Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Angehörige => Thema gestartet von: Nessi2503 am 02.08.2023 22:20:03

Titel: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 02.08.2023 22:20:03
Hallo zusammen,

gestern ist er also eingetreten. Der Moment vor dem ich seit 4 Jahren Angst habe.
Mein Mann ist Spielsüchtig. Ich weiß es natürlich schon länger, aber habe wie die meisten naiven Frauen immer gedacht seine Liebe zu mir und meine helfenden Hände werden ihn heilen.

Nun, es ist Tatsächlich so, dass er von den Sportwetten mit denen er mehrere hundert Euro Monat verzockt hat, weg gekommen ist.
Aber dann haben dafür irgendwann die heimlichen Casinobesuche angefangen.

Da er sowieso nicht gut mit Geld umgehen kann und er mich vorher auch immer wieder bestohlen hat, haben wir gemeinsam entschieden dass ich die Finanzen und Passwörter verwalte und er Taschengeld bekommt. Viel viel reden hat dann tatsächlich dazu geführt, dass er mehrere Monate nicht spielen war.
Dann kam der Kinderwunsch.
Wir sind jetzt 2 Jahre verheiratet.
Ich habe ihm in einem offenem Gespräch klipp und klar gesagt, dass ich nur schwanger werden möchte, wenn er mir versichert seine Sicht sich weiterhin einzugestehen und immer ehrlich mit mir ist. Naja die Versprechungen kennen wir alle, und ja ich war wieder so dumm…

Nach ca 2 Monaten heftigster Schwangerschaft mit sehr sehr vielen Problemen, kam ich dann ins Beschäftigungsverbot. Ich konnte teilweise nichtmal alleine aufstehen. Das führte dazu dass mein Mann hin und wieder einkaufen sollte und somit ja die EC Karte samt Pin bekam. Wie sagt man so schön, Gelegenheit macht Diebe.

Irgendwann eines morgen checkte ich das Online Banking und wer hätte es gedacht, Konto bis auf den letzten Cent überzogen.
Ich also komplett ausgerastet und ihm gesagt dass ich mich sofort trenne. Ich muss ja schließlich für unser Kind da sein und so weiter.

Er ging dann für 2 Tage zu einem Freund, kam wieder bettelte mich an dass er sich ändert und bla bla bla. Aber diesmal hatte er sogar wirklich einen Termin bei einem Heilpraktiker welcher sich auf Spielsucht spezialisiert hat.
Er ging dort dann auch 3-4 mal hin und kam jedes Mal euphorisch nach Hause, hat mit mir über die Therapie gesprochen, mir erzählt wie ich ihm dabei helfen kann usw.
Ja seitdem lief es wieder super.

Er war ehrlich und ich hatte keine Zweifel. Mir kam nur komisch vor dass nach 4 Sitzungen alles schon beendet war.
Heute weiß ich, es ging dann in die heiße phase, mein Mann hat sich wieder geschämt und konnte es sich selbst nicht eingestehen wie schlimm eigentlich seine Sucht war und hat abgebrochen.

 Nun… ich bin eigentlich im Außendienst und habe eine Kreditkarte von meiner Firma. Aber wie gesagt seit Monaten schon im Beschäftigungsverbot. Damals hieß es die Karte wird gesperrt und ich soll sie zerschneiden, wenn ich wieder zurück komme bekomme ich eine neue.
Ich hab ehrlich gesagt einfach vergessen sie zu zerschneiden.
Gestern dann das böse Erwachen.

Seit 2-3 Wochen hab ich immer wieder ein komisches Gefühl. Er ist länger auf arbeit oder das Auto wurde bewegt während ich beim Arzt war aber er ist angeblich nicht gefahren, so Sachen eben.

Ruft mich gestern die Buchhaltung an, und fragt wie ich auf die Idee kommen 150€ abzuheben.
Ich dachte ich spinne!
Ich sofort gezittert, konnte kaum antworten hab dann nur gesagt dass muss eine Verwechslung sein und ich überweise das Geld sofort zurück.

Meinen Mann angerufen und zur Rede gestellt. Er hat alles abgestritten.
Bis ich dann gesagt habe, dass die mich sofort kündigen können und ich evtl deshalb meinen Job verliere. Dann wurde er kleinlaut. Ich hab dann gefragt ob er auf seine Tochter schwört dass er es nicht war. Das konnte er dann nicht. Somit war klar, er war’s.
Ich hab nur noch ins Telefon Gebrüll „du machst alles kaputt mit deiner Sucht, komm bloß nicht mehr heim“.

2 Stunden später als ich mich beruhigt habe, hab ich ihn erneut angerufen, er hat nicht mehr viel gesagt außer dass ich mich jetzt auf keinen Fall trennen darf weil das dann sein aus bedeutet. Ich hab ihm dann nur gesagt dass es absolut egoistisch von ihm ist und mir scheiß egal ist was es für ihn bedeutet.
Ich habe ihm klipp und klar die Konsequenz gesagt dass ich mich trenne wenn er wieder lügt und zockt. Wobei für mich die Lüge der Auslöser ist. Hätte er direkt nach dem zocken angerufen und mir gesagt „Schatz ich hab scheiße gebaut“ hätte ich mich vermutlich nicht getrennt.

Hätte ich also gesagt ok, ich trenne mich nicht, würde er mich nicht mehr ernst nehmen und es geht unser Leben lang so weiter. Auch die Skrupellosigkeit meinen Job zu gefährden, erschrickt mich sehr.

Aber jetzt zu meinem Problem.

Ich liebe ihn wirklich sehr. Er ist ansonsten mein Traummann. Er beschützt mich vor allem (außer vor sich selbst natürlich)
Er ist jetzt schon ein liebevoller Vater.
Im Haushalt gab es keine Dispute, wir haben wie ein Ihrwerk funktioniert. Wer zuerst zuhause war, hat gekocht.
Die letzten schlimme. Monate hat er mich so gut unterstützt. Wir streiten mal, klar. Aber alles andere war perfekt.
Was ist mit diesem Mann passiert und Vorallem wann? Wie kam es dazu dass er sowas tut? Und dass er dieses Risiko eingeht?

Heute habe ich im gesagt dass ich mir wünsche dass er sich selbst eingesteht wie schlimm das alles ist und er in Therapie geht: und zwar mindestens ein Jahr. Wenn ich sehe dass er sich wirklich ändert und es durchzieht, dass er ehrlich ist, Vorallem zu sich selbst, dass ich gerne bereit bin dann darüber nachzudenken dass er zurück darf.

