Puuh...
Soll ich versuchen, mich zu rechtfertigen, wo es keine Rechtfertigung gibt?
Ich habe das auch schon oft gelesen... "Ich möchte meinen Partner / meine Familie schützen, damit sie sich keine Sorgen machen und mit meinen Problemen belastet werden."
Nein, meine Motive sind da weitaus 'egoistischerer' Natur. Denn anscheinend geht es mir ja nicht darum, den Partner zu schützen, sondern mich, denn zum Schutz des Partners wäre wohl eher das Gegenteil angesagt. Das ist mir durchaus bewußt.
Ich hatte das vorgestern schon gelesen, kann aber nur längere Beiträge schreiben, wenn ich allein bin, und nutze dafür generell immer nur mein Handy, nie einen Laptop oder PC.
Die Paranoia ist da fest verankert.
Also... richtig. Ich 'kann' nicht in eine SHG gehen, oder auch zu einem Grillfest... nicht, weil ich nicht 'darf', sondern weil ich die eigentlich ganz normale Frage nach dem "Wohin?" fürchte.
Ich müßte mich also nicht nur dort 'outen', sondern vorher erstmal zu Hause.
Selbst die Antwort auf "Was liest du gerade?" kann eine Lüge sein, auch wenn es nicht wirkliche Neugier ist, sondern einfach nur beiläufig... ich fühle mich 'ertappt', und antworte ohne nachzudenken. Ein Artikel über die Maskenpflicht in den USA... eine WhatsApp eines Kollegen... das kommt automatisch.
Ganz klar, ich tue mir selbst keinen Gefallen damit, den rosa Elefanten im Raum weiterhin zu verstecken... dafür gäbe es auch eigentlich gar keinen Grund (mehr), denn ich spiele nicht mehr, und der materielle Schaden ist beglichen. Alles wieder gut.
Bis auf das Schamgefühl... natürlich.
Doch inzwischen weiß selbst ich, daß es weit darüber hinausgeht. Was auch immer mich zum Spielen gebracht hat, ist ja nach wie vor da. Wie erkläre ich das? Und da wird es dann zu kompliziert für jemanden wie mich.
Ja, letztlich ist es meine Entscheidung, und dennoch habt ihr recht.
Warum überlasse ich es nicht meinem Partner zu entscheiden, wie er damit umgeht ?
Ich denke, jeder würde das bei einem engen Familienmitglied wissen wollen. Daß es in manchen Fällen aufgrund der zu erwartenden Reaktion trotzdem nicht unbedingt hilfreich wäre... das hingegen sehe ich ebenfalls so.
Ist das nun 'egoistisch'? Oder eine Ausrede? Mhhh...
Für meine bessere Hälfte würde die Information, daß ich Spieler bin, nicht viel ändern, die Bedeutung könnte ich da definitiv nicht angemessen rüberbringen. Solange es also nicht 'akut' ist, bin ich mir sicher, daß es als 'lange her' abgetan werden würde, und das war's dann. "Komm schon. Du übertreibst."
Da ist nämlich jemand fast noch besser im Verdrängen als ich selbst.
Bei einem Rückfall sähe das wohl anders aus, aber auch da würde es mehr als eines einmaligen Ausrutschers bedürfen, bis das Ganze wirklich ernstgenommen würde. "Du bist doch erwachsen, kannst doch machen, was du willst."
Um die Ernsthaftigkeit zu vermitteln, müßte mir das also wieder komplett entgleiten, und ich habe nicht vor, meinen Punkt auf diese Weise rüberzubringen.
Das Verschweigen von wichtigen Fakten ist lügen.
Ich habe noch nie im Leben zu diesem Thema direkt gelogen. Ja, klar, das ist natürlich auch nicht so ganz richtig... denn das heißt natürlich nicht, daß es bei mir kein Lügengerüst gab. Ganz im Gegenteil - die Fundamente stehen noch, ich verschweige sie bis heute.
