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Ehrlichkeit

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Spitalshexe:
Hallo. Ich habe mal eine Frage. Spieler sind ja gute Schauspieler, durfte ich hier erfahren. Hätte auch nie gedacht wie gut, bis ich es am selbst erfahren habe. Dies tut verdammt weh. Jetzt ist es so, dass mein Mann/ Lebensgefährte ( Spieler) nicht so gesprächig ist. Außerdem glaube, hoffe ich, dass er sich schämt für seine Lügen. Meine Frage wäre jetzt, macht es Sinn ihm eine Brücke zu bauen um ihm die Möglichkeit zu geben mir ehrlich zu sagen, dass er spielen war? Ich meine: In meiner Küche hängt ein Familienkalender. Jeder hat eine Spalte. Wenn ich ihm sagen würde, dass er abends im Kalender ein Kreuz in seine Spalte macht an denen er gespielt hat, oder nicht gespielt hat. Somit muss er mich nicht anlügen, wenn ich z.B. auf der Arbeit war zu diesem Zeitpunkt. Ich arbeite im schichtdienst und an Wochenenden und auch Feiertagen. Natürlich müssen wir das dann auch besprechen. Aber vielleicht erkennt er dann, dass er mich nicht anlügen muss. Klar ist das noch nicht die Endlösung. Aber vielleicht ein Anfang. Bis er versteht, dass er diese Lügen gar nicht nötig hat. Mir persönlich ist Ehrlichkeit immens wichtig. Vor allem in Bezug auf Vertrauen.
Sollte diese Frage dusselig rüberkommen, tut es mir leid, aber da ich annehme, dass er ein riesiges Problem im Hintergrund hat, könnte es ihm vielleicht helfen.
Vielen Dank an alle hier. Ihr bringt mich schwer zum nachdenken. An manchen Tagen kann ich die Situation recht gut aushalten. Aber dann kommen wieder Tage ( meist Anfang des Monats) da könnte ich nur noch heulen. Ich versuche auch möglichst wenig zu kontrollieren. Auch das fällt mir zeitweise sehr schwer. Und hinterher geht es mir dann auch immer schlecht, egal ob er gespielt hat, oder nicht.
K
Liebe Grüße

JJ:
Hi Spitalshexe,

ich habe auch die Ehre, mit einem Spieler zusammen zu sein. 😆 Den ganzen Mist hab ich auch schon hinter mir!!

Ich versteh das alles zu 100%!!

Trotzdem glaube ich nicht dran, dass du ihn mit "Spielchen" zu Ehrlichkeit erziehen kannst!!! Für ihn ja ne einfache Sache: Keinen Haken setzen und Du bist glücklich!! Einfacher geht es kaum!! Ich habe diese Diskussionen zu hunderttausenden hinter mir "Sag einfach, wenn dus verkackt hast!! Spuck es einfach aus. Ich werde dir den Kopf nicht abreißen!! Nur so wird übehaupt irgendwann wieder Vertrauen wachsen können!!!"

Hat er es je gemacht?

Nein!!!!!

Hat er getan, als ob er es verstanden hätte??
Ja.

Hat er es DANN gemacht???

Nein!!!!!!

Blablabla!!! Du kannst dir den Mund fusselig reden. Hätte er je über Probleme mit Dir offen sprechen wollen, hätte er es gemacht.

Er will es nicht. Er wird es nie wollen. Behaupte ich jetzt einfach mal.

Wie man mit Problemen ganz grundsätzlich umgeht, steckt denke ich ganz tief in einem drin. Von Kindheit an. Ganz früh schon gelernt. Und da kommt man auch nicht mehr (oder nicht so leicht?) raus.

Er wird kein Kreuz machen. Wenn Du ihn ertappst, dass erdoch spielen war, wird er sagen "Das Kreuz hätte ich schon noch gesetzt. Erwarte nicht zu schnell zu viel von mir!" Und wenn du es nicht merkst: Jackpott!!! Kann er richtig stolz auf sich sein. Hat ers richtig geil vertuscht!!!

Wenn schon Kalender, dann würde ich es wenigstens umdrehen: Er kann einen grünen Haken setzen an jeden Tag, an dem er nicht gespielt hat. Lenkt erstens den Blick auf das Positive. Und zweitens kann er einen Tag so lange er will leerlassen und es bleibt im Zweifelsfall offen, ob er den Haken nur vergessen hat.