Aber mein  Herz bricht. Ich leide selbst so sehr darunter dass ich ihn am liebsten zurück holen würde. Die Vernunft sagt, ich mache es richtig.
Mein Herz sagt, wir schaffen das zusammen.

Wie soll es weiter geben? Ich entbinde in wenigen Wochen. Wer soll mit zur Geburt? Wenn wir getrennt sind ist es für mich irgendwie falsch dass er dabei ist. Aber ich wünsche mir so sehr dass wir eine heile kleine Familie sind.

Hab ich durch die Trennung mich nur selbst verletzt? Es ist unfair. Er macht den Fehler und ich muss so sehr leiden.

Hätte ich eine andere Option?


Wer bis hier gelesen hat, danke!!!
Ich freue mich auf hilfreiche Tipps
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Taro am 02.08.2023 22:48:08
Moin Nessi,

du machst es genau richtig, bleibe konsequent, auch wenn es schwer fällt. Geht er seine Sucht aktiv an, wirst Du es spüren, nur dann ist eine gemeinsame Zukunft möglich.
Ob Du Dich von Ihm bei der Geburt begleiten lässt, kannst Du auch trotz Konsequenz so oder so entscheiden. Auch für Ihn kann das erleben der Geburt ein aha Erlebnis sein.
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 02.08.2023 22:57:54
Ja meine Vernunft sagt das selbe.

Es tut nur so unfassbar weh. Ich weine den ganzen Tag. Kann mich nicht ablenken. Es regnet den ganzen Tag. Alles so schwer. Ich bin ein sehr emotionaler Esser und bekomme schon seit gestern nichts rein. Hab heute versucht was zu essen, für mein Baby, aber das kam direkt wieder raus.

Das ist was ich so unfair finde. Wieso muss ich leiden?
Und wieso bin ich so dumm und wünschte er würd vor der Tür stehen und so lang betteln bis ich ihn zurück nehme.
Gefühlchaos dank den Hormonen ist scheinbar grad richtig am kicken :(
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Taro am 02.08.2023 23:19:34
Im Moment brauch Dich Dein Würmchen. Um Deine Beziehung kannst Du Dich später noch immer sorgen. Freue Dich auf die baldige Ankunft Deines Würmchens. Das ist einfach gesagt, ich weiss, es ist aber wichtig.
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Jacky1 am 02.08.2023 23:58:18
Hallo Nessi und auch hier herzlich Willkommen im Forum,

eigentlich stelle ich mich fast nie vor wenn ich jemanden neu schreibe, aber warum auch nicht.
Ich bin ein pathologischer Spieler, habe viele viele Jahre gespielt und bin seit einigen Jahren nun Spielfrei.
Vater bin ich auch und lebe mit meiner Frau zusammen...klappt sogar alles ganz gut.  :)

Nessi, ein guter Schritt dich hier mitzuteilen.
Deine Sorgen zu teilen und zu erkennen damit nicht alleine zu sein, dadurch würde leider deine zu tragende Last wohl nicht minder werden,
aber allemal gefühlt leichter.

... Aber ich wünsche mir so sehr dass wir eine heile kleine Familie sind.

Dies ist wirklich gut zu verstehen und spiegelt deine ganze Verzweiflung.
Angelogen und beklaut zu werden, das ganze Vertrauen in den Partner eh im Keller.
Wenn der Partner alles verheimlicht was du gar nicht wissen solltest, weil so oder so alles daran zerbricht.
Nützt ja alles nichts, du trägst demnächst eine noch größere Verantwortung als für dich selbst ja schon.
Vergesse dies bitte nie.     

Heute habe ich im gesagt dass ich mir wünsche dass er sich selbst eingesteht wie schlimm das alles ist und er in Therapie geht: und zwar mindestens ein Jahr. Wenn ich sehe dass er sich wirklich ändert und es durchzieht, dass er ehrlich ist, Vorallem zu sich selbst, dass ich gerne bereit bin dann darüber nachzudenken dass er zurück darf.

Ja, er muss es sich selbst eingestehen.
Wie machtlos er in seinem Verhalten dem Spiel gegenüber ist und wie alles um ihn herum mitleidet.
Vorher bräuchte er ja gar nicht in eine Therapie gehen.
Ich weiß sehr gut wie stark diese Sucht sein kann, wie es einen in den Bann ziehen kann ..unglaublich.
Ein Strudel ohne Kontrolle und wie dann dieses Verhalten geschützt wird und verheimlicht.
Wenn der Süchtige es auch weiterhin zulässt.

Nun ist es nicht leicht für dich, es macht weh.
Doch schau ....du bist ja auch in der Pflicht, für dich und euer Kind eine vernünftige gesunde Zukunft anzustreben.
Und gibst deinem Mann ja auch diese Chance, daran teilzuhaben.
So wie es momentan war und ist...dann aber gute Nacht und willkommen im Land der Alpträume.
Deshalb muss sich auch drastisch etwas ändern.

So aber hast du doch keine andere Wahl, er ist dein Mann und wird Vater.
Und genau dabei unterstützt du ihn ja auch soweit es eben geht.
Aber der Spieler wird gnadenlos ausgeschlossen, sonst ändert sich ja nie im Leben etwas.
Allerdings kann man den Spielsüchtigen nicht vom liebevollen Menschen trennen.
Er könnte es aber, bzw. sehr gut damit umgehen zu können.
Glaube mir, ich weiß dies nur zu gut.

Bei allem was du geschrieben hast, da bin ich voll bei dir und an deiner Seite.

Kopf hoch, es soll ..nein es muss dir besser gehen.
Mit oder in Zukunft ohne ihn, er weiß ja nun was er alles noch verlieren könnte.
Und du bist ja hier im Forum und nicht er, du bist wichtig und alles hier ist nun nur für dich.

Liebe Grüße   


   
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 07:26:23
Danke Jacky1

Das tut gut zu lesen.

Ich bin gerade einfach noch so ratlos. Ich fühle mich als ich würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen und gleichzeitig bin ich wütend.

Sei unglaublich stolz auf dich, dass du das geschafft hast.
Was war denn bei dir der Punkt der Wendung?
Wann hast du verstanden dass du etwas ändern willst?

