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Autor Thema: Spielsucht-Beratung auch hier

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Spielsucht-Beratung auch hier
OP: 04.07.2024 14:03:30
Hallo liebes Spielsucht-Soforthilfe-Forum,
ich bin Marie und arbeite als Suchtberaterin und Online-Streetworkerin bei der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG).
Wenn ihr ganz allgemein Fragen habt oder euch Sorgen um euer eigenes Glücksspielverhalten oder um das Glücksspielverhalten von jemand anderem habt, schreibt mir gerne.
Natürlich vertraulich und kostenlos!

Auch zu euren Beiträgen werde ich versuchen Hilfreiches beizutragen.

Ich freue mich auf die Gespräche mit euch!

Viele Grüße,
Marie
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TAL

Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#1: 04.07.2024 16:31:50
Hallo Marie,

herzlich Willkommen bei uns.

Aber ist der Begriff 'Online-Streetworker' nicht ein Widerspruch in sich?
Irgendwie verwirrt mich das gerade.
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#2: 04.07.2024 20:03:36
Hallo Marie und herzlich Willkommen im Forum,

ein tolles Angebot vielen dank dafür und gespannt wie es sich entwickelt.
ich bin Jacky1 ein path. Spieler, nach über 30 Jahren exzessiven Spielen mit allem was leider so dazu gehörte, bin ich nun seit 8 Jahren spielfrei.
Nur falls du mal eine Frage hättest.  :)

Schön dass du da bist.

Liebe Grüße
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#3: 05.07.2024 09:25:14
Hallo,
ich kann absolut verstehen, warum "Online-Streetwork" verwirrend ist! Vielleicht erkläre ich das noch etwas weiter:

In der Landesstelle Glücksspielsucht haben wir viele verschiedene Angebote, von der "klassischen" Beratungstätigkeit in Suchtberatungsstellen, über (Präventions-)veranstaltungen oder die Online-Beratungsplattform PlayChange.
Uns ist aber aufgefallen, dass dabei ein sehr großer Bereich fehlt und zwar alles, was im Internet geschrieben wird. Dabei hatten wir uns gefragt, ob es auch sinnvoll wäre hier mehr tätig zu werden, um als Fachpersonal Fragen zu verschiedenen Glücksspielthemen zu beantworten. Wie ihr seht, haben wir uns dafür entschieden :)
Wir sind u.a. bei TikTok, Discord, GuteFrage und vielen weiteren Seiten unterwegs.
Der Begriff "Online-Streetwork" ist dadurch entstanden, da wir "aufsuchend" arbeiten, aber eben online.

War das so verständlicher? Wenn nicht frag gerne nochmal genauer nach.

Viele Grüße,
Marie
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#4: 05.07.2024 12:09:34
Moin Marie,

wirklich klasse, dass du dich hier opferst :-)
Ich finde die Idee an einem Forum teilzunehmen absolut genial.
Ehrlich gesagt hatten wir sowas die letzten 10 Jahre nicht.
Maximal halbgare Umfragen irgendwelcher "Studien" die sich um Spieler drehen.
Meist eher sinnfreies Gefrage.

 'Online-Streetworker' finde ich gut und auch total passend.
Unsere "Straßen" sind ja heutzutage dank überflutenden Online-Casinos halt "online" :-)

Jede Hilfe ist hier absolut willkommen und wird wertgeschätzt.

Wir haben auch Angehörige die in der Suchtberatung arbeiten und selbst "Opfer" eines Spielers wurden.
Also unsere Welt ist bunt. Aber das ist sicher nichts Neues für dich.

Hast du irgendeinen Spielsucht-Hintergrund ? ( Partner / Familie / Eltern / sonstwas )

Gruß aus dem Norden
Fred
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M
Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#5: 05.07.2024 12:48:42
Hallo Fred,
es freut mich sehr, dass ich hier gut aufgenommen werde und es für euch in Ordnung ist, bzw. ihr euch freut, dass ich mich hier beteilige!
Dass die Welt im Glücksspielbereich so bunt ist, ist auch genau der Grund, warum ich diese Arbeit gerne mache, der Bereich wird meiner Meinung nach insgesamt immer noch zu wenig gesehen.
Ich habe einen rein fachlichen Hintergrund, was Spielsucht angeht und bin selbst nicht in irgendeiner Art betroffen. In der Suchthilfe bin ich seit knapp zehn Jahren tätig und werde versuchen meine Erfahrung hier mit einzubringen.

