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Wie fühlt sich der Entzug an?

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JJ:
Hallo Harald,

Gott sei Dank hast Du Deine Corona-Infektion (trotz des anscheinend sehr schweren Verlaufes) noch gut überstanden!!
Pass gut auf Dich auf.

JJ

Sarahl:

--- Zitat von: JJ am 01.10.2021 16:41:32 ---Hallo Harald,
ja, ich fürchte Du liegst nicht sehr weit daneben...
Aktuelle Lösung ist ja: Ich soll bitte alle Finanzströme unter meine Gewalt nehmen bzw. kontrollieren. Er meint, dass ich ihn damit vor größerem Unheil bewahren kann. Ob das ausreicht????? Ich weiß es wirklich nicht. Denn am Ende wird es ein reiner Kampf zwischen seinem und meinem Ideenreichtum sein.

--- Ende Zitat ---


Hallo JJ,

ich klinke mich auch mal in deine Beiträge ein.
Was du schreibst klingt zu 100% nach dem was ich die letzten 6 Jahre mitgemacht habe.

Gute Tage:
"Schatz übernimmt du bitte meine Bank, damit ich kein Geld habe"
"Hier hast du meinen Perso, damit ich nicht spielen kann"
" Ich möchte anders leben und gehe zur Therapie

Schlechte/übliche Tage:
- pfandflaschen weg gebracht
- handy verpfändet
- Schufafreien Kredit beantragt
- neues Bankkonto angelegt
-"du bist so eine Kontrollsüchtige irre gib mir meine Karte"
-"ich will mein Geld zurück damit ich endlich frei bin"
- oh ich habe meinen Termin bei der Caritas voll vergessen

Wenn dir etwas davon aktuell bekannt vor kommt, kann ich dir sagen: er ist (noch) nicht so weit es zu lassen/zu wollen .
Bei mir wurden sämtliche Termine des Partner mehr oder weniger nur gemacht damit ich Ruhe gebe bzw er nach außen hin den Willen zeigen könnte.
Nichts davon war wirklich ernsthaft.

Das weiß ich jetzt und bin gerade mitten in der Trennung.
Es ist mega hart und ich werde noch mehr heulen die nächste Zeit, aber inzwischen bin ich überzeugt, dass das

1. für mich das richtige ist. Ist dann frei bin von ständigem Gedanken machen, Sorgen machen oder alles im Griff haben zu wollen
2. mit mir an seiner Seite sich definitiv nichts verändern wird und dies auch für ihn eine Chance ist zu sehen was mit ihm los ist.
3. sich zu öffnen gegenüber Mitmenschen wirklich hilfreich ist um eine andere Sicht zu bekommen
4. dieses Forum mich bestärkt hat die Trennung endlich durchziehen
5. ganz viel Ballast von mir abfallen wird trotz der Traurigkeit die oft noch in erster Reihe steht.

Ich weiß nicht wie es bei dir ist und jeder hat seine eigenen Grenzen. Für mich war diese lange überschritten und ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich mit meinen Kräften am Ende bin. Wollte nicht wahrhaben, dass es zusammen nicht funktioniert. Wollte weiterhin glauben, dass sich was ändert, weil der Mensch hinter der Sucht der perfekte Partner für mich ist.

Horch in dich hinein. Wie oft denkst du daran was bei ihm gerade los ist. Was er sich als nächstes als Ausrede ausdenkt. Ob wieder "doofe" Briefe im Briefkasten liegen. Du dich fragst, ob er gerade ehrlich zu dir ist. Du ein schlechtes Bauchgefühl hast.

Sollte dies bei dir der Fall sein, überlege dir ob und wie lange deine Kraft dafür noch reicht und wie sehr du das Gefühl hast , dass es bei ihm " Klick" gemacht hat.

Liebe Grüße
Sarah

JJ:
Heute sind wir endlich einen Schritt weiter gekommen. Mein Mann war heute bei der Suchtberaterin der Caritas. Er bekommt da jetzt 7-10 Sitzungen im 14-tägigen Rhythmus. Er kam sehr erleichtert und berührt nach Hause. Zu meiner großen Erleichterung, hat er sich nun dafür begeistern lassen, nächste Woche mal zu der Selbsthilfegruppe zu schauen.