Was wäre, wenn er vor mir steht und im hilfe
Bittet? Wenn er wirklich anfängt sich zu ändern? Woher weiß ich ob ich ihm glauben kann?

Das Vertrauen ist ja nicht nur im
Bezug auf Geld weg, sondern ich Zweifel an den lächerlichsten Dingen. Weil einfach alles eine Lüge sein kann :( ….

Was du schreibst, dass der Vater und Ehemann willkommen ist aber der Spielsüchte ausgeschlossen wird, stimmt absolut.
Genau so fühlt es sich an!

Ich finde auch ganz schlimm, dass es so wenig Hilfsmittel gibt. Gerade in Deutschland muss dich endlich mal was erfunden werden. Warum ist diese Krankheit so verdammt stark und so schwer zu bekämpfen?!!

Ich Dreh jetzt mal ne Runde, in der Hoffnung die Luft lenkt mich ab.
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Jacky1 am 03.08.2023 08:45:07
Hallo Nessi,

ich konzentriere mich mal auf deine Fragen, du suchst ja auch nach Antworten.

Was war denn bei dir der Punkt der Wendung?
Wann hast du verstanden dass du etwas ändern willst?

Nun, meine Familie hätte sicherlich jemanden verdient der ehrlicher wäre als ich es damals war und dies tat mir schon sehr leid für sie.
Diese Einsicht aber kann es nicht alleine gewesen sein, so dachte ich ja die ganzen Jahre meiner Spielzeit.
Aber sicherlich war dieser Umstand eine große Hilfe für mich um mein Leben zu verändern.   
Alles was letztendlich von außen kam blockte ich sowieso immer ab oder grenzte es einfach mal so aus.
Ich kam eines Tages ganz unten an, tiefer ging es kaum.
Und ich meine nun nicht finanziell, gesellschaftlich oder in meiner Partnerschaft.
Sondern in meinem Kopf! Gefühlt hatte ich keine andere Wahl und ich nahm zum ersten mal in meinem Suchtleben Hilfe an.
Es war wie eine Erlösung von dieser ganzen Agonie.
Sie ging viel zu lange, quasi bis zum Schluss durchgespielt.

         
Was wäre, wenn er vor mir steht und im hilfe
Bittet? Wenn er wirklich anfängt sich zu ändern? Woher weiß ich ob ich ihm glauben kann?

Dies geht nur über dein Vertrauen, aber machen wir uns nichts vor. Du wirst nicht herum kommen dann weiterhin auf der Hut zu sein.
Wichtig dabei, er stände jederzeit in einer Beweisspflicht und sollte dann auch alle Zweifel auch aus der Welt schaffen.
Dies geht nun mal nur über die Zeit, es muss wieder wachsen.
   
Ich finde auch ganz schlimm, dass es so wenig Hilfsmittel gibt. Gerade in Deutschland muss dich endlich mal was erfunden werden. Warum ist diese Krankheit so verdammt stark und so schwer zu bekämpfen?!!

Bei psychischen Erkrankungen verhält es sich nicht so einfach in viele Faktoren.
Dennoch gibt es zahlreiche unterstützende Maßnahmen wie Suchtberatungen, Selbsthilfegruppen, Schuldenberatungen,
Sperrsysteme, fachkundiges Personal und Suchtkliniken.
Eine Spielsucht agiert kaum eigenständig, es entwickelt sich oft ein Fluchtsystem.
Verhaltensweisen die immer wieder kehren, manchmal entstanden durch irgendwelche Makel.
Es entsteht automatisch ein furchtbarer Kreislauf im Kontrollverlust.
Chemische Abläufe die Glücksgefühle ausstoßen und ein Suchtgedächtnis welches alles antreibt.
Aber es ist kein Alibi, es wird auch nie eines sein und ja es bleibt eine Erkrankung.
Eine für die man auch eines Tages eine Selbstverantwortung tragen muss.
Es beginnt mit der Einsicht machtlos zu sein gegen sein Suchtverhalten.
   

Aber mache dir darum nicht zu sehr einen großen Kopf, du wirst es nicht ändern können.
Kannst nur Wege gehen und aufzeigen, diese auch eventuell alleine zu gehen.
Konsequenzen müssen sein, sonst hat es jeder Spieler viel zu bequem.

Es geht nicht um Hoffnung oder Zuversicht, dich an etwas zu klammern.
Fakten bilden die Realität ...ein Versprechen mit den Lippen und dem Hand auf dem Herzen hat keinen großen Wert.
Nur Veränderungen wären doch sichtbar...er ist nun dran dies zu Bewältigen.
Konzentriere dich auf kommende Aufgaben und lasse dir diese Motivation von niemanden mehr nehmen.
Dein Mann muss sich besinnen, Gründe dafür wären doch so einige da.
Eine Chance für euch alle.     

Liebe Grüße   
 
           
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Andre12 am 03.08.2023 08:50:07
Moin Nessi,

herzlich willkommen, obwohl das immer einen faden Beigeschmack hat.
Ich selbst habe ca 30 Jahre gespielt, das was mich am Spiel festhalten ließ, entwickelte sich  von klein auf an, d.h. um mich von der Sucht zu lösen, musste ich so einiges aufarbeiten, was weit vor der Sucht begann.  Das macht es auch so schwierig, für manche nie lösbar.
So will gar nicht lange bla,bla sondern schauen wir uns die Tatsachen an.


gestern ist er also eingetreten. Der Moment vor dem ich seit 4 Jahren Angst habe.


Das ist doch schon schlimm, das Du so seit Jahren fühlst und trotzdem steckst Du in Deiner jetzigen Situation. Daher weißt Du was Du zu tun hast.

Ich bin auch der Meinung, dass Du  schon  eine Nähe wegen Eures Kindes zulassen solltest Nur ist das von einer Gemeinsamkeit zu trennen, dass ist im Augenblick für Euch beide sehr schwierig. Du bist schwanger, willst nicht unbedingt das alleine durchstehen, erleben, er wiederum will natürlich da sein, steckt aber auch in seiner Sucht fest. Zur Zeit könnt Ihr beide also gar nicht einen klaren Blick auf die Dinge bekommen, weil ihr jeder in  Euren Emotionen fest steckt. Das bedeutet wiederum, jetzt aus der "laufenden" Beziehung heraus mehr oder weniger "dem Kind zu liebe" da  zu sein und die Gefühle außen vor zu lassen. Das ist schwierig und lenkt vom wesentlichen ab, weil Ihr mit dieser  emotionalen " Kacke " beschäftigt seit. All Euer derzeitiges Handeln kommt also aus der Emotion heraus.
Du siehst ja auch, das alles was er gegen die Sucht gemacht hat, eher für Dich gemacht wurde, aber nicht um davon los zu kommen. ( Aber er wird trotzdem was mitgenommen haben, vieles läuft im Unterbewußtsein )

Du durchlebst gerade eine emotionale Achterbahnfahrt, er wiederum auch, nur auf einer anderen Ebene.
Ein Spieler kompensiert viel im Spiel, daran erkennst den Kreislauf und die Schwierigkeit sich vom Spiel zu lösen. 
Ich hoffe Du verstehst  wie ich es meine.

