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Autor Thema: "12 Schritte - aber wie?" - ein Skript der AS

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Olli

Schritt 1:

"AUFHÖREN ZU KÄMPFEN, ZUGEBEN, DASS WIR DEM SPIELEN GEGENÜBER MACHTLOS SIND"

Im ersten Teil von Schritt l kommt der Spielabhängige zum alles entscheidenden Punkt, wenn er bereit wird, zuzugeben, dass er dem Spielen gegenüber machtlos, d.h. vom Spielen abhängig ist. Dieser Schritt sieht so einfach aus, Ist aber doch für die meisten Spielsüchtigen so ungeheuer schwer, weil soviel daran hängt:
Dieser Schritt ist so schwer, weil der Abhängige die Illusion für sich braucht, das Spielen zu beherrschen, um mit ihm weitermachen zu können. Ohne die Aussieht des Spielens scheint ihm das Leben keinen Sinn zu haben. Deshalb hält er, trotz aller gegenteiligen Erfahrungen an der Vorstellung fest, dass er das Spiel meistern kann, auch wenn es immer nur für "ein Spiel" ist, er in die Kneipe, die Spielstätte, Spielothek oder in das Casino geht, um sich dann nach Stunden oder Tagen in einem fürchterlichen Zustand wieder zu finden.
Er glaubt jedes Mal, dass dies nur ein momentaner Unfall gewesen ist und dass es das nächste Mal anders sein wird, bzw. dass seine Stabilität kurz vor der Tür steht.
Solange er diese Hoffnung noch hat, kann er das Spiel weiter gebrauchen, mit ihm experimentieren, mit ihm kämpfen. In diesem aussichtslosen Kampf gleicht ein Spieler einem Laienboxer, der gegen Cassius Clay in den Ring steigt. Nach wenigen Augenblicken ist er von den Füßen und liegt ohnmächtig im Ring, aber jedes Mal steht er wieder auf, um weiterzumachen, weil er sich weigert, das Handtuch zu werfen und zu kapitulieren.
Dieses Kapitulieren ist so schwer, weil es als Eingeständnis des eigenen Versagens erlebt wird. Unterstützt wird dieses Missverständnis durch die Vorwürfe und Ermahnungen, die der Spielabhängige von sich selbst und auch aus seiner Umgebung erfährt, dass sein Verhalten Ausdruck von Willensschwäche und Charaktermangel sei. Hat er nicht immer wieder versprochen, sich zu bessern und seine Versprechungen nicht eingehalten?  Aber Machtlosigkeit dem Spielen gegenüber ist keine Willensschwäche und kein Charaktermangel (denn Abhängige sind oft sehr willensstarke Menschen). Zugeben der Machtlosigkeit ist der Ausdruck der Erfahrung, dass da etwas stärker ist als ich, das ich nicht kontrollieren kann.
Das Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, weil manche Machtlosigkeit als Ohnmacht und Hilflosigkeit verstehen, missverstehen - wie wir meinen. Sie erleben Schritt 1 damit als Zumutung, sich als klein und hilflos darzustellen.
Zugeben der Machtlosigkeit ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet, dass ich aufhöre zu jammern und zu klagen und mich für das Opfer der Umstände, einer Erziehung oder sonstiger Widrigkeiten zu halten. Zugeben der Machtlosigkeit ist eine mutige Tat, dass ich mich meiner Realität stelle und sie nicht mehr beschönige.
Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, well dieses unseren Stolz trifft, die Einbildung, unser Leben völlig zu kontrollieren und in der Hand zu haben.
Das trifft die Größtphantasien des Spielsüchtigen, der glaubt, es alleine schaffen zu können und keine Hilfe von anderen zu gebrauchen. Dieser Schritt fällt so schwer, weil wir nicht wissen, wie es dann weitergehen soll. Das kämpfen gab uns wenigsten noch die Illusion, dass wir noch mitbestimmen, noch kontrollieren können. Wenn wir kapitulieren, geben wir uns auf. Was bleibt uns dann?
Dieser Schritt ist so schwer, weil er uns erinnert an die Erfahrungen in Grenzsituationen unseres Lebens, wie zum Beispiel bei Geburt und Tod, und auch beim Orgasmus in der sexuellen Vereinigung mit einem anderen Menschen.
In diesen Situationen haben wir nicht die Kontrolle des Geschehens in unserer Hand, sondern wir erleben, dass hier etwas stärker ist als wir selbst, dass hier etwas mit uns geschieht. Und davor haben wir alle Angst, der Abhängige offenbar in besonderer Weise (siehe Schritt 3). Um diese Angst zu vermelden, kämpft er gegen die Realität, bringt sich selbst in äußerste Gefahr und verbindet zugleich, dass Wachstum In Ihm geschieht.
Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb nicht nur angstvoller Abschied von Altem und Vertrautem, mit dessen Hilfe wir bisher unser Leben zu meistern versuchten, sondern auch der Anfang von etwas Neuem, durchaus einer Geburt vergleichbar.
Aufhören zu kämpfen schafft Raum für neues Leben, das ich bisher gerade durch mein Bemühen, nicht aufzugeben, verhindert habe. Das Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb eine ungeheure Befreiung die Erfahrung einer neuen Erlaubnis zum Leben:
- Ich brauche nicht mehr zu kämpfen!
- ich brauche nicht mehr mich selbst zu zerstören, indem ich beweise, dass ich es doch schaffe!
- Ich darf leben, stabil leben!
 Viele, die den ersten Schritt vollzogen haben, berichten, dass nach dem Auf und Ab von Angst, Trauer und Zweifeln ein starkes Gefühl der Freude, der Erleichterung und der Ruhe in ihnen Platzt ergriffen habe.

Nehme Dir einen Augenblick Zeit und frage Dich:
- Wo habe ich in meinem Leben Machtlosigkeit
dem Spielen gegenüber und auch sonst erfahren?
- Wie habe ich mich gegen das Zugeben der Machtlosigkeit gewehrt?
- Welche Ängste, welche Trauer und welchen
Ärger spüre ich, wenn ich zugebe, dass ich machtlos bin ?

"... UND UNSER LEBEN NICHT MEHR MEISTERN KONNTEN"

Der zweite Teil von Schritt 1 weist darauf hin, dass Spielsucht/Spielabhängigkeit keine isolierte Sache ist, sondern immer etwas mit unserem ganzen Leben zu tun hat.
Nicht wenige Abhängige sagen am Anfang Ihrer Stabilität: "Sonst ist alles in Ordnung bei mir...... wenn nur das Spielen nicht wäre." - Sie wehren sich damit ihr Leben näher anzusehen und halten die Meinung aufrecht, es genüge, nur nicht mehr zu spielen.
Aber das hilft erfahrungsgemäß nicht weiter, wenn wir nur etwas weglassen, von dem wir uns sehr lange viel versprochen hatten. Die zwölf Schritte zielen auf eine Neuordnung unseres Lebens hin, und darum ist es wichtig zu wissen, wie unser gesamtes Leben mit dem Spielproblem verflochten ist.

Frage Dich deshalb?
- Was sind meine Probleme im Beruf?
- Wie komme ich mit mir selbst zurecht?
- Bitte darüber hinaus Deine Angehörigen, Deine Freunde und Kollegen am Arbeitsplatz um Rückmeldungen, was sie mit Dir erlebt haben und wie sie sich dabei fühlten.
- Wenn Du in einem Kuraufenthalt oder in einer Therapie bist, lasse Dir von den Betroffenen Briefe schreiben, bzw. gehe gemeinsam mit Deinen Angehörigen in ein Familien- oder Partnerseminar, wo diese Fragen bearbeitet werden können. Wenn Du bereit bist, diese Untersuchungen vorbehaltlos zu machen, wirst Du wahrnehmen, dass uns das Spielen unfähiger machte, mit unseren Problemen umzugehen.
- Vielleicht hatten wir uns mal versprochen, bestimmte Probleme durch das Spielen zu lösen (wie z.B. mehr als 10 Stunden zu arbeiten, besser zu schlafen, ruhiger zu argumentieren, gefälliger zu sein, uns von den Sorgen und Problemen des Alltags abzulenken); aber letzten Endes hat das Spielen doch nicht das gehalten, was es versprochen (was wir uns davon versprochen haben), denn die Probleme die wir hatten, sind am Ende größer geworden, anstatt kleiner.

