Moin zusammen,
vorab liegen mir zwei Dinge am Herzen:
Ja, ich bin in den letzten fünf Monaten wieder in den Sumpf des Spielens geraten, aber seit vier Wochen spielfrei und ich möchte aus der "Tabelle zur Motivation" raus und auch nicht wieder rein.
Seit meinem Rückfall im September besuche ich weiterhin die Suchtberatung der Diakonie, mit Unterbrechung von Ende Oktober bis Mitte Dezember, da meine Frau im Krankenhaus war. Ich habe hier den Haushalt geschmissen, mich um den Hund gekümmert, bin meiner Arbeit nachgegangen und habe abends meine Frau fast täglich besucht (sollte auch selbstverständlich sein) Ich hatte viel um die Ohren. Umso bemitleidenswerter ist es, das ich mir zusätzlich Zeit zum Spielen genommen habe. Zeit, in der ich meine Frau verarscht habe, während sie im Krankenhaus lag. Während ich diesen Satz gerade schreibe, kommen mir fast die Tränen, tatsächlich. Scheiße, und ich schäme mich.
Bevor wieder Aussagen kommen, ich müsste es meiner Frau erzählen. Man soll es nicht glauben, aber nicht jeder Spieler ist von Grund auf verlogen. Meine Frau weiß Bescheid, sogar immer direkt bei der nächsten Gelegenheit gebeichtet. Ich weiß, das es auch nicht besser ist, wenn man es erzählt aber im Grunde es wieder und wieder wiederholt. Da ist das Beichten für einen selbst zwar erleichternd, aber wenn man selbst keine Konsequenzen folgen lässt wiederum unglaubwürdig.
Ich weiß, das die Rückfälle Scheiße sind aber ich meine es immernoch Ernst.
Ich arbeite an mir und mehr als zuvor. Seit dem 2.Januar nehme ich regelmäßig an einer Motivationsgruppe der Diakonie teil (immer dienstags von 18Uhr bis 19:30Uhr). Das hilft mir ungemein und erinnert mich regelmäßig daran, das ich ein verdammtes Problem habe. Innerhlb dieser Gruppe habe ich echt nette Gleichgesinnte (Gleichgesinnte im Sinne von krankhaft süchtig, denn die meisten anderen in dieser Gruppe haben ein Problem mit Alkohol) getroffen. Zu dieser Gruppe wird eigentlich jeder eingeladen, der die Suchtberatung der Diakonie aufsucht. Daher die gemischten Suchtkranken.
Nun haben sich mehrere dieser Motivationsgruppe dazu entschlossen, eine eigene Selbshilfegruppe zu gründen. Ein Grund ist, das in der Motivationsgruppe im wöchentlichen Rhythmus 8 Module (vom Anfang des Substanzmißbrauches bis zu Bewältigungsstrategien) durchgesprochen werden. Nach acht Wochen wiederholt sich das alles. Ich war von der Idee begeistert, weil ich mich dort auch echt wohl fühle, wohler als damals bei den anonymen Spielern.
Drei Gleichgesinnte und ich haben die Selbsthilfegruppe in Lübeck nun letzten Montag ins Leben gerufen. Die Räumlichkeiten werden von der Diakonie gestellt. Am nächsten Montag werden alle Ideen für die Rahmenbedingungen von uns vieren zusammengetragen und dienen dann erstmal als Basis für die Gruppe. Jeder von uns "Gründungsmitgliedern" wird auch Aufgaben übernehmen (Moderator, Stellvertreter, evtl. ein Kassenwart, einer der sich Organisation kümmert usw.). Weitere vier Betroffene aus der Motivationsgruppe haben Interesse an der Selbsthilfegruppe.
Ihr könnt mir echt glauben, ich freue mich ein Bestandteil dieser Selbsthlfegruppe zu sein.
Nun möchte ich nochmal sagen, das ich mich verdammt elendig gefühlt habe nach meinem letzten Rückfall. Es hat mir und meiner Frau nicht gut getan und ich habe leider auch nicht so schnell die Kurve bekomme. Ich bin für jede Stellungnahme dankbar, egal wie und freue mich, mich endlich hier mal wiedr mitzuteilen. Glaubt mir, ich habe die ganze Zeit fast täglich alles verfolgt. Das hilft mir.
So eins noch: Am 14.Januar habe ich meine letzte Zigarette geraucht (rauche auch schon seit meinem 15.Lebensjahr, also nach 35Jahren). Übrigens auch mit Hilfe des Buches "Endlich Nichtraucher". Ich möchte aber da auch nicht in die Tabelle aufgenommen werden.
Ich werde mich in größeren Abständen hier wieder melden. Danke!
Und Fred, vielen Dank für die Glückwünsche...ist zwar schon bisschen her, aber besser spät als nie.
LG Olaf67