare außen vorlassen muß, wenn ich antworte.
Denn jeder tickt anders - und genau das ist doch das Entscheidende hier.
Gemeinsam eine Lösung zu finden, wird schwierig, denn es ist ja immer nur eine Person hier. Der Idealfall wäre, wenn das jeweilige 'Gegenstück' ebenfalls hier wäre - was aber ja nie der Fall ist. Von daher ist das die zweitbeste Lösung, nämlich sich mit Menschen auszutauschen, die selbst in der Situation sind oder waren.

Würden wir anfangen, zu werten, wäre hier wohl niemand anwesend, der sich in der Position befände, den 'ersten Stein zu werfen'. Zumindest ich weiß das genau, da kannst du dir sicher sein. Und die Anderen auch, denke ich.
Von daher... ihr habt es ja schon gesagt - es geht nicht um Schuld oder Unschuld, sondern darum, den jeweiligen Blickwinkel zu verstehen, und / oder einen anderen Umgang oder eine andere Betrachtungsweise zu sehen. Keine Anleitung, nur eine Hilfestellung. Und auch ganz sicher keine 'Verurteilung'.

Auch Frust ist erlaubt, oder gar Jammern. Oder Wut und Enttäuschung. Darum sind wir ja hier. Weil es nur wenige Orte gibt, an denen das möglich ist. Nur bedeutet die Tatsache, daß die Menschen etwas nachvollziehen können, eben auch, daß der Ein oder Andere sich dazu äußert, um auf Zusammenhänge oder Denkfehler hinzuweisen.
Was meinst du, was ich hier schon auf die virtuelle Nuß bekommen habe?
Bestenfalls nehme ich etwas davon mit, wenn nicht heute, dann vielleicht später. Und schlimmstenfalls eben nicht.

Zitat
Eine Krankheit ist kein Freifahrtschein, und hat Auswirkungen.
Das hören Spieler bestimmt nicht gerne- und es ist eine weitere Realität. Wer stabil genug ist, muss sich dem auch stellen. Das ist nicht einfach, aber fällt mit unter die Krankheitsbewältigung.
Soweit, so richtig. Gut gesagt. Einfach aufhören, und die Welt ist wieder in Ordnung, funktioniert nicht.
Aber die Erkenntnis, daß Angehörige leiden, kommt nicht erst mit der Abstinenz. Mir war das vorher schon bewußt, auch wenn ich es ignoriert und schöngeredet habe. Will heißen: sie hatte keinerlei Einfluß darauf, ob ich weiterspielte oder nicht.
"Alles für den Spieler, nichts für die Angehörigen" ist doch genau das, was es aufzulösen gilt. Für Angehörige gilt das unabhängig davon, ob der Spieler nun noch spielt oder nicht. Denn sie haben nunmal keinen Einfluß darauf, oder zumindest nur einen sehr geringen.

Ich konnte nur für mich aufhören, für niemanden sonst hätte ich das dauerhaft geschafft.
Und somit kann mich auch niemand dazu bringen, außer ich selbst.
Beides würde nur in einem Kampf enden, den man nicht gewinnen kann. Und das nicht nur für mich.

Du brauchst dich nicht als Versagerin fühlen, weil es nichts gibt, das du hättest 'bessermachen' können.


Sorry, daß ich hier in dein Tagebuch geschrieben habe, eigentlich tut man sowas ja nicht.
Aber das wollte ich mal loswerden. Zur Not kann es auch gelöscht werden.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Fred am 02.07.2023 18:56:44
Ich konnte nur für mich aufhören, für niemanden sonst hätte ich das dauerhaft geschafft.

Das wesentliche ist hier das "dauerhaft", denn es ist ursächlich erst einmal egal, aus welchen Gründen man mit einer Sucht aufhören möchte.
Gerade bei Alkohol ist es absolut gängig, sich auf Veranlassung des Arbeitgebers in Therapie zu begeben.
Auch ich nahm meine Frau zum Anlass mein (Sucht-)Leben zu ändern.
Auch wenn ich innerlich sicher schon 20 Jahre lang aufhören wollte, war sie doch der ausschlaggebene Punkt.
Auch wenn man immer wieder gebetsmühlenartig hört, dass man es selbst wollen muss.