Das ist die eine Seite der Bedeutung dieses Satzes, die besagt: Dann, wenn das Spiel in unser Leben kommt, können wir unser Leben nicht mehr meistern.
Schon lange bevor das Spiel sichtbar in unser Leben getreten ist, haben wir unser Leben nicht mehr meistern können. Dieser erweiterte Ansatz macht deutlich:

- dass es nicht nur darum geht, das Spielen aufzugeben, sondern, dass eine Neueinstellung unseres Lebens nötig Ist.
- dass Grundprobleme und Engpässe in unserem Leben vorhanden sind, auf die ich eine Antwort finden muss, um weiterhin stabil zu leben.

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Olli

Schritt 2:

 "WIR KAMEN ZU DEM GLAUBEN, DASS EINE MACHT, GRÖSSER ALS WIR SELBST, UNS UNSERE GEISTIGE GESUNDHEIT WIEDERGEBEN KANN.?

Das Spiel, als die "Macht, größer als wir selbst"
Der zweite Schritt macht zunächst erschreckend deutlich, dass der Abhängige gar nicht mehr die Wahl hat zu entscheiden, ob es für ihn eine Macht gibt, größer als er selbst - oder nicht.
Diese Frage hat er nämlich schon längst entschieden:
Im Umgang mit dem Spiel haben wir gelernt, unser Vertrauen auf das Spiel zu setzen. Unzählige Male haben wir es erprobt:

Wir spüren eine Spannung - ein Unbehagen - ins uns und wir spielen und wissen, dass es auf unsere Spannung, auf unser Unbehagen bezogen wirkt.

Aus diesem Vorgang entwickelte sich so etwas wie ein Vertrauen zum Spiel, denn wenn wir spielen, sind wir nicht mehr so beunruhigt und bedrückt.
Es ist deshalb nicht übertrieben, von einem "Glauben an das Spiel" zu sprechen, weil hier Gefühle zum Spiel sichtbar werden, die sonst nur auf Gott gerichtet sind. Die Frage, ob es eine "Macht, größer als wir selbst" gibt, ist damit schon entschieden. Es geht dann eher um die Entscheidung, welcher höheren Macht wir uns überlassen. Das Spiel ist im Vergleich zu Gott ein verführerischer Götze, der Halt, Stärke, Zuversicht und Rettung in den Schwierigkelten des Lebens verspricht.

Was er uns aber tatsächlich gibt. ist das Gegenteil: fortschreitende Verunsicherung und Zerstörung.

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Olli

Schritt 3:

"DER ENTSCHLUSS , SICH DEM LEBEN ZU BERLASSEN?

Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben einer höheren Macht - so wie wir sie verstanden - anzuvertrauen.

Wenn Du den dritten Sehritt liest, hast Du wahrscheinlich ebenso wie bei Schritt 2 den Eindruck, dass dies eine fremde Sprache ist. Was aber in Schritt 2 noch etwas distanziert klingt, als Äußerung einer Glaubensüberzeugung, das rückt im dritten Schritt bedrohlich nahe und wird zu einer Aufforderung:

"Wir fassten den Entschluss!"

In Schritt 3 ist es also vorbei mit unserer Unverbindlichkeit, hier werden Entscheidungen von uns verlangt. Schritt 3 setzt sich direkt mit der Neigung des Spielabhängigen auseinander Entscheidungen auszuweichen. Schritt 3 macht deutlich, dass das bisherige Ausweichen von Entscheidungen auch schon eine Entscheidung war: nämlich alles so zu belassen wie bisher, und damit die Zerstörung des eigenen Lebens fortsetzen.

Welcher Art die Entscheidung ist, die im dritten Schritt gefordert wird?

Sie klingt bedrohlich In Ihrer Totalität: "unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes anzuvertrauen!"
Auch bei diesem Schritt hilft uns zunächst ein Blick auf die Struktur der Spielabhängigkeit, um zu verstehen, warum gerade jetzt dieser Schritt im Prozess der Wiederherstellung notwendig ist.

Die Neigung des Spielabhängigen zu Extremen.

Beginnen wir mit einer Beobachtung, die jeder Spielabhängige bei sich selbst machen kann: es fällt ihm schwer Spannungen auszuhalten. Spielabhängige neigen häufig zu extremen Verhaltensweisen; sie finden schwer ein Mittelmaß. So können sich beide Extrempole eines Spannungsfeldes bei ein und demselben Menschen finden, oft in rascher Zeltfolge. Vielleicht entdeckst Du einige von den folgenden Extrempositionen bei Dir selbst:

Die Stimmung schwankt von "Himmelhoch jauchzend" bis "zu Tods betrübt", das Mittelmaß ist dagegen weniger vorhanden.
Im Beruf sind Spielabhängige entweder supertüchtig und verdienen mehr als andere; und/oder sie sind wenig interessiert, bequem und verdienen weniger als andere.
Im Kontakt zu anderen Menschen passen sie sich ungeheuer an, fast bis zur Unterwürfigkeit; und/oder sie stehen in totaler Opposition und im Trotz.
Sie produzieren entweder oberflächliche Späße und/oder tiefsinnige Philosophie.
Sie sind überempfindlich gegen jede Kritik und sind selbst die schärfsten Kritiker.
Einerseits sind sie sehr distanziert und verschlossen, andererseits haben sie ganz starke Bedürfnisse nach Nähe und Wärme.

Diese Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen. Mache deshalb Deine eigene Liste mit solch extremen Verhaltensweisen, die Du bei Dir entdeckst.
Im Weiteren wollen wir uns drei Spannungsfelder genauer ansehen, weil sie für die Spielabhängigkeit von grundlegender Bedeutung sind:

Kontrolle - Kontrollverlust Allmacht - Ohnmacht
Freiheit - abhängigkeit

Der Spielabhängige im Spannungsfeld von Kontrolle und Kontrollverlust.

Dieses Spannungsfeld ist bei Spielabhängigen hoch besetzt, denn was sie fürchten und worunter sie leiden, ist der Kontrollverlust.
Trotzdem wagen wir die Behauptung:

Der Spielabhängige leidet unter einem Zuviel an Kontrolle.

Um das zu verstehen, müssen wir nochmals zu unserer Definition, der Spielabhängigkeit zurück, wo über die psychische abhängigkeit gesagt wurde: "Der Abhängige lernt mit Hilfe des Spielens gezielt die eigenen Gefühle zu kontrollieren, zu beeinflussen, bzw. zu verändern. Das Spiel ist dazu ein verfährerisches Mittel, denn jedes Mal, wenn er niedergeschlagen ist, oder eine Schwierigkeit nicht hat meistern können, wenn er zornig auf seinen Chef ist oder Spannungen mit seinem Ehepartner hat, spielt er. Das Spiel wirkt zuverlässig und die Anwendung ist stets wiederholbar, ganz einfach und ohne großen Aufwand."

Dieses Bedürfnis nach Kontrolle steckt als Motor auch hinter den destruktiven Abwehrmechanismen der Rationalisierung, man kann sagen: Der Wunsch nach Kontrolle über seine Gefühle und sein Leben ist das eigentliche Kernproblem des Spielabhängigen. Aufgabe unserer Therapie und des Genesungsprogramms ist es, das der Abhängige lernt und erfährt, anders mit seinen Gefühlen umzugehen als mit Hilfe der Kontrolle durch das Spielen. Dieser Lernprozess, der in Schritt 1 und 2 angefangen hat, soll nun im dritten Schritt zu seinem entscheidenden Höhepunkt kommen.