Viele Grüße!
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TAL

Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#6: 05.07.2024 15:28:55
Danke, Marie.
Ja, so kann ich mir etwas darunter vorstellen. Das klingt auf jeden Fall nach einer guten Sache.

Ich stimme Fred da zu, normalerweise kommen hier nur irgendwelche schlecht durchdachten (und noch schlechter recherchierten) Multiple-Choice-Umfragen, deshalb ist es sehr schön, auch mal persönliches Engagement hier zu haben von jemandem, der nicht irgendwie 'betroffen' ist.
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A
Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#7: 13.07.2024 10:13:52
Moin Marie,

herzlich willkommen.





In einer Beratung geht es dann immer erst einmal darum das eigene Spielverhalten zu verändern, bevor es auch nur ansatzweise möglich ist an weiteren Themen zu arbeiten. Um psychotherapeutisch/biografisch zu arbeiten ist eine stabile Spielfreiheit die Voraussetzung, da sonst immer die Gefahr eines Rückfalls besteht, wenn schwierige Themen angesprochen werden. Deshalb ist mir persönlich in meiner Arbeit die „tieferliegende Ursache“ zu Beginn erstmal zweitrangig.


Ich bin damals 2017 zur Sucht-Beratung gegangen. Ein halbes Jahr vor der stationären Therapie und dann die 1 Jahr andauernde  Nachsorge.
Öffentlicher Träger.

Ich bin da quasi mehr oder weniger "blind" hingegangen. Ich bekomme den Ablauf und die Gesprächsthemen nicht so genau mehr hin.
Nur mit dem Eintritt in die Sucht-Beratungsstelle war das Spiel nicht weg. Wir haben über meine Gedanken gesprochen und oberflächigen
Gefühle. Es war keine Psychologin in den Einzelgesprächen, in den Gruppengesprächen waren es dann 2 Psychologinnen.
Jedenfalls war es so, als ich von einem Spiel im Einzelgespräch berichtete ( was ich die ganze Zeit tat, mehr oder weniger) bekam ich zur Antwort,
das geht nicht, einmal noch, dann fliegen Sie hier raus. Aha. Okay. Dann habe ich da halt nicht mehr berichtet.
   
Nun schreibst Du, dass das Spielverhalten in der Sucht-Beratung verändert werden soll. Das hört sich nach einem Prozess an, es ist ja auch ein Prozess.
Ist das also heute  anders ?

Ich halte das auch für extrem schwierig. Es könnte in begleitendes Spiel enden oder so wie bei mir, das ich einfach nicht die Wahrheit erzählte ( die stationäre Therapie wird es schon richten )  Ich blieb also in meiner Welt, die ich aber verlassen wollte, nur dazu durfte ich nicht ehrlich sein, genau in der Anlaufstelle bei der ich mir Hilfe suchte. Eine win-win Situation für mich, den Süchtigen.

Das soll keine Schuldzuweisung sein.
Ich bin immer "dran" geblieben. Zusammenfassend hat mir alles geholfen.
Jahre vorher hatte ich mir schon mal Hilfe gesucht beim Psychologen einer Diakonie. Da habe ich aber nur von meinem zwischenmenschlichen Problemen in der Partnerschaft berichtet. ( Das Spielen hatte ich aus Sicherheitsgründen  nicht erwähnt, da kann es ja nicht dran liegen). Hier ging es dann auch um aushalten und vertrauen.
Das bedeutete bei mir, ich musste mir alles gleichzeitig anschauen, ohne das eine zu verstehen, konnte ich das andere auch nicht verstehen, geschweige lösen und andersherum. Was will ich dann nicht aushalten ? Warum nicht ? Wer bin ich ? Was ist so schlimm, dass ich es nicht ohne Flucht/Flüchte ertrage ?
Ohne das  zu lösen, nütze mir mein Sucht-Wissen  auch nix. Es zog mich immer wieder zum Spiel.
Da gab es so viele Dinge, die ich vorher begreifen musste, ändern musste.

