Moin Tobi,
ich freue mich wieder was von Dir zu hören. Große Klasse das Du so offen bist.Das mit dem Alkohol hattest Du ja erwähnt.Es ist echt ärgerlich, das es sich solange hinzieht, aber auch verständlich wenn die Werte nicht passen. Drücke Dir mal die Daumen das es jetzt kurzfristig klappt.
Ich hab da bestimmt schon drauf hingewiesen, aber ich sage es noch mal, da ich selbst ewig gebraucht habe es zu verstehen. Die Therapien helfen, wenn man sich darauf einlässt und wenn man sich selbst reflektiert. Ist oft auch schon eine Einstellungssache. Ich hatte immer im Kopf, ich gehe dahin und dann machen die das schon. Das war schon ein falscher Gedanke, denn danach ist es in meinem Kopf noch genauso wie vorher. Ich weiß noch genau, den ersten Besuch bei der Beratungsstelle oder Aufnahme zur stationären Therapie, ich Lackschuh, Jeans , vernünftiges Hemd, also das was ich den ganzen Tag eh darstellte und erzählte von meinen Problemen, zu zeigen wie es innerlich aussah, konnte ich gar nicht.So wie ich mich anzog, gab ich mich auch noch außen. Gefühle oder Emotionen zeigen war überhaupt nicht drin. Ich versuchte meine Weltbild zu spiegeln. Hätte ich mal zeigen können wie ich mich fühle oder wenigstens mal im Beisein irgendeines Menschen auf dieser Welt weinen können, hätte ich das mal gekonnt, ich hätte vielleicht eher zu mir gefunden.Ich möchte Dir nur sagen, vieles kommt von innen heraus, die Schwierigkeit ist selbst dahin zu kommen.
Eine Situation möchte ich Dir noch schildern. Am letzten Tag bevor ich die stationäre Therapie verließ habe ich in der Gruppe ein Thema aufgemacht ( Ich hatte mit dem Bezugstherapeuten besprochen, dass ich es hab und bereit bin nach 4 Wochen zu gehen, er meinte ja Sie sind der Patient, wenn Sie meinen)
Gaben alle 8 Teilnehmer Ihre Meinung dazu. Die Therapeutin fragte mich immer: wie fühlen Sie sich ? Genervt, unruhig. Der eine meint, er mag gar nix sagen zu mir, er hat schiss das ich gleich ausflippe, aufgrund meiner Körpersprache, vielleicht auch meiner Arroganz hinter der ich immer alles versteckte. Ich fragte ob er spinnt. Das ging 1,5 Std. so. Ich war fix und fertig und sie fragte immer wie ich mich fühle. und was dahinter steckt.
Ich kam da aber überhaupt nicht ran. Bis ich alles ausgeblendet habe und sagte " ich habe angst das ich noch nicht soweit bin" Unfassbar, diese Lektion oder dieses Aha - Erlebnis.Ich konnte es trotzdem erst 2,5 Jahre später richtig begreifen.Es half, aber nicht greifbar für mich, bin immer wieder geflüchtet.
Ich habe alles von vornherein unterdrückt, nicht zugelassen, warum und wieso, wusste ich gar nicht , Hauptsache keiner sieht mich,versteckt hinter ner heilen Welt-Fassade, unfähig eigne Gefühle zu haben, geschweige zu erkennen oder auch noch zu zeigen. Mich selbst nicht zu verstehen und nie wissen warum, lieber Emotionen von anderen als meine genommen, dann enttäuscht wenn Ihre Reaktionen anders waren als ich wohl wollte, ließ mich immer wieder flüchten.
Es ist alles ein Prozess, wenn Du Deinen Weg weiter gehst, fällt der Druck, der Zwang ab. Heute entscheide ich bewusst alles. Heute weiß ich als süchtiger Spieler, dass ich nicht mehr spielen darf und es stellt kein Problem mehr für mich dar, dass es so ist. Ich darf ein abstinenter Spieler sein.
Bleib dran, Du schaffst das Tobi.
Lieben Gruß
André
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….