Desweiteren gehe ich nun Anfang Februar für 8 Wochen in eine Klinik für Glücksspielsucht.
Wo mir hoffentlich geholfen wird und ich den kampf gegen meine Sucht angehen kann.
Und hat noch jemand Tipps für mich? Oder Erfahrungen über Klinik Aufenthalte ?
Für mich gehts an die Nordsee nach Breklum
Lg Joshi
Moin Joshi,
versuche mal das Wesentliche von meinen stationären Aufenhalt 2017 zu erläutern. ( so wie ich das noch in Erinnerung habe)
Rahmenbedingungen:
Wir Süchtigen wurden in 3 Gruppen aufgeteilt. Alkohol, Spielsucht und nach Polysüchten bestehend aus Alk, Drogen und Spielsucht)
Ich kam alsoin eine reine Spielsuchtgruppe ( 1 weibl.7 männl ) Wir hatten da ein seperates Haus mit einen gemeinsamen Aufenhaltsraum, Küche, Waschraum )
mit Einzelzimmer, was schon ziemlicher Luxus war, waren die anderen Guppen mind. zu zweit auf dem Zimmer.
Unsere Gruppe wurde von 2 Therapeuten/Psychologen begleitet. Es gab ein Aufnahmegespräch mit dem uns persönlich zugeordneten Therapeuten.Abgabe von Telfon/Laptop etc. Ärztliche Untersuchungen, ZImmerzuteilung, Wochenplan. Dann wars das auch schon. Ich war der einzige Neue an dem Tag und abends wurde dann intern erstmal fleißig ausgetauscht. Die ersten 2 Wochen durften wir das Klinikgelände nicht verlassen. Danach gab es Handy wieder und man durfte auf Wunsch am Wochenende nach Hause oder Besuch empfangen.
Wochenablauf
Die Tage sahen dann wie folgt aus : vormittags Gruppensitzung , nachmittags ebenfalls, die von einem Therapeuten geleitet wurde. Es wurde immer mit einer Befindlichkeitsrunde begonnen, aus der sich dann oft die Themen gestalteten oder wenn jemand was besonderes auf dem Herzen hatte.
Derjenige der dann "dran" war erläuterte dann das Thema aus seiner SIcht. Die Gruppe stellte dann Fragen und der Therapeut hakte nach oder gab Denkanstöße.
Es gab auch noch Gruppensitzungen mit vorgegebenen Themen wie : warte jetzt muss ich ganz tief graben.... Trigger, Säulen der Achtsamkeit, soziale Kompetenz, ähnlich wie bei einer vom Psychologen geführten SHG. Auf jeden Fall immer sehr anstrengend, aber immer hilfreich.
Es wurde ein Kassenbuch geführt, es gab Taschengeld ( was man vorher mitgebracht hatte) musste also jeden Bon aufbewahren ( Keine Buchung ohne Beleg
) Was ich anfangs auch ziemlich belächelt habe, aber es macht Sinn, um überhaupt den Wert des Geldes wieder zu schätzen, kennen zu lernen...
Donnerstags haben wir dann eine gemischte Gruppe aus uns Spielern und den Polysüchtigen gehabt. Diese wurde ohne Therapeuten oder sonstiges durchgeführt. Wir haben einen Moderator gewählt und los gings ..... Das war Hardcore, was ich da zuhören bekommen habe, nicht das ich mich von denen abgrenzte ( obwohl doch, tat ich damals ) Konnte aber auch in den Gesichtern von meiner Gruppe lesen, wie betroffen und emotional fertig wir alle nach diesen 1,5 Stunden waren. 1 x Sport am Freitag, 1 x Werken und freitags dann Einzelgespräch mit dem Therapeuten. ( Wochenrückblick, einzelne Themen, Kassenbuch)
Ich kann Dir nur raten, lasse Dich darauf ein, mache überall mit, übe Dich in der Gruppe zu öffnen. Ich habe mich immer nach jeder Sitzung zurückgezogen und alles was mir im Kopf rumschwirrte aufgeschrieben... tat auch gut. Sehe es nicht wie ein Krankenhausaufenthalt wo die Ärzte Dich gesunden lassen, sondern eine Möglichkeit, Dich um Deine Sucht, Deine Wahrnehmung und um Dich selbst zu kümmern.Du bekommst da Wege ,Denkanstöße weit über die Sucht hinaus aufgezeigt. Bleibe solange da wie Du kannst, darfst.
Mir persönlich hat meine stationäre Therapie sehr gut getan, mich auch persönlich weiter gebracht. Zu den damaligen Zeitpunkt meiner Entlassung war ich tatsächlich der Meinung ich habe es verstanden, so dass ich bereits nach 4 Wochen Therapie mich selbst entlassen habe. Es hält Dich da keiner fest, es liegt ganz alleine in Deiner Entscheidung.Nochmal 3 oder 4 Wochen später hing ich wieder vor den Automaten. Es waroder ist aber ein Bauteil zur meiner Abstinenz.gewesen, die ich dann 3 Jahre später auch erreichte.
Ich hatte 4 Wochen vor Antritt der Therapie, von meinem damaligen AG einen Niederlassungsleiterposten ( 40 Mitarbeiter) angeboten bekommen. Ich habe denen auch aufgrund der Therapie abgelehnt, weil mir ja meine Gesundung wichtiger war. Dann nach 4 Wochen ( quasi etwas längerer Urlaub ) vergass ich das und war voller Überzeugung der Meinung ich schaffe es ab jetzt. Heute sage ich mir, das war mein 30 jähriges ausübende Suchthirn, was mich da geleitet hat.
Also nutze die Zeit und nehme Dir die Zeit.
Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir eine gute Klinik, gute Therapeuten oder den richtigen Blick auf Deine Belange. Lass Dich nicht vom Spielerhirn leiten, habe Vertrauen in Dich selbst.
Lieben Gruß
André