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Autor Thema: Ein kurzes Hallo

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Ein kurzes Hallo
OP: 26.01.2024 14:05:51
Liebes Forum,

ich möchte euch nun ein wenig von meinem Leben und meiner Spielsucht erzählen.

Ich heiße Julian, bin mittlerweile bereits 31 Jahre alt - die ersten grauen Härchen erscheinen schon - und seit ich 16 Jahre alt bin Spielsüchtig (Sportwetten) Wohnen tu ich in Vorarlberg am Bodensee in Österreich.

Ich bin bereits zum zweiten mal verheiratet, habe vier Kinder und mit meiner Spielsucht mein Haus verloren und nun auch im Privatkonkurs. Auch meine zweite Ehe leidet nun sehr darunter.

Ich hatte bereits im Jahr 2017 eine zweimonatige Therapie und war danach ein Jahr spielfrei. In der Zeit der Therapie war auch die Selbstreflexion ein großes Thema, bei der ich einiges gewinnen konnte. Viele Spielsüchtige sind auch narzistisch veranlagt, das bin ich aber eher weniger. Auch wurde mir damals vermittelt, dass Rückfälle ganz normal sind und kein Grund sind tief zu sinken.

Ich trete nun ab Mitte Februar meine zweite stationäre Therapie an mit der Hoffnung, dass dies auch meine letzte ist. Ein großer Schlüssel zum Erfolg bei mir - wie aber auch bei vielen anderen - ist die Veränderung und einen Ausgleich, der mir das gibt, was mir die Sportwetten geben und zwar eine Flucht in eine andere Welt.

Ich suche hier nach Menschen mit der gleichen Neigung und auch mal tiefgründigere Gespräche. Würde mich auf jeden Fall auf Nachrichten von euch sehr freuen.

Zum Schluss noch: Ihr seid nicht alleine, merkt euch das. Vielleicht sind wir ein wenig anders alls andere, aber das ist auch gut so.

Freu mich auf euch :-)

LG Julian
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Re: Ein kurzes Hallo
#1: 26.01.2024 19:20:46
Moin Julsen,

herzlich willkommen, ein langes "Hallo"

Ja eine 2. Therapie schadet nie. Du wirst immer was mitnehmen. Ich habe noch Jahre gebraucht nach der Therapie bis ich soweit war.
Es geht ja erst richtig los, wenn Du die " Blase" verlassen hast.
Selbstreflexion ist wichtig, auch einen Ausgleich zu schaffen und ja alleine bist Du damit auch nicht.

Da Du Dich ja mit vielen oder einigen Dingen in  der Suchtbearbeitung  auskennst, werde ich versuche Dir mal einen anderen Blick auf Deine Aussagen und Annahmen zu geben.

Du schreibst  mMn. von Deinen Erkenntnissen als wenn Du von der Allgemeinheit sprichst, zeitgleich entschuldigst/rechtfertigst Du Dich dafür, dass Du wieder spielst ( Rückfälle sind normal und kein Grund tief zu sinken wurde Dir gesagt )  und sagst was Dir und anderen hilft.

So und nun auf Dich bezogen. Hat Dich ein Rückfall nicht runter gezogen ? Haben Dir Veränderungen ( was für welche überhaupt ) geholfen. Hat Dir ein Ausgleich zu schaffen  geholfen vom Spiel fern zu bleiben ? Oder hast Du weder reflektiert, noch ein Ausgleich geschaffen, noch Dich verändert ?

Weißt Du was ich meine ? Hilfe holen geht an vielen Stellen, tun musst Du. Das was Dir hilft sind Mutmaßungen, so lese ich das.
Das ist jetzt keine Kritik oder sonstiges, sondern einfach was mir  selbst als über 3 Jahrzehnte spielender Spieler auffällt. Ich erkenne mich da sehr gut selbst wieder.

Mir hat hauptsächlich geholfen mich zu verändern und zwar im Bereich der Emotionen/ Empfindungen, Gedanken, Impulse. Also das was ich mache, warum ich das mache. Was ich empfinde, warum empfinde ich das so. ( Hey und das aufzudröseln ist kein Spaß, aber interessant )
Mich selbst zu verstehen. Dazu kommt ( ich kann es selbst schon nicht mehr hören) das wir den  2. Aspekt  bearbeiten müssen. Was ist Sucht überhaupt, was bedeutet das für mich. Kann ich, wenn ich nicht verstehe, warum ich immer flüchten gehe, mich selbst nicht verstehe ,  mir Rückfälle erlauben ? Kann ich dann mal eben kurz die Sucht stoppen ?  Oder habe ich nach einem Jahr gar keinen Rückfall gehabt, sondern das Jahr war einfach eine Spielpause? Kannst Du als Süchtiger nur mal spielen, kann ein Junkie nur einmal ? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Ja und Rückfälle gehören iwie dazu, wichtig ist so wie Du nun es vor hast am Ball zu bleiben. Die Definition von einen  Vorfall oder Rückfall, Spielpause erspare ich Dir jetzt. Wozu?  bringt nix, nützt nix. Du hast eines von den Punkten gemacht und bist wieder dran hängen geblieben, das ist das was zählt und das ist das was die Realität ist, wie immer es von manchen genannt werden will.

