Hallo Charlie,
Eine Frage an die Spieler unter euch, um es besser zu verstehen:
Ist es einem irgendwann egal, wer was von mir will? Wie ist das für euch?
Während des Spielens gibt es für den Spieler keinerlei Probleme. Es wird alles ausgeblendet, was außerhalb ist. Solange das Geld hält, ist also alles gut, jedoch passiert es häufig, dass das Geld zur neige geht, dann gibt es eigentlich nur 2 weitere Möglichkeiten. Neues Geld besorgen (egal wie!!!) oder in Apathie zu verfallen oder eben einen gewaltigen zusammenbruch erleben. Letzteres eher selten, da dies besonders weh tut. Apathie und Spielen ist einfach ne super kombi und vermeidet den Blick in die böse Realität, die gespickt ist von massiven Problemen und unsagbarem Schmerz. Da ist das Spielen, der bessere Begleiter. Sobald man wieder drin ist hat man alles was man braucht. Es ist ein Teufelskreis.
Ich weiß noch, dass ich die Briefe der Bank immer ungelesen in die Tonne geschmissen habe und die Anrufe meines Vermieters geblockt habe indem ich mir ne neue Telefonnummer zugelegt habe. Ich hatte so die Schnauze voll von den Schuldigern, die irgendwas von mir wollten, ich hasste sie. Rückblickend tun mir meine Handlungen natürlich leid, aber damals war es die einzige Möglichkeit für mich, der Realität so wenig wie möglich ins Auge sehen zu müssen.
Ich würde wahnsinnig werden unter dem finanziellen Druck und ich könnte mir vorstellen, das tatsächlich irgendwann resigniert wird, wenn man das Gefühl hat, dass man das eh nicht mehr stemmen kann.
Wird dann erst recht gespielt, um seine Probleme zu verdrängen, als Ablenkung?
Solange deine Tochter im Sog der Sucht ist, ist ihr dies wohl tatsächlich scheiß egal, außer in einer Phase des zusammenbruchs. Sie sieht es nicht und will es auch nicht sehen. Im Spiel existieren diese Briefe nicht und auch sonstige Probleme nicht. Ja das Spielen ist sogar mehr als Ablenkung, es ist ihr Leben, bei dem alles in Ordung scheint! So würde ich das beschreiben.
So, und jetzt sitze ich hier, schreibe und weine um diese Sch... Situation. Es könnte alles so schön sein! Warum ist es soweit gekommen und wann ist es schief gelaufen? Was ist in unserer Erziehung falsch 9gelaufen?
Meine eltern fragten mich dies auch, als ich ihnen von meiner Sucht erzählt habe, ja ich glaube sie machen sich diesbezüglich heute noch vorwürfe. Aus meiner Sicht völlig unbegründet! Klar ich bin jetzt selbst Vater von 3 Kindern und weiß, dass auch ich nicht alles richtig machen kann bei der Erziehung, aber eine Erziehung als Ursache der Spielsucht zu sehen, halte ich für falsch, unabhängig dass ich nicht weiß wie du deine Kids erzogen hast! :-)
Nicht jeder, der SPielhallen betritt und dort spielt wird süchtig, auch kann man die Sucht nicht in irgendeines klischeehaftes Millieu stecken, Spieler kommen aus allen sozialen Schichten und haben alle ihre eigene Geschichte. Was wohl fast immer gleich ist, dass das SPielen irgendeine Form der Flucht vor der Wirklichkeit ist. Persönliche Charaktereigenschaften, wie Maßlosigkeit, Trägheit und Hochmut begünstigen meiner Ansicht nach das Spielen. Aber Charlie, bitte, bitte, suche nicht die Schuld bei dir. Wenn deine Tochter irgendwann hoffentlich trocken ist, wird sie dir das zu 100% bestätigen!
aT