Ja, es wäre einfach, viel zu einfach, dort weiterzumachen.
Ich sehe es trotzdem etwas anders. Ich möchte weder bevormundet, noch abgestempelt werden. Mir ist es viel wert, eben nicht anders behandelt zu werden. Das hat natürlich auch etwas mit Scham zu tun, das gebe ich zu - aber eben nicht nur.
Ich sage mir gerne, ich habe mir heute meinen Frieden verdient. Es war kein leichter Weg, und schlafende Dämonen sollte man nicht wecken.
Andererseits denke ich aber auch manchmal, daß das Vertrauen anderer in mich nicht gerechtfertigt ist. Sowas sollte man in einer Partnerschaft wissen. Vertraue ich mir selbst zu 100%? Nein. Warum sollen andere dies dann müssen?
Manchmal habe ich tatsächlich Angst vor mir selbst... aber da kann mir auch keiner bei helfen.
Doch zumindest könnten sie frei wählen, sich gegen das ständige Risiko, das ich nunmal darstelle, zu entscheiden. Oder zumindest zu wissen, worauf sie achten sollten, sofern sie denn wollen.
Nur würde ein Geständnis, zumindest bei mir zu Hause, absolut gar nichts ändern. Ich müßte erst 'beweisen', daß man dies nicht tun sollte, und das möchte wohl keiner.
Doch in dem dann unweigerlich folgenden 'erweiterten Kreis' würde es wirklich unangenehm werden.
Ich könnte wohl damit leben, wenn es denn irgendetwas 'bringen' würde...
So liefe es aber nur darauf hinaus, daß ich erklären muß, was ich nicht erklären kann... vor Menschen (nicht meiner besseren Hälfte), bei denen ich mir diese Blöße nicht geben möchte.
Denn die einzige Person auf der Welt, die dies tatsächlich etwas 'angeht', würde vielleicht eine kurze Zeit lang versuchen, mich zu verstehen, es dann aber abhaken, vergessen, und weitermachen wie bisher.
Alle anderen hingegen nicht.
Und ich habe Angst davor, die Dynamik zu verschieben, mit der ich in persönlichen Beziehungen mühsam umzugehen gelernt habe. Das war kein leichter Weg.
Es ist keine Frage ob, sondern nur wann du wieder spielen wirst.
Und nun die provokante Masterfrage:
Warum lebe ich mit einem Menschen zusammen dem ich mich nicht anvertrauen kann ?
Das liegt nicht an dem Menschen, mit dem ich zusammenlebe, sondern an mir. Mit jemand anders wäre es wohl genauso. Ich habe einen Weg gefunden, und müßte dann von vorne anfangen.
Aber ja... manchmal ist diese Sackgasse genau das Problem, die unüberwindbare Mauer. Ich weiß, daß ich manchmal Dinge tue oder sage, die nicht 'logisch' sind, daß ich gleichgültig, stoisch und empathielos rüberkomme, andererseits aber auch von Dingen aus der Spur geworfen werde, die lächerlich scheinen - ich kann das nicht immer verbergen, zumindest nicht zu Hause. Die Menschen um mich herum kennen es aber nicht anders.
Ich höre zu Hause oft witzig gemeinte Kommentare wie "Du bist schwierig" oder "Du mußt schon was sagen, man kann nicht in deinen Kopf gucken". Nein, das möchtest du nicht, auch wenn es vieles einfacher machen würde.
Das frustriert mich doch schon ab und an.
Offen über Dinge sprechen kann ich aber nicht. Es geht einfach nicht.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob eine Erklärung es nicht nur noch schwerer machen würde.
Sollte ich aber jemals wieder etwas Dummes tun, wäre der Fall dadurch sehr lange ungebremst - nicht nur für mich.
Das weiß ich sehr wohl, und auch davor habe ich manchmal Angst.
Letztlich bin ich wohl doch nur ein Feigling.