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An alle Spieler die nicht mehr spielen

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amTiefpunkt:
Moin Lotus,

dein Wissensdurst bezüglich Spielern gefällt mir, die Informationen können und werden dir helfen in der nahen Zukunft.

Ich werde mal versuchen die Thematik aus meiner Sicht und Erfahrung heraus zu erörtern. Jacky hat ja bereits aus dem Nähkästchen geplaudert - ich bin verheiratet und habe 3 Kinder mit meiner Frau. Einen Hang zum Spielen hatte ich schon immer, auch als ich meine Frau kennen gelernt habe. Allerdings würd eich mich heute rückblickend an diesem Punkt noch nicht als pathologischen Spieler betrachten. Der Übergang in die Sucht erfolgt schleichend, dies kann innerhalb weniger Wochen erfolgen oder aber wie bei mir innerhalb von Jahren. Meinen Höhepunkt der Sucht (ich nenne ihn mal lieber Tiefpunkt, daher auch mein Benutzername) hatte ich nach der Geburt des 2. Kindes, die Probleme (Schulden, Diebstahl und soziale Abschottung) waren derart mächtig, dass ich das Leben nur noch beim Spielen ertragen habe - wie eine Flut werden die Probleme der Realität weggespült. Was im Spiel betäubt wird, ist nach dem Spiel umso akuter - wie ein Alptraum, nur dass es keiner war. Irgendwann flog die Sache dann doch auf, obwohl ich es über Jahre in schauspielhafter Glanzleistung geheim halten konnte. Dies war damals meine Chance, wohl die einzige, die sich mir eröffnen würde. Meine Frau stand zu mir und ergriff die Chance, für meine Familie, aber in erster Linie für mich selbst, da der Weg bis zum Totalschaden nur noch wenige Meter von mir entfernt war. Es war die bisher beste Entscheidung meines Lebens! Es folgten schwierige Monate und Jahre, die für alle beteiligten nicht einfach waren, vor allem das Wiederherstellen des Vertrauens in der Partnerschaft ist mühselig. Dies alles ist lange her, etwas verblasst, aber stets bleibt die Spielsucht ein Teil von mir, mit dem ich mich befassen muss. Ich bin der Spieler, nicht meine Frau, deswegen ist es mein Thema und es bleibt auch meines.
Nun aber zu deiner Frage bezüglich des Charakters:
Der Charakter eines Menschen wird einem in die Wiege gelegt und wird natürlich im Laufe des Lebens noch ein wenig von der Erziehung der Eltern und dem sozialen Umfeld geformt, aber grundsätzlich ist er da. Menschen wie mich, die ihre Probleme seit jeher gerne mit sich selbst ausmachen, sidn meiner Ansicht nach besonders gefährdet für Spielsucht, aber ich kann mich auch hier auch täuschen.
Ich bin heute der gleiche Mensch wie vor meiner Sucht und wie zu meiner aktiven Spielerzeit. Geliebt und geachtet habe ich Frau und Kinder immer, was besonders leidet unter der Sucht, ist die Ehrlichkeit gegenüber den Menschen, die einem blindes Vertrauen schenken. Hier wird Vertrauen mit Füßen getreten und genau dies ist später so unheimlich schwer wiederherzustellen in einer funktionierenden Partnerschaft.
Wenn dein Partner egoistisch ist, dann war er es auch schon vor seiner Sucht. Klar , dass Stimmungsschwankungen (vor allem negative nach großen Verlusten) vom Spielen her kommen, aber die grundzüge eines Menschen bleiben, so ist/war es jedenfalls bei mir!
So, jetzt aber genug gesülzt hier.  8)
Kämpfe um deine Beziehung, Lotus, aber kapituliere irgendwann, wenn du den Kampf nicht gewinnen kannst! Ich wünsche dir, dass du dann auch die Kraft dazu hast!
aT
 

Andre12:
Moin


--- Zitat von: Lotus am 14.07.2023 08:26:30 ---
Du hast deine Sucht deiner Exfreundin gegenüber nie geäußert, schreibst das es wie ein Freibrief ist das mir M.es erzählt hat.
Diese Sicht ist mir neu.
Ich für meinen Teil habe es immer als Erleichterung empfunden wenn er erzählt hat das er spielen war. Auch wenn ich es oft schon vorher in ihm lesen konnte finde ich es gut das er es mir erzählt.


--- Ende Zitat ---

Na ja, so braucht er nichts verheimlichen, kann sich ausheulen und allen die Schuld geben und fühlt sich besser. Die Last geteilt. Wunderbar.
Die Scham fehlt  komplett.  Er brauch ja auch nicht lügen, es gibt keine Konsequenzen von Deiner Seite aus.  Morgen aufs Neue.
Eher sogar Mitleid, Verständnis und bisher das was er am meisten will : sein Suchtmittel. 
Für ihn  eine win ( hat eine Partnerin) win ( kann sich auskotzen, Leid teilen ) win ( kann weiter spielen ) win ( bekommt eventuell noch Suchtmittel)  - win ( muss nichts ändern ) Situation.

Und für Dich ?

Außer das er Dir Dein Gefühl bestätigt, dass ist natürlich besser, als wenn er es nicht erzählen würde und Du Dich nur fragen müsstest, war er oder war er nicht?