Letzten Endes auch egal. Der Erfolg ist hier maßgeblich.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 04.07.2023 22:10:58
Austausch ist hilfreich und wichtig. Ich will ja verstehen, worin die Dynamik liegt und bin per se immer an der Seite meiner Lieben. Mein Fehler ist, daß ich mich andauernd verantwortlich gefühlt habe. Das war ich auch, bis der Betreuer aktiv wurde. Und nun ist mein Ziel, Vertrauen aufzubauen, ohne die Richtung vorzugeben. Jetzt ist das, eine mögliche Richtung aufzuzeigen, wohl nicht mehr nötig. Dieser Wechsel von krasser Desorientierung und glasklarem Verstand meines Sohnes ist schwer zu fassen und machte erst Recht die richtige Unterstützung schwierig, beschränkte sie auf die Tagesform. Was ist zuviel, was ist zu wenig? Leider kann mir niemand dazu etwas sagen. In einer Familie könnte man darüber nachdenken, leider gibt es sie nicht. Und da es niemanden gibt und ich doch verstehen möchte, helfen eben Aufsätze, Artikel. Ich sehe darin eine versachlichte Darstellung, die von Betreffenden mit Leben gefüllt wird - sofern man diese findet.

Es scheint, dass Sohni inzwischen selbst einen roten Faden hat, ich wünsche es ihm sehr. Er hat es immer schwer gehabt. Und es wäre wirklich schön, wenn jetzt seine guten Jahre beginnen...
Ich möchte eine andere Verbindung haben, eine andere Rolle. Mein Leben findet auch jetzt statt, das ich endlich mit meiner Kraft füllen möchte. Die ging immer für ihn drauf, es war ja auch wirklich nötig.
Der Schock über das Ausmaß des Spielens mündete in (heilsamer?) Anerkennung der Realität. Ich bin inzwischen nicht mehr aufgebracht, wie wohltuend. Jetzt ist mir wichtig, eine entspannte Beziehung zu meinem Sohn zu bekommen. Er kommt bald aus der Reha, wir werden sehen.
Mir hat das Geschehene gezeigt, wieviel Kraft es kostet, für die Spieler und ihre Angehörigen, irgendeinen Ausweg zu finden. Es war ein langzeitiges Durchhaltevermögen unabdingbar, jeder hat seine Sicht auf die Dinge gehabt.
Wenn es gelingt, sich mitzuteilen und zu verstehen, ist das ein guter Weg für uns.
Ich bin immer noch damit beschäftigt, die Verschlechterung meiner Gesundheit wieder in den Griff zu bekommen. Alleine das ist ein langwieriger Prozess und ist bislang schwieriger als gedacht. Medikamente müssen höher dosiert werden, mit Nebenwirkungen. Mehrere Ärzte versuchen, die Schädigung zu begrenzen. Und ich versuche, darüber keine Angst zu bekommen.

Mein Sohn entschloss sich, mir seinen Suchtbericht aus eigenem Interesse zu geben. Diese Offenlegung ehrt ihn, er will keine "Spielchen" mehr mit mir machen. Der Bericht entstand in seiner Therapie.
Mein Sohn hätte weiter gespielt, wenn ich ihn nicht immer wieder damit konfrontiert, für Therapie gesorgt und den Betreuer initiiert hätte. Inzwischen sieht er seine Sucht. Von allein wäre nichts  passiert, außer Abstieg und Obdachlosigkeit. Das Wegsehen muss immense Macht haben. Ich bin nicht dazu in der Lage zuzusehen, wie mein Sohn abstürzt.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 23.07.2023 09:56:57
Inzwischen versuche ich, meine Interessen schrittweise wahrzunehmen. Lang gewünschter Sport, leider kostspielig, bringt mich an die Gretchenfrage: nutze ich meine Ersparnisse und wenn ja, wie lange reicht das Geld? Ein Großteil wird noch für Unvorhersehbares gebraucht. Reisen möchte ich auch und eine andere Wohnung finden. Bei einem Umzug können für den Mieter eigenen Anbau hohe Kosten anfallen wenn ein Abriss nötig ist.
Ich versuche mich zu beruhigen.
Sohni ist wieder da, hat Pläne und ich behalte meine Sorgen für mich. Denn er steht erst nachmittags auf, wie vor der Reha. Ich sage mir dann, es geht mich nichts an.
Die Strafprozesse wegen Beschaffungskriminalität konnten abgewendet werden. Und die Kosten für den Rechtsanwalt sind marginal. Das ist eine Erleichterung.
Es gibt in Haus und Garten zuviel zu tun und ich schaffe es einfach nicht.
Das Alleinsein ist Gift für mich und habe überlegt, ob ich es besser schaffe, die Küche zu streichen, wenn eine Freundin zuguckt? Sobald ich mit jemanden zusammen bin, geht's mir besser, das ist doch Wahnsinn. Der Hintergrund ist schon klar, aber dass es schlimmer anstatt besser wird? Sobald ich wieder allein bin, ist das vorherige Zusammensein wie ausgelöscht, als hätte es keins gegeben... Was das angeht, weiß ich momentan nicht weiter.

