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Grün ist nicht immer grün

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Andre12:
Moin,

so wollte mal wieder was von mir hören lassen. Danke nochmal an die letzten beide Beiträge/Kommentare. Ich mochte den ersten Beitrag von Taro gar nicht zu Ende lesen. Warum?, weil genau das da stand was ich gemacht habe. Knallhart und direkt. Ich bin wie gesagt seit 3 Jahren damit beschäftigt aus meiner aktiven, wie sagt ihr immer? nassen Zeit rauszukommen. Stück für Stück, mehr oder weniger erfolgreich. Ich brauchte einfach so lange, ich habe mich weiter gewunden wie so ein Aal um immer wieder mal in die zensiert zu gehen. Und Taro ja, die Ehrlichkeit zu sich selbst, der wirkliche Entschluss nicht mehr zu spielen der ist jetzt erst gefallen. Jetzt sind es 71 Tage ohne. Und es ist einfach geil. So langsam verstehe ich alles, vor allen Dingen mich selber. Und ich schaue auf die letzten 3 Jahre zurück, und ich komme immer wieder zu den Entschluss: Es musste alles so laufen (die Gespräche bei der Ats, die stationäre Behandlung, die SHG , die private Behandlung durch schematische Behandlung, die ewigen Rückfälle, die vielen Gespräche mit Freunden, dies Aufarbeiten der Vergangenheit und der Gegenwart, dies Auseinandersetzen mit sich selbst, dies Hingucken in alle Richtungen) All das war und ist mein Weg. Für mich gab es gar nicht die Lösung zu sagen: so jetzt ist schluss damit, sei ehrlich und fertig, auch wenn ich es zig mal behauptet habe, ich konnte mich immer noch nicht sehen. Dann hätte ich es nur verdrängt, weil ich bin wie ich bin, weil ich ticke wie ich ticke. Das zu erkennen, sich selber anzunehmen das war meine Aufgabe. Es gibt kein Spieldruck, es gibt kein "nicht Aushalten "mehr. 
Ansonsten geht es mir super. Beschäftige mich mit meiner Ernährung und Sport ,beruflich voll eingespannt. Es ist schön seine eignen Interessen langsam zu entdecken. Es ist schön ich selbst zu sein. 

Gruß an alle

André12

Andre12:
Moin,
da ich kein Tagebuch führe,schreibe ich mal einfach unter meinem Thema.
Ich bin immer noch spielfrei und war heute endlich mal stolz auf mich. Es kamen letzten Monat Lohnsteuer und jetzt Urlaubsgeld zusätzlich auf mein Konto. Habe noch alles. Kein Verlangen, kein Brennen unter den Nägeln und vor allen Dingen habe ich keine Angst es wieder mal zu versenken. Kann offen darüber reden, da ich ja weiß ich werde es morgen auch noch haben. Es ist ein herrliches, schönes und befreiendes Gefühl. Der Weg war hart und ist hart, aber es lohnt sich und die Spielfreiheit ist zu erreichen.

Ansonsten komme ich beruflich  mit meinen neuem Job gut voran. Kämpfe oder besser stecke aber irgendwie im privaten Bereich noch fest. (Freundin weg, auch das hat in mir ein Loch gerissen ) Aber nun gut auch das gehört zu meinem Weg. Mir fällt es noch schwer, Dinge für mich zu finden, die mich befriedigen und oder erfüllen. Meine eignen Emotionen zu erkennen, meinen Weg für mich zu finden. Aber ok, hoffe viele Dinge ergeben sich einfach durch die Spielfreiheit. Was mir, bei mir im privaten Bereich auffällt, ist immer noch Antriebslosigkeit, vielleicht auch Lethargie und Ziellosigkeit. Beschäftige mich gerade mit Hauskauf und oder Umzug in eine neue Wohnung, neue Möbel. Macht mir aber auch nicht richtig Spaß, aber ich mache es einfach. Mir schwirren dann immer  Gedanken wie, ist das richtig jetzt wegzuziehen oder laufe ich nur weg ?  Habe jetzt erstmal noch 2 Wochen Urlaub und werde mich mit obg. Dingen weiter beschäftigen. Habe Bücher gekauft wie z.B. das innere Kind und merke einfach beim Lesen wie mich das alles angestrengt hat in den letzten Jahren und ich mich irgendwie auch nicht mehr so tief beschäftigen mag. (Mit mir) Versuche jetzt einfach mal nur einen Punkt in Angriff zu nehmen. (Selbstwertgefühl) Und schaue ob es mir damit besser geht. Ach ja, gelaufen bin ich auch nen paar Mal in den letzten Wochen und beim Training war ich jetzt auch wieder öfters.  Ach und Gerichte habe ich gekocht .... was ich ausser Spaghetti/Bolognese auch nie gemacht habe.