Du kannst da nicht viel bei machen, außer den jetzigen eingeschlagenen Weg zu gehen.
Er muss selbst dadurch gehen, darauf hast Du keinen Einfluss. ob er seinen Weg geht, geschweige wie lange es dauert.
Du willst doch auch nicht in 4 Jahren hier schreiben, Kind Nummer 2 ist unterwegs und Du hast seit 8 Jahren auf diese Szenario gewartet.

Was denn die Zukunft bringt wird sich zeigen, nur jetzt solltet Ihr beide aus der Situation kommen und jeder für sich schauen, ohne Verantwortung oder Konsequenzen für das Handeln des jeweiligen anderen zu tragen ( Kreditkarte, etc )

Ich weiß es ist sehr schwer. Vertrauen, Respekt ist nicht einfach wieder da, nur weil wir uns es wünschen.

So schätzte ich Eure Situation ein, ob es so ist, weiß ich natürlich nicht.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 09:03:29
Guten Morgen André,

danke für deine ausführliche Antwort.

Mit den Emotiongeleitetem Handeln, hast du absolut recht. Klare sinnvolle Gedanken zu fassen scheint gerade fast unmöglich.

Ich vermute bei ihm auch, dass sehr viel aus der Kindheit kommt.
Sein Vater ist abgehauen, hat ihn im Stich gelassen und konnte bzw kann bis heute nicht mit Geld umgehen. Die beiden haben seit ein paar Jahren zwar wieder eine Beziehung, allerdings freundschaftlich und nicht Vater/ Sohn mäßig.
Seine Mutter: eine ekelhafte Person, narzisstischer und egoistisch. Selbst Kaufsüchtig und privat Insolvent.

Er hat zwar immer versucht dagegen zu steuern, aber da bleibt natürlich sehr viel hängen.

Ich hoffe so sehr, dass er für sich selbst aus der scheiße kommt. Dass er sich helfen lassen will und es für sich tut.
Ich hoffe dass ich und unsere Tochter ihm eine Motivation sind. Und er weiß dass ich ihm immer helfen werde wo ich mir kann. Dennoch muss er es aus eigenem Antrieb wollen und durchziehen.

Ich wünsche es mir wirklich sehr. Selbst wenn wir nie wieder zueinander finden als Ehepartner. Er ist und bleibt Vater und ich will dass er glücklich und gesund ist.
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 09:10:29
Jacky1,

Du bist mir hier gerade eine große Stütze. Danke dafür !

Hat deine Frau dir auch mit Konsequenzen gedroht und diese auch umgesetzt?
Hättest du dir gewünscht dass sie dich mehr unterstützt in den schlimmen Phasen oder wäre das wirklich nutzlos gewesen weil du selbst noch nicht an dem Punkt warst es dir einzugestehen?


Und zum Thema Hilfestellung. Ja es gibt jede Menge Beratungsstellen usw. Aber ich meine, bald können Autos fliegen und Roboter servieren unser Essen. Aber eine Tablette die dem Suchtkranken nimmt, gibt es nicht.
Ich wünschte es wäre wie eine Grippe die mit Antibiotika zu behandeln geht und dann weg ist.
Und da kommen wir zum nächsten Punkt.

Ich hab Mitleid mit ihm, mache mir sorgen ob er genug isst und schläft. Wie es ihm geht. Meine Gutmütigkeit ist ein echtes Problem geworden. Ich stelle ihn immer vor mich selbst.

Aber andererseits macht sich um mich auch keiner Sorgen. Er fragt zwar mehrmals am Tag ob es der kleinen gut geht, aber ob ich genug esse, schlafen oder sonst was fragt ja auch keiner…
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: amTiefpunkt am 03.08.2023 09:42:48
Moin Nessi,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, ein Meilenstein für dich, dass du deine Sorgen mit uns teilst!

Es ist immer schwer objektive Kopfentscheidungen zu treffen, wenn das Herz gegensteuert.
Zunächst mal 3 wichtige Feststellungen:
Sosehr du dir wünschst, sein Spielproblem zu lösen, so oft wirst du enttäuscht werden. Leider bist du machtlos an dieser Stelle, er übrigens auch. Erst wenn diese Machlosigkeit gegenüber dem Spielen eingesteht und lernt mit seiner Krankheit zu leben, wird er abstinent werden. Dieser Zustand wird niemals von alleine eintreten, der Weg der Abstinenz ist steinig und er wird viel Hilfe dafür benötigen, am besten von Spielern, die es aus dem Teufelskreis geschafft haben. Ich spreche von einer SHG, essentiell meiner Ansicht nach, um den Weg der Abstinenz zu gehen. Vergiss alle Maßnahmen, die er für dich zur Beruhigung macht, diese werden wie Sand im Meer zerlaufen.
Warum bist du hier im Forum gelandet und nicht er? Weil du dir Hilfe suchst und eine Veränderung anstrebst - diese kann mit ihm aber auch ohne ihn erfolgen. Wichtig ist, dass es dir dabei gut geht und momentan sehe ich nicht, dass er dir an irgendeiner Stelle gut tut oder dir Last abnimmt, eher dich belastet!?
Nüchtern betrachtet startet ihr eure Beziehung wieder bei 0, das Vertrauen ist komplett weg, schlimmer noch, Misstrauen schwehlt im Unterbewusstsein - eine (temporäre) Trennung ist ein guter Schritt. Setze ihm keine Bedingungen für eine Rückkehr (erst wenn du ein Jahr Therapie machst....), es muss von ihm intrinsisch getriggert werden, sonst bringt es nix.
Bei Fred, Jacky, André oder mir hat es auch funktioniert, aber nur weil wir alle Kraft daran gesetzt haben, mit unserer Sucht zu leben und wir leben heute gut damit, dies war aber nur mit Hilfe möglich!  8)
Grüße,
aT
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 10:46:30
Hallo aT,

Auch dir herzlichen Dank.

