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Wie fühlt sich der Entzug an?

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Jacky1:
Hallo JJ und herzlich Willkommen,

ein aktiver Spieler hat keine andere Wahl als zu lügen, damit schützt er seine Sucht und sein Ansehen in der Realität.
Er weiß aber schon, dass er in diesem selbst erschaffenen Konstrukt verloren ist.
Alles ehrlich und offen zu gestallten würde ja zwangsläufig dazu führen, Konsequenzen zu erfahren.

Natürlich wirft man nicht einfach mal so ein gewohntes Umfeld weg, nicht bei Ihm und auch nicht bei Dir.
Eine Familie! Einer davon ist ein pathologischer Spieler und alle leiden mit.
Enttäuschungen und fehlendes Vertrauen sind ein schlechtes Fundament in einer Beziehung.
Der Spieler ändert nichts, wenn er es ja gar nicht muss!
Er spekuliert eh auf eine Chance nach der nächsten und passt einfach besser auf nicht erwischt zu werden.
Oder riskiert einfach alles..für ein paar Gratisspiele.

Wir sind aber dennoch alle verschieden..dachte eigentlich immer, ich wäre der größte Lügner der Welt gewesen.  :)       

Nun, da stehst Du nun JJ....
Du wirst es wohl selbst in die Hand nehmen müssen, handle wie Du es für richtig haltest.
Für Dich, Deinen Mann und Euch beiden.
Er kann es ja anscheinend nicht.

Ich habe sehr lange gespielt, über 30 Jahre, so gesehen ging es schon sehr lange bis ich spielfrei/abstinent war.
Aufgegeben hatte ich mir selbst etwas zu glauben, darum erzählte ich es meiner Familie um es mir auch beweisen zu können.
Wieder an mich zu glauben!
In der Tat hat diese Sucht eine Lücke bei mir hinterlassen, gut so und ich werde sie nie mehr füllen.
So stelle ich mich jeden Tag meinem Leben und das Schöne dabei..endlich mache ich es auch gerne.

Du scheinst Schokolade ja zu mögen, stelle Dir vor bei jedem Stück davon gefährdest Du Deine Familie immer etwas mehr.
Doch Du belügst und hintergehst sie um in Ruhe weiter naschen zu können.
Und sie wollen es auch nicht, dass Du unzählige Tafeln jeden Tag vernascht.
Das ganze Geld geht drauf dafür...wo bliebe dann Dein Selbstwert dabei ?
Er nähme täglich ab, während Du immer nur zu nimmst...es würde Dir enorm schaden..es gäbe keine Grenzen.
Du bräuchtest dann Hilfe und die Bereitschaft sie auch annehmen zu wollen.
Da gäbe es kein "ich kann es nicht"..."will es nicht"..........
Es sei denn...Du würdest Konsequenzen erfahren oder soweit unten aufschlagen, dass es eh keinen anderen Weg mehr gäbe.

Wenn er sich nicht besinnt "nicht kann/will/schafft"...dann ist es halt so.
Du schreibst ja auch hier und nicht er, weiß er überhaupt davon ?
Ist es Ihm auch egal ?
Dein Leben sollte ihm nicht egal sein...so stark ist keine Spielsucht!

Mein Entzug war wunderbar denn ich wollte unbedingt neue Ziele erreichen.
Musste nicht kämpfen, sondern nur zulassen   frei zu sein. 
 

Kopf hoch JJ und Dich nicht aufgeben, niemals.

Liebe Grüße   
 
 
     

 
       

JJ:
Hallo Ihr Lieben,
nun muß ich mich noch mal richtig bei Euch bedanken. Die Art wie ihr mir ausführlich, eindringlich und gleichzeitig sehr einfühlsam geantwortet habt, hat mich wirklich überwältigt. Ich mußte das erstmal verarbeiten.

@aT Danke für Deine direkte Art. Ja, wie oft will ich das noch machen? Gute Frage!! Aber ist es realistisch mit ihm zu vereinbaren "Ab heute kein einziger Ausrutscher, sonst bin ich weg?" Ist es nicht die realistischere Option, sich auf einen langen steinigen Weg mit ihm einzustellen? Ich darf ihm leider nichts mehr glauben. Das wird die schwerste Herausforderung für mich...

@sstteeffaann: Habe mich nun ein wenig mit Co-Abhängigkeit beschäftigt. Danke für den Link!! Letztendlich geht darum, egostisch zu bleiben. Richtig?? Ich werde mich beobachen.... ich fürchte, ich bin ein ziemlich egoistischer Mensch. Aber dann darf ich das ab sofort ja mit gutem Gewissen sein. Deine Geschichte habe ich noch nicht ganz gelesen. Wenn ich es richtig weiß, ist sie mit Abstand die längste hier. Ich bin sehr gespannt!! Und ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ihr uns Ahnungslose hier ein Stück weit mit in Eure Welt nehmt!!

