Moin Marie,
herzlich willkommen.
In einer Beratung geht es dann immer erst einmal darum das eigene Spielverhalten zu verändern, bevor es auch nur ansatzweise möglich ist an weiteren Themen zu arbeiten. Um psychotherapeutisch/biografisch zu arbeiten ist eine stabile Spielfreiheit die Voraussetzung, da sonst immer die Gefahr eines Rückfalls besteht, wenn schwierige Themen angesprochen werden. Deshalb ist mir persönlich in meiner Arbeit die „tieferliegende Ursache“ zu Beginn erstmal zweitrangig.
Ich bin damals 2017 zur Sucht-Beratung gegangen. Ein halbes Jahr vor der stationären Therapie und dann die 1 Jahr andauernde Nachsorge.
Öffentlicher Träger.
Ich bin da quasi mehr oder weniger "blind" hingegangen. Ich bekomme den Ablauf und die Gesprächsthemen nicht so genau mehr hin.
Nur mit dem Eintritt in die Sucht-Beratungsstelle war das Spiel nicht weg. Wir haben über meine Gedanken gesprochen und oberflächigen
Gefühle. Es war keine Psychologin in den Einzelgesprächen, in den Gruppengesprächen waren es dann 2 Psychologinnen.
Jedenfalls war es so, als ich von einem Spiel im Einzelgespräch berichtete ( was ich die ganze Zeit tat, mehr oder weniger) bekam ich zur Antwort,
das geht nicht, einmal noch, dann fliegen Sie hier raus. Aha. Okay. Dann habe ich da halt nicht mehr berichtet.
Nun schreibst Du, dass das Spielverhalten in der Sucht-Beratung verändert werden soll. Das hört sich nach einem Prozess an, es ist ja auch ein Prozess.
Ist das also heute anders ?
Ich halte das auch für extrem schwierig. Es könnte in begleitendes Spiel enden oder so wie bei mir, das ich einfach nicht die Wahrheit erzählte ( die stationäre Therapie wird es schon richten ) Ich blieb also in meiner Welt, die ich aber verlassen wollte, nur dazu durfte ich nicht ehrlich sein, genau in der Anlaufstelle bei der ich mir Hilfe suchte. Eine win-win Situation für mich, den Süchtigen.
Das soll keine Schuldzuweisung sein.
Ich bin immer "dran" geblieben. Zusammenfassend hat mir alles geholfen.
Jahre vorher hatte ich mir schon mal Hilfe gesucht beim Psychologen einer Diakonie. Da habe ich aber nur von meinem zwischenmenschlichen Problemen in der Partnerschaft berichtet. ( Das Spielen hatte ich aus Sicherheitsgründen nicht erwähnt, da kann es ja nicht dran liegen). Hier ging es dann auch um aushalten und vertrauen.
Das bedeutete bei mir, ich musste mir alles gleichzeitig anschauen, ohne das eine zu verstehen, konnte ich das andere auch nicht verstehen, geschweige lösen und andersherum. Was will ich dann nicht aushalten ? Warum nicht ? Wer bin ich ? Was ist so schlimm, dass ich es nicht ohne Flucht/Flüchte ertrage ?
Ohne das zu lösen, nütze mir mein Sucht-Wissen auch nix. Es zog mich immer wieder zum Spiel.
Da gab es so viele Dinge, die ich vorher begreifen musste, ändern musste.
Meine ganze Welt musste ich hinterfragen, besser noch, als falsch einstufen. Das ich es nicht aushalte, wenn meine Partnerin sich von mir entfernte, (schon wieder), das ich Verlustängste hatte, das ich in gewissen Situationen unsicher war, obwohl ich auch das alles "überspielte" und lösen konnte, mit Spiel.Zu erkennen dass, das bereits schon Auswirkungen waren, wie die Sucht selbst. Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es alles was ich weiß, alles was ich annehme, alles was ich erlebt habe, das ist es nicht. Denn das weiß ich ja alles. Darüber zu reden, hilft und befreit, ändert aber nichts an der Situation.
Was hat das aber alles mit mir gemacht ? Was habe ich unterbewusst für Rückschlüsse gezogen, wie ich mich verhalten soll, wie ich fühlen soll ? Was ist echt ?
Sind einige Fragen die ich mir beantworten musste und vor allen Dingen ändern musste. ( das Meiste ruhte logischerweise in der Kindheit )
Abgrenzen geht ja auch nur, wenn ich weiß wovon überhaupt.
Vieles konnte ich dann auch nur begreifen, als ich dann tatsächlich nicht mehr spielte. Ich kann auch nicht mehr genau sagen, was ich alles vorher lösen musste, um dahin zu kommen. Ich weiß nur noch dass ich zur einer System-Aufstellerin ein paar mal war. ( Die war teuer, aber gut he,he )
Als die mir mal sagte: André, Du wirst immer wieder mal spielen gehen müssen, wenn Du nicht weißt was Du nicht aushalten kannst.
Dann habe ich noch 14 Tage gebraucht, dann hatte ich es alles zusammen. Dann war das ganz einfach nicht mehr spielen zu gehen.
Da hatte ich auch schon 3-4 Jahre Arbeit an mir hinter mir. Daher waren alle Bausteine für mich wichtig. Ich bin allen Beratung -Stellen, allen Therapeuten und mir selbst dankbar.
Also schön das wir hier mal jdm. von der Fachseite haben, alle Seiten lernen nie aus. ( He,he )
Na, ja. Das sind so meine Gedanken dazu.
Lieben Gruß
André