Moin Jonasz 321,
ja genau darum geht es. Erlernte Verhaltensweisen, Gedankenmuster zu hinterfragen, neu zu bewerten, zu ändern. Oft habe ich als Spieler einfach impulsiv gehandelt, wenn, dann. Warum wusste ich gar nicht mehr.
Ich habe auch immer gekämpft. Damit hörte ich irgendwann auf. Denn diesen Kampf habe ich stets und ständig verloren. Ich habe 4 Jahre alles mögliche unternommen. Ich habe mich gar nicht so auf das "nicht spielen" versteift, sondern eher auf mich konzentriert.
Was sind die Dinge die ich nicht aushalten kann ? Was ist so schlimm, das ich flüchten muss ? Diese Dinge wusste ich im Grunde auch schon lange, aber was ich nicht wusste ist, was haben diese Dinge mit mir gemacht. ? Was waren meine Rückschlüsse daraus? Sind die richtig ? Das ging ja in der Kindheit los.
Verständnis und Akzeptanz für mich selbst. Kein Vorspielen, keine Erwartungshaltungen an andere. Ich hatte alles dem untergeordnet. Ich habe gesagt, getan nur um irgendwas zurück zubekommen und oder zu vertuschen. Damit hörte ich auf. Ich blieb bei mir, entlarvte mein Handeln, meine Lügen. Dann erst hörte das auf. Keine Enttäuschungen mehr. Kein Weglaufen mehr. Zu kapieren, bei aller Enttäuschung von außen, das ich am meisten mich selbst enttäuscht habe, ohne es zu merken. Ich gegen meine Werte verstoßen habe, sie zu haben, aber nicht zu kennen, geschweige danach gelebt.
Dann irgendwann viel eine riesige Last von meinen Schultern, die ich mir selbst auf erlegt hatte. Ich aufhörte die Welt zu verfluchen, immer gegen alle an, ich ganz allein bei mir alles suchte und fand. Nur ich selbst kann mich ändern, aber nicht andere oder ich andere. Mein Empfinden, meine Gedankengänge und meine daraus resultierendes Handeln waren ziemlich bekloppt, doch für mich einfach real. Ich hoffe Du verstehst eines Tages wovon ich rede.
Ich bin heute der Meinung, wer nur anfängt zu kämpfen gegen unsere Sucht, der hat von vornherein verloren. Sie kann unterbunden werden, mit Entzug des Suchtmittels, mit externer Kontrolle, aber ohne zeitgleich an sich zu arbeiten, kommt der Tag an dem es wieder los geht.
Ich betrachte das wie mit dem Spiel selbst, wenn ich anfange zu spielen, habe ich schon verloren. Auch das wusste ich und habe es trotzdem getan.
Das alles zu verstehen war für mich ein ellenlanger Prozess. Aber heute kämpfe ich nicht gegen meine Sucht an, ich lebe mit ihr ohne sie ausüben zu müssen, ohne mich zwingen zu müssen. Völlig einfach. Auch wenn es noch von Zeit zu Zeit Situationen gibt, bei denen ich aufpassen muss, gehen diese vorbei, ohne in den nächsten Tagen wieder da zu sein. Ich kann mich schützen. Das hätte ich nach 30 Jahren spielen niemals geglaubt.
Also bleib am Ball.
Lieben Gruß
André
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….