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Grün ist nicht immer grün

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Andre12:
Moin,

wird mal Zeit über mein heutiges grün zu berichten.

Dieses Jahr habe ich soweit alles erreicht was ich mir vorgenommen habe.Hier und da gibt es sicherlich was zu mäkeln, gerade unter meinen eignen strengen  Maßstäben.Mein Zuhause ist soweit eingerichtet... langsam kommt auch ein bisschen Deko in das Haus, was es doch tatsächlich gemütlicher macht.Meine gesundheitlichen Ziele ( analog zu meinen Vorsätzen) sind soweit erfüllt.Komme langsam zur Ruhe und merke wie sehr ich doch persönliche Ziele und vor allen Dingen Alltagsstrukturen brauche.Heute ist mein erster Urlaubstag. Habe ein paar Kleinigkeiten im Haus erledigt, bin dann endlich mal los einen Laptop kaufen( endlich!!!  auf dem I-Phone schreiben fällt weg )  Ich freue mich darüber.... aber auch das war erstmal eine Überwindung, da ich keinen unbedingt brauche , kann die meisten Sachen ja mit dem Firmenlaptop erledigen. Als ich dann, statt loszufahren, hier und drüben über "uns" nochmal gelesen habe, dachte ich nur ich bin bekloppt... losgefahren und schreibe jetzt drauf. Selbst mein Nachbar der mich dann drauf hinwies , das genau der Laptop 60 € günstiger ist bei einem anderen Anbieter konnte mir nicht die Laune vermiesen.... ( Mist, sonst vergleiche ich immer... na ja ist auch egal, umtauschen will ich auch nicht und ich gönne es auch dem örlichen Händler) 
Ich stelle immer wieder fest, das die längste  persönliche, zwischenmenschliche Beziehung die ich habe ,  mir immer noch sehr suspekt ist, die zu mir selbst! 
Ich weiß so langsam wie ich ticke, ich gerne Dinge, die mich persönlich betreffen schleifen lasse, ich schnell wieder in alte Denkraster falle, gerade beim Betrachten meiner Außenwelt, meinem Umfeld.... ich so schnell in mein Schubladendenken beim Einordnen von Situationen falle, nicht erkenne wann ich objektiv oder subjektiv bin. Ich traue mir also nicht unbedingt selbst,d.h. nicht das ich das nicht aushalte, das schaffe ich relativ problemlos, doch nehme ich mir selbst dadurch viel Energie. Ich gehe davon aus, das es so noch einige Zeit bleiben wird, dazu habe ich mich  wohl viel zu oft selbst enttäuscht.

Vor ca 15 Monaten schrieb ich hier, das ich nur wieder eine Partnerschaft eingehen werde, wenn ich es will und nicht aus den Gründen wie früher; nicht alleine sein, eine Frau an der Seite muss sein etc. Mir wurde bereits oft gesagt ich bin soweit, ich selbst habe aber noch nicht das Gefühl, denn wenn es enger wird, gehe ich automatisch 2 Schritte zurück. Vielleicht war auch keine dabei, vielleicht schütze ich sie nur, vielleicht habe ich angst, wobei auch immer, zu versagen, fühle ich mich doch in der Rolle des unabhängigen, einigermaßen gut situierten Junggesellen, als der, der sich eine aussuchen darf, sehr wohl. Außendarstellung perfekt, und muss nix erfüllen...... Oh, Mann, weiß ich doch genau das einfach angst, wovor auch immer ( vielleicht sehe ich mich bei Dramen in der Beziehung, wieder in der Halle, oder eifersüchtig mich zu betrinken weil ich nicht weiß wohin mit meinen Gefühlen, geschweige wie ich diese dann aushalten soll, oder sonst irgendein "Scheiss" zu machen) dahinter steckt, weil es ja immer so war........ auch wenn ich weiß, das es damals mein altes "grün" war......
Ich krame also morgen meine Therapie-Mappe raus und schaue mal auf meine alten kurzfristigen und langfristigen Ziele. Eine to-do Liste wird wieder geschrieben....  Dr.Google wird befragt  :)
 