Gestern hatte er noch zu mir gesagt, er wissen nicht ob SHG das richtige für ihn sei. Ich: ".....warum?" Er: "Die ganzen Suchtis da, ich weiß nicht ob das so mein Ding ist." Wenn der Spielsüchtige Vorurteile vor Spielsüchtigen hat...... Das ist schon klasse!!!! Ich: "Was hast Du gegen Spielsüchtige??" So ein beknacktes Gespräch. Ich mußte an meine damals 85 jährige Großmutter denken, die immer sagte, sie wolle nicht ins Altersheim, da seien nur so alte Leute.

Ich selbst habe in der letzten Woche entschieden, an Plan A und Plan B parallel zu arbeiten. Er meinte, Plan A sei mit ihm und Plan B ohne ihn. Eigentlich ist Plan A eher mit Haus und Plan B ohne Haus. In beiden Plänen kann er entweder vorkommen oder halt nicht. Ihn hat das total entsetzt. Im nächsten Jahr müssen wir eine Anschlussfinanzierung für unser Haus abschließen. Die werden wir dann erstmal mit 2 Jahren Laufzeit abschließen und dann entscheiden, ob alles noch Sinn macht. Danach dann entweder weiter finanzieren oder verkaufen.

Bis dahin kann er zeigen, wie gut er sein Leben in den Griff kriegt. Gestern fand er ja wie gesagt noch, wenn er sich genug anstrengt, dann schafft er es ganz aus eigener Kraft, die Sucht hinter sich zu lassen. Dass er den ganz festen Willen dafür (im Moment) hat, das glaube ich ihm sogar, habe ich ihm gesagt. Aber wenn der Anfänger auf der Skipiste gleich die schwarze Abfahrt nehmen will, wird es auch ihm nicht reichen, sich ganz ganz arg anzustrengen. Das Anstrengen alleine wird sein Problem nicht lösen.

Hat er dann doch irgendwie verstanden.

@Sarah: Somit hat Deine Mail in mir wirklich etwas bewirkt. Aktuell ist Trennung nicht mein Weg, aber ich habe am Wochenende viel über Deine Worte nachgedacht. Es muß auch den Weg ohne ihn geben!! In meinem Kopf muß der Weg vorhanden (und am besten schon ausgebaut) sein!! Und dann werde ich frei entscheiden können, was mir gut tut und was ich will!!!
Dass Du für Dich einen so klaren Schlussstrich gezogen hast und nun dazu stehst, finde ich bewundernswert!! Zieh das weiter durch. Ich glaube, Du bist da gerade ganz richtig unterwegs!! Der Schmerz wird Schritt für Schritt abnehmen und Du wirst Dich mehr und mehr in dein neues Leben einfinden!! Mach es Dir so schön, wie es nur geht. Geh einfach mal alleine Frühstücken, erkunde mal einen neuen Wanderweg in Deiner Umgebung oder lass alte Freundschaften wieder aufleben!! Und lass Dich nicht frustrieren, wenn mal was doof ist: Gute und schlechte Tage gibt es überall. Den schwersten Schritt hast Du bereits hinter Dir!!

Viele Grüße
JJ

Fred:

--- Zitat von: JJ am 05.10.2021 14:51:49 ---Gestern fand er ja wie gesagt noch, wenn er sich genug anstrengt, dann schafft er es ganz aus eigener Kraft, die Sucht hinter sich zu lassen.
--- Ende Zitat ---

http://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php/topic,28.msg580.html#msg580

Theoretisch KANN man es "alleine" schaffen, aber warum sollte man das tun, wenn es mit Hilfe und Unterstützung doch soviel erfolgreicher sein kann ?
Warum sollte man eine Chance auslassen, abstinent zu werden ?`
Nur um sich zu beweisen was man für ein harter Bär ist, lohnt das Risiko es nicht zu schaffen einfach nicht.

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