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Ich bin verantwortlich

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Jacky1:

--- Zitat von: Taro am 02.05.2021 23:59:46 ---Nur was nützt all das Wissen. Frei aus einem Lied übertragen. Was nützt mir der Lastwagen von Wissen wenn die Einfahrt zum Herzen zu schmal des Gegenübers zu schmal ist.

--- Ende Zitat ---

Etwas was wohl jeder so oder so ähnlich erlebt hat:
Ein junges Paar, typisch verstrickt in der Scheiß egal Mentalität, doch aber schon noch motiviert und ich dachte event. mit Potential.
Die waren sehr nett und gegenseitige Empathie mehr als nur spürbar.
Wegweisend und mit fachkundigen Mitförderern an der Seite mauerten wir Ihnen ein Fundament.
Wohnung, Steuern, schier unüberschaubare Verschuldung, Krankenversicherung, therapeutische Versorgung, Starterkitt in die Selbstständigkeit bis hin zur Besorgung von täglichen Lebensmitteln.....alles organisiert uns stets mit Ihrem "naja" Mitwirken.
Und nicht zuletzt Freundschaft, die beiden waren an Weihnachten bei mir und meiner Familie, sangen mit meiner Mutter Weihnachtslieder.
Das Ganze ging nicht einmal 4 Wochen gut!

Dahinter steckte eine schon größere Logistik, Hoffnung und Vertrauen.
Zwei Affen hätten das hinbekommen, sie hätten erfahren dass man so ja nicht mehr seine Bananen klauen müsste.
Affen verraten, hintergehen und treten auch nicht, nachdem man Ihnen geholfen hat.

So denke ich dass einige Menschen schon wollen und es versuchen, aber einfach nicht können.
Dies wissen sie auch und versuchen es dennoch, was bleibt Ihnen auch anderes übrig.
Aber es macht keinen Sinn, jemanden zu fördern der sich nicht eingesteht aufgegeben zu haben.
Dann ist es halt ein dahinsiechen und ich weiß auch wie sich das anfühlt.

Wenn jemand zu blöd, unsicher oder hilflos auch in Emotionen ist, im Grunde nichts kann.
Muss er es sich eingestehen!
Sonst braucht er erst gar nicht anfangen etwas zu lernen oder zu verändern.
Es würde eh nur in Lügen enden.

Es muss nicht einmal eine Suchterkrankung dahinter stecken.
Hilfe bekommen sie natürlich immer.
Sie steht Ihnen auch zu.
Und manchmal, aber wohl nur manchmal fruchtet diese auch.


Liebe Grüße

Andre12:
Moin Jack,
Dein Beitrag stimmt mich heute morgen sehr nachdenklich. Ich musste ihn 3 mal lesen... Er bringt mich zum nachdenken über mich , mein Verhalten ggü. meinen Eltern , die es zwar nie geschafft haben, mir irgendwas von Wärme , Rückhalt geschweige sonst irgendwas vermittelt zu haben,  gegeben haben . Trotzdem waren sie auf Ihre Art für mich da ... ich bin gut erzogen , habe einen guten Beruf / Job etc ... da werden Sie mir ja nun doch was mitgegeben haben.. klar das emotionale blieb total auf der Strecke , hätte auch alles noch schlechter sein können... das waren halt Ihre Werte der Schein nach außen und das „auf eignen Füßen“ stehen.. hm vielleicht sollte ich dafür auch mal dankbar sein .
Ein bisschen Wut und Enttäuschung entnehme ich Deinen Beitrag, der mir auch noch mal zeigt , wie machtlos ich  selbst doch bin, wenn ich andere helfen will ( muss ) , wenn die es denn nicht  sehen können oder wollen , wenn die nicht bereit sein wollen / können Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Als Dankeschön bekommst noch nen Tritt . Das schmerzt und kostet viel Kraft , so wird es denn wohl auch vielen Angehörigen von Suchtkranken, psychisch Kranken , Eltern oder what ever ergangen sein oder noch ergehen. Da man sie liebt , lässt man sie nicht los ... obwohl ja genau das so oft der richtige Weg ist .

Auch ich hab mir oft die Frage gestellt , warum ich mir nicht helfen lasse habe , und ich komme immer wieder zum gleichen Schluss, es ging nicht , es war nicht zu sehen für mich , denn ich hab ja letzten Endes genau die 2 Punkte gelebt , die ich gelernt habe ....

