Hallo Irgendjemand,
Die treibende Kraft hinter Glücksspiel ist Gier...
...dann spricht doch eigentlich nichts dagegensprechen wenn das Geld gesetzesgemäß zurückgeholt wird? (rein rechtlich betrachtet!)
Öhm...... ?
Es ist okay, einen Betrüger zu betrügen, einen Schläger zu verdreschen, das Haus eines Brandstifters anzuzünden...?
Daß die noch gieriger waren 'neutralisiert' meine eigene Gier?
Den Dieb zu beklauen macht mich zum rechtschaffenden Bürger?
Nein. Sicher nicht.
Es ist legitim, aber ganz sicher kein selbstloser Akt eines tollkühnen Rebellen gehen die niederen Machenschaften des abgrundtief bösen Imperiums.
Was mich immer wieder erstaunt, ist der vehemente Versuch, das eigene Handeln mit paradoxen Zirkelschlüssen zu rechtfertigen. Argumente, die keine sind, weil ich mein Handeln unabhängig von dem meines Gegenübers betrachten sollte. Nur, weil der schlimmer ist als ich selbst, bin ich noch lange nicht gut.
Das ist haarsträubend und ziemlich unglaubwürdig. Wozu diese die Opferschiene?
Warum um alles in der Welt kann man nicht einfach sagen "Hier gibt es eine Lücke, die ich für mich nutze, weil es mir eben möglich ist."?
Das wäre ehrlich, zutreffend und absolut ausreichend. "Ich will nur meinen Hintern retten... weil ich es kann. Punkt."
Völlig ohne daß man mit Kuhmist und Krokodilstränen um sich werfen muß.
Ich wollte ja nichts dazu sagen, echt nicht. Das Thema kommt mir aus den Ohren raus.
Aber he...
Wer hat mich zur Anmeldung gezwungen? Wer hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt, mich an den Rechner gesetzt und gesagt "Spiel!"?
Spielschulden sind Spielschulden, denn ich habe mich drauf eingelassen. Das gilt in der örtlichen Spielbank genauso wie beim dubiosen Buchmacher im Internet.
Denn mal ehrlich... illegal hin oder her... das weiß ich alles vorher. Ich habe bekommen, was ich wollte. Und wenn nicht dort, dann woanders.
Howard hat eines jedenfalls ganz gut auf den Punkt gebracht: Beschwert wird sich immer nur, wenn man verliert. Da braucht es dann plötzlich einen Schuldigen.
Glücksspiel ist per se moralisch fragwürdig, ja, aber das gilt für beide Seiten. Auf die Illegalität wird sich aber komischerweise nur dann berufen, wenn es grad paßt. Ich erwache nach einem Totalausfall, bekomme Panik, googel, und finde doch tatsächlich mit dem ersten Treffer einen Ausweg. Wie praktisch. Da gibt es durchaus fragilere Strohhalme.
Puuh... erstmal zurückbuchen... dann fällt mir ein... he... war vielleicht doch keine gute Idee, denn was, wenn die das vielleicht doch gar nicht so lustig finden und tatsächlich ihr Geld wiederhaben wollen... und ich fang an zu jammern, zu wettern und zu schimpfen, weil ich mir gegen meine eigenen Zweifel und die in meinem Kopf schön düster ausgeschmückten Horrorszenarien ständig selber glaubhaft versichern muß, ich sei ja im Recht, und darum kann und darf mir ja nichts passieren!
Drei Jahre lang.
Schöner Neustart.
Quasi der Hauptgewinn.
Hurrah.
Daß es unter Spielsüchtigen keine Gewinner gibt, weiß ich, und du weißt das auch... aber Otto Normalbürger nunmal nicht! Für ihn sieht es dann eben nach 'Zocken ohne Risiko' aus. Frei nach dem Motto: Gewinne ich, halt ich die Klappe und freu mich nen Ast, verliere ich, jammer ich rum, und buch's einfach zurück.
Denn der Spieler ist (neutral betrachtet) beim Chargeback nunmal der Profiteur. Oder wie sonst würdest du es nennen, wenn du Geld wiederbekommst, für das du die gewünschte Gegenleistung bereits erhalten hast?
Dir war vorher klar, daß eine Chance besteht, zu verlieren. Oder übersehe ich was?