Meine ganze Welt musste ich hinterfragen, besser noch, als falsch einstufen. Das ich es nicht aushalte, wenn meine Partnerin sich von mir entfernte, (schon wieder), das ich Verlustängste hatte, das ich in gewissen Situationen unsicher war, obwohl ich auch das alles "überspielte" und lösen konnte, mit Spiel.Zu erkennen dass, das bereits schon Auswirkungen waren, wie die Sucht selbst. Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es alles was ich weiß, alles was ich annehme, alles was ich erlebt habe, das ist es nicht. Denn das weiß ich ja alles. Darüber zu reden, hilft und befreit, ändert aber nichts an der Situation.

Was hat das aber alles mit mir gemacht ? Was habe ich unterbewusst für Rückschlüsse gezogen, wie ich mich verhalten soll, wie ich fühlen soll ? Was ist echt ?
Sind einige Fragen die ich mir beantworten musste und vor allen Dingen ändern musste.  ( das Meiste ruhte logischerweise in der Kindheit )
Abgrenzen geht ja auch nur, wenn ich weiß wovon überhaupt.
 
Vieles konnte ich dann auch nur begreifen, als ich dann tatsächlich nicht mehr spielte. Ich kann auch nicht mehr genau sagen, was ich alles vorher lösen musste, um dahin zu kommen. Ich weiß nur noch dass ich zur einer System-Aufstellerin ein paar mal war. ( Die war teuer, aber gut he,he )
Als die mir mal sagte: André, Du wirst immer wieder mal spielen gehen müssen, wenn Du nicht weißt was Du nicht aushalten kannst.
Dann habe ich noch 14 Tage gebraucht, dann hatte ich es alles zusammen. Dann war das ganz einfach nicht mehr spielen zu gehen.

Da hatte ich auch schon 3-4 Jahre Arbeit an mir hinter mir. Daher waren alle Bausteine für mich wichtig. Ich bin  allen Beratung -Stellen, allen Therapeuten und mir selbst dankbar.

Also schön das wir hier mal jdm. von der Fachseite haben, alle Seiten lernen nie aus. ( He,he )   

Na, ja. Das sind so meine Gedanken dazu.

Lieben Gruß

André


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« Letzte Änderung: 13.07.2024 10:29:05 von Andre12 »
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#8: 13.07.2024 23:30:06
Hey zusammen,

Aus meiner Erfahrung heraus, sowohl fachlich als auch betroffen, kann ich nach 12-jähriger Berufserfahrung nur bestätigen, dass gerade die vermeintlich niederschwelligen Angebote die wichtigsten Schritte sind! Häufig ist das der gewollte oder 'empfohlene' erste Gang zugleich aber, erfahrungsgemäß, auch der immer begleitende Schritt. Zum Thema Fachlichkeit: a.m.S. haben oftmals die sehr erfahrenen und oft weitergebildeten Sozialpädagogen den Zugang und die Authentizität. Nicht immer ist DER PSYCHOLOGE oder THERAPEUT der Weisende....vielmehr kommt es darauf an, wie ich ein Angebot betrachte und nutze und genau das ist ein Prozess!  Dieser kann länger, kürzer oder überhaupt nicht dauern. Bei jeder Form der Unterstützung kommt es auf die Selbstbeteiligung, dem eigenen Anliegen nach Veränderung an.... die Ursache kann gefunden werden, muss aber nicht! VT beinhaltet, das Schadende mittels eigenserworbener Skills zu reduzieren bzw. neue Methoden zur Selbstregulation anwenden zu können. Ich finde, dass der Berufsstand der Sozpäds wirklich mehr Beachtung bekommen sollte, weil viele Fachkräfte oft mit Lebenserfahrung und sehr guter Fachlichkeit überzeugen können, da diese dem Hilfesuchendem am Nächsten stehen.... aber das darf jeder für sich entscheiden!  Hauptsache nicht immer stehen bleiben, wenn es schwierig wird! Es gibt sehr viele Angebote, wenn man sie denn will.... freie Entscheidung und ja, auch trotz stoffgebundener- oder ungebundener Abhängigkeit...

