Moin,
ich frage mich immer wieder, wieso mir es so schwer gefallen ist, mit dem Spielen aufzuhören. Bin jetzt bei Tag 170 irgendwas, ist nicht wichtig, nur wichtig das es so bleibt. Die Frage werde ich mir nie so richtig beantworten können, auch das ist nicht wichtig für mich, da ich es nicht mehr ändern kann. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart im Hier und Jetzt. Durch meine Spielfreiheit kann ich mir erlauben, auch an meine Zukunft zu denken, ich kann planen, ich kann mir Wünsche erfüllen. Ich kann mein Leben endlich eigenverantwortlich leben und gestalten. Ich kann mich zeigen. Ich kann meine Komfortzone verlassen, ohne Angst zu haben irgendwas "falsch" zu machen.
Warum schreibe ich das? Eigentlich nur, weil ich immer wieder hier im Forum auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen zwischen, trocknen und nassen Spieler treffe. Nasse Spieler, finden 1000 Gründe warum Sie nicht zur SHG gehen, warum sie nicht Einzelgespräche machen, warum Sie nicht alles versuchen um endlich spielfrei zu werden. Sie messen sich an andere Spieler: Oh wie lange hast Du gespielt? oder ach Du warst stationär? Ach, so viel hast Du bereits verspielt ?nee so schlimm ist es bei mir nicht. Man findet Gründe um sich das Spielen weiter erhalten zu können.
Ich denke immer, ja,ich war/bin genauso. Wollte aufhören, vor zig Jahren am 31.12.2003 hatte ich mir gesagt,nachdem ich 2200 € versenkt hatte, ich höre auf. Punkt. Hielt 26 Tage.... gab es wieder Geld. Irgendwann Januar 2017 auf Druck von außen und von mir habe ich mich mit meiner Spielsucht beschäftigt. Das war ein Schritt, aber noch lange nicht die ersehnte Spielfreiheit. Aber ein Anfang. 3 Jahre Arbeiten an mir (Bücher zum Thema, SHG, Hypnotiseur, Einzelgespräche, Aufarbeiten der Kindheit, stationäre Therapie) dann war ich endlich soweit nicht mehr mein Geld zu versenken. Ich hab immer gedacht in diesen 3 Jahren waren es Rückfälle,wenn ich wieder spielen war, nein, das waren keine Rückfälle, es war eine Unterbrechung vom Spielen. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Mit jedem Monat meines Versuches Aufzuhören , kam ich ein Stück weiter, so paradox es sich anhört. Ich hatte so viele Dinge probiert, alles was wir hier immer vorschlagen, aber nie aufgehört. In laufe dieser Jahre habe ich mich selber immer besser kennengelernt. Irgendwann verstand ich, warum ich in diese zensiert gehen mußte. Es wurde besser, also von langsam steigern in die Spielsucht, bis volle Pulle und dann langsam runter auf Null.Je mehr ich mich selber sah, ich mein Selbstwertgefühl wieder fand bzw. überhaupt hatte, je achtsamer ich war umso besser wurde es. Meine Lieblings-Therapeutin sagte Anfang des Jahres zu mir: Ich ticke so wie ich ticke, und so lange ich es nicht aushalte ich zu sein, werde ich immer wieder mal spielen gehen müssen. Irgendwie nahm sie mir mit dieser Aussage soviel Last von den Schultern.
Jetzt beginnt für mich die eigentliche Arbeit, jetzt lasse ich mich zu. Ich verlasse eingefahrene Wege und das fällt mir richtig schwer. Ich hätte bis zum Tod so weitermachen können. Tue ich nicht. Ich gestalte mein Leben selber. Ich werde nicht mehr eine Partnerin haben, weil ich nicht alleine sein möchte, ich werde mich nicht mehr hinterm Sport verstecken, ich werde nicht mehr feiern, weil ich es (mich) nicht aushalte oder sonstige Dinge tun, nur um irgendwo vor wegzulaufen. Nein, ich tue all diese Dinge oder auch nicht, weil ich es möchte. All das erlaubt mir jetzt meine Spielfreiheit. Es lohnt sich, dran zu bleiben, auch nach diversen Rückschlägen.
Lieben Gruß an alle
André
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….