Gefühle sind etwas ganz wesentliches für uns. Das lateinische Wort für sie "EMOTIONEN" besagt, dass sie die Kraft sind, die uns in Bewegung hält.
Gefühle sind dazu da, dass wir verantwortlich damit umgehen: d.h. zunächst einmal, dass wir Gefühle überhaupt wahrnehmen. Wir können davon ausgehen, dass jeder Mensch in bestimmten Situationen bestimmte Gefühle hat. Allerdings behaupten manche Menschen, dass sie gar keine Gefühle hätten. Das kann daran liegen, dass sie Stopper haben, die lauten: "Habe keine Gefühle!", "Nehme Deine Gefühle nicht wahr!", oder "Zeige Deine Gefühle nicht!". Im letzteren Falle werden die Gefühle durchaus wahrgenommen, aber es besteht die Unfähigkeit, sie nach außen mitzuteilen.
Nehmen wir einmal an, ein Mensch nimmt diese Gefühle in sich wahr, zum Beispiel dass er gespannt, gereizt oder freudig bewegt ist - dann ist der zweite Schritt, dass er diese Gefühle verarbeitet. Das bedeutet zunächst, dass er sie zur Kenntnis nimmt und eine Entscheidung darüber trifft, was er mit diesem oder jenem Gefühl anfangen will: ob und wie er sie anderen mitteilt, ob und wie er daraus Aktionen entstehen lässt, durch die er sich selbst und/oder seine Umwelt verändert. Dieses Verarbeiten der Gefühle ist allerdings oft ein sehr mühsames Geschäft. Wenn ich einem anderen meine Gefühle mitteile, kann er
mich abweisen, mich verletzen, mich missverstehen oder auch versuchen, mich von sich abhängig zu machen. Die Veränderung meiner Umwelt erfordert auch einige Kraftanstrengung. Es sind also viele Widerstände in mir selbst, bei den anderen und in meiner Umgebung zu überwinden.
Wenn wir dies hier schreiben, ist es nicht die Absicht, dass Du dieses Beispiel kopieren sollst, indem Du bei Deiner Rückkehr nach Hause mit Deinem Arbeitgeber oder Ehepartner um jeden Preis eine Auseinandersetzung anfängst. Es geht vielmehr darum, dass Du sensibler wirst, wo Spannungen in Deinen Beziehungen sind, die Du bisher übergangen hast. Und dass Du Dich dann fragst: "Was will ich damit tun?"
Dieser ungewohnte Prozess der Verarbeitung ist mühsamer und anstrengender als der Griff zum Geld und der Gang zum Spiel. Er bringt Dich auch mit Deinen Ängsten in Kontakt, die Du bisher durch diese Kontrolle von Deinem Bewusstsein ferngehalten hast und die sagen: " Wenn Du nicht aufpasst und alles kontrollierst, dann bricht das Chaos herein, dann ist alles verloren!"
Irgendwann einmal in Deinem Leben hat es sicher eine solche Situation gegeben, in der Du aufpassen und Dich behaupten musstest. Daraus ist eine Dauereinstellung geworden, die Du nun unbemerkt und ungeprüft weiterführst.
Diese übermäßige Kontrolle führt auch dazu, dass die Gefühle im Spielabhängigen eingeschlossen werden und dort eine Dauerspannung erzeugen. Der Abhängige spürt diese Spannungen auch körperlich. Sie führen häufig zu Schlaflosigkeit, für die man wieder ein neues Mittel nimmt - und so entsteht der Teufelskreis. Man benutzt neue und andere Spielarten, um die bereits bestehende Abhängigkeit und den damit entstandenen Kontrollverlust rückgängig zu machen.

So versuchen zum Beispiel manche, die das Spiel gebrauchen, durch andere Spielarten die Kontrolle über ihre Abhängigkeit wieder zu erlangen. Dieser Versuch führt aber nicht zu dem gewünschten Erfolg, da der Teufel durch Beelzebub - wie schon ein altes Sprichwort sagt - nicht auszutreiben ist.
Dadurch wird die Abhängigkeit nur noch verstärkt.
Das Problem ist nur dadurch zu lösen, dass ich mich meiner Realität stelle.
Dazu gehört das Anerkenntnis, dass ich mein Leben und meine Gefühle und alles, was damit zusammenhängt, nicht in dieser absoluten Weise kontrollieren kann, wie es der Spielabhängige möchte.
Ich habe mich meinem Leben zu stellen; ich kann mich nicht darüber stellen und es beherrschen; ich kann mich nur hineinstellen im Durcharbeiten und Erleiden.

Wir stoßen hier auf das nächste Spannungsfeld, das für den Spielabhängigen von entscheidender Bedeutung ist:

Der Spielabhängige im Spannungsfeld von Allmacht und Ohnmacht

In dem Bemühen des Spielabhängigen, eine so weitgehenden Kontrolle über sein Leben auszuüben - zeigt sich, was auch sonst in seinen Vorstellungen sichtbar wird: sein Wunsch allmächtig zu sein.
Mit und ohne Spiel erlebt er Allmachtsgefühle, die ihn anschwellen lassen der Größte zu sein, der Stärkste, der Schlauste, der Tüchtigste oder der Schnellste. In der Ernächterung erfolgt dann der Umschlag zum anderen Pol,
zur Ohnmacht: er fühlt sich schwach, klein, hilflos, schuldig, langsam, unterlegen, als Versager usw.
Das bedrückt ihn und er mochte diesem Gefühl entrinnen; deshalb spielt er wieder. So pendelt er zwischen beiden Polen dieses Spannungsfeldes hin und her.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Allmacht und Ohnmacht hat bei Spiel-abhängigen schon eine lange Vorgeschichte. Jeder Mensch hat sich mit Ihr auseinanderzusetzen, normalerweise im Alter von zwei bis drei Jahren, wenn das Kind anfängt, seine Fähigkeit zu denken, zu entdecken. Es merkt, dass es nicht nur mit seiner durch das Greifen und Laufen neu gewonnenen Beweglichkeit etwas tun kann; es kann auch in seinem Denken etwas tun, ohne es jedoch real zu tun. Es ist eine überwältigende Erfahrung, wenn das Kind erlebt, dass es die ganze Welt in sich trägt und in der Phantasie damit umgehen kann, freier noch als in der Wirklichkeit: da kann man an der Decke laufen, Dinge herbeizaubern oder auch verschwinden lassen, die höchsten Berge besteigen, die Größten Riesen bezwingen oder den tollsten Prinzen heiraten.

Das Kind hat in diesem Alter noch nicht die Fähigkeit zur Kontrolle seiner Phantasie an der Realität; daher kann es sich das unter Umständen noch lange leisten, Phantasie für Wirklichkeit zu halten.
Andererseits erlebt der kleine Mensch in der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, dass er im Verhältnis zu den Erwachsenen klein und hilflos, also ohnmächtig ist. Er kann vieles nicht, was die Großen mit Leichtigkeit können.
Manche verwinden diesen Schmerz nie. Sie versuchen im Ausgleich dafür, umso stärker an ihrer Allmacht festzuhalten, je mehr sie diese Ohnmacht erlebt haben.
Dieses Schaukeln auf der ALLMACHTS-OHNMACHTS-WIPPE hat auch eini-ge Vorteile:
Es erspart die peinvolle Erfahrung, dass ich Grenzen habe, dass ich mich anstrengen muss, um die Grenzen meiner Kräfte auszuprobieren, dass ich dabei scheitern kann. Ich kann z.B. auch meine Schwäche und Ohnmacht als Stärke einsetzen. Spielabhängige entwickeln sich aus diesem Grund zu Meistern der Manipulation.
Sie manipulieren nicht nur sich und ihre Gefühle, sie manipulieren auch ihre Umgebung: drohen - erpressen - erregen Mitleid - retten andere, um sie dadurch für sich zu verpflichten - spielen den einen gegen den anderen aus - reden Jedem nach dem Mund, um selbst als der Größte dazustehen. Das sind nur einige Manipulationstechniken, die natürlich auch von Nichtabhängigen gebraucht und benutzt werden.

Zum Umgang mit dem Spannungsfeld Allmacht - Ohnmacht verhilft die Erkenntnis, dass ich eine begrenzte Macht habe: ich bin weder allmächtig- noch ohnmächtig, sondern zwischen den beiden Polen liegt der Bereich, in dem ich mein Leben zu führen habe.
In diesem Bereich habe ich (selbst in der aussichtlosesten Zwangslage) die Möglichkeit der Entscheidung, nicht im Sinne einer absoluten, wohl aber einer begrenzten Freiheit. Wenn ich die Situation selbst nicht ändern kann, so habe ich doch die Möglichkeit, meine Einstellung dazu selbst zu bestimmen.


