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Hilfe ich bin neu hier

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Grüny 1990:
Hallo , also ich bin Anke und bin neu hier , weis auch gar nicht recht wo und wie ich anfangen soll...die Spielautomaten haben meinen Geist übernommen ..Ich spiele nun sicher schon seit mehr als 6 Jahren, ich will und muss aufhören ...dachte tatsächlich schon daran mein Leben zu beenden ..es erscheint alles so aussichtslos, meine Kraft schwindet . Ich arbeite mich halb tot nur um meine spielsucht zu bedienen . Ich bin selbstständige Pflegefachkraft, eigentlich nicht unintelligent aber anscheinend verblödet.Mein Verstand setzt regelmäßig aus wenn ich am Automaten sitze ..stundenlang manchmal 6-10 Stunden oder länger. Hab mich für Spielhallen schon sperren lassen aber es gibt ja noch Möglichkeiten in irgendwelchen Bistros wo du ohne Kontrolle spielen kannst und das nutze ich weiter . Eine kurze Zeit ging es ohne dann kam das spielen mit Gewalt wieder , noch schlimmer . Ich weis theoretisch was zu tun wäre , habe meine Karte schon mal meinem Lebensgefährten  gegeben,das ich nicht ans Geld komme aber ich bin sehr überzeugend in dem was ich sage und hab sie wieder zurück erhalten ..finanziell bin ich am anschlag ...aber das schon jahrelang ..hab mich aber immer wieder rausgeschafft . Aber das hängt immer wieder über mir ...sind nur kleine Schritte bis zum aus.
Also nicht anders als bei anderen Spielern . Mein Leben ,meine Gedanken alles dreht sich in meinem Kopf.Existenzielle Ängste und das wissen das ich kurz vor dem großen Ende stehen werde wenn ich  nicht
 aufhöre . Aber jeder von euch weis es wie es ist und versteht sicher wie ich das meine .. Deshalb traue ich mich auch heute mal zu schreiben .  Eine Tochter weis das ich spiele ,das war schon schlimm genug ,so peinlich ....sie denkt aber das ich aufgehört habe und es wird darüber nicht mehr gesprochen . Nach außen wirke ich halt sehr überzeugend .. Aber ich merke wie ich immer mehr körperlich zerbreche .. das ist nicht auszuhalten. Ich komme aus dem Nachtdienst und am nächsten Abend vor der Arbeit ab zum spielen ...fahre extra früher und erfinde irgendwelche Arbeitszeiten ,essse lieber nix nur um spielen zu können . Hab ich mal frei ,gehts schon morgens los . Ich hasse mich mittlerweile.Mein Selbstbewusstsein ist nur noch als Fassade nicht mehr wirklich überzeugend von innen . Wenn ich hier schreibe  bin ich ja überzeugt nicht mehr zu spielen ...aber ich trau mir selbst nicht. Ich liebe es wenn der Automat klingelt oder ich 140 gedrückt habe und die anderen Spieler schauen sich um das es bei mir geklappt hat . Aber da hab Ich vielleicht schon 400 Euro reingeworfen .Die Anonymität in den kleinen Spielbereichen ist natürlich nicht so wie in einer großen spielhalle und das ist meistens von Nachteil..Beispiel wenn ich nicht Gewinne und stundenlang viel Geld rein werfe und oft gar nichts passiert ...dann merkst du wie alle Geiern ja an meinen Automaten zu kommen um mein Geld raus zu holen...also versuche ich es weiter ,weil ich ja glaube das irgendwann was passieren muss . Und so sitze ich mein halbes Leben vor dem Automat . Ich kann noch nicht mal aufhören wenn ich gewonnen habe ...dann meine ich ich bin der King und es kommt noch mehr ...total verblödet. Und dannn kommt das gefühl wenn alles wieder im Automaten ist ...das scheitern die leere ..das mit dir selbst hadern , das verfluchen des Spielens ..Tränen , Verzweiflung ..Wut auf dich selbst ..Zweifel an deinem Verstand .. völlige Erschöpfung ...nur Kaffee getrunken ,ein Päckchen Zigaretten geraucht ..kotzübel . Der Kontostand der dir sagt , du hast dein Geld wieder weggeworfen für stundenlange spielexzesse .
Ich habe auch natürlich keine Hobbys mehr ,wann denn auch ...entweder arbeite ich oder ich spiele . Ich Lüge mich ständig selbst an ...aber auch meine liebsten.Dieses Gefühl ...jetzt ist es eh egal jetzt kannst auch weitermachen .
Ich wünsche mir hier einfach Unterhaltung und eventuell Hilfe von euch ... ich möchte aufhören ohne Therapie .  Vielleicht möchte ich mir einfach nur die Seele freischreiben .. ich weis nicht ...ich bin sehr verzweifelt und traurig . Ich bin mittlerweile 54 Jahre alt habe früher selbst mal als Aufsicht in einer Spielothek gearbeitet ,habe die Spieler beobachtet und mitleidig auf dies herab gesehen wie sie ihr ganzes Geld in die Automaten geworfen haben .. und nun werde ich so gesehen ..obwohl ich das weis ..denke ich wenn ich reingehe ,nein bei mir ist das nicht so ..wenn ich rausgehe weis ich , ....bin genauso wie die die ich beobachtet habe . Relation von Geld ist schon lange nicht mehr vorhanden . 10 Euro ist nix mehr wert .. hunderte brauch ich zum spielen . Ich spiel nicht online nur real vor dem Automaten ... so jetzt hab ich aber geschrieben wie ein Weltmeister ... könnte aber noch so viel schreiben ..