Ach Süße, geh davon aus, dass er sich nicht zu schnell ändern wird. Will er eigentlich etwas ändern? Was will er? Was sagt er selbst so?? Wenn er wirklich etwas ändern will, ist es vielleicht auch schön, er findet selbst seine Werkzeuge. Wir Angehörigen bemuttern unsere Spieler(m/w/d) halt auch einfach so gern. Ist leider Teil des Problems.

Hm, ist jetzt so rausgeschwappt, die Antwort. 🥴

Ich wünsche Dir gute Nerven!!
JJ

Jacky1:
Hallo Spitalhexe,

verrückte Geschichte  :), aber nicht zu dusselig. 
Eigentlich sollte er ja gar nicht mehr spielen, dann gäbe es ja auch nur spielfreie Tage zu zählen.
Einmal egal wie er mit dieser Liste umgehen wird, eine kleine motivierende Möglichkeit ist es auf jeden Fall.
Nun einfach zu schreiben gar nichts hilft solange er es nicht wirklich möchte, wäre mir gerade viel zu profan.
Es soll dir gut gehen Spitalhexe und du versuchst sehr viel dass alles halt wieder in gute Bahnen laufen kann.
Brücken zu bauen ist besser als sie einfach einzustürzen.
Dies alles gehört auch zu deinem Prozess, wie du damit umgehen kannst.

Der Gedanke dass der spielsüchtige Partner nach hause kommt und sagt er hat gerade gespielt.....
wird ja nicht ohne Folgen bleiben, zumindest in seinem Ansehen dir gegenüber, dies weiß er ja schon auch vorher.   
So wäre es mit einem nein ich war nicht spielen wesentlich bequemer und es gäbe sogar noch ein Lob.

Du sollst alles tun was du für richtig haltest, dann gibt es rein gar nichts was verkehrt wäre.
Unabhängig unserer "eingeschränkten" Sichtweise, die aber ja schon selbst durchlebt und fundiert.
Was für einen pathologischen Spieler, zählt auch für Angehörige......
Eigene Erfahrungen zu machen.

Dennoch gehe ich mit JJ`s Beitrag absolut konform.
Egal wie machtlos du auch in Wirklichkeit wärst, gar nichts zu tun wäre eh keine Option.

Liebe Grüße         
 
 

Spitalshexe:
Hallo JJ, Hallo Jacky.
Die erste Antwort war zwar im ersten Moment ein ganz schönes Brett, trotzdem regt es sehr zum nachdenken an. Mein Mann weiß, dass ich auch viel zwischen seinen Worten versuche zu lesen und viel mehr beobachte als er denkt. Das liegt, glaube ich auch mit an meinem Job. Nur ist Beruf und Privatleben eben nicht das gleiche. Auch hab ich ihm schon mehrfach erklärt, dass ich es sch… finde, wenn er spielt, aber ich ihm nicht den Kopf abreißen werde. Mir ist/ wäre es lieber, er sagt es mir. Dann können wir daran „arbeiten“. Er fragt immer wieder, woher ich gewisse Dinge weiß ( z.B. er war nachts weg, oder am Abend, wenn ich spätdienst hab), ob mir einer was gesagt hat. Dem ist nicht so. Mir fallen halt gewisse Dinge einfach auf. Beobachtung ist in meinem Job mehr als wichtig und ( ob nun gut oder schlecht) auch zu Hause. Ich bin immer sehr bemüht nicht weiter zu kontrollieren. Das gelingt mir aber auch nicht immer, leider. Der Kalender soll auch eher als positive Brücke sein, nicht als Beweismittel dienen. Deswegen finde ich die Idee mit dem grünen Haken gut. Positives sollte doch verstärkt werden. Auch, oder gerade dann, wenn es doch scheinbar viele selbstzweifel gibt bei ihm. Vielleicht ist es aber auch nur, damit ich mich besser fühle etwas gemacht zu haben und nicht einfach nur abzuwarten. Deswegen hab ich gedacht, ich frag mal nach. Auch wie das gerade die trockenen Spieler sehen. Wäre so etwas für euch in Frage gekommen?
Trotzdem vielen Dank

Fred:
Da fällt mir doch was ein :-)


--- Zitat von: Spitalshexe am 29.08.2023 18:26:01 ---In meiner Küche hängt ein Familienkalender. Jeder hat eine Spalte. Wenn ich ihm sagen würde, dass er abends im Kalender ein Kreuz in seine Spalte macht an denen er gespielt hat, oder nicht gespielt hat.
--- Ende Zitat ---

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