Nein, ich war nie Profiteur, aber ich wollte definitiv krampfhaft einer sein, und verhielt mich entsprechend.
"Ich hätte dort nicht gespielt, wenn ich gewußt hätte, daß es illegal ist." Bullshit. Natürlich hätte ich das. Eben genau deswegen.
Nur die wenigsten hören oder sehen, wie es ist, am Dritten des Monats vor einem leeren Kühlschrank zu sitzen - jedes Mal auf's Neue. Die Bild-Schlagzeile 'Zocken ohne Risiko' hingegen kennt jeder.
Auch ich bin kein Fan von Chargeback. Was ich aber noch viel weniger mag, sind hanebüchene Vergleiche und haarsträubende Schuldzuweisungen. Denn immerhin geht es um die Sache, um die öffentliche Wahrnehmung.
Solche Dinge entscheiden sich oft nicht zuletzt auch an der allgemeinen Meinung. Das Bild vom opportunistischen Schlitzohr ohne jeglichen Willen zur Einsicht und Selbstreflektion ist da nicht gerade förderlich.
Zahlungsdienstleister sind definitiv Geier, die Verträge abgeschlossen haben, also genau wissen, was Sache ist, und trotzdem bewußt wegsehen, ja... und es gibt durchaus auch Pro-CB-Argumente... aber der ach so arme Spieler, der unschuldig übers Ohr gehauen wurde, gehört definitiv
nicht dazu. Das ist eher ein schlechter Scherz. Ein allzu offensichtlicher Widerspruch in sich. Besonders, wenn er dann noch so tut, als hätte sich die Welt gegen ihn verschworen.
Es ist für das öffentliche Interesse genau die falsche 'Argumentation'. Die, die am meisten schadet... weil sie eben offenkundig heuchlerisch ist, und die eigene Rolle dabei komplett ignoriert.
Ich kenne aus Foren bisher nur die "PayPal ist schuld"-Seite... und da würde ich mir manchmal, sofern eine Diskussion über das Warum überhaupt sein muß, doch mehr Sachlichkeit wünschen. Die Threads dazu sind mancherorts echt zum Fremdschämen. Ich hoffe da echt jedes Mal inständig, daß das kein Entscheidungsträger jemals liest.
Denn wozu um alles in der Welt sollte der Gesetzgeber diesen scheinbar verschlagenen Haufen opportunistischer Gauner mit einem Faible für überzogene Dramatik vor sich selbst schützen müssen?
(Das ist nicht das, was ich denke, sondern wie es eben nach Außen so rüberkommen könnte, wenn man das liest.)
Wenn überhaupt, dann gehört Chargeback meiner Meinung nach in die Hände von Juristen und anderen Fachleuten, und nicht in die eines Spielers kurz nach einem Knall.
Ein sehr ernstes Thema, die Gefahr, die von diesem als ach so spaßig und harmlos vermarkteten Zeitvertreib ausgeht; etwas, was sonst viel zu wenig wahrgenommen wird, wird damit öffentlich ad absurdum geführt... und das ausgerechnet von denen, die am meisten von einer sachlichen und distanzierten Herangehensweise profitieren würden.
Der Imageschaden, der dabei entsteht, ist gravierend... und ist für die weitere Entwicklung bei der Rechtsprechung und Regulierung mit Sicherheit nicht förderlich.
Das Ironische daran ist, daß das dann ebenfalls in die Kategorie 'selber Schuld' fällt.
Ja! Onlinecasinos und Zahlungsdienstleister sollten für ihre fragwürdigen Maschen zur Verantwortung gezogen werden. Nicht zuletzt, damit endlich klare Linien geschaffen werden. Im Interesse derer, die nach uns kommen... und das werden Einige. Das Ganze gehört, wenn schon legal, dann wenigstens vernünftig reguliert. Bei Verstößen gerne mit hohen Geldstrafen... für die Staatskasse, oder meinetwegen auch den Tierschutzverein.
Aber dann würde es keiner mehr machen, denn was hätte er dann davon? Keiner würde ein CB auch nur in Erwägung ziehen, wenn das Geld an den Staat oder eine gemeinnützige Organisation ginge. Macht dann ja keinen Sinn mehr.
Erzähl mir also bitte nicht, daß es den Proragonisten um 'Gerechtigkeit' geht.