Danke für all eure Worte. Das hilft mir wirklich schon sehr.

Was heißt SHG ? Ich kenne wohl die Abkürzung noch nicht. (Oder Gott sei Dank nicht)

Ja er verletzt mich. Und ja ich weiß es ist vernünftig.
Aber es tut so unendlich weh.

Wir haben uns seit dem ganzen nicht persönlich gesehen. Das ist ja alles am Telefon passiert.

Mir fehlt das Gespräch. Wie geht es mit der Wohnung weiter? Wie mit der Geburt? Sollen wir direkt anfangen und uns beide eine kleinere Wohnung suchen. Oder soll ich noch „warten“ ob ein Wunder geschieht?
Das alles sind aber Hoffnungen die sowieso nicht erfüllt werden
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: amTiefpunkt am 03.08.2023 13:01:01
Auf Wunder braucht ihr nicht zu warten, die gibt es im Bereich der Spielsucht nicht, das abstinent werden ist mit harter Arbeit verbunden, unbequeme Entscheidungen sind zu treffen, es geht darum nicht mehr (in die Sucht) zu flüchten, sondern sich den realen Problemen zu stellen, und dies ist alles andere als einfach!
Er kann das, aber es muss es schon auch wollen!
SHG = Selbsthilfegruppe - gerade am Beginn des Weges der Abstinenz gibt diese Runde einen unfassbar guten support. Dort sitzen Menschen, die alle ein gemeinsames Problem in sich tragen - die Spielsucht. Und viele haben einen erfolgreichen Weg herausgefunden. Von diesen Erfahrungen kann man für sich selbst unheimlich viel mitnehmen.

aT
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Jacky1 am 03.08.2023 19:16:10
Hallo Nessi,

Hat deine Frau dir auch mit Konsequenzen gedroht und diese auch umgesetzt?
Hättest du dir gewünscht dass sie dich mehr unterstützt in den schlimmen Phasen oder wäre das wirklich nutzlos gewesen weil du selbst noch nicht an dem Punkt warst es dir einzugestehen?

Keine Konsequenzen angedroht und daher auch nicht umgesetzt.
Aber es wäre wohl nur eine Frage der Zeit gewesen und würde ich wieder spielen wäre ich sicherlich jenen ausgesetzt.
Aber im Grunde habe ich hier Narrenfreiheit.  :)
Mir wird vertraut und alle verlassen sich darauf das alles so funktioniert.
Manchmal denke ich es wäre besser meine Familie würde diese Suchterkrankung etwas ernster nehmen.
Nach ihrer Meinung kann man jederzeit damit brechen und spielfrei werden...man muss es halt nur wirklich wollen und angehen.
Dies tut mir aber sehr gut und raubt mir diese schon fast biblische Manifestierung der Unheilbarkeit.

Fairerweise muss ich gestehen dass schon etliche vergangenen Beziehungen nicht lange gehalten haben.
Wohl aber im gegenseitigen Einvernehmen, dies ist mir aber total egal.
Dar ich ja dadurch auch frei und meine finale Partnerin gefunden habe.

Hey liebe Nessi jetzt frage ich aber dich mal etwas.
Wenn du wirklich in dich hinein hörst und du hast ja gut beschrieben worin deine Sehnsüchte liegen.
In wieweit wärst du bereit irgendwelche Kompromisse einzugehen ?

Theoretisch kann er sich ja immer einmal von dem Spielen loslösen.
Das kann dann danach auch gut funktionieren, einige hier sind dafür gute Beispiele.
Weil wenn es nicht Klick macht im Kopf, könnte jeder alles weiterhin vorspielen.
Arztbesuche, Selbsthilfegruppen..usw.
Aber wenn dein Mann nun endlich etwas ernsthaftes unternimmt kannst du ihn ja auch zu diversen Gesprächen begleiten.
Wäre zumindest eine kleinere Erleichterung und würde dich sicherlich neu motivieren.

Ach, da gäbe es so viele Facetten.
Leider keine Pille und kein Hand auflegen, nur Ehrlichkeit und Vertrauen ist die Medizin.

Liebe Grüße     

Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 19:52:27
Guten Abend Jacky :)

tja das ist eine sehr gute Frage. Darüber habe ich heute auch schon viel nachgedacht.
Ich denke, wenn er diverse Regeln mit mir aufstellt und wir uns beide strickt daran halten, dann könnte das klappen.
Z.b. würde ich gerne die Finanzen so trennen, dass ich immer weiß dass ich sicher bin. Pins und Passwörter nicht mehr teilen. Etc.

Außerdem müsste er lernen, nicht wegen jedem scheiß zu flunkern nur weil er immer gut da stehen muss.
Auch wäre mir wichtig, dass er regelmäßig mit mir über alles spricht und mich daran teilhaben lässt. Bis jetzt hat er immer nur mit sich selbst alles ausgemacht. Wenn ich gefragt habe, hat er es angetan. Aus Schamgefühl und Verzweiflung denke ich.
Und einige Punkte mehr natürlich.

Des Weiteren wäre es aber vielleicht auch sinnvoll, gemeinsam eine Therapie zu machen. Um das Vertrauen wieder aufzubauen.

Ich habe oft das Gefühl, dass ihn irgendwas beschäftigt und er es mir einfach nicht sagt um
Mich zu „schützen“. Aber genau das lässt mich natürlich zweifeln.

Ich bin durchaus bereit ihm eine Hilfe zu sein und ihn zu unterstützen. Aber er muss halt
Von sich aus wollen. Nicht für mich oder die kleine. Sondern für sich.

Ich selbst muss natürlich auch lernen, dass ich nicht die Therapeutin bin. Das fällt mir vermutlich erstmal schwer. Ich würde ihm gerne alle möglichen Seiten und Hilfsmittel aufzeigen. Ihn anmelden oder überreden hin zu gehe . Aber genau das muss von ihm kommen. Und ich muss mir auf die Lippen beißen.

Wenn das passiert, kann ich mir vorstellen ihm noch eine Chance zu geben
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 19:57:15
Jetzt nochmal an alle :

er möchte morgen Abend vorbei kommen um sich frische Wäsche zu holen.
Somit treffen wir aufeinander.

