Der Therapieversuch ging von ihm aus, ja. Mein Freund ist seit 4-5 Jahren süchtig und das mit seinen jungen 23 Jahren.. und ich weiß es offiziell seit einigen Monaten. Wir sind „erst“ ein Jahr zusammen, ich habe aber eigentlich von Anfang an gemerkt, dass etwas nicht stimmt und mir ist früh aufgefallen, dass er häufig in die Spielothek geht und er oftmals Mitte des Monats kein Geld mehr hat bzw. Wir kaum was als frisches Paar unternommen haben.. damals sagte er noch, dass einfach nicht so sein Ding, da wusste ich noch nicht, dass er dafür einfach kein Geld übrig hat. Die Gewissheit, dass er krank ist, habe ich dann nach einem Gespräch mit seiner Mutter erhalten.
Dass dein Mann es weiß, kann ich mir gut vorstellen. Wenn er sich jedoch eingestehen müsste, wäre er quasi gezwungen irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen und da er keine Therapie machen möchte, gesteht er es sich vielleicht nicht ein und hat wahrscheinlich auch Angst davor? Ich verstehe dich so gut. Es geht eine Menge vertrauen flöten bzw. Es kann ja gar keins entstehen, wenn man immer wieder nur angelogen wird. Mitleid bekomme ich auch mit meinem Freund, denn er hat auch körperlich Symptome wenn er Spieldruck hat und es ist schwer mit anzusehen, wie er nach dem Spielen teilweise völlig ausgelaugt und niedergeschlagen zurück kommt oder völlig in Rage ist und versucht an mehr und mehr Geld ranzukommen. Du kannst ihm leider nicht helfen, das musste ich mir heute nun auch einstehen. Ich bin dennoch gewillt ihn weiterhin zu unterstützen, denn ich kann ihn nicht im Stich lassen, das widerstrebt mir total, aber ich bin an einem Punkt, wo mir eigentlich die Kraft fehlt und dennoch raffe ich mich immer wieder auf.. zumal er ja in eine ambulante Therapie geht ab nächster Woche und ich ihm diese Chance geben will, doch wenn er selbst nicht aus tiefsten Herzen aufhören will, wird gar nichts helfen..
Zu meiner Coabhängigkeit: Ich war bisher nur einmal in einer Beratungsstelle und wollte mir morgen noch einmal einen Termin machen.. Das Problem ist, ich weiß genau was ich falsch mache, doch ich kann es einfach nicht ändern. Ich versuche immer standhaft zu bleiben, ihm kein Geld mehr zu leihen, nicht immer wieder auf sein „das ist wirklich das letzte Mal“ zu hören.. denn ich weiß doch, dass es nie das letzte Mal ist. Ich zerstöre mich damit definitiv selbst, psychisch und insbesondere finanziell. Auch körperlich merke ich Veränderungen. Beispielsweise steigt mein Puls unheimlich schnell an, sobald er mich nach Geld fragt oder dergleichen. Ich bekomme dann Panik. Nachts liege ich oft weinend neben ihm und mache mir Gedanken wie es weiter geht. Dabei bin ich nicht nah am Wasser gebaut, seit ich ihn kenne, weine ich bestimmt wöchentlich.
Ich versuche den Frieden zu wahren, doch das ist ebenso hinterhältig und verlogen wie seine Spielsucht. Denn ihn spielen zu lassen und sogar noch Geld dafür zu geben, nur um Ruhe zu haben, ist einfach dumm..
Ich erwarte von ihm, dass er hart an sich selbst arbeitet aber auch ich muss das denn, denn mit einer Coabhängigkeit helfe ich ihm absolut nicht, im Gegenteil. Ich werde nun regelmäßig zur Beratungsstelle gehen und aktiv etwas dafür tun..
Die Therapie hat er nicht direkt abgebrochen. Er hat sich in der Klinik sehr unwohl gefühlt, aufgrund anderer Suchtkranker, der Lautstärke, das Essen etc. Ich befürchte jedoch, dass er insgeheim einfach wieder spielen gehen wollte und sich den Ausstieg aus der stationären mit einer ambulanten Therapie und der Hilfe von mir und seiner Familie schön geredet hat. Er selbst sagte, er habe Angst, dass er wieder Spieldruck bekommt, wenn er vorzeitig geht und dass es sich anfühlen würde wie Aufgeben, obwohl er doch unbedingt eine Therapie machen möchte, um endlich spielfrei zu sein.
Mein Text ist nun ein wenig lang geworden, aber das hat gut getan, mir mal ein wenig Luft zu machen. Vielen Dank dafür. Ich würde mich gern weiterhin austauschen.