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Hallo ich bin neu

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Jonasz321:
Hallo alle zusammen,

Ich möchte mir ein paar Minuten nehmen, um mich bei euch allen zu bedanken. Eure herzliche Begrüßung und Akzeptanz in dieser Gemeinschaft hat mir sehr viel bedeutet.

Es ist ermutigend zu sehen, wie offen jeder hier über seine Erfahrungen spricht und wie bereit jeder ist, zu helfen. Deine Worte, André, haben mich besonders berührt. Die Untersuchung unserer zugrundeliegenden Gedanken und Verhaltensweisen und die Art und Weise, wie wir unsere Beziehung zum Geld und zum Spiel verändern können, sind sehr wichtige Punkte.

Ich habe verstanden, dass es nicht nur darum geht, das Spiel aufzugeben, sondern die zugrundeliegenden Denkmuster anzugehen. Ich erkennen jetzt, dass ich ein ähnliches Muster hatte: Wenn ich gewinnen würde, hätte ich das Gefühl, dass das Geld "sauber" und erst dann für Privatausgaben verwendbar wäre. Es ist ein seltsames Muster, das zu durchbrechen schwierig ist, aber ich bin entschlossen, diesen Kampf zu führen.

Ich freue mich darauf, noch viel mehr von euch allen zu lernen und bin dankbar für die Unterstützung, die ich bereits in diesem Forum erfahren habe. Es ist herzerwärmend zu sehen, dass ich nicht alleine bin und dass es Menschen gibt, die sich um mich und meine Genesung kümmern.

Vielen Dank an euch alle.

Herzliche Grüße,
Jonasz

Andre12:
Moin Jonasz 321,

ja genau darum geht es. Erlernte  Verhaltensweisen, Gedankenmuster zu hinterfragen, neu zu bewerten, zu ändern. Oft habe ich als Spieler einfach impulsiv gehandelt, wenn, dann. Warum wusste ich gar nicht mehr.



Ich habe auch immer gekämpft. Damit hörte ich irgendwann auf. Denn diesen Kampf habe ich stets und ständig verloren. Ich habe  4 Jahre alles mögliche unternommen. Ich habe mich gar  nicht so auf das "nicht spielen" versteift, sondern eher auf mich konzentriert.
Was sind die Dinge die ich nicht aushalten kann ? Was ist so schlimm, das ich flüchten muss ?  Diese Dinge wusste ich im Grunde auch schon lange, aber was ich nicht wusste ist, was haben diese Dinge mit mir gemacht. ? Was waren meine Rückschlüsse daraus? Sind die richtig ? Das ging ja in der Kindheit los.

Verständnis und Akzeptanz für mich selbst. Kein Vorspielen, keine Erwartungshaltungen an andere. Ich hatte  alles dem untergeordnet. Ich habe gesagt, getan nur um irgendwas zurück zubekommen und oder zu vertuschen.  Damit hörte ich auf. Ich blieb bei mir, entlarvte mein Handeln, meine Lügen. Dann erst hörte das auf. Keine Enttäuschungen mehr. Kein Weglaufen mehr. Zu kapieren, bei aller Enttäuschung von außen, das ich am meisten mich selbst enttäuscht habe, ohne es zu merken. Ich gegen meine Werte verstoßen habe, sie zu haben, aber nicht zu kennen, geschweige danach gelebt.
Dann irgendwann viel eine riesige Last von meinen Schultern, die ich mir selbst auf erlegt hatte. Ich aufhörte die Welt zu verfluchen, immer gegen alle an, ich ganz allein bei mir alles suchte und fand. Nur ich selbst kann mich ändern, aber nicht andere oder ich andere. Mein Empfinden, meine Gedankengänge und meine daraus resultierendes Handeln waren ziemlich bekloppt, doch für mich einfach real.  Ich hoffe Du verstehst  eines Tages wovon ich rede.

 

Ich bin heute der Meinung, wer nur anfängt zu kämpfen gegen unsere Sucht, der hat von vornherein verloren. Sie kann unterbunden werden, mit Entzug des Suchtmittels, mit externer  Kontrolle,  aber ohne zeitgleich an sich zu arbeiten, kommt der Tag an dem  es wieder los geht.
Ich betrachte das wie mit dem Spiel selbst, wenn ich anfange zu spielen, habe ich schon verloren. Auch das wusste ich und habe es trotzdem getan.

Das alles zu verstehen war für mich ein ellenlanger Prozess. Aber heute kämpfe ich nicht gegen meine Sucht an, ich lebe mit ihr ohne sie ausüben zu müssen, ohne mich zwingen zu müssen. Völlig einfach.  Auch wenn es noch von Zeit zu Zeit Situationen gibt, bei denen ich aufpassen muss, gehen diese vorbei, ohne in den nächsten Tagen wieder da zu sein. Ich kann mich schützen.  Das hätte ich nach 30 Jahren spielen niemals geglaubt.


Also bleib am Ball.

