Lieber Don Quijote,
Ich war lange nicht hier, daher antworte ich erst jetzt auf Deine Nachricht.
Meine Wünsche sind genau die, die Du beschrieben hast. Loslassen, Abstand finden übe ich täglich.
Natürlich haben wir unsere
Geschichte.
Sohni war von Kindesbeinen an sehr
krank, litt unter Mobbing und brauchte unendlich viele Therapien, während ich versuchte, sein
Selbstwertgefühl zu stärken.
Parallel dazu mussten alle Kontaktperson informiert werden, wobei viele nicht verstanden, was los war und in ihrem schädigenden Verhalten weiter machten. Da war ich dann Löwenmutter.
Diese permanente Action war unglaublich kräftezehrend. Ich erinnere mich an einen Gutachter, wo ich hin musste. Ich hatte die Mutter-Kind-Kur eingeklagt. Der Gutachter las die Befunde meines Sohnes, blickte auf "Ihr Sohn alleine ist ja zwingend kurbedüftig. Warum genehmigt die Krankenkasse keine Kur?" "Ich denke, sie sparen".
Und in der Kur sagte eine Therapeutin "Er kann ja nichts" und ich:"er kann sich bewegen, Gleichgewicht halten das ist nicht nichts". Zu diesem Zeitpunkt waren wir beide total erschöpft und mussten doch immer weitermachen. Das ist Gottseidank Vergangenheit. Ich bin stolz auf meinen Sohn, wieviel er erreicht hat.
Und ich denke nun an mich. Die durch Krankheit intensive Beziehung ist nicht durch gewollte Überfürsorge entstanden und braucht Zeit zur Entwirrung.
Ich akzeptiere, daß er außer zur Suchttherapie nirgendwo hingeht, er hasst Arzt-, Therapietermine.
Ich habe Null Unterstützung im Elternhaus bekommen, mir wurde vermittelt, daß ich besser nicht geboren worden wäre. Durch die krassen Erfahrungen fehlt mir der gesunde Maßstab, wieviel ist genug? Und wo beginnt das Fallenlassen.
Nun halte ich Abstand, frage höchstens 14tägig wie es Sohni geht. Meine Meinung sage ich auch, warum auch nicht?
Ansonsten sehen wir uns entspannt, gehen spazieren und ich halte mich sehr zurück. Es tut gut, die Anspannung (ist an alles gedacht worden?) loszuwerden.
Es war das zweite Weihnachtsfest ohne seinen Vater - der Schmerz wird kleiner. Und wir haben es uns trotzdem gut gehen lassen.
Ich möchte ein gelassenes Verhältnis aufbauen und weiß, dass Sohni mir vertraut. Wenn er etwas möchte, wird er sich melden.
Meine Bedürfnisse rücken in den Vordergrund und viele sind eher langfristig zu erreichen. Ich brauche eine gute Planung unter Berücksichtigung der Tagesform, die sehr wechselt...
Ich übe mich in Geduld, pfff, das ist gar nicht einfach...
Und nun gibt's ein Tässchen Tee
Liebe Grüße Alexandra