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Fred am 28.08.2023 07:23:55
Moin, man hat eine Weile nichts von dir gehört.
Wie geht es dir, wie ist es euch ergangen ?
Gruß aus dem Norden
Fred
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 31.08.2023 15:05:18
Es ist einiges passiert: ich habe mein Tief fast überwunden und einen Weg gefunden, der mir und ihm gerecht werden kann. Wir haben 2x wöchentlich gemeinsame Aktivitäten, die der Bewältigung von anstehenden (unliebsamen) Aufgaben dienen. Es geht um Sortierung, Priorisierung, Erledigung und Stolz, es geschafft zu haben. Ich leite an, moralisiere nicht, es selbst zu tun. Und wie man mit Hindernissen umgehen kann.
Außerdem wundert sich Sohni noch, dass ich nicht bewerte, sondern die Dinge im anderen Licht sehe und ihm meine Meinung mitteile. ZB Ärger mit dem Betreuer, dem er sich nicht anpassen muss. Er hat alles Recht der Welt, auf eine Verbesserung zu bestehen.
Die Reha tat ihm gut, manches dort Erlernte führt er fort. Er spielt nicht, sagt er, ist weiter in Behandlung.

Mit dieser Aktivität bin ich zufrieden, ich halte Kontakt, unterstütze Stück für Stück, es selbst zu tun. Und ich muss mich reflektieren, nichts aus der Hand zu nehmen. Dazu neigen vllt alle sorgenden Eltern.
Ziel ist, loszulassen ohne fallen zu lassen und seinerseits zu spüren, er kann Verantwortung tragen.
Bei mir räume ich weiter auf, zur Zeit Bücher, zu verschenken zu verkaufen. Dann wären Dinge für die Ahnenforschung zu tun, weitere Hobbies aufleben zu lassen und viele Pausen einzuhalten. Reiseplanung, Freundinnen treffen, Kultur 1x monatlich gönnen, es gibt soviel, das mich interessiert.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 31.08.2023 20:15:58
Hallo Alexandra,

Dir Pläne zu erstellen und dann diese Aufgaben zu bewältigen ist sehr gut, 
Dadurch bekommst du sicherlich auch wieder mehr Bezug zu deinem eigenen Leben.
Das Selbstvertrauen kann weiter wachsen und gut dass du deinen Sohn begleitest.
 

...Dann wären Dinge für die Ahnenforschung zu tun.....
Habe ich bei meiner Familie väterlicherseits auch gemacht und ich kam sehr weit in die Vergangenheit.
Das waren alles saufende Halunken   :)  passt aber schon und ich reihe mich da ja irgendwie auch ganz gut ein.

Grüß Dich       

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 10.09.2023 14:17:42
Ein Plan ist ein Plan, ist ein Plan. Ich mag keine Pläne, kein Wunder wegen des immer durchgetaktetem Lebens. Vorhaben flexibel gestalten, offen sein für Neues und dabei immer meine Ressourcen im Blick haben, so geht's. Denn die Ressourcen sind unberechenbar.
Nun zeichnen sich 2 kulturelle Veranstaltungen und 2 Reisen ab. Das konnte ich solange nicht, aber jetzt! Ich bin eingeladen nach Dänemark für einige Tage und fahre mit einer Freundin im Oktober nach Schottland. Reisepass und Auslandskrankenversicherung sind in Arbeit.
Die Ahnenforschung ist nun auf die Regenzeit verlegt, ideal um im Archiv neue Dokumente zu finden, eine Ahnentafel zu erstellen und ein Fotoalbum zum Verschenken anzufertigen. Das dauert auch länger.

Inzwischen gibt es einen ersten Buchkäufer, 35 Bücher stehen online zum Verkauf und ca nochmal soviele muss ich noch eingeben. Ich freue mich über den ersten Verkauf und besorge morgen Versandtaschen.

Heute bin ich schlapp mit Nebel im Kopf. Ein sicheres Zeichen, mich auszuruhen, na dann...

Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 15.11.2023 13:27:17
Der Urlaubs-Flopp ist fast verkraftet, es macht keinen Sinn, über hätte-hätte-Fahrradkette nachzudenken. Meine Sparfuchsfreundin hat die Kosten erstaunlich niedrig gehalten  :* WOW. Zwei Fährfahrten, Benzin, Übernachtungen...
Das hat mich gleich zusagen lassen für nächstes Jahr bei anderen Freunden in Dänemark für 2 Wochen.
Silvester möchte ich ans Wasser, mal sehen ob es klappt. Und Weihnachten ist schon fast sicher. Ich will an diesen Tagen nicht auch noch allein sein.
J. hat wieder Arbeit ab Ende November und begibt sich parallel in Selbständigkeit, ich sach mal nix dazu... Er hat anscheinend einige Freunde zur Zeit und ärgert sich über den Betreuer, bzw nun das Gericht, das nicht antwortet. Das ist nicht mein Problem und Schuldgefühle habe ich auch nicht. Die Betreuung hatte ich angeregt, um sein Erbe zu schützen. Gestaunt habe ich, als er mir den Spielumsatz für letztes Jahr nannte. 220.000€ :o
Und ich überlege gerade, wie ich mir die ab nächsten Jahr höheren Kosten der Versicherungen leisten kann. Allein KFZ steigt um 100€.. Ich könnte k.... Überall steigen Löhne, gibt es. extra Geld, Bürgergeld steigt aber RENTEN NICHT. Ich spare am Essen, rauche kaum noch, kaufe mir nichts, weil immer jemand das Geld haben will.
Ich möchte umziehen, das würde Geld sparen und habe nicht die Energie zu suchen. Außerdem gibt's ohnehin keine Wohnungen. Zudem ist mein Zuhause überbevölkert, und fehlender Respekt besonders Frauen gegenüber fällt mir auf. Ich lasse mir sowas nicht gefallen, aber es ist eine unnötige Anstrengung.
Und während ich das schreibe komme ich mir undankbar vor, wenn man an all das Elend denkt, was immer mehr wird.
Also bleibe ich zu Hause, wühle im Garten (habe 9 Brombeerensträucher ausgegraben-was für ein Akt), koche und backe zur Zeit, gehe zum Chor, besuche Freundinnen und bin damit halbwegs zufrieden.
Ab und zu fällt mir mein Sohn ein und ich verscheuche die To-Do's aus meinem Kopf. Er spielt zZt nicht und ich gewöhne mich immer mehr daran, mich rauszuhalten.
Und ich hoffe, mir im Dezember endlich eine Schwimmbadkarte kaufen zu können. Das wäre wirklich super
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 09.12.2023 18:07:24
Während ich um Normalität bemüht bin und mir weniger Sorgen machen möchte, hat das Gericht geantwortet. Ein sehr langes Gespräch mit dem Verfahrenspfleger eröffnete meinem Sohn und mir, all das Entsetzen durch das sonderbare Verhalten des Betreuers auszudrücken. Das tat einfach gut und katapultiert mich wieder an die Seite meines Sohnes. Die Abgrenzung zu meinen Belangen fällt mir unfassbar schwer. Das soll ich wohl lernen...
Nun stellt sich die Frage für welchen Teil der Betreuung ich einspringen kann, ohne mich zu überfordern und vor allem ohne dass ich die Kontrolle ausübe. Damit wäre ich ja wieder einen Schritt in Richtung Co-Abhängigkeit gegangen. Welche genaue Aufgabe hätte ich? Es war die Rede von Beobachtung, es wäre eine Chance, mehr Autarkie zu gewinnen. Und die Gretchenfrage: gibt es überhaupt einen richtigen Zeitpunkt, die Betreuung eines pathologische Spielers aufzuheben?
J. hat wieder gespielt und das in der Therapie besprochen. Vermutlich mischt sich sein Wunsch aus der Realität zu fliehen (wie er mir sagte) mit der Trauer um seinen Vater (meine Vermutung).
Nun arbeitet J. wieder, das bedeutet Kontakte, Sinn, Selbständigkeit- ein Schritt mehr ins Leben. Ich wünsche ihm, einfach mal glücklich zu sein. Und Mut auf mich zuzukommen, dass er sich nicht scheut. Und ich bemühe mich um mehr Sanftmut
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Don Quijote am 10.12.2023 04:23:59
Grüß Dich Alexandra

Ich hab mir mal dein Tagebuch angeschaut und beim lesen "fühle ich mich erdrückt" Bis zu dem Punkt wo fred dich anschrieb hatte ich genau die gleichen Gedanken wie er und fand es schade das Du per PN geantwortet hast -WAS dennoch natürlich absolut OK war-, danach löste sich der druck etwas.
Beim Weiterlesen war es ein hin und her zwischen "oh mann mutti" und oh man lass los...

