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Ich bin verantwortlich

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Jacky1:
Hallo


--- Zitat von: Taro am 16.03.2020 22:49:12 ---Das macht es ja immer so schwierig, wenn ich mit Menschen spreche die noch spielen. Wenn das Fenster für die Spielfreiheit geschlossen ist, dann gibt es keine mir bekannte Möglichkeit dieses zu öffnen.

--- Ende Zitat ---

Ja, da kann man einreden und von sich erzählen.
Sie hören zu und geben einem sogar noch recht, was aber dazu führt dass sie dann einfach gar nicht mehr mit mir darüber sprechen oder mich belügen, wenn ich nachfrage ob sie wieder spielen waren.
Dies musste ich schon des öfteren erfahren.

Ich war genau so.

Was war es mir früher immer mega peinlich, wenn ich beim spielen jemanden traf den ich kenne.
Extra immer weit gefahren und immer Angst im Nacken dass es einer aus meiner Familie erfahren könnte.
Der große Magier, Vater, Geschäftsmann, Großkotz......der Münzenkönig.  :(
Es hat schon sein Gutes, heute schäme ich mich nicht mehr, gespielt zu haben.
Dies hat nun gar nix mit dieser Krankheit zu tun, sondern mit mir selbst.

Zu bedenken möchte ich noch geben, leider ist man oft angewiesen , auf was auch immer.
Um wirklich eine Eigenverantwortung konsequent beizubehalten.

Liebe Grüße     

Taro:
Für mich war es immer so, daß ich wie in einem Irrgarten in meinem eigenen Leben gefangen war. Am Ende stand immer das Spielen. Dieser Irrgarten war mit Wänden aus "ja aber" und "ich kann ja nicht" gebaut. Oder anders ausgedrückt, ein Wollknäuel wo sich am Ende immer die Katze in den Schwanz beißt.

In den Meetings erlebte ich wie mein Wollknäuel nur durch zuhören endknotet wird und dort plötzlich garkeine Wände mehr in meinem Irrgarten sind. Ich neige auch heute noch zur Knäuelbildung und zum Wände hochziehen wenn ich mit meinem Kopf und den Gedanken längere Zeit allein bin. Dann fehlt mir die Klarheit um meine Eigenverantwortung beibehalten zu können.

Sinngemäß schriebst Du mir Kindergarten sei doch mal ganz nett. Hey, ich bin Spieler und damit leide ich auch ein Stück weit am Peter Pan Syndrom. In allen Bereich handele ich nie Erwachsen. Aber doch im Spaßbereich und nicht dort, wo ich mich um das rote Feuerwehrauto streite und wo wir uns das am Ende gegenseitig auf den Kopf schlagen.

Die Spielsucht hat mir nur durch ein Wunder nicht das Leben gekostet. Ich habe grossen Respekt vor jeden Weg der in die Spielfreiheit führt. Ich erzähle in den Foren von meinem Weg, eine Wertung oder gar eine Abwertung der Wege anderer ist für mich völlig abwegig. Dafür habe ich vor der Krankheit viel zu viel Respekt.

Taro

Jacky1:

--- Zitat von: Taro am 17.03.2020 23:57:28 ---Sinngemäß schriebst Du mir Kindergarten sei doch mal ganz nett. Hey, ich bin Spieler und damit leide ich auch ein Stück weit am Peter Pan Syndrom. In allen Bereich handele ich nie Erwachsen. Aber doch im Spaßbereich und nicht dort, wo ich mich um das rote Feuerwehrauto streite und wo wir uns das am Ende gegenseitig auf den Kopf schlagen.