Der Spielabhängige im Spannungsfeld von Freiheit und Abhängigkeit

Was der Spielabhängige durch die Kontrolle über sein Leben erstrebt, ist absolute Freiheit. Zum Überspringen der Grenzen, die seine Freiheit in Frage stellen, setzt er das Spiel ein.
Er möchte, dass es nach seinem Willen geht, dass er nicht dem Zwang der Verhältnisse unterliegt. Was er aber im Bemühen um absolute Freiheit wirklich Gewinnt, ist destruktive Abhängigkeit, in deren Fortschreiten er auch die begrenzte Freiheit verliert, die normalerweise dem Menschen möglich ist.
Lenken wir am Ende dieser Betrachtungen über die drei Grundpolaritäten des Spielabhängigen unseren Blick nochmals auf den 2. Schritt zurück, dann sehen wir, dass eine innere Logik in der Abfolge dieser Schritte besteht:

Schritt 2 bearbeitet das Thema der ersten Lebensphase im ersten Lebensjahr: Vertrauen und anschließend Hoffnung als Grundlage des Lebens, und wie ich als erwachsener Mensch heute dazu kommen kann.

Schritt 3 befasst sich mit dem Thema der daran anschließenden Phase des zweiten und dritten Lebensjahres, mit dem Spannungsfeld von Allmacht und Ohnmacht und dem, wie ich heute realistisch meine Grenzen finden kann, ohne sie zu eng oder zu weit zu setzen.

Da die Schritte von Spielabhängigen selbst entwickelt wurden, sehen wir in diese von ihnen gewählten Abfolge eine Bestätigung für die schon von anderen geäußerte Vermutung, dass Spielabhängige häufig Menschen sind, die in den ersten drei Jahren Ihres Lebens lückenhafte oder unvollständige Erfahrungen machten, die zu ihrer Spielabhängigkeit mit beitragen. Sie machen es nötig, dass in der Therapie/ im Genesungsprozess das Fehlende oder Lückenhafte dieser Grundprägungen durch neue Erfahrungen und durch neue Entscheidungen korrigiert wird.

Nimm Dir deshalb an dieser Stelle ein wenig Zelt und frage Dich:
- In welcher Weise habe ich versucht, meine Gefühle und mein Leben zu kontrollieren?
- Wo und wann fühle ich mich allmächtig, grenzenlos?
- Wo und wann fühle ich mich ohnmächtig?
- Wann und wie habe ich mich selbst und andere manipuliert?
- Wo und wann habe ich das Spiel eingesetzt, um Freiheit zu gewinnen (z.B. um über die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit hinaus zu arbeiten, usw.)?
- Wie habe ich dadurch meine Freiheit verloren und bin abhängig geworden?
- Was machte ich heute daran ändern?

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Olli

Schritt 4:
"WIR MACHTEN GRÜNDLICH UND FURCHTLOS EINE MORALISCHE UND FINANZIELLE BESTANDSAUFNAHME IN UNSEREM INNEREN"

Bei jedem Menschen gibt es Positives und Negatives. Wir Spielabhängige sind nicht schlechter als andere Menschen; aber wir müssen uns viel intensiver mit unseren negativen Seiten auseinandersetzen, weil sie in enger Verbindung zu unserer Spielabhängigkeit stehen. Wir beginnen deshalb mit Verhaltensweisen, die wir Spielabhängigen häufig bei uns beobachten und die sich negativ auf uns und unsere Beziehungen auswirken.
Stelle fest, welche davon Du bei Dir selbst entdecken kannst. Notiere konkrete Beispiele, in denen sich diese Verhaltensweisen zeigen. Manche dieser Begriffe sind eng miteinander verwandt; treffe daher eine Auswahl der verschiedenen Verhaltensweisen, die Dir am meisten entsprechen:

NEGATIVE VERHALTENSWEISEN

1. Ich verleugne, wie es wirklich um mich steht.
Ich suche nach Begründungen und Entschuldigungen für mein Verhalten.
Es macht mir nichts aus, sogar die Unwahrheit zu behaupten, wenn ich mich dadurch retten kann.
In jedem Fall sind die anderen schuld.

2. Ich bin voller Zorn und Feindschaft gegen die anderen.
Sie haben es auf mich abgesehen.
Den Ärger habe ich in mich hineingefressen; aber ich sage niemandem etwas davon. Ich bin nur ständig gereizt und ungeduldig.
Am meisten bin ich zornig auf mich selbst.

3. Ich denke allein nur an meine Bedürfnisse. An andere denke ich nur, wenn ich sie meinen Zielen und Bedürfnissen nutzbar machen kann.
Ich beneide die anderen um das, was sie haben.
Es macht mir nicht aus, Dinge zu nehmen, die mir nicht gehören.
Warum soll ich mich heute so plagen oder heute tun, was ich morgen tun kann?
An meine Versprechungen von gestern fühle ich mich heute nicht mehr gebunden.

4. Das kann ich mir doch nicht bieten lassen, ich habe meinen Stolz!
Ich werde Ihnen schon zeigen, dass sie das nicht mit mir machen können.
Was bin ich doch für ein toller Kerl, viel besser als die Anderen!
Mir gelingt immer alles!
Bei mir muss immer alles 150-prozentig sein!
Ich möchte es Jedem recht machen!
Ich kann auch von meiner Überzeugung abgehen, wenn ich meine es bringt mir was ein!
Nur keinen Streit !

5. Wie bemitleidenswert bin ich doch!
Keiner mag mich!
Warum soll ich den anderen sagen, was ich brauche, dass müssten sie doch selber wissen?!
Keiner nimmt Rücksicht auf mich!
Ich habe ein Recht, mich von den Anderen zurückzuziehen!
 
6. Ich habe solche Angst und weiß nicht warum.
Ich bin ein Versager.
Nach allem, was ich getan habe, verdiene ich die Achtung der anderen nicht mehr.
Ich habe den Glauben an mich völlig verloren. Vor allem Möglichen habe ich Angst, was mir früher gar nichts ausgemacht hat.

Auswirkungen der Spielleidenschaft

Nachdem wir in diesem Teil der Inventur angefangen haben, die Verantwortung auch für unsere negativen Gefühle zu übernehmen und sie auszusprechen, wen-den wir uns nun unseren Beziehungen zu, in denen wir leben. Hier ist ein Feld, in dem sich die negativen Auswirkungen besonders zeigen.

l. Auswirkungen auf die Familie
- Was bedeutet mir Partnerschaft?
- Wo bin ich meiner Rolle als Ehepartner, als Vater(Mutter), Sohn (Tochter), als Geschwister nicht gerecht geworden?
- Wie habe ich diese Menschen getäuscht?
- Kann ich heute akzeptieren, wie sie heute zu mir stehen?

2. Auswirkungen auf den Beruf
- Wie stand es mit meiner Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit?
- Habe ich andere Menschen dadurch in Gefahr gebracht?
- Habe ich andere Menschen geschädigt?
- Habe ich Kollegen in ihren Bemühungen zurückgewiesen?
- Habe ich mich zum Spielball ihrer Späße gemacht?

3. Auswirkungen auf das Verhältnis zu meinen Freunden, zur Nachbarschaft und zur weiteren Gemeinschaft, in der ich lebe?

4. Auswirkungen auf mich selbst
- Wie bin ich mit meinem Körper umgegangen?
- Welche Warnsignale hat er mir gegeben?
- Habe ich ihn als Gegenstand behandelt?
- Welche psychischen Symptome konnte ich bei mir wahrnehmen:
Nervosität, Überreiztheit, Halluzinationen, Angstträume, Depressionen, Suizidgedanken, etc.
- Welche Einstellung habe ich zur Sexualität?
- Wie wurde sie durch die Spielabhängigkeit verändert?

5. Auswirkungen auf meine Beziehung zum Spiel
- Was erwarte ich vom Spiel?
- In welcher Art und Weise gebrauche ich es?
- Wie sehr fürchte ich um den Verlust des Spiels?

MACHE HIER EINE PAUSE - Gehe spazieren oder tu sonst etwas anderes.
Denke daran, dass es zu unserem süchtigen Verhalten gehört, keine Pausen zu machen und immer in Spannung zu bleiben.

