Hallo Stefan,
ich denke ebenso wie Olli, dass dein "schlechtes Gewissen" aus deiner Erziehung und deiner Grundeinstellung " ich muss für den Mist gerade stehen, den ich angerichtet habe" herrühren. Diese Einstellung hab ich auch und ich finde sie grundsätzlich gut.
Wie ich aber eben schon in unserem "Mahlzeit-Plausch" geschrieben habe, hat sich der Gesetzgeber ja auch was dabei gedacht und will keinen Almosen an überschuldete Menschen verteilen. Es soll ein relativ einfacher, möglichst außergerichtlicher und daher schneller und unbürokratischer Ausgleich zwischen den Interessen geschaffen werden. Es gibt ja einige Anforderungen, die erfüllt sein müssen, Hürden, die genommen werden müssen und man wird ja wohl auch recht streng kontrolliert, bevor es zur Restschuldbefreiung kommt. Und die Gläubiger werden im Rahmen der Möglichkeiten bedient.
Ganz große Vorteile sehe ich aber für deine Familie. Ich habe eben tatsächlich mal in der Begründung zur InsO aus dem Jahr 1999 nachgelesen, da wird als einer der wichtigsten Gründe die Bekämpfung der Kinderarmut genannt. Kinder sind in einem riesigen Maß von der Überschuldung der Eltern beeinflusst, 1999 lebten 2 Millionen Kinder in Deutschland in überschuldeten Familien. Was das für Kinder in jeder Hinsicht bedeutet, können wir uns alle denken.
Und diese Kinder können nun mal so richtig gar nix für das Dilemma. Egal ob die Gründe für die Überschuldung, Krankheit, Schicksalsschläge oder sonst was sind.
Mit der Möglichkeit der PI soll gerade Familien ein geordneter Neuanfang ermöglicht werden. Das finde ich ziemlich großartig und völlig legitim, ein solches Mittel in Anspruch zu nehmen. Zumal du es mit Sicherheit ohne Tricks und völlig offen und ehrlich tun wirst.
Andere, die das nicht tun, haben dafür sicherlich Gründe oder sie erfüllen gar nicht erst die Voraussetzungen.
Die Vergleichsgruppe derer, die einen Kredit für ihr Häuschen abbezahlen, finde ich hier nicht treffend. Dann schon eher ein aT. Aber bei ihm waren anscheinend die Gegebenheiten anders.
Ich finde, wenn es in einem Staat solche Möglichkeiten gibt, darf man sie annehmen. Wie oben schon geschrieben, gibt es für die Einführung der PI viele Gründe, die insgesamt nicht zum Nachteil der Gesellschaft sind.
Wenn du ne feuchte, dunkle und versiffte Wohnung mit deinen Kindern bewohnen würdest, würdest du doch sicher auch Wohngeld annehmen und in was trockenes, helles und nettes ziehen, wenn möglich, damit es deinen Kids besser geht, oder? Du alleine würdest da vielleicht wohnen können, aber sie?
So, genug Putzpause....
Liebe Grüße
Anni