--- Ende Zitat ---

Ein Kindergarten ist in der Regel ein Hort, an dem man eben lernt, sich das Feuerwehrauto nicht gegenseitig auf den Kopf zu schlagen.
Eine sozialpädagogische Instanz die nicht nur betreut , sondern einen Erziehungsauftrag erfüllt.  :)

Nein, sinngemäß wollte ich Dir etwas ganz anderes nahe legen.
Du hörst mir nicht richtig zu.   :)
Darum soll es nun Paul McCartney Dir erklären.

https://www.youtube.com/watch?v=u6T5C-jzSH0

Sinngemäß:
...nehme es Dir nicht so zu Herzen.

Grüß Dich

TAL:
Guten Abend,

ja, ich bin zufrieden, ich will ich gar nicht mehr als jetzt. Ich mache es mir selbst aber manchmal unnötig schwer. Das liegt wohl hauptsächlich an meinen eher dürftigen Kommunikationsskills. Aber habe ich überhaupt ein Recht, mich zu beschweren, wenn mir etwas nicht paßt? Wäre das nicht 'Jammern auf hohem Niveau'?

Das mit dem Spieltisch ist wohl auch so eine Sache. Ich denke mir normalerweise immer "Laß doch jedem, was er möchte." Jedem das Seine. Toleranz. Ich möchte ja auch nicht, daß mir jemand reinredet. Damit fahre ich normal eigentlich ganz gut.
Es gibt aber leider Situationen, bei denen ich nichts gegen meinen inneren Widerwillen machen kann - er ist dann einfach da, und läßt sich nicht abstellen. Dies war (und ist) so eine.
Ich bin eher unsozial, mag eh nicht gerne Besuch haben, denn ich fühle mich dabei immer unwohl und nervös. Keine Ahnung, warum, aber es war schon immer so. Normal schlucke ich das runter, es ist ja unsinnig. Doch... wenn die dann alle hier in meiner Wohnung sitzen und ihre Weltraum- oder Wildwestspiele spielen? Stundenlang? Anderswo okay, aber hier?! Hier kann ich mich nicht zurückziehen. Es ist zu dicht, zu nah dran an meinem Sicherheitsbereich, zu penetrant, um es zu ignorieren. Das verursacht ein irrationales Unbehagen. Gegen diese Vorstellung kam ich entgegen jeder Vernunft nicht gegenan, so sehr ich ich es auch versuchte.
"Du.... Ich will das nicht!"
"Warum? Wäre doch cool."
"Bitte... Nein."
"Ach, doch. Wirst schon sehen. Magst du bestimmt."
"Möchte ich nicht. Echt nicht. Wirklich."
Es kam der Versuch einer Diskussion über das Warum (Kommt leider mal vor, zum Beispiel "Guck doch, der Laptop ist blau, du magst blau." - kein Witz. Was soll man dazu noch sagen?), bei der es egal gewesen wäre, was ich gesagt hätte, weil es nicht dem entsprochen hätte, was mein Gegenüber hören wollte, da der Entschluß sowieso schon feststand. Ich muß es ja mögen, und sage es nur nicht... oder so...
Ich sage also gar nichts mehr weiter, es bringt einfach nichts. Denn ein einfaches Nein gilt nicht, und ich will das nicht erklären, und könnte das auch gar nicht verständlich rüberbringen. Meine Meinung sollte aber doch jetzt auch so eigentlich klar sein. Sollte man meinen.
Am Ende wurde es irgendwann doch gemacht, und dann kommt die Enttäuschung darüber, daß ich es nicht haben will... und warum ich denn nichts gesagt hätte... über meine mangelnde Begeisterung. Ich sei schwierig.

Vor etwa drei Wochen kam also eine WhatsApp "Ich habe einen Tisch gekauft, der wurde heute mit einer Spedition in der Firma angeliefert. Mein Auto ist zu klein, der paßt nicht rein. Aber meine Schwester hat frei und kommt mit dem Wagen meines Vaters vorbei, ihn abzuholen, dann könnt ihr ihn ja schonmal aufbauen, bevor ich komme."
Kurz darauf stand meine Schwägerin vor der Tür.
Ich war ein wenig genervt von der Ignoranz und Selbstverständlichkeit. Genug, daß es offenbar merkbar war, denn sie hat wohl später erzählt, wie irritiert sie darüber war. Was war das denn? Ich sei ja sonst nicht so.