@aT Warum ich gerade wissen will, wie "er" sich fühlt? Nun ja, wie ich mich fühle, weiß ich. Wie er sich fühlt, weiß ich nicht. Denn wieviel er auch mit mir redet: Was davon kann ich glauben? Fakt ist, dass ich gerne möchte, dass er seinen Seelenfrieden findet. Und ich keine Ahnung habe, ob das eine realistische Hoffnung ist. Wenn ich Eure Beiträge lese, meine ich "Ja, man kann seinen Seelenfrieden nach (oder im?) Entzug finden. Ob er die Stärke dazu hat, ist wieder eine andere Frage.... Ich muß zugeben, ich glaube nicht an ihn. Wenn der Spieler als "netter Nachbar" bei ihm am Gartenzaun steht, wird er ihn strahlend herein bitten.

@Jacky Schönstes Zitat von Dir: "Die Sucht wird bei mir eine Lücke hinterlassen und ich werde sie nie wieder füllen."
Bewundenswert, weil es so geläutert klingt. Man kann sich nicht mit irgendwelchen anderen Tätigkeiten dauerhaft ablenken. Da bleibt etwas, mit dem man klarkommen muß. Und das man nicht leugnen kann.

Das "Klischee", das ich von einem Glücksspieler hatte, erfüllt ihr alle nicht, muß ich zugeben. Soviel Tiefgründigkeit, auch in Euren Beiträgen zu den anderen Themen, hatte ich hier wirklich nicht erwartet!!
Ihr helft mir sehr, Zusammenhänge zu verstehen, die mir vorher nicht in dieser Form bewusst waren.
Was ich an meinem Mann immer liebte, ist seine Mischung aus Intelligenz und Warmherzigkeit. Wie so ein Mensch in die Abgründe der Spielsucht abrutschen und es nicht schaffen, das hinter sich zu lassen?
Es ist für mich kein Widerspruch mehr. Es ergibt mehr und mehr "Sinn" (besser: Logik), dass er dort gelandet ist.

Viele Grüße
JJ

JJ:
Hallo Harald,
ja, ich fürchte Du liegst nicht sehr weit daneben...
Aktuelle Lösung ist ja: Ich soll bitte alle Finanzströme unter meine Gewalt nehmen bzw. kontrollieren. Er meint, dass ich ihn damit vor größerem Unheil bewahren kann. Ob das ausreicht????? Ich weiß es wirklich nicht. Denn am Ende wird es ein reiner Kampf zwischen seinem und meinem Ideenreichtum sein.
Tut mir leid, wenn ich jetzt noch eine naive Frage stellen muß: Lebst Du wirklich auf der Parkbank oder ist es "nur" ein Spruch?
JJ

Jacky1:
Hallo JJ,

es kommen ja schon einige hier ins Forum, meist folgt dann ein halbherziger Beitrag oder halt gar nichts.
Ohne dies nun negativ zu bewerten, ich kann nicht wissen was in den jeweiligen Köpfen vorgeht und wie sehr sie darunter wirklich leiden.
Vielleicht lesen sie auch lieber als zu schreiben...

Du aber bringst Dich voll in eigener Sache mit ein, antwortest auf jeden Beitrag hier, dies sogar noch sehr emphatisch im Verstehen.
Es ist Dir wichtig, willst es greifen und etwas ändern.
Dieses dann hier von Dir so zu erfahren ist mehr als nur eine Bereicherung hier.

 

--- Zitat von: JJ am 01.10.2021 12:50:54 ---Das "Klischee", das ich von einem Glücksspieler hatte, erfüllt ihr alle nicht, muß ich zugeben. Soviel Tiefgründigkeit, auch in Euren Beiträgen zu den anderen Themen, hatte ich hier wirklich nicht erwartet!!

--- Ende Zitat ---

Es war nicht immer so, doch diese Tiefgründigkeit war schon immer in uns, wenn auch früher in der Dunkelheit der Sucht verborgen.
Ich kann Deinen Mann besser verstehen als Dich, ich war genau so wie er ..außerhalb der Details.
Einzig was uns momentan unterscheidet ist der Umgang mit unserer Erkrankung.
Sie war nie mein/unser Feind, dies waren wir schon immer selbst!

Früher war für mich der Austausch hier mit Angehörigen immer wie ein "Opfer - Täter Ausgleich".
Zwar jetzt eh schon genug Zucker geblasen... :), aber das muss nun noch sein....
Menschen wie Du in Ihren Berichten haben mich gelehrt, es ist nicht so.
Denn wir tragen einander.

Grüß Dich     
 
 

 

Jacky1:
Hallo Harald,

einmal das Wort "hier" ( man könnte es auf dieses Forum beziehen und entspräche dann nicht der Wahrheit.)
Und einmal eine profane Gewaltandrohung.
Ich mache es wirklich nicht gerne Texte zu zensieren...verzeih mir.

Sonst aber alles ok.  :)

Grüß Dich

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