Wie verhalte ich mich am besten?
Ich wünsche mir eigentlich dringend ein Gespräch. Ob er bereit ist, weiß ich allerdings nicht.

Soll ich ihn einfach fragen ob er weiß warum ich mich trenne ? Um heraus zu hören ob er es überhaupt verstanden hat?

Soll ich ruhig bleiben und versuchen ihm ein offenes Ohr zu bieten?

Darf ich weinen und vor ihm meine Emotionen zeigen? Dass ich stinksauer bin und trotzdem sagen dass ich ihn liebe?

Ich möchte ihm keine Hoffnung machen dass er mir nur wieder leere Versprechungen gibt. Ich möchte ihm klar signalisieren dass es so nicht geht.

Gleichzeitig möchte ich aber für mich wissen ob ich mir Hoffnungen machen darf. Denn die habe ich eigentlich schon.

Ahhhhh Chaos im Kopf
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Andre12 am 03.08.2023 21:32:43
Moin,

es ist doch egal was wir sagen, Hoffnung wirst Du Dir immer machen. Auch wenn wir sagen, mache das und das , wird sie da sein.

Es gibt kein richtig oder falsch, kein mache ich das so oder so, weil dahinter steckt einfach immer eine Erwartungshaltung. Die Fragen von Dir alleine bezwecken nur eins, was kannst Du tun, damit er so ist wie Du das haben willst.

Du hast doch deinen Standpunkt, vertritt ihn einfach. Sag ihm das auch. Kläre das mit Wohnung etc.
Du wirst es hier und heute und morgen nicht einfach so klären können , das Du damit leben könntest. Gestehe Dir das ein.
Du darfst ihm ggü alles zeigen, weinen, schreien, Vorwürfe machen, Liebesbekundungen  was weiß ich, das ist alles ok. es wird aber nichts ändern.
Kurzfristig, langfristig vielleicht schon. Die Frage ist doch eher, ob Du überhaupt bereit bist so weit  mit ihm zu gehen oder wie weit.

Ich erinnere Dich nochmal an Deinen ersten Satz hier im Forum: "  es ist das eingetroffen, was Du seit 4 Jahren befürchtet hast oder soll ich sagen erwartet hast ?

Deine Entscheidung, je nach dem, dann lebe aber auch mit ihr und den Konsequenzen.
Es kann sich alles sehr schnell ändern oder eben nicht.



Sorry, das Auffangen muss Jacky übernehmen.

Lieben Gruß

André
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 03.08.2023 22:01:52
Wofür sorry? Dass du mir einfach deine ehrliche Meinung sagst?
Dafür bin ich hier. Klar ist auffangen und gut zureden schöner.
Aber auch klare ehrliche Worte tun mir gut. Denn das muss ich alles begreifen.

Es ist heute geradeso der 3. Abend nach der ganzen scheiße. Ich erlebe die volle Achterbahn der Gefühle.

Ich freue mich über jeden Austausch. Denn das ist nicht nur dass ich lese und mir die Zeit Vertreib. Ich nehme mir das alles zu Herzen und versuche zu reflektieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Nur weil man lieber liest „ja mach es so und so und geb ihn nicht auf, ihr werden alt und glücklich werden und er wird für immer abstinent leben“ heißt es leider nicht dass es stimmt. Wie im echten Leben halt
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Andre12 am 03.08.2023 22:02:29
Nachtrag,

ich verarbeite das auch immer alles, was hier so geschrieben wird, was ich so von  mir gebe. War ich ja selbst Jahrzehnte  live dabei,

Eben fiel mir auf, dass meine Partnerinnen meistens nichts von meiner Sucht gewusst haben, auch nicht die Mutter meiner Tochter. Wir haben uns einfach getrennt, weil es nicht passte. Ich frage mich gerade, was Du machen würdest wenn es alles so ist wie es ist, ohne das Du von seiner Spielsucht weißt. Alles das was jetzt passiert ist, hat er getan und gemacht. Wie würdest Du es dann beurteilen ?

Lieben Gruß

André 
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Jacky1 am 03.08.2023 22:13:12
Hallo Nessi, 

Sorry, das Auffangen muss Jacky übernehmen.

Friendly Fire  :)
Aufgefangen wird nur am ersten Tag, dann wird wieder laufen gelernt. 

Da kann ich nur meinem sehr geschätzten Vorschreiber André zustimmen.
Es hat sich die ganze letzte Zeit ja nichts verändert, ja erzähle ihm deine Sorgen und Ängste.
Warum es nun so gekommen ist, du musst ja nichts beweisen und wolltest nur dass alles gut wird.
Wurde es nicht und ist es nun auch nicht.
Natürlich hören wir alle auch auf unsere Gefühle, diese sind ja nicht auszublenden.
Höre auf dein Herz oder auf deinen Verstand, versuche genau jenes zu machen was dir auch gut tun würde.
Und hey....und nicht nur für einen Tag. 

Liebe Grüße   
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 04.08.2023 07:56:28
Gute Morgen zusammen,

Also André, ich muss sagen, deine Frage zu beantworten fällt mir sehr schwer.
Ich kann dir nicht sagen wie es wäre wenn ich von all dem nichts wissen würde.

Er hat noch nie täglich gespielt. Bei ihm sind es sehr unregelmäßige Abstände, also glaube ich zumindest.
Und dann aber oft so, 2 - 3 Tage hintereinander. Bis er halt an kein Geld mehr kommt. Dann checkt er was passiert ist und flüchtet, geht zu Freunden Bier trinken, zum Fußball oder was auch immer.
Wenn er eine „Spielfreie“ Phase hat, ist er eher zuhause, macht im Haushalt mit, wir gehen mal spazieren oder machen irgendwas zusammen.
Garage ausmisten, Unkraut beseitigen, so Dinge eben.
Dann geht er auch mal ein Bier trinken aber er fragt dann auch ob ich mit möchte oder ob er gehen kann, nicht das ich vielleicht was anderes geplant hab. Also da sprechen wir uns halt ab wie man in einer Partnerschaft das eben so tut.
Wäre das der Alltag und ich wüsste nichts vom spielen, würde sei. Verhalten während der heißen Phase vermutlich schon zur Diskussion führen weil er dann wie ein zweite Gesicht bekomme, was ich ja nicht verstehen würde .
Aber getrennt hätte ich mich nie im Leben.