LG MiLu
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#9: 15.07.2024 12:55:17
Lieber André,
danke für deinen Erfahrungsbericht aus der Suchtberatung, das ist für mich und meine Arbeit immer wahnsinnig hilfreich.

Ich kann total nachvollziehen, dass es für dich wenig gewinnbringend war in einer Gruppe oder in einem Einzelgespräch zu sitzen und nicht die Wahrheit über dein Spielverhalten sagen zu können. Das ist natürlich weder für dich, noch für die Gruppe zielführend.

In der Suchtberatung geht es mir tatsächlich in erster Linie um den Prozess. Für viele ist ja der Grund zu uns zu kommen, da sie nicht mit dem Spielen aufhören können. Ich arbeite dann mit ihnen daran, was es für Optionen gibt das Spielverhalten zu reduzieren. Sollte das im Alltag nicht funktionieren wäre dann eine stationäre Reha indiziert und sinnvoll. Trotzdem sehe ich meine Klienten auch vor der stationären Reha weiterhin im Einzel, da es ja auch hier verschiedenste Themen gibt (inhaltlich und organisatorisch).

War denn die Gruppe in der du warst eine Nachsorge-Gruppe oder eine offene Spieler-Gruppe? Oder etwas ganz Anderes?
Bei einer Reha- oder Nachsorge-Gruppe haben wir als Beratungsstelle leider Vorgaben durch die Deutsche Rentenversicherung (als Kostenträger), dass Personen in einer solchen Gruppen spielfrei sein sollen, ansonsten muss die Maßnahme beendet werden. Allerdings – und das möchte ich betonen – gibt es auch immer andere Optionen als gleich mit Rauswurf zu drohen.

Ein Rückfall ist Teil einer Suchterkrankung und als dieser wird er meistens gesehen. Wichtiger als der Rückfall ist mir wie einer Person damit umgeht. Spricht derjenige darüber? Nutzt er die Möglichkeit durch den Rückfall mehr über sein Spielverhalten zu lernen? Auch bei einem zweiten Rückfall kann ich damit arbeiten. Sollte eine Person aber immer wieder rückfällig werden, würde ich mit ihm ins Gespräch gehen, dass er dann vermutlich „mehr“ braucht als nur die Nachsorgegruppe. Evtl. wäre dann eine Auffangbehandlung in der Klinik sinnvoll, um nochmal intensiv daran zu arbeiten, warum die Spielfreiheit Zuhause nicht funktioniert hat.
In der Gruppe würde es mir bei einer spielenden Person auch darum gehen die anderen Spieler zu „schützen“. Wenn die Gruppe spielfrei angedacht ist, soll sie auch eine solche sein. Auch hier bedeutet das nicht, dass Rückfälle nicht passieren dürfen (die gehören ja wie gesagt zur Sucht dazu), aber dass wenn eine Person wieder sehr viel spielt ich sie aus der Gruppe herausnehmen müsste.
Hier würde ich aber auch versuchen die spielende Person in eine Selbsthilfegruppe zu „vermitteln“, da ich den Austausch unter Betroffenen als unglaublich hilfreich erlebe.

Für mich in der Suchtberatung besteht also ein Unterschied darin, ob jemand in Beratung ist oder in amb. Reha, bzw. Nachsorge. In der Beratung kann ich sehr flexibel und zieloffen agieren, die Maßnahmen der DRV unterliegen leider gewissen Voraussetzungen.

Aber auch ich als Beraterin kann natürlich nicht zaubern. Wenn mir Dinge verschwiegen werden, kann ich damit nicht arbeiten. Meine Arbeit funktioniert nicht gut, wenn ich nur ein Drittel an Informationen habe. Dann kann ich nicht spezifisch auf meine Klienten eingehen, bzw. auch keine guten Ratschläge geben oder an individuellen Themen arbeiten.