Ok, noch einen schönen Tag

André

Andre12:
Moin,
ich frage mich immer wieder, wieso mir es so schwer gefallen ist, mit dem Spielen aufzuhören. Bin jetzt bei Tag 170 irgendwas, ist nicht wichtig, nur wichtig das es so bleibt. Die Frage werde ich mir nie so richtig beantworten können, auch das ist nicht wichtig für mich, da ich es nicht mehr ändern kann. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart im Hier und Jetzt. Durch meine Spielfreiheit kann ich mir erlauben,  auch an meine Zukunft zu denken, ich kann planen, ich kann mir Wünsche  erfüllen. Ich kann mein Leben endlich eigenverantwortlich leben und gestalten. Ich kann mich zeigen. Ich kann meine Komfortzone verlassen, ohne Angst zu haben irgendwas "falsch" zu machen.
Warum schreibe ich das? Eigentlich nur, weil ich immer wieder hier im Forum auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen zwischen, trocknen und nassen Spieler treffe.  Nasse Spieler, finden 1000 Gründe warum Sie nicht zur SHG gehen, warum sie nicht Einzelgespräche machen, warum Sie nicht alles versuchen um endlich spielfrei zu werden. Sie messen sich an andere Spieler: Oh wie lange hast Du gespielt? oder ach Du warst stationär? Ach, so viel hast Du bereits verspielt ?nee so schlimm ist es bei mir nicht. Man findet Gründe um sich das Spielen weiter erhalten zu können.
Ich denke immer, ja,ich war/bin genauso. Wollte aufhören, vor zig Jahren am 31.12.2003 hatte ich mir gesagt,nachdem ich 2200 € versenkt hatte, ich höre auf. Punkt.  Hielt 26 Tage.... gab es wieder Geld. Irgendwann Januar 2017 auf Druck von außen und von mir habe ich mich mit meiner Spielsucht beschäftigt. Das war ein Schritt, aber noch lange nicht  die ersehnte Spielfreiheit. Aber ein Anfang. 3 Jahre  Arbeiten an mir (Bücher zum Thema, SHG, Hypnotiseur, Einzelgespräche, Aufarbeiten der Kindheit, stationäre Therapie) dann war ich endlich soweit nicht mehr mein Geld zu versenken. Ich hab immer gedacht in  diesen 3 Jahren waren es Rückfälle,wenn ich wieder spielen war, nein, das waren keine Rückfälle, es war eine Unterbrechung vom Spielen. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Mit jedem Monat meines Versuches Aufzuhören , kam ich ein Stück weiter, so paradox  es sich anhört. Ich hatte so viele Dinge probiert, alles was wir hier immer vorschlagen, aber nie  aufgehört. In laufe dieser Jahre habe ich mich selber  immer besser kennengelernt. Irgendwann verstand ich, warum ich in diese zensiert gehen mußte. Es wurde besser, also von langsam steigern in die Spielsucht, bis volle Pulle und dann langsam runter auf Null.Je mehr ich mich selber sah, ich mein Selbstwertgefühl wieder fand bzw. überhaupt hatte, je achtsamer ich war umso besser wurde es. Meine Lieblings-Therapeutin sagte Anfang des Jahres zu mir: Ich ticke so wie ich ticke, und so lange ich es nicht aushalte ich zu sein, werde ich immer wieder mal spielen gehen müssen. Irgendwie nahm sie mir mit dieser Aussage soviel Last von den Schultern.
Jetzt beginnt für mich die eigentliche Arbeit, jetzt lasse ich mich zu. Ich verlasse eingefahrene Wege und das fällt mir richtig schwer. Ich hätte bis zum Tod so weitermachen können. Tue ich nicht. Ich gestalte mein Leben selber. Ich werde nicht mehr eine Partnerin haben, weil ich nicht alleine sein möchte, ich werde mich nicht mehr hinterm Sport verstecken, ich werde nicht mehr  feiern, weil ich es (mich) nicht aushalte oder sonstige Dinge tun, nur um irgendwo vor wegzulaufen. Nein, ich tue all diese Dinge oder auch nicht, weil ich es möchte. All das erlaubt mir jetzt meine Spielfreiheit. Es lohnt sich, dran zu bleiben, auch nach diversen Rückschlägen.