Glaube mir, ich hatte das Thema Sucht, nach meiner Therapie komplett aus den Augen verloren und war nur mental unterwegs, weil das schon eine langjährige Reise war, dass konnte ich gar nicht ohne Spiel, bzw nur schwer aushalten. Bis ich mich im Kopf verändert hatte, dann nochmal die Sucht angeschaut, dass alles zusammengepackt dann hatte ich es.

Beispiel:  Änderung der Impulse.  Geld aufm Konto - zocken, guten Job gemacht- zocken, schlechten Job gemacht- zocken. Das gibt so viele Aspekte was wir uns anschauen können. Was steckt dahinter.  Was ist so schlimm was wir nicht aushalten können ? 

usw, usf. Kein Therapeut, kein frisch gedrucktes Buch kennt Dich am besten, sondern Du Dich selbst. Alles andere sind Hilfestellungen, Anregungen um zu nutzen, um was zu ändern und nicht als Begründung zu nehmen, um was recht zufertigen. Und das ist alles  sehr müssig.

Also, schreib doch was von Dir und nicht was Du annimmst die  Allgemeinheit macht und kann. Was nützt mir das, wenn ich ein Tausender nach den anderen versenke, wenn andere das auch tun ? Außer das ich vielleicht beim zocken, mir das schlechte Gewissen ausrede oder mir  das Spiel  damit erlaube.
Bis ich dann nächsten Tag kleinlaut feststelle: das war doof. Da sollte ich mich doch lieber an den Gedanken, das war doof festhalten, als mir zu merken, ich bin nicht allein damit.   

Noch ein Hinweis, Du suchst nach tiefgründigen Gesprächen und redest von der Allgemeinheit. Ist auch so typisch für uns Spieler. Ich kann da ein Lied, ach watt 1000 Lieder von singen.

Also leg doch mal los, wie das Jahr nach der Therapie gelaufen ist, was dann passiert und wie ?

Alleine wenn Du Dich damit mal auseinander setzt, reflektierst Du schon mal, ob Du  daraus die richtigen Schlüsse ziehen kannst, wirst Du sehen. Ich konnte das nur Stück für Stück.  Ein Prozess halt. Immer wieder vorne angesetzt.


Also gib Gas, Du machst das für Dich in erster Linie, sei Dir das wert ( klar auch für Frau, aber das kommt automatisch ) Bleib erstmal bei Dir. Wegen meinen Ex-Frauen bin ich nicht spielfrei geworden, auch wenn ich das gerne  wegen Ihnen geschafft hätte. ( Wenigstens wegen einer, Nö )

Lieben Gruß

André
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« Letzte Änderung: 26.01.2024 20:06:28 von Andre12 »
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Re: Ein kurzes Hallo
#2: 28.01.2024 21:21:37
Hallo Julsen und auch ein herzliches Willkommen von mir,

ich wollte zwar erst einmal etwas abwarten ob du auf den Beitrag von André antwortest, aber es gibt ja hier keine zeitliche Begrenzung.
Es ist immer der richtige Weg auf sein Suchtverhalten zu reagieren, wie auch immer dieser dann aussehen mag.
Wirkliche Veränderungen entstehen ja nur in unserem Inneren, manchmal erwischen wir uns doch alle einmal dass wir uns nur
dem Außen halt irgendwie anpassen. Soweit dass es sich manifestiert und genau dann Abruf bereit ist wenn es benötigt wird.
Automatismen stellen sich ein und es entsteht eine Art von Gewohnheit, ein manchmal nötiges Schauspiel in so einigen Lebenslagen.
Zu funktionieren in beruf-und gesellschaftlichen Verbindungen, keiner ist da irgendwie absolut frei, das Leben besteht aus Verpflichtungen
und erwartet auch Rücksichtnahme auf sein Umfeld.
Was also nun eh schon etwas gebeugt, wird durch ein Suchtverhalten erst unerträglich und benutzt die gleichen Mechanismen, die ja eigentlich für Verständnis, Respekt und ein Miteinander stehen sollten.

Rein logistisch wäre nur eine gerade Linie nötig, von A nach B um sein Leben einigermaßen zu meistern.
Also alles abzuarbeiten, aber würde dies dann ausreichen?
Vielleicht wenn man ein Herz aus Stahl hätte, keine Seele und die Lebenszeit einer Eintagsfliege.
So werden wir alle Situationen begegnen die uns erfreuen oder traurig, mitunter auch manchmal leider verzweifeln lassen.
Ich bin mir sicher Julsen, dabei spielt es keine Rolle ob wir spielsüchtig sind.
Es sei denn, unsere Sucht lenkt diese Geschicke von ganz alleine.

Diese Symbiose zwischen Sucht und unserer Existenz hat keinen Nutzen und genau deshalb sollte dies jeder erkennen und
versuchen sich nicht weiterhin aufzugeben, in dem was uns anscheinend magnetisch anzieht.
Sehr gut dass du dies nun wieder angehst, alle Motivation der Welt für dich dabei.

Liebe Grüße   

         
     
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Re: Ein kurzes Hallo
#3: 01.02.2024 16:49:24
Hallo Julsen,

also Antworten wären ja nun da und ein Austausch könnte weiterhin folgen.
Nicht dass irgendjemand hier darauf wartet, aber es bleibt ja weiterhin dein Thread.
Deine Therapie fängt ja demnächst an, mal sehen ob du wieder einmal berichtest.

Liebe Grüße       
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