Lg
André

Jacky1:
Hallo André,

unsere lieben Eltern......
Ich hatte/ habe  da so ähnliche, falls allen Ursprung in der Kindheit läge, dann tragen auch sie mit.
Meine Eltern waren der Grund weshalb ich nicht total in ein unehrenhaftes Leben geraten bin.
Was früher auch immer war, die emotionale Bindung stand für mich immer aufrecht.
Mein Stiefvater hat mich mehr geschlagen und angeschrien als ignoriert, immerhin.
Ich habe halt einfach seine Erwartungen nicht erfüllt und er wusste sich nicht anders zu helfen.
Es war sein Problem und nicht meines, ich war halt nur da und konnte nicht gehen.

Ihn trifft genau so wenig Schuld daran wie allen anderen denen ich begegnete.
Doch beeinflusste es sicherlich mich in meinen Gedanken und Handeln.
Entschieden habe ich dann ja selbst...Suchtkrank zu werden  :)

Freunde so geht das nicht!
Verantwortung zu tragen für sein Handeln, immerzu!
Doch glaube ich dass keiner hier an seinem erfahrenen Unglück ganz alleine schmiedete!
Es ist "legitim" Suchtkrank zu werden und es auch sehr lange zu bleiben.
Man kann hierbei nicht von einem Fehler sprechen, den man machte.
Es wurde halt zugelassen, man bekam etwas dafür und bevor man merkte dass es zum Untergang führt, war man schon mitten drin.
Keiner möchte Spielsüchtig werden, es geschieht einfach und wird ignoriert.
Dieser dann schier unbändigen Kraft dieser Krankheit muss man erst einmal entkommen.

Ich muss gestehen ich habe mir solange nicht helfen lassen, weil ich es halt auch nicht wollte.
Nun gut ...dieser Beitrag nahm irgendwie ganz plötzlich eine andere Richtung.

Schon lange empfinde ich keinen Groll mehr auf Menschen die sich mir gegenüber als schlecht erwiesen haben.
Denn auch ich habe viel dazu beigetragen und nun in der Hoffnung, das meine früheren "Opfer" genau so denken.
Daran arbeite ich jeden Tag meines Lebens.

Jaja, spät habe ich mich dafür entschieden.
Ging wohl nicht früher, ging halt einfach nicht.
Es war keiner da, dem ich so etwas schreiben oder erzählen konnte wie ich es hier gerade mache. 
Es konnte auch keiner da sein, denn ich war es ja auch nicht!

Meinen letzten Satz brauche ich gar nicht schreiben, André hat dies schon getan in seinem tollen Beitrag.

Liebe Grüße 
 

TAL:
Hallo,

in letzter Zeit wurde hier an verschiedenen Stellen viel geschrieben. Bisher kam ich nicht dazu, in einer ruhigen Minute zu antworten, obwohl mir viele Gedanken dazu im Kopf rumgeistern.
Ich lasse das jetzt zusammenfassend mal hier im Thread. Ich hoffe, das ist okay. Das ganze thematisch sortiert in mehrere Beiträge aufzudröseln bekomme ich gerade nicht hin.

Ja, Jacky, du hast recht. Niemand würde einfach an einem Blinden am Straßenrand vorbeigehen.
Niemand, außer mir.
Denn sehr oft sehe ich das Offensichtliche nicht, wenn man es mir nicht direkt sagt.
Das gilt aber ja auch andersrum. Was für mich offenkundig ist, ist deshalb noch lange nicht für Andere ersichtlich. Da wird es dann wohl manchmal schwierig.

Natürlich ist es dadurch leichter, zu verstecken, was man nicht sieht. Denn gerade weil man es doch noch irgendwie kann (wenn auch oft nur mehr schlecht als recht), versucht man es ganz von allein.
Ich schrieb es glaube ich auch schonmal drüben: Ich kann mich aber nicht darüber 'beschweren', nicht wahrgenommen zu werden, wenn ich alles daran setze, daß es so bleibt. Genau das ist ja das eigentliche Problem. Du sagst es ja selber: Erfahrungsgemäß fehlt das Vertrauen in die Gesellschaft, da niemand gerne 'abgestempelt' wird. Aufklärung würde helfen, aber aus genau diesem Grund möchte ich sie nicht leisten. Da schiebe ich die 'Verantwortung' von mir. Gleichzeitig ärgere ich mich dann über die Ignoranz Anderer. Das macht bei näherer Betrachtung keinen Sinn.

Und ja, bei Familie und Freunden ist das natürlich immer ungleich schwieriger. Wenn es mir wirklich mal über einen längeren Zeitraum nicht gutgeht, fällt das schon auf - sehr sogar.
Dann ärgere ich mich über mich selbst, und schäme mich dafür, mich nicht im Griff zu haben. Trotzdem ist der Gedanke daran, das Schneckenhaus zu verlassen, viel zu verstörend.