Lieben Gruß an alle

André


Andre12:
Moin,

so wollte mal Euch den aktuellen Zwischenstand nach meiner jetzt 8 monatigen Spielabstinenz mitteilen. Hatte ja geschrieben jetzt beginnt für mich die eigentliche Arbeit... Und das ist noch salopp ausgedrückt. Hatte ja den Ansatz ich muss was ändern, habe dann vor ca 18 Monaten den Job gewechselt um diese Komfortzone zu verlassen. Manchmal denke ich daran noch zurück, hatte alle Freiheiten, hatte Mitarbeiter und konnte mir meine Zeit selbst einteilen. Oder besser gesagt, ob ich arbeite oder nicht lag einfach in meiner Hand, war ja immer zu erreichen.  Dann wurde mir 2017  noch eine höhere Stelle angeboten ( 35 Mitarbeiter) für nahezu ein lächerliches Aufgeld. Begründung : ich wüßte ja sofort wie alles geht und wenn ich was sage, spuren sie ja alle. Na, ja denke dann immer oh man wie lange habe ich da verbracht und es hat sich nix geändert. Als mir dieser Job angeboten wurde, hatte ich gerade meinen Therapieplatz bekommen. So im Nachhinein ärgere ich mich manchmal das ich abgesagt habe, aber nur aus dem Grund für meinen Lebenslauf. Sonst nicht. Jetzt bin ich für 2 Produkte verantwortlich ( Vertrieb und Entwicklung ) Habe mich so langsam eingearbeitet. Vieles positives erreicht. Merke aber wie ich das Gefühl habe, es befriedigt mich nicht. Im privaten habe ich mir eine neue Wohnung gesucht, leider erst am 01.04.21 möglich. Auch hier verlasse ich meine Komfortzone und frage ich mich, ob mir das was bringt außer das doppelte an Miete. Freundin ist auch weg ( Haben  nie zusammen gewohnt). Das ist auch nach 6 Jahren erstmal wieder ungewohnt. Es prasseln also viele neue Dinge auf mich ein, und ich wünschte ich könnte sagen: toll alles neue Herausforderungen, jawoll die nehme ich an. Merke aber seit längerem wieviel Kraft mich das alles gekostet hat und noch kosten wird. Ich habe mit meinen Emotionen sehr viel zu tun. Da ich alles so schlecht einschätzen kann. Empfinde nicht viel Freude an irgendwas. Das heißt nicht das ich jetzt sage, oh mit spielen war alles besser um Gottes willen. Da war das ja auch alles da, nur noch 1000 mal schlimmer und alles verdrängt. Es sind irgendwie 47 Jahre die ich gerade Stück für Stück für mich aufarbeite und nicht vergessen darf ich lebe im hier und jetzt.  Ich freue mich wenn ich mir Dinge leisten kann. Wenn da ein Auto steht zu verkaufen und ich sagen könnte ja kaufe ich. ( Brauche ich nicht, hab Dienstwagen). Ich weiß meine neue gewonnene Freiheit sehr wohl zu schätzen und geniesse sie  auch bewußt. Bin aber irgendwie an einem Punkt der mich innerlich nicht zur Ruhe kommen läßt, obwohl ich so müde und abgespannt bin. Ich grübel dann viel nach und nehme mir dann die Motivation fürs Tun, Machen und Handeln. Lach, typisch ich: stehe mir manchmal selbst im Weg. Ich hoffe meine Antriebslosigkeit ist nur einfach eine vorübergehende Phase.
Ich bin sehr dankbar, dafür ich über diese Dinge schreiben kann.
So, es lag mir einfach auf dem Herzen und wollte das einfach mal loswerden.

Gruß an alle . Viel Spaß beim Bergfest

André

Jacky1:
Hallo Andre,

erstmal :
Du bist hier im Forum auch manchmal im Chat, von keinem anderen sehe ich mehr Danke unter "unseren" Beiträgen als von Dir.
Du bist präsent, spürbar und auch greifbar, gerade wieder mit Deinem neuen Beitrag.
Was wir alle auch sonst so treiben in unseren Leben, dies hier gehört dazu.
Auch hier dürfen wir sein.
Es ist etwas gutes und bestärkt uns doch in allen Bemühungen....ein gutes Zeichen lieber Andre.

 

--- Zitat von: Andre12 am 04.11.2020 12:36:56 --- Ich habe mit meinen Emotionen sehr viel zu tun. Da ich alles so schlecht einschätzen kann. Empfinde nicht viel Freude an irgendwas. Das heißt nicht das ich jetzt sage, oh mit spielen war alles besser um Gottes willen. Da war das ja auch alles da, nur noch 1000 mal schlimmer und alles verdrängt. Es sind irgendwie 47 Jahre die ich gerade Stück für Stück für mich aufarbeite und nicht vergessen darf ich lebe im hier und jetzt.

--- Ende Zitat ---

Freude, besser gesagt viel Freude empfinde ich eigentlich mein ganzes Leben nicht.
Doch wie sollte ich dies beurteilen, etwas nicht zu empfinden was ich gar nicht zuordnen kann und nach welchen Maßstäben überhaupt.
Überglücklich zu sein ist wohl das Gleiche wie viel Freude zu empfinden.
Ich will/wollte immer alles und zwar so extrem/intensiv wie nur möglich....
Doch meine Umwelt spielt/spielte da wohl nie richtig mit...Spielverderber.  :)

Ratschläge auf emotionaler Ebene gebe ich hier sehr selten, es ist auch ein kleiner aller Ratschläge die man geben könnte.
Nehme jede nur erreichbare Freude die Du bekommen kannst...sie bedeuten das Leben.
Es gibt keine kleinen Freuden, sondern nur , wie Du ja auch geschrieben hast " es hat mit eigenen Emotionen zu tun". 

Und wo ist eigentlich dieses Bergfest ?  :)

Grüß Dich
 

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