Auch wenn ich es nicht wollte, aber ich konnte nichts gegen diese Gedanken tun, die sich mir beim Schrauben mit meiner Schwägerin aufdrängten... "Warum werde ich überhaupt gefragt, wenn meine Meinung eh egal ist? Warum entscheidet man über meinen Kopf hinweg, weil man glaubt, es besser zu wissen als ich selbst? Das ist noch entwürdigender, als gar nicht erst gefragt zu werden. Ja, ich bin nicht gerade redselig oder diskussionsfreudig... aber wenn ich schonmal Nein sage, mehrmals, was selbst einmal nicht oft vorkommt, dann meine ich es auch so. Wenn's dich eh nicht interessiert, dann frag nicht. Die meisten Dinge sind mir doch egal. Ist es einmal nicht so, wird trotzdem 'reininterpretiert', statt meine Antwort hinzunehmen. Warum ist das so?"
Ich weiß, daß das ungerecht und überzogen ist. Ich fühle mich schuldig, daß ich so denke... bei einer Lappalie, habe ein schlechtes Gewissen... aber gleichzeitig eine unterschwellige hilflose Wut im Bauch. Auf mich... auf meine Intoleranz, und darauf, daß ich etwas anscheinend nicht vermitteln kann... und daß ich anderen nicht gönnen will, was sie gern mögen. Ich hasse das, komme aber nicht gegenan. Es schaukelt sich innerlich hoch.

Also... ich toleriere es am Ende nicht nur mit zusammengebissenen Zähnen und einem falschen Lächeln, sondern ich habe das Ding sogar aufgebaut. -.-
Sie spielen Brettspiele darauf, meine ganze Wohnung ist voll damit (Auch so ein Punkt: "Warum willst du nie mitspielen?"). Naja... wenigstens ist es schwarzer Stoff mit Weltraummuster. Könnte schlimmer sein.
Ich will ja auch keine Szene machen. Wenn ich dafür sorge, daß ich nicht zu Hause bin, ist es auch für mich in Ordnung. Kompromisse halt.

Gelassen war ich da also leider auch dieses Wochenende nicht, auch wenn ich das gerne von mir behaupten würde. Ich konnte schon von unten aus dem Auto sehen, daß im Arbeitszimmer noch Licht an war und die Autos noch unten standen, darum bin ich sitzengeblieben und wir haben noch eine halbe Stunde im Auto geredet, aber sie wollten und wollten einfach nicht aus der Haustür kommen...
Irgendwann mußte ich ja doch rein, was soll's... gucke um die Ecke ins Zimmer, um nur kurz Hallo zu sagen und mich ins Bett zu verziehen, aber dort sitzt nur einer von ihnen. Mhhh..
Dann geht die Balkontür kurz auf, und jemand ruft rein: "Wir kommen gleich, rauchen eben eine.", und dann zu ihm: "Kannst es ja kurz erklären, dann spielen wir noch eine Runde."

Er bat mich, mich zu setzen... und gratulierte mir zu diesem beschissenen Tisch...
Ich hätte gleich ins Bett gehen sollen, aber das wäre unhöflich gewesen, und dann habe ich einfach nicht schnell genug geschaltet, und wurde von der Reaktion auf meine Antwort überfahren. Alle Souveränität war dahin. Völlig idiotisch...