Andere können nicht wissen, was ich weiß. Oder was 'in mir vorgeht'.
Aber ich mag es auch nicht erklären, das kann ich gar nicht.
Die Frage sollte also nicht sein "Warum sehen die das nicht?", sondern "Warum sage ich nichts?"
Ja, da ist sie dann wieder... die Angst davor, nicht verstanden zu werden.

Warum trinkt ein Trinker? Warum spielt ein Spieler?
Sie wissen es doch eigentlich besser. Kann ja keiner behaupten, sie wüßten nicht um die negativen Folgen.
Doch jeder hat seine eigene Logik, die eigene Sicht auf die Dinge; aber diese zu erfassen, und dann gegebenenfalls ändern, ist manchmal ein wahnsinnig schwieriges Unterfangen, und ab und an sogar schlichtweg unmöglich.
Für Andere ist es Ignoranz, Sturheit, Arroganz, Starrsinn, Verarschung, Verblendung oder Dummheit. Für mich ist es 'normal'. Ich kann nicht mit dem Finger schnipsen, und plötzlich hab ich einen Löffel Erkenntnis für die Erleuchtung.

Nun ja, ich denke aufgrund eurer kürzlichen  Unterhaltungen jedenfalls gerade darüber nach, ob es wirklich immer einen 'Grund' gibt, und warum ich glaube, daß die Wahrscheinlichkeit, wieder zu spielen, nicht unerheblich von Äußeren Umständen abhängt - obwohl ich doch eigentlich ganz genau weiß, daß letztlich ich das Problem bin, und niemand sonst. Denn das merke ich ja immer wieder.

Jemand sagte vor ein paar Tagen im Chat, daß die 'Gefahr', wieder zu spielen, für ihn wohl deutlich höher wäre, wenn er Single wäre. Das sehe ich genauso, auch wenn das irgendwie unlogisch ist.
Ja, das ist recht absurd, denn zu Anfang meiner bisherigen Abstinenz war ich Single, und hatte auch sonst nicht mehr viel 'zu verlieren'. Ich würde trotzdem behaupten, daß es für mich nur ohne Beziehung überhaupt möglich war, dauerhaft trocken zu werden.
Von daher ist das irgendwie ein Widerspruch.
Erfahrungsgemäß sind viele meiner Ansichten von Außen betrachtet anscheinend widersprüchlich und schwer nachvollziehbar, auch weit über mein 'ungesundes Spielverhalten' hinaus.
Für mich selbst ist es aber nicht unlogisch, auch wenn es wohl so klingt.


--- Zitat von: Jacky1 im Thread "Hirnfunktion" ---Was einen letztendlich zur Sucht trieb wäre schon interessant, wenn jenes auch wieder dazu führen könnte, wieder erneut zu spielen.
--- Ende Zitat ---

Im Gegensatz zu Fred kam es bei mir bei einigen wenigen vergangenen Situationen gelegentlich schon vor, daß ich das innere Gefühlschaos noch deutlich nachempfinden konnte, wenn mich etwas plötzlich daran erinnerte - auch zwei oder fast drei Jahrzehnte später. Das kommt selten vor, aber wenn, dann ziemlich überraschend, und gilt ganz besonders für 'Negatives'. Hilflosigkeit, Überforderung, Unsicherheit... und ja, auch Angst. Er hat aber absolut recht damit: Ich kann es nicht ändern, und es hilft mir nicht weiter. Denn ich bin kein Kind mehr - und auch kein aktiver Spieler; weder abhängig, noch hilflos. Heute habe ich daher ganz andere Möglichkeiten. Diesen Freiraum habe ich mir geschaffen, und das ist gut und wichtig.
Ich habe auch nie nach einem Grund gesucht, da ich mir ziemlich sicher war, daß dies ein fruchtloses Unterfangen wäre.
Es gibt keinen Grund, nein. Keinen Greifbaren oder Spezifischen, kein 'Schlüsselereignis'.
Dennoch gibt es Dinge, die nicht passieren sollten. Sonst habe ich ein 'Problem'.
Denn ich bin nunmal ich. Gefangen in meinem eigenen Kopf war ich schon immer mein unberechenbarster Gegner.

Es gibt Menschen, die würden mir Dinge abnehmen, oder mir helfen. Jederzeit. Ich müßte ihnen nur sagen, wie und wobei. Das zu wissen ist beschämend und ermutigend zugleich. Die Scham ist das, was mir im Weg steht.
Im Gegensatz zu früher kann ich die Frage nach dem 'Wie' heute manchmal sogar beantworten. Mir selbst zumindest. Das ist immerhin etwas, und es hilft schon sehr. Wenn ich schon nicht um Hilfe bitten kann, weiß ich wenigstens, wie ich mir selber gewisse Dinge einfacher machen kann.
Kleine Schritte.
Denn ja, Kausalitätsketten gibt es immer, sich dem komplett zu entziehen ist nicht möglich.