Die Möglichkeit eines neuen Lebens

1. Glaube - Hoffnung und Liebe
Sie sind die Grundlage des neuen Lebens.
Woran glaube ich heute?
Was ist mir ganz entscheidend wichtig?
Woran hängt mein Herz?
Worauf setze ich meine Hoffnungen?
Welcher Art ist die Verbindung, in der diese drei (Glaube-Hoffnung-Liebe) mich zu den anderen Menschen bringen?

2. Der neue Realismus
Akzeptieren - Verändern - Unterscheiden
An dieser Stelle kannst Du Dich nochmals fragen:
Kann ich mein Leben empfangen, oder muss ich es noch selbst kontrolliert?
Bin ich bereit, das Unveränderbare zu akzeptieren z .B. meine Spielabhängigkeit, meine finanziellen Verluste, die Scheidung eventuell, die mangelhafte Gesundheit, usw. ?
Bin ich bereit zu ändern, was ich ändern kann?
Welche konkreten Dinge möchte ich ändern?
Wo suche ich mir Hilfe für mein Urteil?

3. Ein Plan, wie ich mir den Tag einteile
Wie kann ich das folgende Programm zu meinem eigenen machen?
Wo möchte ich meine eigenen Schwerpunkte setzen?
Will ich das 24 - Stunden Programm leben?
Das Gestern ist vergangen, das Morgen braucht es nicht zu geben, das Heute gehört uns!
Gerade am heutigen Tage will ich nur für diesen Tag leben und nicht versuchen) mein ganzes Lebensproblem auf einmal zu lösen. Gerade am heutigen Tag möchte ich glücklich sein, weil ich glaube, dass Abraham Lincoln Recht hat, wenn er sagt: "Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie sein wollen." - Gerade am heutigen Tag möchte ich mich auf alles, was da ist, einstellen und nicht versuchen, alles nach meinen Wünschen zu richten. Gerade am heutigen Tag möchte ich meinen Geist stärken. Ich möchte etwas Nützliches lernen. Ich möchte nicht geistig taub werden, sondern etwas lesen, was meine Anstrengung, Aufmerksamkeit und meine Konzentration erfordert.
Gerade am heutigen Tag möchte ich ein Programm haben. Ich brauche es nicht genau zu befolgen; aber ich habe es. Es wird mich vor zwei Übeln bewahren: vor Gehetztsein und vor Unentschlossenheit. Gerade am heutigen Tag will ich eine ruhige halbe Stunde für mich selbst haben und entspannen. In dieser halben Stunde möchte ich versuchen, eine bessere Perspektive für mein Leben zu bekommen. Gerade am heutigen Tag möchte ich ohne Angst sein. Ganz besonders möchte ich keine Angst haben, mich an der Schönheit zu freuen und zu glauben, dass die Welt in dem Maße gibt, wie ich Ihr gebe. Gerade am heutigen Tage will ich annehmbar sein; ich will so gut aussehen, als ich kann, verständlich reden, zuvorkommend handeln, andere nicht kritisieren, keine Fehler aufspüren wollen und niemanden verändern wollen, außer mich selbst.

4. Wie ist mein neues Verhältnis zu mir selbst?
Zu meiner Familie?
Zu meiner Arbeit?
Zu meinen Freunden, Nachbarn und zur weiteren Gesellschaft?
Zu einer Selbsthilfegruppe oder einer anderen Gruppe?
Welche Erfahrungen habe ich schon gemacht, die mich bestärken damit Fortzufahren?

Das Gestern ist vergangen, das Morgen braucht es nicht zu geben, das Heute gehört uns!
Gerade am heutigen Tag will ich nur diesen Tag leben und nicht versuchen, mein ganzes Lebensproblem auf einmal zu lösen. Gerade am heutigen Tag möchte ich glücklich sein, weil ich glaube, dass Abraham Lincoln recht hatte, als er sagte: 'Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie sein wollen.' Gerade am heutigen Tag möchte ich mich auf das, was da ist, einstellen und nicht versuchen, alles nach meinen Wünschen zu richten. Gerade am heutigen Tag möchte ich meinen Geist stärken. Ich möchte etwas Nützliches lernen. Ich möchte nicht geistig taub werden, sondern etwas lesen, was meine Anstrengung, Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert. Gerade am heutigen Tag möchte ich ein Programm haben. Ich brauche es nicht genau zu befolgen, aber ich habe es. Es wird mich vor zwei Übeln bewahren: vor Gehetztsein und Unentschlossenheit.
Gerade am heutigen Tag will ich eine ruhige halbe Stunde nur für mich haben und entspannen. In dieser halben Stunde möchte ich versuchen, eine bessere Perspektive für mein Leben zu bekommen. Gerade am heutigen Tag möchte ich ohne Angst sein. Ganz besonders möchte ich keine Angst haben, mich an der Schönheit zu freuen und zu glauben, dass die Welt in dem Maße gibt, wie ich ihr gebe.
Gerade am heutigen Tag will ich annehmbar sein; ich will so gut aussehen, als ich kann, verständlich reden, zuvorkommend handeln, andere nicht kritisieren, keine Fehler aufspüren und niemanden verändern wollen, außer mich selbst.

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Olli

Schritt 5:

"UNS SELBST UND ANDEREN gegenüber HABEN WIR UNSER FEHLER EINGESTANDEN"

In der Vorbereitung auf den fünften Schritt ballen sich noch einmal alle Reste der alten abhängigen Einstellung zusammen:
- Die Angst, nicht akzeptabel zu sein; das kann sich darstellen in der Angst, sich nicht ausdrücken zu können, nicht verstanden zu werden.
- die Scham über so manches, was man getan hat und für das man sich immer noch die heftigsten Vorwürfe macht und das man deshalb einem anderen nicht sagen möchte.
- das Gefühl, klein und hässlich zu sein; man fürchtet, sich einem anderen auszuliefern und dann ohnmächtig vor ihm dazustehen; es genügt schon, wenn man für sich allein dieses Gefühl hat.
- den Wunsch, die Situation in Kontrolle zu behalten; man bleibt dann sehr allgemein und unspezifisch und verbirgt, was einen wirklich angreifen und belasten könnte.

Das alles sind die negativen Gefühle und Einstellungen, die wir bereits auf dem Weg über die Schritte l bis 4 kennen gelernt haben, die sich hier im fünften Schritt nochmals als Versuchung einstellen.
Es wird deutlich daran, dass Schritt 5 ein tiefgehender und entscheidender Durchbruch durch die Abwehr des Spielabhängigen ist und damit besonders wichtig für eine beständige und belastungsfähige Stabilität.

Nimm Dir deshalb einige Augenblicke Zelt und frage Dich:

- Was sind meine Gefühle Im Hinblick auf den fünften Schritt?
Erlebe ich Angst, Scham, Unruhe, Ohnmacht, Kontrollwünsche, das Bedürfnis, mich zu verstecken?
- Welche Gefühle habe ich meinem Gesprächspartner gegenüber?
Sehe ich ihn als Examinator, als Richter, als Detektiv, usw.?
- Erkenne ich darin mein früheres Verhalten wieder?
- Was will ich im fünften Schritt daran ändern?


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Olli

Schritt 6
"WIR WAREN VÖLLIG BEREIT, ALL DIESE FEHLER BESEITIGEN ZU LASSEN.?

Schritt 7

 "DEMÜTIG BATEN WIR GOTT - SO WIE WIR IHN VERSTANDEN - UNSERE MÄNGEL VON UNS ZU NEHMEN."

Der sechste Schritt weist in seiner Formulierung darauf hin, dass es verschiedene Grade der Bereitschaft gibt: "Ich will es mal versuchen!" -- "Ich werde es dann und dann tun!" oder "Ich will es tatsächlich heute und jetzt!" - Nur dann, wenn ich ganz hinter dem Änderungswunsch stehe, werde ich damit auch Erfolg haben.
Auffallend ist auch, dass sowohl in Schritt 6, als auch in Schritt 7 die eigentliche Aktivität zur Überwindung der Fehler und Charakterfehler von Gott ausgeht.

Wie ist das zu verstehen?
Ein naives, magisches Verständnis könnte es so sehen, dass Gott ohne unser Zutun etwas Geheimnisvolles an uns tut, so dass wir uns plötzlich anders verhalten. Dies ist sicher ein Missverständnis.

