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Olaf67:
Moin,
ich wollte eigentlich heute noch gar nicht schreiben, hätte es aber eh die nächsten Tage gemacht.

Ich kann sagen, dass es mir gut geht. Zufrieden und gut. Spielfrei seit über zehn Monaten.

Ich habe mir nichts zurecht gelegt, sondern schreibe jetzt einfach wie ich denke.
Seit nunmehr über eineinhalb Jahren besuche ich die auch von mir mitbegründete SHG in Lübeck und ich bin jedesmal glücklich, wenn ich in der Gruppe bin.
Wir sind inzwischen ein Kern von 10 Personen. Wie schon gesagt eine gemischte Gruppe, von denen ich immer noch  der einzige Spielsüchtige bin.
Meistens bin ich montags erst kurz vor 17Uhr nach der Arbeit zuhause und man muss sich dann manchmal aufraffen zur Gruppe. Aber bin ich erstmal da, bin ich froh und es geht mir gut.
Man kann immer was mitnehmen von den anderen Beiträgen. Und wenn nicht ist es trotzdem ein schöner Tag, ein schöner Tag in Gemeinschaft.

Im Foruim bin ich nun ja auch seit mehr als zwei Jahren dabei. Seit diesen zwei Jahren beschäftige ich mich intensiv damit, der Spielsucht den Rücken zu kehren.
Es ist ein schwerer Weg mit Rückfällen bis heute gewesen. ABER ES LOHNT SICH.

Inzwischen habe ich keine bzw. seltene Gedanken ans Spielen, die mich dann aber nicht weiter tangieren. In den letzten zehn Monaten hat sich viel getan. Und je länger die Spielabstinenz wurde, umso weniger habe ich Suchtdruck. Ich kann jetzt sagen, dass ich keinen Suchtdruck mehr habe. Spielhöllen interssieren micht nicht mehr.
Meinem Konto geht es gut, grüne Zahlen auf der Habenseite seit einigen Monaten. Die Kreditkarte wird nur benutzt, um zB. Urlaub nach Italien (Apulien im Oktober) zu buchen.
Ich kann von jedem Gehaltseingang vernünftig einkaufen, volltanken, Dinge mir leisten wie Garagentorantrieb, neuer Sichtschutz für die Terrasse (75 Bretter, Dauerschutzlazur, alles ausmessen vorher, ab in Baumarkt usw.) ohne ins Minus zu kommen. Plus auf dem Konto über mehrere Monate ist zum ersten Mal in meinem Leben seit über 33 Jahren so. Und es ein verdammt gutes Gefühl. Mein Auto konnte ich reparieren lassen ohne ins Minus. Es ist einfach schön und das motiviert. Ich weiß jetzt erst richtig wofür ich arbeite.
Die Gruppe und zusätzlich die Hilfe der Beraterin der ATS in Bad Schwartau. Diesen beiden Personenkreisen und meinem Willen, das sinnlose Spielen aufzugeben, habe ich es zu verdanken, das ich da bin, wo ich jetzt bin.
Das werde ich nicht mehr aufgeben. Soviel verlorene Zeit. Bestimmte Tage und Zeiten, an denen man immer in der Halle war, sind besser und intensiver genutzt. Olli schrieb heute in einem Beitrag, das er Langeweile auch geniessen kann. Das kann ich inzwischen auch. Ich kann am Wochenende auch mal ausschlafen. Und genauso wichtig, ich kann gut einschlafen, ohne Zuckungen oder vor den Augen drehenden Walzen oder Scheiben. Sie sind weg. Das ist gut so.

Vorhin habe ich meine Frau nochmal gefragt, ob ich mich in den letzten Monaten verändert habe. Es war schön zu hören was sie sagte: Du bist viel offener, gesprächiger, gefühlvoller, hast mehr Humor und bist nicht mehr so angespannt. Wunderschön das zu hören. Das Finanzielle ist ein schöner Beigeschmack, aber zu hören, das man sich persönlich zum Positiven ändert ist das wahre Gut. Das möchte ich mir auch nicht mehr nehmen lassen.

Ich kann mich an meine aggressive Fahrweise nach einem Spielhöllenbesuch oder auch auf dem Weg dorthin erinnern. Ekelhaft. Ich fahre vernünftiger, manchmal noch schnell, aber das mag ich :)

Jetzt muss ich aber gleich Bubu machen, noch bisschen Sport gucken.