Dazu ist das drum herum viel zu gut.


Wenn aber sowas wie mit der Kreditkarte trotzdem passiert wäre, hätte ich ihn ja trotzdem zur reden gestellt. Wüsste ich nichts vom spielen dann würde ich vermutlich denken dass er eine andere hat die er versorgen muss. Und wäre ebenfalls misstrauisch. Dann würde ich ebenfalls alles hinterfragen. Ich geb dann auch nicht nach bis ich eine Antwort und Beweise habe. Da kann ich sehr stur sein.
Dann würde es vermutlich aber auch raus kommen mit der Sucht….


Ich verliere mich in hätte wäre würde könnte.

Ich glaub es geht nicht eindeutige zu beantworten
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Andre12 am 04.08.2023 08:29:03
Moin Nessi,

alles gut, so bekommst Du einfach mal einen anderen Blickwinkel.

Nur 2-3 Tage spielen hört sich nicht so schlimm an, solange spielen bis er an kein Geld mehr kommt schon nicht mehr.
Am Ende des Tages ist das Geld weg., ob morgen, übermorgen oder nächste Woche.
Dann wird er häuslich und wartet auf seinen nächsten Geldeingang.
Ich weiß ja auch nicht, wie er nach diesen Tagen ohne Geld zurecht kommt, wer bezahlt dann alles ?
Demnächst Windeln, Babykleidung, Utensilien ? Euer Essen ?  Urlaube, Unternehmungen ?

Ich meine ja nur , das sind dann Punkte die dann immer wieder hoch kommen werden, ausgesprochene oder unausgesprochene  Vorwürfe.
Wenn Du in Mutterschutz gehst, bekommst Du ja auch weniger.

Dann wird das immer schlimmer mit den Emotionen. Du wirst immer enttäuscht sein, weil eben die Sucht auch nicht von heute auf morgen "erledigt" ist.

Es gab Zeiten wo ich ernsthaft solche Gedanken hatte :" Oh Mann was will sie denn jetzt, ich hab doch den Müll rausgebracht, Rasen gemäht und sie  ist immer noch schlecht drauf"  Da war ich auch noch nass. Die Frage ist doch kannst Du diesen Prozess bis zur Abstinenz, wenn sie denn kommt, an seiner Seite mit gehen oder lieber jeder für sich und dann schauen ob ihr wieder als Paar zusammen findet.

So denke ich jedenfalls. Ich kann das immer wieder nur betonen, diese Emotionen haben mich immer wieder vom Wesentlichen abgelenkt. Ich hatte nur ein Ziel - keine Veränderung und dafür alles gesagt und auch gemacht. Das Problem selbst, also mich, konnte ich so nicht lösen.
Da ist aber auch jeder anders.

Lieben Gruß

André 



Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 04.08.2023 11:15:24
Ja da hast du recht.
Er war schonmal bei einem „Therapeuten“ allerdings nur 2 oder 3 Sitzungen.

Danach hat er tatsächlich 2 oder gar 3 Monate nicht gespielt. Da dachte ich ja auch schon, Mensch er hat scheinbar das schlimmste überwunden.
So geriet es bei mir natürlich auch in „Vergessenheit“

Mit den Finanzen hat er ja schon immer Probleme. Da er viele Schulden hatte bei Freunden usw. Ich wusste damals nur nicht dass die alle wegen der Sucht waren.
Ich dachte die kamen weil er damals wirklich wenig verdient hat. Ist ja auch egal. Wie gesagt, ich war/bin auch sehr naiv gewesen und hab oft die Augen verschlossen um der Tatsache aus dem Weg zu gehen.

Jedenfalls hatte ich ihm damals schon angeboten seine Schulden loszuwerden indem ich seine Finanzen übernehme. Er war auch sofort einverstanden und ein Stück weit glaube ich sogar froh darüber.
Nach dem Therapeuten kam er dann mal und hat gefragt ob wir das mit den Finanzen noch enger schützen können. Dass er gern die volle Macht entzogen haben möchte.

Somit habe ich alles übernommen und er hat Taschengeld bekommen.
Das hat auch gut funktioniert bis eben vor ein paar Wochen.
Dann hatte er wieder sämtliche Ausreden warum er mehr Geld braucht.


Was ich damit sagen will.
Ich wäre absolut bereit ihm beizustehen und mit ihm den Weg zu gehen. Aber er muss das auch wollen und ich erwarte dafür d n Etagen Schrott von ihm.

Allerdings ist auch die Frage, ab wann man von einer Abstinenz sprechen kann?
Nach 1 Monat , nach 6 oder noch länger? Wann ist er insoweit „gesund“ dass er sich selbst kontrollieren und shoppen kann. Ich kann mir nämlich schwer vorstellen die nächsten 50 Jahre täglich weiterhin mit Angst zu leben.
Gibt es irgendwann. Überhaupt diesen Moment in dem ich sagen kann, ja ich vertraue ihm wieder weil die „rückfälligkeitswahrscheinlichkeit“ verschwindend gering ist?! Und selbst wenn er rückfällig wird, weiß ich dass er danach sofort zu mir kommt und ehrlich ist.

Ich hoffe ich schreibe nicht total chaotisch. Ich hab nur so viel im Kopf und versuche alles loszuwerden.
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Andre12 am 04.08.2023 13:11:20
Moin,



Allerdings ist auch die Frage, ab wann man von einer Abstinenz sprechen kann?
Nach 1 Monat , nach 6 oder noch länger? Wann ist er insoweit „gesund“ dass er sich selbst kontrollieren und shoppen kann. Ich kann mir nämlich schwer vorstellen die nächsten 50 Jahre täglich weiterhin mit Angst zu leben.
Gibt es irgendwann. Überhaupt diesen Moment in dem ich sagen kann, ja ich vertraue ihm wieder weil die „rückfälligkeitswahrscheinlichkeit“ verschwindend gering ist?! Und selbst wenn er rückfällig wird, weiß ich dass er danach sofort zu mir kommt und ehrlich ist.


Keine Ahnung

Sagen wir 3 Monate nicht gespielt, weil kein Geld da und sonst nix gemacht. Das hat z.B. nix aber auch überhaupt nix mit Abstinenz zu tun.
MMn. kannst Du die Zahl 3 beliebig nach oben schieben, wenn der Rest bleibt.