Gerade dieser Satz hat mich veranlasst mal zu lesen

Während ich um Normalität bemüht bin.... und

Nun stellt sich die Frage für welchen Teil der Betreuung ich einspringen kann, ohne mich zu überfordern und vor allem ohne dass ich die Kontrolle ausübe.


Meiner Meinung nach solltest DU dich weiterhin ganz klar um Normalität bemühen die für DICH GUT ist und das heißt für mich ZWINGEND nach all dem was ich gelesen habe das du dich aus der Betreuung komplett raus halten solltest.
Das einfachste Argument was dagegen spricht, du gehst in die Betreuung, er baut scheiße, wo suchst Du die "Schuld" ? 100% als erstes wieder bei Dir....

Dein Tagebuch ähnelt stark einer "ähnlichen Geschichte" wo ich mit der Mutti im Emailkontakt stehe und ich habe so etwas noch nie geschrieben, es ist WAHNSINN wieviel Energie und Geduld ihr habt eure Kinder nicht fallen zu lassen wovor ich allerhöchsten RESPEKT habe....

Dennoch, so leid es mir tut, irgendwann sollte der Punkt kommen wo ihr sie ziehen lassen solltet denn sonst lernen sie es nie wenn immer und immer wieder eine Mutter über sie "wacht" oder ebend meint alles besser zu wissen - ohne das böse zu meinen.
Meine Mum kam mich damals immer "besuchen" um zu schauen wie es mir geht. Es endete damit das ich Fernsehen schaute und Sie meinen Abwasch machte. Mein Stiefvater saß irgendwann man mal neben mir mit den Worten "Kannst du nicht mal abwaschen wenn deine Mutter kommt" und ich sagte,... Nö, warum sollte ich wenn sie so blöd ist soll sie doch abwaschen...
HEUTE nach 10 Jahren Therapie weiß ich was eigentlich gemeint war damit - Es kotzt mich an das sie mich nicht so akzeptiert wie ich bin....
Seit ich weiß nicht wieviel Jahren, habe ich den Kontakt komplett zu ihr abgebrochen nachdem ich ihr zig mal gesagt habe ich will kein geld zum geburtstag oder zu weihnachten - Sie tat es trotzdem mit den Worten - MIR ist egal was DU willst, ICH will das so also mach ich das....
Letztes Jahr Silvester fand ich eine Karte im Briefkasten, von meiner Mutter und ich war völlig zerrissen. Nach ner Weile sprach ich mit meiner Frau und sie sagte das meine Mutter all die Jahre Karten schrieb aber meine Frau sie abgefangen hat um mich und uns zu schützen....
Seit ungefähr ein zwei Wochen lässt es mir keine Ruhe das ich geburtstag hatte, bald weihnachten und Sylvester ist.
Einerseits überfahren mich Panikattacken die Wohnung zu verlassen und bloß nicht am Briefkasten vorbei zu gehen, andererseits ist da wieder diese unbeschreibliche Wut die regelrecht darauf wartet einen Grund zu bekommen zu Ihr zu fahren und Sie in der Luft zu zerreißen...