Egal wie es drehst und wendest, wir können doch Stand heute im hier und jetzt nicht im entferntesten davon ausgehen, dass er was ändert. Das aber genau der entscheidende Punkt. Wenn er es tut, wirst Du es auch merken. Daher schreibe ich Dir eher, was Du tun kannst und zwar für Dich. Wenn Du bei Dir bist, ergeben sich viele Fragen die Du stellst. So als Ansatz, wenn Du weißt was jdm mit Dir machen kann, hast Du auch automatisch eine Konsequenz. Daher ist es wichtig seine eignen Grenzen zu kennen. Das ist aber genauso schwer, wie als Spieler, ehrlich auf sich selbst zu schauen und eben selbst die Konsequenz daraus zu leben, umzusetzen. Es sei denn die Konsequenz ist nichts zu ändern, dann ist es einfach.

So betrachte ich das.

Lieben Gruß

André


Fred:
nicht immer wörtlich zu nehmen, aber sinngemäß

ca. 250.000 lügen und ausreden
ca. 25.000 engelszungen die immer wieder die damenwelt einzulullen wussten
ca. 2.500 versprechen mit dem spielen aufzuhören
ca. 2.500 versuche mit dem spielen aufzuhören ... selten mehr als ein paar Stunden / Tage
ca. 250 menschen die ich beleihen belügen und bescheissen konnte
ca. 25 menschen die das mit sich haben machen lassen
ca. 2,5 ehescheidungen
genau 1 ernsthafter versuch mit dem spielen aufzuhören
ca. 30 jahre zu spät ...

jetzt frage ich dich, was sollte ich jemandem raten, dem dies mit hoher wahrscheinlichkeit bevorsteht ?
entscheide mal für dich selbst .... musste sowieso ...

lass mich deine gedanken während des lesens raten:
1. versuch - ja der fremde (irre) aus dem forum vielleicht, aber doch nicht mein "M"
2. versuch - nicht bei jedem muss das so krass sein
3. versuch - ich bin hier im falschen forum, die sind alle gegen mich

gruß aus hamburg :-)

Lotus:
Ihr lieben Spieler,

wenn es meine Zeit zulassen würde dann möchte ich am liebsten jedem einzelnen von euch antworten.
Kurz ich will sagen ich bin echt geplättet von allen euren ehrlichen und direkten Antworten. Das ist ja besser als jede Therapie!!!
Da konnte die junge Dame in der Suchtberatung für Angehörige der Diakonie mir doch kein Quentchen so helfen wie ihr.

Ich weiß schon länger was ich für mich zu tun habe, allerdings bin ich jetzt gestärkt, z.T. bestätigt und ich fühl mich sogar ein bisschen gehalten.

Ja vor allem gehalten, da ich ein Mensch bin der immer gibt und sich selbst vergisst. Wie gesagt das ist mein Thema lebenslang. Doch ich arbeite daran.
Möchte ja schließlich nicht als gemolkene Kuh enden.
Das will ich heraus finden ob M.für mich, nein nicht für mich vor allem für sich kämpft und bereit ist einen spielfreien Weg zu gehen.

Ich für meinen Teil kann nicht mehr tun....

Liebe Grüße




Fred:

--- Zitat von: Lotus am 14.07.2023 21:24:05 ---Kurz ich will sagen ich bin echt geplättet von allen euren ehrlichen und direkten Antworten.
--- Ende Zitat ---

Absolute Ehrlichkeit sich selbst und anderen Gegenüber ist ein wichtiger Faktor der Abstinenz.
Vor allem wenn man jemals wieder Vertrauen von Menschen geschenkt bekommen möchte, die einst dieses Vertrauen verloren.
Wir sind ja hier eine spezialisierte Gruppe mit genau einem Thema.
Da ist kein Platz für Ausreden oder drum herumreden.

Andererseits ist nicht jeder bereit für all die gesammelten und konzentrierten Erfahrungen.

Stell dir vor, M sei Heroinabhängig. Würdest du ihm helfen, wenn du ihm mal kleine "Dosis" leihen würdest ?
Auch wenn das vielleicht abwegig klingt, ist fast jede Sucht im Wesen identisch.
Bei Spielern ist es komplexer, weil wir den Umgang mit unserem Suchtmittel ( hier Geld ) wieder in Maßen lernen müssen.
Daher ist ein Geldmanagement oftmals hilfreich, wenn der Betroffene dies auch aus freien Stücken so realisiert.
Genaus so bei "Dicken" - wozu ich mich auch zähle - ist es schwer die Essensmenge einfach nur zu reduzieren.

Die allermeisten von uns Spielern spielen nicht nur mit Geld. Sehr oft auch mit den Menschen in ihrem Umfeld.
Nicht immer gezielt. Aber wir sind oft auch echt gute Schauspieler und perfekte Manipulatoren.

Du müsstest dich jetzt wirklich ernsthaft mit dem Thema Spielsucht beschäftigen um nicht in diese Fallen zu tappen.
Um die kommenden Enttäuschungen besser zu verarbeiten.
Um nicht daran zu zerbrechen.

Eigentlich total fies ... warum sollst DU soviel machen, wo du doch gar nichts "verbrochen" hast ?
Oder du stellst M mal genau diese Frage ... "warum sollst du" ... "er müsste doch " .. oder ?

Was wir hier vermutlich alle zu 100% garantieren können ist, dass sich absolut nichts von alleine ändern wird.

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