Hallo Salt,
offene Meinungen sind in Ordnung. Mehr noch... sie sind sogar erwünscht.
Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt natürlich auch viel 'einfacher' reden, als ich es damals gekonnt hätte. Und auch, wenn ich heute weiß, daß der lange Weg für mich gut so war, wie er war, hätte ich diese Möglichkeitkeit sehr wahrscheinlich ebenfalls in Betracht gezogen, wenn mir dies bereits möglich gewesen wäre. Definitiv, ja. Und warum? Weil ich nunmal Spieler bin.
Von daher spreche ich immer aus meiner 'Erfahrung', weil ich heute weiß, was am besten für mich gewesen wäre - unabhängig davon, wie es nun wirklich gelaufen ist.
Wenn ich nach all den Verlusten die rechtliche Möglichkeit habe, mir einen Teil des Geldes zurückzuholen, dann ist das doch völlig legitim.
Absolut, ja.
Das spreche ich dir auch gar nicht ab, denn darum geht es hier bei der Diskussion gar nicht.
Als 'neutraler Beobachter' mit entsprechenden Kenntnissen (und auch als länger abstinenter Betroffener) sieht man aber auch die Folgen, die sowas haben kann. Und das ist das Problem, auch wenn ich es nicht so drastisch formulieren würde wie André oder Fred. Doch das 'Verbeißen' ist das Gefährliche. Es entsteht ein Tunnelblick. Altbekannt bei jedem Süchtigen.
Ein Anwalt muß das nicht wissen, woher auch? Er handelt nach dem Grundsatz, seinen Mandanten bestmöglich bei seinem Anliegen zu vertreten. Ob das moralisch korrekt ist, oder demjenigen psychisch schaden kann, spielt für ihn keine Rolle. Denn sein Job ist die Juristerei, nicht die Psychologie. Darum sollte er sich aus letzterem Gebiet auch raushalten - und eben keine 'Coachings' anbieten, um den eigenen Ruf als Opportunist 'loszuwerden'.
Genau andersrum verhält es sich bei einem Verein, der sich 'Suchthilfe' auf die Fahnen schreibt. Diesen Menschen sollten es schon allein wegen ihrer Ausbildung und Erfahrung primär um die Betroffenen gehen, und nicht um einen persönlichen Feldzug gegen die Glücksspielindustrie.
Für mich steht mein Wohlbefinden fernab der Glücksspielthematik im Vordergrund, daher kann ich gar nicht beides. Also ist das ein Widerspruch, denn ich kann nicht gegen etwas 'kämpfen', von dem ich mich aus Eigeninteresse komplett distanzieren sollte. Und ich bin mir sicher, daß die Wenigsten das können... und daß diese Menschen das auch wissen. Daher sind sie es, die sich aus der Juristerei raushalten sollten, um die Betroffenen bestmöglich zu beraten und zu unterstützen. Sie sollten es also unterlassen, bei (nassen) Spielern 'Chargebacks' zu propagieren, um ihre 'Sache' voranzubringen.
Da haben wir dann das Dilemma, was Andere (und auch ich) hier etwas überzogen thematisiert haben:
Es geht nicht um die Sache an sich, sondern darum, wer es tut - und unter welcher Prämisse.
Da ein bestimmter Verein aber, zusammen mit Anwälten und Prozeßfinanzierern, die ersten Treffer bei so gut wie jeder Suchanfrage zum Thema Spielsucht sind, entsteht da ein sehr falsches Bild - sowohl für Betroffene, als auch für Außenstehende.
Da entstehen dann in den Köpfen der Menschen so 'Begründungen' wie deine.
Wie gesagt - die Sache ist nicht per se 'falsch'. Die 'Begründungen' dafür sind es aber definitiv.