Es tut mir sehr leid, André, dass du keine gute Erfahrung mit der Suchtberatung gemacht hast. Umso schöner finde ich dein Fazit, dass dir trotzdem alles auf dem Weg in die Spielfreiheit geholfen hat!
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#10: 15.07.2024 19:42:05
Hallo zusammen,

an dieser Stelle noch eine kleine Ergänzung zu meinem letzten Beitrag, welcher so unmittelbar hinzukam.

Vor Kurzem hatte ich erst einen Fall, bei dem ein jüngerer Mensch, der an einer bipolaren Störung und problematischen Trinkverhalten leidet, sehr verzweifelt um Rat bat. Hintergrund ist, dass dieser schon ziemlich lange auf einen Platz bei einem Therapeuten wartet und sich aus Frust und aufgrund des Leidensdrucks immer mehr isoliert hat und wieder verstärkt konsumiert. Auf Anraten besuchte er dann skeptisch die hiesige Beratungsstelle. Er besuchte,mit ein paar Motivationsstößchen von außen, nun immer regelmäßiger die dort angebotene Gruppe. In der Reflexion beschrieb er nun, dass er den Nutzen dieses Angbots zuvor immer unterschätzt hatte. Er war so fixiert darauf, diesen Platz im therapeutischen Setting zu erhalten, so dass er andere Angebote gar nicht zulassen wollte, nach dem Motto: 'ich bin so ein schwerer Fall, das bringt dort eh nichts. Ich brauche etwas intensives....'
Doch im Verlauf wurden dort mit ihm Ziele im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten erarbeitet, er tauschte sich angeregt mit weiteren Betroffenen aus, auch mit einigen Menschen, die schon sehr lange mit gewissen Problematiken gut leben können. Er fand einen Zugang zu seinen Gefühlen und Gedankengänge, schlichtweg, weil er sich öffnen konnte. So waren Fachleute, jedoch auch eigene Experten an seinem Prozess beteiligt, nicht zuletzt v.a. er selbst! Er war erleichtert, dass der bürokratische Kram so gering war. Natürlich kann eine intensive Therapie wirklich von Nutzen sein, jedoch zeigt dieser Fall auch, dass man die Flinte nicht ins Korn schmeißen und unmächtig auf einer Warteliste rumgammeln  muss. Wir haben echt tolle und effektive Angebote und v.a. die Beratungsstellen überzeugen häufig mit sehr kompetenten Fachleuten.

LIebe Grüße

MiLu
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#11: 15.07.2024 20:16:24
Moin Marie,



Es tut mir sehr leid, André, dass du keine gute Erfahrung mit der Suchtberatung gemacht hast. Umso schöner finde ich dein Fazit, dass dir trotzdem alles auf dem Weg in die Spielfreiheit geholfen hat!

Wieso keine gute Erfahrung ? So sehe ich das nicht.

Ich war vor der stationären Therapie ( Träger Rentenkasse)  in einem Suchtberatungszentrum, öffentlicher Träger( welcher weiß ich nicht genau, nehme aber ebenfalls Rentenkasse an) und anschließend zur Nachsorge ebenfalls wieder.
Keine öffentliche Gruppe. Dachte das war klar. Die öffentlichen Gruppen sind m.E. auch sehr rar gesät, hier gibt es im Umkreis von 200 km keine.
Demnach landen wir doch iwe alle im ersten Stepp bei einem Beratungszentrum.

Das sind deren Regeln, dass ist mir bekannt. Du schriebst es etwas anders ( Prozess)  Ich wollte nur wissen, ob das immer noch so ist.
Jetzt in Deinem letzten Beitrag wird es klarer und hat meine Frage schon beantwortet.