Ich empfinde die Suche nicht als Last, eher als Gegenteil, sie ist befreiend für mich. Ich sehe es sportlich und es macht mir Freude mich zu entdecken, menschlich, persönlich weiter zu entwickeln. Ich habe ja die Wahl, ich kann es tun, muss es aber nicht. Egal welche Entscheidung ich jeweils treffe, ich treffe sie bewusst, sehenden Auges, bei klarem Verstand, fernab meiner Sucht....doch immer begleitend.....

Also, eine schöne Woche für alle !

André

Andre12:
Moin,

Ich bin soweit zufrieden mit meinen neuen jetzigen Leben. Von Zeit zu Zeit kommen mir mal Gedanken  hoch wie z.B. wie konnte ich nur solange an der Sucht festhalten ?, wische ich gleich wieder weg, da ich ja für mich weiß warum . Mag es auch nicht mehr durchdenken. Es steckt eh fest verankert in meinem Kopf.

Schmunzeln  und Kopfschütteln zu gleich muss ich dennoch oft über mich , wenn es um das Thema Geld geht. Ich freue mich wenn ich ohne Gedanken zu machen den Kühlschrank voll habe , um das banale mal zu erwähnen.Theoretisch bräuchte ich also nur in meinen  Kühlschrank zu schauen und mache damit bereits eine SHG, Suchtprävention. Wie oft , wieviele Jahrzehnte musste ich mir darüber Sorgen machen. Check




--- Zitat von: Andre12 am 20.12.2021 16:59:43 ---

Ich krame also morgen meine Therapie-Mappe raus und schaue mal auf meine alten kurzfristigen und langfristigen Ziele. Eine to-do Liste wird wieder geschrieben....


--- Ende Zitat ---

Hier drücke ich mich gerade seit Monaten vor.
Merke das mir irgendwie noch was fehlt und brenne  drauf mal zu schauen, was ich empfinde , was ich entdecke oder nicht, wenn ich die Mappe mit all meinen Übungen, losgelöst  von der Sucht mache und betrachte.
Ich weiß ja, dass mir nix passieren kann. Trotzdem schiebe ich es.
Vielleicht stelle ich fest , da kommt nicht mehr , vielleicht entdecke ich noch viel mehr. Vielleicht sollte ich es alles lassen wie es ist . 

Ich mache es sowieso irgendwann, brauche halt etwas Zeit . Wenn ich bereit bin , werde ich es wissen.  Nur dann macht es auch Sinn.

Ich bin dankbar , dass ich mich heute mit  solchen Gedanken und Dingen beschäftigen darf und kann.