amTiefpunkt:
Guten Morgen Anke,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, grandios, dass du dich getraut hast, zu schreiben.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst und was in deinem Kopf vorgeht, wenngleich die Spielsucht ein sehr komplexes Gebilde ist, und sich bei jedem ein wenig anders manifestiert.


--- Zitat ---Ich bin selbstständige Pflegefachkraft, eigentlich nicht unintelligent aber anscheinend verblödet
--- Ende Zitat ---

Natürlich bist du keines von beiden Anke, du bist spielsüchtig, also genau genommen krank. Und wenn du nicht bald gegen deine Krankheit vorgehst, wirst du daran zugrunde gehen, deshalb ist es umso wertvoller, dass du dir hier bei uns zunächst einmal um Hilfe suchst.

Du schreibst, du wüsstest, was eigentlich zu tun wäre und trotzdem hälst du deine Fassade aufrecht und beschützt deine Sucht wie ein Baby vor deiner Tochter und deinem Lebensgefährten. Wenn dein Lebensgefährte wüsste, wie es um dich steht, wenn er einen blassen schimmer davon hätte, was mit dir passiert, hätte er deine Karte behalten. Suche das Gespräch mit ihm und lege die Karten offen auf den Tisch, gehe mit ihm zu einer Beratungsstelle, damit er mehr über deiner Krankheit lernen kann. Empfehle ihm, sich auch selbst Hilfe in Foren holen, die Sucht ist tückisch...

Dein Weg aus der Sucht muss nicht zwangsläufig mit einer Therapie verbunden sein, Hilfe wirst du dennoch benötigen, von deiner Familie, Freunden und einer Selbsthilfegruppe, je breiter dein Netz gespannt ist, desto größer deine Erfolgsaussichten Abstinent zu werden und vor allem zu bleiben. Suche dir eine SHG - heute noch - und hole deinen Lebensgefährten ins Boot, gehe mit ihm zu einer Suchtberatung.

Anke, schnapp dir dein Leben zurück, du hast nur eines, es lohnt sich.
Es ist keine einfacher Prozess sich und vor allem anderen einzugestehen, dass man spielsüchtig ist.