Du siehst doch das es seit Jahren so geht oder nicht ? Wir brauchen doch nicht überlegen, ob er zwischen durch iwas war, außer das er Spielpausen mangels Gelegenheiten  oder Geld/Suchtmittel eingelegt hat.

Es ist doch wurscht ab wann von Abstinenz gesprochen werden kann. Was nützt Dir das, wenn Du sagst okay 6 Monate. Und nun ? 
So funktioniert unsere Sucht nicht. Wo ist dann der Unterschied zu heute zwischen seinen Geldeingängen ? Es gibt keinen, er harrt aus.

Was natürlich schon so ist, je länger nicht  gespielt wird, kann der Blick auf einen selbst klarer werden, weil sich nicht mit dem Verstecken der Sucht, Verstecken der Ausübung der Sucht beschäftigt wird.

Er muss also die Zeit nutzen, um auch an sich zu arbeiten.

Ich persönlich habe 4 Jahre  intensive Beschäftigung mit mir und mit meiner Sucht gebraucht um los zu lassen. So das ich keinen Druck habe wegzulaufen.
Da gehört soviel zu. Auch das Geld. Das muss wieder erlernt werden als Zahlungsmittel zu sehen.  Stand heute ist es sein Suchtmittel, das hat nix zu tun das er schlecht mit Geld umgehen konnte. Er hat es schlichtweg als Suchtmittel benutzt. Wie der Alki seinen Korn.
Das ist doch schon schwer genug und dann gibt es noch zig andere Punkte. Hast Du Dir hier mal die Beiträge der Spieler durchgelesen  oder einige ?
 
Stand heute:  er ist süchtig und hält daran fest. 

Veränderungen wirst Du sofort merken bei ihm. Ach und Du knüpfst Bedingungen  um ihn zu begleiten. Macht er seit 4 Jahren nicht und nun?  Du hast keinen Einfluss drauf ob er will oder nicht. Es hat sich bis jetzt nichts geändert. Ich verstehe das immer gar nicht. Der Punkt auf den Du wartest ist nun endlich eingetroffen, jetzt schreibst Du mit uns und suchst Strohhalme für ihn und für Dich.

Aus Deiner Sicht verständlich, außer meiner nicht.

Kann Dir leider nichts Positiveres schreiben. Ich hoffe dennoch er bekommt die Kurve. Nur hoffen und glauben machen wir wo ? Nur Taten werden helfen. Das gilt für Euch beide.

Meine Meinung.


Lieben Gruß

André



Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 04.08.2023 14:24:41
Ja du hast recht André!

Ich merke aber in deiner Antwort auch, wie wenig ist über die Krankheit weiß.

Ich glaube für mich ist es jetzt erstmal wichtig im Kopf klar zu werden. Und ich möchte mich, für mich, damit beschäftigen.

Aber das mit dem Strohhalm ist wirklich so. Leider… naja. Jedenfalls werde ich hier jetzt mal intensiv stöbern, mich belesen und hoffentlich immer mehr verstehen.

Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Fred am 04.08.2023 22:04:30
Moin Nessi,

mit so ziemlich jeden "Scheiß" den du hier niederschreibst habe ich in meiner nassen Zeit meine jeweiligen Partnerinnen verarscht.

Mein erster ehrlicher Aufhörversuch sah dann ungefähr so aus:
https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?topic=1070.msg12877#msg12877

(da ist allerdings nur der finanzielle Teil davon beschrieben, hinzu kommen noch hunderten Stunde langer, ehrlicher Gespräche, Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeforen und viele andere Kleinigkeit die so passieren, wenn ein Mensch sich ernsthaft seiner Sucht stellt.)

Ich denke du erkennst das Strickmuster.

Es tut mir leid, dass du hier sein "musst".
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Fred am 04.08.2023 22:31:01
Allerdings ist auch die Frage, ab wann man von einer Abstinenz sprechen kann?
Nach 1 Monat , nach 6 oder noch länger? Wann ist er insoweit „gesund“ dass er sich selbst kontrollieren und shoppen kann. Ich kann mir nämlich schwer vorstellen die nächsten 50 Jahre täglich weiterhin mit Angst zu leben.

Nessi, eine Suchthelferausbildung darf man erst machen, nachdem man 18 Monate abstinent war.
In den Selbsthilfegruppen schwirrt irgendwas von 6-12 Monaten umher.
Hängt wohl auch individuell von dem Menschen ab.

Spannender ist die Frage:
Was ist denn "Abstinenz" überhaupt ?
Grob gesagt, eine selbst gewählte Enthaltsamkeit.

Das sagt jetzt eigentlich alles was man wissen muss.
Ich habe mich entschieden enthaltsam zu sein / nicht zu spielen.
Das kann morgen anders aussehen.
Mein ganzes restliches Leben lang wird es so sein.

Damit es so bleibt, gibt es in meinem Leben natürlich feste Regeln.
Die Zeit der "Enthaltsamkeit" schafft auch Platz für neue Gedanken.
Und je länger man etwas nicht mehr ausübt, desto verblasster auch die Erinnerungen.

Ganz brutal auf den Knackpunkt gebracht:
Er wird den Rest seines Lebens ein Suchtmensch sein. ( nicht nur Spielsucht, sondern auch besonders anfällig für andere Süchte )

Komm am 16.09. zu unserem Forentreffen / Grillevent, dann kannst du JJ oder meine Frau fragen, ob es sich lohnt den Weg zu gehen.
https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?topic=1061.msg12974#msg12974

. Ich kann mir nämlich schwer vorstellen die nächsten 50 Jahre täglich weiterhin mit Angst zu leben.
Diese "Angst" sollte er dir nehmen ... jeden Tag ein Stückchen mehr. ( siehe auch den Link im vorherigen Beitrag )
Titel: Re: Hochschwanger- Trennung als Konsequenz
Beitrag von: Nessi2503 am 04.08.2023 22:37:27
Hallo Fred,

Vielen Dank für deine Beiträge.
Ich werde mir gleich die Verlinkungen von dir ansehen.
Allein der Austausch tut mir sehr gut.

Vorallem auch zu sehen, dass es doch schon einige geschafft haben und es Hoffnung gibt dass er es auch schaffen kann.


Das Treffen am 16.9 würde ich sehr gerne annehmen. Allerdings habe ich am 26.9 den Entbindungstermin. Und die Wahrscheinlichkeit dass unsere Prinzessin früher kommt, ist gar nicht so gering :)