Ich bin als nasser Spieler in der Suchtberatung angefangen. Nicht als ich den Prozess bis zur Abstinenz-entscheidung schon hinter mir hatte.
Das hat sich auch nicht geändert als ich an die Tür geklopft habe und eine Stunde mein Leid geklagt habe.
Genau deswegen bin ich ja da hin gegangen, um von meiner Sucht los zukommen. (ca. 17 Jahre habe ich für die Entscheidung, Überwindung zur Suchtberatung ( 8km von mir) gebraucht, hatte mal einen Ausdruck der Beratungsstellen von Anfang 2000 gefunden, daher weiß ich das )

Also ich will von der Sucht loskommen, wenn ich sie aber weiterhin ausübe, fliege ich raus. Das meinte ich.
Das gilt doch dann für alle Sucht-Beratungsstellen, die durch einem öffentlichen Träger finanziert werden. Wo Therapeuten, Psychologen, soziale Fachkräfte arbeiten.
Das ist auch kein Rückfall, ich war schlichtweg nass. Ich denke auch das trifft auf alle zu.

Nochmal:
Ich bin meiner Suchtberatung sehr dankbar, das war nur ein Punkt der mich sehr irritiert hatte. Für mich als Süchtiger klingt das doch paradox.
Die hebeln doch den Sinn der Suchtberatung mit Ihren Anforderungen/ Regeln aus. Genau wegen meiner Hilflosigkeit bin ich da.
Ich bin  6 Tage/23 Stunde / Woche nicht in der Beratung, sondern in meiner Verantwortung, die ich nicht leben konnte. Arbeit, Hobby alles
läuft weiter und auch die Sucht, sie ist nur nicht  zwingend zu sehen. 

Ich glaube vielen ist es nicht ganz klar, dass die Spielsucht eine Sucht ist und keine Verunglimpfung von einer stoff-gebundenen Sucht.
Die kannst ja auch nicht mit ner Tüte Heroin im Portemonnaie zur Arbeit schicken. Das nur als Gedanke, wie schwer es ist die Anforderung einzuhalten,
denn wir müssen mit unserem Suchtmittel täglich in einer Art und Weise umgehen, ohne es als Suchtmittel einzusetzen. Das Suchtmittel wieder als Zahlungsmittel einzustufen ist doch schon ein monatelanger Prozess. 

Also alles gut. Ich wolle halt nur mal wertfrei nachfragen, weil es sich anders anhörte.

Da Du da ja sitzt, denke ich sind solche Fragen vielleicht gar nicht verkehrt, aber bitte  nicht persönlich zu nehmen.
,
Es gibt in der Spielsuchthilfe sicherlich noch genug Potential, wie z.B. offene Fragebögen, vielleicht mehr Handlungsspielraum für die
Bezugspersonen. Mehr Ausbildungen, andere , neue Ansätze, nix ist doch in Stein gemeißelt. Wo soll der Input denn her kommen, wenn nicht von uns Süchtigen
was hilft, was kritisch ist ? Reden, Ansprechen hilft, habe ich mir sagen lassen. Lach

Vielleicht habe ich auch einfach heute noch Wahrnehmungsstörungen und ich sortiere alles nicht richtig ein.

Man bin ich froh das ich den ganzen Kram hinter mir lassen konnte. Herrje

Also vielen Dank für Deine Antwort.

André


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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#12: 15.07.2024 22:07:16
Hallo,

in meinem Werdegang bin ich nun schon einigen begegnet, kaum wegen meiner Spielsucht sondern halt wegen anderen Dingen.
Psychologische Psychotherapeuten, Heilpraktiker, psychologische Berater, Fachärzte für psychotherapeutische Medizin..... 
Letztere mochte ich am liebsten, da gabs dann auch Medis die nicht in der Drogerie zu finden waren.
Es gab halt Geschichten in meinem Kopf die waren nicht wegzureden. 

Aber blieb mir auch keine andere Wahl, als jede Chance anzunehmen. Lösungswege zu entwickeln.
Hemmnisse erfahren und mit immer neuen Strategien zu überwinden. 
Dies war nicht möglich in kurzer Zeit und ich war ich froh über jeden der sich mit mir darüber austauschte.
Sich diese Zeit nahm und zwar konzentriert / kompetent Abläufe nicht nur zu hinterfragen, sondern selbst eine Meinung bildete.
Diagnosen dabei waren für mich weniger wichtig und dienten aus meiner Sicht "nur" zur genaueren Erörterung der jeweiligen Vorgehensweise.
Viel viel wichtiger war dabei mein gewonnenes Vertrauen, zum Therapeuten und dies parallel wachsend zu meinem eigenen.
Dabei hatte ich das Glück in der psychiatrischen Klinik Freiburg auf Menschen zu treffen, die sehr inspirierend auf mich eingingen.   