Pack es an, ich und andere sind abstinent geworden, du wirst es auch schaffen!

aT

Jacky1:
Hallo Anke und auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum,

mir geht es da nicht anders als"amTiefpunkt" und kenne Deine Situation durchaus.
Deine Schilderung hat mir gut gefallen, Du bist zumindest für Dich selbst offen.
Und es tut mir unendlich leid, darin liegt wohl auch etwas Selbstmitleid wenn ich mich an einst erinnere.

Auf 140 zu drücken oder einen anderen Gewinn zu erzielen ist keine Leistung.
Daran festzuhalten um seinen Selbstwert zu stärken ist fatal.
Eine erziehende Mutter zu sein und alles dafür zu tun oder in einem sozialen Beruf tätig zu sein, ist eine Leistung.
Diese Kriterien erfüllst Du ja ausreichend.

Liebe Anke, es gibt rein gar nichts zu gewinnen für Dich an einem Automaten oder sonstigen Glücksspielen.
Was willst Du denn auch noch gewinnen, Du bist doch schon längst ein Gewinner.

Du bist nun hier, dass ist doch ein sehr guter Anfang.
Um endlich etwas zu ändern und Deine Seele auch wirklich freischalten zu können.
Im Kreise drehende Verhaltensweisen gilt es nun zu durchbrechen.
Du bist so viel mehr wert, so viel mehr.....

Es ist nicht so einfach, höre halt auf mit dem Spielen....leider nicht.
Doch genau dies wird nun angestrebt!
Du kannst Dir doch momentan nicht selbst vertrauen, Dein Suchtgedächtnis übernimmt dies ja für Dich.
Sich selbst wieder zu vertrauen setzt voraus es bei anderen auch gleich zu tun.
Ehrlich und offen, da werden sich schnell gute Wege finden lassen.
Und es geht sicherlich auch ohne Therapie, ich kann dies aber nicht beurteilen bei Dir.

Du bist nicht mehr alleine damit, hast Dich nun hier geöffnet.
Erschaffe Dir noch ein viel grösseres Team um Dich, sicherlich werden einige in Deinem Umfeld Dir sehr gerne ihre Hand reichen.
Dein Partner, Familie, beste Freunde.
Eine Suchtberatung oder eine SHG...siehst Du es nun, so viele Möglichkeiten.

Diese ganzen Schritte führen augenblicklich wieder dazu, nicht mehr traurig oder Verzweifelt zu sein.
Eventuell noch etwas Mitleidig wie ich gerade  :), doch selbst dies hält nur wenige Minuten.

Komm schon Anke...Kopf hoch, jetzt wird etwas getan.

Danke für Dein Mitteilen hier und alles Gute, von ganzem Herzen.

Höre nie mehr auf darüber zu berichten, hier oder bei Deinen Lieben.

Liebe Grüße           


 


Olli:
Hi Anke!

Auch von mir ein herzliches Willkommen.

Da ich mir denke, dass ich die Worte der Vorredner nicht noch mal in eigene Worte fassen brauche, gibt es für mich derzeit nur Eines auf diese Passage von Dir zu antworten:


--- Zitat ---könnte aber noch so viel schreiben
--- Ende Zitat ---

Schreibe so viel wie Du möchtest.

Fred:
Mensch Anke :)

Ein paar Absätze mehr und ich hätte schwören könne es wäer einer meiner eigenen Beiträge gewesen.
Du schreibst so herrlich plastisch und bis auf winzige Kleinigkeiten kann ich dich sooo gut verstehen.
Gute 30 Jahre lang war ich genau so wie du es beschreibst. Mal ein bisschen weniger, mal genauso :)

Du musst dich jetzt erstmal sortieren und eine Entscheidung treffen was du überhaupt willst.
Du bist nicht der einzige "Schwachkopf" der hier rumläuft. Es gibt noch jede Menge mehr.

Gruß aus Hamburg

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