Hallo Fabi,
willkommen bei uns, auch wenn der Anlaß dafür leider selten ein Positiver ist.
Da im Moment kein Anderer online ist, wollte ich dir etwas schreiben, da keine Reaktion zu bekommen sich erstmal immer komisch anfühlt.
Ich bin leider nicht so gut darin, wie die Anderen hier, aber ich kann versuchen, dir etwas von mir zu schreiben. Später wird bestimmt noch jemand antworten, der solche Dinge deutlich besser und empathischer formulieren kann als ich.
Ich bin kein Arzt, und auch kein Psychologe, aber ich weiß, was Spielsucht ist, und ja, deine Schilderungen kommen mir bekannt vor.
Es ist gut, daß du für dich erkannt hast - bei mir hat das leider deutlich länger gedauert.
Erst einmal ist es egal, wie 'knapp' es auch immer war. Verloren ist verloren. Menschen wie du und ich können nicht gewinnen, und ganz sicher nicht auf Dauer. Diesen psychologischen Trugschluß macht sich die Industrie zunutze, weil er die Menschen 'bei Stange hält'. Ich hatte zwar nie etwas mit Sportwetten am Hut, aber auch die Roulettekugel, die direkt neben 'meiner' Zahl liegenbleibt - das hat einen ähnlichen Effekt. Automatenhersteller machen das sogar absichtlich - es oft 'knapp daneben' aussehen zu lassen.
Die Frage "Was wäre wenn?" ist da eigentlich überflüssig. Man stellt sie sich trotzdem, immer wieder. Und es macht einen verrückt. "Nur noch ein einziges Mal."
Auch wenn man eigentlich weiß, daß es nichts ändern würde.
Darum Glückwunsch dazu, daß du dich dort hast sperren lassen. Das ist zumindest mal ein erster guter Schritt, auch wenn es diese 'Läden' wie Sand am Meer gibt. Der zweite war, darüber zu reden, wenn auch nur anonym. Dieses 'Momentum' solltest du nutzen, noch weitere Schritte folgen zu lassen, um dich selbst zu schützen und in der Entscheidung zu festigen, denn das wird kein einfacher Weg, besonders, wenn die Anfangseuphorie vorbei ist, der Alltag immernoch da, und du dich finanziell etwas erholt hast.
Hast du mal darüber nachgedacht, zum Anfang mit einer neutralen Person zu sprechen? Menschen in Suchtberatungsstellen beispielsweise kennen sich mit Sucht aus, sie urteilen nicht, und es besteht im Alltag keine persönliche Bindung zwischen euch. Du kannst es also einfach mal versuchen. Das wäre vielleicht eine gute Übung.
Ich habe gut Reden, ich weiß, wie schwer das ist. Aber ich weiß auch, um wieviel schwieriger es das Ganze macht, wenn man damit komplett alleine ist.
Ja, ich weiß, was du meinst. Gerade am Anfang konnte ich mir das gar nicht vorstellen, für immer ohne - das schaffe ich nie! Zu wissen, ich könnte, wenn ich wollte, läßt es sich dann weniger wie einen 'Verlust' anfühlen, und mehr wie eine freie Entscheidung.
Das, was du dir selbst sagst, erinnert an das Motto der A-Gruppen: "Nur für heute". Heute spiele ich nicht, trinke ich nicht, nehme ich keine Drogen - morgen kann ich dann immernoch sehen.
Kurzfristig zu denken hilft, und es macht das monströse, erstmal unvorstellbare 'Nie wieder' weniger bedrohlich.
Wer weiß, was nächste Woche ist, oder nächstes Jahr? Doch heute will ich gerade nicht.
Es ist also nicht 'komisch', sondern ein unter Süchtigen weit verbreiteter psychologischer 'Trick', diesen 'Brocken' in kleine 'Häppchen' aufzuteilen.
Zahle jetzt bitte nicht ein, denn es würde doch nur wieder genauso enden. Wie würde es dir dann morgen gehen? Möchtest du dich wieder so elend fühlen?
Ich freue mich über jeden, der davon loszukommen will, und hoffe, auch weiterhin von dir zu hören - egal, was auch passieren mag. Du bist noch sehr jung, und das Leben ist zu wertvoll, um es in einer 'Blase' zu verbringen.