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Positives an Glücksspiel?

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Crazy Chris:
Hallo Leute,

meiner Meinung nach bringt Glücksspiel nur Leid und Elend mit sich.

Gibt es eigentlich rückblickend, vor allem für die schon länger abstinenten, irgendwelche positiven Faktoren oder Erkenntnisse aus der ganzen Scheisse?

Mir fällt da irgendwie nix ein..

Lg

Chris

Fred:

--- Zitat von: Crazy Chris am 09.12.2016 12:21:11 ---Gibt es eigentlich rückblickend, vor allem für die schon länger abstinenten, irgendwelche positiven Faktoren oder Erkenntnisse aus der ganzen Scheisse?
--- Ende Zitat ---

Die Spielsucht hat bei mir schon einige Dinge bewirkt, die ich durchaus positiv sehe.
( Meine jetzige Frau, meine Arbeitssituation, mein Wissen über mich selbst und vieles mehr )

Dieses würde ich jetzt aber nicht als positive Aspekte des Spielens nennen wollen.

Außerdem ist das sowieso Spekulation, da niemand je erfahren wird, was aus seinem Leben ohne Spielsucht geworden wäre )

Schaue ich mir Bekannte & Nachbarn aus meinem Umfeld an die nicht Spielkrank sind, ist aber auch dort kein einziger dabei, mit dem ich jetzt spontan tauschen wollte :)

Ich habe gelernt die Vergangenheit als vergangen zu akzeptieren und bewerte diese im nachhinein nicht mehr.
Daher fällt es mir wirklich schwer rückwirkend Schlüsse aus 30 Jahren Spielsucht zu ziehen.

Klingt vielleicht pervers .. aber gefühlt war alles zu seiner Zeit in meinem Leben so wie es wohl sein sollte.
Ich bereue die Enttäuschungen die ich bei anderen Menschen ausgelöst habe, aber nicht meine Spielerkarriere selbst.
Es ist irgendwie der ganz überwiegende Teil meines Lebens und das war "ich" einfach. Es gehört dazu, es gehört zu mir.

Jetzt ist ein neuer Abschnitt - spielfrei vermutlich bis zur Regenbogenbrücke
Es fühlt sich gut an, besser als die "andere" Seite, aber nicht leichter ... eher schwerer ... nicht mehr vernebelt ... aber gut

Blume:
Hallo :)

Ich als Angehörige habe durch die Sucht meines Partners wieder zu mir gefunden. Ich weiß nun wieder was Wertschätzung ist und habe viel Ballast von mir gelassen was mir im allgemeinen nicht gut tut. Ich habe euch kennen lernen dürfen und dafür bin ich dankbar. 

Bei meinem Freund passiert ähnliches. Ich denke das ich vorher funktioniert habe und nun lebe ich wieder....

Es grüßt

Blume :)

Olli:
Hi!

Positive Faktoren durch die Spielsucht ...

Die Suchtausübung als solche war immer destruktiv - auch wenn ich das damals nicht ganz so sah.
Damals hatte ich Spaß, hatte Zockerkumpane in den Kneipen.
Das verlorene Geld war mir immer egal. Mir ging es um die Zeit, in der ich mich aus heutiger Sicht nicht mit mir selbst beschäftigen musste. So überdeckte ich meine Einsamkeit ebenso, wie die unerfüllten Erwartungshaltungen Anderer an mich.

Ich baute aber auch Ängste auf, da ich mich ihnen nicht stellte.
Einer der Großen war ein Auszug aus dem Elternhaus.
Ich hatte Verlassensängste, die sich sogar als prophetisch gezeigt haben.
Durch meine Sucht untergrub ich zusätzlich meinen eigenen Selbstwert.
...

Mit Beendigung der Suchtausübung krempelte ich mich Stück für Stück um.
Damit bin ich aber längst noch nicht fertig! :-)

Der Genesungsweg führte mich zur Reflektion - wahrscheinlich so, wie ich es wohl niemals OHNE Sucht getan hätte.
Die Reflektionen führten zu Veränderungen. Manche waren im Nachhinein recht einfach - andere führten zu seelischen Schmerzen - wieder andere stehen noch an.
Die Abstinenz stößt, wenn man es zulässt und auch etwas dafür macht, einen Prozess an, der vielleicht niemals enden wird.
Er führte mich bisher - klingt jetzt vielleicht hochgestochen, aber es stimmt - zur Selbstbestimmtheit.
Diese wiederum schafft Selbstvertrauen. Es schafft Zufiedenheit.

Ich schließe mich also gerne den Worten eines SHG-Mitgliedes an:
Ich bin froh ein süchtiger Spieler zu sein, wurde ich doch zu dem, der ich heute bin!

Nachtrag:
Ich fragte mich gerade, welche Intention Dich getrieben hat diese Frage zu stellen, Chris.
Deshalb möchte ich noch etwas anfügen:
Wer sich auf den Genesungsweg begibt, der darf die Vergangenheit hinter sich lassen.
Sie ist unveränderlich - das, was wir getan haben ist z.T. widerlich und abstoßend - ja.
Es bringt aber nichts, sich deshalb zu zerfleischen - es reicht vollkommen daraus zu lernen und Dinge nun im Heute anders anzugehen.

Anni:
Hallo ihr Lieben,

ich kann euch heute etwas positives an Spielsucht erzählen...also ein positives Resultat im weiteren Sinne.

Ich bin ja von der Spielsucht nur "2.ten Grades" betroffen, der Mann meiner Mutter ist fett spielsüchtig und sie krass co-abhängig.

Aufgrund der Vorkommnisse der letzten Wochen, die mich echt völlig aus den Schuhen gehebelt haben, habe ich aber über vieles nachgedacht, das mich betrifft.

Und so kam es, dass ich endlich den Mut hatte, einen Job, der mich schon lange nicht mehr erfüllt hat, an den Nagel zu hängen. Also noch nicht richtig, es ist erstmal eine Beurlaubung....aber ne lange ;)

Und das habe ich nur getan, weil mir ganz deutlich bewusst wurde, dass ICH wichtig bin, mein Leben und das meiner Kinder und ich nicht aus irgendwelchen anerzogenen Motiven nen Job machen muss, der mich unglücklich macht.

Und letztlich ist es das Resultat seiner Spielsucht....und ihrer Co-Abhängigkeit. Beides hat mich total tief getroffen.....aber es hat Gutes bewirkt!

Insofern, das, was hier schon ein paarmal geschrieben wurde, kann ich nur bestätigen, zumindest als Angehörige. Man bekommt die Chance, umzudenken, zu reflektieren und zu agieren, dafür müssen anscheinend manchmal krasse Sachen passieren.


Liebe Grüße an die Gemeinde

Änni

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