Ich bin weder Du noch Dein Sohn, noch kenne ich eure Geschichte bis auf das was ich gelesen habe, nichtsdestotrotz habt ihr BEIDE ein EIGENES Leben....
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 09.01.2024 17:16:46
Lieber Don Quijote,
Ich war lange nicht hier, daher antworte ich erst jetzt auf Deine Nachricht.
Meine Wünsche sind genau die, die Du beschrieben hast. Loslassen, Abstand finden übe ich täglich.
Natürlich haben wir unsere
 Geschichte.
Sohni war von Kindesbeinen an sehr
krank, litt unter Mobbing und brauchte unendlich viele Therapien, während ich versuchte, sein
Selbstwertgefühl zu stärken.
Parallel dazu mussten alle Kontaktperson informiert werden, wobei viele nicht verstanden, was los war und in ihrem schädigenden Verhalten weiter machten. Da war ich dann Löwenmutter.
Diese permanente Action war unglaublich kräftezehrend. Ich erinnere mich an einen Gutachter, wo ich hin musste. Ich hatte die Mutter-Kind-Kur eingeklagt. Der Gutachter las die Befunde meines Sohnes, blickte auf "Ihr Sohn alleine ist ja zwingend kurbedüftig. Warum genehmigt die Krankenkasse keine Kur?" "Ich denke, sie sparen".
Und in der Kur sagte eine Therapeutin "Er kann ja nichts" und ich:"er kann sich bewegen, Gleichgewicht halten das ist nicht nichts". Zu diesem Zeitpunkt waren wir beide total erschöpft und mussten doch immer weitermachen. Das ist Gottseidank Vergangenheit. Ich bin stolz auf meinen Sohn, wieviel er erreicht hat.
Und ich denke nun an mich. Die durch Krankheit intensive Beziehung ist nicht durch gewollte Überfürsorge entstanden und braucht Zeit zur Entwirrung.

Ich akzeptiere, daß er außer zur Suchttherapie nirgendwo hingeht, er hasst Arzt-, Therapietermine.

Ich habe Null Unterstützung im Elternhaus bekommen, mir wurde vermittelt, daß ich besser nicht geboren worden wäre. Durch die krassen Erfahrungen fehlt mir der gesunde Maßstab, wieviel ist genug? Und wo beginnt das Fallenlassen.
Nun halte ich Abstand, frage höchstens 14tägig wie es Sohni geht. Meine Meinung sage ich auch, warum auch nicht?
Ansonsten sehen wir uns entspannt, gehen spazieren und ich halte mich sehr zurück. Es tut gut, die Anspannung (ist an alles gedacht worden?) loszuwerden.
Es war das zweite Weihnachtsfest ohne seinen Vater - der Schmerz wird kleiner. Und wir haben es uns trotzdem gut gehen lassen.
Ich möchte ein gelassenes Verhältnis aufbauen und weiß, dass Sohni mir vertraut. Wenn er etwas möchte, wird er sich melden.
Meine Bedürfnisse rücken in den Vordergrund und viele sind eher langfristig zu erreichen. Ich brauche eine gute Planung unter Berücksichtigung der Tagesform, die sehr wechselt...
Ich übe mich in Geduld, pfff, das ist gar nicht einfach...
Und nun gibt's ein Tässchen Tee
Liebe Grüße Alexandra
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 10.01.2024 11:11:53
Heute ist wieder so ein schrecklicher Tag. Die Stimmung ist im Keller und ich muss mich ausschließlich um mich kümmern., wobei ich ratlos bin, wie das gelingen kann? Es ist ein endloses Unterfangen, so kann ich jedenfalls nicht das Angehörigenprogramm der Suchtberatung neu beginnen. Ich musste letztes Jahr wegen Klinikaufenthalt die Termine absagen. Und einige Informationen, Austausch etc wären bestimmt hilfreich- doch dazu müsste ich in besserer Verfassung sein.
Langfristig geht es um die ausreichende Distanz, erkennen der aktuellen Problematik und effektive erwachsene Unterstützung meines Sohnes, ohne mich zu verlieren.
So wie es aussieht, muss ich wesentlich stabiler werden, um eine Stütze bei Bedarf zu sein. Die Überforderung seit 2 Jahren hat ihren Preis. Ich tröste mich mit dem gestrigen Tag, an dem ich aktiv sein konnte. Vielleicht gehts ja später noch? 
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: AlexandraX am 13.01.2024 13:03:03
Ein Arzttermin hat mich etwas beruhigt, ein neues Medikament ist zusätzlich nötig. Mal sehen, wie und wann es hilft.
Ich fühle mich, wie an die Wand gefahren: Kopfschmerzen, ruhebedürftig, schmerzgeplagt und ohne Motivation. Das wird heute ein Couchtag, es liegt Gottseidank nichts an.
Titel: Re: AlexandraX Tagebuch
Beitrag von: Fred am 14.01.2024 10:05:02
Heute ist wieder so ein schrecklicher Tag.

Es scheint, als wirst du von Nackenschlägen nicht grad verschont.
Aber wie ein kleines Stehaufmännchen gehen diese schweren Zeiten bei dir auch immer mal wieder vorbei.
Du schaust so positiv in die Zukunft. Da kann man was von lernen.
Bleib dabei !