In diesen ganzen Jahren habe ich bei denen nicht einmal meine Spielsucht erwähnt  :).
Und von Anfang an ging es nur um mich selbst und nicht um eine gezieltere Aufarbeitung einer zusätzlichen Erkrankung.
Wo Faktoren sich dann eh überschnitten hätten und das Ganze sich viel zu Komplex steigerte.
Im Nachhinein muss ich aber zugeben, es war ein Fehler.

MiLu schrieb ja von niederschwelligen Angeboten und genau eines davon nahm ich dann im Zuge meiner Spielsucht gerne an.
Ich wollte nicht mehr diesen ganzen "aufwendigen" Weg gehen, den ich doch schon eh gegangen bin.
Eine Selbsthilfegruppe, nicht einmal eine für Spieler...sondern für Alkoholiker.
Diese Spielsucht nahm ich im Grunde nie ernst als eine in mir eigenständige Erkrankung.
Der einzig Kranke dabei war/bin ja ich selbst!

Es ist sicherlich nicht einfach einen pathologischen Spieler soweit zu begleiten, dass er eine Motivation entwickelt die ihn fern von Rückfällen hält.
Auch glaube ich dass es zeitlich nicht machbar ist, eine so intensive Betreuung außerhalb eines stationären Aufenthaltes zu bewerkstelligen.
Ich weiß hier von einigen wie lange sie überhaupt erstmal warten mussten, bis ein Erstgespräch mit einem Therapeuten zustande kam.
Suchtberatungsstellen verweisen den Fragesteller nach Hilfe mehr auf seine eigene Bereitschaft zur Veränderung, als zeitnah eine bieten zu können.
Dies ist absolut fern einer Kritik von mir, es zeigt nur auf wie stark auch ein Süchtiger selbst einwirken müsste um zurecht zu kommen.

Daher ist jedes Entgegenkommen eines Therapeuten ein Segen.

Liebe Grüße
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#13: 22.07.2024 19:13:57
Hallo André,

ich ( der Esel zuerst  :) ) hätte schon einen Bedarf auf einiges zu antworten was du geschrieben hast.
Aber nur wenn ich nicht über die letzten Jahre, wohl schon auf jeden deiner Punkte gerne eingegangen wäre.  :)
Ist auch nicht " mein Thread ", ich glaube auch dass es kaum einen von mir hier gibt, wo ich es um mich geht und ich  nicht den letzten Beitrag geschrieben habe.  :)

Es war und ist mir halt auch immer wichtig, dies weißt du ja.

Grüß dich 

 


 
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Re: Spielsucht-Beratung auch hier
#14: 02.08.2024 12:41:06
Hallo,
entschuldigt meine sehr verspätete Antwort!

André ich habe dich tatsächlich in manchen Dingen missverstanden, danke für deine Klarstellung. Du darfst immer gerne Sachen richtigstellen oder mich kritisieren, dafür sind wir ja hier :) Und ich bin absolut deiner Meinung, ich brauche immer Input von Spielern, um meine Arbeit gut machen zu können. Also wenn du Ideen oder Anregungen hast freue ich mich darüber.

Mir ist nur wichtig nochmal zu betonen, dass niemand in einer Beratungsstelle herausgeworfen wird, weil er spielt! Das gilt nur für die Angebote der Rentenversicherung, bzw. Krankenkassen.

@Jacky1 ich habe deinen Satz "Suchtberatungsstellen verweisen den Fragesteller nach Hilfe mehr auf seine eigene Bereitschaft zur Veränderung, als zeitnah eine bieten zu können. " nicht ganz verstanden. Kannst du mir erklären, was du damit meinst?

Liebe Grüße,
Marie
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