Unser Eindruck ist, dass die Entdecker der zwölf Schritte hier nicht an etwas Geheimnisvolles dachten, sondern die Erkenntnisse des 2. und 3. Schrittes konsequent anwandten:
Die Auseinandersetzung mit seinen Fehlern und Charakterfehlern ist für den Spielabhängigen eine experimentelle Situation, denn die alten und destruktiven Einstellungen könnten wieder zum Tragen kommen: "Ich kann, ich muss es erreichen! - Jetzt, sofort und alles auf einmal ! - Ich muss es 150-prozentig schaffen! - Rückfälle darf es nicht geben! " - Daran würde nur deutlich, dass die Allmachtsphantasien, der Wunsch nach völliger Kontrolle, die Ungeduld, das Übers-Knie-brechen der Probleme die Herrschaft noch inne hätte. Das Ergebnis wäre leicht vorherzusagen : Großer Anlauf mit entsprechenden Vorsätzen - Misserfolg - Resignation - Verzweiflung - neue Schuldgefühle - und Bestätigung: "Ich schaffe es ja doch nicht, es war alles umsonst !"-- Neue Spielepisode. -

Was in Schritt 6 und 7 als das Wirken Gottes (einer Macht, größer als wir selbst) bezeichnet wird, ist das neue Wachstum, das aus der Erfahrung des Angenommenseins entsteht. In diesem Wachstum kämpfe ich nicht gegen etwas an, sondern ich vertraue darauf, dass das Neue sich durchsetzen wird. Die neue Haltung, die in Schritt 6 und 7 zu bewähren ist, besteht aus Demut und Geduld; sie sind das Gegenbild zur früheren Einstellung des Abhängigen Spielers: Allmacht und Ohnmacht.

Was bedeuten nun Demut und Geduld, wenn man sie konkret auf die Situation des Abhängigen in Schritt 6 und 7 anwendet?

Den Wachstumspunkt finden

Alle Charakterfehler auf einmal lassen sich nicht bearbeiten. Es hat auch wenig Sinn irgendwo anzufangen. Entscheidend ist es, den Charakterfehler herauszufinden, der im Augenblick eine Schlüsselfunktion innehat.
Um es im Bild zu sagen: Beim Flößen von Baumstämmen kommt es vor, dass sich ein Stau bildet. Man kann nun versuchen, sich von hinten her mit großer Mühe durch den Stau hindurchzuarbeiten. - Einfacher ist es, vorne am Stau das quer liegende Holz zu beseitigen und den Stau dadurch aufzulösen.
Wachstumspunkte können sich ändern, - Wichtig ist deshalb, herauszufinden, welches der entscheidende Wachstumspunkt im Augenblick ist. Es ist meist der Punkt, der einem besondere Schwierigkeiten bereitet und wo man auch Widerstände gegen eine Veränderung in sich spürt. Wir haben schon an vorderer Stelle darauf hingewiesen, dass Spielabhängigkeit meist dann entsteht, wenn es bereits zu einer Wachstumshemmung gekommen ist. Um stabil zu leben, ist es deshalb notwendig, in der Auseinandersetzung mit seinen Charakterfehlern Wachstums-fortschritte zu erzielen.

Mit Geduld und Ausdauer kleine Schritte der Änderung unternehmen.

Alte, über Jahrzehnte eingeübte Einstellungen lassen sich nicht von heute auf morgen verändern. Diese Prägungen brauchen einige Zelt, bis sie aus unserem Verhaltensrepertoire gelöscht sind.
Es sind also keine dramatischen, großen Ereignisse, sondern eine Folge kleiner Schritte, die zu dauerhafter Veränderung führt.

Sich positive Verstärkung geben.

Die neue Vorstellungskette, die wir hier anstelle des Selbstmitleides einschalten, besteht aus einer positiven Verstärkung unseres Selbstwertgefühles. Sie enthält keine illusionären Allmachtsphantasien, sondern ganz neue und reale Erfahrungen, die wir gemacht hatten. Und jedes Mal, wenn es uns gelang, das alte Selbstmitleid zu durchbrochen, quittieren wir uns diesen unseren Erfolg mit einem anerkennenden Schmunzeln über uns selbst.

Diese Art, mit sieh umzugehen, ist dem abhängigen Verhalten völlig entgegengesetzt. Waren es früher Schuld- und Versagensgefühle, die gesammelt worden sind, so sind es jetzt positive Gefühle der Selbstannahme, Ausdruck der Lebensposition, die die neue Einstellung verstärken und uns ermutigen, den nächsten kleinen Schritt zu tun.

Nimm Dir hier einige Augenblicke Zeit und frage Dich:

- Wo ist mein gegenwärtiger Wachstumspunkt?
- Was macht mir Im Augenblick besondere Schwierigkeiten?
- Wo spüre ich besondere Widerstände gegen eine Veränderung?
- Wo will ich heute anfangen, mich zu verändern?
- Welchen kleinen Schritt der Veränderung will ich heute an diesem Punkt tun?
- Welche positive Verstärkung will ich mir für einen gelungenen kleinen Schritt der Veränderung heute geben?
- Wie stärkt mich mein Glaube, mich in meinen unvollkommenen Neuansätzen anzunehmen?

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Olli

Schritt 8
"WIR MACHTEN EINE LISTE ALLER PERSONEN, DENEN WIR SCHADEN ZUGEFÜGT HABEN, UND WURDEN WILLIG, IHNEN ALLES WIEDERGUTZUMACHEN."

Schritt 9
"WIR MACHTEN BEI DIESEN MENSCHEN ALLES WIEDER GUT - WO IMMER ES MÖGLICH WAR - ES SEI DENN - WIR HÄTTEN SIE ODER ANDERE DADURCH VERLETZT"

Die Schritte 8 und 9 befassen sich mit der Wiederherstellung unserer mitmenschlichen Beziehungen. Vor allem in Schritt 4 haben wir uns bereits deutlich gemacht, wie sehr sich unser Verhalten auch destruktiv auf die Menschen um uns und unsere Beziehungen zu ihnen ausgewirkt haben.
Nach allem was geschehen ist, können wir nach unserer Wiederherstellung nicht einfach so weitermachen, als ob es das Vorausgegangene nicht gegeben hätte.
Ungeklärte Beziehungen, unvergebene Schuld und unterschwelliges Misstrauen sind häufig Ursachen von Ruckfällen.
Die Verantwortung für uns selbst und unsere Beziehungen, in denen wir leben, veranlasst uns, gerade an diesem Punkt sehr sorgfältig zu sein.

Die Schritte 8 und 9 verlangen vom abhängigen Spieler ein Verhalten, dass seinem bisherigen völlig entgegengesetzt ist.
Deshalb können diese beiden Schritte einerseits als sehr belastend - andererseits aber auch als neu und beglückend erlebt werden, weil sie uns intensiver mit anderen Menschen in Beziehung bringen. Wenn wir die Schritte 8 und 9 vollziehen, setzen wir uns ganz aktiv mit unseren alten Einstellungen auseinander:

- Wir handelten nach der Devise: "Warum an das Unangenehme rühren - lieber verdrängen und vergessen!

- Wenn sich die Anklagen des anderen gar nicht umgehen liegen, versuchten wir, uns zu entschuldigen, zu rechtfertigen oder sie mit Hilfe von Projektionen anzugreifen. Vielleicht kommen solche Regungen auch jetzt hoch, die sagen: "Die anderen waren auch böse zur mir!"

- Wir harten Angst, offen von unserer Schuld zu reden und um Verzeihung zu bitten, weil wir glaubten, dann klein und hässlich dazustehen. Wir fürchteten, das sei die völlige Kapitulation, durch die wir unser Gesicht verlören. Auch jetzt kann die Angst auftauchen: "Wie stehe ich da, wenn mir einer die Verzeihung verweigert, mich statt dessen angreift oder vielleicht lächerlich macht?"
- Früher war die Bitte um Verzeihung meist Ausdruck von Katzenjammer, Selbstbeschuldigung und Selbsthass - übertrieben und mit großen Versprechungen versehen. Werde ich jetzt das nüchterne Maß finden, mich nicht selbst zu erniedrigen; aber mich auch nicht zu verstecken?

