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AlexandraX Tagebuch

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AlexandraX:
Da ich selbst krank bin, ist das Energielevel schnell verbraucht bzw im Tiefschlaf. Ich hasse das, aber es ist nicht zu ändern. Ich habe die Chance, jetzt mein Leben zu ändern. Nur, was will ich eigentlich? Verloren auf dem Lebensweg oder viel mehr, ich bin selten dazu gekommen, mir etwas zu überlegen.
Sport war immer schon wichtig, der liegt brach, ok, dann ist es so.
Der Freundeskreis ist stetig angewachsen, darüber freue ich mich sehr. Gottseidank sind alle zugewandt, wertschätzend, respektvoll; Schmarotzer, Nörgler, Menschen die mir nicht gut taten und Profitgeier habe ich schon lange aussortiert. Es wird mir immer mehr bewusst, welch Geschenk diese Freunde sind. Sie  haben alle, egal wie es ihnen ging, zu mir gehalten auch in den dunkelsten Zeiten. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar und sie wissen es auch. Es ist so wichtig, auch Positives zu vermitteln. Sie haben mir das Leben gerettet. Ja, es war so dramatisch.
Weihnachten ist immer eine schreckliche Zeit: die Sehnsucht nach Familie, die ich nie hatte, ploppt auf und ich lenke mich ab, so gut es geht. Dafür habe ich heute Stollen gebacken, etwas, das mir nicht wirklich liegt, iiih das Gematsche.... Aber ausprobieren ist die Devise. Erfahrungen sammeln, und seien sie noch so profan. Mal sehen, was mir heute noch einfällt, um bei mir zu bleiben und nicht in Grübeleien bzgl meines Sohnes zu verfallen. Ich muss ihn machen lassen und hoffe inständig, daß nicht im nächsten Monat wieder dasselbe Problem, weil noch kein Betreuer da ist, der ausstehenden Fixkosten auf mich zuschwappt. ::)

--- Zitat von: Taro am 09.12.2022 23:12:44 ---Spilsucht, Depressionen und ADS treten oft zusammen auf. Wichtig ist klar Prioritäten zu setzen, Ich bin klar Spieler. Meine Depression und ADHS müssen da hinten anstehen. Das bedeutet, ich machd alley um Spielfrei zu werden, dann kommen erst andere Krankheiten. Medikamente bei ADS können auch das spielen auslösen. Das kann letzlich nur Dein Sohn beurteilen.
Die Sicherung des Erbes kann man auch ohne Betreuer ereichen, wenn er es will.

Ich wünsch Dir viel Zeit für Dich.
Taro

--- Ende Zitat ---
Moin Taro,
bei ihm ist es umgekehrt: die Depression als Schulkind hat evtl weiter gewühlt, ADS wurde sehr spät diagnostiziert (älteres Schulkind) und nicht behandelt. Seine Erfahrungen sind nicht die Besten, deshalb lehnte er es ab. Mit der Konsequenz des ewigen Chaos' im Kopf und sich Anfeindungen vom Hals zu halten. Überall wurde kritisiert, gemobbt und hat später selbst gemobbt. Das Spielen begann letztes Jahr, wobei ich nicht weiß, wie lang vorher die "Grauzone" lief...
Nun mit dem Medikament ist er überhaupt erst in der Lage, immer öfter klare Gedanken zu fassen. Er war unglaublich konfus. Leider lehnt er wieder ein Arztgespräch ab, um die Medikation zu besprechen. Insofern kann ich nur feststellen, mein Sohn kann nichts realistisch beurteilen und muss aus schmerzhaften Erfahrungen selber lernen. Ob er überhaupt etwas daraus lernt, wage ich zu bezweifeln. Das hat in der Vergangenheit jedenfalls nicht geklappt. Und da sehe ich meine Schuld: das ständige Hinzuspringen und Situationen retten meinerseits, haben ihn wahrscheinlich immer passiver werden lassen....
Ganzt toll finde ich Dein Bemühen, spielfrei zu werden. Wie schafft man das überhaupt? Womit hat es bei Dir angefangen, magst Du dazu etwas sagen?
Liebe Grüße AlexandraX