Was soll ich machen? Ich kann nicht verlangen, daß von anderen auf etwas Rücksicht genommen wird, was ja gar nicht existiert.
Oder soll ich jemandem, dem ich erst einmal zuvor begegnet bin, erzählen, daß es mir eiskalt den Rücken runterläuft, während sich meine Hände unterm Tisch in meine Knie krallen... nur weil mir sein Gesprächsthema nicht paßt?
Au Mann, ich armseliger Clown. Klar... ich als leuchtendes Beispiel. Ich lach mich tot.
Ernsthaft. Wer bin ich, über ihn zu urteilen... oder ihn zu belehren?
Ich hab mich nichtmal selbst im Griff. Fangen wir doch am besten erstmal da an.

Ja, der große Realist. Souverän, ausgeglichen, sarkastisch, über den Dingen stehend und durch nichts aus der Ruhe zu bringen...
... war (und ist) in Wirklichkeit der unsicherste Mensch von allen.
Am meisten Angst hatte er davor, mit sich selbst und seinen Gedanken allein zu sein.
Auch ich habe immer viel Aufwand betrieben, nicht gesehen zu werden.
Doch, ich schäme mich sehr dafür. Heute noch. Das kann ich nicht ablegen. Es geht nicht.
Für das Aufrechterhalten der Fassade nehme ich eine innere Demütigung jederzeit in Kauf.
Reiß dich gefälligst zusammen!

Denn, ja genau... "Ich kann doch nicht..." und "Ich sollte doch...".

Ich verdiene sicher keinen Zuspruch, denn ich versuche nur zu tun, was eigentlich selbstverständlich sein sollte - jeden Tag aufs Neue... es gab sogar Zeiten, da war es jede Minute aufs Neue. Schritt für Schritt. Manchmal, wenn der Grat schmal ist, muß ich das erstmal erkennen, um meine Schritte mit Bedacht setzen zu können. An all dem bin ich selbst Schuld. Doch nie wieder möchte ich mir und anderen das antun. Nie wieder möchte ich dahin zurück.
Es gibt nämlich etwas, was ich schuldig bin... auch mir selbst: Das heute in mich gelegte bedingungslose Vertrauen zu rechtfertigen... und glaubt mir, in meinem Umfeld ist das nicht einfach. Ich könnte die Hölle lostreten, und man würde mir noch den Kopf streicheln.
Dummerweise ist das aber nicht nur eine Redewendung - denn es wäre nicht wirklich abwegig.

Verantwortung beinhaltet ja nicht nur das Einhalten von Verpflichtungen anderen gegenüber, sondern auch sowas wie Wertschätzung... und hier muß ich erstmal bei mir selbst anfangen.
Ich darf traurig sein. Ich darf mich scheiße fühlen. Ich darf mich freuen. Ich muß nicht alles verstehen.
Ich bin eigentlich ganz okay!
Bin ich das wirklich? Nein. Aber machen kann ich da auch nichts. Also laß gut sein.
Ich bin zufrieden heute, ich mag meine kleine Welt. Ich ärgere mich nur manchmal, es nicht bessermachen zu können, mich nicht angemessen revanchieren zu können, weil ich eben an meine Grenzen, an meine eigenen Wände, stoße.

Und andere? Eigentlich braucht man mich nicht wertschätzen oder ernstnehmen, das weiß ich selbst. Trotzdem gibt es diese seltenen Gelegenheiten, bei denen ich es dann doch irgendwie gerne hätte... einfach nur, indem man ein simples Ja oder Nein eben als ausreichende Antwort hinnimmt, statt es totzureden bis ich schweige - was eben sehr schnell geht.
Ich bin aber nunmal machtlos gegen meine unsinnigen inneren Reaktionen.

Jacky1:
Hallo TAL,

hoffe einmal dass ich es nicht überlesen habe.
Aber gehe ich richtig in der Annahme, dass Dein Partner nichts über Deine "Spielsucht" weiß ?

Bei einem ja er weiß nichts:
Glück gehabt, er hätte ja auch einen Dattelautomaten kaufen können. 

Bei einem nein er weiß alles:
Pech gehabt und zwar nicht an der Auswahl des Tisches.

Grüß Dich

   
 

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