Moin Paul,
schön das Du noch da bist, schön das Du hier bist. Ich mochte gestern nicht mehr antworten, doch bin ich heute früher aufgestanden.
Beim Lesen Deines Beitrages wurde ich stark an die Patienten mit Polysüchtigen, während meiner stationären Therapie, erinnert. Das war für mich ganz schlimm, wenn Sie erzählten, mit Koks vollgedröhnt, voll mit Alkohol und dabei in der Kneipe 2 Automaten gespielt. Die Patienten waren im eignen Flügel, aber ein mal in der Woche hatten wir zusammen eine Art SHG ohne Therapeuten. In der 3 Woche war ein Thema, dass sie sich da alle um eine Frau stritten. Sie hatte gesagt, der hatte gesagt usw. Unfassbar. Spiegelt es aber doch nun wieder, dass es einfacher ist sich mit allem anderen zu beschäftigen, aber nicht worum es geht. Um sich selbst.Der Sucht ist jedes Mittel recht: Die Partnerin nervt-Zocken, die Partnerin ist gegangen-zocken, der Kunde hat ordentlich Trinkgeld gegeben-zocken, der Kunde hat zu wenig bezahlt-zocken... Diese Liste kann ich beliebig fortführen
Was mir extrem auffällt ist wie sehr Du betonst dass Du alles unter einem Filmriss machtest, diesen Alkoholkonsum aber nicht als bedenklich ansiehst, Du nimmst das irgendwie als Entschuldigung für Dich selbst, die Verantwortung schiebst Du innerlich Richtung Alkohol , die 1000 Euro kannst Du verschmerzen, wenn es bei den 1000 Euro bleibt, fängst also an es runterzuspielen, es darf nur nicht so weiter gehen. Du steckst so in einem Gedankenkreislauf fest. Du hoffst das es in ein paar Tagen wieder vorbei ist, wird es wahrscheinlich auch, aber wie Du es ja selbst so treffend beschreibst bis zum nächsten Mal.
Du hast aber diesmal was anders gemacht, Du hast uns schon mal berichtet. Nehme es als Schuss vor den Bug, denn trotz allem, trotz Alkohol warst Du es der mit diesen Gedanken, letzen Endes bei der Seelsorge angerufen hast. Gehe zur Suchtberatung. Trinke keinen Alkohol, der enthemmt und lässt alle Emotionen raus, die Du anscheinend auch während des Trinkens, also bereits betäubt, zur Zeit nicht aushalten kannst und noch ins Spiel flüchten musst.
Als ich selbst ca. 8-9 Monate spielfrei war, war ich in der Stadt unterwegs, in der meine Stammspielhallen sind. Völlig berudert stand ich davor, um ein Haar hätte ich auch gespielt. Ich konnte es abwenden, wer weiß wo ich gelandet wäre, wenn ich da rein gegangen wäre. Danach habe ich die Mischungen (Whiskey) weggelassen und Bier in Rahmen getrunken.
Lieber Paul schaue auf Dich, ändere Deine Automatismen. Mache was anders. Pack Deine Kinder ein und lade sie spontan zu was ein, wenn Du "zuviel" Geld hast
Selbst wenn Du dann 2,3,4 Monate spielfrei bist, höre nie auf an Dir zu arbeiten. Bleib immer dran, bei mir war es selbst ja auch nen Drahtseilakt davon loszukommen. Heute, ohne Probleme, das erste Jahr musste ich höllisch achtsam bleiben, bis ich meine neue Automatismen verinnerlicht habe. Ich bin es heute noch, aber es ist viel einfacher.
Mache Dich nicht selbst klein, bestrafe Dich nicht immer wieder selbst, Du bist ein wertvoller Mensch.
Lieben Gruß
André
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….