Lieben Gruß
André

Andre12:
Moin ,

Medea schrieb in Ihrem Tagebuch, dass sie sich wohl erst in 10 Jahren wieder selbst vertraut, hinsichtlich der Spielsucht. Ich überlege die ganze Zeit, wie ich das denn nun bei mir selbst sehe. Manchmal denke ich, wie konnte ich nur ?, wieso so lange ? Nicht das ich  mich jetzt gräme oder so was, für mich war der Weg in die Sucht unumgänglich und das habe ich so akzeptiert und verstanden. Bei all meinem beruflichen Erfolg /Ehrgeiz etc, hatte ich immer dieses beklemmende, wenn ich vor großen Gruppen sprach., wenn ich auf  viele verschieden  Charakteren  gleichzeitig traf. Ich wurde unruhig, fast ohnmächtig vor angst, ein richtigen Druck verspürte ich hinter meiner Stirn. Oder auf dem Fußballplatz, wie oft habe ich mich zurückgenommen oder angst gehabt Fehler zu machen, irgendwie "entdeckt " zu werden, alleine und hilflos. Ich wollte ja nur  dazugehören, normal sein wie alle anderen, ohne auf mich selbst zu achten, geschweige mich selbst zu kennen. Das ist heute alles anders, ich stehe zu mir, ich akzeptiere mich und  diese Scham , Unruhe, diese Versagensängste, nicht anerkannt zu werden sind einfach weg. Das krasse ist, die Situationen sind genauso wir früher, nur in meinem Kopf läuft ein anderer Film, ich selbst empfinde anders und es macht mir nix mehr aus, vielleicht auch mal anders zu sein, aber ich bin bei mir selbst. Meine Angst war einfach unberechtigt und für mich auch gar nicht definierbar. Das alles zu verstehen gibt mir eben genau diese Gewissheit, mein Leben ohne Sucht gestalten zu können. Das Verständnis für mich selbst, nicht nur sagen, sondern es auch so meinen und so handeln. So blöd es klingt, wenn man oder als ich mich begriff, war alles einfach und es gibt für mich keinen Weg zurück in die ausübende Sucht. Never, ever.

Lieben  Gruß

André

Jacky1:
Hallo Andrè,

einige Menschen denen man begegnet sind ein Geschenk andere hingegen eine Lektion.
So ergeht es ja auch denen die Dir begegnet sind. 
Keiner kann für alle ein Geschenk sein.

Normal sein wie sie anderen:
Ich empfinde es bei einigen eigentlich als schlimmer, dass sie sich nicht verstellen und sich so geben wie sie sind.
Aber gut so, dann kann ich gezielt auch ihnen aus dem Weg gehen und mir eine Lektion ersparen. :)
Unsere Sucht hat nie etwas kompensiert und wir wollten nur damit alleine sein.
Das war alles nur Schall und Rauch, nichts greifbares. ein Betäubungsmittel.
Vor den Dingen die wir glaubten umgehen zu müssen, statt sich allem zu stellen.

Sich zu ändern....geht in vielen Dingen einfach nicht.
Dann aber gezielt damit umgehen, es zu akzeptieren und frei selbst entscheiden zu können ob man für sich eine Lektion sein wollte...oder ein Geschenk.
Wie auch immer....sind wir normale Spielsüchtige ?
Never, ever... es gibt darin keine Normalität.

Auch ein sehr schöner Thread, ich mag ihn sehr.

Liebe Grüße 
   
   


 

Andre12:
Moin Jacky,

so musste ich Dein Feedback doch erst drei Mal lesen. Danke dafür. Der eine Punkt, der bei meinen gestrigen Beitrag noch fehlte, ist die Abgrenzung. Gerade im privaten Bereich. Um dieses zu können, musste ich ja erst lernen, wer, was oder wie ich selbst bin. Jeder hat ja auf irgendeine Art eine Rolle zu erfüllen, in dem jeweiligen Umfeld. Gut ist es, wenn man das denn weiß, nicht gut ist es, wenn die Grenzen verschwimmen, wenn man sich dabei selbst verliert.Noch schlimmer ist es eben, es nur so zu kennen von klein auf an. Ich war nur am Aufsaugen der Empfindungen von außen, nahm alles für meins und reagierte mit Unverständnis, wenn Reaktionen anders waren, als ich sie versuchte zu lenken, ohne es selbst zu wissen, dass ich dieses überhaupt tat.In der Sucht brauchte ich mich nicht mit diesem "Scheiß" auseinander zu setzten, dass was ich eh nicht verstand.Ich war ein Schauspieler, ohne es selbst zu merken. Wovon sollte ich mich abgrenzen, ich kannte es nicht anders.
Hoffe Ihr versteht das, was ich hier schreib. :)

Ich bin so froh, das ich aus diesem Gedankenkreislauf, aus diesem Empfinden  gekommen bin. Mein blinder Fleck, der aber alles lenkte.

Lieben Gruß
André

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