Lieben Gruß

André


     

Jonasz321:
So wie du habe auch ich versucht, eine Art Tagebuch zu führen, als eine Form der Selbstreflexion. Ich habe es als einen Weg gesehen, meine Gedanken zu sortieren und einen positiven Fokus für meinen Tag zu schaffen. Leider war dies für mich nicht effektiv.

Nachdem ich etwa eine Woche lang regelmäßig Einträge gemacht hatte, fand ich, dass es eher eine Last als eine Hilfe war. Es fühlte sich an, als ob ich nur die Bewegungen durchlief und nicht die tieferen Vorteile einer solchen Übung erntete, die andere zu genießen schienen.

Während einige Leute den therapeutischen Wert einer solchen Aktivität wirklich schätzen, scheint es, dass es einfach nichts für mich war. Trotzdem glaube ich immer noch an die Wichtigkeit der Selbstreflexion. Ich suche nur noch nach der richtigen Methode für mich.

Andre12:
Moin Jonasz321,

eine Selbstreflexion auf die Art halte ich auch für schwierig, bzw. nicht zielführend.

Einfach aus dem Grund das Du so in Deiner "Blase" bleibst. Alles was Du Dir aufschreibst, weißt Du doch auch alles.
Das schreiben hilft in sofern, dass Du es los wirst, abgibst, aber es ändert ja nix.
Das ist genauso, wenn Du jdm. was erzählst, derjenige sich das aber nur anhören darf, aber sich nicht äußern soll. ( Erwähne ich nur zur besseren Verständnis)
Ich denke Du brauchst also einen Austausch. Gerade in der ersten Zeit um neuen Input zu bekommen, um Deine " Blase" verlassen zu können.

Bei mir war das wichtig zu lernen, wie diese Selbstreflexion funktioniert. Ich musste also in den Austausch gehen. Dann irgendwann, konnte ich  das auch für mich alleine.
Selbst die Gespräche die ich geführt habe, mit verschiedenen Personen, Suchtberater, Bezugstherapeuten waren ja nicht so, dass ich vom Stuhl aufsprang und schrie :Juhu  ich bin geheilt.  Auch hier musste ich erstmal vieles sacken lassen, verstehen. Dann aber irgendwann konnte ich mein Empfinden ändern, mein Verhalten ändern und somit vom Spiel loslassen. Dann erst konnte ich meine Irrtürmer, meine angenommen Grundsätze in Frage stellen , sprich mein Tagebuch, wenn ich denn eins geschrieben hätte, selbst analysieren, also reflektieren.



Was hast Du denn bis jetzt unternommen ? Suchtberatung ? SHG gesucht ? Hier viel gelesen ? Einkommen geschützt ? Was sind die Momente wo Deine Sucht schreit ? Was tust Du Dir gutes ? Achtest Du auf Dich ?

Das alles steht zum Beispiel nicht da, wenn Du Dein Alltag aufschreibst. Bestimmt aber zwischen den Zeilen, wenn Du es denn erkennst.
Jetzt die erste Woche Deines Tagebuches, was war denn  die Last ?  Es zu schreiben ? Zu lesen, das Du Dich im Kreis drehst ? oder oder ?
Auch da könntest Du was für Dich rausziehen, wenn Du Dir die richtigen Fragen stellst. Das müssen wir aber lernen.



Viellicht hilft Dir dieser Ansatz ?



Einen blöden Spruch habe ich noch.

Wenn ich was verändern will, ohne selbst was zu verändern, kann ich mich auch auf einem Bahnhof stellen und auf ein Schiff warten.


Lieben Gruß

André


Jonasz321:
Bis jetzt habe ich verschiedene Schritte unternommen. Ich habe eine Suchtberatungsstelle aufgesucht, Selbsthilfegruppen gefunden und viel gelesen, um mehr über meine Situation zu verstehen. Ich habe auch Maßnahmen ergriffen, um mein Einkommen zu schützen, da ich festgestellt habe, dass finanzieller Stress einer der Auslöser für meine Sucht ist.

Die Momente, in denen meine Sucht am stärksten ist, scheinen unvorhersehbar zu sein, manchmal ausgelöst durch Stress oder Langeweile. In diesen Zeiten versuche ich, mir Gutes zu tun, sei es durch Sport, ein gutes Buch oder ein Gespräch mit einem Freund. Ich bemühe mich, auf mich selbst zu achten und meine Bedürfnisse zu priorisieren.

Was das Tagebuchschreiben betrifft, so war die Belastung in der ersten Woche tatsächlich das Schreiben selbst. Es fühlte sich an, als würde ich mich im Kreis drehen. Ich verstehe jedoch, dass das Schreiben und Stellen der richtigen Fragen ein Prozess des Lernens und der Reflexion ist. Ich bin fest entschlossen, weiter darauf einzugehen und aus meinen Erfahrungen zu lernen. Ich schätze deinen Ratschlag und deine Fragen, sie haben mir definitiv einen neuen Blickwinkel eröffnet!

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