Vorgestern hatte ich eine Unterhaltung über gewisse Adjektive, die man in Bewerbungen verwendet (meine Schwägerin ist gerade auf Jobsuche). Meine bessere Hälfte las ihre Bewerbung, und fragte mich: "Mhh... Schließen sich 'selbständig' und 'teamfähig' nicht gegenseitig aus?"
Ich meinte nur: "Könnte man meinen, ja. Bei mir wäre 'teamfähig' auch tatsächlich eine ziemlich dreiste Lüge. Trotzdem geht es nie ganz ohne, nirgendwo reicht 'selbständig' allein aus. Daher ist auch immer beides gefragt. Je nach Situation sind die Anforderungen an verschiedene Aufgaben ja unterschiedlich."
Beide nickten.
Meine Schwägerin schob dann noch lachend ein, es stimme schon, von den eigenen Kollegen genervt zu sein zeuge nicht gerade von 'Teamfähigkeit'. Ich habe davon abgesehen, ihr zu erklären zu versuchen, daß der Grund dafür bei Weitem nicht so simpel ist. Das ist mir zu anstrengend, und ihre Meinung nicht relevant genug, den Versuch zu unternehmen.

Aber ja, ich bin kein 'Teamplayer', allein bin ich besser darin, Probleme zu lösen - allerdings auch ein Meister darin, sie überhaupt erst zu schaffen. Mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen führt erfahrungsgemäß doch eher selten zum Erfolg. Das macht Offenheit notwendig, wenn das Miteinander gelingen soll. Zumindest bei nahestehenden Personen.
Das zu verstehen hat sehr lange gedauert, und die Umsetzung ist alles andere als einfach.

Doch auch wenn es, so wie es ist, besonders momentan oft anstrengend für mich ist, schätze ich die Gefahr, wieder zu spielen, zum jetzigen Zeitpunkt als sehr gering ein. Denn meine Bemühungen sind nicht einseitig, ich bekomme etwas zurück. Und ich verlasse meine Komfortzone, wenn ich es unbedingt muß. Nützt ja nichts.

Mhh... lange Rede, kurzer (oder eher gar kein) Sinn. Sorry für den Roman.

Ich gehe besser schlafen. Gute Nacht. :)

Taro:
Verantwortung übernehmen und auch bei Gegenwind dazu stehen. In Zeiten von Corona eine Herausforderung. Ob ich will oder nicht, es bilden sich verhärtete Lager, die ich sonst so nicht kenne. Ich habe im Bekanntenkreis Freunde die sich nicht impfen oder testen lassen. Grundsätzlich kann ich ja entscheiden ob ich mit solch einer Person in einem Raum sein möchte oder nicht. Trotzdem entstehen da immer wieder Diskussionen drüber und von einigen kommt neben den Unverständnis darüber einfach andere zu gefährden, richtiger Hass auf die Person durch.
Jetzt haben wir auch noch im Meeting eine Person die sich nicht testen lässt. Das wiederum kann das komplette Meeting crashen. Was für ein Mist.
Um das ganze noch auf die Spitze zu treiben, haben wir entschieden unsere Kinder nicht impfen zu lassen. Die Entscheidung stammt noch aus der Zeit, als die Stiko keine Empfehlung für Kinder ausgesprochen hat. Jetzt ist die Empfehlung ausgesprochen, aber auch um der Politik entgegen zu kommen wie die Impfkomission sagt.
Doof ist jetzt, daß die Kids durch das nicht geimpft sein teilweise ausgeschlossen werden.

Was ist richtig, was ist falsch. Wieviel Toleranz kann ich anderen entgegen bringen, wo muss ich stop sagen, weil Sie mir schaden könnten. Auf all die Fragen gibt es keine Eindeutigen Antworten. Und alle möglichen Antworten werden vom Umfeld gegeben. Für Selbsthilfegruppen ist die Einigkeit bei solchen grundsätzlichen Fragen die Grundlage der Genesung. Da wo es bis jetzt immer möglich war, ist jetzt zumindest Irritation.

Ich bin mir heute in vielen Dingen des Lebens sehr sicher. Bei der Corona Frage, den Umgang mit meinen Mitmenschen die sich nicht testen lassen wollen, bin ich es nicht. Ich bin da in einen fließenden Prozess, wo ich immer wieder nachjustiere. Wo es immer wieder neue Erkenntnisse gibt.
Was wird Jesus machen, ist für mich eine Sichtweise, wo ich zumindest nie den Menschen wegen der "Sache" aus den Blick verliere.
Taro

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