[Swaglohne97]

Moin,

Ich bin neu hier im Forum, war aber damals zu der extremsten Zeit schon einmal bei einem anderen Forum für Glücksspielsucht angemeldet.

Mein Name ist Jakob, ich bin 26 Jahre alt und bin derzeit kurz vor der Beendigung meines Studiums.
Begonnen hat meine Spielkarriere vor nun mehr knapp 10 Jahren, als ich die Welt der Sportwetten für mich entdeckte. Bereits nach kurzer Zeit ging es mir da bereits nicht mehr um "mal ein Spiel zu tippen", sondern den Kick bzw. dem Füllen einer damals schon vorhandenen Leere. Schnell kamen in der Zeit regelmäßige Besuche in den Spielhallen meines Ortes hinzu und ich begann, wie es so üblich ist, meine Eltern und mich selbst zu belügen.

Dann kam es während der Corona-Zeit zu einer Art Zusammenbruch: Die Summen und Regelmäßigkeit des Spielens hatten sich derart gesteigert, dass ich nachdem ich innerhalb von einer Nacht an die 10k verspielt habe und einfach nicht mehr konnte, den Schritt auf meine Eltern zumachte und mich diesen offenbarte.

Daraufhin machte ich eine 10-wöchige stationäre Therapie, die finanzielle Situation hatte sich glücklicherweise zu meinem Gunsten geklärt und ich mich nicht hoch verschuldet. In der Folgezeit blieb ich knapp 2 Jahre spielfrei bis ich im Frühjahr letzten Jahres nach einem Auslandssemester, in welchem es mir gerade zum Ende hin mental nicht gut ging, das erste mal wieder einen Wettschein abgegeben habe. Im Laufe des Jahres hat sich dies dann wieder derart hochgeschaukelt, dass es wieder einen beständigen Platz in meinem Leben eingenommen hat.

Sprich: Ich bin jetzt seit fast einem 3/4-Jahr wieder voll drin und habe zum einen schreckliche Schuldgefühle, zum anderen frage ich mich wie das wieder passieren konnte. Nach außen hin schaffe ich es in der Regel gut meine jeweilige Rolle aufrechtzuerhalten, doch innerlich sieht es anders aus. Ich zweifle sehr viel und fühle mich sehr alleine mit meinen Gedanken.

Ich will doch nur ein selbstbestimmtes Leben, was nicht durch irgendeine Sucht getrieben wird!

[Andre12]

Moin Jakob,

einiges wirst Du durch Deine stationäre Therapie kennen gelernt haben.

Tatsächlich fängt die Arbeit so richtig erst nach der Therapie an.

Ich selbst habe nach meiner stationären Therapie noch 3 Jahre gebraucht bis ich nicht mehr spielte.
In den 3 Jahren hatte ich alles was hinter dem Spiel steckte für mich aufgearbeitet, aber leider übersehen das ich süchtig bin, also fing ich nochmal an zu schauen was Sucht überhaupt bedeutet.
Ach, ja ich kann nicht nur mal eben spielen.  Dann hatte ich es. Es sind mMn. immer 2 Aspekte die wir verstehen sollten , einmal die Sucht selbst und einmal was dahinter steckt, was ist so schlimm das wir nicht aushalten können und wir uns ins Spiel flüchten ?

Du fängst ja nicht bei Null an , zwei Jahre  ohne Spiel, das ist doch schon mal eine Leistung.
Die Frage ist ja, was hast Du nach der Therapie gemacht ? Hast Du an Gruppen teilgenommen ? Hast Du an der Nachsorge teilgenommen? Hast Du weiterhin Dich reflektiert?
Wie gesagt bei mir war die stationäre Therapie ein Baustein , aber bei weitem noch nicht alles, was ich zu tun hatte um dauerhaft spielfrei zu sein, um alles zu festigen , um die gewohnten Automatismen zu ändern. Da musste ich doch noch einiges mehr leisten.

Kannst ja mal berichten, was Du nach der Therapie so hinsichtlich der Sucht so gemacht hast ?


Weiter geht’s .

Lieben Gruß

André

[Jacky1]

Hallo Jakob und herzlich Willkommen im Forum,

sehr gut das du wieder versuchst Anschluss zu finden, dich wieder etwas öffnest und beginnst hier zu schreiben.
Was auch echt Zeit wurde nach einem erneuten 3/4 Jahr Spielen.
Ich kann deine Schuldgefühle verstehen, so hatte ich ja auch einmal diese.
Doch sind sie nicht nur fehl am Platz, sondern bringen dich auch nicht weiter.
Es ist niemals eine Frage der Schuld, wenn ein Süchtiger wieder aufgegeben hat.
Es ist alleinig eine Einstellung, eine Auseinandersetzung mit dir selbst.
       

die finanzielle Situation hatte sich glücklicherweise zu meinem Gunsten geklärt und ich mich nicht hoch verschuldet.

Nur aus Neugier, lief diese Klärung über einen CB ?

Wie auch immer, du kennst diesen Weg ja schon.
Gehe ihn nun wieder weiter, halte dich fest an Dingen die dir Freude bereiten.
Das Spielen war und wird es niemals sein.
Schreibe, rede weiter mit uns und deiner Familie.
Du bist jung und voller Potential, dies ist in deinem Beitrag durchaus auch spürbar.
Wach wieder auf Jakob. 

Liebe Grüße