- Am Verbergen hatten wir aktives Interesse, um unsere Lage nicht noch schlimmer zu machen. Sollen wir nun auch Taten und Sachverhalte auf-decken, die andere noch gar nicht bemerkt haben?
Was tun, wenn die Folgen (z.B. finanzieller Art) unsere Möglichkeiten zur Wiedergutmachung weit übersteigt?

All diese Gefühle und Erwägungen könnten uns davon abhalten, uns auf die Bearbeitung dieser Schritte ernstlich einzulassen. Schritt 8 will entgegenwirken, indem er etwa sagt: "Denke jetzt nicht so sehr an die möglichen Folgen und Komplikationen, markte und feilsche nicht in Dir über "Wer hat mehr Schuld?". Nimm ein Papier und mache eine Liste all der Personen, von denen Du den Eindruck hast, dass Du ihnen einen Schaden zugefügt hast, sei es materieller, geistiger oder gefühlsmäßiger Art".
Wir schreiben alles auf, was uns einfällt. Es ist wichtig, dass wir das ganze Ausmaß dessen, was wir getan haben, vor uns sehen.
Außerdem will uns Schritt 8 durch dieses Verfahren auch davor bewahren, in unserer ersten Begeisterung über das neu gefundene Leben allzu unbedacht und spontan andere Menschen mit unserem Geständniswunsch und unserem Bedürfnis uns zu entlasten, zu überfahren. Schritt 8 sagt uns dazu: "Bevor Du etwas in dieser Richtung unternimmst, schreib' es Dir erst einmal auf und überleg', wen Du alles verletzt hast und welcher Art die Verletzungen gewesen sind, die Du Ihnen zugefügt hast."

Schritt 9 führt dann weiter zu den Überlegungen, ob und wie wir es dem anderen sagen sollen, wobei wir auch seine Bedürfnisse und Situation mit zu berücksichtigen haben. Dabei können unter Anderem folgende Fragen zu bedenken sein:

- Wann sage ich etwas? Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, oder ist es besser zu warten, bis das Vertrauen wieder gewachsen ist und die Basis für das Gespräch bietet?
- Muss ich hier unterschiedlich verfahren und unterscheiden zwischen Menschen, die mir am nächsten sind, bei denen ich vielleicht nicht solange warten darf) und Menschen, die mir ferner stehen?
- Sage ich alles auf einmal (was vielleicht meiner alten Art entsprechen würde) oder stückweise, so dass der Andere es auch verarbeiten kann?
- Muss ich alles sagen? Geht es mir dabei nur darum, mir ein gutes Gewissen zu machen, ohne die Rücksicht auf die Belastungen, die ich damit dem anderen zumute? Muss ich zum Beispiel alle meinen sexuellen Abenteuer, die ich im Zustand der Spielabhängigkeit gehabt habe, meinem Ehepartner bis ins letzte Detail schildern? Ist dies eine Hilfe oder eine Blockierung für unsere weitere Beziehung?
- Wie ist das bei den Menschen, die noch gar nicht wissen, dass ich sie geschädigt habe, zum Beispiel bei meinem Arbeitgeber oder bei begangener Unfallflucht, oder Ähnlichem? Welche Folgen könnte eine Offenbarung für mich und meine Familie haben, z.B. eine fristlose Entlassung, eine Freiheitsstrafe usw.? Wie kann ich weiter leben mit dem Druck eines solchen Geheimnisses, das noch verborgen ist; aber doch eines Tages bekannt werden könnte? Muss ich nicht in einem solchen Fall, bevor ich etwas unternehme, nicht auch mit den Menschen sprechen, die von den Folgen mit betroffen würden, d.h. mit meiner Familie?

Bei all diesen Fragen haben wir stets zu prüfen, ob es nicht unsere Angst und Konfliktscheu ist, die uns abhält, die notwendigen Schritte zu tun. Allzu leicht können wir uns hinter der Sorge um die anderen verstecken, wo wir den Mut brauchten, zu uns selbst zu stehen.
Diese Fragen sind schwierig und die Gefahr groß, dass wir uns dabei etwas vormachen. Es kann daher hilfreich sein, wenn wir uns mit anderen darüber besprechen, z. B. mit unserem Berater, unserem Sponsor, unserem Therapeuten oder mit unserer Selbsthilfegruppe. Die letzte Entscheidung bleibt freilich uns selbst vorbehalten, da wir in jedem Fall auch die Folgen zu tragen hätten und die Verantwortung.

In den Schritten 8 und 9 fallen wichtige Entscheidungen für die Grundlagen unserer Stabilität. Sie festigt sich gerade in unserer wachsenden Bereitschaft, für die Konsequenzen unserer Taten der Vergangenheit ein zustehen und für unsere gegenwärtigen Beziehungen zu anderen Menschen voll die Verantwortung zu übernehmen.
Nimm Dir genügend Zelt für die Bearbeitung dieser beiden Schritte Fertige eine Liste der in Frage kommenden Personen, bzw. Institutionen an, die Du verletzt hast.
Frage Dich dann, ob, wann und wie Du die Beziehung zu diesen Menschen wieder herstellen willst.
Frage Dich vorher, ob Du auch bereit bis zu akzeptieren, dass Dir jemand nicht verzeiht, seinen Groll gegen Dich behält und Dich eventuell zu Rechenschaft zieht.
Bist Du bereit, Verzeihung als ein Geschenk zu erbitten, auf das Du keinen Rechtsanspruch hast?

Schritt 10
"WIR SETZTEN DIE BESTANDSAUFNAHME BEI UNS FORT, UND WENN WIR FEHLER FETSTELLTEN, GABEN WIR DIESE SOFORT ZU."

In Schritt 10 wird das, was wir in Schritt 1 zum ersten Mal gemacht haben, zu einer ständigen Übung des Alltags; die persönliche Inventur. Sicher hat die tägliche Inventur nicht die gleiche Intensität, wie der 4. und 5. Schritt; aber Ihre Aufgabe ist auch eine andere. Sie richtet sich nicht so sehr auf die Vergangenheit, sondern mehr auf die Gegenwart und das augenblickliche Geschehen. Sie soll verhindern, dass sich negative Gefühle und Einstellungen aufstauen bzw. aufbauen, bis sie wieder zu unüberwindbaren Hindernissen werden und die neu gewonnene Stabilität in Frage stellen.
Die Bereitschaft, ständig Inventur bei sich selbst zu machen, kann sich in drei verschiedenen Formen äußern.

l) Die Sofort - Inventur
Sie dient dazu, während oder kurz nach einem belastenden Ereignis zu einer Besinnungspause zu kommen und uns zu fragen: "Was geht hier vor?" - Was habe ich dazu beigetragen und was die anderen? Was erregt mich so im Augenblick, wo fühle ich mich verletzt, wo habe ich den Anderen verletzt? Was kann ich tun zur Lösung der Situation; um Verzeihung bitten - mein Verletztsein kundtun - mich aus dieser destruktiven Beziehung zurückziehen? usw.

2 ) Die regelmäßige Inventur am Ende eines Tages
Am besten bestimmen wir uns eine feste Zeit dafür, vielleicht einige Augenblicke vor dem Einschlafen. Sie dient dazu, unser "Kontoblatt" auf dem Laufenden zu halten. Wir können darauf eintragen, was uns der Tag an Positivem und Negativen gebracht hat, wo uns Lösungen gelungen sind oder wo wir in unser altes Verhalten zurückgefallen sind. Es kann auch zu Umwertungen kommen, dass wir manches was zunächst negativ erschien, als etwas Positives erkennen und auch umgekehrt. Diese Augenblicke der Selbstbesinnung sind wichtig, um in Kontakt mit uns selbst zu bleiben; wir sollten sie deshalb nicht vertagen, z.B. mit der so beliebten Entschuldigung, dass wir zu müde seien, oder Ähnlichem.

3) Die umfassende Inventur in längeren Abständen
Manche Menschen machen sich zur Regel, alle paar Monate oder mindestens einmal im Jahr eine solche gründliche Bestandsaufnahme vorzunehmen. Sie fragen sich dann auch größeren, auch zeitlichen Abstand: "Was sind meine Grundgefühle?" - "Was ist mein augenblicklicher Wachstums-punkt "" - Wo habe ich Fortschritte erzielt?" - "Wo möchte ich weitermachen?" - usw.

