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Spielsüchtiger Vater - nichts mehr wie vorher

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Jacky1:
Hallo Maerchen95,

du hast ja nun Antworten bekommen, vielleicht war auch etwas brauchbares für dich dabei.
Es sind halt nun Veränderungen nötig, wie auch immer diese aussehen.
Konsequenzen daraus gilt es nun zu tragen, für jeden von euch.
Es soll sich doch verändern und sich wieder zum Guten wenden, natürlich kein leichter Weg.
Negativen Kausalitätsketten ihren Antrieb zu nehmen und wieder Motivation zu erfahren.
Jeder der dir bis jetzt geantwortet hat ist ein pathologischer Spieler und seit langen Abstinent.
Angehörige wie du und deine Mutter trifft keine Schuld und ja richtig, wie auch in deinem Titel hier zu lesen...
nichts ist mehr wie vorher, schlechter muss es ja deshalb nicht werden.
Nun musstet ihr erfahren was doch schon lange geschieht.

Es geht nun wieder die Leiter rauf, ich wüsste auch keine andere Option.
Falls du noch Fragen hast, immer zu.

Liebe Grüße   
             
 

Maerchen95:
Vielen Dank für eure Worte und Erfahrungsberichte.
Mein Vater hat sich tatsächlich gestern selber angezeigt - das vereinfacht uns und auch ihm weitere Schritte.
Es sind nun auch alle Dokumente die er überall in der Wohnung verstreut aufbewahrt hat geordnet.
Die nächsten schwierigen Schritte kommen noch auf uns zu wenn er aus der Klinik entlassen wird. Er hat meiner Mutter die Schlüssel gegeben und ich hoffe, dass er sich bewusst ist, dass er nicht mehr nachhause kann. Meine Oma hat Kontakte zu einer Obdachlosenunterkunft und ich hoffe, dass er dort unterkommen kann, da es mir trotz allem auch leid tun würde wenn er komplett auf der Straße landet.
Ich werde den Kontakt zu ihm auch nicht völlig abbrechen, aber mehr als ihn mal wo immer er in Zukunft ist zu besuchen, werde ich auch nicht schaffen und tun können.
Der Gedanke, dass er Suizid begehen könnte kam mir auch schon, aber wie man das verhindern soll, weiß ich nicht. In der Klinik kann er ja nicht auf ewig bleiben.

Andre12:
Moin,

gestern, nachdem Lesen Deines Beitrages, habe ich ganz schön geschluckt, hätte  fast aus einem Impuls heraus geantwortet, über Deine/Eure Härte. Ich empfand ein aufsteigendes Ungerechtigkeitsgefühl  ggü. Deinem Vater, einem Spieler, der ich ja eben auch selbst bin.

Heute, nach dem ich das mal sacken lassen habe, drüber nachgedacht, ist Eure Konsequenz genau das, was ich, wir im Grunde genommen den Angehörigen auch raten. Je nach Fall. Ich kenne ja auch nicht alle Ereignisse, Einzelheiten, sondern nur das grobe Endergebnis aus Deinem ersten Beitrag.
Das es in so einem Härtefall enden könnte ( Obdachlosigkeit) liegt ja auch eben daran, dass Dein Vater jahrelang alles schleifen lassen hat. Normalerweise sorgen wir Spieler schon  dafür das wir Geld verdienen, also arbeiten gehen, aber er hat sich auch bei der Beschaffung des Suchtmittel auf Euch und Staat verlassen.

Es ist dann auch vielleicht an der Zeit ihn mal zu erden. Den " Arsch " hoch bekommen muss er nun.
In wie weit Du/Ihr ihn dann unterstützen könnt, wird die Zeit zeigen. Dennoch ist eine derzeitige Abgrenzung für Dich wohl nicht verkehrt.
Eine langfristige Hilfe kann dies eben auch sein. Vielleicht wird ihm so mehr geholfen, als wenn er sich wieder in ein warmes Nest setzen kann und nix ändern muß.