Also mir geht es wirklich gut und auf lange Sicht werde ich weiterhin die Gruppe besuchen und die Beratungsgespräche wahrnehmen. Sie sind Gold wert.
Bei alledem werde ich wachsam und auf dem Boden bleiben.

Übrigens findet das Gruppentreffen morgen bei uns zuhause statt, wir Grillen hier, Wetter soll schön werden. Neun Betroffene sind wir morgen. Ich freue mich darauf.

Bis bald
Olaf67


amTiefpunkt:
Mensch Olaf,

du hast es echt angepackt, hast dich von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen und hast dir dein eigenes Leben wieder zurück genommen. Du bist aktiv geworden gegen deine Krankheit und schreitest deinen eigen Weg fort, in der Realität - wunderbar!

Jeder Tag ohne spielen ist ein ausgezeichneter Tag - und davon hattest du ja jetzt schon viele und noch weit mehr werden kommen!

aT

Olli:
Hi Olaf!

Siehst Du ... das kommt dabei rum, wenn man aktiv wird ... man hat Erfolg! :)

Danke fürs Update!

Fred:
Moin Olaf, das sind genau die Beiträge die man morgens zum Frühstück gerne liest :)


--- Zitat ---Ich kann sagen, dass es mir gut geht. Zufrieden und gut. Spielfrei seit über zehn Monaten.
--- Ende Zitat ---
Wird doch, ein tolles Beispiel dafür, dass man gern wieder aufstehen darf, wenn man erneut gefallen ist.

Das mit "deiner" Gruppe gefällt mir besonders. Man baut sich sozusagen ein "neues Lebensumfeld" damit auf,
wie man bei dir ja auch sieht, dass ihr euch auch privat zum grillen trefft etc.

Ich weiß nicht genau ob ich mich richtig erinnere, aber gab es da nicht auch ein "Suchtthema" bei deiner Frau ?
Falls ja, was ist daraus geworden, wie schaut es da aus ? ( Wenn ich da mal so direkt fragen darf, ansonsten einfach ignorieren)

Es beruhigt irgendwie zu wissen, dass es wieder "einen" mehr gibt, der dem Spielen sein Leben wieder abtrotzen konnte :)

Olaf67:
Moin zusammen,
danke für eure motivierenden Antworten.
Hatte bis heute wenig Zeit.

Habe eben die vom Sonntag sich in meinem schnell geschriebenen Text eingechlichenen Fehler ausgebessert, nichts am Inhalt verändert. (muss nicht jedem wichtig sein, mir ist es wichtig...naja, paar Kommas fehlen bestimmt...ach egal ;D )

Es ist richtig, meine Frau hat so ihr Problem mit Alkohol. Ich möchte da auch nicht so sehr drauf eingehen, sie ist ja nicht hier im Forum, sonst könnte sie sich selbst äussern.
Nur soviel: Nachdem wir sechs Wochen im eigenen Haus getrennt geschlafen haben (auf meinen Wunsch, ich konnte und kann den Alkoholmissbrauch nicht mehr aushalten), hat es bei ihr Klick gemacht. Sie setzte von heut auf morgen vor ca. zwei - drei Monaten ihre Antidepressiva, Schlaftabletten und eine bestimmte Schmerztablette ab. Die Ärztin war nicht so begeistert wegen div. möglicher Gefahren. Meine Frau hat dadurch aber keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Es geht ihr sogar besser, zusätzlich zu einer kompl. Ernährungsumstellung. In den letzten neun Wochen hatte sie einen Rückfall mit zwei Bieren. Mich hat das zwar auf die Palme gebracht, weil dazu auch gelogen wurde. Aber insg. merke ich, dass sie jetzt auf mich zum ersten Mal den Eindruck macht, das sie wirklich will. Und auch sie hat sich positiv verändert.

Okay, soll reichen und mehr möchte ich dazu auch nicht schreiben.
Es kann gerne so weitergehen.
Ich gebe mein Bestes.

Übrigens möchte ich euch zu dem Personenkreis dazuzählen, der mir hilft, der Sucht den Rücken zu kehren. Hatte ich letztes Mal vergessen.
Mit dem Anmelden in diesem Forum fing der richtige Weg an!

Gruß Olaf67

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