An diesen Beispielen wird deutlich, dass die ständige Inventur in diesen drei Formen ein wichtiges Instrument ist für unser fortschreitendes Wachstum. Es ist also kein ständiges negatives Um-sich-selbst-Kreisen damit gemeint, sondern ein Vorgang, der etwas von Abenteuer und Entdeckung neuer, unbekannter Bereiche an sich hat. Solche Übung ist für alle Menschen hilfreich, für den Spiel-abhängigen aber in besonderer Weise. Sie verhindert, dass er unbemerkt und unversehens wieder in seine alten Verhaltensweisen und Gewohnheiten zurückfällt.
Er braucht dieses Bewusstsein von sich selbst, um gesund zu bleiben. Zunächst mag diese Übung, wie alles Neue, noch etwas gekünzelt und aufgesetzt erscheinen.
Im Laufe der Jahre wird sie noch zu einer guten Gewohnheit werden.

Schritt 11

"WIR SUCHTEN DURCH GEBET UND BESINNUNG DIE BBWUSSTE VERBINDUNG ZU GOTT - WIE WIR IHN VERSTANDEN - ZU VERBESSERN. WIR BATEN IHN NUR, SEINEN WILLEN für UNS ERKENNEN ZU LASSEN UND UM DIE KRAFT IHN AUSZUFÜHREN

Schritt 12

"NACHDEM WIR DURCH DIESE SCHRITTE EIN NEUES LEBEN BE-GONNEN HATTEN, VEHSUCHTEN WIR, DIESE BOTSCHAFT AN SÜCHTIGE SPIELER WEITERZUGEBEN UND UMSER TÄGLICHES LEBEN NACH DIESEN GRUNDSÄTZEN ZU RICHTEN."

In Schritt 12 widmet sich der Spielabhängige über den persönlichen Bereich hinaus nach außen der weiteren Gesellschaft und seinen Aufgaben darin zu. Ein neues Selbstbewusstsein spricht aus diesem Schritt: Er ist nicht mehr der einseitig Hilfsbedürftige, der ganz am Boden liegt und sein Leben nicht mehr führen kann. Er hat auf dem Weg der Zwölf Schritte, der mit der Anerkenntnis seiner MACHTLOSIGKEIT angefangen hat, etwas bekommen. Er ist wach und lebendig und er hat etwas, was er weitergeben kann: eine neue Art sein Leben zu führen.

Er merkt, dass dies etwas ist, was nicht sehr viele Menschen besitzen, und er beginnt vielleicht sogar dankbar zu werden für sein schweres Schicksal, weil es ihm etwas gegeben hat, das ihm kostbar ist und das er nicht mehr missen möchte. Er ist sensibler und wahrnehmungsfähiger für sich und seine Umgebung geworden. Der Kontakt zu sich selbst, zu anderen Menschen und zu Gott ist intensiver als vorher.

Seine Wertvorstellungen haben sich tief greifend geändert: Erfolg - Perfektion - und Ehrgeiz bedeuten ihm nicht mehr das Letzte. Er weiß, wie destruktiv dieses Bestreben für ihn ist.
Menschliche Wärme, Nähe und Vertrauen sind ihm zu höheren Gütern geworden.
Das Gefühl der Leere und Stagnation, das ihn so belastet hat, ist einem Gefühl der Begeisterung, der Freude und der Hoffnung gewichen, weil er spürt, dass der Prozess des Wachstums weitergeht und eine Richtung hat, der er sich überlassen kann.

Die empfangene Hilfe an andere Spielabhängige weitergeben

Zu diesem Leben gehört unumgänglich dazu, dass der Abhängige dieses Geschenk, das er empfangen hat, auch weitergibt. Ohne dieses Weitergeben kann er dieses Leben auf Dauer nicht behalten. Wem kann er es weitergeben?

Zunächst einmal den Menschen, die ihm am nächsten sind. In der Familie und am Arbeitsplatz. Hier geschieht das Weitergeben ganz ungewollt in der neuen Weise des Zusammenlebens und im alltäglichen Austausch miteinander.
Darüber hinaus sieht sich der Abhängige besonders seinen Leidensgenossen verpflichtet, die noch keine Hilfe gefunden haben. Er weiß, dass der stabil gewordene Abhängige eine besondere Chance hat, dem Abhängigen zu helfen, weil er seine Lage aus eigener Anschauung kennt. Er glaubt, ihm aus der Erfahrung eine Hilfe geben zu können.

Indem er anderen Spielabhängigen die Kunde weitergibt, tut der Helfer aber auch etwas für sich selbst. Er sieht an den noch das Spiel gebrauchenden Abhängigen, wo er herkommt, und wo er wieder hinkommen kann, wenn er mit seiner Wachheit nachlässt. Die Arbeit mit anderen bewahrt ihn davor, sorglos und sicher zu werden und das Vergangene zu rasch zu vergessen.

Helfer zu sein für andere Spielabhängige ist nicht einfach und nicht ohne Gefahren. Die Tatsache, dass ich etwas Wertvolles anzubieten habe, kann die alten Allmachtsphantasien und Größenvorstellungen wieder mobilisieren.
- Dann kann ich anfangen Spiele zu spielen, die mir und den anderen nicht gut tun, z.B. das Spiel "Retter-Opfer-Ankläger". Es beginnt damit, dass ein Retter ein anderes Opfer retten möchte. - Aber dieser tut ihm nicht den Gefallen, sich retten zu lassen, er spielt weiter - er greift sogar den Retter an und beschuldigt ihn, dass dieser versagt habe und seine Methode auch nichts nützen wurde. - Jetzt ist der Retter das Opfer und das Opfer der Ankläger. Das neue Opfer setzt das Spiel fort, indem es nun seinerseits zum Ankläger wird und das ehemalige Opfer beschuldigt nicht ernstlich genug mitgearbeitet zu haben, ......... usw, usw.

für die Weitergabe der Kunde ist grundlegend, dass ich in der Praxis der 12 Schritte bleibe und vor allem den ersten Schritt in diesem Zusammenhang an-wende: " dass ich dem Spielen gegenüber machtlos bin."
Ich bin sein Helfer, nicht sein Retter. Die Verantwortung bleibt ganz bei ihm, was er aus der angebotenen Kunde für sich macht. Ich darf mir aber Freude und Befriedigung zugestehen, wenn mein Beistand für einen anderen Spielabhängigen zur lebensrettenden Hilfe geworden ist.

Der politische Beitrag der wiederhergestellten (stabilen) Spielsüchtigen

Die zweite Hälfte des zwölften Schrittes hat noch eine umfassendere Reichweite:
Die neue Art zu leben soll alle unsere Handlungen bestimmen. Es sieht so aus, dass diese zweite Hälfte des zwölften Schrittes bisher noch zu wenig zum Tragen gekommen ist.
Die Bewegung der Gruppe hat die Genesung des Einzelnen durch die Gruppe in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen gestellt; die gesellschaftlichen Zusammenhänge der Spielabhängigkeit sind dabei noch zu wenig reflektiert worden.

Zur Hilfe für Spielabhängige gehört auch die Entwicklung eines politischen Beitrages zu leisten. - Vielleicht wissen wir aufgrund unserer Anonymität auch gar nicht, wie viele stabile Spieler in politischen Parteien, kommunalen Gremien, Landes- oder Bundesparlamenten sind.
Als speziell gesellschaftlicher Beitrag der stabil lebenden Abhängigen wäre vorstellbar:
Die Darstellung eines neuen Gemeinschaftsbewusstseins und die Überwindung der Isolation des Einzelnen, wie sie in den Gruppen praktiziert werden.
Ein neuer Lebensstil der Offenheit, Konfliktfähigkeit, Verzicht auf Manipulation und die Bereitschaft, sich selbst und seine bisherigen Gewohnheiten in Frage zu stellen. - Dazu gehört auch die Fähigkeit, neue Wertvorstellungen zu entwickeln, die mehr auf Personen, als auf Sachwerte ausgerichtet sind.

Stärkeres Bewusstsein für die Probleme der Abhängigen in der Öffentlichkeit, entsprechende Gesetzgebung und der Abbau der noch immer bestehenden Vorurteile. 
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