Ich selbst kann mich in einen ernsthaften Suzidgedanken nicht rein versetzen, dafür ticke ich anders. Ich denke immer wenn jdm unter Depressionen leidet, dann anschließend als Lösung zocken geht oder andere Süchte frönt, nicht arbeiten geht, also sich ständig selbst erniedrigt, kann man doch gar nicht aus den Depressionen kommen. Wenn es mir psychisch schlecht geht und ich betrinke mich als Lösung, geht es mir nächsten Tag noch schlechter oder ich trinke wieder ? Das kann ja nicht funktionieren. Das sind Dinge die muss er selbst für sich auflösen. Das kann kein Angehöriger für ihn  machen, schon gar nicht in dem der Angehörige sich selbst mit runter reißen lässt, was dann ja automatisch passiert.
Alles wird mit Wiederholungen des Verhaltens nicht besser, nur schlimmer. Die Depression verblasst, wird nur noch zur Begründung genommen. So stufe ich das ein. Ich kenne mich aber auch nicht mit Depressionen aus, nur das die oft in gleichen Atemzügen wie Sucht erwähnt werden. Was überhaupt zuerst da war, ist mir eh oft nicht schlüssig.

Ich hoffe Dein Vater bekommt die für Ihn richtige Unterstützung und findet seinen Weg aus diesen ganzen Sumpf.  Das ist verdammt schwer.


Lieben Gruß

André

AlexandraX:
Liebe Maerchen 95,
Ich kann mir gut vorstellen, in welches emotionale Chaos ihr gestürzt seid. Schrecklich.
Zum Geschehen fällt mir einiges ein. Mein Sohn (spielsüchtig) erzählte, daß es möglich ist, sich manche Kredite per Anwalt zurück zu holen. Das könnte, wenn es klappt, die Finanzen Deiner Mutter entlasten, ich wünsche es Euch. Schau mal unter sittenwidrige Kreditverträge. Das BGB hat dazu interessante Ausführungen.
Mir hat der Besuch einer Beratungsstelle für Spielsüchtige geholfen, dort gibt es (vielleicht auch bei Dir) einige Gruppentermine für Angehörige. Dort gibt es Raum für das eigene Entsetzen, die Verzweiflung und viele Ideen, wie man sich selbst schützt, Abstand hält und wieder aufbaut.
Mit einer Betreuung über die Vermögenssorge wurde der finanzielle Ruin meines Sohnes gestoppt. Dazu war ein psychiatrisches Gutachten erforderlich, das psychiatrische Krankheiten aufzeigt. Das wiederum führte dazu, daß vorgelegene Beschaffungskriminalität milder beurteilt wurde. Ich bin zwiespältig, ob das wirklich gut ist?
Eine stationäre Suchtbehandlung ist möglich, dort wurde auch ein Mann angetroffen, der >40 Jahre spielt, und seine Familie weiß nichts davon. Er wollte sich nach der Heimkehr outen.
Nach der stationären Behandlung (initiiert von der Suchtberatungsstelle) läuft die ambulante Behandlung weiter. Ich kann nur hoffen, daß mein Sohn stabil bleibt.
Durch die ambulante Suchtberatungsstelle besteht Kontakt zur Schuldnerberatung. Für Deinen Vater gibt es also auch Möglichkeiten. Und da Depressionen häufig sind bei Spielsucht, und Dein Vater vielleicht sein Leben nicht mehr allein aufbauen kann, gibt es Hilfe von der ambulanten Sozialpsychiatrie (ASP), auch beim betreuten Wohnen.
Ich bin 1,5 Jahre nach der Vollkatastrophe wieder zu meinem Leben zurück gekehrt. Manchmal beschleicht mich noch Angst, ob es wieder von vorne losgeht. Daß es jederzeit passieren kann, ist mir bewusst. Und wenn es so sein sollte, kann ich es nicht verhindern.
Das Vertrauen wächst aber langsam wieder, das ist ein Anfang.
Liebe Grüße Alexandra


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