Taro:
Moin Alexandra,

vieleicht set Ihr beide schon auf einem ganz guten Weg. Für mich der Schlüssel in die Spielfreiheit, ganz sicher die Selbsthilfegruppe.
In meinem Thread https://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php?topic=592.0  habe ich im Startbeitrag genau über Dein Thema geschrieben. Sicher interessant die Antworten.

Taro

AlexandraX:
Wieder wurde ich unruhig als ich nichts vom Sohn hörte und ich habe mich dagegen entschieden, mir seinen Kontostand anzuschauen. Ich will es nicht wissen. Wie soll ich sonst loslassen? Meine Katastrophengedanken (Wohnung verlieren, Arbeit verlieren und das ganze weitere Drama) muss ich fast gewaltsam zum Schweigen bringen. Das liegt mir überhaupt nicht. OK, meine Angst ist nicht seine und ich darf sie ihm nicht überstülpen. Das habe ich verstanden; nun muss das "nur" noch ins Gefühl integriert werden. Schwerstarbeit.
Schlafstörungen, es geschieht soviel Schlimmes im Freundeskreis, haben mich nachts geweckt, mehrere Stunden schlaflos. Ätzend.
Danke Taro für Deine Antwort. Ich habe Folgendes von Fred für mich Bedeutsames gefunden:
"Besondere Lebensumstände machten mir mein Verhalten und die notwendigen Konsequenzen deutlich."
Was muss mein Sohn noch erleben, damit er Konsequenzen ergreift? Ich brauche Geduld....  ::)habe ich nicht, will ich aber :D
Heute rief das Fachamt der Betreuung an, Altfälle sollen bis Ende Dezember abgeschlossen sein. Ich war so perplex, daß ich nicht nachgefragt habe, ob er dazu zählt. Ich musste weinen, das am Telefon zu unterdrücken hat mich abgelenkt von der Frage... Jedenfalls bin ich etwas beruhigt, es scheint ein Ende zu nehmen mit der Warterei und Armutsgedanken.
Erst wenn der Betreuer im Boot ist, kann ich ins Krankenhaus. Ich erfahre diese Woche, ob und wann das der Fall sein wird. Beim Antrag auf Betreuung im Sommer habe ich schon gespürt, daß ich nicht die Kraft für alles hatte. Aber wie es so ist, inmitten des Chaos wachse ich erstaunlicher Weise über mich hinaus und funktioniere. Seitdem gab es zwei Nervenzusammenbrüche, meine Freunde haben das mit mir ausgehalten. Das ist unschlagbar toll. Ich bin so dankbar, aufgefangen zu werden, ein Teil der Gemeinschaft zu sein...

AlexandraX:
Ich brauchte viel Ruhe die letzten Tage und habe mich nicht wirklich zu etwas aufraffen können. Das ist ok, ein Fortschritt, da der innere Antreiber die Klapppe hält.
Die Richterin hat noch gar kein Gutachten erhalten, diese ewige Warterei auf ein Vorankommen ist zermürbend.  Die Gutachterin war vor ca 6 Wochen im Gespräch mit Sohni. Und er hat der Richterin gesagt, erhabe alles im Griff. Das habe ich verneint, und die aktuelle Situation beschrieben. Sie versucht nochmal, ihn zu erreichen.
Ich habe nicht auf sein Konto geguckt, ich will es nicht wissen. Eigentlich schon, aber ich gewöhne es mir langsam ab, ihn auf alles Mögliche hinzuweisen bzw Rechnungen zu bezahlen. Er lernt aus Erfahrungen früher oder später und kann so sein Selbstwertgefühl aufmöbeln, hoffentlich. Die Betreuung macht er für mich, ja genau, daran erkennt man schon die Verdrängung, daß er ein Problem hat, dem er sich stellen muss. Dass so eine Betreuung Angst auslöst, kann ich mir gut vorstellen. Sie gilt, wenn eingerichtet, erst ein 1/2 Jahr, dann schaut der Richter weiter. Es wäre eine große Hilfe, die Finanzen zu klären und die Erbschaft zu sichern. In einem Jahr wurden ca 40.000€ verspielt. Und die meisten Rechnungen außer acht gelassen inkl Inkasso... Ich wäre damit auch entlastet, steige weiter aus aus meiner Rolle. Als einzige sich kümmernde Verwandte ist mein bisheriges Verhalten das eines CO- Abhängigen. Aus dieser Rolle kann ich erst vollkommen aussteigen, wenn jemand anders die Finanzen regelt. Momentan stelle ich mich darauf ein, daß die Januarrechnungen (Miete etc) nicht mehr gezahlt werden von mir. Obwohl es zuletzt nicht mehr mein Geld war, wiegt mir die Verantwortung dafür zu schwer- und hält das Problem am Laufen.
Dieser Abstand zu meinem Sohn tut mir nicht gut. Ich habe immer das Gefühl, ihn im Stich gelassen zu haben. Faktisch stimmt es nicht. Es ist ein altes Gefühl von mir, weil ich niemals unterstützt wurde vom Elternhaus. Meine Anstrengungen, im Leben zurecht zu kommen, haben mich oft an meine Grenzen gebracht. Es war schlicht niemand da, dem ich gewagt hätte, Fragen zu stellen. Also habe ich mich allein und einsam durchgeschlagen.
Das Gefühl ihn hängen zu lassen, ersetze ich langsam mit: er hat die Chance erwachsen zu werden.
Genug davon.
Heute gibt es nich einige schöne Dinge, die auf mich zukommen und das versüßt den Tag. Meine Vorhaben werde ich außerdem weiter verfolgen, und ich registriere, wie schön es ist, dafür Energie zu haben.

AlexandraX:
Gestern ging der Tag anstrengend los. Mein Gasversorger hat einfach eine hohe Summe abgebucht, wogegen ich schon vor 14 Tagen widersprochen hatte. Null Reaktion auf Emails und Foto Zählerstand. Ich dachte, mit einem Telefonat ließe sich das klären. Der 4. Mitarbeiter, dem ich dieselbe Geschichte erzählen musste (nach 1,5 Stunden Telefoniererei), brachte mich dann zum weinen. Das hat mich verstört, nahe am Wasser gebaut, ich? Ja, so ist es. Wenn ich mein Tagebuch nachlese, kommt es öfter vor in letzter Zeit. Die Reserven sind verbraucht.
Mir wurde dann angeboten, die Abbuchung zurück zu buchen, ein neuer Abschlag folgt ab Januar und die alte Rechnung wird korrigiert. Seit Beginn des Krieges bin ich geizig mit heizen, tagsüber in einem Raum 16°, andere Räume unbeheizt. Entsprechend gering ist der Verbrauch. Das zeigt sich im Zählerstand, der nicht beachtet wurde. Nun wird sich hoffentlich zeigen, daß alles korrekt abläuft.
Das erste Mal in der Angehörigengruppe Suchtkranker hat viel Staub aufgewirbelt, tat aber gut. Phasen in denen sich Angehörige von Suchtkranken befinden, wurden erläutert. Und natürlich das Befinden der Teilnehmer. Mir gefiel, daß wenige Angehörige da und Gespräche intensiv waren. Schwierig ist nach wie vor, daß ich mich nur allein um Sohni kümmern kann. Und das ohne Reserven... Schwierig ist auch, in welcher Form ich helfen kann. Eine Idee der Anderen Teilnehmer hört sich gut an, vielleicht bekomme ich das hin?
Gottseidank habe ich heute und morgen etwas Schönes für mich vor.

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